Vaskulitis

Unter dem Begriff Vaskulitis verstehen wir eine chronische Gefäßentzündung, die alle Gefäße des Körpers befallen kann. Sie führt zu Schmerzen an Gelenken und Muskeln und hat je nach Art, Ort und Schwere der Erkrankung unterschiedliche Folgen auf die Gesundheit der Patienten. Die Krankheit gehört zu den rheumatischen Erkrankungen und ist sehr selten. Aber wie genau zeigt sich eine Vaskulitis und was sind ihre Ursachen? In unserem nachstehenden Beitrag erfährst Du alles über die Entstehung, Diagnostik und mögliche Therapiemöglichkeiten einer Vaskulitis.


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Zuletzt aktualisiert: 2. Mai, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Vaskulitis ist eine entzündliche, rheumatische Erkrankung der Blutgefäße, die zu Schmerzen an Gelenken und Muskeln führt.


Wir unterscheiden zwischen primären und sekundären Vaskulitiden – primäre liegen keiner Ursache zugrunde und äußern sich wie eine eigenständige Erkrankung. Sekundäre Vaskulitiden entstehen infolge einer Vorerkrankung, wie etwa aufgrund von Infektionen (Hepatitis, HIV) oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente.


Bei der primären Vaskulitis ist die Ursache unbekannt. Bei der sekundären ist die Ursache auf eine Vorerkrankung, eine Infektion oder bestimmte Medikamenteneinnahme zurückzuführen. Allerdings ist in beiden Fällen bekannt, dass die autoimmune Erkrankung ein Angreifen des eigenen Abwehrsystems verursacht.


Eine wichtige Rolle bei der Behandlung spielt das Kortison. Außerdem kann der Arzt auch andere immunsuppressive oder biotechnologisch hergestellte Medikamente verschreiben, die letztendlich je nach Art, Ort und Schwere der Erkrankung ein normales, beschwerdefreies Leben ermöglichen.

ICD-10-GM-2020 L95

Was versteht die Medizin unter einer Vaskulitis?

Unter Vaskulitis versteht die Medizin verschiedene entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße (Arterien, Arteriolen, Kapillaren, Venolen und Venen) – es ist also ein Oberbegriff für unterschiedliche Formen von Gefäßentzündungen. Die seltene Erkrankung wird als rheumatisch eingestuft. Die Gefäßentzündungen führen zu Schmerzen an Gelenken und Muskeln, gelegentlich bilden sich auch Gelenkschwellungen. Unbehandelt oder zu spät diagnostiziert führt eine Vaskulitis zu schweren Organschäden.
 
Bei einer Vaskulitis ruft das körpereigene Abwehrsystem die Erkrankung hervor, indem sich Eiweiße des Abwehrsystems gegen die Blutgefäße richten und eine Entzündung hervorrufen. Das körpereigene Immunsystem greift also den eigenen Körper an, aus diesem Grund sprechen wir von einer Autoimmunerkrankung.
 
Eine Vaskulitis tritt praktisch überall im Körper auf, da dieser in Gänze von Blutgefäßen durchzogen ist. Oft liegen eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozytose), eine Blutarmut (Anämie) und eine niedrige Anzahl an Blutplättchen (Thrombozytopenie) vor.

Eine Vaskulitis führt zu schmerzhaften Entzündungen in Muskeln und Gelenken.

Welche Formen der Vaskulitis gibt es?

Wir unterscheiden zwischen einer primären und einer sekundären Vaskulitis.
 
Primäre Vaskukitis
 
Bei einer primären Vaskulitis ist keine Vorerkrankung bekannt, sie äußert sich also als eigenständige Erkrankung. Sie betrifft meist Blutgefäße einer bestimmten Größe, deshalb werden primäre Gefäßentzündungen nochmals unterteilt. Wenn sich mikroskopisch kleine Blutgefäße entzünden, sprechen die Ärzte von Kleingefäßvaskulitiden. Damit sind all jene Arteriolen, Kapillaren und Venole gemeint, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind.
 
Eine typische Kleingefäßvaskulitidis ist die Wegener´sche Granulomatose mit Polyangiitis (Morbus Wegener), die Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (Churg-Strauss-Syndrom) oder die Mikroskopische Panarteriitis.
 
