Kiefersperre
INHALTSVERZEICHNIS
Was ist unter dem Kiefer beim Menschen zu verstehen?
Weiterlesen
Was ist die Definition einer Kiefersperre?
Weiterlesen
Wie sehen die Symptome bei einer Kiefersperre aus?
Weiterlesen
Welche Ursachen hat die Kiefersperre?
Weiterlesen
Wer ist am häufigsten von einer Kiefersperre betroffen?
Weiterlesen
Wann sollte man bei einer Kiefersperre einen Arzt aufsuchen?
Weiterlesen
Mit welchen nicht-operativen Methoden lässt sich eine Kiefersperre lösen?
Weiterlesen
Wann ist eine Operation sinnvoll?
Weiterlesen
Welche Risiken und Komplikationen können bei der Operation einer Kiefersperre auftreten?
Weiterlesen
Was kann ich selbst gegen eine Kiefersperre machen?
Weiterlesen
Kann ich einer Kiefersperre vorbeugen?
Weiterlesen
Was kostet die Behandlung der Kiefersperre?
Weiterlesen
Das Wichtigste zusammengefasst
Bei einer Kiefersperre kannst Du Deinen Mund nicht mehr oder nur unter sehr starken Schmerzen schließen. Sie tritt meist in Folge einer Ausrenkung des Kiefergelenks auf.
Die Kiefersperre hat sehr vielfältige Ursachen. Dein behandelnder Facharzt versucht, die zugrunde liegende Erkrankung zu diagnostizieren und konkret zu behandeln. Mögliche Auslöser können abgenutzte Kiefergelenke, Stress oder nächtliches Zähneknirschen sein.
Die Kiefersperre kann Deinen Alltag sehr stark beeinträchtigen, da Du nicht mehr sprechen, schlucken oder kauen kannst. Für das Lösen der Kiefersperre wendet Dein Arzt meist den Hippokrates-Handgriff an. Bei Kieferbrüchen als Ursache ist meist eine Operation notwendig.
Kiefersperren lassen sich nicht explizit vorbeugen. Du kannst allerdings dabei helfen, Deinen Kiefer vorzeitig zu schonen, indem Du auf Stressreduktion sowie gute Körperhaltung achtest.
Was ist unter dem Kiefer beim Menschen zu verstehen?
Der Kiefer ist ein großer Teil Deines Schädels, der sich in Ober- und Unterkiefer teilt. Er befindet sich in Deiner unteren Gesichtshälfte und besteht aus Kieferknochen und Kiefergelenken, welche eine indirekte Verbindung zwischen den beiden Kieferteilen darstellen. Die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur ermöglichen Dir das Kauen und Sprechen, da Du mit ihnen Deinen Unterkiefer bewegen kannst. Der Oberkiefer lässt sich hingegen nicht bewegen, denn er ist mit dem Jochbein und dem Nasenbein fest verwachsen.
Was ist die Definition einer Kiefersperre?
Die Kiefersperre oder Kieferluxation ist eine Ausrenkung des Kiefergelenks. Dabei sind die Bewegungsmöglichkeiten Deines Mundes sehr eingeschränkt. Du kannst Deinen Mund deshalb entweder gar nicht oder nur sehr langsam unter großen Schmerzen schließen.
Eine Kieferluxation tritt meist zufällig durch sehr starkes Gähnen oder eine extreme Mundöffnung auf. Sie kann aber auch infolge eines Unfalls entstehen.
Wie unterscheidet sich die Kiefersperre von einer Kieferklemme?
Sowohl bei der Kiefersperre als auch bei der Kieferklemme handelt es sich um eine Beweglichkeitsstörung Deines Kiefers. Bei einer Kiefersperre hast Du Schwierigkeiten dabei, Deinen Mund zu schließen. Das Gegenteil davon ist die Kieferklemme, wobei Du Deinen Mund nicht öffnen kannst. Beide Zustände sind keine Erkrankung, sondern sie treten als Symptome eines anderen Problems auf, weshalb Dein Facharzt bei der Diagnose versucht, die Ursache der Kiefersperre oder -klemme herauszufinden.
Sind Kiefersperre und Kieferverspannung das gleiche?
