Lymphödem
INHALTSVERZEICHNIS
Was ist ein Ödem?
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Was versteht die Medizin unter einem Lymphödem?
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Was sind die Ursachen des Lymphödems?
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Wie sehen die Symptome von einem Lymphödem aus?
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Von welchen Erkrankungsbildern ist das Lymphödem abzugrenzen?
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Was ist unter primären und sekundären Lymphödemen zu verstehen?
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Welche Stadien des Lymphödems gibt es?
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Welcher Arzt ist bei einem Lymphödem aufzusuchen?
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Wer ist am häufigsten davon betroffen?
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Welche Folgen kann ein Lymphödem für die Betroffenen haben?
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Welche nicht-operativen Behandlungen gibt es bei einem Lymphödem?
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Wie funktioniert eine Lymphdrainage an Arm, Knie, Fuß & Co.?
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Wann ist eine Operation des Lymphödems notwendig?
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Welche Nebenwirkungen und Risiken kann die Operation eines Lymphödems bergen?
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Wie ist die Prognose bei einem Lymphödem?
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Wie sieht eine Selbstbehandlung bei einem Lymphödem aus?
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Worauf sollte man bei der Ernährung bei einem Lymphödem achten?
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Was sollte man mit einem Lymphödem vermeiden?
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Was ist bei der Hautpflege bei einem Lymphödem zu beachten?
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Wie kann ich ein Lymphödem vorbeugen?
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Was kostet die Behandlung eines Lymphödems?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Unter einem Lymphödem verstehen Ärzte eine Schwellung im Gewebe aufgrund von gestauter Lymphflüssigkeit. Diese entsteht durch eine Schädigung des Lymphgefäßsystems.
Ärzte unterscheiden zwischen einem angeborenen primären und einem erworbenen sekundären Lymphödem. Letzteres kommt wesentlich häufiger vor und betrifft vorwiegend Frauen.
Typische Anzeichen eines Lymphödems sind einseitig auftretende, sichtbare Schwellungen sowie in schwereren Fällen Hautveränderungen wie Entzündungen, Wucherungen oder schlecht heilende Wunden. Weiter Anzeichen sind Dellen, die beim Eindrücken der geschwollenen Stelle zurückbleiben.
Die Behandlung kann entweder nicht-operativ über eine Kombination aus einer Kompressionstherapie, Bewegungstherapie, Hautpflege und Lymphdrainage, oder in seltenen Fällen aus einer Operation bestehen.
Was ist ein Ödem?
Der Begriff „Ödem“ stammt vom griechischen Wort „Oidema“ ab und bedeutet „Geschwulst oder Schwellung“. Medizinisch gesehen handelt es sich bei einem Ödem um eine Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe eines Körperteiles, wodurch dieser anschwillt. Deshalb wird eine Ödembildung auch als Wassersucht bezeichnet. In den meisten Fällen sind die Arme und Beine davon betroffen. Der fachliche Ausdruck dafür ist „peripheres Ödem“, jedoch kann auch der gesamte Körper davon betroffen sein. Häufige Anzeichen für Ödeme sind eine sichtliche Schwellung und Dellen auf der Haut, wenn diese an der aufgequollenen Stelle eingedrückt wird. Auch fühlen sich die Arme oder Beine von Betroffenen aufgedunsen und schwer an. Die Kleidung scheint zu eng zu sitzen und wird dadurch unbequem. Zudem entsteht an der betroffenen Stelle häufig ein Spannungsgefühl oder sogar Schmerzen. Betroffene können ihre Gelenke schlechter bewegen und auch die Haut rund um das Ödem ist warm und spannt.
Die Ursachen von Ödemen können vielfältig sein. So können sowohl bestimmte Krankheiten wie eine Herz- oder Nierenschwäche, Abflussstörungen des venösen Blutes in den Beinen, Eiweißmangel oder Störungen des Lymphabflusses zu Flüssigkeitsansammlungen führen als auch bestimmte Medikamente wie Präparate gegen Bluthochdruck, Schmerzmittel, Kortisonpräparate oder Antidepressiva. Doch auch gesunde Menschen können unter Flüssigkeitsstauungen leiden. Einige Frauen in etwa berichten vor der Monatsblutung über vermehrte Flüssigkeitslagerungen im Gesicht, in den Händen und den Beinen. Dieses sogenannte prämenstruelle Ödem tritt im Zuge eines prämenstruellen Syndroms auf.
Welche Ödeme gibt es?
Die Einteilung der Ödeme erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien. So lassen sich Ödeme in etwa nach ihrem Entstehungsmechanismus einteilen. Dabei unterscheiden Ärzte:
Hydrostatische Ödeme
Dabei ist der Druck innerhalb der Gefäße erhöht, wodurch mehr Flüssigkeit ins umliegende Gewebe gepresst wird.
Kolloidosmotische Ödeme
Diese Art entsteht durch einen Eiweißmangel im Blut. Der kolloidosmotische Druck sinkt ab, da die Eiweiße die Flüssigkeit nicht mehr binden können und diese in das umliegende Gewebe drücken.
Entzündliches Ödem
Ein entzündliches Ödem entsteht meist infolge von Entzündungsprozessen, Allergien oder Verbrennungen. Durch diese Verletzungen werden die Gefäßwände durchlässiger und es tritt mehr Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe aus.
Mechanisches Ödem
Durch Störungen des Lymphabflusses staut sich die Flüssigkeit im Gewebe.
Eine weitere Möglichkeit, Ödeme einzuteilen, ist aufgrund des Orts der Schwellung. Dabei unterscheiden Mediziner zwischen:
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Generalisierte Ödeme treten am ganzen Körper auf.
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Regionalisierte Ödeme betreffen nur eine Region am Körper, wie in etwa den Unterschenkel nach einer Thrombose.
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Perifokale Ödeme entstehen rund um einen Krankheitsherd wie Tumoren, Abszessen oder Bestrahlungen.
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Intrazelluläre Ödeme entstehen in einer Zelle und lassen diese aufquellen.
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Extrazelluläre Ödeme befinden sich im Zellzwischenraum.
Auch der Verlauf eines Ödems lässt sich in zwei Stadien einteilen:
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Akutes Ödem, z.B. bei akuter Herzschwäche, Nierenversagen, Entzündungen, Verbrennungen oder Thrombose
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Chronisches Ödem, z.B. bei Leberzirrhose oder chronischer Venenschwäche
Spezielle Formen von Ödemen sind in etwa das Lymphödem, welches in diesem Beitrag näher beschrieben wird und das Quincke-Ödem, welches vermehrt im Gesicht, meist als Folge einer allergischen Reaktion auftritt.
