HIV und AIDS

Allein in Österreich gibt es rund 8.000 Personen, die HIV-positiv sind. HIV ist ein Virus, das unbehandelt auf Dauer das menschliche Immunsystem stark schwächt. Was das für die Betroffenen bedeutet und wie es durch das HI-Virus zu AIDS kommen kann, erklären wir Dir hier.


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Medizinischer Experte

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Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 31. Juli, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

HIV und AIDS sind nicht dasselbe. HI-Viren schwächen das Immunsystem und AIDS ist das Endstadium der HIV-Infektion. AIDS-definierende Erkrankungen sind beispielsweise bestimmte Tumorarten oder opportunistische Infektionen


Übertragbar ist HIV über Blut, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch. Der häufigste Infektionsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr, gefolgt von Drogenkonsum über kontaminierte Spritzen


Der Krankheitsverlauf gliedert sich je nach Symptomen in drei Phasen. In Stadium A treten zunächst grippeähnliche Anzeichen auf, gefolgt von einer symptomfreien Zeit. In Stadium B kommen Erkrankungen wie lang anhaltender Durchfall, Gewichtsverlust, Nachtschweiß oder Pilzinfektionen vor. Im Stadium C führt die HIV-Infektion schließlich zu AIDS


Die HIV-Diagnose ist heutzutage kein zwingendes Todesurteil mehr. Durch eine lebenslange antiretrovirale Therapie mit der Einnahme von verschiedenen Medikamenten können Betroffene ein gutes und langes Leben führen

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Was versteht die Medizin unter HIV?

Die Abkürzung HIV steht für „Human Immunodeficiency Virus“ beziehungsweise „Humanes Immundefizienz Virus“. Die beiden Retroviren HIV-1 und HIV-2 können eine HIV-Infektion auslösen. HIV-1 ist weltweit am häufigsten dafür verantwortlich, HIV-2 ist hingegen vor allem in Westafrika verbreitet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trat HIV-1 erstmalig auf. Mediziner gehen davon aus, dass Menschenaffen es auf den Menschen übertragen haben. Die weltweite Ausbreitung begann Ende der 1970er-Jahre. Eine Person, die sich mit einem der beiden Viren angesteckt hat, bezeichnet die Medizin als HIV-positiv.
 
Das HI-Virus rückte erst zu Beginn der 1970er in den Fokus
 
HI-Viren lösen unter anderem eine stufenweise Zerstörung von CD4-positiven Lymphozyten aus, indem sie in diese sogenannten T-Helferzellen eindringen und sich darin vermehren. Der Körper bildet allerdings auch neue Zellen nach. Solange der Untergang und die Neubildung ausgeglichen sind, bleibt der HIV-infizierte Patient gesund. Nimmt die Zerstörung der Lymphozyten allerdings überhand, ist das Immunsystem geschwächt und der Körper anfällig für Folgeerkrankungen. Diese sind in der Regel auch für Beschwerden bis hin zum Tod verantwortlich und nicht die HIV-Infektion selbst.
 
CD4-positive Lymphozyten sind bestimmte weiße Blutkörperchen. Sie sind für die Gesundheit sehr wichtig, da sie den Körper vor fremden Zellen, Krankheitserregern und Krebs schützen, indem sie die Entstehung von Antikörpern fördern und Viren und andere Fremdkörper aufnehmen und zerstören. Durch HIV ist dieser Schutz nicht mehr so stark gegeben, da es diese Lymphozyten zerstört.

Was ist der Unterschied zwischen HIV und AIDS?

AIDS ist sozusagen das Endstadium einer HIV-Infektion. Die Abkürzung steht für „Acquired Immune Deficiency Syndrome“, auf Deutsch „erworbenes Immunschwächesyndrom“. Mediziner sprechen einerseits von AIDS, wenn bestimmte Krankheiten nach einer HIV-Infektion auftreten. Diese definierenden Erkrankungen sind beispielsweise bestimmte Tumorarten wie zum Beispiel das Kaposi-Sarkom – ein bösartiger Tumor auf der Haut, ausgelöst durch das Herpesvirus 8. Schwere Folgeinfektionen, eine neurologische Dysfunktion mit motorischen und kognitiven Störungen oder beachtlicher Gewichtsverlust deuten ebenfalls auf AIDS hin. Letzteres nennen Ärzte Wasting-Syndrom. Andererseits liegt ebenso ein AIDS-Befund vor, wenn die CD4+-Zellzahl kleiner als 200 pro Mikroliter Blut ist oder der CD4+-Zellanteil unter 15 Prozent rutscht.
 
