Rheuma

Rheuma ist keine Alterserkrankung, sondern kann in jeder Altersgruppe auftreten. Die Erkrankung umfasst eine ganze Reihe verschiedener Erkrankungen mit unterschiedlichen Ausprägungen und Krankheitsverläufen. Eine Heilung gibt es nicht, es stehen aber viele Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, mit denen die Symptome in den meisten Fällen gut unter Kontrolle gebracht werden können.


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Zuletzt aktualisiert: 15. September, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Rheuma ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Krankheiten, die mit Schmerzen im Bewegungsapparat verbunden sind


Obwohl die Zahl der Erkrankten mit zunehmenden Alter steigt, handelt es sich um keine Alterserscheinung. Auch Kinder und Jugendliche sind betroffen


Die Diagnose erfolgt durch ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt sowie durch bildgebende Untersuchungen des Bewegungsapparats (z.B. Röntgen, MRT, Ultraschall) und eine Blutuntersuchung


Durch eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten kann der Verlauf gebremst oder aufgehalten werden

Was versteht die Medizin unter Rheuma?

Rheuma ist ein Überbegriff für mehrere 100 verschiedene Krankheiten. Ihnen allen ist aber eines gemeinsam: Einschränkungen und Schmerzen des Bewegungsapparates. Knochen, Gelenke, Muskeln und Bindegewebe können davon betroffen sein. Typisch für rheumatische Erkrankungen sind reißende, fließende oder ziehende Schmerzen. Man spricht dabei auch von „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“.

Rheuma ist ein Überbegriff für mehrere 100 verschiedene Krankheiten

Welche Formen von Rheuma gibt es?

Rheumatische Erkrankungen können in drei Gruppen unterteilt werden:

Chronische entzündliche rheumatische Erkrankungen
Chronische Polyarthritis, juvenile idiomatische Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, systematische Sklerodermie, Sjörgen-Syndrom und Mischkollagenosen

Nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen

  • degenerative Gelenkserkrankungen: Arthrose oder Osteoarthritis
  • degenerative Wirbelsäulenerkrankung: Spondylose, Spondylarthrose

Weichteilrheumatismus

Beschwerden äußern sich an der nicht knöchernen Struktur des Bewegungsapparates, also an Muskeln, Sehnen, Bänder, Bindegewebe, Schleimbeutel. Die Schmerzen treten entweder nur an bestimmten Stellen im Körper auf (z.B. Tennisellbogen, oder Schulter-Arm-Syndrom) oder im ganzen Körper (z.B. Fibromyalgie)

Stoffwechselbedingte rheumatische Erkrankungen

Erhöhte Harnsäure führt zu Gicht. Als Pseudogicht (Chondrokalzinose) bezeichnet man Kalziumpyrophosphat-Kristalle als Ablagerung im Knorpel. Eine weitere Ausprägung ist die Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit). Auch Osteoporose ist eine stoffwechselbedingte Folge der rheumatischen Erkrankung.

Wie sehen die Symptome von Rheuma aus?

Die Erkrankung äußert sich durch Funktionsstörungen und anhaltende Schmerzen im Bewegungsapparat. Rheuma ist ein Sammelbegriff für verschiedene Beschwerden. Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in den Gelenken sind die Hauptsymptome. Vor allem nach längeren Ruhephasen, speziell Morgens, fühlen sich die Gelenke steif an. Durch kaltes und feuchtes Wetter können sich die Symptome verschlimmern. Auslöser für rheumatische Erkrankungen ist es aber nicht.

Die Symptome von chronisch entzündlichem Rheuma können von der Tageszeit abhängig sein. Nachts oder nach einer längeren Ruhe- oder Schlafphase sind die Symptome stärker. Die Morgensteifigkeit in den Gelenken hält oftmals länger als 30 Minuten an. Ein schleichendes Auftreten oft nach Unfällen oder aufgrund bestimmter Risikofaktoren wie Übergewicht oder berufliche Zwangshaltungen sind erste Anzeichen für nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen. Die Entzündungen treten bei dieser Form von Rheuma oft als Folge von anderen Krankheiten auf. Die Schmerzen sind belastungsabhängig und die Steifheit in den Gelenken hält nur kurz an. Je mehr sich der Patient bewegt, desto schneller geht sie auch wieder vorbei.

Stoffwechselbedingte rheumatische Erkrankungen gehen mit anfallsartigen, starken Schmerzen, Rötungen und Schwellungen der betroffenen Gelenke einher. Meist ist nur ein einzelnes Gelenk (z.B. das Grundgelenk der großen Zehe) betroffen. Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hämochromatose können zu Gelenks- oder Muskelbeschwerden führen.

Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in den Gelenken sind die Hauptsymptome

Die Symptome rheumatischer Krankheiten beschränken sich allerdings nicht auf den Bewegungsapparat. Meist ist Rheuma eine Systemerkrankung, sie betrifft also den ganzen Körper. Darm, Haut und Augen sind häufig von den Symptomen von Rheuma betroffen. Manchmal sind auch Lunge, Herz, Rippenfell, Blutgefäße, Nieren, Nerven oder das Gehirn betroffen. Allgemeine Symptome von Rheuma sind können Schwächegefühl, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß und Fieber sein.

Wie ist der Verlauf von Rheuma?

So vielfältig wie die Erkrankungen sind, die unter dem Begriff Rheuma zusammengefasst werden, so unterschiedlich ist auch deren Verlauf. Überwiegend betroffen von den Symptomen ist der Bewegungsapparat, also Wirbelsäule, Gelenke, Sehnen, Muskeln und die Schleimbeutel. Manchmal zeigen sich Symptome aber auch in den Organen. Das äußert sich dann als rheumatische Rippenfellentzündung, Augenentzündung, Herzmuskelentzündung oder als rheumatische Entzündungen des Darms, der Nieren oder der Gefäße.

Mit Fortschreiten der Krankheit kommt es zu Verformungen der Gelenke. Unter der Haut können sich kleine, harte Knötchen bilden. Meist sind sie unempfindlich gegenüber Druck und Berührungen (sogenannte Rheumaknoten/ -knötchen). Bei manchen Patienten tritt die Krankheit in „Schüben“ auf. Oder die Krankheit beschränkt sich auf einen einzelnen Schub, bei der die Beschwerden in den darauffolgenden Jahren wieder abklingen. Bei anderen Patienten mit der gleichen Erkrankung kommt es zu einer rasanten Gelenkszerstörung, durch die Beteiligung innerer Organe kann eine rheumatische Erkrankung unter Umständen auch zum Tod führen.

Was sind die Ursachen für Rheuma?

Auch die Ursachen von Rheuma sind je nach Form unterschiedlich. Bisher sind sie nicht restlos geklärt. Oft ist eine Kombination verschiedener Faktoren der Auslöser. Risikofaktoren für Rheuma sind:

  • Genetische Veranlagung – insbesondere bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen tritt eine familiäre Häufung auf.
  • Störung des Immunsystems – man spricht von Autoimmunerkrankungen. Dabei beginnen z.B. fehlgeleitete Abwehrzellen Antikörper gegen das körpereigene Gewebe und bestimmte Botenstoffe zu bilden. Entzündungen oder gar die Zerstörung von Knorpeln und Knochen sind eine mögliche Folge davon.
  • Virale oder bakterielle Erkrankungen können verschiedene Arten von Gelenkentzündungen hervorrufen.
  • Überbelastung von Gelenken, z.B. durch Übergewicht, Fehlstellungen (z.B. X- oder O-Beine) oder Leistungssport.
  • Bewegungsmangel.
  • Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes) und Nährstoffmangel.

Entzündliche rheumatische Erkrankungen entstehen aufgrund einer Fehlreaktion des Immunsystems. Es handelt sich somit um eine Autoimmunerkrankung. In erster Linie davon betroffen sind Gelenke, sie schwellen an und das führt zu großen Schmerzen. Aber auch Knochen, Wirbelsäule, Muskeln und Sehnen können betroffen sein.

Wie lässt sich Rheuma diagnostizieren?

Für die Diagnose wichtige Faktoren sind wie, wann und zu welcher Tageszeit die Schmerzen auftreten, wo genau Du Schmerzen hast, ob sich eine Schwellung bemerkbar macht und welche Maßnahmen zu einer Linderung der Symptome beitragen. Durch ein Blutbild bzw. eine Röntgenuntersuchung kann der Arzt einen Erstverdacht abklären und wird Dich gegebenenfalls zu einem Rheumatologen überweisen. Dort erfolgt dann mittels MRT (Magnetresonanztherapie), Gelenkultraschall und weiteren Laboruntersuchungen eine genauere Diagnose.

Rheuma an den Händen führt zu einer Krümmung der Glieder

Die Entzündung an den Gelenken beschädigt den Knorpel

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

40% der Österreicher über 55 Jahre sind von Rheuma betroffen. Frauen sind von chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen häufiger betroffen als Männer. Es sind zwar in erster Linie ältere Menschen, aber auch Kinder und Jugendliche, die an Rheuma erkranken. Bei jüngeren Patienten treten vor allem Arthritis oder Psoriasis-Arthritis auf.

