Neurodermitis (Atopische Dermatitis)
INHALTSVERZEICHNIS
Was ist Neurodermitis?
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Was sind die Ursachen von Neurodermitis?
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Wer ist am häufigsten von einer Neurodermitis betroffen?
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Wie verläuft die Erkrankung?
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Welche Arten von Neurodermitis gibt es?
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Welche Körperstellen sind besonders davon betroffen?
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Was sind die Auswirkungen der Neurodermitis?
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
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Gibt es Hausmittel zur Behandlung von Neurodermitis?
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Was kann ich selbst bei einer Neurodermitis machen?
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Lässt sich die Neurodermitis vollkommen heilen?
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Was sollte ich bei Neurodermitis noch beachten?
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Wie lässt sich eine Neurodermitis vorbeugen?
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Welche weiteren Erkrankungen ähneln der Neurodermitis?
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Was kostet die Behandlung der Neurodermitis?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Bei der Neurodermitis handelt es sich um eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, welche meist schubhaft auftritt.
Zu den Symptomen zählen oftmals Hauttrockenheit, starker Juckreiz, Rötungen, Entzündungen und eine Schuppung der Haut.
Die genauen Ursachen der Hauterkrankung sind noch nicht vollständig geklärt, es ist jedoch davon auszugehen, dass unter anderem genetische und Umweltfaktoren eine Rolle spielen.
Eine akute Neurodermitis lässt sich mit Medikamenten und Salben behandeln. Auch bestimmte Badezusätze oder eine Lichttherapie kann die unangenehmen Symptome der Erkrankung lindern und für ein schnelles Abheilen sorgen.
Was ist Neurodermitis?
Unter dem Begriff Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet, versteht der Mediziner eine chronisch bestehende entzündliche Erkrankung der Haut. Genaue Ursachen und Entstehungsformen der Erkrankung sind bis heute nicht komplett verstanden, es wird angenommen, dass es sich um einen sehr komplexen und durch viele verschiedene Faktoren bedingten Entstehungsprozess handelt. Zentral dabei ist auf jeden Fall der immunologische Entzündungsvorgang, wobei auch die Annahme, dass es sich um einen autoimmun bedingten Prozess handelt, im Vordergrund steht.
Was ist unter einer Autoimmunerkrankung zu verstehen?
Bei der Autoimmunerkrankung handelt es sich um einen Überbegriff für eine Vielzahl an Krankheitsbildern, bei dem das Immunsystem auf körpereigene Strukturen fälschlicherweise reagiert und dabei einen Entzündungsprozess auslöst. Wie und wann genau die Erkrankung ausbricht, ist ebenfalls nicht komplett verstanden, angenommen wird eine genetische Prädisposition, durch die es früher oder später (bedingt durch unterschiedliche Umweltfaktoren, durchgemachte Erkrankungen oder auch hormonelle oder mikrobielle Faktoren) zur Aktivierung und zum Ausbruch der Erkrankung kommt.
Neurodermitis oder doch nur trockene Haut?
Das Vorhandensein von trockener Haut gilt nicht als Krankheit, sondern als Symptom. So kann trockene Haut durch viele unterschiedliche Faktoren und Ursachen bedingt sein. Diese reichen von simplen äußeren Faktoren wie beispielsweise Kälte und Lufttrockenheit über leicht zu beeinflussende körperliche Zustände wie die Dehydratation bis hin zu manifesten Erkrankungen, die das Hautbild verändern (Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder eben Neurodermitis). Auch mit steigendem Alter neigt die Haut vermehrt zu Trockenheit und benötigt häufiger spezielle Unterstützungsmaßnahmen, da körpereigene Rückfettungsmechanismen nachlassen.
Die Neurodermitis hingegen gilt als manifeste Erkrankung, deren Hauptsymptom die trockene Haut darstellt. Grund dafür ist vor allem die durch die chronische Entzündung gestörte Wasserspeicher – und Barrierefunktion der Haut.
Kann Neurodermitis ganz plötzlich auftauchen?
Häufig verläuft die Neurodermitis in Schüben, das heißt die Hautdefekte treten akut, also innerhalb weniger Tage auf oder verschlechtern sich innerhalb dieses Zeitraumes dramatisch.
Kann eine Neurodermitis auch erst im Alter auftreten?
Ja, kann sie, dabei handelt es sich allerdings um eine sehr seltene Variante. In über 80 Prozent der Fälle treten erste Symptome vor dem Vorschulalter auf.
Was sind die Ursachen von Neurodermitis?
Die genauen Ursachen und detaillierten Abläufe der eigentlichen Erkrankung sind noch nicht umfassend erkannt. Man geht von sehr unterschiedlichen, aus mehreren Faktoren bestehenden Entstehungsmechanismen aus. Dazu gehört zum einen eine gewisse genetische Prädisposition – die genetische Information für die Haut scheint bei Betroffenen verändert zu sein, sodass sie gewisse Schutz- und Barrierefunktionen weniger ausgeprägt besitzen. Bestimmte genetische Mutationen führen dazu, dass verschiedenste Erreger und Allergene leichter durch die Haut eindringen können und hierbei eher immunologische Prozesse auslösen. Es können dabei individuell sehr unterschiedliche Triggerfaktoren bestehen, die die Entzündungsprozesse auslösen oder verschlimmern.
Diskutiert wird zudem die sogenannte Hygiene-Hypothese, bei der davon ausgegangen wird, dass durch bessere Hygienemaßnahmen in der heutigen Zeit bestimmte Kontakte mit Antigenen im Kindesalter seltener werden und dadurch das Immunsystem weniger stark „trainiert“ wird. Durch die genetisch bedingte Störung der Hautbarrierefunktion und der veränderten immunologischen Situation kommt es bei Kontakt mit bestimmten Antigenen (Triggern) zu einer akuten Verschlechterung des ohnehin schon geschädigten Hautbildes.