Bei der Kiefersperre hat sich Dein Gelenkkopf aus der Gelenkpfanne ausgerenkt, weshalb Du Deinen Mund nicht mehr oder nur unter enormen Schmerzen schließen kannst. Die Schmerzen gehen dabei von der Kiefermuskulatur aus und können auf andere Bereiche Deines Kopfes wie auf Deinen Ohren-, Nasen- oder Halsbereich ausstrahlen. Bei einer Kieferverspannung gehen die Schmerzen oder Spannungsgefühle im Kiefer nicht von den Kiefermuskeln aus, sondern vom Bindegewebe der Haut und Unterhaut der Wangen und des Kiefers. Ähnlich wie bei der Kiefersperre kannst Du bei einem verspannten Bindegewebe Deinen Kiefer nicht mehr bewegen. Meist kannst Du Deinen Mund dabei nicht mehr öffnen.
Wie sehen die Symptome bei einer Kiefersperre aus?
Die Symptome bei einer Kiefersperre können sich als sehr belastend gestalten, da Dein Mund offensteht und Dir das Sprechen und Essen entsprechend somit sehr schwerfällt. Dies ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch Angstzustände auslösen. Beim Versuch, den Mund zu schließen, verspürst Du meist sehr starke Schmerzen, die primär Deine Kiefermuskulatur betreffen.
Wo können die Schmerzen bei einer Kiefersperre auftreten?
Bei einer Ausrenkung des Kiefergelenks treten meist Schmerzen im Unterkiefer auf. Diese Kieferschmerzen kannst Du einseitig oder links und rechts verspüren. Bei einer Kiefersperre kannst Du Deinen Mund entweder gar nicht oder nur unter sehr starken Schmerzen schließen.
Sind Ohrenschmerzen und Halsschmerzen bei einer Kiefersperre normal?
Die Schmerzen, die von einer Kiefersperre verursacht werden, strahlen typischerweise in den Hals- und Ohrenbereich aus. Denn das Kiefergelenk, das Mittelohr sowie der äußere Gehörgang liegen sehr eng zusammen, weshalb Dir bei einer Kiefersperre durchaus die Ohren sowie Dein Hals und Dein Nacken wehtun können, obwohl das eigentliche Problem im Kiefergelenk liegt.
Wie lange dauert eine Kiefersperre?
Wie lange Deine Kieferverrenkung andauert, hängt sehr von ihrem Auslöser ab und lässt sich deshalb nicht genau sagen. Manchmal kann sie nur einige Sekunden andauern oder ein paar Tage anhalten. In Ausnahmefällen können sogar Monate verstreichen, bis Du Deinen Kiefer wieder vollständig schließen kannst.
Kann ein Knacken des Kiefers ein Anzeichen für eine beginnende Kiefersperre sein?
Solltest Du ein Knacken oder Knirschen in Deinem Kiefer verspüren, so kann dies bereits ein erstes Anzeichen auf eine beginnende Kiefersperre sein. Ungewöhnliche Geräusche in Deinem Kiefer können dabei auf Arthrose, eine craniomandibuläre Dysfunktion oder Zähneknirschen hinweisen, welche häufige Auslöser der Kiefergelenkverrenkung sind.
Welche Ursachen hat die Kiefersperre?
Die Kiefersperre an sich ist kein eigenes Krankheitsbild, sondern ein Symptom, das einen anderen Auslöser hat. Um diesen Auslöser loszuwerden, muss Dein Facharzt diesen zunächst identifizieren. Kiefersperren können recht viele Ursachen haben, die jedoch gut überschaubar sind. Dazu zählen Ausrenkungen des Kiefers, ein Kieferbruch, eine Kieferfehlstellung, nächtliches Zähneknirschen, Schwellungen in der Mundschleimhaut, Gelenkergüsse, Tumore oder ein altersbedingter Gelenkverschleiß (Arthrose). Eine Kiefersperre kann auch nach einer Weisheitszahn-Operation auftreten.
Wie kann es zu einem ausgerenkten Kiefer kommen?
Dein Kiefergelenk kann sich in Folge einer Verletzung oder aufgrund von zu starkem Gähnen ausrenken. Mediziner sprechen dabei von einer Kieferluxation, bei der der Gelenkkopf Deines Unterkiefers aus der Gelenkpfanne des Oberkiefers springt. Ist dies der Fall, so ist die Mobilität Deines Kiefers von einem Moment auf den nächsten blockiert.