Eine Entzündung mittelgroßer Blutgefäße ist zum Beispiel die Panarteriitis nodosa oder das Kawasaki-Syndrom, von dem überwiegend kleine Kinder unter fünf Jahren betroffen sind.
 
Entzünden sich große Blutgefäße, befällt dies zum Beispiel die Hauptschlagader (Aorta), die Halsschlagader (Carotis-Arterie) oder die Schläfenlappenarterie (Temporalarterie). Eine typische Großgefäßvaskulitis ist die Riesenzellarteriitis (Arteriitis temporalis) oder die Takayasu-Arteriitis.
 
Beschränkt sich die Gefäßerkrankung nicht auf eine bestimmte Gefäßgröße, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Cogan-Syndrom oder ein Morbus Behçet.
 
Sekundäre Vaskulitis
 
Eine sekundäre Vaskulitis tritt im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung oder nach der Einnahme bestimmter Medikamente auf. Eine Vaskulitis allergica ist beispielsweise eine Gefäßentzündung, die durch bestimmte Arzneimittel verursacht wird – zumeist sind dies Mittel gegen Allergien oder Asthma-Sprays.
 
Die sekundäre Vaskulitis folgt also einer Grunderkrankung, wie zum Beispiel einer rheumatoiden Arthritis, einem systemischen Lupus Erythematodes, bösartigen Tumoren, Blut- und Lymphkrankheiten oder ist eng mit dieser Vorerkrankung verbunden. Eine sekundäre Vaskulitis kann jedoch auch infolge von Virusinfektionen (Hepatitis, HIV). In der Regel beeinträchtigen sekundäre Vaskulitiden nur kleine Blutgefäße.

Wie häufig ist die Vaskulitis und wer ist davon betroffen?

Die Gefäßerkrankung ist sehr selten mit einer ungefähren jährlichen Inzidenz von 19.8 pro eine Million. Die häufigste Form der Vaskulitis ist die Riesenzellarteriitis. Die Erkrankung tritt in jedem Alter auf, jedoch kommen einige Arten in bestimmten Altersgruppen häufiger vor.
 
Der Erkrankungsgipfel liegt im Alter von 65-74 Jahren, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Dies hängt jedoch vom bestehenden Krankheitsbild ab. Frauen sind zum Beispiel doppelt so oft von einer kutanen leukozytoklastischen Angiitis (KLA) betroffen als Männer, Männer hingegen leiden bis zu dreimal so oft an einer Panarteriitis nodosa.

Was sind die Symptome einer Vaskulitis?

Eine Vaskulitis äußert sich oft unspezifisch, die Symptome äußern sich infolge einer direkten Schädigung der Blutgefäße oder aber auch einer indirekten Gewebeschädigung (zum Beispiel der Nerven oder Organe) aufgrund einer Durchblutungsstörung. Sie unterscheiden sich je nach Größe und Position der betroffenen Blutgefäße und der Schwere der Gefäß- oder Organschädigung. Je nach Vaskulitis-Form unterscheidet sich die Schwere des Organbefalls.
 
Eine Riesenzellarteriitis ist die von allen Vaskulitiden am häufigsten vorkommende Form der Erkrankung, wobei hauptsächlich die Schläfen-Arterien betroffen sind. Meistens leiden die Betroffenen bereits an einer Polymyalgie, einer rheumatischen Erkrankung mit starken Muskelschmerzen. Bei einer Riesenzellarteriitis ist meist die obere Körperhälfte betroffen – vor allem die Blutgefäße des Kopfes. Zu den typischen Symptomen zählen Kopf- und Gliederschmerzen, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit oder Sehstörungen. Führt die Entzündung zu einem Gefäßverschluss, so besteht das Risiko, dass die Betroffenen erblinden oder einen Schlaganfall erleiden.
 
Eine Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis und eine Wegener´sche Granulomatose mit Polyangiitis befallen vor allem die Atemwege, was häufig einen Asthma-Anfall mit akuter Atemnot auslöst. Aber auch das Herz wird beschädigt, indem die Erkrankung eine Entzündung der Herzmuskelzellen oder der Herzkranzgefäße auslösen kann. Beschädigte Nerven führen zur Bildung von Blutgerinnseln, die die Gefäße vollständig verschließen.
 
