Kieferklemme

Die Kieferklemme ist eine sehr unangenehme und häufig auch schmerzhafte Beeinträchtigung, bei der der Mund nicht mehr wie gewohnt geöffnet werden kann. Die Kieferklemme ist allerdings keine eigenständige Erkrankung, sondern deutet immer auf andere Ursachen hin. Gerade deshalb gilt es, eine möglichst schnelle Abklärung anzustreben, um rasch zu einer richtigen Diagnose und wirksamen Therapie zu kommen. Wie es zu einer Kieferklemme kommen kann, mit welchen Symptomen sie einhergeht und welche Therapiemöglichkeiten Dir zur Verfügung stehen, erfährst Du hier.


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Kieferklemme

Was versteht die Medizin unter einer Kieferklemme?

Als Kieferklemme wird in der Medizin die Eingeschränktheit oder absolute Unfähigkeit verstanden, den Mund zu öffnen. Die Blockierung kann direkt durch Fehlfunktionen des Gelenks oder der Muskulatur oder aber reflektorisch aufgrund von Schmerzen beim Öffnungsversuch entstehen.

Wie unterscheidet sich die Kieferklemme von der Kiefersperre?

Die beiden Begriffe sind Gegensätze. Während bei der Kieferklemme die vollständige Öffnung des Mundes eingeschränkt oder sogar unmöglich ist, kann bei der Kiefersperre der Mund nicht mehr vollständig geschlossen und die Zähne nicht mehr aufeinandergepresst werden.

Wie sehen die Symptome einer Kieferklemme aus?

Die Hauptsymptomatik der Kieferklemme ist die schon beschriebene Eingeschränktheit oder Unmöglichkeit den Unterkiefer nach unten zu bewegen und damit den Mund zu öffnen. Dadurch sind zahlreiche notwendige Tätigkeiten wie die Nahrungsaufnahme oder auch das Sprechen eingeschränkt. Der Versuch der Öffnung kann häufig auch mit Schmerzen einhergehen.

Kann ein Knacken des Kiefers auf eine beginnende Kieferklemme hinweisen?

Ein Knacken im Kiefergelenk bei Bewegung desselben kann ein Hinweis auf eine Kieferklemme sein, kann aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen oder auch völlig ohne Krankheitswert bleiben. Das Knacksen selbst ist auf eine Veränderung des Kiefergelenks (Articulatio temporomandibularis) zurückzuführen. Dieses Gelenk verbindet den Unterkiefer mit dem Schädelknochen und ermöglicht dadurch eine gewisse Beweglichkeit, während der Oberkiefer fest im Schädelknochen verankert ist und damit keinen Bewegungsspielraum hat. Das Öffnen und Schließen des Mundes erfolgt daher allein über die Beweglichkeit im Kiefergelenk.
 
Durch seinen komplexen Aufbau ermöglicht das Kiefergelenk nicht nur eine Auf- und Abbewegung (Öffnung und Schluss), sondern auch Seitwärtsbewegungen (Kauen und Mahlen) und ein Vor- und Zurückschieben des Unterkiefers. Bei Verlagerungen und Fehlstellungen der bindegewebigen Knorpelscheibe zwischen den Knochenanteilen kann es bei bestimmten Bewegungen zu Knackgeräuschen kommen.

Sind Ohrenschmerzen bei einer Kieferklemme möglich?

Auch Ohrenschmerzen können aufgrund der anatomischen Nähe zwischen Kiefergelenk und knöchernen beziehungsweise knorpeligen Anteilen des Gehörganges bei einer Kieferklemme auftreten. Umgekehrt kann eine Entzündung des Gehörganges nicht nur zu lokalen Schmerzen, sondern auch zur Ausstrahlung ins Kiefergelenk und damit zur schmerzhaften Bewegung und Kieferklemme führen.

Können Wangenschmerzen und Halsschmerzen mit einer Kieferklemme zusammenhängen?

Schmerzen in den Wangen können je nach Ursache der Kieferklemme insofern im Zusammenhang auftreten, als dass es zu einer Ausstrahlung in die Wangenmuskulatur kommt. Auch kann es zu direkten Verspannungsschmerzen der Wangenmuskulatur infolge einer Fehlstellung des Kiefergelenks kommen, die dann ebenfalls in Kombination mit einer Kieferklemme auftreten. Typische Halsschmerzen sind in Zusammenhang mit einer Kieferklemme allerdings eher unwahrscheinlich.