Dein Kiefergelenk kann auch stark überstrapaziert oder abgenutzt sein. Bei einem derartigen „Gelenkverschleiß“, der sogenannten Arthrose, können Schmerzen im Kiefer auftreten, was einen ausgerenkten Kiefer zur Folge haben kann. Häufig hat ein Kieferverschleiß mit Zuständen zu tun, die Deine Muskulatur, Deine Nerven und das umliegende Gewebe Deines Kiefergelenks auf unterschiedliche Weise beeinflussen.
Weitere Auslöser können Entzündungen oder übermäßige Belastungen sein, es kann sich allerdings auch um gravierende gesundheitliche Ursachen wie Tumore handeln. Auch genetische Fehlbildungen des Kiefers, ein Kieferbruch, bei dem abgesplitterte Knochenfragmente die Beweglichkeit der Kieferregion einschränken, können eine Kiefersperre verursachen. Zusätzlich gelten Schwellungen der Mundschleimhaut an der Wangeninnenseite aufgrund von Abszessen oder aufgrund der örtlichen Betäubung einer Weisheitszahn-OP als mögliche Ursachen.
Welche Krankheiten können unter anderem Schmerzen im Kiefer/Kiefergelenk auslösen?
Schmerzen im Kiefer und eine darauffolgende Kiefersperre können auch tieferliegende gesundheitliche Ursachen haben.
Arthrose
In Folge der stark altersbedingten Arthrose, die Mediziner auch als Arthritis deformans des Kiefergelenks bezeichnen, können Kiefersperren auftreten. Fachärzte sprechen dabei von einem sogenannten „Gelenkverschleiß“, der sich typischerweise durch schmerzhafte und steife Gelenke bemerkbar macht. Arthrose ist somit eine degenerative Gelenkerkrankung, die häufig bei älteren Menschen auftritt, in seltenen Fällen aber auch schon im mittleren Alter Beschwerden verursachen kann. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen als Männer. Arthrose kann bei fast jedem Gelenk auftreten, somit auch beim Kiefergelenk, was häufig zu einer Kiefersperre führt. Schon kleine Fehlbelastungen können Dein Kiefergelenk sehr schnell abnutzen und eine Arthrose begünstigen. Vor allem fehlende Backenzähne, unsauber gesetzte Zahnfüllungen, Verletzungen, Fehlstellungen oder Zähneknirschen können die Entstehung einer Arthrose begünstigen.
Bei einer Kiefergelenkarthrose ist die Knorpelscheibe zwischen dem Gelenkkopf und der Gelenkpfanne beschädigt. Diese Scheibe wird mit der Zeit immer dünner. Die zerstörten Knorpelzellen begünstigen die Entzündungen in der Gelenkinnenhaut. Je schneller die Knorpelscheibe zerfällt, desto eher steigt das Risiko, dass sie verrutscht und die Funktion Deines Kiefergelenks blockiert. Dadurch kannst Du Deinen Kiefer entweder nicht mehr richtig öffnen (Kieferklemme) oder nicht mehr schließen (Kiefersperre), abhängig davon, in welche Richtung sich die Knorpelscheibe verschoben hat.
Zähneknirschen (Bruxismus)
Nächtliches Zähneknirschen und Zähnepressen kann Deinen Kiefer sehr stark belasten und Entzündungen hervorrufen. Mediziner sprechen dabei von Bruxismus, dem Fachbegriff für Zähneknirschen, einem häufigen Auslöser der Kiefersperre.
Craniomandibuläre Dysfunktion
Auch CMD, kurz für eine craniomandibuläre Dysfunktion, kann die Gefahr auf eine Luxation erhöhen. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur, die unterschiedliche Ursachen haben kann.
Kieferfehlstellungen
Kieferfehlstellungen können auch dazu beitragen, dass sich Dein Kiefergelenk ausrenkt und Du es nicht mehr schließen kannst.
Warum kann es nach einer Weisheitszahn-OP zu einer Kiefersperre kommen?
Eine Kiefersperre ist nach einer Weisheitszahn-OP eher selten. Dennoch kann es vorkommen, dass Du Deinen Mund nach einem operativen Eingriff nicht schließen kannst. Sollte dies der Fall sein, so warte zunächst ab, bis die örtliche Betäubung nachlässt.
Welche psychischen Ursachen kann eine Kiefersperre haben?
