Plattenepithelkarzinom

Ein ausgiebiges Sonnenbad, Sport im Freien und ein knackiger Teint – was im ersten Moment angenehm erscheint, kann verheerende Langzeitfolgen haben. Starke UV-Strahlung ist die Hauptursache für das Plattenepithelkarzinom, auch Spinaliom genannt. Dieser bösartige Tumor, der die Haut und Schleimhaut befallen kann, ist eine Form des weißen Hautkrebses und gilt als zweithäufigste aggressive Hauterkrankung. Am häufigsten sind Männer über 65 Jahren mit heller, empfindlicher Haut betroffen. Glücklicherweise steht die Heilungsprognose jedoch sehr gut. Die wichtigsten Informationen zu den Symptomen, der Diagnose und Behandlung haben wir für Dich zusammengefasst.


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Plattenepithelkarzinom

Was versteht die Medizin unter einem Plattenepithelkarzinom?

Unter einem Plattenepithelkarzinom verstehen Mediziner einen bösartigen Tumor, der die sogenannte Plattenepithelzellen der Haut oder Schleimhaut befällt. In Fachkreisen nennt sich diese Krebserkrankung auch Spinaliom oder Stachelzellkarzinom. Das Plattenepithelkarzinom entwickelt sich häufig aus einer aktinischen Keratose weiter, welche eine Hautkrebsvorstufe darstellt. Eine spezielle Form des Plattenepithelkarzinoms ist das Bowen-Karzinom, welches aus einer weiteren Krebsvorstufe entsteht, dem sogenannten Morbus Bowen.
 
Männer sind von dieser Krebserkrankung häufiger betroffen als Frauen. Das Durchschnittsalter der Betroffenen liegt bei rund 70 Jahren. Experten vermuten, dass mehr als 20 Prozent der über 65-Jährigen davon betroffen sind. Die Häufigkeit der Erkrankung ist laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts in den letzten 30 Jahren sogar stark gestiegen.

Ist ein Spinaliom bösartig?

Das Plattenepithelkarzinom gilt nach dem Basalzellkarzinom als die zweithäufigste bösartige Hautveränderung. Die Medizin ordnet es dem weißen Hautkrebs unter. Anders als manche Hauterkrankungen wie Warzen, welche durch Viren verursacht werden, ist ein Spinaliom nicht ansteckend.

Es besteht jedoch die Gefahr einer Metastasierung. Das bedeutet, dass sich die Krebszellen über die Blut- und Lymphgefäße im gesamten Körper verteilen (auch „streuen” genannt) und weitere Tumore bilden könnten. Besonders häufig betroffen von dieser Streuung sind beispielsweise die Lymphknoten.

Was sind die Symptome bei einem Plattenepithelkarzinom?

Plattenepithelkarzinome können theoretisch überall auf der Haut und Schleimhaut auftreten. Selten können auch die Lymphknoten, die Lunge, die Leber, das Gehirn oder die Knochen befallen sein.

Meist treten sie jedoch auf denjenigen Hautbereichen auf, die am häufigsten in Kontakt mit Sonnenlicht kommen, beispielsweise dem Gesicht, der Kopfhaut (eher bei schütterem Haar oder Glatzen) oder dem Handrücken.

 

Je nach Entwicklungsstadium und Ort kann das Erscheinungsbild des Plattenepithelkarzinoms variieren. Die Symptome gleichen im Anfangsstadium den Hautkrebsvorstufen, aus denen es sich entwickelt. Spinaliome auf der Hautoberfläche zeigen sich dann etwa als rötliche bis braune und raue Flecken. Sie sind im Anfangsstadium oft schwer zu erkennen, allerdings ist das raue Gefühl (ähnlich wie feines Schleifpapier) ein typisches Anzeichen. Häufig wirken die Tumore wie verhornte, leicht erhobene Knoten mit einer oft schuppigen Kruste. In späteren Stadien kann diese Kruste aufbrechen und bluten oder nässen. Im Normalfall verursachen diese Tumore jedoch kaum bis keine Schmerzen.