Ist die Neurodermitis psychisch bedingt?
Bei der Neurodermitis handelt es sich in keinem Fall um eine rein psychisch bedingte Erkrankung, da eindeutig nachvollziehbare zellulärer Prozesse im Zentrum stehen. Allerdings kann eine schwere Form der Neurodermitis langfristig zu einer psychischen Beeinträchtigung führen, da Betroffene unter den äußerlich sichtbaren Hautveränderungen und ständigen Juckreiz sehr leiden. Die verschlechterte psychische Verfassung wirkt wie ein Teufelskreis auf das Bestehen der Krankheit, da sich vermehrter Stress wiederum negativ auswirkt.
Inwiefern kann Stress eine Rolle bei Neurodermitis spielen?
Stress und emotionale Belastung spielen insofern eine wichtige Rolle im Verlauf der Neurodermitis, als dass dabei entstehende Signalproteine wiederum in der Haut bestimmte Reize auslösen können. Hinzu kommt, dass Stress allgemein die optimale Funktionsfähigkeit des Immunsystems beeinträchtigt und dabei vermehrt überschießende Immunantworten auf Antigene in der Haut bewirken.
Welche Triggerfaktoren können eine Neurodermitis auslösen?
Neben Stress, psychischer und emotionaler Belastung sind bestimmte Materialien (Wolle, unterschiedliche Tierhaare), Hormone, starke Schweißproduktion, extreme Hitze und Kälte und gewisse Lebensstilfaktoren (Nikotinkonsum, Übergewicht) wichtige auslösende Faktoren. Wie auch die anderen Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis spielen bei der Neurodermitis Allergien eine wichtige Rolle. Insbesondere die Exposition zu bekannten Allergenen (Hausstaubmilben, Pollen, Gräser, Tierhaare) trägt zu einer Verschlechterung der Symptomatik bei.
Wer ist am häufigsten von einer Neurodermitis betroffen?
Bei der Neurodermitis handelt es sich um eine recht häufige Erkrankung, betroffen sind vor allem Menschen der westlichen Industriestaaten, eine Häufung lässt sich auch eher im Norden erkennen, während Menschen in südlichen Regionen und direkt am Meer weniger häufig die Erkrankung entwickeln. Außerdem ist es eine Erkrankung, die sich sehr früh zeigt, circa 13 Prozent der Betroffenen entwickeln erste Symptome innerhalb des ersten Lebensjahres, bis zum Einschulungsalter sind es etwas über 20 Prozent. Insgesamt zeigt sich über die letzten Jahrzehnte ein deutlicher Anstieg der Neurodermitis-Erkrankten, was ebenfalls auf einen Zusammenhang mit bestimmten Umweltfaktoren (Abgase, Hygiene, Klima) und nicht nur eine rein genetische Komponente hinweist.
Welche weiteren Erkrankungen werden oftmals mit einer atopischen Dermatitis in Verbindung gebracht?
Die atopische Dermatitis gehört zu den Erkrankungen des atopischen Formenkreises, zu dem auch das Asthma bronchiale und die allergische Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) zählen. Atopische Erkrankungen stellen eine Sonderform der Allergien dar, nämlich die Immunglobulin-E vermittelten Typ-I-Allergien oder auch Soforttypallergien genannt. Dieser Form von Allergie liegt eine Fehlfunktion und ein zu viel von IgE-Antikörpern vor, sodass diese vermehrt und überaktiv allergische Reaktionen auslösen.
Ist Neurodermitis vererbbar?
Die Neurodermitis ist nicht im klassischen Sinne vererbbar, wie es andere genetische Erkrankungen sind, die auf einem einzelnen Gendefekt basieren, der entweder dominant oder rezessiv an die Nachkommen weitergegeben wird. Allerdings zeigt sich durchaus ein gehäuftes familiäres Auftreten, was die These, dass es sich um eine mit einer bestimmten genetischen Veranlagung assoziierten Erkrankung handelt, verstärkt.
Ist Neurodermitis ansteckend?
Nein, die Neurodermitis ist nicht ansteckend, die Berührung der Haut von Betroffenen bewirkt daher auch keine Übertragung der Krankheit!
Wie verläuft die Erkrankung?
Erste Symptome treten typischerweise im frühen Kindesalter an, häufig auch schon in den ersten Lebensmonaten. In der Mehrzahl der Fälle nimm die Schwere der Erkrankung mit steigendem Alter wieder ab, Erwachsene sind häufig nahezu beschwerdefrei. Der Verlauf ist schubweise und wiederkehrend, akute Phasen mit schwerer Symptomatik und Ruhephasen wechseln einander ab. Die Ausprägung der Erkrankung ist individuell sehr unterschiedlich, auch die betroffenen Stellen unterscheiden sich je nach Person und Lebensphase.
Wie sehen die Symptome der Erkrankung aus?
Leitsymptom ist die trockene Haut und ein starker unangenehmer Juckreiz. Durch einen veränderten Feuchtigkeits- und Stoffwechselhaushalt der Haut wird diese sehr trocken und extrem empfindlich. Die Hauttrockenheit, aber auch die immunbedingten zellulären Prozesse führen zum Juckreiz.
Typische Körperstellen, die für das Vorhandensein einer Neurodermitis sprechen, sind die großen Beugen (Ellenbeuge, Achsel, Leiste, Kniebeuge), Gesicht, Nacken und Hände. Die Haut ist grundsätzlich extrem rau und trocken, in der akuten Entzündungsphase und darüber hinaus gerötet und leicht geschwollen. Bei Säuglingen ist typischerweise der sogenannte „Milchschorf“ zu erkennen, darunter wird eine gelbliche Krustenbildung im Kopf- und Gesichtsbereich verstanden, die als frühe Erstmanifestation der Erkrankung auftreten kann.