Wie kann die Kieferklemme mit Zahnschmerzen zusammenhängen?

Ein Zusammenhang zwischen einer Kieferklemme und Zahnschmerzen ist sehr häufig und naheliegend, da Schmerzen, die von den Zähnen ausgehen, häufig in die Kiefergelenke ausstrahlen und damit die Bewegung beeinträchtigen. Zahnschmerzen treten hierbei am häufigsten aufgrund von Zahnwurzel- oder Zahnfleischentzündungen, Karies, Zahndurchbrüchen oder nach Zahnbehandlungen auf.

Wie lange dauert eine Kieferklemme?

Die Dauer kann individuell sehr unterschiedliche sein und hängt maßgeblich mit der Ursache zusammen. Bei vorübergehenden Muskelkrämpfen kann sie nur wenige Sekunden oder Minuten dauern, bei entzündlichen Prozessen einige Tage, bei komplexeren Veränderungen oder degenerativen Ursachen sogar Monate bis Jahre.

Wie lässt sich die Kieferklemme einteilen?

Die Symptomatik der Kieferklemme lässt sich in drei Schweregrade einteilen:

Grad I: bezeichnet eine nur minimal eingeschränkte Mundöffnung.

 

Grad II: hier beträgt die maximale Mundöffnung circa 10mm.

 

Grad III: Der Mund kann nur mehr knapp 1mm geöffnet werden, Betroffene sind daher sehr stark eingeschränkt.

Abgesehen von der Einteilung nach Schweregraden, wird die Kieferklemme typischerweise auch hinsichtlich des Ortes des Auftretens differenziert. Man unterscheidet hier je nach Ursache der Kieferklemme eine einseitige (unilaterale) und eine zweiseitige (bilaterale) Symptomatik. Eine einseitige Symptomatik ist vor allem bei lokalen Entzündungen, die zum Beispiel nur einen Zahn betreffen, möglich. Degenerative Erkrankungen und Abnutzungserscheinungen des Kiefergelenks hingegen treten meist auf beiden Seiten gleichermaßen auf und führen daher zu einer bilateralen Kieferklemme.

 

Welche Ursachen hat die Kieferklemme?

Myogene (muskuläre) und neurogene (nervliche) Ursachen
Krämpfe der Kaumuskulatur führen insgesamt zu einer erschwerten Mundöffnung, da jene Muskeln, die für das Schließen des Mundes zuständig sind, stärker sind als jene, die die Mundöffnung bewirken. Auch Krämpfe der Kaumuskulatur können sehr unterschiedliche Ursachen haben, am häufigsten können sie im Rahmen einer Epilepsie auftreten. Weitere Ursachen sind Krämpfe infolge von Elektrolytentgleisungen, Krämpfe durch Infektionen der Gehirnhaut (Meningitis) oder ausgelöst durch eine Infektion mit dem Tetanus-Bakterium, wodurch eine Erkrankung namens Wundstarrkrampf ausgelöst wird.
 


 
Arthrogene (gelenksbedingte) Ursachen
Gemeint sind hierbei vor allem degenerative Erkrankungen des Kiefergelenks, die häufig zur Folge haben, dass die Bewegung des Unterkiefers erschwert oder sehr schmerzhaft ist. Betroffen sind vor allem Personen mit Kiefergelenkarthrose, also einer Abnutzung der Bandscheiben zwischen den beiden knöchernen Anteilen. Durch diese fortschreitende Abnutzung liegen die Knochenteile des Unterkiefers und des Schädelknochens praktisch aufeinander, die vermehrte Reibung führt zu Schmerzen.
 