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Je nach Größe und Verlauf der Erkrankung erfolgt eine Einstufung des Tumorstadiums nach der sogenannten TNM-Klassifikation. Bei dieser unterscheiden Mediziner zwischen Größe und Ausdehnung des Karzinoms, dem Vorhandensein von Metastasen und der Anzahl der befallenen Lymphknoten. Die fünf Tumorstadien reichen von Stadium 0 (frühestes, oberflächliches und begrenztes Tumorwachstum ohne Metastasierung) bis Stadium IV (besonders großer Tumor und Metastasen in entfernt-liegenden Organen).
 
Die sogenannte Metastasierung, eine „Streuung” der Krebszellen in andere Körperbereiche, tritt jedoch in nur fünf Prozent der Krankheitsfälle auf. Eine frühzeitige Behandlung ist dennoch wichtig, um einen aggressiveren Krankheitsverlauf zu vermeiden.

Wie entsteht ein Plattenepithelkarzinom?

Ein Plattenepithelkarzinom entwickelt sich in der Regel aus Hautkrebsvorstufen, wie der aktinischen Keratose oder Morbus Bowen, weiter. Bleiben diese unerkannt und werden nicht behandelt, können sie sich in diese Form des weißen Hautkrebses weiterentwickeln.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass langjährige und sehr intensive UV-Strahlung eine Hauptursache des Spinalioms ist. Die ultravioletten Strahlen, die im Sonnenlicht enthalten sind, können die Haut schädigen und bösartige Zellveränderungen auslösen. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich um natürliche UV-Strahlung wie dem Sonnenlicht oder künstliches UV-Licht handelt.

Eine spezielle Form des Plattenepithelkarzinoms, das sogenannte Morbus-Karzinom, entwickelt sich aus der Krebsvorstufe Morbus Bowen. Die Ursachen für Morbus Bowen werden ebenfalls auf starke UV-Strahlung zurückgeführt, aber auch auf bestimmte Viren, etwa dem humanen Papillom Virus (abgekürzt auch HPV). HPV ist ein Virus, das ebenfalls als Auslöser von Warzen oder Gebärmutterhalskrebs gilt.
 
Auch radioaktive Strahlung, Röntgenstrahlen oder chronische Entzündungen stellen laut Experten ein Risiko dar. Gewisse karzinogene (Krebs-verursachende) Chemikalien wie Arsen, welches in den 70er-Jahren zur Behandlung gegen Schuppenflechte Einsatz fand, können ebenfalls Spinaliome hervorrufen.

Welche Risikofaktoren begünstigen ein Spinaliom?

Da eine starke und chronische UV-Licht-Belastung als der größte Verursacher eines Spinalioms gilt, ist das Risiko bei Personen, die empfindlich auf Sonnenlicht reagieren, besonders hoch. Dazu gehören insbesondere Personen mit sehr heller Haut (Hauttyp 1 und 2), die schnell zu einem Sonnenbrand neigen. Das Risiko für Plattenepithelkarzinome nimmt im Alter zu. Sie tauchen häufig bei Personen ab 70 Jahren auf. Im höheren Alter sollte man daher besonders aufmerksam auf Hautveränderungen achten und regelmäßige Hautchecks beim Hautarzt durchführen lassen.

 

Auch Personen mit einem geschwächten Immunsystem sind anfälliger für die Entstehung eines Spinalioms, da deren Immunsystem Zellschäden der Haut nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr reparieren kann. Dies ist etwa unmittelbar nach einer Krankheit, im Zuge medikamentöser Therapien oder bei Autoimmunkrankheiten der Fall. Bei einem Spinaliom an der Unterlippe oder der Mundhöhle, einem sogenannten oralen Plattenepithelkarzinom, stellen exzessiver Zigaretten- und Alkoholkonsum die Hauptrisikofaktoren dar.

Wie wird ein Plattenepithelkarzinom diagnostiziert?

Ein Plattenepithelkarzinom ist aufgrund seiner typischen Symptome meist leicht erkennbar. Da diese Karzinome aber nicht immer mit Schmerzen einhergehen, können sie zunächst übersehen werden, weshalb Mediziner auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Hautarzt empfehlen.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, auffällige Hautveränderungen möglichst schnell untersuchen und behandeln zu lassen. Sind die Schleimhäute befallen, können Betroffene sich je nach erkranktem Hautbereich auch an Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Urologen oder Gynäkologen wenden.
 
