Zahnlücke (Diastema)

Für die einen ein ästhetischer Makel, für die anderen ein Merkmal der wahren Schönheit – die Zahnlücke. Die unter dem medizinischen Begriff Diastema bekannte Lücke zwischen den Zähnen ist im Grunde kein medizinisches Problem, dennoch lassen sie sich viele Menschen schließen. Sie entsteht meistens zwischen den mittleren und vorderen Schneidezähnen, manchmal aber auch zwischen den hinteren Backenzähnen. Wann eine Zahnlücke zum Problem werden kann, welchen Ursachen sie unterliegt und welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt, erfährst Du im nachstehenden Beitrag.


AUTOR

Medizinischer Experte

CO-AUTOR

Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zahnlücke (Diastema)

Was versteht die Medizin unter einer Zahnlücke?

Eine Zahnlücke, in der medizinischen Fachsprache als Diastema bekannt, bezeichnet eine Lücke zwischen den mittleren und vorderen Schneidezähnen und in manchen Fällen auch zwischen den hinteren Backenzähnen. Der Begriff Diastema kommt aus dem Griechischen und bedeutet wortwörtlich Zwischenraum, in diesem Fall also die Lücke zwischen den einzelnen Zähnen. Ein gewisser Zwischenraum in unseren Zahnleisten ist normal und sogar wichtig, wenn die Zähne allerdings zu nah beieinanderstehen, kann sie der Betroffene an den Engstellen nicht mehr ausreichend reinigen, wodurch leichter Karies entstehen kann. Wenn die Zwischenräume wiederum zu groß sind, dass fast ein weiterer Zahn darin Platz finden könnte, sprechen wir eben von einem Diastema.
 
Zahnlücken sind weit verbreitet und im Grunde nichts Außergewöhnliches, allerdings stellen sie in vielen Fällen einen optischen Makel dar, vor allem da sie meist an den vorderen Zähnen besteht und demnach für alle sichtbar ist. Darüber hinaus kann das Diastema aber auch gesundheitliche Probleme verursachen, auf die wir später näher eingehen werden.

In manchen Kulturen betrachten die Menschen die Zahnlücke als etwas Positives und setzen es mit Dingen wie Wohlstand oder Glück in Verbindung, denn bei ihnen gilt sie als ein Schönheitsmerkmal. In unserer Gesellschaft schämen sich die Betroffenen oft für den Abstand zwischen den Zähnen. Andersrum in Hollywood – dort ist die Frontzahnlücke längst ein Trendmerkmal geworden. Prominente Persönlichkeiten wie Madonna, Samuel L. Jackson oder Vanessa Paradis sind bekannt für ihre Zahnlücken und sind ohne kaum vorstellbar. Genau diese prominenten Vorbilder sind es wohl auch, die dafür sorgen, dass die Zahnlücke zwischen den mittleren Schneidezähnen zu einem beliebten Trend wurde.
Interessanter Fakt: Zahnlücken gibt es übrigens auch in der Tierwelt. Bei Primaten und Raubtieren finden sich Zahnlücken vor allem zwischen den Backenzähnen und den vorderen Schneidezähnen. Auch Affen, die unmittelbaren Vorfahren des Menschen, haben Zahnlücken, die Forscher oft als eine sogenannte „Affenlücke“ bezeichnen.

Gibt es verschiedene Formen der Zahnlücke?

Ärzte unterscheiden zwischen drei Arten von Zahnlücken – echtes Diastema, unechtes Diastema und Diastema mediale.

Sitzt das Lippenbändchen so tief an der Innenseite der Ober- und Unterlippe, dass es zwischen den Schneidezähnen endet, können diese nicht zusammenrücken und es entsteht eine Lücke, die wir als das echte Diastema bezeichnen. Diese Form der Zahnlücke ist erblich bedingt. In seltenen Fällen kann auch ein überzähliger kleiner Schneidezahn der Grund für die Zahnlücke sein.