Die Wegener´sche Granulomatose weist eine anatomische Besonderheit auf – die entzündeten Gefäße zeigen grobknotige Veränderungen, meist in den Nieren und Lungen-Arteriolen. Im Anfangsstadium sind diese nur in den Atmungsorganen zu sehen, im weiteren Krankheitsverlauf breiten sie sich jedoch auch auf andere Organe aus.
 
Bei der Vaskulitis-Form Mikroskopische Panarteriitis (MPA) sind meist die Nieren beschädigt. Das verursacht einen erhöhten Blutdruck und Kopfschmerzen. Ist auch die Haut betroffen, so zeigen sich kleine Knötchen und tastbare Einblutungen unter der Haut (palpable Purpura), die vor allem an den Beinen zum Vorschein kommen. Manche Patienten sind darüber hinaus auch von Entzündungen der Nerven, der Nasennebenhöhlen oder beider Augen betroffen.

Kopfschmerzen treten bei vielen Vaskulitis-Formen als Symptom auf.

Eine Vaskulitis bei essenzieller Kryoglobulinämie führt vor allem zu Einblutungen an den Händen und Füßen, aber auch zu Gewebedefekten. Außerdem leiden Betroffene oft unter Gelenkschmerzen und im schweren Verlauf unter Nieren- und Nervenschäden.
 
Bei einer kutanen leukozytoklastischen Angiitis (KLA) sind die kleinen Gefäße der Haut entzündet. Es bilden sich Hauteinblutungen, die Schmerzen verursachen und ertastet werden können. Aber auch mit Blut gefüllte Blasen, Knoten und nicht heilende Geschwüre treten auf, dies ist jedoch eher selten.
 
Eine Panarteriitis nodosa beschädigt verschiedene Organe, deshalb sind die auftretenden Symptome sehr unterschiedlich. Meistens entzünden sich jedoch Herzkranzgefäße und dadurch verspüren die Betroffenen einen Druck oder Schmerzen in der Brust oder erleiden unter Umständen einen Herzinfarkt. Weitere Symptome sind Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, krampfartige Bauchschmerzen sowie Gelenk- und Muskelschmerzen. In vielen Fällen sind auch die Nieren beschädigt. Befällt die Entzündung auch Hirngefäße, so erleiden die Patienten häufig einen Schlaganfall. Ein wichtiges Warnsymptom sind blitzfigurenartige, netzförmige und bläulich-rote Hautverfärbungen, die sogenannte Livedo racemosa. Diese ändern ihr Aussehen, Ort und Stelle nicht.
 
Leidet der Betroffene an einer Takayasu-Arteriitis, so sind die Hauptschlagader und ihre Gefäßäste entzündet. Die Erkrankung beginnt schleichend mit leichtem Fieber, Müdigkeit, Gelenk- und Kopfschmerzen sowie Gewichtsverlust. Im Verlauf der Krankheit kommen neue Symptome dazu, zum Beispiel entzündet sich das Unterhautfettgewebe und es bilden sich druckempfindliche Hautknoten. Bei manchen Patienten werden die Finger anfallsartig blass und kalt und die Arme fangen an zu schmerzen. Entzünden sich Hirngefäße, treten Sehstörungen, Schwindelanfälle mit Ohnmacht oder Schlaganfall auf. Eine herznahe Takayasu-Vaskulitis führt zu Koronaren Herzerkrankungen und zu den damit verbundenen Symptomen.
 
Bei Patienten mit Morbus Behçet greift die Entzündung auf Lunge, Herz und das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) über und ist in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich. Betrifft sie auch Haut und Schleimhäute, so bilden sich druckempfindliche Knoten oder auch schmerzhafte Geschwüre im Mund und im Intimbereich (orale oder genitale Aphthen). Betroffene erleiden sehr häufig eine Entzündung der mittleren Augenhaut, der Gelenke, der Gefäße im zentralen Nervensystem und des Verdauungstrakts.
 
