Leukoplakie

Unter einer Leukoplakie verstehen wir Schleimhautveränderungen, die am häufigsten im Bereich der Mundschleimhaut auftreten. Insgesamt treten sie eher selten auf, wobei sich ein geschlechtsspezifischer Unterschied zeigt: Bei Männern beträgt die Häufigkeit zwischen drei bis vier Prozent, bei Frauen bei rund einem Prozent. Auch wenn es sich bei den meisten Leukoplakien um harmlose Veränderungen handelt, sollten sie regelmäßig fachärztlich kontrolliert werden, um Entartungen frühzeitig zu erkennen.


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Leukoplakie

Was ist eine Leukoplakie?

Unter einer Leukoplakie wird eine nicht ansteckende Schleimhautveränderung verstanden, die selbst keine Erkrankung, sondern ein Symptom für mögliche andere Erkrankungen darstellt. Der Begriff geht auf die griechischen Worte leukos (weiß“)und plakos (Platte, Fläche) zurück und beschreibt eine Veränderung der Schleimhaut, die sich in unterschiedlichen Größen und als weißliche Verfärbung darstellt. Leukoplakien treten vor allem an der Schleimhaut des Mundes (orale Leukoplakie) auf, können sich aber auch an der Genitalschleimhaut entwickeln.

Was sind die Symptome einer Leukoplakie?

Typischerweise kommt es zu weißen, nicht abwischbaren Flecken an der Schleimhaut. Die Flecken können sowohl einzeln als auch mehrfach auftreten. In der Regel verursachen Leukoplakien keine Schmerzen oder andere Beschwerden und werden zufällig im Rahmen einer zahnärztlichen oder HNO-ärztlichen Kontrolle entdeckt.

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Leukoplakien werden allgemein als sogenannte Präkanzerosen bezeichnet, also Veränderungen, denen theoretisch das Potenzial innewohnt, zu entarten und damit in eine bösartige Krebsform überzugehen. Eine bereits entdeckte Leukoplakie sollte daher unbedingt durch einen Spezialisten untersucht und, wenn als nicht bösartig eingestuft, in regelmäßigen Abständen weiter kontrolliert werden.

Welche Formen der Leukoplakie gibt es?

Je nachdem, wie sich die Leukoplakie in ihrem Aussehen, ihrer Oberflächenbeschaffenheit und ihren Begrenzungen darstellt, werden unterschiedliche Formen unterschieden, die auch hinweisend darauf sind, wie hoch das Entartungsrisiko ist. Eine eindeutige Aussage über die Malignität (Bösartigkeit) der Veränderung kann jedoch nur eine Biopsie liefern.

  • Leukoplakia simplex: Das typische weiße Areal zeigt sich als scharf begrenzt, also eindeutig abgrenzbar von der rosigen Farbe der restlichen Schleimhaut. Die Oberfläche ist glatt und zeigt keine farblichen Unregelmäßigkeiten. Diese Form ist in der Regel harmlos, das Risiko einer Entartung liegt bei bis zu drei Prozent.

  • Leukoplakia verrucosa: Bei dieser Form lässt sich eine warzenartige, unebene Oberfläche feststellen, sie gehört zu den inhomogenen Leukoplakien. Das Entartungsrisiko wird zwischen fünf und fünfzehn Prozent angegeben.

  • Leukoplakia erosiva: Auch diese Form zählt zu den inhomogenen Leukoplakien, deren Risiko auf eine ungerichtete Zellvermehrung und Ausbreitung erhöht ist. Bei der Leukoplakia erosiva liegt das Risiko bei bis zu dreißig Prozent, sie stellt sich mit einer sehr unregelmäßigen, teils erhabenen Oberfläche dar, die von rötlichen Bereichen durchzogen ist.

Welche Ursachen hat eine Leukoplakie?

Leukoplakien entstehen typischerweise auf dem Boden von chronischen Reizen, denen die Schleimhaut ausgesetzt ist. Diese Reizung führt zu einer Störung der Keratinisierung, wodurch es zur Verdickung der Hornhautschicht kommt. Diese Verdickung bewirkt, dass die mikroskopisch kleinen Blutgefäße der Haut nicht mehr sichtbar sind und somit die Schleimhaut ihren rötlichen Schimmer verliert.