Ein unechtes Diastema zeichnet sich durch eine Verkümmerung des seitlichen Schneidezahns oder beider Schneidezähne aus, wobei diese so klein sind, dass sie ihren Platz nicht ausreichend ausfüllen – dadurch entsteht, indem die Schneidezähne seitlich leicht hineinrücken, ein Zwischenraum. Andererseits können auch ein oder zwei Zähne vollständig fehlen, da für sie keine Anlage besteht. Folglich bildet sich ebenfalls eine große Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen. Außerdem können auch Unfälle und Zahnfleischentzündungen sichtbare Lücken hinterlassen. Hierbei verlassen die Nachbarzähne meist ihre eigene Position in der Reihe und gelangen so in die freie Lücke, wodurch noch weitere Zahnlücken im Gebiss entstehen.

Unter dem medialen Diastema verstehen wir im Grunde ein echtes Diastema, allerdings ist hierbei der Zahnbogen so groß, dass die Zähne ihn nicht vollständig ausfüllen können. Darüber hinaus können die vorderen Schneidezähne hierbei auch verkümmert sein, sodass sie ihren für sie vorgesehenen Raum nicht ausfüllen können.

Wie entsteht eine Zahnlücke?

Die wohl am weitesten verbreitete Ursache ist eine erblich bedingte Zahnlücke, denn bei den Vorfahren des Menschen war das Diastema ein ganz normales körperliches Merkmal. Früher war sie allerdings zwischen den Backen- und Schneidezähnen angesiedelt, denn die Reißzähne im unteren Teil des Gebisses brauchten Platz, wenn der Mund geschlossen war. Mit der Zeit verschob sich das Diastema dann in Richtung Gebissmitte, also an die Position, wie wir sie heute kennen.

Weitere Gründe für das Entstehen einer Zahnlücke können außerdem kleine, schmale, seitliche Schneidezähne sein, die für den Kiefer schlichtweg zu klein ausfallen, und so großzügig im Mund verteilt sitzen, dass die Abstände zwischen den Zähnen zu Lücken mutieren. Die Frontzähne bekommen dadurch zu viel Spielraum, sodass sie auseinander wandern. In manchen Fällen fehlt die Anlage für einzelne Zähne vollständig, wodurch kein Zahn nachwächst.
 
Eine weitere Ursache, die jedoch selten vorkommt, ist ein sogenannter Mesiodens. Darunter verstehen wir einen kleinen, mittleren Schneidezahn, der die Zähne auseinander drückt.
 
Ab dem sechsten Lebensjahr haben Kinder naturgemäß diverse Zahnlücken im Mund, da der Wechsel des Milchzahngebisses zum bleibenden Gebiss ansteht. Wenn darüber hinaus der Kiefer schneller wächst, als die Milchzähne den nachfolgenden Platz freigeben, erscheinen diese Zähne zu klein und aus den Zahnzwischenräume entsteht vorübergehend das Diastema. Diese Form der Zahnlücke bedarf allerdings keiner Behandlung. Relativ oft entsteht das Diastema auch durch einen Zahnverlust. Meist sind jedoch nicht Kariesbakterien schuld, sondern Stürze beziehungsweise Unfälle, die den Verlust eines oder mehrerer Milchschneidezähne zur Folge haben können. In solchen Fällen lässt der Zahnarzt die Lücken stehen, bis der neue bleibende Zahn nachrückt.

Warum sollte man eine Zahnlücke schließen lassen?

Das Diastema zwischen den oberen mittleren Schneidezähnen entsteht häufig im Kindesalter und schließt sich mit der Zeit automatisch. Besteht allerdings ein echtes Diastema, so ist dieses erblich bedingt und bildet sich nicht von selbst zurück. Unbehandelt kann die Zahnlücke gegebenenfalls gesundheitliche Probleme verursachen. Dazu gehören unter anderem die Gefährdung der Position anderer Zähne, die Störung des Zusammenbisses, die Beeinträchtigung des Sprechvermögens und die Tatsache, dass das Diastema einen Nistplatz für Bakterien bietet.