 
Inflammatorisch (entzündlich) bedingt
Entzündungen im Bereich der Zähne können zu solch unangenehmen Schmerzen führen, dass ein Öffnen des Mundes reflektorisch auch nicht mehr möglich ist. Am häufigsten kommt dies bei Beschwerden der Backen- und Weisheitszähne vor, beispielsweise nach operativer Weisheitszahnentfernung oder im Rahmen eines Weisheitszahndurchbruchs. Kommt es zu einer Abkapselung des Entzündungsherdes spricht man von einem Abszess, der häufig nicht mehr durch Medikamente behandelt werden kann, sondern chirurgisch eröffnet werden muss. Wird eine Infektion im Kieferbereich nicht behandelt, können sich Keime weiter vermehren und im schlimmsten Fall zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen.
 


Welche weiteren Ursachen gibt es?

Hier ist allem voran die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zu nennen. Dabei handelt es sich um einen Überbegriff, der unterschiedliche Mechanismen zusammenfasst, die zu einer Verlagerung im Gelenk und infolge zu einer Fehlfunktion des Kiefers und der Kaumuskulatur führen. Die Entstehungsmechanismen sind vielfältig, häufig sind Fehlstellungen der Zähne oder stressbedingtes Zähneknirschen Auslöser. Die CMD wird daher häufig mit hoher psychischer Belastung oder Depressionen in Verbindung gebracht. Ebenso vielfältig sind die Symptome: Eine Kieferklemme (ebenso wie die Kiefersperre) kann bei CMD neben Schwindel, Schluckbeschwerden, Tinnitus und Schmerzen im Bereich der Kiefer, der Kaumuskulatur, der Halswirbelsäule oder des Kopfes, nur eines von vielen Symptomen sein.

Eine Kieferklemme kann auch traumatisch bedingt sein und durch Unfälle oder starke Gewalteinwirkung auf den Kieferknochen oder das Kiefergelenk entstehen. Dabei kann es nämlich sowohl zu Ver- und Ausrenkungen des Gelenks als auch zu Knochenbrüchen kommen. Die Fähigkeit, den Mund zu öffnen, ist dann häufig nicht nur funktionell, sondern auch schmerzbedingt nicht mehr möglich.

Kann eine Kieferklemme nach einer Wurzelbehandlung auftreten?

Ja, eine vorübergehende Kieferklemme zählt zu den häufigsten Beschwerden nach einer Wurzelbehandlung und ist auf die Überempfindlichkeit des Bereichs, auf die Schwellung und auf Schmerzen nach dem Eingriff zurückzuführen,

Für welche weiteren Krankheiten kann die Kieferklemme ein typisches Anzeichen sein?

Parotitis

Unter einer Parotitis versteht man eine (bakterielle) Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea). Häufig entsteht sie, indem Bakterien aus der Mundhöhle über die Ausführungsgänge der Speicheldrüse hochwandern. Die Parotitis geht mit einer starken Schwellung der Region rund um die Drüse einher, sodass es auch zum erhöhten Druck auf das Kiefergelenk kommen kann. Gelegentlich treten auch Fieber und ein Abfließen von Eiter in die Mundhöhle auf.

Mumps

Bei Mumps handelt es sich um eine Infektion mit dem Mumpsvirus, die typischerweise im Kindesalter auftritt und verschiedene Organe, darunter auch die Ohrspeicheldrüsen befallen kann.

Meningitis

Unter einer Meningitis wird eine Entzündung der die Gehirnstrukturen umgebenden Gehirnhaut verstanden. Meist wird sie durch Bakterien oder Viren, seltener durch Pilze ausgelöst. Die Gehirnhaut umgibt das gesamte zentrale Nervensystem bestehend aus Gehirn und Rückenmark und kann daher zu einer sehr ausgeprägten Symptomatik mit hohem Fieber, neurologischen Ausfällen, Krampfanfällen, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen führen.

Wann sollte man bei einer Kieferklemme einen Arzt aufsuchen?

Ein einmaliges, kurzfristiges Auftreten einer Kieferklemme wirst Du in der Regel nicht als große Problematik wahrnehmen. Kommt es allerdings zu häufigen rezidiven oder ist die Kieferklemme verbunden mit zunehmenden Schmerzen im Kieferbereich oder gar Fieber, solltest Du eine baldige Abklärung anstreben.

Zu welchem Arzt gehe ich bei einer Kieferklemme?