Eine Verschlechterung des Hautbildes bewirkt der ständige Juckreiz, der dazu führt, dass Betroffene sich häufig kratzen und dabei die Haut umso mehr verletzen. In Folge entstehen offene, blutende und nässende Stellen, die im Verlauf verkrusten.
Wie äußert sich Neurodermitis bei Babys und Kindern?
Unterschiede im Säuglings-, Kinder-, Jugend- und Erwachsenenalter ergeben sich zum einen durch die Schwere der Symptomatik, durch die Dauer der Schübe, aber auch durch die typischerweise betroffenen Stellen. Während bei Säuglingen der bereits erwähnte Milchschorf ein typisches Symptom ist, sind bei Kleinkindern und Kindern eher andere Körperregionen betroffen, die von trockener, rissiger, geröteter und schuppender Haut gekennzeichnet sind.
Wie sehen die Symptome einer Neurodermitis bei Jugendlichen und Erwachsenen aus?
Besteht die Neurodermitis bis ins Jugend- und Erwachsenenalter fort, zeigt sich meist eine Abnahme akuter Schübe und eine Wendung hin zu chronisch geschädigter Haut. Betroffene leiden unter einer trockenen, ledrig veränderten Haut (= Lichenifikation), die von Vernarbungen, hyperpigmentierten Arealen und Knötchen gekennzeichnet sein kann.
Wie lange dauert ein Neurodermitis-Schub an?
Die Dauer eines Neurodermitis-Schubs ist individuell und auch je nach Einfluss anderer körperlicher und Umweltfaktoren mitunter sehr unterschiedlich. Ausgelöst wird ein Schub meist durch die erwähnten Triggerfaktoren oder Kontakt mit bestimmten Allergenen, dauern kann ein solcher von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen und Monaten. Bei sehr schweren Verlaufsformen kann gerade am Höhepunkt der Erkrankung häufig nicht mehr zwischen Schub und schulfreien Intervallen unterschieden werden.
Wie lange ein Schub anhält, kann durch folgende Faktoren beeinflusst werden: Jahreszeit (im Winter ist die Haut besonders trocken und anfällig, sodass Schübe tendenziell schwerer verlaufen), Stress, Hormone, körperlicher Zustand (bestehen andere Erkrankungen oder Infektionen gleichzeitig, kann dies den Schub verschlechtern und die Heilungsphase hinauszögern).
Wann und welchen Arzt sollte man bei einer Neurodermitis aufsuchen?
Bemerkst Du anhaltenden Juckreiz, trockene, rissige Haut, die immer wieder zu Rötungen und Schuppen neigt oder hast das Gefühl, dass sich Dein Hautbild in Kontakt mit bestimmten Stoffen oder Materialien verschlechtert, könnte es sich um den Beginn einer Neurodermitis handeln, die Du am besten über Deinen Hausarzt oder über einen Hautarzt abklären lässt. Da es sich bei der atopischen Dermatitis um eine Krankheit handelt, die sich in erster Linie im Säuglings- und Kleinkindalter manifestiert, in dem die betroffenen Kinder ihre Beschwerden noch nicht wirklich kommunizieren können, geht es hier eher darum, Symptome für den Juckreiz wie ein häufiges Kratzen, Kratzspuren oder gar blutige Stellen zu erkennen und durch den Kinderarzt abklären zu lassen.
Wie erfolgt die Diagnose einer Neurodermitis?
Die Diagnose der atopischen Dermatitis ergibt sich durch das Vorliegen der wichtigsten Leitsymptome an den typischen Körperstellen. Zusätzlich wichtiges Diagnosekriterium ist das Vorliegen einer gewissen familiären Häufung der Erkrankung selbst oder verwandter Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis. Auch das gehäufte Auftreten von Allergien innerhalb der Familie kann ein Hinweis sein.
Weitere typische Kriterien, die für eine Neurodermitis sprechen, sind eine doppelte Lidfalte sowie eine paradoxe Gefäßreaktion (Dermographismus). Unter Letzterem wird verstanden, dass im Gegensatz zum Gesunden beim Neurodermitiker sich die Haut weiß statt rot verfärbt, wenn man kratzt. Teil der Diagnostik sollte unbedingt auch eine Allergieaustestung sein. Durch eine laborchemische Untersuchung des Blutes kann eine Überzahl an IgE-Antikörpern festgestellt werden, die ebenfalls eindeutig Hinweise sind.
Wann sollte man mit einer Neurodermitis ins Krankenhaus?
Grundsätzlich ist eine Neurodermitis kein Grund für einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus, denn Diagnostik und Therapiebegleitung können sehr gut beim niedergelassenen Mediziner durchgeführt werden. Allerdings gibt es einige Ausnahmen, bei denen Du Dich rasch in eine Ambulanz begeben solltest, da Gefahr drohen kann. Dazu gehören bakterielle oder virale Superinfektionen. Dabei kommt es durch die Verletzungen an der Haut zum Eindringen von Keimen, die wiederum eine Entzündung der betroffenen Stelle bewirken können. Beginnt die Körperstelle stark anzuschwellen, entstehen große Schmerzen oder bekommst Du oder Dein Kind hohes Fieber, solltest Du Dich daher schnellstmöglich in ein Krankenhaus begeben.
Welche Arten von Neurodermitis gibt es?
Unterschieden werden kann zwischen einer intrinsischen und einer extrinsischen Form der Dermatitis, die sich aber beide im klinischen Erscheinungsbild und in der Behandlungsweise nicht unterscheiden. Vielmehr handelt es sich um ein Verständnis für die immunologischen und zellulären Vorgänge, die sich bei den beiden Formen unterscheiden.