Bei einer Zerebralen Vaskulitis leiden die Betroffenen unter anhaltenden dumpfen Kopfschmerzen, leichten Schwindel und Konzentrations- oder Gedächtnisschwächen. Es kommt aber auch vor, dass bestimmte Gehirnregionen teilweise nicht mehr ausreichend durchblutet werden und es somit zu einem Schlaganfall kommt. Auch epileptische Anfälle sind ein häufiges Symptom.
 
Patienten mit einer Endangiitis obliterans verspüren in den Beinen und Füßen oft ein Kältegefühl und Schmerzen im Ruhezustand. Auf der Haut bilden sich hochrote, warme und druckschmerzhafte Linien, die sicht- und tastbar sind. Unter Umständen erscheint die Haut aufgrund der verminderten Durchblutung bläulich. Im weiteren Verlauf der Erkrankung stirbt das Gewebe ab, vor allem an den Zehenspitzen, und es kommt zu schwärzlichen Hautdefekten und Nagelwuchsstörungen.

Welche Ursachen hat eine Vaskulitis?

Die Ursachen der Gefäßerkrankung sind größtenteils unbekannt. In so einem Fall sprechen wir von einer primären Vaskulitis. Bei der sekundären Vaskulitis sind die Ursachen bekannt, denn hierbei entsteht die Erkrankung durch Infektionen, Toxine, bestimmte Viren (Hepatitis oder HIV), Krebs oder durch bestimmte Medikamente.
 
Da die Vaskulitis zu rheumatischen Erkrankungen zählt, ist all diesen dazugehörenden Krankheiten gemeinsam, dass beim Immunsystem Fehlerreaktionen auftreten. Im Normalfall wehrt das Immunsystem Viren und Bakterien ab, indem die Abwehrzellen innerhalb kürzester Zeit erkennen, ob es sich um eine körpereigene Zelle, ein Bakterium oder ein Virus handelt.
 
Dies ist jedoch sowohl bei einer Vaskulitis als auch bei anderen rheumatischen Erkrankungen nicht der Fall, denn das System verwechselt körpereigene Strukturen mit Bakterien und greift das eigene Immunsystem sowie die Wände von Blutgefäßen an. Deshalb bezeichnen Ärzte eine Vaskulitis als eine Autoimmunerkrankung. Aufgrund dessen kann es zur Schädigung nahezu jeden Organs kommen.

Wie ist der Krankheitsverlauf einer Vaskulitis?

In den meisten Fällen ist der Krankheitsverlauf relativ mild, vor allem, wenn der Betroffene sehr früh mit einer optimalen Behandlung anfängt. Der Krankheitsverlauf ist jedoch auch davon abhängig, an welcher Vaskulitis-Form der Patient leidet, denn jede Gefäßentzündung verläuft unterschiedlich.
 
In seltenen Fällen ist die Erkrankung nämlich sogar lebensbedrohlich. Einige Formen, wie zum Beispiel die Panarteriitis nodosa oder die Granulomatose mit Polyangiitis, nehmen, verbunden mit schweren Organschäden, zumeist einen schweren Verlauf. Dementsprechend ist der Krankheitsverlauf bei bestimmten Formen der Vaskulitis schlechter als bei anderen.

Bei einigen Vaskulitis-Formen kann es auch zu Sehstörungen kommen.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Vaskulitis?

Bei Verdacht auf eine Vaskulitis fragt der Arzt als allererstes nach der Krankengeschichte des Patienten und führt eine körperliche Untersuchung durch. Ein wichtiger Hinweis sind bereits in der Vergangenheit öfter auftretende Symptome, die den Anfangsverdacht verstärken.
 
In weiterer Folge veranlasst der Arzt Laboruntersuchungen, um klären zu können, ob sich im Körper Entzündungen befinden. Ist die Blutsenkungsgeschwindigkeit beschleunigt und der Wert eines bestimmten Eiweißes (C-reaktives Protein) erhöht, sagt das noch nicht endgültig aus, dass wirklich eine Vaskulitis vorliegt. Wenn aber gleichzeitig zu wenig rote Blutkörperchen (Anämie), zu viele Blutplättchen, zu viele weiße Blutkörperchen und sogenannte Autoantikörper im Blut zu finden sind, so ist das ein wichtiger Hinweis.
 