Der erste Weg wird Dich auf jeden Fall zum Hausarzt oder zu Deinem Zahnarzt führen. Diese können durch das Erheben einer Anamnese, der genauen Symptomatik und einer möglichen Vorgeschichte eine erste Zuteilung treffen, durch welche Ursachen die Kieferklemme entstanden sein könnte. Bei entsprechender Notwendigkeit wird eine weitere Überweisung zu einem Kieferorthopäden oder Kieferchirurgen erfolgen.

Wie erfolgt die Diagnose der Kieferklemme?

Zu den ersten diagnostischen Schritten gehört neben einem ausführlichen Gespräch und der Erhebung aller Begleitsymptome die Messung der Schneidkantendistanz, die letztendlich erst eine Graduierung der Kieferklemme ermöglicht. Auch wird Dein Arzt wissen wollen, wie häufig und wie lange die Kieferklemme auftritt.
 
Ein weiterer Schritt ist in jedem Fall eine zahnärztliche Begutachtung, diese kann durch die geringe Mundöffnung allerdings erschwert sein, sodass zuvor schon eine ausreichende Schmerzbehandlung stattfinden muss, um den Mund weit genug öffnen zu können. Gegebenenfalls können bildgebende Untersuchungen (Röntgen, MRT) notwendig sein, um das genaue Problem zu erkennen (beispielsweise bei Fehlstellungen des Kiefergelenks). Eine Laboruntersuchung des Blutes oder ein Abstrich aus einer möglichen Wunde (beispielsweise nach Operation) können hinweisend für ein entzündliches oder infektiöses Geschehen sein und lassen eine Zuteilung zu, welcher Keim verantwortlich ist.

Kann eine Kieferklemme von allein weggehen?

Ja, vorübergehende Kieferklemmen durch muskuläre Verspannungen, gewisse Arten von Krämpfen oder Entzündungen der Mundhöhle oder der Backenzähne, können auch von allein ausheilen beziehungsweise nur einmalig auftreten.

Wer ist am häufigsten von einer Kieferklemme betroffen?

Betroffen sind beide Geschlechter ungefähr gleichermaßen und das in eigentlich allen Altersgruppen. Begünstigende Faktoren für die Entwicklung einer Kieferklemme finden sich vor allem bei Menschen mit unbehandelten Zahnfehlstellungen, bei Seitenschläfern, da hierbei oftmals besonders hoher Druck auf den Unterkiefer und das Kiefergelenk ausgeübt wird, und bei Personen mit hohem Stresspotenzial, bei denen es oft zu einem Zähneknirschen oder einem unbewussten Zusammenpressen der Kiefer kommt.

Welche Folgen hat die Kieferklemme für die Patienten?

Je nach Ursache, Ausprägung und Schweregrad der Kieferklemme kann es bei betroffenen Personen durch eine Kieferklemme häufig zu einem hohen Leidensdruck kommen. Denn abgesehen von den offensichtlichen Einschränkungen beim Sprechen oder bei der Nahrungsaufnahme, geht die Kieferklemme mit Schmerzen beim Versuch den Mund zu öffnen einher. Reflektorisch führt dies zu einer Schonhaltung, potenziell schmerzhafte Bewegungen werden vermieden. Abgesehen davon ist die Kieferklemme nur ein Symptom unterschiedlicher anderer Erkrankungen, die häufig mit weiteren Beschwerden oder Schmerzen einhergehen, was die Situation umso mehr erschwert.

Wie lässt sich eine Kieferklemme nicht-operativ behandeln?

Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich nach den auslösenden und ursächlichen Gründen für die Kiefersperre.

 

Bei lokalen, entzündlichen Veränderungen der Kaumuskulatur oder der Backenzähne stehen als therapeutische Maßnahmen schmerzlindernde und antientzündliche Medikamente zur Verfügung. Diese können sowohl oral eingenommen als auch durch den behandelnden Arzt lokal injiziert werden.

Im Überblick:

  • Medikamentöse Behandlung

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  • Aufbiss- und Repositionsschienen

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  • Muskelrelaxantien

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  • Injektionen mit z.B.: Botulinumtoxin

Bei mechanischen Ursachen und im Zusammenhang mit einem kraniomandibulären Syndrom stehen neben einer adäquaten Schmerztherapie vor allem physiotherapeutische und physikalische Ansätze im Mittelpunkt. Spezielle Aufbiss- und Repositionsschienen aus Kunststoff dämpfen die mechanische Beanspruchung im Gelenk und führen dauerhaft zu einer Entlastung, wodurch sich auch die Symptomatik schrittweise bessert.
 