Was versteht die Medizin unter einem Lymphödem?
Unter einem Lymphödem verstehen Mediziner eine sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlung in der Haut oder Unterhaut. Diese entsteht durch eine Schädigung des Lymphgefäßsystems, wodurch die Flüssigkeit aus den Zellzwischenräumen nicht mehr über die Lymphbahnen abtransportiert werden kann. Lymphödeme gehören zu den häufigsten Arten von Ödemen und zählen zu den chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Organzwischenraums – medizinisch als Interstitium bezeichnet. Grundsätzlich können Ödeme am ganzen Körper auftreten – dann sprechen Ärzte von einem generalisierten Lymphödem. Meistens sind jedoch die Arme und Beine von Lymphödemen betroffen, was im Fachjargon als regionales Lymphödem bezeichnet wird. Die Schwellung selbst kann ein- oder auch beidseitig auftreten und angeboren oder erworben sein.
Angeborene Formen bezeichnen Mediziner als „primäres Lymphödem“, erworbene Formen als „sekundäres Lymphödem“. Charakteristisch ist auch die Delle, die zurückbleibt, wenn Du mit dem Finger auf die betroffene Stelle drückst. In einem späteren Stadium hat sich das Gewebe so verfestigt, dass ein Eindrücken gar nicht mehr möglich ist.
Was ist die Aufgabe des Lymphsystems?
Das Lymphsystem ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem in unserem Körper. Es spielt eine wichtige Rolle für unsere Abwehrmechanismen und besteht aus der Lymphe, den Lymphkapillaren oder –gefäßen, den Lymphknoten, der Milz, den Mandeln und der Thymus. Anders als der Blutkreislauf bildet das Lymphsystem nur einen Halbkreis, welcher an den Eingängen offen ist und schlussendlich in den Blutkreislauf mündet. Den Anfang bilden die Lymphgefäße, auch Lymphbahnen genannt, welche über feinste Kapillaren, also Verästlungen, den „Müll“ unseres Körpers in Form von Gefäßflüssigkeit aufsammeln.
Bis zu zwei Liter dieser gelblich-weißen Zwischenzellflüssigkeit – auch Lymphe genannt – transportieren die Lymphgefäße dabei täglich. Darin enthalten sind Bakterien, Zellreste oder Viren sowie Fette und Stoffwechselprodukte, aber auch Nährstoffe und Sauerstoff. Die rund 600 Lymphknoten, welche die Lymphbahnen miteinander verbinden, filtern die Lymphe und reinigen sie von Krankheitserregern. Zudem werden in den Lymphknoten Lymphozyten gebildet, welche vor allem der Immunabwehr dienen. Erst dann leiten die Lymphbahnen die Zwischenzellflüssigkeit in die sogenannten Venenwinkel zwischen Hals- und Schlüsselbeinvene und damit in den Blutkreislauf zurück.
Was sind Lymphbahnen?
Lymphbahnen werden auch Lymphgefäße genannt und dienen der Weiterleitung der Lymphe. Gemeinsam bilden sie das Lymphgefäßsystem, welches sich wie ein dichtes Netz durch den ganzen Körper zieht. Die fein verästelten Lymphgefäße nehmen dabei Abfallstoffe wie in etwa Eiweiße, Gewebewasser oder Krankheitserreger sowie Stoffwechselprodukte mit, welche nicht durch die Venen abtransportiert werden können.
Was sind Lymphknoten?
Lymphknoten gelten als das Abwasserfiltersystem unseres Körpers. Etwa 300 bis 600 Lymphknoten durchziehen unser Lymphsystem. Diese nehmen und filtern die Lymphe und sind somit ein wichtiger Bestandteil unserer Immunabwehr. Sie befinden sich am Kopf hinter und unterhalb der Ohren, am Hinterhaupt, im Gesicht, am Unterkiefer und am Kinn. Weitere Lymphknoten sind am Hals, Nacken, in den Achselhöhlen, an der Brust und am Bauch sowie den unteren Extremitäten. Auch in der Leiste und dem Ellenbogen- sowie dem Kniegelenk kannst Du Lymphknoten finden.
Wo können Lymphödeme auftreten?
Am häufigsten treten Lymphödeme an den Armen und Beinen auf, jedoch können in seltenen Fällen auch das Gesicht, der Hals oder Genitalien davon betroffen sein.
Was sind die Ursachen des Lymphödems?
Lymphödeme können entweder von Geburt an primär entstehen oder auch später im Leben sekundär erworben werden.
Angeborenen Formen sind meist Folge einer Aplasie, bei der sich Lymphgefäße trotz vorhandener Organanlage nicht entwickeln, oder einer Atresie, ein angeborener Verschluss eines Hohlorgans. Außerdem können zu enge oder fehlende Lymphgefäße (Hypoplasie), erweiterte Gefäßwände (Hyperplasie), Fehlbildungen oder Dysplasien sowie Lymphknotenfibrosen oder Lymphknoten-Unterentwicklungen Lymphödeme zur Folge haben.
Bei sekundär auftretenden Lymphödemen liegen meist Erkrankungen, Verletzungen oder bestimmte Therapien wie beispielsweise Operationen, bei denen die Lymphknoten in den Achseln, im Leistenbereich oder entlang der Bauchschlagader entfernt werden, therapeutische Bestrahlungen und andere operative Eingriffe vor, die zur Bildung von Lymphödemen geführt haben. Doch auch Entzündungen, chronische Hauterkrankungen, bestimmte Medikamente oder unbehandelte Tumore können Lymphödeme auslösen.
Wie entsteht Lymphflüssigkeit?
Lymphflüssigkeit, auch Lymphe genannt, entsteht durch den Austritt von Blutplasma aus den Blutkapillaren ins Körpergewebe. Darin enthalten sind Nährstoffe und Sauerstoff für die Versorgung der Zellen und die Lymphozyten, bestimmte Abwehrzellen, die Bakterien und Viren zerstören.
Was passiert bei einem Lymphstau?
