Herpes
INHALTSVERZEICHNIS
Was ist Herpes?
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Welche Arten von Herpes gibt es?
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Was sind die Symptome bei Herpes?
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Wie entsteht Herpes?
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Welche Hausmittel helfen bei Herpes?
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Wann sollte ich mit Herpes zum Arzt gehen?
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Wie lässt sich Herpes behandeln?
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Was kann ich selbst bei Herpes tun?
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Welche Komplikationen können bei Herpes auftreten?
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Wie kann ich Herpes vorbeugen?
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Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von Herpes?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Herpes ist eine weltweit verbreitete virale Infektionskrankheit, die durch das Herpes-simplex-Virus entsteht.
In den meisten Fällen führt die Erkrankung zu einem mit Fieberbläschen verbundenen Lippenherpes, je nach Virus-Typ kann sie aber auch Genitalherpes oder andere Sonderformen hervorrufen, die zum Teil sehr gefährlich sein können.
Einmal angesteckt bleibt das Virus ein Leben lang unbemerkt im Körper, eine weitere Infektion bricht im Zuge einer sogenannten Reaktivierung aus.
Leider gibt es keine Medikamente, die die Krankheit dauerhaft heilen, jedoch gibt es sogenannte Virostatika, die die Vermehrung der Viren verhindern und die Beschwerden lindern können.
Was ist Herpes?
Unter dem Begriff Herpes verstehen wir eine von Viren verursachte und weltweit sehr verbreitete Infektionskrankheit. Auslöser dieser Erkrankung sind die sogenannten humanen Herpes-Viren, kurz HHV, oder auch Herpes-simplex-Viren genannt, kurz HSV. Eine Infektion mit diesen HHV bzw. HSV verursacht wiederholt kleine, schmerzhafte und mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen auf der Haut, die im Mundbereich (Fieberbläschen), an den Genitalien oder sogar an den Augen entstehen können – in selteneren Fällen können mitunter auch das Gehirn und der Magen-Darm-Trakt betroffen sein. Neben den Bläschen können die Herpes-Viren auch Geschwüre verursachen, häufig treten bei der ersten Ansteckung auch Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Die Erkrankung ist in ihrer aktiven Phase hoch ansteckend. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt mit dem infizierten Bereich, an dem kleine Bläschen sichtbar sind oder sich ein Ausschlag gebildet hat.
Auslöser dieser Erkrankung sind, wie bereits erwähnt, die sogenannten Herpes-Viren. Da es mehrere Herpes-Viren gibt, unterscheiden wir innerhalb der humanen Herpes-Viren-Gruppe mittels einer Nummerierung von eins bis acht. Die Viren der Gattung Herpes-simplex unterteilen wir in Typ 1 und Typ 2, also HSV1 und HSV2. HSV1 ist in erster Linie hauptverantwortlich für Lippenherpes (=Herpes labialis mit den typischen Fieberbläschen) sowie für Infektionen der Hornhaut im Auge (=Herpes-simplex-Keratitis). HSV2 ist dagegen meist der Verursacher von Genitalherpes, bei dem die Ansteckung hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr erfolgt. Die Unterscheidung zwischen HSV1 und HSV2 ist nicht absolut, denn Genitalinfektionen können auch aufgrund einer Infektion mit dem HSV1 entstehen. Weitere Herpes-Viren führen zu Erkrankungen wie beispielsweise Windpocken und Gürtelrose (=HHV3), Pfeiffersches Drüsenfieber (HHV4) oder Dreitagefieber (HHV6 oder HHV7).
Wie häufig ist Herpes?
Viele Betroffene wissen oft zunächst gar nicht, dass sie Träger der Herpes-Viren sind. Steckt sich ein Mensch jedoch einmal damit an, bleibt das Virus ein Leben lang unbemerkt im Körper und kann sich von Zeit zu Zeit reaktivieren. Das Virus macht sich nämlich erst dann wieder bemerkbar, wenn das Immunsystem des Patienten geschwächt ist, denn dann kann die Krankheit erneut ausbrechen und es entstehen die für Herpes-Viren typischen Bläschen. Eine Reaktivierung des Virus kann aber auch ganz symptomlos verlaufen. Auch in so einem Fall gilt, dass der Betroffene dennoch infiziert ist, das Virus sich auch weiterhin vermehrt und der Patient es unbemerkt über Schleimhäute ausscheiden und auf andere Menschen übertragen kann – und das alles ohne eine symptomatische Bildung der typischen Herpes-Bläschen.
Besonders anfällig für eine Herpes-Infektion sind Neugeborene, kleine Kinder sowie Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben – zum Beispiel Patienten mit einer HIV-Infektion (=Humanes Immundefizienz-Virus).
Laut einer Studie sind bis zu 85 Prozent der Bevölkerung mit dem Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 infiziert. Weltweit ist es also sehr weit verbreitet, denn die Übertragung des Virus kann meist schon im Säuglings- oder Kleinkindalter innerhalb der Familie stattfinden. Da das Virus überträgt sich von Menschen zu Menschen, kann auch eine Übertragung zwischen einer Mutter und ihrem Neugeborenen erfolgen. Das Herpes-simplex-Virus Typ 2 trägt im Gegensatz dazu lediglich etwa 15 Prozent der Bevölkerung in sich. Bislang gibt es kein geeignetes Medikament, mit dem sich das Virus vollständig bekämpfen lässt. Zur Therapie kann der Arzt jedoch antivirale Medikamente verschreiben, sogenannte Virostatika, die dazu beitragen, die aufgetretenen Beschwerden zu lindern und die Vermehrung der Viren unterbrechen.
Ist Herpes ansteckend?
Das Herpes-simplex-Virus ist sehr ansteckend, allerdings ist die Erkrankung nur während der sogenannten Primärinfektion (=die erste Infektion in einer Reihe aufeinanderfolgender Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus) oder einer Reaktivierung (=wenn das Herpes-simplex-Virus erneut ausbricht) ansteckend.
Zu diesen Zeitpunkten kommt es zu einer vermehrten Ausscheidung von Viren und somit steigt auch die Gefahr der Ansteckung. Zwischen einer Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome vergehen meist etwa drei bis sieben Tage, dies bezeichnen wir als die Inkubationszeit des Virus. In manchen Fällen kann die Inkubationszeit sogar mehrere Wochen betragen.
Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Herpes und Pickel?
Von der Nähe betrachtet kann ein einzelnes Herpes-Bläschen einem Pickel stark ähneln, umso wichtiger ist es, diese Hauterscheinungen unterscheiden zu können.
Eine Herpes-Wunde bezeichnen wir auch als eine „kalte Wunde“, da hier Viren für die Erkrankung der Haut zuständig sind. Herpes meldet sich schon vor den ersten sichtbaren Hauterscheinungen durch Kribbeln, Schmerzen und Brennen an. Diese Symptome dauern oft auch dann an, wenn sich die typischen Fieberbläschen gebildet haben. Diese sind mit einer Flüssigkeit gefüllt, die beim Platzen austritt und danach oft eine für Herpes typische Kruste bildet.
Auch ein Pickel kann sich mit einem gewissen Kribbeln oder Jucken ankündigen, allerdings bilden sich danach Knoten und keine Bläschen. Ein Pickel entsteht aufgrund überschüssiger Talgproduktion und nicht wie Herpes durch Viren. Herpes platzt meist von alleine, ein Pickel allerdings nicht, auch wenn sich auf dem roten Knötchen eine Eiterspitze bildet.
Für beide Hauterscheinungen gilt, dass Du sie nicht ausdrücken solltest. Denn wenn Du ein Herpes-Bläschen ausdrückst, können sich die Viren vermehren, was selbstverständlich vermieden werden sollte. Und auch bei einem ausgedrückten Pickel würden sich somit Bakterien verteilen, die im Endeffekt zu weiteren Hautunreinheiten führen.
Welche Arten von Herpes gibt es?
Weltweit gibt es mehr als 100 verschiedene Herpes-Viren, acht davon können Menschen infizieren und im Körper zu unterschiedlichen Erkrankungen führen. Diese bezeichnen wir als humane Herpes-Viren.
Zu den wichtigsten Herpes-Viren gehört in erster Linie das Herpes-simplex-Virus (HSV). Dieses unterteilen wir in Typ 1 (HSV1) und Typ 2 (HSV2). HSV1 führt zu den für Herpes typischen Fieberbläschen. Die Erstinfektion erfolgt meist harmlos und ohne Symptome, in manchen Fällen gesellen sich jedoch Fieber, ein allgemeines Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und manchmal auch Übelkeit sowie Mundschleimhautentzündungen dazu. Nach der ersten Ansteckung bleiben die Viren ein Leben lang im Körper und erst nach einer Reaktivierung bilden sich erneut kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Fieberbläschen, meist an den Lippen oder im Mundbereich, die spannen, brennen und schmerzen.
HSV2 befällt vor allem Schleimhäute der Geschlechtsorgane, weshalb wir diese Art der Erscheinungsform als Genitalherpes bezeichnen. Die Übertragung findet hauptsächlich durch Sexualkontakt statt. Auch hier bilden sich mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die schmerzen und brennen können.
Weiter gibt es das Varizella-Zoster-Virus (VZV), das einerseits Windpocken (=Varizella) und andererseits Gürtelrose (=Herpes Zoster) verursacht. Bei Windpocken steckt sich der Betroffene über eine Tröpfcheninfektion an, woraufhin die Viren in die Blutbahn gelangen und sich von dort über den gesamten Körper verteilen. Dadurch entstehen kleine Bläschen, die virushaltig und hochansteckend sind und darüber hinaus auch jucken oder schmerzen. Die Abheilung dauert meist bis zu zwei Wochen. Die Viren überleben nach der Infektion in den Rückenmarkszellen und nach einer Reaktivierung wandern sie vor allem bei älteren Personen wieder an die Hautoberfläche, wo sie in einem begrenzten Hautareal einen schmerzhaften Ausschlag verursachen – die sogenannte Gürtelrose. Diese kann vor allem bei älteren Patienten zu heftigen Nervenschmerzen führen.
Außerdem existiert das sogenannte Zytomegalievirus (CMV), von dem vor allem Menschen mit einer starken Immunschwäche betroffen sind, während es sich bei gesunden Personen kaum bemerkbar macht.
Darüber hinaus gehört auch das Epstein-Barr-Virus (EBV) zu den wichtigsten Herpes-Virus-Arten. Eine Übertragung findet durch Tröpfcheninfektion statt und führt zum sogenannten Pfeifferschen Drüsenfieber. Nach einer Ansteckung treten innerhalb von drei Wochen Symptome wie hohes Fieber sowie starke Kopf- und Gliederschmerzen auf. Zusätzlich vergrößert sich die Milz, die Lymphknoten schwellen an und es bilden sich weiße Beläge an den Mandeln, die mit starken Halsschmerzen verbunden sind. Nach der erstmalig überstandenen Infektion treten die Symptome der Erstinfektion bei einer Reaktivierung nicht mehr auf, allerdings kann sich leider keine Immunität bilden. In vielen Fällen fühlen sich die Betroffenen noch über Wochen und Monate nach der Erstinfektion krank, müde und abgeschlagen.
Welche Sonderformen von Herpes gibt es?
Die häufigsten Herpes-simplex-Infektionen treten in der Regel an den Lippen, im Mundbereich sowie im Genitalbereich auf. Wir unterscheiden jedoch auch zwischen mehreren Sonderformen des Herpes, die unter Umständen auch an anderen Körperregionen entstehen können. Je nachdem, welche Region betroffen ist, drohen sogar ernsthafte Komplikationen – vor allem, wenn die Augen und das Gehirn betroffen sind.
Eine Sonderform des Herpes ist das Ekzema herpeticatum. Dieser Hautausschlag entsteht, wenn der Patient das Herpes-simplex-Virus etwa durch Kratzen von der eigentlichen Infektionsstelle auf andere Hautareale überträgt. In solchen Fällen bildet sich die Erkrankung beispielsweise am Augenlid, am Rücken, am Arm oder am Finger. Das Ekzema herpeticatum ist eine großflächigere Herpes-Infektion mit rasch platzenden Bläschen. Diese Sonderform tritt vor allem bei Patienten auf, die zusätzlich an Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte leiden.
Bei Kindern kann die Sonderform Gingivostomatis herpetica (= „Mundfäule“) auftreten, bei der es zu einem ausgeprägten Befall im Mund kommt, der mit starken Beschwerden verbunden ist. In seltenen Fällen sind auch Erwachsene betroffen.