Bei der weitaus häufiger vorkommenden extrinsischen Form der atopischen Dermatitis spielen die schon erwähnten IgE-Antikörper eine entscheidende Rolle. IgE-Antikörper binden an in der Haut vorkommende Mastzellen und leiten bei Kontakt mit einem Antigen unterschiedliche Reaktionen ein. Die wichtigste ist die Ausschüttung von Histamin; einem Stoff, der für die allergische Reaktion, für den Juckreiz und für die Schwellung, Rötung und mögliche Quaddelbildung der Haut verantwortlich ist. Bei Neurodermitis-Betroffenen mit extremistischen Formen können daher hohe Spiegel von IgE-Antikörper im Blut nachgewiesen werden.
Nicht so hingegen bei der intrinsischen Form – hier wird angenommen, dass weniger die typische IgE-vermittelte allergische Reaktion im Vordergrund steht, sondern dass andere Komponenten des Immunsystems (vor allem T-Zellen) verantwortlich sind.
Welche Körperstellen sind besonders davon betroffen?
Typischerweise variieren die von der durch die Neurodermitis bedingten Hautveränderung betroffenen Stellen im Laufe des Lebens. Während bei Säuglingen und Kleinkindern vor allem die Kopfhaut, Wangen und Stirn sowie der Rumpf und die Streckseiten der Arme und Beine betroffen sind, wandelt sich dieses Verteilungsmuster mit zunehmendem Alter. Die betroffenen Stellen werden insgesamt weniger und verlagern sich in die Beugeseiten der Extremitäten. Häufig sind bei Erwachsenen auch insbesondere Hände und Füße betroffen, die zu dünner, rissiger und juckender Haut neigen.
Kann Neurodermitis auch im Intimbereich auftreten?
Der Intimbereich gehört normalerweise nicht zu den typischerweise betroffenen Stellen der Neurodermitis. Allerdings hat die Erkrankung so viele verschiedene Gesichter und unterschiedliche Ausprägungsformen, dass in Einzelfällen durchaus auch der Intimbereich von übermäßiger Hauttrockenheit und Juckreiz betroffen sein kann.
Was sind die Auswirkungen der Neurodermitis?
Die Neurodermitis bedeutet für Betroffene zumindest für eine gewisse Lebensphase doch eine recht starke Einschränkung im Alltag. Dies beginnt in der sehr aufwendigen Hautpflege und setzt sich in der Frage fort, welche Stoffe als Kleidungsstücke oder Bettwäsche vertragen werden oder auch, wie und mit welchem Schutz es möglich ist, in die Sonne zu gehen. Für Neurodermitiker ist es wichtig, Triggerfaktoren so gut es geht zu meiden, was sich ebenfalls auf Lebensmittel, Hygiene, Haustiere und Kontakt mit der Natur auswirken kann.
Welche negativen Folgen bringt das atopische Ekzem für die Betroffenen mit sich?
Die Neurodermitis ist in keinem Fall nur eine Hauterkrankung, da Betroffene vor allem in akuten Erkrankungsstadien unter einem großen Leidensdruck stehen. Im Vordergrund steht dabei zum einen vor allem der Juckreiz, der meist als quälend empfunden wird und häufig gerade in der Nacht zunimmt, sodass die Schlafqualität sehr darunter leidet. Vor allem bei Kindern ist der Juckreiz ein großes Problem, da sie ganz automatisch kratzen und ihre Haut noch mehr verletzen. Nicht selten kommt es dabei zu Blutungen und bleibenden Narben.
Zum anderen ist die Neurodermitis als Hautkrankheit äußerlich sichtbar, weshalb Betroffene leicht stigmatisiert werden können. Gerade in der Pubertät – einer Zeit, in der Aussehen eine zunehmend wichtige Rolle spielt – können die offen sichtbaren Defekte der Haut zu einem Ausgrenzungsproblem werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlungsmöglichkeiten bei der Neurodermitis sind sehr vielfältig und lassen sich in medikamentöse, nicht-medikamentöse und alternativmedizinische Zusatztherapien einteilen. Vor allem für die medikamentöse Therapie existiert ein Stufenschema der WHO, es lassen sich jedoch nicht alle Stufen mit nicht-medikamentösen, basispflegenden und alternativmedizinischen Methoden kombinieren.
In welche Stufen teilt sich die Therapie der atopischen Dermatitis?
In der Behandlung de atopischen Dermatitis wurde ein Stufenmodell entwickelt, das sich nach der Schwere der Symptomatik richtet.
Stufe 1
Hier liegt als einziges Symptom lediglich die trockene Haut vor, es handelt sich also in erster Linie um den Hautzustand im nicht-akuten Stadium der Erkrankung. Bei Stufe 1 kommt es daher zur rein symptomatischen und nicht kurativen (heilenden) Therapie, im Mittelpunkt steht eine gründliche Basispflege der Haut, die den Wasserhaushalt verbessern, die Schutzfunktion der Haut stabilisieren und die erhöhte Empfindlichkeit der Haut reduzieren soll. Zum Einsatz kommen unterschiedliche Cremes und Salben, Bäder, Shampoos und Pflegekuren. Auch die Vermeidung von Triggerfaktoren ist wichtiger Teil der Stufe-1-Therapie, um die Auslösung akuter Schübe zu vermeiden. Laut Apotheker Christoph Bertram von sanicare.de besteht eine hohe Nachfrage an nicht verschreibungspflichtigen Salben.
Stufe 2
Hier kommt es zu einer leichten Verschlechterung der Haut und es entstehen erste Anzeichen der akuten Entzündungsreaktion. Die Stufe wird durch leichte Ekzeme definiert, Zeichen der akuten Entzündung wie Rötung, leichte Schwellung, Nässen, Bläschenbildung werden sichtbar. Der Juckreiz nimmt zudem zu. In der Therapie der Stufe 2 wird die Basispflege der ersten Stufe um kurative Wirkstoffe erweitert.