Eine Zahnlücke führt mit der Zeit zu einem falschen Biss, denn wenn die Schneidezähne im Oberkiefer zu weit auseinander stehen, kommen sie nicht mit den Zähnen im Unterkiefer in Kontakt. Die Zähne wandern in die Zahnlücke und suchen nach Berührungspunkten, wodurch Fehl- und Frühkontakte entstehen. So entsteht ein falscher Biss, denn die Zähne von Ober- und Unterkiefer passen nicht mehr richtig aufeinander. Darunter leidet aber der Kauapparat des Betroffenen, denn dieser versucht die Dysbalance auszugleichen, indem er die Zähne „zusammenbeißt“.
 
Dies führt zu einem ständigen Zähneknirschen, wodurch extreme Verspannungen in der Kiefermuskulatur entstehen, die sich über den Nacken bis in den gesamten Körper ausdehnen können (= Craniomandibuläre Dysfunktion). Wenn das Diastema durch den Verlust eines Zahnes entstanden ist, fehlt dem Kieferknochen an der Stelle außerdem eine gewisse Belastung. Dadurch zieht er sich zurück, weil ihn der Betroffene nicht mehr benutzt.
 
Folglich ist also eine Behandlung nötig, um die Zahnlücke zu schließen. Die meisten Patienten lassen sich die Zahnlücke jedoch aus rein ästhetischen Gründen schließen, da sie für sie einen Makel darstellt. Das Diastema gilt allerdings in manchen Kulturen und zum Beispiel in Hollywood als Schönheitsideal. Aus diesem Grund lassen Betroffenen die Zahnlücke also bestehen oder mittlerweile sogar durch einen zahnmedizinischen Eingriff künstlich herstellen. Denn solange die Lücke im Gebiss die Gesundheit nicht beeinträchtigt, muss man sie nicht schließen lassen.

Wie lässt sich eine Zahnlücke schließen?

Grundsätzlich empfiehlt es sich, bis zum achten Lebensjahr zu warten, denn bis dahin sind alle Schneidezähne durchgebrochen und Lücken schließen sich bis dahin noch von ganz alleine. Bei Kindern kommt es also sehr selten zu einer Korrektur der Zahnlücke.
 
Im höheren Alter sollte jedoch unbedingt ein Zahnarzt oder ein Kieferorthopäde einen Blick auf das Gebiss werfen, um rechtzeitig handeln zu können und bestimmen zu können, ob eine Behandlung nötig ist. Wenn aufgrund des Diastemas die Gesundheit leidet (zum Beispiel Beeinflussung der Sprachentwicklung aufgrund eines falschen Bisses), bieten sich verschiedene Maßnahmen an, mit denen der Zahnarzt die Lücke schließen kann. Dazu gehören unter anderem Zahnspangen, Implantate, Brücken, Veneers oder Prothesen.

Außerdem kann der Experte die Methode der sogenannten Komposit-Versorgung beziehungsweise der Zahnumformung nutzen. Dabei verbreitert er im Grunde den Zahn mit dem verwendeten Komposit und bringt ihn somit in eine schönere Form. Komposite sind modernste weiße Füllungsmaterialien, die unter anderem in der zahnärztlichen Behandlung eines Diastemas Anwendung finden. Sie bestehen aus einer Kunststoffmatrix, die mit keramischen Füllkörpern versetzt ist. Der Zahnarzt kann sie sowohl im Frontzahn- als auch im Seitenzahnbereich anwenden, und zwar mit sehr guten Langzeitergebnissen. Für ein qualitativ hochwertiges Ergebnis ist vor allem die Trockenlegung, zum Beispiel mit Watterollen, wichtig, denn so erreicht der Patient eine bessere Klebung der Komposite am Zahnbein und Zahnschmelz und sorgt für eine dichte Füllung. Die Komposit-Versorgung ermöglicht also eine substanzschonende und kosmetische Versorgung der Zahnlücke und das in einer einzigen Sitzung (gegebenenfalls auch in Vollnarkose möglich).
 
