Xeroderma pigmentosum
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter Xeroderma pigmentosum?
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Was sind die Symptome von Xeroderma pigmentosum?
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Welche Ursachen hat Xeroderma pigmentosum?
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Welche Formen von Xeroderma pigmentosum gibt es?
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Wie lässt sich Xeroderma pigmentosum behandeln?
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Was kann ich selbst bei Xeroderma pigmentosum tun?
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Wie wird Xeroderma pigmentosum diagnostiziert?
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Wie ist die Prognose bei Xeroderma pigmentosum?
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Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei Xeroderma pigmentosum?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Xeroderma pigmentosum ist eine sehr seltene, genetisch bedingte Hauterkrankung. Typische Symptome sind eine erhöhte Lichtsensibilität, Störungen der Hautpigmentierung, Veränderungen der Augen und Störungen des Nervensystems.
Es lassen sich acht Formen unterscheiden. Die Typen unterscheiden sich in Erkrankungsalter, Häufigkeit, Schwere der Erkrankung und Art der Tumore sowie der Lokalisation des Gendefekts.
Betroffene sollten das Sonnenlicht meiden sowie UV-undurchlässige Kleidung, UV-Brillen, eine Schutzkappe und Sonnenmilch mit hohem Schutzfaktor (50+) verwenden.
Die Prognose von Xeroderma pigmentosum ist von Patient zu Patient verschieden und kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Was versteht die Medizin unter Xeroderma pigmentosum?
Xeroderma pigmentosum, abgekürzt XP oder XP Krankheit, ist eine seltene genetisch bedingte autosomal-rezessive Erbkrankheit. Autosomal-rezessiv bedeutet, dass beide Elternteile jeweils ein krankmachendes, verändertes Gen auf ihren Chromosomen (NPHP-Gen) tragen. Sie müssen selbst nicht erkrankt sein, sondern tragen nur die krankmachende Genveränderung in sich. Daher tritt die Erkrankung nicht in allen Generationen auf.
Das typischste Charakteristikum dieses Gendefekts ist eine Überempfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlen, eine vorzeitige Hautalterung und ein übermäßig hohes Risiko, schon in sehr jungen Jahren an Hautkrebs zu erkranken. Auch an anderen Körperstellen, etwa den Augen, bilden sich häufiger Tumore. Betroffene bekommen bereits nach kurzer Zeit in der Sonne einen Sonnenbrand.
Das DNA-Reparatursystem bei Betroffenen ist defekt, das heißt, dass DNA-Schäden, die das Sonnenlicht an der menschlichen Erbsubstanz verursacht, nicht repariert werden. Zusätzlich kann es zu Schädigungen des Nervensystems und der Augen kommen. Xerodema pigmentosum wird als Mondscheinkrankheit, fälschlich auch als Sonnenkrankheit bezeichnet, da Betroffene das Sonnenlicht meiden müssen und sich nur nachts gefahrlos im Freien bewegen können. Das Licht des Mondes verursacht keine Probleme bei Erkrankten. Betroffene werden daher oft Mondscheinkinder genannt.
Xeroderma pigmentosum beginnt meist im Baby- und Kleinkindalter. Studien zeigen, dass betroffene Kinder im Schnitt mit etwa acht Jahren ihren ersten Hautkrebs bekommen. Die Krankheit tritt jedoch sehr selten auf – bei etwa 1 von 1 Million Menschen – wobei Männer und Frauen gleich häufig betroffen sind. Die Erkrankungsraten sind von Land zu Land unterschiedlich. Die meisten Betroffenen stammen aus Japan, dort leidet einer von 40.000 Menschen an der Mondscheinkrankheit. Auch in Deutschland, Nordafrika, Nordamerika und der Türkei sind die Erkrankungsraten höher.
Was sind die Symptome von Xeroderma pigmentosum?
Bei der Mondscheinkrankheit treten die Symptome vorwiegend auf der Haut oder an den Augen auf, jedoch sind auch neurologische Veränderungen möglich.