Zur Anwendung kommen gut antientzündlich wirksame Kortisonpräparate in niedrig potenter Form (Klasse I und II) sowie die sogenannten Calcineurininhibitoren, die immunsuppressiv wirksam sind. Sowohl die Kortisone als auch die Calcineurininhibitoren werden bei Stufe 2 lediglich topisch (auf der Haut, nicht oral) in Form von Salben oder Cremes angewendet.
Stufe 3
Die Stufe 3 ist durch eine nochmalige Verschlechterung des Hautbildes und Zunahme des Ekzems gekennzeichnet. Ein genaues Unterscheidungskriterium zur Stufe 2 existiert allerdings nicht, sodass die beiden Stufen ineinander übergehen und sicherlich von behandelndem Arzt zu behandelndem Arzt unterschiedlich eingeschätzt werden. Als Hilfestellung wird nicht nur das Hautbild, sondern auch der Gesamtzustand des Patienten in Hinblick auf Leidensdruck durch den Juckreiz, Schmerzen und Einschränkung im Alltag herangezogen.
In der Stufe-3-Therapie werden zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen höher potente Kortisonpräprate (Klasse III und IV) angewendet.
Stufe 4
Diese Stufe ist durch persistierende, therapieresistente, stark ausgeprägte Ekzeme gekennzeichnet. Es erfolgt eine Umstellung auf Medikamente zum Schlucken, sodass die Wirkung nicht mehr lediglich auf der Haut stattfindet, sondern das gesamte Immunsystem angegriffen wird. Sowohl Kortisonpräparate als auch Calcineurininhibitoren (z.B. Tacrolimus) können oral eingenommen werden, hinzu kommt als Option das Cyclosporin A, das ebenfalls immunsuppressive Wirkung besitzt, indem es die Aktivität der T-Zellen blockiert.
Seit 2017 ist zudem auch ein spezifischer Antikörper zugelassen, der bestimmte Zytokine (Proteine, die in der Antwort von Immunzellen eine wichtige Rolle spielen, da sie für deren Wachstum und Vermehrung sowie deren Stimulierung verantwortlich sind) gezielt blockiert.
Wie kann die Lichttherapie (Phototherapie) bei einer Neurodermitis helfen?
Die Anwendung einer Lichttherapie hat in den letzten Jahren einen immer höheren Stellenwert in der Behandlung der Neurodermitis erhalten. Sie sollte additiv und nicht anstelle von medikamentösen Therapieoptionen um akuten Schub angewendet werden. Lichttherapien werden nur selten von Spitälern, eher von niedergelassenen Dermatologen angeboten.
Zur Anwendung bei der Lichttherapie kommt künstliches UV-Licht, dass einen entzündungshemmenden Effekt hat und eine mögliche bakterielle Besiedelung der geschädigten Haut reduzieren soll. Unterschieden wird zwischen UVA- und UVB-Strahlen, wobei Erstere eine höhere Eindringtiefe besitzen und daher auch Effekte in tiefer liegenden Hautschichten erzielen können. UVB-Strahlung hat eine geringere und eher oberflächliche Wirkung, jedoch ist das Risiko für potenzielle Nebenwirkungen der UV-Strahlung (Hautkrebsrisiko!) deutlich geringer. Eine Sonderform ist die PUVA-Therapie, auch Photochemotherapie genannt. Hierbei setzt die Medizin auf eine Kombination zwischen UVA-Strahlung und den pflanzlichen Wirkstoffgruppen namens Psoralen, die eine gewisse photosensibilisierende Wirkung besitzen und dadurch die Effekte der Lichttherapie verstärken.
Wie funktioniert die Balneo-Phototherapie?
Bei der Balneo-Phototherapie handelt es sich ebenfalls um eine Kombinationstherapie. Zur Anwendung kommt eine spezifische Badetherapie in hochprozentiger Salzwasserlösung und eine UV-Licht-Bestrahlung. Das Salzwasserbad (Solebad) und die Bestrahlung mit Licht können dabei sowohl synchron als auch hintereinander stattfinden, zudem besteht auch die Möglichkeit, die Badetherapie mit einer PUVA-Therapie zu kombinieren.
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Kann eine Thalasso-Therapie die Symptome der Neurodermitis lindern?
Bei der Thalasso-Therapie handelt es sich um eine Therapiesonderform, bei der ebenfalls mit Meerwasser und Meerwasserprodukten (Algen, Meeresschlamm, Meeresluft) gearbeitet wird. Im Gegensatz zur Balneo-Phototherapie handelt es sich hierbei um eine mehrtägige Kurform, die nur in unmittelbar am Meer liegenden Instituten abgehalten werden kann. Die heilende Wirkung von Meerwasser beruht nicht nur auf der Kombination von Salz und Wasser, den natürlichen Gewässern der Ozeane sind zahlreiche Spurenelemente und Mineralstoffe beigemengt, die den Heilungsprozess der Haut unterstützen. Die Meereskur verbindet dabei mehrere wohltuende und heilende Effekte gleichzeitig: der Kontakt mit dem Meerwasser, das Einatmen der Meeresluft und die natürliche Sonneneinstrahlung.
Wie wirkt die Bioresonanztherapie?
Bei der Bioresonanztherapie wird angenommen, dass mithilfe von elektromagnetischer Wellen krankhafte Schwingungen im Körper ausgelöscht werden können. Eindeutige Belege für die Wirksamkeit dieser Behandlungsform gibt es allerdings nicht, weshalb Fachärzte von der Anwendung abraten.
Was kann ich selbst bei einer Neurodermitis machen?