Darüber hinaus kann der Zahnarzt in manchen Fällen das Diastema auch durch das Ziehen von Weisheitszähnen gleichzeitig verschließen. Das Ziehen der Weisheitszähne ist ein Vorgang, den der Arzt bei vielen Menschen so oder so durchführen muss. Nicht viele wissen jedoch, dass das Ziehen auch einen Effekt auf die Anordnung der Zähne haben kann. Wenn bestimmte Zähne nicht mehr ausreichend Platz haben und sich über andere lagern oder diese sogar wegdrücken, kann eine Zahnlücke entstehen. In solchen Fällen kann meist bereits das Ziehen eines Weisheitszahns helfen, denn mit einer Weisheitszahn-Operation lassen sich diese entstandenen Lücken schließen. Außerdem hilft das Ziehen der Weisheitszähne dabei, eventuelle weitere Fehlstellungen im Gebiss zu behandeln.

Wie erfolgt die Behandlung von Zahnlücken mittels Zahnersatzes?

Bei der Behandlung eines Diastemas mittels Zahnersatzes stehen dem Zahnarzt oder dem Kieferorthopäden unterschiedliche Methoden zur Verfügung – meist kommen hierbei entweder Prothesen, Implantate, Zahnkronen oder Zahnbrücken zum Einsatz. Dabei unterscheiden wir zwischen festsitzendem, herausnehmbarem und Kombinationen von festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz. Zu dem festsitzenden Zahnersatz gehören Implantate, Zahnkronen und Zahnbrücken, als herausnehmbaren Zahnersatz bezeichnen wir die Vollprothesen sowie die Teilprothesen.

Ist ein einzelner Zahn (oder mehrere) nicht mehr vorhanden, ist das Implantat die ideale Lösung. Dabei kann der Arzt sehr große zahnlose Bereiche, den ganzen Kiefer oder nur eine einzelne Lücke, die in unserem Fall das Diastema darstellt, schließen. Dafür schraubt er eine künstliche Zahnwurzel in den Kiefer hinein und verbindet den Zahnersatz mit der dazugehörigen Zahnwurzel. Ab einem gewissen Alter kann es notwendig sein, größere Lücken mit Zahnbrücken oder Zahnkronen zu schließen – zum Beispiel, wenn der Patient einen Zahn verloren hat oder der Zahnarzt diesen aus gesundheitlichen Gründen ziehen musste. Hierbei kommen sogenannte Provisorien ins Spiel, die als eine Art kurzfristiger Zahnersatz oder aber auch als Vorbereitung für dauerhafte Lösungen dienen. Der Nachteil einer Zahnkrone oder einer Zahnbrücke ist, dass die benachbarten Zähne angeschliffen werden können. Dadurch kann also auch gesunde Zahnsubstanz verloren gehen. Allerdings versucht dies aber jeder verantwortungsvolle Zahnarzt und Kieferorthopäde zu vermeiden.
 
Im Gegensatz dazu gibt es den herausnehmbaren Zahnersatz, zu dem unter anderem die Teilprothese gehört. Diese setzt der Arzt ein, um nur die zu ersetzenden Zähne durch eine Spange zu vertreten. Weiter gibt es auch die Vollprothese, also ein künstlich hergestelltes Gebiss, die er meist nur im schlimmsten Fall anordnet – dafür müssen nämlich auch andere Beschwerden wie Zahnfleischrückgang und Parodontose auftreten. Leider gibt es bei den Teil- und Vollprothesen oft Probleme mit dem festen Halt, dem Tragekomfort und der Ästhetik.