Die Existenz der Autoantikörper deutet nämlich auf eine Autoimmunerkrankung hin, denn sie greifen den eigenen Körper an. Die Art der Autoantikörper informiert darüber, um welche Autoimmunerkrankung es sich handelt – für eine Vaskulitis sind Anti-Neutrophile Cytoplasmatische Antikörper (ANCA) typisch. Zusätzlich kann aber auch eine Urin-Analyse wichtige Hinweise liefern, ob auch die Nieren bereits betroffen sind.
 
Mithilfe von bildgebenden Verfahren kann der Arzt genau bestimmen, an welchen Stellen im Körper sich etwas verändert hat. Dazu gehören Verfahren wie Sonografie, Magnetresonanz- und Computertomografie sowie Röntgen. Diese helfen dem Arzt zu entscheiden, wo eine Gewebeprobe sinnvoll ist. Sie geben ihm aber auch wertvolle Informationen darüber, ob der Patient auf eine Therapie anspringt.
 
Eine tendenziell veranlasste Gewebeuntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob sich bereits Veränderungen an den Blutgefäßen gebildet haben. Dazu entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe zum Beispiel aus der Nase, der Lunge, der Niere oder aus einem Ast der Schläfenarterie. All diese Verfahren helfen dem Arzt, die richtige Diagnose zu stellen, aber auch andere Krankheiten auszuschließen.  

Wie wird eine Vaskulitis behandelt?

Obwohl die Erkrankung nicht heilbar ist, können Betroffene aufgrund der heutigen, weit entwickelten Therapiemöglichkeiten gut mit ihr umgehen. Das Hauptziel der Behandlung ist die Besserung der Erkrankung und die Vermeidung von Organschäden und Rückfällen. Die Therapie hängt davon ab, welche Gefäße und Organe betroffen sind, und wie weit die Vaskulitis schon fortgeschritten ist.
 
Eine wichtige Rolle spielt fast immer das Kortison, denn es hemmt Entzündungen schnell und bremst das Immunsystem bei seinem Angriff auf den eigenen Körper. Wichtig ist zu beachten, dass Kortison einige Nebenwirkungen haben kann (Bluthochdruck, erhöhter Augeninnendruck, Diabetes, Osteoporose, Augenlinsen-Trübung oder Gewichtszunahme). Diese lassen sich verringern, indem der Patient bestimmte Regeln beachtet – vor allem eine kalziumreiche Ernährung sowie Vitamin D-Präparate und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt. Außerdem verabreicht der Arzt den Stoff nicht zu lange und minimiert die Dosis nach einer gewissen Zeit, um Nebenwirkungen vorzubeugen.
 
Bei Vaskulitis-Formen wie der Riesenzellarteriitis oder Purpura Schönlein Henoch reicht meistens eine Kortisonbehandlung, bei anderen Formen sind jedoch zusätzliche Mittel nötig. Der Arzneistoff Cyclophosphamid ist beispielsweise sehr wirksam, allerdings zugleich auch äußerst aggressiv, da es ein starkes Immunsuppressivum ist und das Immunsystem stark abschwächt. Dadurch steigt das Risiko für neue Entzündungen. Daher verabreicht der Arzt Cyclophosphamid nur in lebensbedrohlichen Situationen und nur für kurze Zeit. Wenn bereits auch die Nieren schwer beschädigt sind, entlastet im Normalfall eine Blutwäsche (Plasmapherese) die Organe.
 
Verläuft die Vaskulitis weniger schwer, so kann dem Betroffenen das Kortison erspart bleiben, und der Arzt setzt stattdessen den Wirkstoff Methotrexat ein. Bei einem Abklingen der Entzündung stellt der Spezialist die Behandlung auf besser verträgliche Mittel um, wie zum Beispiel auf Azathioprin oder Cotrimoxazol. Diese Medikamente muss der Betroffene in der Regel jahrelang einnehmen, um Rückfälle zu vermeiden.
 