Durch Medikamente gegen HIV können Betroffene den Ausbruch von AIDS allerdings unterdrücken. Nicht alle HIV-positiven Menschen erkranken also auch an AIDS.

Wie häufig ist HIV und wer ist besonders davon betroffen?

Fast 40 Millionen HIV-infizierte Menschen leben auf unserer Erde – Tendenz steigend, denn jährlich gibt es rund zwei Millionen Neuinfektionen. Circa gleich hoch ist auch die Zahl der infizierten Kinder unter 15 Jahren. 95 Prozent der neuen Fälle treten in Entwicklungsländern auf. Niedrige Bildungsraten und mangelhafte medizinische Systeme fördern die Ausbreitung. Besonders betroffen sind Staaten in Asien und Afrika, vor allem südlich der Sahara. Die Infektionsrate sinkt in diesem Gebiet allerdings allmählich. An AIDS sterben pro Jahr rund eine Million Personen.
 
Österreich verzeichnet rund 8.000 HIV-Positive, pro Jahr steigt die Anzahl um 500. Die Diagnose erhalten die Infizierten durchschnittlich zwischen dem 30. und dem 36. Lebensjahr. Ungefähr 15 Prozent der betroffenen Menschen wissen nicht, dass sie infiziert sind. Besonders häufig kommt das Virus bei homosexuellen oder bisexuellen Männern vor, da diese in der Regel öfter ungeschützt analen Geschlechtsverkehr haben als heterosexuelle Personen und das eine der Hauptübertragungsmöglichkeiten darstellt.

Wie wird HIV übertragen?

Das HI-Virus überlebt ausschließlich im Blut, im Sperma, im Vaginalsekret und in der Muttermilch des Menschen. Dementsprechend kannst Du Dich nur durch direkten Kontakt mit diesen infizierten Körperflüssigkeiten anstecken. Eintreten können die Viren über offene Wunden und Schleimhäute wie die Vaginal- und Analschleimhaut. Am häufigsten infizieren sich Personen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV. Vaginaler und analer Sex sind dabei allerdings weitaus gefährlicher als oraler, da die Mundschleimhaut, solange sie nicht verletzt ist, recht widerstandsfähig ist. Besonders hoch ist das Ansteckungsrisiko bei Personen, die sich selbst erst kürzlich infiziert haben.
 
Ein weiterer gängiger Infektionsweg ist Drogenkonsum. Verwenden Personen dabei Spritzen, die bereits mit dem Blut infizierter Personen in Berührung waren, kommt es zu einer Übertragung der Viren. Auch Bluttransfusionen oder künstliche Befruchtungen können zu einer Ansteckung führen. Heutzutage ist dieses Risiko allerdings sehr gering, da Blutspenden in Österreich verschiedene Sicherheitstest durchlaufen und so auch auf HI-Viren getestet werden. Mediziner können das Virus außerdem aus Spermaspenden entfernen.
 
Wenn Kinder HIV aufweisen, kann das einerseits an der Schwangerschaft oder der Geburt selbst liegen, andererseits auch an einer Infektion durch die Muttermilch beim Stillen.
 
Die HIV-Konzentration im Speichel, in Tränen oder im Schweiß ist so gering, dass es hierdurch nicht zu einer Übertragung kommen kann. Eine Tröpfcheninfektion funktioniert ebenfalls nicht – beim Händeschütteln, Umarmen, Küssen oder Benützen der Toilette brauchst Du also keine Angst vor einer Ansteckung zu haben.
 
HIV lässt sich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, jedoch nicht über das Küssen

Was sind die Symptome bei einer HIV-Infektion?

Mediziner teilen HIV-Infektionen nach den auftretenden Symptomen in drei Krankheitsphasen ein: Stadium A, B und C.
 
Stadium A
Dieses Stadium besteht aus zwei verschiedenen Phasen: Zunächst kommt es zu frühen Symptomen, anschließend zu einer symptomfreien Zeit, die Mediziner auch als Latenzphase bezeichnen.
 