Eine Erkrankung des Kiefergelenks kann häufig auch psychische Ursachen haben. Stress ist häufig Auslöser eine Kiefersperre, denn durch einen stressigen Alltag oder andere psychische Belastungen werden Probleme in Form von Zähneknirschen oder Pressen auf den Kiefer übertragen. Deine Mundregion verkrampft dabei sehr und ist enorm belastet. Dabei würde schon ein übermäßiges Gähnen ausreichen, das den Kiefergelenkkopf aus der Gelenkpfanne stemmen und eine Kiefersperre verursachen könnte.
Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out werden häufig mit Kiefergelenkbeschwerden assoziiert. In solchen Fällen solltest Du neben der ärztlichen Therapie auch eine Psychotherapie in Anspruch nehmen, um die seelische Belastung zu behandeln und weitere Kieferbeschwerden vorzubeugen.
Wer ist am häufigsten von einer Kiefersperre betroffen?
Grundsätzlich gibt es keine konkrete Personengruppe, die für Kiefersperren besonders anfällig ist. Solltest Du unter einer Kieferfehlstellung leiden, im Schlaf mit den Zähnen knirschen oder unter enormen psychischen Druck stehen, so steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kiefersperre.
Welche unangenehmen Folgen hat die Kiefersperre für die Betroffenen?
Eine Kiefersperre löst meistens sehr starke Schmerzen aus, was Deinen Alltag erheblich beeinträchtigen und Deine Lebensqualität deutlich minimieren kann. Betroffene haben außerdem Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen oder Trinken. Die wahrgenommenen Symptome hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Sollte die Sperre zu spät behandelt werden, so kann die betroffene Person aufgrund der fehlenden Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr das Bewusstsein verlieren, einen Kreislaufschock erleiden oder sogar versterben.
Die Kiefersperre bringt allerdings nur selten schwerwiegende Folgen mit sich. Solltest Du die zugrunde liegende Erkrankung allerdings verschleppen, so kann es zu einem Muskelkrampf mit starken Schmerzen, zu Atemnot oder zu Schluckbeschwerden kommen. Muskuläre Verspannungen im Kieferbereich können zusätzlich die Nahrungsaufnahme erschweren. Gleichzeitig können Dich auftretende Schwellungen beim Sprechen behindern.
Sind eine Kieferfehlstellung oder Fehlhaltung die Ursache der Sperre und werden jene nicht behoben, so kann sie immer wieder auftreten. Bei einem Tumor kann es auch zu einer Lähmung Deiner Gesichtsnerven im Bereich des Mundwinkels oder der Kieferpartie kommen. Der Tumor kann in solchen Fällen auch Dein Geschmacksempfinden sowie Deinen Speichel- und Tränenfluss beeinträchtigen. Bei fehlender Behandlung kann sich eine Kiefersperre auch negativ auf Dein Sprachvermögen auswirken.
Wann sollte man bei einer Kiefersperre einen Arzt aufsuchen?
Solltest Du den Verdacht haben, dass Dein Kiefer ausgerenkt ist, so kontaktiere umgehend einen Arzt. Denn je länger eine Verrenkung anhält, umso unangenehmer ist es, wenn Dein Facharzt Deinen Kiefer wieder einrenkt. Versuche nicht, Deinen Mund mit Gewalt zu schließen, denn dabei riskierst Du nur unnötige Komplikationen, Schmerzen oder sogar bleibende Schäden.
Zu welchem Arzt geht man bei einer Kiefersperre?
Zur Diagnose und Therapie einer Kiefersperre kannst Du Dich sowohl an einen Allgemeinmediziner, als auch an einen Facharzt der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie an einen Kieferorthopäden wenden.
Wie erfolgt die Diagnose?
Dein Facharzt muss zur Beseitigung Deiner Kieferverrenkung auf jeden Fall die zugrunde liegende Ursache behandeln. Dies ist in den meisten Fällen jedoch sehr gut möglich.
Anhand Deiner Beschwerden kann er die Bewegungseinschränkungen Deines Kiefergelenks diagnostizieren. Zur genauen Feststellung des Krankheitsbildes muss er unter Umständen eine Röntgenuntersuchung oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchführen.
Mit welchen nicht-operativen Methoden lässt sich eine Kiefersperre lösen?
Eine Kiefersperre lässt sich auch durch nicht-operative Methoden gut behandeln, vorausgesetzt, Dein zuständiger Facharzt kann ihren Auslöser damit beheben. Häufig verschreibt er Dir spezielle Medikamente, um den Schmerz und die Entzündungsreaktion zu lindern oder er wendet den Hippokrates-Handgriff an, durch welchen er Dein Kiefergelenk wieder einrenken kann. In manchen Fällen kann auch eine Physiotherapie dabei helfen, die Kiefersperre zu lösen.
