ICD-10-GM-2020 R07
Schmerzen, die im hinteren Rachen auftreten – egal ob nur beim Schlucken oder generell –, definiert die Medizin als Halsschmerzen. Auslöser dafür sind häufig Entzündungen, wodurch die empfindlichen Nervenfasern im Hals Schmerzsignale an das Gehirn senden. Rund ein- bis dreimal pro Jahr leidet ein erwachsener Mensch durchschnittlich unter den Beschwerden, Kinder sogar meist noch öfter. Häufig weigern sich die Betroffenen, zu essen oder zu trinken. In den kalten Herbst- und Wintermonaten klagen besonders viele Personen über Halsschmerzen.
In den meisten Fällen verschwinden die Schmerzen wieder von selbst. Vereinzelt können sie aber auch auf teilweise schwerwiegende Krankheiten hinweisen. Dann ist eine ärztliche Behandlung notwendig.
Halsschmerz entsteht meist durch virale und bakterielle Infekte. Es können aber auch andere Ursachen den Beschwerden zu Grunde liegen, insbesondere bei Kindern. Je nach Ursprung variieren die Art der Schmerzen und die Begleitsymptome. Folgende Auslöser können für Halsschmerzen sorgen:
Infektiöse Ursachen
Bei Kindern können neben diesen Ursachen auch Mundsoor, Mumps, Röteln, Masern oder Herpangina zu Schmerzen im Hals führen.
Andere Ursachen
In der kalten Jahreszeit verbreiten sich Viren und Bakterien auffallend schnell. Halsschmerzen betreffen daher häufig Personen, die generell und insbesondere im Winter viel Kontakt zu anderen Menschen haben – beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Beruf. Dadurch infizieren sie sich nämlich leicht mit Krankheitserregern.
Leute, die ihre Stimme sehr stark beanspruchen oder Allergien haben, leiden auch häufig unter Halsschmerzen. Weitere Risikofaktoren sind das Rauchen von Zigaretten und das Einatmen von Chemikalien, beispielsweise bei der Arbeit.
Die meisten Ursachen für Halsschmerzen kannst Du auch ohne medizinische Unterstützung auskurieren. Hausmittel oder rezeptfrei in der Apotheke erhältliche Mittel helfen beispielsweise bei einer Erkältung genauso gut.
Es gibt jedoch bestimmte Anzeichen, die auf eine schlimmere Erkrankung hinweisen. Wenn eines oder mehrere der folgenden Warnsignale auftreten, solltest Du umgehend einen Allgemeinmediziner oder HNO-Arzt aufsuchen:
Besuchst Du wegen Halsschmerzen einen Arzt, fragt er Dich zunächst nach Deinen Beschwerden und Deiner Krankheitsgeschichte. Das bezeichnet die Medizin als Anamnese. In der Regel betrachtet er danach Deinen Rachen und Deine Mundhöhle mithilfe einer Lichtquelle, einem Spiegel und einem Holzspatel. Dabei musst Du „Ah“ sagen, damit sich die Zunge senkt. Dadurch kann der Arzt die Mandeln und den Gaumen besser betrachten und erkennt Rötungen und andere Färbungen, Schwellungen, Ausbuchtungen und Beläge auf einen Blick.
Scharlach kann er beispielsweise auch diagnostizieren, indem er auf den typischen Hautausschlag achtet. Danach tastet er Deine Lymphknoten am Hals und Nacken sowie Deinen Bauch von außen ab. Er misst Deine Körpertemperatur und schaut sich Deine Ohren an. Mit einem Stethoskop hört er das Herz und die Lungentätigkeit ab. Nach diesen Grunduntersuchungen kann der Arzt meist bereits einschätzen, ob eine schwerwiegende Erkrankung den Halsschmerzen zugrunde liegt oder nicht.
Ist klar, dass die Halsschmerzen nicht auf eine Erkältung zurückgehen, muss der Mediziner weitere Inspektionen durchführen. Es ist für ihn nicht so einfach, nur auf Basis des Aussehens eine virale Infektion von einer bakteriellen zu unterscheiden. Deshalb prüft er, ob Streptokokken vorliegen und hat dazu zwei verschiedene Möglichkeiten:
Den Schnelltest auf Streptokokken-Antigene kann er direkt in der Praxis vornehmen, er dauert rund 20 Minuten. Der Arzt tupft ein Wattestäbchen an die Rückwand des Rachens und untersucht diese Probe. Meist kommt der Schnelltest nur bei Kindern zum Einsatz und bei positivem Ergebnis folgt direkt eine Behandlung mit Antibiotika. Bei Erwachsenen oder bei einem negativen Befund beim Kind ist der zweite Prüfschritt notwendig. Der Arzt entnimmt dazu ebenso einen Rachenabstrich und schickt diesen an ein Labor. Die dort arbeitenden Personen geben die in der Probe enthaltenen Mikroorganismen auf ein spezielles Gel, wo diese sich vermehren können. Wenn genügend Organismen entstanden sind, können sie ein Urteil fällen.