Erste Symptome einer HIV-Infektion treten innerhalb von einer bis vier Wochen auf, meist allerdings nach circa 14 Tagen. Sie bestehen aus grippeähnlichen Empfindungen wie Kopf- und Halsschmerzen, geschwollenen Lymphknoten oder Fieber. Auch ein typischer Hautausschlag kann entstehen, Ärzte sprechen dabei von HIV-Ausschlag oder HIV-Flecken. Aufgrund dieser frühen Symptome verwechseln Infizierte HIV zunächst oft mit einer Grippe. Hast Du kurze Zeit davor ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt, solltest Du das Deinem Arzt mitteilen und Dich so früh wie möglich auf HIV testen lassen. Achte bereits bei einem Verdacht auf HIV darauf, Handlungen zu vermeiden, bei denen Du das Virus auf andere übertragen könntest.
 
Sind diese ersten Charakteristika vorbei, sinkt die Viruslast – die Menge an Viruspartikeln im Blut – wieder ab. Je niedriger die verbleibende Konzentration ist, desto später erreichen Patienten das Endstadium AIDS. Bis dahin haben Betroffene oft jahrelang keine Beschwerden bedingt durch HIV. Das Virus schläft in dieser Zeit aber nicht – es vermehrt sich innerhalb der Zellen, zerstört immer mehr CD4-positive Lymphozyten und schwächt so zunehmend das Immunsystem. Am Ende der Latenzphase steigt die Viruslast wieder und in der Regel schwellen die Lymphknoten am ganzen Körper dann über eine längere Zeit an.
 
Im Durchschnitt beträgt die Latenzphase 10 Jahre, durch die Einnahme von Medikamenten können Betroffene sie aber verlängern und die weiteren Stadien hinauszögern.
 
Stadium B
„AIDS related complex“ (ARC) nennen Mediziner diese Krankheitsphase. Hier ist das Immunsystem bereits so weit geschwächt, dass unterschiedliche Krankheiten auftreten. Beispielsweise kommt es zu lang anhaltendem Durchfall oder Fieber, starkem Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Lungen- oder Hirnhautentzündungen und Pilzinfektionen der Haut und der Schleimhäute, vor allem im Rachen. Bei Frauen treten zum Teil bereits auch bösartige Veränderungen im Gebärmutterhals auf.
 
Stadium C
Im Stadium C führt die HIV-Infektion schließlich zu AIDS. Es gibt verschiedene AIDS-definierende Erkrankungen, zum Beispiel bestimmte Tumorarten oder Folgeinfektionen.
 
Dazu zählen vor allem opportunistische Infektionen. Das sind solche, die nur durch eine bereits vorliegende Immunschwäche auftreten und dementsprechend bei vollkommen gesunden Menschen nur selten vorkommen. Für HIV-positive Personen sind sie allerdings lebensbedrohlich. Eine opportunistische Infektion ist beispielsweise die mit dem Pilz Candida – sie führt zu weißen Flecken im Mund und Schmerzen beim Schlucken, das nennt die Medizin Soor. Diese Erkrankungen äußern sich in verschiedenen Symptomen: Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Durchfall sind keine Seltenheit. Auch Kopfschmerzen und kognitive Beeinträchtigungen können auftreten und letztendlich zu einer Demenz führen. Nieren- oder Herzversagen sind bei schweren Verläufen ebenso möglich.
 
Außerdem steigt bei AIDS das Risiko, Tumore zu entwickeln – zum Beispiel treten Gebärmutterhals-, Anal-, Hoden-, Haut- oder Lungenkrebs auf.
 
Vor allem wenn opportunistische Infektionen und Krebserkrankungen zusammenwirken, kann AIDS letztendlich auch zum Tod führen.

Wie verläuft eine HIV-Infektion bei Kindern?

HIV bei Kindern entsteht meist durch eine Übertragung von der Mutter in der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen. Das kann die Frau durch die Einnahme von Medikamenten allerdings verhindern. Unbehandelt führt HIV bei Babys nach wenigen Jahren zum Tod. Mit der richtigen Therapie überleben sie jedoch bis ins junge Erwachsenenalter. Die Einnahme von antiretroviralen Medikamenten und Impfungen gegen Infektionskrankheiten sind bei HIV-positiven Kindern besonders wichtig.
 
Noch ist HIV nicht heilbar

Welche Risikofaktoren begünstigen eine HIV-Infektion?