Medikamente
Im Normalfall kann Dein Facharzt die Kiefersperre ohne Medikamente beseitigen. Hat die Kiefersperre allerdings mit einer Entzündungsreaktion, wie einem Spritzenabszess zu tun, so verschreibt Dir Dein Arzt meist Antibiotika. Auch bei Hämatomen, also Blutergüssen, oder Nervenreizungen nach einer Zahnbehandlung solltest Du schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente einnehmen. Diese können dabei helfen, Deine Kiefermuskulatur zu entspannen und Beschwerden zu lindern.
Hippokrates-Handgriff
Dein Facharzt kann die Verrenkung Deines Kiefergelenks durch den sogenannten Hippokrates-Handgriff wieder lösen. Dabei bringt er die herausgesprungenen Gelenkköpfchen wieder in ihre richtige Position zurück, indem er beide Daumen auf die Kauflächen Deiner Unterkieferzähne legt und mit den restlichen Fingern den Unterkiefer umschließt. Aus dieser Position zieht er Deinen Unterkiefer leicht nach unten und nach vorne, richtet ihn gerade und drückt ihn anschließend in seine normale Position zurück, bis die Gelenkknöpfchen wieder in ihre Gelenkpfannen einrasten.
Spezialisten empfehlen, das Kiefergelenk noch einen Tag nach dem Einrenken ruhig zu stellen. Dafür bringen sie meist einen Draht oder eine Schiene an, damit sich die ursprüngliche Position Deines Kiefers wieder stabilisieren kann und Entzündungen vorgebeugt werden. Wichtig ist auch, dass Du Dich bei Verdacht auf eine Kieferverrenkung umgehend an einen Spezialisten wendest. Denn je länger Du wartest, umso unangenehmer empfindest Du die Einrenkung Deines Kiefers. Häufig kann Dein Arzt den Hippokrates-Handgriff dann nur unter Narkose durchführen.
Physiotherapie
Ein Physiotherapeut kann Dir dabei helfen, Deine Kaumuskulatur mehrmals pro Woche zu trainieren, deren Dehnbarkeit zu erweitern und die Kiefersperre so zu lösen.
Wann ist eine Operation sinnvoll?
Operationen können bei eitrigen Abszessen oder bei einer Kiefergelenkarthrose notwendig sein. Bei Kieferbrüchen sind operative Eingriffe unumgänglich, denn der zuständige Chirurg entfernt dabei Knochensplitter, beseitigt Fehlstellungen und bringt Deinen Kiefer wieder in seine ursprüngliche Position zurück, wo er ihn mit Titanschrauben oder Platten fixiert.
Was passiert vor der Operation der Kiefersperre?
Vor der Operation führst Du mit dem zuständigen Anästhesisten und dem Chirurgen ein Gespräch, wobei Dich Dein Facharzt über etwaige Risiken, Komplikationen und Verhaltensregeln vor der Operation informiert. Außerdem erklärt er Dir den genauen Ablauf der Behandlung und führt eventuell notwendige Voruntersuchungen durch.
Was muss ich vor einer Operation beachten?
Setze rechtzeitig blutverdünnende Medikamente ab
Vor der OP solltest Du auf Alkohol & Nikotin verzichten
Sechs Stunden vor dem Eingriff solltest Du nichts mehr essen
Etwa eine Woche vor der Operation solltest Du keine blutverdünnenden Medikamente wie Marcoumar, Plavix, ASS oder Thrombo ASS zu Dir nehmen. Findet der Eingriff unter Vollnarkose statt, so solltest Du sechs Stunden vor der Operation nichts mehr essen, und davor auch nur sehr leichte, gut verdauliche Mahlzeiten. Wasser darfst Du noch bis zwei Stunden vor der Operation zu Dir nehmen. Außerdem solltest Du etwa drei Wochen vor dem Eingriff nicht mehr rauchen, da Nikotin die Durchblutung hemmt und die Wundheilung somit erheblich verlangsamt. Auch Alkohol kann unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, weshalb Du auch darauf etwa zwei Wochen vor der Operation verzichten solltest. Ein erhöhter Alkoholkonsum kann sich nämlich negativ auf Dein Herz, Deine Leber, Dein Gehirn sowie auf die Blutgerinnung auswirken, was den Wundheilungsprozess sehr beeinträchtigen kann.