Zu den häufigsten Reizen zählt der Konsum von Nikotin, Alkohol oder von Kautabak, wobei vor allem die Wangenschleimhaut, die Lippen und die Zunge betroffen sind. Es wird geschätzt, dass Nikotinkonsum das Risiko für die Entstehung einer Leukoplakie und weiterer Komplikationen um zwanzig Prozent erhöht. Auch mechanische Reize beispielsweise durch eine Zahnspange oder einen schlecht sitzenden Zahnersatz können ähnliche Effekte bewirken. Schließlich können auch chronische Virusinfektionen (HP-Virus, Herpes-simplex-Virus, HI-Virus oder bestimmte Pilze) den Keratinisierungsprozess negativ beeinflussen und eine Leukoplakie begünstigen – dies findet sich in erster Linie als Ursache genitaler Leukoplakien.

Wie wird eine Leukoplakie diagnostiziert?

Wird eine typisch weißliche Veränderung entdeckt und der Verdacht auf eine Leukoplakie gestellt, solltest Du möglichst rasch einen Facharzt für Dermatologie oder HNO aufsuchen. Dieser wird in erster Linie eine genaue Inspektion der betroffenen Schleimhaut vornehmen, um sich einen Eindruck über den möglichen Grad der Veränderungen und deren Form zu verschaffen. Außerdem wird der behandelnde Spezialist eine ausführliche Anamnese und Erhebung möglicher Ursachen und Risikofaktoren durchführen. Da sich allerdings auch hinter einer harmlos erscheinenden Veränderung eine inhomogene Leukoplakie mit hohem Entartungspotenzial verbergen kann, sollte in jedem Fall eine Gewebeprobe entnommen und eine histologische Untersuchung angestrebt werden.

 

Im Rahmen der Diagnostik müssen stets andere Ursachen der Schleimhautveränderung ausgeschlossen werden. Zu den typischen Differenzialdiagnosen gehören der Lichen ruber planus, eine nicht ansteckende Hauterkrankung, die Candidiasis, eine Infektionskrankheit mit dem Pilz Candida albicans, oder auch ein Lupus erythematodes, eine Autoimmunerkrankung, die unterschiedliche Organe und Körperstrukturen befallen kann.

Wie lässt sich eine Leukoplakie behandeln?

Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der vorliegenden Form der Leukoplakie. So kann eine Leukoplakia simplex nur vorübergehend bestehen und von selbst ausheilen, wenn der zugrunde liegende chronische Reiz, der zu dieser Veränderung geführt hat, eliminiert wird. In einem solchen Fall kann die Leukoplakie nach etwa vier Wochen bereits verschwunden sein.

Bei fortgeschritteneren Formen der Leukoplakie ist eine chirurgische Entfernung die Therapie der Wahl. Dabei handelt es sich meist um einen kurzen, ambulant durchführbaren Eingriff, bei dem die Veränderung durch den behandelnden Chirurgen vollständig entfernt wird. Dabei können unterschiedliche Techniken wie chirurgische Exzision, Kürettage (Abtragung), Elektrochirurgie, Kryochirurgie oder Laserchirurgie zum Einsatz kommen.
Elektrochirurgie, Kryochirurgie und Laserchirurgie haben den Vorteil, dass sie einfach anwendbar und rasch durchführbar sind und nur selten zu Nachblutungen führen. Vor allem bei der Elektrochirurgie und Kryochirurgie können postoperative Schmerzen allerdings verstärkt auftreten.
 
Bei der Exzision wird die Schleimhaut mit einem Messer geöffnet und die veränderte Region herausgeschnitten. Es handelt sich hierbei um den invasivsten Eingriff, bei dem die Leukoplakie allerdings mit höchster Sicherheit vollständig entfernt werden kann. Der Schleimhautdefekt wird entweder mittel plastisch-chirurgischer Techniken überdeckt oder zu Heilung offengelassen.

Welche Hausmittel helfen bei einer Leukoplakie?

Als schnell verfügbare, auf pflanzlicher Basis bestehende Hausmittel können grüner Tee, Kombucha oder Schwedenbitter zum Einsatz kommen. Zur Verwendung von grünem Tee in der Behandlung einer Leukoplakie wurden mehrere Studien durchgeführt, die Hinweise auf positive Effekte des Teeextrakts auf den Rückgang einer Leukoplakie ergaben.