Bei bestimmten Sexualpraktiken, wie Analverkehr, ist das Übertragungsrisiko besonders hoch. Wenn Du Deine Geschlechtspartner häufig wechselst, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung ebenso – vor allem bei ungeschütztem Sex. Bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr ist die Frau stärker gefährdet als der Mann. Die vaginale Schleimhaut bietet nämlich großflächige Eintrittsmöglichkeiten für das Virus. Bestehende Geschlechtskrankheiten wie Tripper oder Syphilis erhöhen zusätzlich das Risiko einer HIV-Übertragung, da sie mit Schleimhaut- oder Hautveränderungen im Bereich der Genitalien einhergehen.
 
Des Weiteren hängt der Krankheitsverlauf nach einer HIV-Infektion auch von der genetischen Veranlagung, dem Alter und eventuellen zusätzlichen Erkrankungen ab.

Wie diagnostiziert der Arzt HIV?

Je früher der Arzt HIV diagnostiziert, desto besser. So kann er zeitnah mit einer Behandlung beginnen und das Risiko, auch andere damit anzustecken, verringert sich. Eine Diagnose ist also nicht nur für den Patienten selbst wichtig, sondern auch für eventuelle Geschlechtspartner.
 
Hast Du Grund zur Annahme, Dich mit HIV infiziert zu haben, such am besten so schnell wie möglich einen Arzt auf. Dieser kann verschiedene Tests durchführen.
 
Anamnese
Vor den Tests erfasst der Arzt in der Regel Deine Krankheitsgeschichte. Diese nennt die Medizin Anamnese. Hauptsächlich musst Du dabei Fragen zu möglichen Ansteckungssituationen und Symptomen beantworten. Außerdem untersucht der Doktor Dich auf eventuelle Hautausschläge und tastet Deine Lymphknoten ab. Für die HIV-Tests muss er Dir Blut abnehmen – erst dadurch kann er eindeutig feststellen, ob Du infiziert bist oder nicht.
 
HIV-Test
Der HIV-Test ist eine Blutuntersuchung. Um ein richtiges Ergebnis sicherzustellen, muss das Blut zwei Tests durchlaufen.
 
Der Erste davon ist der Antikörpertest, welchen die Medizin auch als Suchtest oder ELISA-Test bezeichnet. Antikörper sind sozusagen Abwehrstoffe des Immunsystems und bilden sich als Reaktion auf Krankheitserreger. Sie entstehen innerhalb von drei bis zwölf Wochen nach einer Ansteckung. Der Arzt sollte den Test allerdings frühestens sechs Wochen nach der möglichen Infektion durchführen. Zu diesem Zeitpunkt haben sich nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits Antikörper gebildet und der Test ist dadurch relativ aussagekräftig. Innerhalb weniger Tage liegt das Ergebnis vor. Ist es positiv, liegt HIV vor. Ist es negativ, hat der Patient entweder kein HIV oder lediglich noch keine HIV-Antikörper gebildet.
 
In seltenen Fällen kann der erste Befund aber auch falsch sein. Daher muss der Arzt zwingend einen zweiten, sogenannten Bestätigungstest durchführen. Oftmals kommt der sogenannte Western-Blot zum Einsatz. Erst nach diesem erfährst Du die endgültige Diagnose.
 
Der Verein „AIDS-Hilfe“ bietet in Österreich kostenlose und anonyme HIV-Tests an. Bei niedergelassenen Ärzten übernimmt die Krankenkasse die Kosten, wenn ein konkreter Verdachtsfall vorliegt.
 
Neben dieser herkömmlichen Methode kann ein Internist das Virus im Blut auch direkt nachweisen. Dieser Test ist bereits ein bis zwei Wochen nach einer Ansteckung möglich. Da er aber sehr teuer ist, kommt er normalerweise nur in besonderen Situationen infrage – zum Beispiel bei Neugeborenen oder in akuten Notfällen.
 
Mittels eines Bluttests kann der Arzt die Diagnose für HIV erstellen
 
Bestimmung der Viruslast und der CD4-Zellzahl
Diese beiden Blutwerte benötigt der Arzt, um den Verlauf einer HIV-Infektion beziehungsweise das Ausmaß der Schädigung des Immunsystems zu untersuchen. Er kontrolliert sie daher in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel alle drei Monate.
 
Resistenz-Test
Es gibt verschiedene Varianten des HI-Virus, da er bei der Vermehrung Nachkommen mit leicht verändertem Erbgut (RNA) bilden kann. Das nennt die Medizin Mutation. Manche dieser mutierten Viren können auf Medikamente resistent sein, die der Patient einnimmt. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, vor der Behandlung einen Resistenztest durchzuführen und so herauszufinden, welche Medikamente wirksam sind und welche nicht.