Ist der Lymphabfluss, also der Transport der Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen, gestört, kommt es zu einem Lymphstau. Dabei sammelt sich die überschüssige Gewebsflüssigkeit, die im Normalfall über das Lymphsystem gesammelt, abtransportiert und wieder in den Blutkreislauf integriert wird, in den Lymphgefäßen und innerhalb des umliegenden Gewebes an. Die Folge dieser Lymphabflussstörung sind starke Schwellungen, die auch Schmerzen verursachen können. Um das Fortschreiten der Krankheit zu verzögern oder sogar zu vermeiden, sollte dieser Lymphstau mithilfe von Therapiemaßnahmen wie Lymphdrainagen, Kompressions- oder Bewegungstherapien gelöst werden.
Ist ein Lymphödem eine chronische Erkrankung?
Ja, Lymphödeme gehören zu den chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Organzwischenraums – medizinisch als Interstitium bezeichnet.
Wie sehen die Symptome von einem Lymphödem aus?
Lymphödeme treten meist einseitig auf. Zu den typischen Symptomen eines Lymphödems zählen eine meist asymmetrische Schwellung und eine Vertiefung von natürlichen Hautfalten. Beim Eindrücken der betroffenen Stelle bleibt eine Delle zurück.
In der Regel sind diese Schwellungen schmerzfrei, jedoch kann es im weiteren Verlauf zu Verhärtungen der Haut und damit zu Schmerzen kommen. Betroffene berichten über ein Gefühl der Schwere, Spannungszustände und einem Druckgefühl. Zudem ermüden die betroffenen Gliedmaßen bei Bewegung schneller.
Bei ausgeprägten Formen kommt es zu einer verstärkten Durchblutung, wodurch sich die Blutgefäße deutlich unter der Haut abzeichnen. Bösartige Lymphödeme können starke Schmerzen, Lähmungen und offene Stellen hervorrufen. Auch können bestimmte Lymphödeme je nach Lage zusätzliche Nebenwirkungen nach sich ziehen. So leiden Patienten mit einem Kopflymphödem manchmal unter Atemnot oder Schluckbeschwerden.
Woran erkenne ich, ob es sich um Fett oder ein Lymphödem handelt?
Fett- oder Lipödeme zählen wie das Lymphödem zu den chronischen Erkrankungen. Dabei handelt es sich aber im Gegensatz zum Lymphödem um eine Fettverteilungsstörung. Meist tritt diese im Ober- oder Unterschenkelbereich sowie im Hüftbereich auf. Die Ursache ist bis heute nicht vollständig geklärt, jedoch vermuten Experten den Einfluss von Hormonen als Auslöser. Im Normalfall sind die Extremitäten gleichermaßen von den Schwellungen betroffen. Hand- und Fußrücken sind davon ausgenommen. Die Fettpolster sitzen wie Reiterhosen an den Hüften und den Innenseiten der Knie und ziehen sich bis zum Knöchel. Darüber hinaus bilden sich schnell blaue Flecken oder Besenreiser. Ein weiteres Indiz ist, dass Du schon bei leichtem Druck auf die betroffene Stelle Schmerzen verspürst.
Kann die Lymphflüssigkeit durch die Haut austreten?
Im dritten Stadium, im Fachjargon Elephantiasis genannt, kann es zu Hautveränderungen in Form von kleinen Bläschen, sogenannten Lymphfisteln, kommen. Dabei kommt es zu einer Druckerhöhung im Lymphgefäß, was zu einem Austritt von Lymphflüssigkeit führen kann.
Ist ein Lymphödem gefährlich?
Bei einer frühzeitig einsetzenden Therapie können die Auswirkungen von Lymphödemen gut unter Kontrolle gebracht werden. Sollte jedoch keine oder eine zu spät eingesetzte Therapie stattfinden, kann dies dauerhafte Schäden zur Folge haben. Vor allem im Zuge von Brustkrebstherapien zählt das Lymphödem zu den gefürchtetsten Komplikationen. Eine häufige Komplikation eines Lymphödems ist das Erysipel, auch Wundrose genannt, eine akute Hautentzündung, welche durch Streptokokken verursacht wird. Aufgrund der bakteriellen Infektion kommt es zu einer zusätzlichen Verstopfung der restlichen Lymphbahnen.
Von welchen Erkrankungsbildern ist das Lymphödem abzugrenzen?
Um Lymphödeme von anderen Erkrankungsbildern abzugrenzen, solltest Du auf den Ort und die Ausprägung des Ödems achten. Ein Lymphödem zeigt sich meist einseitig und bildet sich an Stellen, wo das Lymphabflusssystem geschädigt ist. Bei Brustkrebspatienten in etwa wird der Arm anschwellen, auf dessen Seite der Lymphknoten entfernt wurde. Patienten mit einer Herzschwäche oder Krampfadern sowie nicht schließenden Venenklappen dagegen leiden häufig an beidseitig auftretenden Schwellungen. Auch die Konsistenz der Flüssigkeit ist anders, so enthält diese bei Lymphödemen vermehrt Eiweiße, Fette und Zellen – bei Herz- und Nierenerkrankungen hingegen nur Wasser. Andere Krankheiten, von denen ein Lymphödem zu unterscheiden ist, sind:
Thrombose
Eine Thrombose ist eine Verschleppung eines Blutgerinnsels in die Blutbahn, die zu einem Gefäßverschluss bis hin zu einer Lungenembolie führen kann. Typische Anzeichen sind eine Schwellung, Schmerzen sowie eine rote oder bläuliche Verfärbung der Haut. Zudem können Betroffene auch Fieber haben.
Cellulite
Cellulite, auch Orangenhaut genannt, ist ein rein kosmetisches und kein krankheitswertiges Problem, betrifft jedoch rund 80 Prozent aller Frauen. Dabei handelt es sich um aufgeblähte Fettzellen, welche vom Bindegewebe nicht mehr in der Unterhaut festgehalten werden können. Dabei behindern sie den Abfluss von Lymphe und Blut, wodurch Wasser in das umliegende Gewebe gepresst wird. Cellulite tritt häufig an den Oberschenkeln und immer beidseitig auf.
Lipödem
Unter dem Lipödem verstehen Mediziner eine Fettverteilungsstörung, die sich vor allem über die Ober- und Unterschenkel sowie das Gesäß verteilt. Betroffene nehmen dann zu, obwohl sie sich gesund ernähren und Sport treiben. Auffallend ist ein schlanker Oberkörper bei übermäßig kräftigen Beinen. Die Haut an den betroffenen Stellen schmerzt häufig schon bei der geringsten Berührung. Auch bekommen Betroffene schnell blaue Flecken ohne erkenntliche Ursache.