Die Sonderform Herpes Zoster Ophthalmicus ist eine Infektion des Auges, bei der auch die Stirn oder die Nase betroffen ist. Sie entsteht aufgrund des Varizella-Zoster-Virus und kann schlimmstenfalls zur Erblindung des betroffenen Auges führen. Die ersten Symptome sind ein Kribbeln an der Stirn sowie an der Nase und später schmerzhafte rote Pusteln.
Einen gefährlichen Sonderfall stellt Herpes direkt am Auge dar. Hierbei unterscheiden wir zwischen einer Infektion der Hornhaut, einer sogenannten Herpes-simplex-Keratitis, und einer Infektion der Netzhaut, einer sogenannten Herpes-simplex-Retinitis. Ersteres entsteht durch eine äußere Übertragung oder durch eine Reaktivierung, Letzteres wiederum kann sich ausschließlich infolge einer Reaktivierung bilden. Eine Herpes-simplex-Keratitis kann der Arzt in der Regel gut behandeln, bei einer Herpes-simplex-Retinitis droht hingegen eine Erblindung des betroffenen Auges. Aus diesem Grund muss bei Augenherpes immer eine schnellstmögliche Behandlung erfolgen, da sonst schwerwiegende Komplikationen drohen.
Eine weitere gefährliche Sonderform der Herpes-Erkrankung ist die Herpes-Enzephalitis (=Entzündung des Gehirns). Dabei kann sich (meist) das HSV1 im Gehirn ausbreiten und lebensbedrohliche Folgen haben. Erste Symptome, die auftreten, sind eine starke Übelkeit, verbunden mit Erbrechen und Kopfschmerzen, später können epileptische Anfälle, Verwirrtheitszustände sowie Geruchsstörungen auftreten, bevor der Betroffene schließlich in ein Koma fällt. Hierbei ist schnelles Reagieren und Behandeln unabdingbar, denn eine nicht therapierte Herpes-Enzephalitis endet in etwa 70 Prozent der Fälle tödlich.
Was sind die Symptome bei Herpes?
Die Herpes-Infektion und die dazugehörigen Symptome unterscheiden sich je nachdem, ob die Erkrankung im Zuge einer Erstansteckung oder einer Reaktivierung auftritt.
Im Rahmen der Erstinfektion treten häufig zunächst unspezifische Beschwerden, die wir auch als Prodromalsymptome bezeichnen. Danach erst treten eindeutige Symptome auf der Haut auf. Die ersten Beschwerden folgen meist direkt auf die Inkubationszeit und treten bis zu zwei Tage vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit auf. Dazu gehören ein allgemeines Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Fieber und manchmal auch Übelkeit. Außerdem verspürt der Patient bereits jetzt an den Hautstellen, wo später die typischen Fieberbläschen entstehen, häufig ein Jucken oder Kribbeln, in manchen Fällen sind auch leichte Schmerzen möglich. Die eigentliche Herpes-Erkrankung bricht erst dann zur Gänze aus, wenn sich die mit Flüssigkeit gefüllten Fieberbläschen bilden, die oft mit geröteter Haut, Schwellungen und Hautschäden einhergehen. Platzen diese Bläschen auf, entsteht eine rote Kruste an der betroffenen Stelle, an der sich weitere Bläschen bilden können.
Einmal angesteckt, trägt der Mensch die Herpes-Viren ein Leben lang und unbemerkt in seinem Körper. Wenn nach einer Primärinfektion irgendwann erneut Herpes ausbricht, sprechen wir von einer Reaktivierung. Im Unterschied zur Erstansteckung ist hierbei das Anfangsstadium der Erkrankung meist deutlich schwächer und dauert nur wenige Stunden. Häufig verspürt der Betroffene vor dem Ausbruch der Herpes-Infektion auch gar keine Beschwerden. Der Verlauf der Erkrankung und die Art der Symptome, also die Bildung der Fieberbläschen oder der Herpes-Wunde, ähneln jenen der Erstansteckung zu nahezu 100 Prozent.
Anders verläuft eine Herpes-Infektion bei kleinen Kindern. Bei ihnen hat die Erkrankung oft einen schwereren Verlauf, sie fühlen sich dabei oft sehr elend, haben hohes Fieber und die Symptome ähneln einer starken Erkältung oder einer Grippe. Da bei kleinen Kindern nicht immer die klassischen Herpes-Symptome wie Fieberbläschen auftreten, halten Erziehungsberechtigte die Erscheinungen oft für einen normalen Virusinfekt.
Wie ist der Krankheitsverlauf bei Herpes?
In der Regel heilen die mit Flüssigkeit gefüllten Fieberbläschen meist nach sechs bis zehn Tagen ab, allerdings variiert die Dauer der Erkrankung von Mensch zu Mensch und kann daher auch bis zu zwei oder drei Wochen in Anspruch nehmen.
Wie lange es dauert, bis es zu einer vollständigen Abheilung des Herpes kommt, hängt stark vom Krankheitsstadium ab. Denn bei einer Erstinfektion sind die Symptome und Beschwerden oft etwas hartnäckiger und halten länger vor allem an. Im Zuge einer Reaktivierung ist die körpereigene Immunabwehr mit den Herpes-Viren bereits vertraut und kann besser und schneller gegen die Infektion arbeiten.
Wenn die Symptome der Herpes-Erkrankung ungewöhnlich lange andauern, ist es möglich, dass der Betroffene unter einer sogenannten Superinfektion leidet. Darunter verstehen wir eine zur Herpes-Infektion zusätzlich entstandene bakterielle Infektion der betroffenen Hautstelle, da die durch den Herpes geschädigte Haut bei geschwächter Immunabwehr eine ideale Eintrittsstelle für Bakterien ist.
Wie entsteht Herpes?
Zur Übertragung benötigen die Herpes-Viren in erster Linie Feuchtigkeit, denn ohne diese trocknen sie aus und sterben ab. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Herpes-Viren jedoch bis zu 48 Stunden außerhalb des Körpers überleben können. Das Virus kann sich durch direkten Kontakt mit der betroffenen Stelle, also Fieberbläschen, Ausschlag oder Läsionen, verbreiten – dies bezeichnen wir als eine Schmierinfektion. Dabei gelangt das Herpes-Virus vom Infektionsort oder aus dem Speichel einer erkrankten Person an die Schleimhäute eines gesunden Menschen, beispielsweise beim Küssen oder beim Geschlechtsverkehr.