Die ersten Hautveränderungen zeigen sich schon im Kleinkindalter. Bereits nach einem kurzen Aufenthalt in der Sonne kommt es zu schweren Sonnenbränden, die wochenlang bestehen. An den verbrannten Stellen zeigen sich unterschiedliche Veränderungen. Verbrennungen der Haut treten in erster Linie in Bereichen auf, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Also im Gesicht sowie an den Händen und Armen. Einerseits verfärben sie sich und zeigen bräunlich-rote oder sommersprossenähnliche Flecken, andererseits treten Schrumpfungsprozesse und Vernarbungen ein, da die Haut sehr trocken und empfindlich ist. Die Haut altert vorzeitig. Es kommt außerdem zu kleinsten Erweiterungen der Blutgefäße. Mediziner sprechen dabei von Teleangiektasien.
Im weiteren Verlauf können bereits im Kindes- und Jugendalter mögliche Vorstufen von Hautkrebs (Präkanzerosen) und bösartigen Hauttumoren wie Basaliome, Spinaliome und Melanome auftreten. Häufig kommt es zu Verstümmelungen oder Narben an der Nase.
Auch andere Organe, vor allem die Augen, sind häufiger von gut- und bösartigen Tumoren betroffen. Patienten zeigen oft schon früh eine Lichtscheue. Dies kann ein erstes Symptom von XP sein. Häufig kommt es zu einer Entzündung der Bindehaut oder krankhafte Veränderungen und Vernarbungen der Hornhaut.
Etwa 15 Prozent der Betroffenen leiden unter ausgeprägten neurologischen Veränderungen wie Reflexstörungen, Spastiken, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie), Erkrankungen des Nervensystems (Neuropathien), einer Intelligenzminderung, Sensibilitätsstörungen oder einem Hörverlust.
Welche Ursachen hat Xeroderma pigmentosum?
Die Ursache der XP Krankheit liegt in den Genen, wobei die Krankheit nur dann entsteht, wenn beide Elternteile ein defektes Gen in sich tragen. Es handelt sich daher um einen angeborenen Gendefekt. Genauer betrachtet liegt der Fehler im DNA-Reparatursystem, welches im Normalfall DNA-Schäden, die von der UV-Strahlung im Sonnenlicht verursacht werden, behebt.
Ursächlich ist in erster Linie die mittelwellige UV-B-Strahlung. Sie weist eine geringe Eindringtiefe auf, weshalb es in der DNA der Hautzellen zur Bildung von Thymidin-Dimeren kommt. Thymianen sind Bausteine unserer DNA, die durch Thymidin Dimere verbunden sind. Aufgrund der UV-Strahlung kommt es zu einer Verdoppelung dieses Bausteins. Diese neu entstandenen Verbindungen haben keine Funktion. Wenn diese Thymidin-Dimere in der DNA verbleiben, stirbt die Zelle ab oder es entstehen Krebszellen.
Um dies zu verhindern, schneidet unser DNA-Reparatursystem normalerweise störende Thymidin-Dimere aus der DNA heraus. Das DNA-Reparatursystem besteht aus Enzymen, die die Thymidin-Dimere erkennen und entfernen. Bei Personen mit Xeroderma pigmentosum ist dieses System vermindert oder defekt. Sie bilden zu wenige dieser DNA-Endonukleasen. So kommt es zu einer Mutation des DNA-Strangs und somit zu einer Mutation.
Bei der Mondscheinkrankheit handelt es sich um eine autosomal-rezessive Erkrankung. Das bedeutet Kinder erkranken nur, wenn beide Elternteile den Gendefekt in sich tragen. Gene in der menschlichen Erbsubstanz liegen doppelt vor. Eine Kopie stammt vom Vater und eine von der Mutter. Trägt nur ein Elternteil den Gendefekt in sich, erkrankt das Kind nicht an XP.
Dennoch kann es den Gendefekt weitervererben. Das bedeutet, wenn die betroffene Person später mit einem Partner ein Kind bekommt, der den Gendefekt ebenfalls in sich trägt, kann es zu einem Ausbruch der Mondscheinkrankheit kommen. Sind Fälle der XP Krankheit in der Familie bekannt, ist es daher ratsam, eine Genberatung durchzuführen, wenn ein Kinderwunsch besteht.
Welche Formen von Xeroderma pigmentosum gibt es?