Wasserödem
Wasserödeme können am ganzen Körper auftreten und entstehen meist aufgrund von Herz-, Nieren- oder Leberproblemen. Das Herz ist dabei nicht mehr in der Lage, das Blut ausreichend durch den Körper zu pumpen, wodurch es zu einem Rückstau kommt. Durch den erhöhten Druck der Venen wird Flüssigkeit von den Blutgefäßen ins Gewebe gedrückt. Dort kommt es aufgrund der hohen Menge an Flüssigkeit zu einer Überlastung des Lymphsystems und somit zu Wasserödemen. Im Unterschied zu Lymphödemen enthalten diese nur Wasser und kein Eiweiß oder Stoffwechselprodukte.
Lipo-Lymphödem
Ein Lipo-Lymphödem entsteht meist aus einer Lipödem-Erkrankung und betrifft das Unterhaut-Fettgewebe an Beinen und Armen. Dieses drückt vermehrt auf die Lymphbahnen, wodurch ein sekundäres Lymphödem entstehen kann.
Phlebo-Lymphödem
Das Phlebo-Lymphödem entsteht als Folge einer chronischen venösen Insuffizienz. Dabei wird die austretende Flüssigkeit anfangs noch vom Lymphsystem abtransportiert, mit der Zeit kann es aber zu einer Überbelastung und damit Schädigung des Systems kommen. Dies kann in Folge zu einem Lymphödem führen.
Was ist unter primären und sekundären Lymphödemen zu verstehen?
Mediziner unterscheiden zwischen einem angeborenen primären und einem erworbenen sekundären Lymphödem.
Primäres Lymphödem
Diese Form des Lymphödems ist angeboren und betrifft etwa ein Drittel der Betroffenen. Bei mehr als 90 Prozent zeigen sich die typischen Symptome an den Beinen. Die Ursachen des primären Lymphödems sind in den meisten Fällen fehlende, unausgebildete oder fehlgebildete Lymphbahnen oder –knoten. Doch auch erweiterte Gefäßwände oder Verhärtungen der Lymphknoten können Grund für eine Erkrankung sein. Die Symptome können bereits nach der Geburt oder zu einem späteren Zeitpunkt – in etwa in der Pubertät, im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt oder während einer Schwangerschaft auftreten. Die angeborenen Veränderungen der Lymphgefäße führen zu einer Störung des Transports der Lymphe.
Sekundäres Lymphödem
Diese Form kommt deutlich häufiger vor und entwickeln sich meist in Folge von Operationen oder Bestrahlungen im Rahmen von Krebstherapien, wobei der Tumor selbst schon Auslöser für ein sekundäres Lymphödem sein kann. Im Zuge einer operativen Entfernung eines Tumors werden auch die nahen gelegenen Lymphknoten entfernt. Dies kann zu einer Überforderung des Lymphsystems führen. Der Abtransport der Lymphe ist nicht mehr möglich und es entsteht ein Lymphödem. Weitere Ursachen können Verletzungen, Unfälle oder Entzündungen sein. Zu den häufigsten Gründen einer Erkrankung in tropischen und subtropischen Ländern zählt eine Infektion mit Fadenwürmern, welche durch Mückenstiche übertragen werden. Diese wandern dann durch die Haut bis in die Lymphgefäße und verstopfen diese.
Welche Stadien des Lymphödems gibt es?
Mediziner unterscheiden je nach Ausprägung vier Stadien des Lymphödems:
Stadium 0: Latenzstadium
In diesem Anfangsstadium sind Teile der Lymphgefäße zwar schon geschädigt, jedoch kommt es noch zu keiner Stauung oder Schwellung, da der gesunde Teil den Abtransport der Lymphe übernimmt.
Stadium 1: Spontan reversibles Lymphödem
Hier können Betroffene das Lymphödem schon erkennen. Es entsteht im Laufe des Tages, lässt sich jedoch durch Hochlagern der Beine wieder beseitigen. Der Lymphabfluss ist gestört und beim Eindrücken der betroffenen Stelle mit einem Finger entsteht eine Delle.
Stadium 2: Irreversibles Stadium
Hier bleiben die Schwellungen trotz Hochlagern oder Ruhepausen bestehen. Die Haut ist verhärtet und es lassen sich kaum Dellen eindrücken.
Stadium 3: Elefantiasis
Im letzten und schwersten Stadium der Erkrankung kommt es zu harten, deformierten Schwellungen mit zum Teil typischen Hautveränderungen. Diese können in Form von kleinen Bläschen und Fisteln auftreten, aus denen Lymphe austritt. Früher bezeichneten Mediziner diese Form als „Elefantiasis“, da Betroffene unter stark angeschwollenen Beinen leiden, die an Elefantenfüße erinnern. In seltenen Fällen können solche Lymphödeme auch an Genitalien, Brüsten und Armen auftreten. Patienten klagen über Schmerzen, ein starkes Unwohlsein und ein Spannungsgefühl. Sie fühlen sich müde, unbeweglich und können Fieber haben. Auch die Haut ist dunkler als normal und sehr trocken. Als Komplikationen können Erysipel, tiefe, schlecht heilende Wunden, auftreten. Da die Barrierefunktion der Haut gestört ist, kann es leichter zu Entzündungen in Infektionen kommen.
Welcher Arzt ist bei einem Lymphödem aufzusuchen?
Je nach Ausprägung kannst Du Deinen Hausarzt, einen Onkologen, einen Internisten oder einen spezialisierten Facharzt oder eine Klinik aufsuchen. Sollte eine Operation notwendig werden, kannst Du Dich von einem Facharzt für plastische und rekonstruktive Chirurgie beraten lassen.
Wie erfolgt die Diagnose eines Lymphödems?
Lymphödeme sind meist schon optisch sichtbar und werden mithilfe einer allgemeinen Anamnese zur Familiengeschichte, Voroperationen und Vorerkrankungen sowie einer Inspektion und dem Abtasten der betroffenen Stelle diagnostiziert. Beim Abtasten kann der Arzt erkennen, ob das Gewebe noch weich ist oder sich schon verhärtet hat. Um den genauen Umfang des Lymphödems feststellen zu können, kann der Arzt bildgebende Verfahren wie Funktionslymphszintigraphie, indirekte Lymphangiographie, Fluoreszenz Mikrolymphographie, direkte Lymphangiographie, Computertomographie, Magnetresonanztomographie und Ultraschall durchführen. Ein weiterer Hinweis auf eine Erkrankung bietet das Stemmersche Zeichen.