Eine Ansteckung kann aber auch unter Kindern beim Spielen stattfinden, denn generell gilt, dass die Gefahr einer Herpes-Übertragung bereits bei engem Körperkontakt steigt. Außerdem kann sich die Erkrankung auch durch Kontakt mit dem Mund- oder Genitalbereich von Personen mit einer HSV-Infektion verbreiten, auch wenn keine Bläschen oder Läsionen zu sehen sind. In manchen Fällen reicht auch ein indirekter Kontakt zwischen Menschen aus, um die andere Person anzustecken. Wenn sich der Erkrankte etwa an der betroffenen Körperstelle kratzt, gelangen die Herpes-Viren an seine Hand und diese können dann andere Körperregionen oder gesunde Personen infizieren. Auch Gegenstände, wie zum Beispiel benutzte Gläser oder Tassen, können zur Verbreitung der Herpes-Viren beitragen.
Ein weiterer Weg der Infektionsübertragung ist die sogenannte Tröpfcheninfektion. Bei einer aktiven Herpes-Erkrankung an Lippen oder im Mund ist auch der Speichel mit Viren infiziert und somit ansteckend. Aus diesem Grund lassen sich die Herpes-Viren mittels einer Tröpfcheninfektion bei körperlicher Nähe übertragen – etwa beim Sprechen, bei dem kleinste Speicheltröpfen entstehen und über die Luft kurze Distanzen zurücklegen, bis sie die Schleimhäute anderer Menschen erreichen.
Nach der Primärinfektion mit dem Herpes-Virus bleiben die Viren im Körper ein Leben lang bestehen. Sie vermehren sich zunächst in sogenannten Epithelzellen an der Oberfläche der Haut. Das Immunsystem versucht diese zwar zu bekämpfen, einige Viren wandern jedoch entlang der Nervenfasern bis zu deren Zellkörpern, den sogenannten Nervenganglien (=Ansammlung von Nervenzellkörpern), wo sie überdauern können. Das Immunsystem kann sie also nicht restlos zerstören, sondern lediglich in eine Art Ruhezustand versetzen. Dies bezeichnen wir als den sogenannten Latenz-Zustand, in welchem die Viren die meiste Zeit lang inaktiv sind und keinen Schaden anrichten. In diesem Ruhezustand sind sie demnach auch nicht ansteckend.
Ab diesem Zeitpunkt kann die Erkrankung aber im Prinzip jederzeit unter bestimmten Umständen erneut ausbrechen, insbesondere dann, wenn das Immunsystem der betroffenen Person geschwächt ist. Denn in so einem Fall sind die Abwehrkräfte vorübergehend oder dauerhaft geschwächt und so können einzelne Herpes-Viren aus den Ganglien zurück zu den Epithelzellen an der Oberfläche der Haut wandern. Dabei sprechen wir von einer sogenannten Reaktivierung. In Zuge dessen können sich die Herpes-Viren erneut vermehren und verursachen die für eine Herpes-Infektion typischen Symptome.
Die Anzahl der Reaktivierungen im Laufe des Lebens ist bei jedem Menschen sehr individuell. Während die Erkrankung bei manchen Personen mehrmals im Jahr auftritt, sind andere nach der Primärinfektion nur noch selten oder gar nicht mehr betroffen. Der durch die HSV2 ausgelöste Genitalherpes reaktiviert sich häufiger als der durch die HSV1 bedingte Lippenherpes.
Welche Risikofaktoren begünstigen Herpes?
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geschwächtes Immunsystem
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übermäßige UV-Licht-Einstrahlung
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hormonelle Veränderungen
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Menschen mit einem chronisch geschwächten Immunsystem
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körperlicher & psychischer Stress
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Verschlechterung der Herpes-Infektion durch Covid-19 Infektion
Es gibt einige Risikofaktoren, die vor allem die Phase der Reaktivierung einer Herpes-Erkrankung begünstigen können. Diese kommt meist dann zustande, wenn das Immunsystem des Betroffenen geschwächt ist, oder der Nerv, an dem die Viren entlangwandern, gereizt ist.
Zu den häufigsten Risikofaktoren gehören vor allem Erkältungen sowie grippale Infekte, da sie das Immunsystem schwächen, wodurch die ruhenden Herpes-Viren aus den Nervenganglien wieder an die Hautoberfläche gelangen können. Oft treten dann die für Herpes typischen Fieberbläschen auf. Auch durch übermäßige UV-Licht-Einstrahlung reagiert nicht nur die Haut gereizt, sondern auch die Nerven. Aus diesem Grund können sich zum Beispiel infolge eines Sonnenbrands die Herpes-Viren erneut aktivieren. Weiter können auch diverse Hautverletzungen eine Reaktivierung der Viren begünstigen sowie hormonelle Veränderungen, wie etwa während der Menstruation.
Eine große Herpes-Risikogruppe sind in erster Linie Menschen mit einem chronisch geschwächten Immunsystem – vor allem HIV-Patienten oder jene, die mit Folgen einer Chemotherapie zu kämpfen haben. In dieser Hinsicht können auch weitere bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Kortison, die Reaktivierung der Herpes-Viren begünstigen.
Nicht immer gibt es einen konkreten Grund für den immer und häufig wiederkehrenden Herpes, weshalb Ärzte und Forscher annehmen, dass auch körperlicher und psychischer Stress eine große Rolle spielt. Dabei kann eine starke berufliche Belastung, seelische Anspannung oder eine hohe Übermüdung dazu führen, dass das Immunsystem geschwächt ist, wodurch sich die Viren leichter ausbreiten können.
Aktuell weisen über 1.300 wissenschaftliche Artikel darauf hin, dass es einen Zusammenhang von Covid-19 und oralen Manifestationen wie der Herpes-Erkrankung geben könnte. Forscher gehen davon aus, dass sich eine Herpes-Infektion durch eine Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus auf jeden Fall verschlechtert. Verantwortlich hierfür könnte die fehlende Immunkompetenz des Körpers sowie eine durch einen sogenannten „Zytokinsturm“ ausgelöste, überschießende Entzündungsreaktion sein. Allerdings bleibt weiterhin noch unklar, ob eine direkte Auslösung oraler Erkrankungen wie einer Herpes-Infektion durch Covid-19 möglich ist.