Insgesamt unterscheiden Mediziner acht Formen von Xeroderma pigmentosum. Je nach Ausprägung zeigen sich unterschiedliche Symptome. Es gibt sieben Gruppen (A-G) sowie eine Variante (V). Betroffene der Gruppen A bis G erkranken meist vor dem 20. Lebensjahr an Hautkrebs, jene der Variante V in der Regel zwischen 20 und 30 Jahren. Die Typen unterscheiden sich in Erkrankungsalter, Häufigkeit, Schwere der Erkrankung und Art der Tumore sowie dem Ort des Gendefekts. Patienten der Typen A, B, F und G leiden außerdem häufig an neurologischen Störungen.
Typ A: frühes Erkrankungsalter, sehr hohe Lichtempfindlichkeit; Hauttumor: spinozelluläres Karzinom, tritt häufig in Japan auf
Typ B: sehr hohe Lichtempfindlichkeit
Typ C: hohe bis sehr hohe Lichtempfindlichkeit; Hauttumor: spinozelluläres Karzinom, Basalzellkarzinom
Typ D: hohe Lichtempfindlichkeit; Hauttumor: malignes Melanom
Typ E: spätes Erkrankungsalter, erhöhte Lichtempfindlichkeit; Hauttumor: Basalzellkarzinom
Typ F: hohe Lichtempfindlichkeit
Typ G: hohe Lichtempfindlichkeit
Variante: spätes Erkrankungsalter, erhöhte Lichtempfindlichkeit; Hauttumor: Basalzellkarzinom
Wie lässt sich Xeroderma pigmentosum behandeln?
Bisher gibt es keine Möglichkeit, die Mondscheinkrankheit zu heilen. Nur durch das konsequente Meiden des Sonnenlichts können sich Betroffene vor Hautkrebs schützen. Es ist ratsam, das Tageslicht nach Möglichkeit gänzlich zu umgehen und sich tagsüber in Räumen aufzuhalten, deren Fenster mit spezieller UV-Schutzfolie beschichtet sind. Lässt sich der Kontakt mit Sonnenlicht nicht vermeiden, müssen Betroffene entsprechende Schutzkleidung, eine UV-Brille sowie Sonnencremen mit hohem Lichtschutzfaktor tragen.
Neben dem Meiden des Sonnenlichts sind regelmäßige Krebsfrüherkennungsuntersuchungen beim Hautarzt im Abstand von drei bis sechs Monaten nötig. So kann der Arzt bösartige Tumore frühzeitig erkennen und operativ entfernen. Die Forschung arbeitet an einer Gentherapie, wobei ein bakterielles Protein in den Körper eingepflanzt werden soll, welches die Rolle der DNA-Reparatur übernimmt.
Was kann ich selbst bei Xeroderma pigmentosum tun?
Meide UV-Strahlung so gut Du kannst und geh nur nachts nach draußen. Dazu ist es ratsam, Deinen Tag-Nacht-Rhythmus auch in Hinblick auf Dein späteres Berufsleben umzustellen. Wenn Du dennoch dem Sonnenlicht ausgesetzt bist, trag UV-undurchlässige Schutzkleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen sowie eine UV-Brille und eine Schutzkappe.
Verwende zudem Sonnencreme mit Schutzfaktor 50+ und bring UV-Schutzfolien im Haus, im Auto und in Deiner Schule beziehungsweise an Deinem Arbeitsplatz an. Prophylaktisch könntest Du auch Retinoide (chemische Substanzen, die mit dem Vitamin A verwandt sind) einnehmen, wobei Du eine höhere Dosis als üblich einnehmen musst, was viele Betroffene nicht vertragen.
Wie wird Xeroderma pigmentosum diagnostiziert?
Xeroderma pigmentosum wird von einem Hautarzt anhand der Symptome diagnostiziert. Dabei ist eine möglichst frühe Diagnose wichtig. Vor allem, wenn bei Kindern unter zwei Jahren der Verdacht auf Xeroderma pigmentosum besteht, ist es wichtig, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen, wenn sie Flecken oder auffällig schnell auftauchende Rötungen auf der sonnenbestrahlten Haut aufweisen.
Falls die Erkrankung in der Familie schon öfters vorhanden ist, kann der Arzt mittels einer sogenannten Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) auch bereits während der Schwangerschaft eine mögliche Erkrankung diagnostizieren. Dazu sticht der Experte mit einer feinen Kanüle ultraschallgesteuert durch die Bauchdecke der Mutter und entnimmt ihr etwas Fruchtwasser, welches Zellen des Kindes enthält. Diese werden hinsichtlich des Gendefekts untersucht.