Was ist unter dem Stemmer-Zeichen zu verstehen?
Unter dem Stemmer-Zeichen oder Stemmer´schen Zeichen verstehen Mediziner eine Methode, um Lymphödeme zu erkennen. Dabei versucht der Arzt, die Haut an den Finger- und Zehnoberseiten anzuheben. Sollte er dabei eine Falte bilden können, wird von einem negativen Stemmer´schen Zeichen gesprochen. Sollte dies nur sehr schwer oder gar nicht funktionieren, weist dies auf ein fortgeschrittenes Stadium hin und das Stemmer-Zeichen ist positiv.
Wer ist am häufigsten davon betroffen?
Schätzungen zufolge leiden Millionen von Menschen an einem Lymphödem. Auffallend ist, dass mehr Frauen als Männer davon betroffen sind. Auch zeigt sich das Phänomen wesentlich öfter bei älteren Menschen. Viele der Lymphödeme treten in Folge eines operativen Eingriffs auf. Auch zeigt sich die Erkrankung häufig bei Brustkrebspatienten.
Kann Übergewicht ein Lymphödem begünstigen?
Übergewicht kann die Entstehung eines Lymphödems begünstigen, da das überschüssige Fettgewebe auch das Lymphsystem auf Dauer überlastet. Adipositas gehört somit zu den häufigsten Ursachen eines sekundären Lymphödems sowie der Mischform des Lipo-Lymphödems.
Kann ein Lymphödem während einer Schwangerschaft auftreten?
Da während einer Schwangerschaft rund 50 Prozent mehr Flüssigkeit und Blut durch Deinen Körper zirkulieren, kann dies ebenfalls zu einer Überlastung des Lymphsystems führen. Aufgrund der hormonellen Umstellung werden die Blutgefäße durchlässiger. Dadurch kann mehr Plasma austreten, was Wassereinlagerungen zur Folge hat. Patienten, die schon vor der Schwangerschaft an einem Lymphödem gelitten haben, sollten währenddessen ihre Therapie fortsetzten und auf Stützstrümpfe zurückgreifen.
Kann ein Lymphödem durch eine Brustkrebs-Operation ausgelöst werden?
Auch nach Brustkrebs-Operationen können Lymphödeme entstehen, da das Lymphsystem aufgrund der entnommenen Lymphknoten auf Dauer überlastet sein kann. Diese müssen in den meisten Fällen jedoch entfernt werden, da auch sie von Krebszellen, welche über die Lymph- und Blutgefäße in die Knoten gelangen, besetzt sind. Die Folge sind Lymphknotenmetastasen. In etwa 20 Prozent der Fälle kommt es nach drei bis fünf Jahren zu einer Erkrankung.
Welche Folgen kann ein Lymphödem für die Betroffenen haben?
Lymphödeme müssen immer sofort behandelt werden, da sie ansonsten nur noch chirurgisch oder gar nicht mehr saniert werden können. Die Krankheit ist nicht heilbar und verlangt eine lebenslange Therapie, da sie ansonsten unaufhaltsam voranschreitet und schlussendlich dauerhafte Schäden hinterlassen kann. Betroffene leiden häufig unter Spannungsgefühlen und in schwereren Fällen auch unter Schmerzen. Hinzu kommt der psychische Aspekt, da geschwollene Gliedmaßen meist nicht so schön anzusehen sind. Doch vor allem im Alltag sind Menschen mit Lymphödemen teilweise stark eingeschränkt. Sie sollten auf ihr Ernährung und auf ihr Gewicht achten und je nach Ausprägung auf das Tragen von schweren Lasten oder auf starke körperliche Anstrengung verzichten. Darüber hinaus sollten Sie keine einschneidende, enge Kleidung tragen und weder rauchen noch übermäßig viel Alkohol trinken.
Welche nicht-operativen Behandlungen gibt es bei einem Lymphödem?
Ein Allgemeinrezept für die Behandlung von Lymphödemen gibt es nicht. In vielen Fällen ist die Therapie langwierig und muss lebenslang durchgeführt werden. Dabei ist es das Ziel, den Lymphtransport so weit wie möglich zu normalisieren, die Beschwerden zu lindern und den Schweregrad der Erkrankung zu verringern. Meist werden dazu verschiedene Behandlungskonzepte kombiniert:
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie, kurz KPE
Diese Basisbehandlung besteht aus zwei Phasen:
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Phase I: Diese erste Phase wird meist im Zuge eines mehrwöchigen Aufenthalts in einer Spezialklinik vollzogen und zielt auf die Mobilisierung der rückgestauten Ödemflüssigkeit sowie die Reduktion einer bestehenden Bindegewebevermehrung ab.
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Phase II: In der sogenannten Erhaltungsphase soll der Therapieerfolg gefestigt und optimiert werden. Diese Phase kann auch ambulant erfolgen.
Für die Behandlung kommen folgende therapeutische Maßnahmen zum Einsatz:
Die manuelle Lymphdrainage
Die Lymphdrainage ist eine spezielle Massagetechnik der Haut und soll den Abtransport der Lymphflüssigkeit durch bestimmte Bewegungen fördern. Sie wird meist von speziell geschulten Masseuren beziehungsweise Physiotherapeuten durchgeführt. Dabei massiert der Therapeut die Lymphflüssigkeit langsam in den gesunden Bereich, von wo sie dann ungehindert abtransportiert werden kann. Eine Massage dauert in etwa eine Stunde und sollte mehrmals die Woche durchgeführt werden.
Die Kompressionstherapie
Zuerst werden dem Patienten in der Entstauungsphase speziell komprimierende Wechselbandagen angelegt. Diese werden täglich den sich verändernden Umfängen der betroffenen Gliedmaße angepasst. Um ein erneutes Auftreten des Lymphödems zu verhindern, kommen in der Erhaltungsphase flachgestrickte medizinische Kompressionsstrümpfe zum Einsatz. Diese werden im Regelfall vom Facharzt verschrieben und können im medizinischen Fachhandel erworben werden. Die mechanische Einschränkung der Hautelastizität nach außen verhindert eine erneute Flüssigkeitsablagerung. Im Grunde übt diese „zweite Haut“ einen ständigen Druck auf das Gewebe aus.