Wie funktioniert die Behandlung einer Zahnlücke mit Zahnspangen?

Im Rahmen der Therapie mit einer herausnehmbaren Zahnspange erstellt der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde ein individuelles Gipsmodell, welches dann in einer individuellen, an das Gebiss des Patienten angepassten, Zahnspange endet. Bei Kindern und Jugendlichen, bei denen noch nicht alle bleibenden Zähne ausgewachsen sind, kommt eine sogenannte „aktive Platte“ zum Einsatz. Prinzipiell empfiehlt es sich, bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig eine Zahnspange zu nutzen, um mögliche Zahnlücken oder sogar Zahnfehlstellungen zu verhindern. In den meisten Fällen hat die herausnehmbare Zahnspange eine Schraube, die der Arzt in regelmäßigen Abständen weiterdreht, und somit den Druck auf das Gebiss erhöht.

Oft ordnet der Zahnarzt nach der Behandlung mit einer herausnehmbaren Zahnspange anschließend eine Therapie mit einer festsitzenden Zahnspange an. Durch das Einsetzen einer festsitzenden Zahnspange kann der Mediziner die Zahnwurzel selbst bewegen (nicht nur die Zahnkrone, also den oberen Teil der Zähne) und somit den vorhandenen Zahnspalt schließen. Dabei klebt er sogenannte Brackets auf die Zähne auf, die meist aus Metall, Keramik oder Kunststoff bestehen. Auf diese Weise übt die Zahnspange einen bestimmten Druck auf das Gebiss, die Zahnkrone und die Zahnwurzel aus, sodass sich die Position der Zähne verändert und verbessert. Der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde verkürzt in regelmäßigen Abständen den Draht, der die Brackets miteinander verbindet, und hilft so, dass sich die Zähne immer enger zusammenschließen. Weiters steht dem Patienten die Möglichkeit zur Verfügung, sich die festsitzende Zahnspange hinter den Zähnen einsetzen zu lassen. Dieses Einsetzen der Drähte auf der Hinterseite der Zähne gilt als eine der neuesten Methoden für Korrektur von Zahnlücken, da sie von außen kaum sichtbar ist. Hierzu erstellt der Kieferorthopäde ein 3D-Modell der Zähne des Patienten und konstruiert die Brackets individuell für jeden einzelnen Zahn.
 

Im Hinblick auf die unsichtbare Zahnspange gibt es noch die Methode der unsichtbaren Zahnschiene, also des sogenannten Aligner-Systems. Hierbei verwendet der Zahnarzt transparente Schienen, die von außen kaum wahrzunehmen sind. Genau so wie bei der festsitzenden Zahnspangenmethode wandern hierbei die Zähne in die gewünschte Position und die Zahnlücke kann sich dadurch nach und nach schließen.

Wie lässt sich ein Diastema zwischen den Schneidezähnen schließen?

Mit Veneers kann der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde den sichtbaren Abstand zum Nachbarzahn verringern. Unter Veneers verstehen wir äußerst dünne Verblendschalen, die meist aus Keramik hergestellt sind, und die der Experte speziell modelliert und auf den jeweiligen Zahn klebt. Mit dieser Methode versteckt er also den Spalt ganz unkompliziert und lässt den Zahn vollkommen natürlich wirken, der auch über Jahre hinweg nichts von seinem Glanz verliert.

Wann ist bei einem Diastema eine OP notwendig?

In manchen Fällen reicht die Therapie mit einer Zahnspange, Veneers beziehungsweise mittels eines Zahnersatzes oder der Komposit-Versorgung nicht aus. Insbesondere bei einem echten Diastema ist oft ein chirurgischer Eingriff nötig. Hierbei sind die anderen Behandlungsmethoden nicht sinnvoll, da das Lippenbändchen zu tief liegt.