Wenn der Arzt einen Abszess im Rachen des Patienten vermutet, kann er Betäubungsmittel in den Mund sprühen und eine Nadel in den geschwollenen Bereich stechen. Tritt Eiter aus, liegt ein Abszess vor. Daneben sind auch andere Diagnoseverfahren möglich, je nachdem welche zugrunde liegende Erkrankung der Mediziner vermutet. Er kann beispielsweise eine der folgenden Untersuchungen anordnen:
Der Arzt versucht in erster Linie, die zugrunde liegende Erkrankung zu heilen. Bei bakteriell oder durch Scharlach verursachten Halsschmerzen verschreibt er Dir Antibiotika, welche die Krankheitserreger abtöten. Diese Arzneien musst Du rund über einen Zeitraum von fünf bis zehn Tagen gemäß der verordneten Dosierung einnehmen.
Liegt eine Mandelentzündung den Beschwerden zugrunde, kann unter Umständen eine Operation notwendig sein. Der Mediziner entfernt die Mandeln dabei komplett oder nur teilweise. Rund zwei Wochen nach dem Eingriff bist Du wieder voll einsatzfähig. Eine Mandelentfernung verhindert allerdings nicht alle zukünftigen Halsschmerzen. Andere Ursachen können danach immer noch zu den unangenehmen Beschwerden führen.
Sind Viren oder harmlose Erkrankungen für die Halsschmerzen verantwortlich, bekämpft der Arzt hingegen hauptsächlich die Symptome selbst. Die Mittel der Wahl sind häufig Tees, Gurgellösungen, Lutschtabletten oder Sprays mit pflanzlichen, desinfizierenden Inhaltsstoffen. Auch schmerz- und entzündungshemmende Medikamente (Analgetika) können bei starken Schmerzen zum Einsatz kommen. Entweder muss der Patient Paracetamol beziehungsweise Ibuprofen einnehmen oder er bekommt Kortison als Injektion verabreicht.
Bei allergiebedingten Halsschmerzen kann eine Impfung zumindest vorübergehend helfen. Diese nennt die Medizin auch Hyposensibilisierung oder spezifische systemische Immuntherapie. Eine zugrunde liegende Refluxkrankheit versucht der Arzt mit sogenannten Protonenpumpenhemmern zu lindern. Diese hemmen die Säureproduktion im Magen. Tumore im Hals erfordern eine krebsmedizinische Therapie.
Abszesse im Rachenbereich sticht der Mediziner unter örtlicher Betäubung auf und entlässt dabei so viel Eiter wie möglich. Anschließend muss der Betroffene in der Regel Antibiotika einnehmen.
Das richtige Essen
Leidest Du an Halsschmerzen, solltest Du Reibung und Druck an den gereizten Schleimhäuten vermeiden. Statt bröseligem und hartem Essen empfehlen sich daher weiche und flüssige Speisen wie Brei, Joghurt oder Suppen. Letztere erhöhen zusätzlich den Flüssigkeitshaushalt und versorgen den Körper mit Nährstoffen, sind also doppelt gut für Dich. Um die Entzündung zu lindern, kannst Du Knoblauch essen. Entweder kaust Du zwei bis drei Zehen pro Tag oder Du schneidest sie klein und isst sie im Salat oder auf einem Brot.
Eis zu verzehren, Eiswürfel oder Bonbons zu lutschen ist für manche Patienten angenehm bei Halsschmerzen. Sie beseitigen zwar nicht die Erkrankung, sorgen aber für Speichelproduktion und Kühle. So sind die Schmerzen nicht mehr ganz so unerträglich.
Viel trinken
Bei Halsschmerzen ist eine hohe Trinkmenge essenziell. So bleiben die Schleimhäute feucht und das Immunsystem kann die Viren besser bekämpfen. Bei Fieber wirkt es außerdem dem Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen entgegen. Ob die Getränke warm oder kalt sind, spielt keine Rolle – das kann jeder machen, wie er es als angenehm empfindet.
Viele Betroffene greifen auf Tees zur Linderung der Halsschmerzen zurück. Die pflanzlichen Inhaltsstoffe wirken teilweise desinfizierend und entzündungshemmend. Besonders gut geeignet sind Salbei, Ingwer, Königskerze, Eisenkraut, Thymian und Spitzwegerich. Grün- und Schwarztees stärken zudem das Immunsystem. Zum Süßen des Tees verwendest Du am besten Honig. Das Bienenprodukt kannst Du auch in warmer Milch auflösen und langsam trinken. Die Kombination wirkt schleimlösend und antibakteriell.
Entzündungshemmend ist außerdem Zwiebel. Aus ihm kannst Du selbst einen Saft herstellen. Dazu schälst Du die Knolle, hackst sie klein und legst sie in ein sauberes Einmachglas. Gib anschließend zwei Esslöffel Zucker hinzu, verschließe den Behälter und schüttle ihn. Nach rund 120 Minuten Wartezeit kannst Du die Zwiebelstücke herausfiltern. Den entstandenen Saft schluckst Du am besten mehrmals täglich. Die empfohlene Dosis sind ein bis zwei Esslöffel pro Einnahme. Schwarzen Johannisbeersaft empfinden viele Betroffene ebenso als wohltuend bei einer Erkältung oder Grippe. Er enthält viel Vitamin C und stärkt das Immunsystem.