Die wichtigste Eigenmaßnahme bei einer Neurodermitis ist das Wissen und Meiden von Trägerfaktoren, da Du dadurch häufige Schübe deutlich reduzieren kannst. Da die Auslöser individuell sehr unterschiedlich sein können, ist es wichtig für Dich Deine persönlichen Triggerfaktoren zu kennen und ihnen möglichst auszuweichen. Ebenfalls hilfreich ist es, Allergien austesten zu lassen, da diese ebenfalls in einem engen Zusammenhang mit einer Verschlechterung der Neurodermitis stehen.
Was muss ich bei der Ernährung beachten?
Was Ernährung von Betroffenen betrifft, gibt es von der WHO keine eindeutigen Empfehlungen. Da allerdings auch Lebensmittel zahlreiche Allergenen enthalten und Neurodermitiker häufig auch unter Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien leiden, ist es wichtig, darauf zu achten, was Du konsumierst und wie Du darauf reagierst. Gerade als Elternteil eines betroffenen Säuglings oder Kindes solltest Du neue Lebensmittel sehr behutsam austesten und darauf achten, wie Dein Kind reagiert. Zu den typischen Lebensmittelintoleranzen und Allergenen gehören die Histaminintoleranz, die Laktoseintoleranz, Glutenintoleranz, Allergien gegen Nüsse, Soja, Zitrusfrüchte etc. Sollte hier ein begründeter Verdacht bestehen, ist es sinnvoll, die Allergien in einem Allergieinstitut austesten zu lassen und diese Lebensmittel zu meiden. Spezielle langfristige Diäten sind weniger sinnvoll, da sich die Reaktionen auf Lebensmittel im Laufe der Zeit auch ändern und Allergien wieder vergehen können.
Wie oft sollte man bei einer Neurodermitis baden oder duschen?
Am besten für Deine Haut ist es nicht öfter als einmal am Tag zu duschen, um unnötige Irritationen zu vermeiden. Ein Vollbad mit unterschiedlichen medizinischen Badezusätzen hat zwar in der Regel eine wohltuende Wirkung, aber auch hier gilt nicht zu oft und nicht mit zu heißem Wasser. Nach dem Duschen empfiehlt es sich, die Haut und Kopfhaut nicht allzu grob abzurubbeln, sondern sanft zu trocknen.
Welche Badezusätze können bei einer Neurodermitis helfen?
Auch im Bereich der Dusch- und Badepflege gibt es zahlreiche Heil- und Zusatzstoffe, deren Ziel die kontinuierliche Pflege und Verbesserung des Hautbildes ist. Neben der schon erwähnten heilenden Wirkung von Salzzusätzen, scheinen auch unterschiedliche Öle, Getreide und Bleichmittel Unterstützung zu bringen. Ölbäder (beispielsweise Sojabohnen- oder Paraffinöl) bilden einen Hautfilm, der auch nach dem Bad eine dünne Schutzschicht bildet, die rückfettende Eigenschaften besitzt.
Auch Haferflockenpulver und Reiskleie wird eine juckreizstillende und generell lindernde Eigenschaft nachgesagt, weshalb sie ebenfalls am Markt als Bade- und Duschzusätze erhältlich sind und vor allem für Kindern sehr schonend sind.
Die Behandlung mit geringen Mengen an Bleichmittel als Badezusatz wurde in wissenschaftlichen Studien überprüft und zeigt ebenfalls eine positive Wirkung, da dadurch die Besiedelung mit unliebsamen Hautkeimen minimiert und somit Superinfektionen reduziert werden konnten. Allerdings solltest Du hier nicht eigenmächtig experimentieren, da es zu Verätzungen kommen kann. Sprich bitte zunächst mit Deinem Arzt über diese Methode.
Pflegende Bäder können also in jedem Fall Abhilfe schaffen und insgesamt zu einer Verbesserung und Stabilisierung der Haut beitragen, bei Verschlechterung solltest Du allerdings dennoch nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen und zu stärkeren Wirkstoffen zu greifen.
Was kann ich gegen den Juckreiz bei einer Neurodermitis machen?
Vermeide es mit scharfen Fingernägeln zu kratzen
Kühlende Umschäge können Linderung bringen
Basistherapie mit feuchtigkeitsspendende & nachfettende Cremes oder Salben
Behandlung mit kortisonhaltigen Substanzen
Für die meisten Betroffenen stellt der Juckreiz das größte Problem und das schlimmste Symptom der Erkrankung dar. Der Drang, juckende Stellen zu kratzen, ist stets sehr groß, doch lindert er weder den Juckreiz noch trägt er zu einer Verbesserung der Hautsituation bei. Möchtest Du gegen den Juckreiz nicht sofort zu kortisonhaltigen Substanzen greifen, können einige simple Tricks Abhilfe schaffen: Auch wenn es schwerfällt solltest Du versuchen, nicht mit den scharfen Fingernägeln zu kratzen, um die Haut nicht zusätzlich zu verletzen und das Eindringen von Keimen zu begünstigen. Kurze Fingernägel sind von Vorteil, solltest Du Dich unbewusst doch einmal kratzen. Auch kühlende Umschläge können eine Besserung der Symptomatik bewirken. Eine solide Basistherapie je nach Hauttyp mit feuchtigkeitsspendenden und nachfettenden Cremes und Salben ist darüber hinaus von größter Bedeutung, um die Haut zu stabilisieren.
Wie sieht die richtige Hautpflege bei einer Neurodermitis aus?
Die richtige Hautpflege ist bei der Neurodermitis unglaublich wichtig! Nur wenn Du Deine Haut richtig pflegst, kannst Du sie vor zusätzlicher Austrocknung und vor Infektionen schützen. Hygienische Pflege steht dabei an erster Stelle. Die richtige Wahl der Pflege ist aber auch beim Neurodermitiker abhängig vom Hauttyp: Bei trockener, juckender Haut steht die Pflege mit eher fetthaltigen Präparaten im Vordergrund, diese bilden einen Schutzfilm, unter dem Feuchtigkeit abgespeichert werden kann. Zudem wird durch den Schutzfilm das Eindringen von Bakterien abgeschwächt. Leicht entzündete, schuppende Haut hingegen solltest Du hingegen mit fettreduzierten und eher feuchtigkeitsspendenden Salben behandeln. Achte auf Produkte mit möglichst wenigen Zusatzstoffen, da diese zusätzlichen Reize verursachen können. Die ideale Hautpflege besitzt einen leicht sauren pH-Wert, der auch den Säureschutzmantel der Haut aufrechterhält.