Welche Hausmittel helfen bei Herpes?
Es gibt einige Hausmittel gegen Herpes, allerdings ist bei vielen eine tatsächliche Wirkung noch nicht einwandfrei bewiesen. Von einigen Hausmitteln ist zwar die Wirkung gegen verschiedene Krankheitserreger bereits lange bekannt, jedoch beruht dies in erster Linie eher auf Erfahrung als auf wissenschaftlichen Belegen.
Obwohl sich ein Herpes-Ausbruch nicht verhindern lässt, können neben den typischen antiviralen Medikamenten auch einige Herpes-Hausmittel eine gewisse Abhilfe schaffen. Sowohl für Virostatika als auch für Hausmittel gilt: Je früher Du sie anwendest, desto besser ist deren Wirkung. Wenn ein Herpes-Ausbruch jedoch bereits im vollen Gange ist, lässt sich auch durch Hausmittel nur schwer etwas erreichen.
Ungeachtet dessen, um welches Hausmittel es sich handelt, solltest Du es stets mit einem Wattestäbchen oder Ähnlichem auftragen, damit es zu keiner großen Vermehrung der Viren kommt. Ein großer Vorteil der Hausmittel ist, dass sie meist harmlos sind und demnach manchmal durchaus eine sinnvolle Alternative zu Medikamenten sind. Bei schlechteren Krankheitsverläufen oder bei den Sonderformen von Herpes ist der Einsatz von Virostatika jedoch maßgeblich.
Eines der Hausmittel, das in der Therapie gegen Herpes die häufigste Anwendung findet, ist Honig. Honig enthält nämlich sogenannte antimikrobielle Stoffe, die Bakterien und Viren abtöten sowie deren Vermehrung verhindern können. Deshalb kannst Du, wenn sich die Herpes-Erkrankung bemerkbar macht, etwas Honig auf die betroffene Stelle geben. Dieser verschließt die offenen Stellen, reduziert die äußerliche Verbreitung der Viren und somit auch das Ansteckungsrisiko. Dabei eignet sich vor allem Manuka-Honig, da er aufgrund des enthaltenen Wirkstoffes Methylglyoxal eine sehr hohe Wirkung aufweist. Diesen kannst du entweder als Nahrungsmittel in speziellen Geschäften oder als Rezeptur in der Apotheke kaufen.
Ein weiteres Hausmittel, das sich gut im Kampf gegen Herpes eignet, ist Teebaumöl. Teebaumöl hat sowohl eine desinfizierende als auch antimikrobielle Wirkung. Verwende das Teebaumöl am besten so früh wie möglich im Krankheitsverlauf und trage es idealerweise stündlich auf die betroffenen Stellen auf. Die Haut nimmt das Öl gut auf und hindert die Viren an ihrer Vermehrung. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass Teebaumöl auch als Auslöser von sogenannten Kontaktdermatosen ist, also Hautentzündungen, die aufgrund eines Kontakts mit bestimmten Reizstoffen entstehen. Aus diesem Grund solltest Du dieses Hausmittel stets nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker anwenden.
Manche Betroffene schwören außerdem auf Zinksalbe, weil sie antientzündlich wirkt. Gegen die Viren selbst kann sie jedoch leider kaum etwas ausrichten, da sich ihre desinfizierende Wirkung in erster Linie gegen Bakterien richtet. Sie hilft aber trotzdem bis zu einem gewissen Grade, da sie die Herpes-Wunde austrocknet und einen positiven Effekt auf die nässenden Herpes-Bläschen hat.
Eine weitere hilfreiche Substanz ist Zitronenmelisse. Sie ist tatsächlich eines der wenigen Hausmittel, bei dem Forscher in Studien bisher eine tatsächliche Wirksamkeit beweisen konnten. Zitronenmelisse enthält nämlich bestimmte Wirkstoffe, die die Herpes-Viren daran hindern, in die Körperzellen einzudringen. Viele Betroffene berichten, dass bei ihnen nach dem Auftragen der Heilpflanze auf die betroffenen Stellen bereits nach wenigen Tagen oder sogar Stunden eine Besserung auftritt, indem Schwellungen und Rötungen angeblich deutlich zurückgehen. Salben und Cremes mit einem Extrakt aus Zitronenmelisse erhältst Du in jeder Apotheke.
Auch Eiswürfel, die Du in ein Tuch einwickelst und auf die betroffene Stelle hältst, können vor allem in der Frühphase der Erkrankung eine Abhilfe schaffen, da sie aufgrund der Kälte die Vermehrung der Viren erschweren. Nach vollkommenem Krankheitsausbruch solltest Du aber die Hände von den Eiswürfeln lassen, da die Kühlung nichts mehr ausrichten und sogar womöglich der Haut schaden kann. Eine kühlende Wirkung hat auch hochprozentiger Alkohol. Obwohl er zusätzlich auch eine desinfizierende Wirkung hat, ist die Anwendung jedoch umstritten, da er an den durch die Herpes-Erkrankung entstandenen offenen Stellen an der Haut sehr stark brennt und auch Nachteile haben kann.
Weitere Hausmittel, die bei Herpes behilflich sein können, sind unter anderem Aloe vera, Knoblauch, schwarzer Tee oder Ingwer. Auch hierbei empfehlen wir Dir aber, sich vor der Anwendung der Hausmittel zuvor an Deinen Arzt oder Apotheker zu wenden und Dich aufklären zu lassen, da manche Mittel bei falscher Anwendung schädlich wirken können.
Wann sollte ich mit Herpes zum Arzt gehen?
Wenn Du erste Anzeichen einer erneuten Herpes-Infektion feststellst und Du sehr oft unter der Erkrankung leidest, solltest Du Dich nicht scheuen und einen Arzt aufsuchen. In erster Linie ist hierbei ein Hausarzt beziehungsweise ein Allgemeinmediziner die richtige Ansprechperson.