Meist reicht bereits eine Blickdiagnose des Hautarztes, um ein Plattenepithelkarzinom und seine Vorstufen – die aktinische Keratose oder Morbus Bowen – zu erkennen. Eine sogenannte histologische Untersuchung, bei der eine kleine Gewebeprobe im Labor unter einem Mikroskop untersucht wird, sichert die Diagnose ab. Je nach Größe des Spinalioms werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Ab einer Tumordicke von über zwei Millimetern prüft der Hautarzt die benachbarten Lymphknoten mit einem Ultraschall. Auf diese Weise prüft er, ob diese bereits von Krebszellen befallen sind. In Fachkreisen nennt man eine solche Verbreitung der Krebszellen „Metastasierung”.

Sollte das Plattenepithelkarzinom bereits tief in das Gewebe hineingewachsen sein oder sollten sich Krebszellen in den Lymphknoten erkennen lassen, führt der Facharzt weitere bildgebende Untersuchungen wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durch. Damit kann er feststellen, ob die Zellen des Spinalioms noch in weitere Körperregionen gestreut haben.

Wie lässt sich ein Plattenepithelkarzinom behandeln?

In den meisten Fällen können Fachärzte ein Plattenepithelkarzinom durch einen einfachen operativen Eingriff entfernen. Dafür schneidet der Mediziner nicht nur die betroffenen Hautzellen, sondern auch das umliegende Gewebe vollständig raus. Damit versucht der Facharzt sicherzustellen, dass keine Krebszellen zurückbleiben. Diese Methode erfolgt normalerweise als eine ambulante Behandlung ohne Narkose. Je nach Größe und Position des Karzinoms erhält der Patient eventuell eine lokale Betäubung. Meist dauert der Heilungsprozess der behandelten Hautstelle mehrere Tage bis einige Wochen. Bei größeren Tumoren kann nach der Behandlung eine sichtbare Narbe entstehen, die im Rahmen einer Narbenbehandlung jedoch reduziert werden kann.


Alternativ können Spezialisten auch eine Laser- oder Kryotherapie einsetzen, um das erkrankte Gewebe zu zerstören. Bei der Lasertherapie verursacht ein hochpräziser Laser winzige Verletzungen im Gewebe, welche die bösartigen Zellen zum natürlichen Tod anregen. Die Kryotherapie wirkt ähnlich – hierbei zerstört der Arzt die bösartigen Zellen durch gezielte Vereisung. Diese beiden Methoden sind vorwiegend in frühen Stadien geeignet.


Ist eine operative Entfernung nicht möglich, stellt die Chemotherapie eine mögliche Alternative oder Ergänzung dar. Mediziner empfehlen die Strahlentherapie etwa, wenn das Plattenepithelkarzinom an einer ungünstigen Stelle liegt oder die Untersuchung Metastasen aufgezeigt hat. Falls der Arzt bei einer operativen Entfernung nicht das gesamte Tumorgewebe entfernen konnte, kann er nach der Operation ebenfalls eine Strahlentherapie einsetzen, um das Rückfallrisiko zu verringern. Mediziner sprechen hierbei von einer sogenannten adjuvanten Strahlentherapie.

Welche Komplikationen können bei einem ​​Plattenepithelkarzinom auftreten?

Im fortgeschrittenen Stadium von Plattenepithelkarzinomen auf der Hautoberfläche kann es passieren, dass die Kruste aufreißt und blutet, wodurch in manchen Fällen leichte Schmerzen entstehen.

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Im Normalfall verursachen Spinaliome jedoch keine Schmerzen. Die Gefahr bei Plattenepithelkarzinomen besteht in einer möglichen Metastasenbildung. Obwohl durchschnittlich bei nur fünf Prozent der Patienten Metastasen entstehen, ist eine frühzeitige Behandlung ratsam. Hat der Tumor nämlich bereits in andere Körperregionen gestreut, sinken die Heilungschancen und es kann zu einem aggressiven Krankheitsverlauf kommen. Vor allem Plattenepithelkarzinome an der Lippe oder am Ohr sind besonders anfällig für die Metastasierungen. Im Rahmen der Behandlung können Läsionen entstehen. Je nach Position der Narbe kann diese von Betroffenen als ein kleiner Schönheitsmakel angesehen werden.