Kann ich mich auch selbst auf HIV testen?

Seit dem Jahr 2018 gibt es HIV-Selbsttests rezeptfrei in allen österreichischen Apotheken. Diesen Antikörpertest solltest Du erst zwölf Wochen nach dem letzten Risikokontakt durchführen. Um Deinen Status zu überprüfen, musst Du durch einen Stich in die Fingerkuppe einen Blutstropfen entnehmen. Innerhalb von wenigen Minuten siehst Du den Befund – ist er positiv, bedeutet das aber noch keine HIV-Diagnose. Diese kommt erst zustande, wenn eine zusätzliche Laboruntersuchung das Testergebnis bestätigt. Am besten suchst Du bei einem positiven Selbsttest rasch einen Arzt oder eine Beratungsstelle auf. So erhältst Du Informationen zum weiteren Vorgehen und auch psychologische Unterstützung.

Wie funktioniert die Behandlung von HIV?

HIV ist nicht heilbar. Durch eine Antiretrovirale Therapie (ART) können Betroffene allerdings ein gutes und langes Leben führen, vor allem wenn sie zeitnah beginnt. Die Einnahme von Medikamenten verhindert die Vermehrung des Virus und zögert so den Ausbruch von AIDS hinaus. Die Viruslast sinkt dadurch bei fast allen Patienten so weit ab, dass sie nicht mehr infektiös sind. Die Arzneimittel musst Du lebenslang und konsequent einnehmen, Behandlungspausen sind äußerst riskant. Jenen Viren, die sich gerade in der Ruhephase befinden und sich nicht vermehren, kann die ART allerdings nichts anhaben. Aus diesem Grund kann HIV nie ganz aus dem Körper entfernt werden.
 
HIV-Patienten erhalten in der Regel eine Hochaktive Antiretrovirale Therapie (HAART), vor allem wenn sie sich bereits in der Krankheitsphase B oder C befinden. Dabei kommt eine individuell angepasste Kombination verschiedener Medikamente zum Einsatz. Um zu verhindern, dass das Virus resistent wird, kombiniert die Behandlung mindestens drei Arzneien. Zur Auswahl stehen Reverse-Transkriptase-Hemmer (RTI), Protease-Inhibitoren (PI), Integrase-Inhibitoren (INI) und Fusionsinhibitoren. Diese Mittel verhindern die Vermehrung des Virus und das Eindringen der Erreger in die menschliche Zelle. Alle zwei bis vier Monate führt der Arzt eine Kontrolluntersuchung durch und passt die Medikamente gegebenenfalls an. Arzneimittel zur Vorbeugung opportunistischer Infektionen und zur Linderung der Symptome kann Dir der Arzt zusätzlich verschreiben.
 
Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind die häufigsten Nebenwirkungen der antiretroviralen Behandlung. Müdigkeit, Schwindel oder Angstempfinden treten eher selten auf. Zur Bekämpfung der Nebenwirkungen musst Du eventuell weitere Medikamente einnehmen. Das solltest Du aber unbedingt mit Deinem Arzt abklären, da nicht alle Arzneimittel miteinander verträglich sind.
 
Zwar ist HIV nicht heilbar, allerdings lässt sich die Lebenserwartung der Betroffenen mit Medikamenten beträchtlich erhöhen

Was kann ich zusätzlich tun, wenn ich mich mit HIV infiziert habe?

Prinzipiell ist eine medikamentöse Behandlung die Basis der Therapie bei HIV. Daneben kannst Du aber auch noch andere Dinge für Dich und Deine Gesundheit tun:
 
Den richtigen Arzt und die richtige Unterstützung suchen
Bist Du nachweislich HIV-positiv, such Dir am besten einen gut ausgebildeten und erfahrenen Mediziner, der sich mit dem Virus und dem Immunschwächesyndrom auskennt. Du solltest ihm vertrauen können, denn die Therapie ist langwierig und Du wirst ihm in Zukunft oft begegnen. Seine Anweisungen musst Du unbedingt befolgen. Nimm die Medikamente nach dem vorgegebenen Zeitplan ein. Solltest Du eines davon nicht vertragen, setz es nicht einfach in Eigenregie ab, sondern sprich mit Deinem Arzt darüber. Die medizinischen Kontrollen solltest Du regelmäßig in Anspruch nehmen.
 