Dieser überweist Dich dann gegebenenfalls an einen Dermatologen, also einem Hautarzt. Anhand der Krankengeschichte und der beschriebenen sowie offensichtlichen Symptome kann der Arzt meist sehr leicht erkennen, dass es sich um Herpes handelt – oft ist bereits eine reine Blickdiagnose ausreichend. Sollte der Hautarzt jedoch Unregelmäßigkeiten feststellen, ist es in seltenen Fällen hilfreich, das Virus im Labor genau zu betrachten und zu identifizieren.
Im Rahmen der Diagnose stehen dem Arzt mehrere Untersuchungsmethoden zur Verfügung, mit denen er ähnliche Erkrankungen ausschließen kann oder die Herpes-Viren auf mögliche Resistenzen gegenüber Medikamenten überprüfen kann.
Dazu gehört zum einen die Antikörperbestimmung, auch bekannt als Serologie. Antikörper entstehen, nachdem sich der Körper mit einem Krankheitserreger konfrontiert fühlt. Als Reaktion auf den Erreger bildet ein gesundes Immunsystem Antikörper, die bei der Zerstörung der Viren oder Bakterien eine wichtige Rolle spielen. Führt der Arzt im Rahmen der Herpes-Diagnose also eine Serologie durch, bedeutet das, dass er sich anschaut, ob es einen Nachweis bestimmter Antikörper gibt, die auf eine Herpes-Infektion hindeuten. Leider ist das Ergebnis solcher Tests nicht immer eindeutig, da sich zum Beispiel bei Personen mit geschwächtem Immunsystem manchmal keine Herpes-Antikörper finden, obwohl der Patient eindeutig betroffen ist. Allerdings kann eine solche Antikörperbestimmung vor allem dann hilfreich sein, wenn Forscher die Verbreitung der Infektion in einer Bevölkerungsgruppe feststellen möchten – wie zum Beispiel aktuell im Zuge der Covid-19-Pandemie.
Eine viel genauere Methode, mit der der Arzt eine Herpes-Erkrankung erkennen kann, ist der Nachweis sogenannter Antigene – also eine Antigenbestimmung. Antigene sind kleinste biologische Bauteile, die das Immunsystem eines Körpers zur Bildung von Antikörpern anregen. Dabei handelt es sich meist um Fremdstoffe, wie zum Beispiel Bestandteile von Viren oder Bakterien – in diesem Fall also Bestandteile der Herpes-Viren.
Die genaueste Methode, um Herpes-Viren nachweisen zu können, ist ein direkter Virus-Nachweis mittels PCR (=Polymerase-Kettenreaktion). Darunter verstehen wir die künstliche Vermehrung der Viren-DNA im Labor, wo Experten das Erbgut der Viren so oft vervielfältigen, bis sie es schließlich nachweisen können.
Eine weitere Methode ist die Anzucht der Herpes-Viren, die im Vergleich zu bisher beschriebenen Varianten die aufwendigste ist. Dabei gibt der Forscher eine Probe in eine Nährflüssigkeit und mithilfe einer Zugabe von Medikamenten kann er die Reaktion der Viren testen und die Therapie des Patienten dementsprechend anpassen. Außerdem lassen sich Herpes-Infektionen, je nach Art des Virus, durch eine Untersuchung des Blutserums, Bläschenabstrichmaterials sowie einer Analyse der Rachenspülflüssigkeit bestimmen.
Wie lässt sich Herpes behandeln?
Leider gibt es keine Behandlung, die eine Herpes-Infektion zur Gänze heilen könnte. Bei der Therapie von Herpes-Erkrankungen kommen antivirale Medikamente, sogenannte Virostatika, zum Einsatz.
Antivirale, orale Medikamente wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir lindern die Beschwerden bei einem wiederholten Ausbruch und verkürzen die Dauer der Erkrankung um ein bis zwei Tage. Die antivirale Therapie ist dann am effektivsten, wenn der Betroffene sie innerhalb von wenigen Stunden nach dem Einsetzen der Symptome beginnt, das heißt im Idealfall bereits bei ersten Anzeichen wie Kribbeln und Unbehagen – also noch vor dem Auftreten der Fieberbläschen.
Bei schweren Krankheitsverläufen des Herpes, vor allem bei einer HSV-Enzephalitis sowie bei Infektionen von Neugeborenen, verabreicht der Arzt das Aciclovir intravenös. Sollte das Virus gegen das Medikament resistent sein, was sehr selten vorkommt, kann der behandelnde Mediziner auf Foscarnet zurückgreifen. Die Sonderform Herpes-simplex-Keratitis lässt sich mit Trifluridin-Augentropfen behandeln, wobei aber ein spezialisierter Augenarzt die Behandlung überwachen sollte.
Bei der Therapie von Herpes kann auch die Aminosäure Lysin helfen. Obwohl zu der Wirkung von Lysin bislang nur sehr wenige Studien vorliegen, gehen Experten davon aus, dass Lysin eine andere Aminosäure namens Arginin verdrängt, welche die Herpes-Viren zum Wachstum benötigen. Aus diesem Grund kann Lysin die Infektion und die damit verbundenen Symptome lindern und die Krankheitsdauer etwas verkürzen.
Außerdem gibt es eine Penciclovir-Salbe, die der Patient nur tagsüber und in einem Abstand von zwei Stunden aufträgt. Diese Salbe kann die Heilungszeit und die Symptomdauer von Lippenherpes um etwa einen Tag verkürzen. Rezeptfreie Alternativen enthalten Docosanol. Diese sollte der Betroffene bis zu fünfmal pro Tag anwenden, denn sie lindern in erster Linie vor allem die mit der Erkrankung entstandenen Beschwerden.
Patienten, die unter häufigen und schmerzhaften Herpes-Attacken leiden, empfiehlt sich eine suppressive Therapie. Darunter verstehen wir eine tägliche Einnahme der antiviralen Arzneimittel, die zum Ziel hat, die Zahl der Ausbrüche zu verringern. Allerdings kann die Einnahme antiviraler Arzneimittel leider das Ansteckungsrisiko nicht vollständig beseitigen.