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Die im Tee enthaltenen Polyphenole scheinen die Veränderungen der Blutgefäße unterbinden zu können, wodurch auch Krebsentartungen weniger wahrscheinlich werden.
 
Als Schwedenbitter wird eine bestimmte Kräutermischung, die sich unter anderem aus Enzianwurzel, Myrrhe, Naturkampfer, Sennesblättern und Safran zusammensetzt und mit Alkohol angesetzt wird. Der Extrakt kann unterschiedlich verarbeitet werden (Tropfen, Salben, verdünnt mit Wasser als Getränk); für die Behandlung der Leukoplakie bietet es sich an, ein feuchtes Tuch in die Tinktur zu tränken und auf die betroffenen Hautareale aufzulegen.
 
Kombucha ist ein durch Fermentierung von unterschiedlichen Teesorten gewonnenes Getränk, das durch Gärung des Kombucha-Pilzes seine süße Note gewinnt. Kombucha werden zahlreiche Wirkungen nachgesagt wie beispielsweise eine antibakterielle, entschlackende und probiotische. Für die Behandlung der Leukoplakie essenziell ist die antioxidative und damit zellprotektive Wirkung, wodurch die für die Leukoplakie typische Zellveränderung aufgehalten und geheilt werden soll.
 
Für alle Hausmittel, Heilkräuter und sonstige im Internet verfügbaren Rezepturen gilt, dass eine Anwendung in keinem Fall eine ärztliche Diagnostik und Therapie ersetzt. Beachte unbedingt, dass es sich bei einer Leukoplakie um eine ernst zu nehmende Schleimhautveränderung handelt, die im schlimmsten Fall in eine Krebsform übergehen kann. Bei homogenen Formen mit niedrigem Entartungsrisiko ist eine Therapie mittels Heilkräutern durchaus möglich, bei Formen mit hohem Entartungsrisiko ist eine chirurgische Intervention allerdings die einzige Chance auf Heilung.

Welche Komplikationen können bei einer Leukoplakie auftreten?

Die wohl gefürchtetste Komplikation einer Leukoplakie ist die Möglichkeit einer Zellentartung und eines dadurch begünstigten ungehinderten Zellwachstums. Eine solche unkontrollierte Vermehrung ist typisch für eine Krebserkrankung; breiten sich die entarteten Zellen auch in gesundes Gewebe aus, handelt es sich um eine bösartige Krebsform. Bei einer Leukoplakie besteht ein besonders hohes Risiko, dass es in ein Mundboden- oder Zungenkarzinom übergeht. Nur durch eine Biopsie kann das Vorliegen einer solchen bösartigen Zellentartung mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Wie kann ich einer Leukoplakie vorbeugen?

Eine Vorbeugung ist insofern sehr einfach möglich, als dass Du mögliche schädigende Reize möglichst reduzierst oder ganz meidest. Vermeide daher den Konsum von Tabak oder übermäßigem Alkohol und achte auf eine ausreichende Mundhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen inklusive professioneller Zahnreinigung. Benötigst Du eine Prothese oder Zahnspange, solltest Du auf einen guten Sitz achten und darauf, ob es an bestimmten Stellen zu häufigen Zahnfleischverletzungen kommt.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung einer Leukoplakie?

Da es sich bei den beschriebenen chirurgischen Eingriffen zur Therapie und Entfernung um notwendige medizinische Eingriffe handelt, werden alle Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

 

Die Leukoplakie der Mundschleimhaut – ZWP online (letzter Zugriff: 30.08.2021)

Mundschleimhauterkrankungen – Universitätsklinikum Düsseldorf (letzter Zugriff: 30.08.2021)

Leukoplakie orale – Altmeyers Enzyklopädie (letzter Zugriff: 30.08.2021)

Leukoplakie als Risikofaktor für Mundhöhlenkrebs – Deutsche Krebsgesellschaft (letzter Zugriff: 30.08.2021)

Proliferative verruköse Leukoplakie – Schweizer Monatszeitschrift für Zahnmedizin (letzter Zugriff: 30.08.2021)

Orale Leukoplakie/Erythroplakie – ZM online (letzter Zugriff: 30.08.2021)