Wenn Du erfährst, dass Du mit HIV infiziert bist, kann das ein sehr großer Schock sein. In diesem Fall kannst Du Dich an verschiedene Beratungsstellen wenden, zum Beispiel an den Verein „AIDS-Hilfe“, der in Österreich in nahezu jedem Bundesland vertreten ist. Außerdem kann es Dir vielleicht auch helfen, Deine Sorgen und Ängste mit anderen infizierten Personen zu teilen. Dazu gibt es im Internet einige Foren und Onlineportale.
 
Neben dem Austausch mit Experten und anderen Patienten ist es auch ratsam, mit Menschen über die Infektion zu sprechen, die Dir nahe stehen und denen Du vertraust. Rückhalt aus dem Familien- und Freundeskreis ist sehr wichtig in dieser Situation. Du kannst Deine Vertrauenspersonen in der Regel auch zu Gesprächen mit Beratungsstellen oder Ärzten mitbringen.
 
Verschiedene Impfungen durchführen lassen
HIV-positive Menschen sollten sich gegen Infektionskrankheiten impfen lassen, da sie besonders anfällig dafür sind. Außerdem verlaufen diese Erkrankungen bei einem bereits geschwächten Immunsystem oft deutlich schwerer und können lebensbedrohlich sein. Besonders wichtig sind die Impfungen gegen Grippe, Lungenentzündung und Hepatitis B.
 
Einen gesunden Lebensstil führen
Ein gesunder Lebensstil beginnt zunächst bei der Ernährung. Bei einer HIV-Infektion kannst Du darauf achten, vermehrt Obst, Gemüse und Vollkornprodukte zu essen und viel Wasser zu trinken. Das stärkt Dein Immunsystem. Lebensmittel, die Krankheitserreger enthalten können, solltest Du hingegen vermeiden. Das sind beispielsweise nicht-pasteurisierte Milchprodukte, ungekochte Eier, Austern, roher Fisch und rohes Fleisch. Hast Du Probleme bei der Verdauung, wende Dich am besten an Deinen Arzt oder einen Ernährungsberater.
 
Neben der Ernährung spielt auch die Bewegung eine wichtige Rolle für die Gesundheit. Sport macht nicht nur Deinen Körper fitter, sondern ist auch gut für Deine Psyche. Häufig leiden HIV-Patienten unter Depressionen – denen kannst Du durch Bewegung teilweise vorbeugen.
 
Des Weiteren ist es von Vorteil, ausreichend zu schlafen und sich regelmäßig zu entspannen. Beispielsweise können sich Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training positiv auf Dein Immunsystem auswirken.
 
Schlecht für Deinen Körper sind hingegen das Rauchen von Zigaretten und die Einnahme von Drogen.
 
Auf Hygiene achten
Wasch regelmäßig Deine Hände, vor allem bevor Du Mahlzeiten zubereitest oder isst. Rohes Obst und Gemüse solltest Du vor dem Verzehr auch mit Wasser abspülen.
 
Beim Kontakt mit Haustieren ist ebenso Vorsicht geboten. Nach dem Streicheln von Tieren solltest Du Deine Hände unbedingt waschen. Trage außerdem beim Reinigen von Katzenklo, Nagetierstall oder ähnlichem Handschuhe, um Dich vor Toxoplasmose zu schützen. Das ist eine durch einen Parasiten ausgelöste Infektionskrankheit, die für HIV-Patienten durchaus gefährlich sein kann.

Wie ist die Prognose bei HIV?

Unbehandelt führt AIDS im Durchschnitt nach zwei Jahren zum Tod. Durch den rechtzeitigen Beginn einer Therapie und die konsequente Einnahme von Medikamenten können Patienten das allerdings verhindern. Die Lebenserwartung und -qualität steigt dadurch erheblich – dank der Behandlung kannst Du mit HIV gut und lange leben. Eine komplette Heilung von HIV ist aber nicht möglich. Bei älteren Menschen, Personen mit Vorerkrankungen oder Drogensüchtigen kann HIV hingegen sehr wohl einen früheren Tod bedeuten. Eine Therapie zögert ihn aber trotzdem hinaus.

Wie kann ich HIV vorbeugen?

Der häufigste Übertragungsweg von HIV ist ungeschützter sexueller Kontakt. Hauptsächlich betrifft das vaginalen und analen Geschlechtsverkehr, aber auch bei oralem Sex kann das Virus in Deine Schleimhäute eintreten. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, nie auf die Verwendung eines reißfesten Kondoms zu verzichten. Dadurch schützt Du Dich nicht nur vor HIV, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen und Geschlechtskrankheiten.
 