Welche Kleidung ist bei Neurodermitis am besten geeignet?
Auf die richtige Wahl der Kleidung und Bettwäsche ist insbesondere zu achten, da sie der Haut für mehrere Stunden und sehr eng anliegt und diese zusätzlich reizen kann. So gibt es für Neurodermitiker beispielsweise beschichtete Spezialkleidung, die hautschonend ist. Möchte man nicht gleich zu solch eher teuren Varianten greifen, ist es meist schon hilfreich, Wolle zu meiden und bei Schals, Mützen, Handschuhen und Socken zu anderen Materialien zugreifen.
Achte auf fein gewebte und glatte Materialien wie Baumwolle oder Seide
Schonender sind eher fein gewebt und glatte Materialien wie Baumwolle und Seide. Gerade bei Kindern kann es helfen, durch Anziehen feiner und schonender Handschuhe mit glatter Oberfläche Verletzungen durch das Kratzen zu verhindern. Bei der Sportbekleidung ist insbesondere auf atmungsaktive Stoffe zu achten, da auch die erhöhte Schweißproduktion auf der Haut zur Reizung führen kann. Gehören auch die Füße zu den befallenen Stellen, solltest Du vor allem im Sommer möglichst geschlossenes Schuhwerk meiden, um hier die Schweißproduktion nicht zusätzlich zu fördern.
Bei der Wahl der Bettwäsche solltest Du außerdem auf Tierhaare verzichten, greife lieber zu speziell allergikerfreundlichen Produkten.
Was kann ich gegen Stress machen?
Um Stress abzubauen, gibt es keine einheitliche Lösung, hier muss jede Person selbst Mittel und Wege finden, die beim Abschalten helfen. Wichtig ist es, sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen. Zu den entspannenden Tätigkeiten können beispielsweise ein Tag auf der Couch, Sport, Yoga, Meditation oder ein langes Bad sein.
Gibt es Hausmittel zur Behandlung von Neurodermitis?
Neben bereits erwähnten medizinischen Produkten, Medikamenten und Therapiemöglichkeiten gibt es einige Hausmittel, die leicht zu beschaffen und einzusetzen sind. Dazu zählen vor allem Apfelessig, der für seine lindernde Wirkung des Juckreizes bekannt ist und sowohl als Umschlag auf der Haut als auch als Haar- und Kopfhautkur anwendbar ist, oder Kamille, der ebenfalls eine heilungsfördernde Wirkung innewohnt und in erster Linie als Salbe oder Creme erhältlich ist. Auch Umschläge aus Kamillentee zeigen eine gute, die Haut beruhigende Wirkung, ebenso wie schwarzer Tee, dessen enthaltende Gerbstoffe das Eindringen von Bakterien verhindern und den Juckreiz reduzieren.
Nachtkerzenöl ist reich an Gamma-Linolsäure, die einen essenziellen Baustein der menschlichen Haut darstellt, der bei Neurodermitikern reduziert ist. Linolsäure hat eine wichtige Funktion in der Wasserregulierung und Barrierefunktion der Haut, durch Anwendung von Nachtkerzenöl kannst Du daher die Wasserspeicher der Haut positiv beeinflussen und die Hauttrockenheit und damit auch gleichzeitig den ständigen Juckreiz verbessern.
Olivenöl kann beim Auftragen auf die Haut ähnlich schützende und eine stabilisierende Wirkung auf den Wasserhaushalt der Haut haben. Vor allem bei stark schuppender Haut kannst Du darauf zurückgreifen.
Lässt sich die Neurodermitis vollkommen heilen?
Heilen lässt sich eine Neurodermitis auch mit anhaltender Hautpflege und Schubtherapie nicht, die Veranlagung zur trockenen, empfindlichen Haut, zu Allergien und verwandten Symptomen aus dem atopischen Formenkreis bleibt ein Leben lang bestehen.
Kann die Neurodermitis auch von selbst wieder verschwinden?
Bei der Mehrzahl der Betroffenen neigt die Erkrankung dazu, im Laufe des Jugend- und jungen Erwachsenenalters abzuklingen, sodass Schübe immer seltener werden und Betroffene häufig jahrelang nahezu symptomfrei leben können – und das frei von therapeutischen Maßnahmen.
Was sollte ich bei Neurodermitis noch beachten?
Da die Erkrankung von hoher Instabilität geprägt ist und selbst kleinste Triggerfaktoren zur Auslösung akuter Schübe führen können, sollten Neurodermitiker in einigen Dingen und Lebensbereichen mit Einschränkungen rechnen. Dies betrifft neben bereits erwähnten Faktoren wie Ernährung, Körperpflege und Stressmanagement auch die Wahl der richtigen Urlaubsorte, Hygiene und Sauberkeit zu Hause und Wahl der Spielsachen bei Kindern.
Insbesondere Personen mit Allergien sollten darauf achten, möglichst keinen Allergenen ausgesetzt zu werden. Dies betrifft im Haushalt insbesondere die Hausstaubmilben, aber auch die Anschaffung von Haustieren. Bestehen Allergien oder sind bestimmte Felle und Haarsorten als Triggerfaktoren bekannt, ist es auch wichtig, die Wahl des richtigen Kinderspielzeuges (Kuscheltiere, Puppen, ect.) zu beachten.
Sind Tattoos bei einer Neurodermitis möglich?