Entstauende Bewegungs- und Atemübungen/Sportliche Aktivität
Am besten sollten sich Betroffene nach der manuellen Lymphdrainage und mit der Kompressionsversorgung sportlich betätigen. Dabei können Patienten zwischen unterschiedlichen Sportarten wählen, wie in etwa Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren oder Langlauf. Zudem hilft die tiefe Bauchatmung, den Druck im Bauchraum und im Brustkorb zu verändern. Dadurch wird das Lymphsystem in diesem Bereich aktiviert.
Spezielle medizinische Trainingstherapie und Krafttraining
Durch gezielte Übungen vom Physiotherapeut können Muskeln trainiert und das Lymphsystem angeregt werden. Dabei werden die Abfolgen individuell auf Dich abgestimmt.
Beispiele von Übungen
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Aufrecht gehen und dabei die Knie hochnehmen
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Fuß- und Zehngelenke bewegen
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Knie und Hüfte bewegen, indem Du ein Bein nach dem anderen in Liegeposition zu Deinem Bauch anziehst
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Dynamische Schulterbrücke: Lege Dich dazu auf den Rücken und hebe bei angewinkelten Beinen Deine Hüfte nach oben. Beim Ausatmen senkst Du sie wieder ab. Mache weiter in Deinem eigenen Atemtempo
Medikamente und Nahrungsergänzungsmitteln
Derzeit gibt es keine direkten Medikamente gegen Lymphödeme, außer sie wurden durch eine Infektion mit bestimmten Fadenwürmern ausgelöst. Lediglich die Beschwerden können mithilfe von Medikamenten gelindert werden. Achtung jedoch bei wassertreibenden Arzneimitteln, da diese bei einem übermäßigen Gebrauch die Bildung von Lymphödemen sogar begünstigen können. Neben Medikamenten können auch Nahrungsergänzungsmittel die Therapie gegen Lymphödeme unterstützen. Dein Arzt sollte dazu ein Blutbild machen, um eventuelle Mängel an bestimmten Stoffen wie etwa Selen zu erkennen.
Wie funktioniert eine Lymphdrainage an Arm, Knie, Fuß & Co.?
Unabhängig vom Ort der Schwellung beginnt jede Lymphdrainage mit einer Vorbehandlung, bei der der Patienten möglichst bequem in Rückenlage liegen soll. Damit soll ein ungehinderter Lymphfluss ermöglicht werden. Der Kopf liegt dabei flach auf der Unterlage. Je nach Schwellungsort wird die betroffene Stelle leicht unterpolstert, damit die Flüssigkeit nicht auch noch gegen die Schwerkraft ankämpfen muss.
Nach und nach arbeitet der Therapeut die Gefäße bis zur Schwellung ab und regt damit die Lymphknoten und den gesamten Kreislauf an. Begonnen wird immer in der Region der Venenwinkeln. Dort fließt die Lymphe wieder in den Blutkreislauf zurück. Mit gleichmäßigen, kreisenden und pumpenden Bewegungen und Griffen massiert der Therapeut den Weg für die Lymphe frei. Dazu legt er die Hände auf Deine Haut und verschiebt diese zuerst in Querrichtung, um die Lymphgefäße der ersten Hautschicht zu öffnen. Dann verschiebt er die Lymphe mit einer fließenden Bewegung in Abflussrichtung weiter. Zur Unterstützung solltest Du tief in den Bauch atmen, um einen Unterdruck wie ein Sog auf das Gefäßsystem zu erzeugen. Um den gesamten Kreislauf weiter anzuregen, behandelt der Therapeut in Folge Deinen Dickdarm und regt dabei tiefer gelegene Lymphstämme an. Am Ende aktiviert er die großen Lymphknoten noch mit tiefen Griffen.
Je nach Ort der Schwellung konzentriert sich der Therapeut nach der Vorbehandlung auf verschiedene Stellen. So finden sich die wichtigen Lymphknoten für die Beine in der Leistengegend. Die Arme werden über die Achselhöhlen aktiviert und das Gesicht über den Hals.
Kann eine Lymphdrainage auch schädlich sein?
Bei gleichzeitigem Vorliegen von anderen Krankheiten kann eine Lymphdrainage unter Umständen sogar gefährlich werden. Deshalb ist es wichtig, dass der Arzt im Vorhinein die gesamte Krankengeschichte des Patienten abklärt. Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Nierenerkrankung, einer akuten Thrombose, Schilddrüsenerkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, akuten Infektionen, Ekzemen, Gewebeschäden oder Tumoren sollten keine Lymphdrainage durchführen lassen.
Welche Probleme könnten nach einer Lymphdrainage auftreten?
Durch die Lymphdrainage wird der Harndrang und der Blutkreislauf angeregt, wodurch Herz und Nieren mehr zu arbeiten haben. Bei gesunden Menschen ist das auch so gewollt. Sollte jedoch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Nierenerkrankung vorliegen, kann die erhöhte Belastung zur Gefahr werden.
Sind Schmerzen nach einer Lymphdrainage normal?
Während einer Lymphdrainage solltest Du niemals Schmerzen verspüren, denn ansonsten ist der Druck auf das Lymphsystem zu groß. Vielmehr solltest Du die Behandlung als angenehm empfinden.
Wann ist eine Operation des Lymphödems notwendig?
In manchen Fällen kommt es auch nach sechs Monaten trotz einer komplexen physikalischen Entstauungstherapie zu keiner Verbesserung. Dann kann dem Patienten eine chirurgische Therapie angeboten werden. Diese ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn kein malignes Lymphödem vorliegt oder der Patient durch die Operation nicht unnötig gefährdet wird. Ob eine Operation bei Dir sinnvoll ist, kann Dir Dein Arzt mitteilen.
Was passiert vor der operativen Behandlung eines Ödems?
Vor der Operation untersucht Dich Dein Arzt gründlich und führt mit Dir ein ausführliches Aufklärungsgespräch, in dem er Dich auch über mögliche Risiken informiert. Danach folgen Gespräche mit dem Chirurgen und dem Anästhesisten.
Was muss ich vor einer Operation von Lymphödemen beachten?
Etwa zwei Wochen vor dem Eingriff solltest Du auf Alkohol und Nikotin verzichten. Wenn Du blutverdünnende Medikamente einnehmen musst, solltest Du dies Deinem Arzt sagen. Gegebenenfalls musst Du diese vor der Operation absetzen. Ob und wie lange Du vor der Operation noch etwas essen und trinken darfst, teilt Dir Dein Arzt ebenfalls mit.
Wie verläuft eine OP beim Lymphödem?