Andere Therapiewege, wie zum Beispiel bei Menschen, die nur minimale Beschwerden haben, sind Eiswürfel, um Schmerzen und Schwellungen zu lindern (vor allem vor tatsächlichem Krankheitsausbruch) sowie behutsames Waschen mit Seife und Wasser. Solltest Du starke Schmerzen haben, kannst Du ein Schmerzmittel einnehmen. Schmerzen verringern können außerdem auch verschreibungspflichtige oder rezeptfreie topische Anästhetika, wie zum Beispiel Benzocain oder die Mundspülung Lidocain. Du darfst die topischen Betäubungsmittel nicht schlucken und sie nur nach ärztlicher Absprache und Anweisung verwenden, da sie bei häufigerer Anwendung ansonsten schädliche Nebenwirkungen haben können.
Wann wird Herpes mit einem Laser behandelt?
Bei häufiger Anwendung der virustatischen Cremes können sich schnell Resistenzen des Herpes-Virus entwickeln, die dann nicht mehr auf die Therapie ansprechen. In solchen Fällen kommt eine Laserbehandlung infrage. Aber auch bei generell wiederkehrenden Herpes-Entzündungen kann eine Lasertherapie Abhilfe schaffen.
Dazu behandelt der Arzt mittels eines Softlaserhandstücks T4 mit einem Durchmesser von vier Millimetern die betroffenen Stellen, wobei er damit gleichzeitig eine große Schmerzlinderung erreichen kann. Dabei erhitzt er den Infektionsherd aus einer 0,2 bis 0,5 Millimeter Entfernung auf ungefähr einen bis 1,5 Watt und tastet ihn rasterförmig unter ständiger Bewegung für zunächst 30 Sekunden ab. Nebenbei muss der Arzt beachten, dass die therapierte Haut keine Schäden aufweisen darf und das Wärmeempfinden für den Patienten nicht schmerzhaft ist. Sollte der Betroffene nach der Behandlung immer noch die für den Herpes typischen Schmerzen empfinden, muss der Arzt die Dauer der Therapie und die Watt-Einstellung erhöhen. Im Anschluss an die Laserbehandlung folgt ein „Wundheilung-Soft-Programm“ ab, bei dem der Laser mindestens eine Minute lang 100 mW abgibt. Einen Tag nach der Behandlung kontrolliert der Arzt die betroffene Stelle und wendet erneut eine Softlasertherapie an – in der Regel ist der Patient jedoch nach 24 Stunden bereits Herpes-schmerzfrei.
Damit eine Laserbehandlung erfolgreich ist, ist auch hierbei wichtig, dass der Arzt sie so frühzeitig wie möglich einsetzt. Denn nur so kann er eine unmittelbare Schmerzfreiheit erreichen und zudem das Ausbrechen der für Herpes typischen Fieberbläschen verhindern beziehungsweise die Dauer der Infektion deutlich reduzieren.
Was kann ich selbst bei Herpes tun?
Trage Cremes & Salben am besten mit einem Wattestäbchen auf
Vermeide es den betroffenen Hautbereich aufzukratzen
Verzichte auf Make-up & Lippenstifte
Vermeide zu starke UV-Strahlung, extreme Hitze oder Kälte sowie Stress
Um die Dauer der Infektion zu reduzieren, ist es empfehlenswert, auf die ersten Anzeichen von Herpes zu achten und gegebenenfalls so früh wie möglich mit der Therapie anzufangen. Dadurch kannst Du zusätzlich die Symptome lindern und die Vermehrung der Viren hemmen. Jegliche Cremes oder Salben solltest Du immer am besten mit einem Wattestäbchen auftragen, damit Du die Viren mit Deinen Fingern nicht verteilst.
Ganz verhindern kannst Du einen Herpes-Ausbruch aber leider nicht. Versuche aber so wenig wie möglich an der Lippe herumzufummeln, denn damit machst Du es nur schlimmer. Außerdem solltest Du trotz vielerlei Empfehlungen keine Zahnpasta an die betroffenen Stellen geben, denn diese trocknet auf der Herpes-Kruste an. Wenn Du sie dann entfernen willst, tust Du dies mitsamt dem schützenden Deckel der Wunde und die austretende Flüssigkeit infiziert weitere Hautbereiche.
Sei bitte auch vorsichtig, was Make-up und Lippenstifte angeht. Diese solltest Du während einer aktiven Infektion nicht verwenden, denn sonst könnten sich die Viren vermehren und andere Stellen infizieren. Mittlerweile gibt es in Apotheken und Drogerien spezielle Pflaster gegen die für Herpes typischen Fieberbläschen. Diese enthalten zwar keinen Wirkstoff gegen die Viren, haben aber den Vorteil, dass die kleine Wunde im feuchten Milieu unter der Abdeckung ohne Störung von außen heilen kann. Außerdem decken sie optisch die Bläschen ab und manche Hersteller versprechen sogar, dass Du die Pflaster überschminken kannst – davon raten wir Dir jedoch sicherheitshalber ab.
Vermeide zu starke UV-Strahlung, extreme Hitze oder Kälte sowie Stress, denn all diese Faktoren können den Ausbruch der Erkrankung begünstigen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Ernährung. Wenn Du anfällig für Herpes-Infektionen bist, empfehlen wir Dir Milchprodukte, Kartoffeln, Fleisch, Fische (vor allem Lachs), Eier und Soja, da sie reichlich Aminosäure Lysin enthalten. Nüsse (vor allem geröstete Nüsse), Kartoffelchips, Schokolade, Getreidekost wie Müsli, Erbsen, Linsen sowie Zucker an sich solltest Du stattdessen meiden.
Welche Komplikationen können bei Herpes auftreten?
In ernsten Fällen kann eine Herpes-Infektionen bestimmte Komplikationen mit sich bringen. Selten kann es durch die Herpes-simplex-Viren Typ 1 zu einem Virusbefall der Hornhaut kommen, wodurch schwere Komplikationen drohen – schlimmstenfalls sogar eine Erblindung des betroffenen Auges.
HSV1 verursacht in seltenen Fällen auch eine Herpes-Enzephalitis, eine sehr seltene Entzündung des Gehirns, die aufgrund der Vermehrung von Herpes-Viren entsteht. Diese gelangen über die Nervenbahnen ins Gehirn und befallen dort vor allem das Temporalhirn, das in der mittleren Schädelgrube unterhalb und seitlich des Frontallappens und des Parietallappens liegt. Erste Anzeichen einer Herpes-Enzephalitis sind hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Schwindel, Wahrnehmungs- oder Geruchsstörungen und motorische oder sprachliche Beeinträchtigungen. Das Virus lässt sich über die Gehirnflüssigkeit (=Liquor) nachweisen. Eine Behandlung mit einem passenden Virostatikum (=virenhemmende Medikamente) ist unabdingbar und muss so früh wie möglich erfolgen, denn wenn eine unverzügliche Therapie ausbleibt, ist das Sterblichkeitsrisiko sehr hoch.