Nimmt die Erkrankung nur einen leichten Verlauf an, zum Beispiel nur in der Haut, so ist oft keine Behandlung nötig. In so einem Fall ist es möglich, dass der Betroffene unter Rücksprache mit dem Arzt die Erkrankung überwacht und aufgetretene Symptome behandelt. Entsteht die Erkrankung infolge einer Infektion, so kann der Arzt sie durch die Behandlung der Infektion heilen oder durch das Absetzen der Infektion- und Vaskulitis-verursachenden Medikamente.
 
Bei Patienten, die an einer lebensbedrohlichen Vaskulitis leiden, wirken die Standard-Medikamente nicht so gut. Deshalb weicht der Arzt in diesem Fall auf andere Therapiemöglichkeiten aus, wie zum Beispiel auf biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe. Einer dieser sogenannten Biologika ist der Wirkstoff Rituximab, der die Zellen blockiert, die den eigenen Körper angreifen. Ein weiterer biotechnologisch hergestellter Arzneistoff ist Mycophenolat-Mofetil (MMF), der die Wirkung des Immunsystems, das sich selbst angreift, unterdrückt. In sehr seltenen Fällen kann der Arzt größere Gefäße mit einem Stent (Röhrchen) dehnen, wenn diese infolge einer Vaskulitis verschlossen sind.
 
Bei der Vaskulitis ist eine nicht-medikamentöse Behandlung leider keine Alternative, denn verzichtet der Betroffene auf die nötigen Medikamente, kann dies lebensbedrohlich werden. Das bedeutet, dass nichts eine medikamentöse Behandlung ersetzen kann. Allerdings gibt es einige Maßnahmen, die der Betroffene zusätzlich zu einer medikamentösen Behandlung durchführen kann.

Manche Patienten haben bei einer Vaskulitis auch mit Fieber zu kämpfen.

Was kann ich selbst bei einer Vaskulitis tun?

Da Vaskulitis eine chronisch-entzündliche Erkrankung ist, raten Ärzte, auf eine fleischarme Ernährung umzusteigen, denn die in Fleisch enthaltene Arachidonsäure fördert Entzündungen. Die entzündungshemmende Wirkung der fleischfreien Ernährung kannst Du zusätzlich durch ausreichend Omega-3-Fettsäuren verstärken. Außerdem wirken die Vitamine E und C ebenfalls entzündungshemmend und unterstützend und ergänzen die Basistherapie effektiv.
 
Weiter erleichtert auch genügend Bewegung den Umgang mit der Krankheit und ist wichtig für das innere Gleichgewicht. Vor allem Physiotherapie und ein Funktionstraining halten Gelenke und Muskeln beweglich. Aber auch Entspannungsübungen verringern Schmerzen und tragen zu einer ausgeglichenen Grundhaltung bei. Dabei haben sich vor allem das autogene Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson bewährt.
 
Da die Krankheit neben dem Körper auch die Psyche belastet, raten Ärzte, sich psychologisch helfen zu lassen. Vielen Patienten machen die ständige Abgeschlagenheit, der Leistungsknick und die Medikamente, die die Stimmung oft negativ beeinflussen, zu schaffen. Ein Psychologe erleichtert die Auseinandersetzung mit den Problemen und hilft als Außenstehender oft weit mehr als der Bekanntenkreis des Betroffenen.

Welche Komplikationen können bei einer Vaskulitis auftreten?

Leidet der Patient an einer bereits ausgedehnten Gefäßentzündung (systemische Vaskulitis), steigt das Risiko für andere Erkrankungen infolge von Schäden, die durch die Grunderkrankung und ihre Behandlung entstanden sind. Leidet der Betroffene beispielsweise an einer Riesenzellarteriitis, so besteht ein großes Risiko, dass er erblindet.
 
Besonders erhöht ist nach längerer Krankheitsdauer das Risiko für Herzinfarkte und Nierenversagen. In der Regel gilt jedoch, dass ernsthafte Nebenwirkungen insbesondere während des ersten Jahres der Behandlung auftreten. 

Welche Folgen hat eine Vaskulitis für Betroffene?