Wie verläuft die operative Behandlung der Kiefersperre?
Der Ablauf der Operation hängt von der zugrunde liegenden Ursache der Kiefersperre ab. Liegt der Ursprung der Symptomatik in einer Fraktur, also einem Knochenbruch, so entfernt Dein Chirurg zunächst die Knochensplitter, beseitigt die Fehlstellungen und bringt Deinen Kiefer anschließend wieder in seine ursprüngliche Position zurück. Dort fixiert er ihn mit Titanschrauben oder Platten.
Was muss ich nach der Operation beachten?
Gönne nach dem Eingriff Deinem Körper ausreichend Ruhe
Kalte Umschläge können Schwellungen lindern
Vermeide vorerst das Kauen und nimm flüssige Nahrung zu Dir
Verzichte 24 Stunden nach den Eingriff auf Alkohol, Nikotin, Koffein & Softdrinks
Verzichte nach der OP auf Sauna- und Dampfbadbesuche
Vermeide in den ersten sechs Wochen körperliche Belastung & Kraftsport
Nach dem operativen Eingriff solltest Du Dich lange genug schonen und Deinem Körper ausreichend Ruhe gönnen. Je nach Art des Eingriffs musst Du eventuell ein paar Tage auf harte Lebensmittel verzichten, damit Du Deinen Kiefer nicht gleich wieder zu stark beanspruchst. Dein zuständiger Facharzt klärt Dich grundsätzlich schon vor der Operation darüber auf, wie Du Dich nach dem Eingriff verhalten und worauf Du achten solltest.
Die örtliche Betäubung und psychische Belastung des Eingriffs können in den ersten Stunden nach der Operation Deine Reaktionsfähigkeit sehr stark beeinträchtigen, weshalb Du Tag der OP nicht am Straßenverkehr teilnehmen solltest. Auch auf Essen sowie heiße Getränke solltest Du mehrere Stunden nach der OP verzichten. Kalte Umschläge können Dir helfen, Schwellungen zu lindern.
Um Nachblutungen in den ersten 24 Stunden nach dem operativen Eingriff zu vermeiden, empfehlen Mediziner, dass Du auch weiterhin auf Alkohol, schwarzen Tee, Kaffee oder zuckerhaltige Softdrinks verzichtest und mindestens noch einen weiteren Tag nicht rauchst.
Auch in den ersten Tagen nach der Kieferoperation solltest Du nicht in die Sauna oder in das Dampfbad gehen. Nach Abklingen der Betäubung, was meist erst am Tag nach der Operation passiert, solltest Du Deinen Kiefer gut schonen und Kauen vermeiden. Auch auf heiße Nahrung solltest Du weiterhin verzichten. Weiche Nahrung kannst Du zwar schon zu Dir nehmen. Wenn Du Dich unsicher fühlst, empfehlen Mediziner jedoch vorwiegend flüssige Nahrung.
In den ersten vier bis sechs Wochen nach der Operation solltest Du körperliche Belastungen und Kraftsport vermeiden. Auch auf harte Nahrung wie rohe Karotten, Äpfel oder Nüsse musst Du in dieser Zeit verzichten, damit Du Dein Kiefer nicht zu stark belastest.
Welche Risiken und Komplikationen können bei der Operation einer Kiefersperre auftreten?
Operationen im Kieferbereich laufen meist komplikationsfrei ab, setzen Deinen Körper aber dennoch unter Stress. Mit der richtigen Nachsorge kannst Du Risiken und Komplikationen vermeiden und den Heilungsprozess beschleunigen. In manchen Fällen können leichte Blutungen oder Schwellungen auftreten, welchen Du mit kalten Umschlägen entgegenwirken kannst. Sollten diese für einen längeren Zeitraum bestehen bleiben bzw. nicht zurückgehen, empfehlen wir Dir, Deinen zuständigen Facharzt zu kontaktieren.
Was kann ich selbst gegen eine Kiefersperre machen?
Da eine Kiefersperre als Folge eines ausgerenkten Kiefers entsteht, kann sie in den meisten Fällen nur von einem spezialisierten Facharzt wieder behoben werden. Es gibt allerdings einige Faktoren, mit welchen Du eine Verkrampfung oder eine Abnützung der Kiefergelenke vermeiden kannst. Ein gesunder Lebensstil, eine gute Körperhaltung und das Vermeiden von Stress können dabei helfen, eine Kiefersperre vorzubeugen.