Aus diesem Grund muss der behandelnde Arzt das Lippenbändchen entfernen, um die vorhandene Zahnlücke schließen zu können und den Abstand zwischen den Zähnen zu verringern. Die Diastema-Operation ist sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern möglich, denn es handelt sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff, der zu den routinemäßigen Behandlungen gehört. Allerdings muss der Kieferorthopäde bei Kindern warten, bis die seitlichen Schneidezähne durchgebrochen sind, um den chirurgischen Eingriff durchführen zu können.
 
Im Laufe der Operation durchtrennt der Chirurg das Lippenbändchen und die darunter liegende Knochenhaut mit einem Skalpell, sodass sich der Zahnspalt anschließend wieder schließen kann. Diesen Vorgang bezeichnen wir in der Medizin als Frenektomie. Nach dem Durchtrennen des Lippenbändchens und der darunter liegenden Knochenhaut vernäht der Arzt die offene Wunde. In etwa eine Woche nach dem Eingriff entfernt er schließlich die Fäden. In dieser Zeit solltest Du unbedingt auf eine gute Mundhygiene achten, um Infektionen an der betroffenen Zahnlücke vorzubeugen und zu vermeiden. In der Regel braucht der Zahnspalt in etwa drei Monate, bis er sich vollständig verringert.

Was muss ich rund um die Behandlung einer Zahnlücke beachten?

Ein Diastema kann sowohl ein rein ästhetisches Problem als auch ein medizinisches Problem darstellen. Aus diesem Grund solltest Du bei einer Zahnlücke immer einen Arzt aufsuchen, um eine fachliche Beurteilung vorzunehmen.

Bevor Du Dich für eine konkrete Möglichkeit der Behandlung des Diastemas entscheidest, solltest Du Dich also gründlich von einem Facharzt aufklären lassen – in diesem Fall von einem Zahnarzt oder einem Kieferorthopäden. Es ist nämlich sehr wichtig, dass Du Dich genau informierst, welche Methode für Dich und Deine Bedürfnisse am besten geeignet ist. Dabei solltest Du auch den anschließenden Zeitaufwand der Pflege und die Kosten der Therapie in Deine Entscheidung einfließen lassen. Es empfiehlt sich mit der Behandlung der Zahnlücke bereits im Kinder- und Jugendalter zu beginnen. Allerdings solltest Du Dir keine Sorgen machen, wenn Dein Kind Zahnlücken hat, denn diese sind in dem Alter sehr häufig und die Position der Zähne kann sich durchaus von selbst beheben, wenn die bleibenden Zähne durchbrechen. Deshalb fangen die Ärzte erst nach dem Durchbrechen der bleibenden Zähne mit einer Therapie des Diastemas an.

 

Traditionelle festsitzende Zahnspangen sind nicht immer notwendig, denn insbesondere bei Lücken im Frontzahnbereich kann der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde bereits mit herausnehmbaren Zahnspangen oder mit unsichtbaren Aligner-Zahnschienen gute Ergebnisse erzielen. Jede Methode an sich hat ihre Vor- und Nachteile, die im Grunde sehr individuell sein können, deshalb frag am besten Deinen behandelnden Arzt, welche Behandlungsmöglichkeit für Dich am besten infrage kommen könnte.

Welche Folgen hat eine Zahnlücke für Betroffene?

Unbehandelt kann die Zahnlücke gegebenenfalls zu gesundheitlichen Problemen führen – muss sie aber nicht. Wenn wir unsere Zähne aufeinanderbeißen, sollten sich die oberen und unteren Zähne berühren und sich gegenseitig Halt geben wie zum Beispiel beim Kauen. Besteht im Gebiss jedoch eine Lücke, können sich die gegenüberliegenden Zähne nicht richtig berühren. Die jeweiligen Gegenzähne können darüber hinaus dem Diastema sozusagen entgegenwachsen, weil sie sich „bemühen“, wieder in Zahnkontakt zu treten. Dadurch kippen die Nachbarzähne in den Freiraum und es entsteht der sogenannte verlängerte Zahn. Der Zusammenbiss ist dadurch gestört, denn die gekippten und verlängerten Zähne führen zu Fehl- beziehungsweise Frühkontakten zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers. Dies kann gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Mögliche Folgeerscheinungen sind unter anderem Kiefergelenksprobleme, die wiederum auch Verspannungen, Muskelschmerzen, Trigeminusneuralgien (=Gesichtsschmerzen), einseitige Kopfschmerzen und sogar Tinnitus zur Folge haben können.