Zusätzlich bewirken solche Schienen, dass der Unterkiefer zunehmend wieder in seine alte Position gebracht wird und dass es langsam zu einer Anpassung der Muskulatur kommt. Physiotherapeutische und osteopathische Maßnahmen sollen Verspannungen vermindern und wichtige Muskelgruppen aktivieren und mit bestimmten Übungen und Techniken ein „richtiges“ Öffnen und Schließen des Mundes sowie Kauen und Beißen trainieren. Physikalische Therapiemethoden arbeiten mit Wärme- oder Kälteanwendungen, Ultraschall, Infrarotlicht oder Massagen.
 
Stehen Fehlstellungen des Kiefers oder einzelner Zähne im Vordergrund und führen so zu muskulären Verspannung und infolge zu einer Kieferklemme, steht in erster Linie ein Besuch beim Zahnarzt auf dem Programm. Dieser kann mittels Zahnspange Fehlstellungen korrigieren oder durch Abschleifungen einzelner Zähne Höhenunterschiede ausgleichen und damit den Biss optimieren.
 
Außerdem kann Dein Arzt bei myogenen Ursachen auf Muskelrelaxantien, also Medikamente, die die Muskulatur entspannen, zurückgreifen. Bei Muskelkrämpfen als Hauptursache zum Beispiel im Rahmen eine Epilepsie oder anderer neurologischer Erkrankungen kommen häufig auch antiepileptische Medikamente und Neuroleptika zum Einsatz.
 
Versagen sowohl schmerzstillende als auch muskelrelaxierende Medikamente, kann der Spezialist durch gezielte Injektionen bestimmte Nerven lahmlegen, was zu einer Besserung sowohl der Schmerzen als auch einer Krampf- und Verspannungssymptomatik führen kann. Häufig zum Einsatz kommt dabei Botulinumtoxin, ein Wirkstoff, der die Reizübertragung zwischen Nerv und Muskel hemmt.

Wie lässt sich eine Kieferklemme mithilfe einer OP beheben?

Auch operative Eingriffe können in einzelnen Fällen notwendig werden, dies hängt allerdings nicht nur von den Ursachen der Kieferklemme ab, sondern auch vom Patientenwunsch und möglichen Begleiterkrankungen und Risikofaktoren.

Wann ist eine Operation der Kieferklemme sinnvoll?

Absolut sinnvoll und notwendig ist eine operative Sanierung dann, wenn Unfälle, Traumata oder offensichtlichen Verletzungen und Knochenbrüche im Bereich des Kiefers oder Kiefergelenks ursächlich sind. Hier wird an einem chirurgischen Eingriff oftmals kein Weg vorbeiführen.
 
In den meisten anderen Fällen kommen in der Regel zuerst nicht-operative Maßnahmen zur Anwendung und werden ausgeschöpft, sodass erst bei einem Versagen all dieser Ansätze eine Operation in den Vordergrund rückt.
Stehen beispielsweise kieferorthopädische Fehlstellungen im Vordergrund, die der Zahnarzt nicht mittels Zahnspange oder nicht-invasiven Eingriffen beheben kann, kann ein operativer Eingriff durch den Kieferchirurgen notwendig werden. Je nach Ausprägung der Fehlstellung kann der Chirurg dabei sowohl einzelne Zähne als auch ganze Zahnreihen neu positionieren.

Was passiert vor der Operation?

Wie vor jeder Operation hat Dein behandelnder Arzt die Pflicht, Dich über den Ablauf des Eingriffs, mögliche Risiken und Komplikationen, aber auch über die Nachbehandlung und das zu erwartende Ergebnis im Detail aufzuklären. Dabei hast Du stets die Möglichkeit, offene Fragen zu klären und mögliche Bedenken zu besprechen. Bevor eine Operation geplant werden kann, müssen zudem mögliche Risikofaktoren durch Begleiterkrankungen oder regelmäßig einzunehmende Medikamente ausgeschlossen werden. Findet die Operation in Vollnarkose statt, steht zudem auch noch ein Gespräch mit einem Anästhesisten auf dem Programm.