Auch Genitalherpes kann zu Komplikationen führen, und zwar vor allem bei werdenden Müttern. Wenn eine schwangere Frau kurz vor oder bei der Geburt eine HSV2-Infektion oder Reaktivierung durchmacht, könnte es im Zuge der Geburt zu einer Infektion des Neugeborenen kommen. Dies ist jedoch sehr gefährlich, da es eine schwere, generalisierte und in manchen Fällen sogar tödliche Infektion beim Kind hervorrufen kann. Aus diesem Grund muss der behandelnde Arzt bei akut infizierten Müttern unbedingt einen Kaiserschnitt durchführen, um das Baby vor einer direkten Ansteckung zu schützen.
Auch die Herpes-Form Zytomegalievirus (CMV) kann schwere Folgen haben, vor allem bei Personen mit starker Immunschwäche. Das Virus kann beispielsweise bei AIDS- oder Transplantationspatienten zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Auch bei akut erkrankten schwangeren Frauen stellt das CMV für das Baby eine große Gefahr dar. Dieses kann sich nämlich durch die mütterliche Plazenta mit CMV infizieren und angeborene Schäden wir Hör- oder Sehschäden, Entwicklungsstörungen, Krampfanfälle, kognitive Störungen und viele andere Gesundheitsbeeinträchtigungen erleiden.
Bei werdenden Müttern ist außerdem auch auf das Varizella-Zoster-Virus (VZV), das für Windpocken (=Varizella) und andererseits auch für die Gürtelrose (=Herpes Zoster) verantwortlich ist, Acht zu geben. Denn in äußerst seltenen Fällen können Windpocken in der Schwangerschaft zu Schädigungen und Fehlbildungen des Kindes führen. Aber auch ohne Schwangerschaft kann das VZV in manchen Fällen zu Infektionen des zentralen Nervensystems und vor allem bei erwachsenen Patienten zu Lungenentzündungen führen. Auch beim Epstein-Barr-Virus (EBV) kann es zu Komplikationen wie einer Lungenentzündung kommen, die zwar selten vorkommen, aber dennoch schwerwiegende Folgen haben können.
Wie kann ich Herpes vorbeugen?
Leider gibt es keine Möglichkeit, eine Herpes-Infektion vollkommen zu verhindern, es gibt aber ein paar Sachen, die Du vorbeugend tun kannst, um einen Ausbruch zu verhindern. Wie bei jeder Infektionskrankheit ist es definitiv empfehlenswert, Dein Immunsystem zu stärken. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und wenig Alkohol sowie ein Verzicht aufs Rauchen sind hierbei sehr wichtig. Außerdem solltest Du darauf achten, dass Du genügend Schlaf kriegst, Dich ausreichend bewegst, großen Wert auf Hygiene hältst und viel an der frischen Luft bist. Vermeide Stress und psychische Belastung, denn diese können die Herpes-Attacken hervorrufen. Eigne Dir deshalb gewisse Entspannungstechniken an, wie zum Beispiel autogenes Training, Meditation oder Yoga.
Da Genitalherpes eine Sexualkrankheit ist, solltest Du unbedingt auf Safer-Sex achten. Verwende stets ein Kondom und suche einen Arzt auf, sobald Du Symptome wie Juckreiz, Brennen oder ungewöhnlichen Ausfluss verspüren solltest. So kannst Du das Risiko, sich anzustecken, zwar verringern, aber nicht ganz beseitigen, da eine Übertragung auch über die Haut möglich ist.
Leider gibt es bislang keine Impfung gegen Lippen- und Genitalherpes, also Herpes-Formen, die aufgrund von HSV1 und HSV2 entstehen. Allerdings gibt es eine Impfung gegen Windpocken und Gürtelrose. Die Impfung gegen Windpocken empfiehlt sich bereits im Kindesalter, jene gegen Gürtelrose für Menschen ab dem 60. Lebensjahr sowie für Personen ab 50 Jahren, wenn bei ihnen eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung vorliegt.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von Herpes?
Wie viel die Behandlung einer Herpes-Infektion kostet, hängt in erster Linie vom Krankheitsbild und dem Herpes-Typ ab. Die Krankenkasse übernimmt sowohl die Kosten der Diagnose als auch der Behandlung. Informiere Dich dennoch am besten gleich bei Deiner Krankenkasse und hole Dir Details bezüglich des Behandlungsplans und der damit verbundenen Kosten ein (insbesondere bei privaten Krankenkassen). Der Kostenzuschuss kann von Krankenkasse zu Krankenkasse nämlich unterschiedlich ausfallen. Eine Impfung gegen Windpocken kostet pro Dosis meist zwischen 66 und 76 Euro und eine Impfung gegen Gürtelrose pro Dosis um die 136 Euro.
Herpes – Deutsche Aidshilfe (letzter Zugriff: 19.08.2021)
Herpes – Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (letzter Zugriff: 19.08.2021)
Herpes simplex – Österreichische Ärztezeitung (letzter Zugriff: 19.08.2021)
Herpes simplex – Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (letzter Zugriff: 19.08.2021)
Herpes als orale Manifestation von Covid-19? – ZM online (letzter Zugriff: 19.08.2021)
Herpes-Simplex-Infektion in Zukunft heilbar? – ZM online (letzter Zugriff: 19.08.2021)
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Herpes gehört zu den weltweit verbreitetsten Infektionskrankheiten – rund 85 Prozent der Bevölkerung tragen das Herpes-simplex-Virus in sich. Dieses macht sich am häufigsten als Lippenherpes bemerkbar und verursacht die typischen, mit Flüssigkeit gefüllten Fieberbläschen. Je nach Virus-Typ kann es aber auch zu Genitalherpes und weiteren Herpes-Sonderformen führen. Wie Herpes entsteht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welche Maßnahmen Du zur Vorbeugung durchführen kannst, erfährst Du im nachstehenden Beitrag.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 2. Mai, 2023