Welche Folgen hat Rheuma für den Betroffenen?

Wenn entzündliche rheumatische Erkrankungen unbehandelt bleiben, werden die Gelenke zerstört. Je früher eine Diagnose erfolgt, desto besser können schwere Gelenkschädigungen verhindert werden.

Wie lässt sich Rheuma behandeln?

Die Behandlung von Rheuma erfolgt entsprechend der Form. In erster Linie geht es bei der Behandlung darum die Zerstörung der Gelenke aufzuhalten oder zu verlangsamen, die Schmerzen zu lindern und die Funktion des betroffenen Gelenks zu erhalten. Um gegen die Zerstörung der Gelenke vorzugehen, kommen verschiedene entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente zum Einsatz. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind kortisonfrei, wirken schmerzstillend und verringern Schwellungen. Allerdings haben sie keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Kortisonhaltige Medikament hingegen bremsen das Immunsystem und greifen somit in die Entzündungsprozesse ein.

Chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen werden mit sogenannten Basistherapeutika behandelt. Sie dienen als Dauermedikation und mindern bzw. stoppen die Zerstörung des Gelenks. Reicht die Behandlung mit Basistherapeutika nicht aus, kommen Biologika zum Einsatz.

Heilgymnastik oder Physiotherapie sind ein Teil der Basistherapie jeder Rheumabehandlung. Ein speziell auf Dich abgestimmter Trainingsplan, der Deine individuelle (Schmerz-) Grenze berücksichtigt, hilft die Beweglichkeit der Gelenke zu Erhalten. Regelmäßiges Training ist die einzige Möglichkeit zur Bewegungserhaltung. Ein weiteres Mittel ist physikalische Therapie. Kälte, Wärme, Ultraschall und Massagen regen das Gewebe an. Dadurch werden die Schmerzen gelindert. Durch Krankengymnastik und Elektrotherapie werden die Muskeln gekräftigt.

Zentral bei der Behandlung von Rheuma sind schmerzstillende Medikamente. Lang andauernde oder gar chronische Schmerzen können Spuren in den Nervenbahnen, im Rückenmark und im Gehirn hinterlassen. Der erste Schritt bei der Schmerztherapie ist der Einsatz von nicht-opioiden Analgetika. Diese reinen Schmerzmittel sind in Form von Cremen verfügbar, die direkt auf die schmerzende Stelle aufgetragen werden. Sie sind aber auch in Form von Tabletten zum Einnehmen verfügbar. Reicht diese Therapie nicht aus, kommen schwache Opioide zum Einsatz. Wenn auch diese nicht zur Schmerzstillung ausreichen, werden starke Opioide verabreicht.

Was kann der Betroffene zusätzlich selbst dagegen tun?

Mit der richtigen Ernährung kannst Du dazu beitragen die Symptome Deiner Erkrankung zu lindern. Verzichte so gut wie möglich auf den Verzehr von Wurst und Fleisch. Sie enthalten Arachidonsäure. Der Körper bildet daraus die Entzündungsbotenstoffe Prostaglandine. Stattdessen kannst Du z.B. Fisch essen. Besonders empfehlenswert sind Fischarten, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, wie zum Beispiel Lachs, Makrelen oder Hering. Auch Nüsse, Leinsamen, Rosenkohl, Spinat und Bohnen sind reich an Omega-3. Dadurch wird der Arachidonsäure-Spiegel im Blut gesenkt, was entzündungshemmend wirkt. Achte außerdem darauf, Dich regelmäßig zu bewegen und die Muskulatur zu kräftigen. Besonders bewährt haben sich gelenksschonende Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking, Pilates, Aqua-Gymnastik oder die Feldenkrais-Methode.

Schwimmen ist gelenschonend und kann die Beschwerden lindern

Wie kann ich Rheuma vorbeugen?

Mit einem gesunden Lebensstil kannst Du die besten Voraussetzungen schaffen, um einer rheumatischen Erkrankung vorzubeugen. Ausreichend (gelenkschonende) Bewegung und eine gesunde Ernährung, die reich an Omega-3 Fettsäuren ist, sind die wichtigsten Punkte. Verzichte so gut wie möglich auf den Konsum von Alkohol und den Konsum von Zigaretten.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Kosten für die Diagnose und Therapie übernimmt die Krankenkasse. Die meisten, aber nicht alle Therapeutika, werden durch Deine Kasse in der Regel bezahlt. Bei rheumatischen Erkrankungen hast Du auch die Möglichkeit eine Kur in Anspruch zu nehmen. Nähere Informationen darüber erhältst Du von Deinem Arzt.


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

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