Was kann ich gegen die Kieferschmerzen tun?
Durch lokale Wärmeanwendung kannst Du die Kaumuskulatur lockern und Schmerzen lindern. Bei akuten Kieferschmerzen solltest Du Deinen Kaumuskeln eine Pause gönnen, indem Du zunächst nur weiche, passierte Nahrung zu Dir nimmst. Vermeide außerdem dauerhafte Kaubelastungen wie das ständige Kauen von Kaugummi. Auch Massagen, Spülungen mit warmem Salzwasser, wärmende Auflagen oder Rotlicht-Bestrahlungen können dabei helfen, die Kaumuskulatur zu entspannen und Kieferschmerzen zu lindern.
Kann ich meinen Kiefer selbst wieder einrenken?
Nein, Dein Kiefer sollte immer nur von einem Arzt eingerenkt werden. Sobald Du vermutest, an einer Kiefersperre zu leiden, kontaktiere am besten gleich einen Arzt, denn je früher er Dir Dein Kiefer wieder einrenken kann, umso weniger Schmerzen wirst Du verspüren.
Ist Wärme oder Kälte besser bei einer Kiefersperre?
Für die Lockerung der Muskulatur ist Wärme besser geeignet. Verspürst Du allerdings sehr starke Schmerzen, so kann auch eine Kühlung der betroffenen Stelle helfen. Im Normalfall eignet sich allerdings Wärme sehr gut, um den Schmerz zu lindern und die verspannte Kaumuskulatur zu entspannen.
Welche Übungen helfen gegen eine Kiefersperre?
Diverse physiotherapeutische Übungen können dabei helfen, Deine Kiefermuskulatur zu lockern. Für eine geschmeidige Mundöffnung stelle Dich am besten vor einen Spiegel und versuche, Deinen Mund mehrmals langsam und fließend so weit wie möglich zu öffnen. Achte beim Schließen darauf, dass sich nur die Lippen, nicht aber die Zähne berühren.
Außerdem kannst Du Deinen Kiefer gezielt an- und entspannen. Dafür legst Du am besten die Finger Deiner rechten Hand seitlich an den Unterkiefer. Anschließend bewegst Du ihn nach rechts, während Du mit Deiner Hand deutlich dagegenhältst, sodass sich die Zahnreihen nicht gegeneinander verschieben. Diese Position hältst Du einige Sekunden lang. Bevor Du das Ganze auf der anderen Seite wiederholst, lässt Du Deinen Kiefer am besten einige Sekunden entspannen.
Um Deinen Kiefer gezielt an- und entspannen zu können, kannst Du auch Deinen Handrücken unter Dein Kinn legen. Drücke anschließend mit dem Unterkiefer nach unten, während Du mit Deiner Hand der Bewegung entgegenwirkst. Diese Position solltest Du einige Sekunden lang halten, bevor Du sie loslässt.
Da sich bei einer Luxation, also Ausrenkung, der Kiefergelenkkopf außerhalb der normalen Gelenkbahn befindet und aus der Gelenkpfanne gesprungen ist, kann er normalerweise nicht selbstständig seinen Weg zurückfinden. Dafür kann Dir ein Facharzt helfen und Dein Kiefergelenk durch unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten wieder einrenken.
Gibt es Hausmittel, die gegen eine Kiefersperre helfen?
Diverse Hausmittel können Dir allerdings bei akuten Kieferschmerzen und ersten Anzeichen einer Kiefersperre helfen. Zunächst solltest Du Deinen Kauapparat schonen. In akuten Phasen solltest Du Deine Kaumuskulatur sowie Deine Kiefergelenke nicht belasten. Verzichte aus diesem Grund auf harte, schwer zu beißende Lebensmittel wie Brotrinde, Karotten, Äpfel oder harte Nüsse. Auch zähes Fleisch, gummiartiges Brot oder Kaugummikauen können Dein Kiefergelenk sehr belasten und Deine Kaumuskulatur stark beanspruchen.