Was muss ich vor einer Operation beachten?

Setze rechtzeitig blutverdünnende oder antidiabetische Medikamente ab

Am Tag der OP solltest Du nichts mehr essen oder trinken

Verzichte vor dem Eingriff auf Nikotin & Alkohol

Wie vor jedem operativen Eingriff solltest Du am Tag der OP nichts essen und trinken, sodass die Narkose komplikationslos durchgeführt werden kann. Auch Alkohol und Nikotin sind vor einem operativen Eingriff ein No-Go! Blutverdünnende oder antidiabetische Medikamente müssen rechtzeitig vor der Operation abgesetzt werden.

Wie verläuft die Operation bei einer Kieferklemme?

Der genaue Ablauf der Operation hängt vom geplanten Eingriff ab. Bei Kieferklemmen aufgrund eines Abszesses im Kiefer muss dieser chirurgisch eröffnet werden, damit sich der Eiter entleeren und eine Heilung stattfinden kann. Dabei handelt es sich in der Regel nur um einen kleinen Eingriff, der auch in örtlicher Betäubung durchgeführt werden kann.

Frakturen des Kiefers oder Kiefergelenks werden meist dann operiert, wenn es zu Verschiebungen der Knochenanteile kommt. Vorab wird der richtige Zugang gewählt, um zur Frakturstelle zu kommen und die Knochenteile wieder in die korrekte Position zu rücken. Die Knochenteile werden dann meist verplattet oder mit Schrauben versorgt, sodass es nicht zu einer weiteren Verschiebung kommt.
 
Bei Verschiebungen im Kiefergelenk (Discusverlagerung) müssen je nach Verlagerungsrichtung des Gelenksköpfchens Teile des Knochens oder des Knorpels abgetragen werden, um ein korrektes Zurückgleiten in die Gelenkpfanne zu ermöglichen.
 
Eine komplette Entfernung des Gelenkköpfchens hingegen ist in der Regel nur sehr selten bei großen Tumoren oder bei Zertrümmerungen nach Unfällen notwendig. Bei sehr ausgeprägten arthrotischen Veränderungen des Gelenks und starker Abnutzung des Gelenkknorpels kann der Chirurg einen Knorpelersatz durchführen, bei dem heutzutage sowohl körpereigenes als auch künstliches Gewebe zum Einsatz kommen kann.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Direkt nach der Operation wirst Du in den Aufwachraum gebracht, wo Du für einige Stunden noch intensivmedizinisch überwacht wirst. Vor allem in den ersten Tagen nach der Operation ist mit Einschränkungen beim Sprechen, Essen und Trinken zu rechnen. Im Normalfall kommt es allerdings zu einer schnellen Regeneration, sodass Du schon nach wenigen Tagen auch wieder feste Kost aufnehmen kannst. Auch Schmerzen sind keine Seltenheit, diese können im Rahmen des stationären Aufenthalts gut mit Infusionen therapiert werden. Meist wird noch im Zuge des Krankenhausaufenthaltes mit einer Mobilisierung begonnen, sodass ein Zurechtkommen im Alltag zu Hause leichter möglich ist.

Welche Risiken und Komplikationen können bei der Behandlung der Kieferklemme auftreten?

So unterschiedlich wie die Behandlungsansätze sind auch die möglichen Risiken und Komplikationen. Bei medikamentösen Behandlungsformen stehen vor allem die jeweiligen Nebenwirkungen der Medikamente im Vordergrund. Physiotherapeutische und physikalischen Therapieformen hingegen sind meist recht nebenwirkungsarm, können sich jedoch als sehr langwierig herausstellen. Wie bei praktisch allen operativen Eingriffen zählen auch bei Operationen am Kieferknochen oder -gelenk vor allem Unverträglichkeiten der Narkose, Infektionen oder Verletzungen von anderen Strukturen (Blutgefäße, Nerven) zu den häufigsten Risiken.

Kann ich eine Kieferklemme selbst lösen?