Um HIV vorzubeugen sollte man immer mit einem Kondom verhüten, das gilt ebenfalls für Anal- und Oralverkehr
 
Wenn Du mit jemandem eine dauerhafte Partnerschaft eingehst, ist es sinnvoll, vor dem Verzicht auf Kondome einen HIV-Test durchzuführen. In einer Beziehung zwischen einer HIV-positiven und einer HIV-negativen Person sollte ein Arzt außerdem laufend kontrollieren, ob die Therapie wirksam ist oder dennoch das Risiko einer Ansteckung gegeben ist.
 
Auch die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Neugeborene ist vermeidbar. Zunächst können Ärzte schwangere Frauen auf HIV testen. Ist das Ergebnis positiv, sollten diese antiretrovirale Medikamente einnehmen, vor allem während der Entbindung, welche am besten durch Kaiserschnitt passieren sollte. Da das Virus auch durch die Muttermilch übertragbar ist, müssen infizierte Frauen oftmals auf das Stillen des Babys verzichten.
 
Es gibt des Weiteren auch Medikamente, die Du einnehmen kannst, um das Infektionsrisiko zu senken. Diese Präventivbehandlung nennt die Medizin Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Sie ist aber sehr teuer, weswegen sie hauptsächlich bei Menschen zum Einsatz kommt, die ein besonders hohes Ansteckungsrisiko haben. Das sind zum Beispiel Personen, deren Partner HIV-positiv ist.
 
Bist Du durch einen Blutspritzer, einen Nadelstich oder sexuellen Kontakt mit HIV in Berührung gekommen, kann es ebenso sein, dass Du vorbeugend Medikamente einnehmen musst. Diese heißen Postexpositionsprophylaxe (PEP). Sie können das Infektionsrisiko senken, wenn Du sie alsbald und vier Wochen lang anwendest. Die Ansteckung können sie aber nicht hundertprozentig verhindern.

Was bedeutet eine HIV-Infektion für Angehörige?

Ist jemand aus Deiner Familie oder Deinem Freundeskreis mit HIV infiziert, solltest Du ihn so gut wie möglich unterstützen. Nimm seine Sorgen und Ängste ernst. Es kann auch helfen, wenn Du Dich selbst über die Erkrankung informierst und den Betroffenen zu Beratungs- oder Arztterminen begleitest, wenn er das möchte.
 
Du brauchst Dich außerdem nicht vor einer Ansteckung im Alltag fürchten. Die HIV-Konzentration im Speichel, in Tränen oder im Schweiß ist zu gering für eine Übertragung. Beim Benutzen derselben Toilette oder desselben Bestecks kann also nichts passieren. Eine Tröpfcheninfektion ist ebenfalls nicht möglich – Du kannst einen HIV-Patienten ohne Bedenken umarmen, küssen oder berühren.

Wie viel kostet die Behandlung von HIV und übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von HIV?

In Österreich kostet die Therapie von HIV im Durchschnitt rund 1.500 Euro im Monat. Dafür kommt aber die Krankenkasse auf. Bist Du HIV-positiv, musst Du auch keine Rezeptgebühr bezahlen. Je nach Krankenkasse könnte es allerdings sein, dass Du Dich bei bestimmten Leistungen an den Kosten beteiligen musst – zum Beispiel bei stationären Aufenthalten oder Heilbehelfen. Informiere Dich dazu am besten direkt bei Deinem Sozialversicherungsträger.

 


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Übertragbar ist HIV über Blut, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch. Der häufigste Infektionsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr, gefolgt von Drogenkonsum über kontaminierte Spritzen


Der Krankheitsverlauf gliedert sich je nach Symptomen in drei Phasen. In Stadium A treten zunächst grippeähnliche Anzeichen auf, gefolgt von einer symptomfreien Zeit. In Stadium B kommen Erkrankungen wie lang anhaltender Durchfall, Gewichtsverlust, Nachtschweiß oder Pilzinfektionen vor. Im Stadium C führt die HIV-Infektion schließlich zu AIDS


Die HIV-Diagnose ist heutzutage kein zwingendes Todesurteil mehr. Durch eine lebenslange antiretrovirale Therapie mit der Einnahme von verschiedenen Medikamenten können Betroffene ein gutes und langes Leben führen

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