Es gibt unterschiedliche Operationsmethoden, die je nach Ausprägung und Schwere der Erkrankung gewählt werden können:
Lymphovenöse Anastomose
Bei diesem Verfahren stellen die Chirurgen den Fluss in den Lymphbahnen wieder her. Dies passiert über eine Spezialkamera, da die Lymphgefäße nur weniger als einen Millimeter dick sind. Mit filigranen Instrumenten schließen die Mediziner die winzigen Lymphgefäße an kleine Venen an, wodurch die Lymphflüssigkeit wieder zirkulieren kann und die Schwellungen zurückgehen.
Lymphknotentransplantation
Zuerst entfernen die Chirurgen, meist aus der Leiste, dem Brustkorb oder dem Hals, Lymphknoten mit Haut und Fettgewebe und setzen diesen Gewebeblock in die betroffene Region wieder ein.
Mikrochirurgisch autogene Lymphgefäßtransplantation
Dabei verpflanzen die Chirurgen Lymphgefäße von gesunden Regionen in die betroffenen Körperstellen.
Liposuktion oder Fettabsaugung
Bei sehr fortgeschrittenen Lymphödemen, die bereits mit einem bindegewebigem Umbau des Fettgewebes einhergehen und bei denen die Patienten über massive Bewegungseinschränkungen sowie Schwere der Extremitäten klagen, kann eine spezielle Technik der Fettabsaugung Abhilfe schaffen. Dabei wird die Haut an den betroffenen Stellen mit dem darunter liegenden Fettgewebe und der Muskelhaut herausgeschnitten und das Operationsgebiet mit einem Hauttransplantat oder einer Lappentechnik überdeckt. Die Chirurgen verschieben dabei das benachbarte, gesunde Gewebe mitsamt seinen Lymphgefäßen.
Was muss ich nach einem operativen Eingriff beachten?
Halte Dich nach der Operation auf jeden Fall an die Anweisungen des Arztes und nimm Deine Kontrolltermine wahr. Der Mediziner kann Dir bestimmte Übungen und Behandlungsabläufe empfehlen. Diese solltest Du auch zu Hause durchführen.
Welche Nebenwirkungen und Risiken kann die Operation eines Lymphödems bergen?
Die häufigste und auch gefährlichste Komplikation eines Lymphödems ist das sogenannte Erysipel, umgangssprachlich auch Wundrose genannt. Darunter wird eine akute Entzündung der Haut in Folge einer Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A verstanden.
Diese treten durch kleine Eintrittspforten in die Haut ein und verursachen eine schmerzhafte ödematöse Rötung mit flammenförmigen Ausläufern. In manchen Fällen leiden die Patienten auch unter Fieber. Da das Lymphsystem davon auch betroffen ist, kann es in weiterer Folge zu einem Verschluss der Lymphbahnen und damit zu einem Lymphödem kommen. Im Normalfall reicht eine Behandlung mit einer antiseptischen Lösung. Sollte sich das Erysipel jedoch verschlechtern, müssen Betroffene Antibiotika wie in etwa Penicillin bekommen.
Wie ist die Prognose bei einem Lymphödem?
Die Prognose ist umso besser, desto schneller mit einer Behandlung begonnen wird. Eine möglichst frühe Diagnose und Therapie ist deshalb sehr wichtig. Weiters hängt der Verlauf der Krankheit davon ab, ob es sich um eine primäres oder sekundäres Lymphödem handelt und welche Ursache es hat. Lässt sich die Ursache jedoch nicht beheben, breitet sich die Krankheit weiter aus und es kann im schlimmsten Fall zu dauerhaften Schäden kommen. Zu guter Letzt hängt der Behandlungserfolg von der Mithilfe des Patienten ab.
Ist ein Lymphödem heilbar?
Ein Lymphödem ist nicht heilbar, was bedeutet, dass die Therapie ein Leben lang durchgeführt werden muss.
Wie sieht eine Selbstbehandlung bei einem Lymphödem aus?
Es gibt einige Dinge, die Du selbst tun kannst:
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Trage die von Deinem Arzt verordneten Kompressionsstrümpfe und -verbände.
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Vermeide langes und starkes Abknicken der Beine und überschlage diese nicht.
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Trage keine zu engen oder hohe Schuhe und gehe außerhalb der Wohnung nicht barfuß.
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Trage bei Plattfüßen oder Spreizfüßen orthopädisch Einlagen.
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Stelle das Fußende Deines Bettes beim Schlafen hoch.
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Massiere Deine Beine mit knetenden Bewegungen.
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Vermeide Sportarten mit ruckartigen Bewegungen wie Tennis oder Fußball
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Führe an der betroffenen Stelle keine Akupunkturbehandlungen durch.
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Trage bequeme Unterwäsche, die nicht einschneidet oder zu eng sitzt.
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Vermeide ärztliche Eingriffe an der betroffenen Stelle, wie in etwa Injektionen, Gewebeentnahmen oder anstrengende, schmerzende Krankengymnastik.
Wie kann ich die Lymphe/ den Lymphfluss anregen?
Durch Selbstmassage und entstauende Atemübungen kannst Du Beschwerden erleichtern. Auch eine regelmäßige sportliche Betätigung, wie in etwa Ausdauersport, bestimmte Kräftigungsübungen sowie Trampolinspringen, können dabei helfen, den Lymphfluss wieder anzuregen.
Welche Creme/ Salbe kann ich bei einem Lymphödem verwenden?
Da die Haut häufig spannt, schuppt und trocken ist, solltest Du eine feuchtigkeitsspendende oder rückfettende Creme verwenden. Sollte die Haut jedoch stark schuppen, kannst Du auf eine harnstoffhaltige Creme zurückgreifen.
Soll ich ein Lymphödem lieber wärmen oder kühlen?
Du solltest ein Lymphödem weder zu viel Wärme noch zu viel Kälte aussetzen, da zu viel Hitze die Bildung von Lymphflüssigkeit anregt und damit das Lymphsystem überlastet und zu viel Kälte zu Schädigungen der Blutgefäßwand führen kann. Zudem führt die Wiedererwärmung ebenfalls zu einer gesteigerten Lymphflüssigkeitsbildung.
Worauf sollte ich bei der Kleidung bei einem Lymphödem achten?