Grundsätzlich sind Tätowierungen bei Neurodermitikern möglich, doch in keinem Fall ratsam. Nicht nur bedeutet die Tätowierung eine zusätzliche Irritation und Verletzung der ohnehin schon Geschädigten und geschwächten Haut, auch kann durch die Farbe und deren Bestandteile ein zusätzliches Allergiepotenzial bestehen.
Wie wirken sich Alkohol und Nikotin auf die Neurodermitis aus?
Alkohol in moderaten Mengen hat nur wenig Auswirkung auf den Hautzustand und wurde bisher nicht spezifisch mit einer Verschlechterung der Neurodermitis in Zusammenhang gebracht. In größeren Mengen hingegen solltest Du als Neurodermitiker auf jeden Fall die Finger vom Alkohol lassen, da dieser auch mit einigen Veränderungen und Erkrankungen der Haut (beispielsweise dem Palmarerythem oder der Rosazea) in Verbindung gebracht wird.
Schlimmer noch als Alkohol ist der Einfluss von Nikotin auf die Haut: Es fördert die Hautalterung und beeinflusst die Stoffwechsellage und Blutversorgung der Haut höchst negativ. Aufgrund der Verschlechterung der Durchblutung durch Nikotinkonsum kommt es zur zusätzlichen Austrocknung und zu Wundheilungsstörungen, die sich vor allem in akuten Schüben negativ auswirken und die Behandlungsdauer erhöhen.
Darf ich bei Neurodermitis Make-up verwenden?
Auch als Neurodermitiker darfst Du zu Make-up-Produkten greifen. Beachte dabei allerdings umso mehr die intensive Pflege vorm Auftragen der Produkte und die Notwendigkeit, diese vor dem Zu-Bett-Gehen wieder zu entfernen!
Wo sollte man mit einer Neurodermitis am besten Urlaub machen?
Die heilende Wirkung von Meerwasser und Sonnenlicht wurde bereits erwähnt, Urlaub am Strand und in der Sonne (ein passender Sonnenschutz darf dennoch nicht vergessen werden!) ist für Neurodermitiker als die beste Option.
Wie lässt sich einer Neurodermitis vorbeugen?
Da es sich um eine Erkrankung mit genetischer Veranlagung handelt, kannst Du der Erkrankung selbst praktisch nicht vorbeugen. Ist die Erkrankungsveranlagung in der Familie bereits bekannt, kann allerdings bei Neugeborenen dafür gesorgt werden, dass ein Ausbruch und ein schwerer Verlauf weniger wahrscheinlich werden. Empfohlene Maßnahmen dabei sind ein möglichst langes Stillen, oder falls dies nicht möglich ist die Anwendung hypoallergener Babynahrung. Auch Haustiere und die Exposition gegenüber Zigarettenrauch sollten bei Risikokindern vermieden werden.
Welche weiteren Erkrankungen ähneln der Neurodermitis?
Obwohl die Symptomatik der Neurodermitis meist sehr eindeutig ist, müssen andere Hauterkrankungen ausgeschlossen werden. Bei Säuglingen ist dies vor allem das seborrhoische Ekzem, das dem Milchschorf der Neurodermitis sehr ähnlich sieht. Zu unterscheiden ist die Neurodermitis auch von der Psoriasis (Schuppenflechte), die ebenfalls chronisch und schubhaft verläuft, sich aber im Verteilungsmuster und im Aussehen etwas differenziert.
Auch infektiöse Erkrankungen wie ein Hautpilzbefall kann sich in einer Schuppung, Rötung und als Juckreiz äußern. Und auch andere Formen von Ekzemen, die zwar immer in einem sehr ähnlichen Hautzustand resultieren, aber auf unterschiedliche Ursachen zurückgehen, können verantwortlich sein. Dazu zählen vor allem das allergische Kontaktekzem, das ähnlich wie das atopische Ekzem immer immunologisch bedingt ist, doch hier deutlich andere Prozesse umfasst, oder das toxische Kontaktekzem, das durch eine direkte Reizung durch einen toxischen Stoff (Säure, Lauge, Öle) entsteht.
Was kostet die Behandlung der Neurodermitis und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Die Kosten der Behandlung einer Neurodermitis richten sich insbesondere nach der Schwere des Verlaufes. Bei vielen Betroffenen kommt es nur zu leichten Schüben, sodass basispflegende Maßnahmen und kurze Kortisontherapien ausreichen. Andere hingegen sind gezwungen, das volle Programm auszuschöpfen und zu einer möglichst großen Bandbreite an Therapien zu greifen. Viele dieser Therapien übernimmt die Krankenkasse in voller Gänze beziehungsweise leistet einen hohen Beitrag.
Dies gilt nicht nur für medikamentöse Therapien, sondern auch für ärztlich verordnete alternative Zusatztherapien. Vor allem die basispflegenden Produkte sind allerdings meistens selbst zu bezahlen, wodurch mitunter hohe Kosten entstehen können. In welchen Fällen die Krankenkasse wie viel übernimmt, hängt wie immer vom Versicherungsträger und der medizinischen Notwendigkeit ab. Haus-, Haut- und Kinderarzt können Dir hier bei genauen Aufschlüsselungen behilflich sein.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Die Neurodermitis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen, circa 15 Prozent der Menschen leiden im Laufe ihres Lebens einmal daran. Die Neurodermitis ist insgesamt eine sehr komplexe Erkrankung, bei der sehr unterschiedliche, noch nicht völlig verstandene Faktoren im Entstehungsprozess zusammenspielen, die sehr unterschiedliche Verläufe und Prognosen hat sowie individuell verschiedene Ausprägungsformen und Therapiemethoden kennt. Bei der Mehrzahl der Fälle bleibt es eine reine Kindererkrankung und die Symptomatik nimmt im Laufe der Pubertät ab.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 1. März, 2023