Um genau nachzuweisen, um welche Form des Gendefekts es sich handelt, greift der Experte auf Blut- und Hautproben (Biopsie) zurück. Dabei untersucht er, wie schnell sich die DNA nach Aufenthalten an der Sonne wieder erholt. Durch Kultivierung von Zellen aus dem Bindegewebe und Gewebeproben aus der Haut kann der Arzt feststellen, wie die DNA-Reparaturmechanismen funktionieren, wie hoch die UV-Sensitivität ist und ob eine fehlerhafte DNA-Synthese (Erzeugung der DNA) vorhanden ist.
Wie ist die Prognose bei Xeroderma pigmentosum?
Verlauf und Lebenserwartung können je nach Form des Gendefekts recht unterschiedlich ausfallen. Ein konsequenter UV-Schutz, eine frühe Diagnose und regelmäßige Krebsfrüherkennungsmaßnahmen können die Entwicklung positiv beeinflussen. Die Prognose ist dennoch eher ungünstig, da oft bösartige Tumore entstehen. Das Risiko, Hautkrebs zu bekommen, ist bei Mondscheinkindern etwa um das Tausendfache erhöht. Dennoch erreichen etwa 70 Prozent der Betroffenen das 40. Lebensjahr.
Personen mit Xeroderma pigmentosum müssen das UV-Licht meiden und sich auf unzählige Operationen, die Narben hinterlassen können und ständige Kontrolluntersuchungen im Laufe ihres Lebens sowie auf eine verminderte Lebenserwartung einstellen. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich mit zunehmendem Alter, die ersten Hauttumore entstehen häufig schon im Alter von acht Jahren. Hinzu kommen bei etwa 30 Prozent der Patienten neurologische Schäden sowie Innenohrschädigungen, sodass sie schwerhörig oder taub werden, sich unkontrolliert bewegen, nicht mehr sprechen können oder im Rollstuhl sitzen.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei Xeroderma pigmentosum?
Für die Schutzkleidung, Sonnencreme und die UV-Schutzfolien übernimmt die Krankenkasse die Kosten leider nicht. Die notwendige Krebstherapie sowie die operative Entfernung der Tumore übernimmt Deine jeweilige Krankenkasse. Die Kosten für das Krankenhaus musst Du teilweise selbst bezahlen. Die Tarife findest Du auf der jeweiligen Website des Krankenhauses und auch Deine Krankenkasse kann Dir darüber Auskunft geben. Weitere Informationen und Unterstützung findest Du bei Selbsthilfegruppen.
Über die Autorin: Dr. Simone Hermanns
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Dr. med. Simone Hermanns ist als Fachärztin am Universitätsspital Zürich tätig und unterstützt MOOCI seit Februar 2020 als medizinische Expertin für den Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe.
Seit nunmehr 7 Jahren arbeitet sie voller Energie und Lebenslust als Ärztin in verschiedenen klinischen Fachbereichen in Deutschland und der Schweiz. Die Liebe zur Medizin entdeckte Sie besonders im operativen Bereich,da die Vielfältigkeit dieses Bereichs immer wieder aufs Neue fasziniert.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Xeroderma pigmentosum ist eine unheilbare, äußerst seltene und genetisch bedingte Hautkrankheit. Aufgrund eines Gendefekts ist die Haut von Betroffenen überempfindlich gegenüber der UV-Strahlung des Sonnenlichts. So können Personen mit Xeroderma pigmentosum nur in der Nacht nach draußen, weshalb die Erkrankung auch als Mondscheinkrankheit bekannt ist und betroffene Kinder als Mondscheinkinder bezeichnet werden. Sie tritt bereits im Säuglings- beziehungsweise Kleinkindalter auf. Typische Symptome sind eine erhöhte Lichtsensibilität, Störungen der Hautpigmentierung, Veränderungen der Augen und Störungen des Nervensystems. Es entwickeln sich oft rund um das achte Lebensjahr bösartige Hauttumore. Die Lebenserwartung ist unbehandelt meist gering, in der Regel sterben die Patienten innerhalb der ersten Lebensjahre.
AUTOR
Dr. med. Simone Hermanns
Medizinische Expertin
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 2. Mai, 2023