Wie ist die Prognose bei einem Plattenepithelkarzinom?

Die Heilungschancen für betroffene Patienten stehen sehr gut. Je früher ein Arzt Deine Hautveränderung untersucht, Spinaliome entdeckt und behandelt, desto besser ist die Prognose. Sollte das Karzinom bereits gestreut haben, ist die Prognose ungünstiger; insbesondere bei immungeschwächten Patienten, da ein aggressiver Krankheitsverlauf möglich ist.

 

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung solltest Du regelmäßig zur Nachsorgeuntersuchung gehen. Spezialisten empfehlen darüber hinaus, den Körper häufig selbst zu untersuchen; eventuell kann Dir Dein Partner dabei helfen. Nur so kannst Du langfristig verhindern, dass eventuell übrig gebliebenes oder unentdeckt gestreutes, betroffenes Gewebe sich zu einem neuen Tumor entwickelt.

Wie kann ich einem Plattenepithelkarzinom vorbeugen?

Benutze Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens LSF 30

Mediziner empfehlen die HPV-Impfung zur Vorbeugung eines Plattenepithelkarzioms

Da UV-Strahlung als einer der Hauptursachen des Plattenepithelkarzinoms gilt, empfehlen Fachärzte, UV-Bestrahlung so gut wie möglich einzuschränken. Dabei helfen Sonnenschutzmittel und das Tragen von schützender Kleidung wie langen Hosen und Hüten mit breiter Krempe. Am besten nutzt Du mindestens einen Lichtschutzfaktor (LSF) 30 mit UV-A- und UV-B-Schutz, den Du alle zwei Stunden beziehungsweise nach dem Schwitzen oder Schwimmen erneut aufträgst. Starke Sonnenstrahlung um die Mittagszeit herum oder häufige Solariumbesuche solltest Du eher vermeiden.
 
Zusätzlich kann man sich gegen einige Stränge des humanen Papillom Virus impfen lassen. Dieser gilt als einer der Verursacher von Morbus Bowen – einer Hautkrebsvorstufe, aus der ein Plattenepithelkarzinom entstehen kann. Mediziner empfehlen die HPV-Impfung auch deshalb, da HPV neben Morbus Bowen und dem Plattenepithelkarzinom auch in Zusammenhang mit der Entstehung von diversen Warzen-Arten und Gebärmutterhalskrebs steht. Wegen seiner im Frühstadium unauffälligen Symptome empfehlen Hautärzte regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, bei denen auch kleine Hautveränderungen entdeckt und geprüft werden können.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei einem Plattenepithelkarzinom?

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz übernehmen normalerweise alle Kosten, die im Rahmen der Untersuchung, Behandlung und den Nachuntersuchungen eines Plattenepithelkarzinoms entstehen. Darüber hinaus bieten einige Krankenkassen zusätzlich Programme zur Hautkrebsvorsorge an.

 

Das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) – Deutsche Krebsgesellschaft (letzter Zugriff: 29.11.2021)

Plattenepithelkarzinom – MSD Manual – Ausgabe für medizinische Fachkreise (letzter Zugriff: 29.11.2021)

Plattenepithelkarzinom der Haut – AMBOSS (letzter Zugriff: 29.11.2021)

S2k Kurzleitlinie – Plattenepithelkarzinom der Haut – Journal of the German Society of Dermatology (letzter Zugriff: 29.11.2021)

Hautkrebs: Plattenepithelkarzinom – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (letzter Zugriff: 29.11.2021)

Das Plattenepithelkarzinom im Bereich des Schädels bei Hochbetagten – Hessisches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 29.11.2021)

Kutane Plattenepithelkarzinome: Maligne Tumoren mit hoher Mutationslast – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 29.11.2021)