Trage flache, nicht zu enge Schuhe und bequeme Kleidung, die nicht einschneidet. Vor allem rund um die Leistengegend und bei den Achseln sollte die Kleidung viel Platz bieten. Bei BHs solltest Du auf breite Träger achten. Schmuck und Armbanduhren sollten nicht zu fest sitzen, da sie den Abfluss der Lymphe ansonsten beeinflussen können. Bei Kompressionsstrümpfen empfehlen sich flachgestrickte Materialien, da diese ein kräftigeres Material haben als rundgestrickte Waren. Aufgrund ihrer hohen Wandstabilität können sie weniger gedehnt werden und beugen so einer erneuten Flüssigkeitsansammlung vor.
Worauf sollte man bei der Ernährung bei einem Lymphödem achten?
Grundsätzlich solltest Du auf eine salzarme, gesunde Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse und Ballaststoffen, Mineralstoffen und Vitaminen achten. Von einer Diät mit wenig Proteinen solltest Du hingegen absehen, da diese eher kontraproduktiv sein kann. Achte zudem auf eine ausreichende Menge an Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßten Tees.
Welche Lebensmittel sind gut für das Lymphsystem?
Vor allem basenreiche Lebensmittel wie Artischocken, Äpfel, Heidelbeeren, Mandarinen, Kiwis, Bananen, Brokkoli, Paprika, Pastinaken und Kartoffeln eignen sich sehr gut, um das Lymphsystem positiv zu beeinflussen.
Welche Lebensmittel sollte man bei einem Lymphödem meiden?
Vor allem salz- und zuckerreiche Lebensmittel solltest Du vermeiden. Dazu gehören sowohl sämtliche Fleisch-, Wurst- und Käsewaren sowie Fertigprodukte, Marmeladen, Limonaden, Süßigkeiten sowie Lebensmittel aus Weißmehl, wie Baguette, Brötchen, Toast, Kekse und vieles mehr.
Kann Alkohol ein Lymphödem verstärken?
Ja, Alkohol kann aufgrund seiner gefäßerweiternden Wirkung einen negativen Einfluss auf das Lymphsystem haben, da er dieses vermehrt belastet.
Welche Tees helfen gegen ein Lymphödem?
Vor allem Steinkleekraut-Tee kann aufgrund seines natürlichen Cumaringehalt den Lymphfluss anregen und wirkt so einer Ödembildung entgegen. Übergieße dazu ein bis zwei Teelöffel getrocknetes Steinkleekraut mit kochendem Wasser und lasse den Tee zehn Minuten ziehen. Alternativ dazu kannst Du eine Lymph-Teemischung trinken, welche aus Ringelblumenblüten, Brennnesselkraut, Birkenblättern, Schachtelhalm und Steinkleekraut besteht. Diese Mischung reinigt die Lymphe und entstaut das Lymphsystem.
Was sollte man mit einem Lymphödem vermeiden?
Wenn Du zu Lymphödemen neigst, solltest Du so oft es geht, Deine Arme und Beine hochlagern und enge Kleidung vermeiden. Achte auf Dein Gewicht, da Übergewicht die Lymphgefäße zusätzlich belasten. Darüber hinaus solltest Du weniger Salz bei der Ernährung verwenden, da dieses Wasser im Körper binden kann. Zu lange Sonnenbäder, Sauna-Besuche, Solarium-Besuche oder heiße Wannenbäder erweitern die Gefäße und sollten deshalb ebenfalls vermieden werden. Extreme Kälte hingegen verengt die Gefäße und eignet sich deshalb ebenfalls weniger für Dich. Zu guter Letzt solltest Du Stress vermeiden.
Was ist bei der Hautpflege bei einem Lymphödem zu beachten?
Bei lymphatischen Erkrankungen solltest Du auf eine gründliche Hautpflege mit speziellen Pflegeprodukten achten, da die Haut besonders empfindlich ist und zu Trockenheit, Juckreiz, Infektionen, Entzündungen und Wundheilungsstörungen neigt. Dies deshalb, weil die oberste Hautschicht oft zu wenig Feuchtigkeit enthält und die natürliche Hautbarriere dadurch gestört ist. Darüber hinaus wird die Haut zwischen dem Druck der Schwellungen von innen und der Kompressionstherapie von außen überaus stark beansprucht.
Wie kann ich ein Lymphödem vorbeugen?
Die meisten Formen von Lymphödemen kannst Du nicht vorbeugen. So sind die Fehlentwicklungen der Lymphgefäße bei einem primären Lymphödem angeboren. Doch auch auf die Tatsache, dass ein Lymphödem nach einem medizinischen Eingriff oder einer Bestrahlung entsteht, hast Du keinen Einfluss.
Was kostet die Behandlung eines Lymphödems?
Die genauen Kosten lassen sich nicht festlegen, denn hier kommt es auch immer darauf an, welche Maßnahmen notwendig sind. Jeder Patient bekommt also einen individuellen Behandlungsplan erstellt, weshalb auch die Kosten von Patient zu Patient unterschiedlich sind.
Werden die Behandlungskosten von der Krankenkasse übernommen?
Die Kosten für die medizinische Abklärung und Diagnose wird von den Sozialversicherungsträgern übernommen. Kommt es hingegen zu den Therapie- beziehungsweise Rehabilitationskosten bestehen zwischen den Kassen unterschiedliche Regelungen. Physiotherapiekosten etwa werden im Normalfall nach einer ärztlichen Verordnung über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet. Die Kosten für Kompressionsmaterial ist in der Schweiz in etwa auf zwei Anfertigungen pro Jahr beschränkt. Informiere Dich daher am besten bei Deinem Versicherungsträger.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Viele Menschen kennen das Gefühl, wenn sie am Abend mit schweren, geschwollenen Beinen nach Hause kommen. Vor allem im Sommer werden die Beine nach mitunter langen Sitzphasen dicker. In den meisten Fällen gehen diese Schwellungen über Nacht wieder zurück und das Lymphsystem entspannt sich, doch bleibt dieser Zustand bei manchen Menschen dauerhaft bestehen. Ursache könnte ein Lymphödem sein. Aufgrund einer Schädigung im Lymphgefäßsystem kommt es in Armen oder Beinen zu Flüssigkeitsstauungen. Werden diese nicht behandelt, verhärtet das Gewebe nach und nach und die Flüssigkeit kann kaum noch abfließen. Heilbar ist diese Störung des Lymphsystems nicht, jedoch können die Beschwerden mit geeigneten Therapiemaßnahmen gelindert und ein Fortschreiten der Krankheit damit verzögert oder sogar vermieden werden.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 8. Mai, 2023