Eine Kieferklemme kann sich wie bereits erwähnt auch von selbst lösen oder nur kurzfristig auftreten, häufig ist dann keine langwierige Abklärung durch einen Arzt notwendig. Tritt die Kieferklemme im Rahmen einer craniomandibulären Dysfunktion auf, können gezielte Stressreduktion, Atemübungen und Entspannungsübungen für die Muskulatur auf jeden Fall helfen die Schmerzsymptomatik zu lindern und langfristig zu einer Besserung zu führen. Auch sollen Übungen, die im Rahmen der Physiotherapie erlernt werden (z.B. Massagen oder Bewegungsübungen), weiterhin zu Hause durchgeführt werden.

Darf versuchen eine Kieferklemme gewaltsam zu öffnen?

Nein, in keinem Fall solltest Du versuchen, den Mund gewaltsam zu öffnen oder sogar mit Werkzeugen oder ähnlichem nachzuhelfen. Häufig ist dies allerdings aufgrund der starken Schmerzen beim Versuch der Mundöffnung gar nicht möglich.

Ist bei der Kieferklemme Wärme oder Kälte besser?

Auch hier ist die Art der Anwendung wiederum von der Ursache der Kieferklemme abhängig. Bei entzündlichen Prozessen, Überwärmung und starker Schwellung ist eine Kühlung hilfreich und kann auch zur Linderung der Schmerzen beitragen. Bei muskulären Ursachen hingegen (Verspannungen, Fehlstellungen) werden Wärmeanwendungen bevorzugt. Im Endeffekt solltest Du keinesfalls selbst zu irgendwelchen Therapien greifen, sondern die Behandlungsabläufe immer mit Deinem Arzt absprechen.

Mit welchen Hausmitteln lassen sich die Symptome der Kieferklemme mildern?

Wer nicht sofort zu starken Medikamenten greifen möchte, kann auch durch homöopathische Mittel und Pflanzenheilkunde nachhelfen. Hierbei stehen zum einen Johanniskraut-Massageöle, die sanft in die Haut einmassiert werden, und zum anderen Globuli mit dem Wirkstoff der Arnica montana, einer Pflanze aus dem Bereich der Korbblütler, die in erster Linie entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Effekte nachgesagt werden, zur Verfügung. Wissenschaftliche Belege für die Anwendung der beiden Extrakte gibt es nicht, falls Du diese doch anwenden möchtest, solltest Du die richtige Technik der Massagebewegungen vorab mit einem Arzt oder Physiotherapeuten abklären.

Kann ich der Kieferklemme vorbeugen?

Ein tatsächliches Vorbeugen der Entstehung einer Kieferklemme ist nicht möglich. Allerdings kannst Du durch Abklärung erster Anzeichen wie leichten Schmerzen oder knacksenden Kiefergeräuschen bei Öffnung und Schluss schwere Verläufe und später notwendige Operationen abwenden. Bei Verdacht auf eine CMD können Dir nicht nur regelmäßige zahnärztliche Kontrollen helfen, die Problematik frühzeitig zu erkennen, auch gezielte Stressreduktion und die Vermeidung von häufigem Kaugummikauen oder Zähneknirschen tragen dazu bei, ein Fortschreiten der Symptomatik zu verhindern.

Was kostet die Behandlung einer Kieferklemme?

Die Behandlungskosten können je nach Therapieform sehr stark variieren. Operative Eingriffe können hier bei Kosten von mehreren Tausend Euro umfassen, medikamentöse Behandlungsformen hingegen sind in der Regel günstiger.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Da es sich bei der Kieferklemme um ein Symptom handelt, das auf ein tatsächliches medizinisches Krankheitsbild mit Behandlungsnotwendigkeit hinweist, werden Kosten für die Diagnostik und Behandlung in der Regel durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei Vorliegen eines CMD können hierbei auch Physiotherapie, Infrarotbehandlungen oder Akkupunkturen vom Versicherungsträger übernommen werden. Lediglich psychotherapeutische Therapieansätze sind immer noch selbst zu bezahlen, denn nur sehr wenige Therapeuten haben Verträge mit den Krankenkassen.

 

Quellen anzeigen

Kiefersperre & Kieferklemme. gesundheit.gv.at (letzter Zugriff: 25.02.2021)

Eingeschränkte Mundöffung – was nun? Swiss Dental Journal (letzter Zugriff: 25.02.2021)