Die Gefäßentzündung hat zur Folge, dass sich die betroffenen Gefäße verengen oder ganz verschließen. Dadurch entstehen in manchen Fällen sogenannte Aneurysmen (Aussackungen), die sich aufgrund der Schwäche der Gefäßwand bilden. Folglich werden je nach Lage der Entzündung verschiedene Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und werden somit in ihrer Funktion eingeschränkt.
 
Außerdem bilden sich bei manchen Formen der Erkrankung Gewebeknoten aus verschiedenen Zellen, die vor allem bei einer Granulomatose mit Polyangiitis, einer Eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis, einer Riesenzellarteriitis und einer Takayasu-Arteriitis vorzufinden sind.
 
Mit einer optimalen Therapie kann der Betroffene ein weitestgehend normales, beschwerdefreies Leben führen. Allerdings hängt das stark von der Art, dem Ort und der Schwere der Erkrankung ab.

Wie ist die Prognose bei einer Vaskulitis?

Die Prognose hängt stark von der Art und der Schwere der Vaskulitis sowie der betroffenen Organe ab. Die Prognose fällt normalerweise schlechter aus, wenn Nieren und Herz betroffen sind. Wenn die Vaskulitis auf die Haut beschränkt ist, liegt eine relativ gutartige, selbstlimitierende Erkrankung vor.
 
Bei Patienten mit aggressiver Erkrankung muss der Arzt schnellstmöglich eine Behandlung einleiten, um die Prognose zu verbessern. Zahlreiche neue Therapien ermöglichen, dass sich die Prognose bei Vaskulitis-Patienten verbessert und positiv beeinflusst wird. Wird die Krankheit früh erkannt, so ist die Lebenserwartung der Betroffenen nicht wesentlich geringer als bei einer gesunden Person. Allerdings ist die Prognose bei einigen Formen von Vaskulitis (Panarteriitis nodosa oder Granulomatose mit Polyangiitis) schlechter und die Lebenserwartung somit kürzer als bei anderen Vaskulitis-Formen.
 
Bei einer optimalen Behandlung kann der Patient jedoch damit rechnen, dass die Vaskulitis positiv beeinflusst wird und ein normales und beschwerdefreies Leben möglich ist. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Erkrankung nach Jahren erneut auftritt. Deshalb muss der Betroffene stets auf Warnzeichen für einen Rückfall achten.

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie solltest Du auf ausreichend Bewegung und das Vermeiden von Stress achten.

Wie viel kostet die Behandlung einer Vaskulitis?

Wie viel jeder Einzelne in die Behandlung einer Vaskulitis investiert, hängt davon ab, an welcher Form der Erkrankung der Patient leidet und welche Behandlung der Arzt bei ihm einsetzt. 

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Vaskulitis?

In der Regel übernimmt alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen Deine Krankenversicherung. Es kann jedoch passieren, dass Du bestimmte Leistungen selber bezahlen musst. Auf jeden Falls solltest Du damit rechnen, dass Du Medikamente, aber auch nicht-medikamentöse Behandlungen, wie zum Beispiel eine Psychotherapie, selbst zahlen musst. Deshalb solltest Du am besten individuell bei Deiner Krankenversicherung nachfragen und dich beraten lassen.


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Wir unterscheiden zwischen primären und sekundären Vaskulitiden – primäre liegen keiner Ursache zugrunde und äußern sich wie eine eigenständige Erkrankung. Sekundäre Vaskulitiden entstehen infolge einer Vorerkrankung, wie etwa aufgrund von Infektionen (Hepatitis, HIV) oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente.


Bei der primären Vaskulitis ist die Ursache unbekannt. Bei der sekundären ist die Ursache auf eine Vorerkrankung, eine Infektion oder bestimmte Medikamenteneinnahme zurückzuführen. Allerdings ist in beiden Fällen bekannt, dass die autoimmune Erkrankung ein Angreifen des eigenen Abwehrsystems verursacht.


Eine wichtige Rolle bei der Behandlung spielt das Kortison. Außerdem kann der Arzt auch andere immunsuppressive oder biotechnologisch hergestellte Medikamente verschreiben, die letztendlich je nach Art, Ort und Schwere der Erkrankung ein normales, beschwerdefreies Leben ermöglichen.

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