Zusätzlich kannst Du schmerzende Stellen durch Wärmepflaster, Kirschkern- oder Dinkelkissen entspannen und die Durchblutung in diesen Bereichen fördern. Bei Schmerzen im Nackenbereich kannst Du diesen mit einer Rotlichtlampe bestrahlen. Auch ein warmes Bad wirkt durchblutungsfördernd und kann dabei helfen, Deinen Körper zu entspannen und Schmerzen zu lindern. Zusätze wie Rosmarin, Wacholder, Ingwer und Senfsamen unterstützen diese Wirkung. Bei Stress eignen sich vor allem Lavendel und Melisse.
Solltest Du allerdings unter einer akuten Entzündung mit Rötung, sehr starken Schmerzen und Schwellungen leiden, so kühle den betroffenen Bereich am besten mit Kühlpads, Umschlägen oder Topfenwickeln.
Kann ich einer Kiefersperre vorbeugen?
Eine Kiefersperre kannst Du nicht direkt vorbeugen. Tritt eine Kieferluxation bei Dir immer wieder auf, so sollte ein Facharzt die Stellung Deiner Kiefergelenke überprüfen und Fehlstellungen gegebenenfalls korrigieren. Achte zusätzlich auf ein Knacken oder Knirschen in Deinem Kiefer. Diese Geräusche sind meist die ersten Anzeichen einer Kiefersperre, die auf Zähneknirschen oder Kieferarthrose hinweisen. Je schneller Du darauf reagierst, umso eher kannst Du eine drohende Kiefersperre oder -klemme vorbeugen. Eine gute Körperhaltung sowie ein gesunder Lebensstil können dabei helfen, das Risiko für eine Kiefersperre zu reduzieren. Auch Stressreduktion kann dabei einen erheblichen Beitrag leisten. Denn Stress hat nachweislich Einfluss auf Deine Kaumuskulatur und Kiefergelenke. Bei leichten Verspannungen und Kieferklemmen solltest Du daher auf weiche Nahrung und gute Zahnhygiene achten. Auch das ständige Kauen von Kaugummis kann Deine Kiefermuskulatur überanstrengen und zu Krämpfen führen. Bei Problemen mit Deinem Kiefergelenk solltest Du vorwiegend auf dem Rücken schlafen, um Deinen Kiefer nicht beidseitig zu belasten.
Was kostet die Behandlung der Kiefersperre?
Die Kosten der Behandlung hängen von der jeweiligen Behandlungsart ab. Je nachdem, ob Du eine Operation benötigst oder ambulant von einem Spezialisten behandelt wirst, können die anfallenden Kosten variieren.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Alle notwendigen und zweckmäßigen Maßnahmen zur Diagnose und Therapie übernimmt Dein Krankenversicherungsträger. Im Normalfall rechnet Dein behandelnder Arzt direkt mit diesem ab. Bei bestimmten Krankenkassen kann jedoch ein Selbstbehalt für Dich anfallen. Solltest Du zur Diagnose und Therapie der Kiefersperre zu einem Wahlarzt, also einem Arzt ohne Kassenvertrag, gehen oder ein Privatambulatorium in Anspruch nehmen, so fallen je nach Behandlungsart Kosten und Selbstbehalte an.
Über den Autor: Dr. Florian Lanza
Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien
Dr. Florian Lanza ist als Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien tätig und unterstützt MOOCI seit August 2019 als medizinischer Experte für den Bereich der Zahnmedizin.
Neben der konservierenden und ästhetischen Zahnheilkunde bildet er mit Begeisterung die nächste Generation an Zahnärzten aus.
Sein Anliegen ist es, dass mit der Aufklärungs- und Informationsarbeit bei MOOCI dazu beigetragen wird den Patienten absolute Transparenz zu bieten.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Unter einer Kiefersperre leiden Personen, die ihren Mund nicht mehr normal schließen können. Manchmal lässt sich der Mund zwar schließen, allerdings nur sehr langsam oder unter großen Schmerzen. Das Gegenteil der Kiefersperre ist die Kieferklemme, hierbei können Betroffene den Mund nicht mehr normal öffnen. Bei einer Kiefersperre strahlen die Schmerzen häufig in den Hals oder in die Ohren aus. Bei diesem Krankheitsbild gibt es eine Vielzahl an Auslösern. Die Kiefersperre kommt relativ selten vor und ist in der Regel gut behandelbar. Für Betroffene kann die Situation allerdings sehr belastend sein, da dadurch der Alltag stark eingeschränkt wird.
AUTOR
Dr. med. dent. Florian Lanza
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 19. Juli, 2023