Gurgeln
Beim Gurgeln kommen die heilenden Wirkstoffe länger mit den Schleimhäuten in Berührung als beim Trinken. Du kannst vorgefertigte Gurgellösungen aus der Apotheke verwenden, aber Dir auch selbst eine zusammenmischen. Besonders gut eignet sich Salzwasser. Löse dafür einen halben Teelöffel Meersalz in einer Tasse mit warmen Wasser auf. Wenn Du möchtest, kannst Du noch zwei Esslöffel Apfelessig und einen Esslöffel Zitronensaft beigeben und gut umrühren. Gurgle mehrmals täglich eine kleine Menge dieser Mischung. Das löst den Schleim, lindert die Schmerzen und bekämpft die Bakterien.
Alle Tees, die Du bei Halsschmerzen trinken kannst, eignen sich auch zum Gurgeln. Ringelblume oder Eichenrinde sind ebenso geeignet. Lass den Tee aber vorher etwas abkühlen, um Dir nicht den Rachen zu verbrühen.
Inhalieren
Eine Wasserdampf-Inhalation hilft, die Schleimhäute zu befeuchten. Inhalatoren sind in der Apotheke erhältlich. Stattdessen kannst Du aber auch Wasser in einem Topf erhitzen und ätherische Öle oder Salz hinzugeben. Beuge Dich dann über die dampfende Schüssel, leg ein Handtuch über Deinen Kopf und nimm tiefe Atemzüge. Inhalationen sind insbesondere bei Heiserkeit und einem verschleimten Hals hilfreich.
Halswickel
Auch Halswickel tragen dazu bei, Halsschmerzen zu lindern. Zur Auswahl stehen warme oder kalte Wickel – welche Du wählen solltest, hängt von Deinem persönlichen Empfinden ab. Nur bei gewissen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurologischen Beschwerden sind warme Halswickel nicht erlaubt. Lass Dich am besten von einem Arzt beraten, ob diese Methode für Dich infrage kommt.
Kälte liefern folgende Wickel:
Zu den warmen Wickeln zählen:
Rezeptfreie Medikamente
Auch ohne Rezept kannst Du Dir gewisse Heilmittel aus der Apotheke holen. Lass Dich dort am besten von den Mitarbeitern beraten, was in Deinem Fall geeignet ist. Prinzipiell kommen Säfte, Lutschpastillen, Sprays, Tees, Tropfen und Mundspüllösungen infrage.
Schonen
Wenn Du an Halsschmerzen leidest, schone am besten Deinen gesamten Körper für ein paar Tage. Gönne Dir ausreichend Schlaf und halte Deinen Hals mit einem Schal oder Tuch warm, falls Du die Wärme als angenehm empfindest. Achte darauf, dass der Raum immer gut gelüftet oder mit einem Luftbefeuchter versorgt ist, da trockene Luft Halsschmerzen verschlimmern kann.
Schon außerdem auch Deinen Hals und Deine Stimme, indem Du auf das Rauchen von Zigaretten verzichtest. Sprich wenig und in normaler Lautstärke – flüstern und schreien schadet den Stimmbändern.
Um Halsschmerzen vorzubeugen, versuch, Deine Schleimhäute nicht zu reizen. Folgende Tipps helfen dabei:
Für die Diagnose- und Behandlungsverfahren kommt die Krankenkasse auf. Bei verschriebenen Medikamenten ist lediglich die Rezeptgebühr in der Apotheke zu entrichten. Alle Arzneien ohne Rezept musst Du selbst bezahlen. Auch die Influenza-Impfung wird in der Regel übernommen, erkundige Dich dafür aber am besten direkt bei Deinem Sozialversicherungsträger.
Die meisten Erwachsenen und Kinder leiden mehrmals im Jahr an Halsschmerzen. Oft deuten die Beschwerden lediglich auf eine Erkältung hin, die Du selbst daheim und mit Hausmitteln auskurieren kannst. Manchmal liegt aber auch eine schwerwiegendere Krankheit dem Halsschmerz zugrunde. Dann ist eine ärztliche Therapie notwendig. Hier erfährst Du alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Halsschmerzen.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Inhaltsverzeichnis
Was versteht die Medizin unter Halsschmerzen?
Wie äußern sich Halsschmerzen und welche Ursachen stecken dahinter?
Welche Risikofaktoren begünstigen Halsschmerzen?
Wann sollte ich mit Halsschmerzen zum Arzt gehen?
Wie diagnostiziert der Arzt Halsschmerzen und ihre Ursachen?
Wie werden Halsschmerzen behandelt?
Was kann ich selbst gegen Halsschmerzen tun?
Kann ich Halsschmerzen vorbeugen?
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von Halsschmerzen?