Die Fehl- beziehungsweise Frühkontakte können darüber hinaus Zähneknirschen verursachen. Dies führt wiederum zur Kompression der Kiefergelenke und ihrer Verlagerung aus der physiologischen Position, durch die außerdem auch weitere Beschwerdesymptome in anderen Bereichen des Körpers entstehen können. Ein weiteres Problem, das das Diastema herbeiführen kann, sind die Sprachkomplikationen. Beim Sprechen nutzen wir den gesamten Mundraum, also auch die Zunge und die Zähne. Besteht jedoch eine Lücke zwischen den Zähnen, so beginnen viele Menschen zu lispeln und haben Schwierigkeiten mit der Aussprache einiger Buchstabenkombinationen. Aus diesem Grund berichten die Betroffenen auch oft über Probleme mit der Kaufunktion, etwa beim Essen oder Trinken.

Was kostet die Behandlung einer Zahnlücke?

Wie hoch die Kosten einer Diastema-Therapie ausfallen, hängt in erster Linie von der gewählten Behandlungsmethode und der entsprechenden Position der Zahnlücke ab. Insofern können die Preise der Behandlung stark variieren.

Bei einer gewöhnlichen festsitzenden Zahnspange übernimmt die Krankenkasse in der Regel alle anfallenden Kosten, sofern der Patient nicht älter als 18 Jahre ist. Erwachsene müssen für die Kosten der Zahnspange selbst aufkommen – dabei solltest Du mit Preisen zwischen 3.000 und 7.000 Euro rechnen. Auch bei einer Zahnbrücke oder bei einem Implantat bewegen sich die Preise in etwa bei 1.500 bis 3.000 Euro.

 

Im Gegensatz dazu sind die Kosten einer Behandlung mit den sogenannten Veneers noch etwas kostspieliger – je nach Anzahl und Größe der an Deine Zähne angepassten Veneers solltest Du mit Kosten zwischen 500 und 1.000 Euro pro Veneer rechnen. Aligner sind ebenfalls sehr kostspielig und liegen preislich zwischen 3.500 und 8.500 Euro.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Schließen einer Zahnlücke?

Da es sich im Regelfall um ein rein ästhetisches Problem handelt, übernimmt die Krankenkasse leider keine Kosten der zahnärztlichen Behandlung. In der Regel musst Du also alle anfallenden Kosten selbstständig bezahlen. Eine Ausnahme findet sich bei Kindern unter 18 Jahren – sofern der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde entscheidet, dass eine Zahnspange als Therapiemethode infrage kommt, übernimmt der gesetzliche Versicherungsträger alle anfallenden Kosten. Informiere Dich deshalb bei Deinem Krankenversicherungsträger und lass Dich am besten ganz konkret aufklären.

 
 

Zahnlücken: Einfluss auf die Mund- und Körpergesundheit – Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (letzter Zugriff: 08.03.2021)

Spätimplantation in der Front bei Diastema mediale – Implantologie Journal (letzter Zugriff: 08.03.2021)

Veneerversorgung bei Diastema und Tetrazyclinverfärbung – cosmetic dentistry (letzter Zugriff: 08.03.2021)

Frontzahnästhetik mit Kompositen – cosmetic dentistry (letzter Zugriff: 08.03.2021)

Diastemataschluss mittels direkter Technik im Frontzahnbereich – Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift (letzter Zugriff: 08.03.2021)