Lipödem
INHALTSVERZEICHNIS
Was ist ein Lipödem?
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Was sind die Symptome bei einem Lipödem?
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Wie ist der Krankheitsverlauf bei einem Lipödem?
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Welche Folgen hat ein Lipödem für Betroffene?
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Wie entsteht ein Lipödem?
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Lipödem Selbsttest: Woran erkenne ich ein Lipödem?
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Wie diagnostiziert der Arzt ein Lipödem?
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Wie wird ein Lipödem behandelt?
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Welche Rolle spielt die Hautpflege bei der Therapie eines Lipödems?
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Wie ernähre ich mich bei einem Lipödem?
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Welcher Sport ist bei einem Lipödem hilfreich?
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Was kann ich sonst noch bei einem Lipödem tun?
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Was kostet die Behandlung eines Lipödems?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Als Lipödem bezeichnet man in der Medizin eine chronische, schmerzhafte Fettverteilungsstörung, die insbesondere Hüfte, Gesäß und Oberschenkel betrifft. Es tritt hauptsächlich bei Frauen und Mädchen in Zeiten von hormonellen Umstellungen oder aufgrund von genetischen Dispositionen auf; Männer hingegen sind in der Regel nicht betroffen.
Zu den Symptomen des Lipödems zählen Fettgewebsansammlungen an Hüfte und Gesäß, die sich in fortgeschrittenen Stadien bis in die Knöchel und über die Arme hinweg ausbreiten können. Die Zunahme ist symmetrisch und geht mit Orangenhaut einher. Des Weiteren leiden die Betroffenen an Druckschmerzen, Spannungsgefühlen und leicht entstehenden, schmerzhaften blauen Flecken.
Ein Lipödem ist zwar nicht heilbar, allerdings können mit der richtigen Behandlung die Beschwerden gelindert, und somit auch die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert werden. Zur Therapie werden insbesondere Kompressionsverbände und eine Ernährungsumstellung in Kombination mit körperlicher Aktivität empfohlen. Wenn diese konservativen Therapiemaßnahmen nicht zu einer Verbesserung der Symptome führen, kann eine Fettabsaugung durch einen Spezialisten durchgeführt werden, um überflüssiges Fettgewebe zu entfernen.
Ob die Kosten für die Behandlung eines Lipödems von der Krankenkasse gedeckt werden, ist individuell zu klären. Die Kosten für physikalische Behandlungsmethoden und Kompressionsmaßnahmen werden meistens von Versicherungen gedeckt, die Kosten für eine Fettabsaugung müssen die Patienten allerdings in der Regel privat entrichten.
Was ist ein Lipödem?
Ein Lipödem ist eine Erkrankung des Fettgewebes, bei der sich das Fettgewebe an Gesäß, Oberschenkeln, Unterschenkeln, Oberarmen und Unterarmen vermehrt. Der Körperstamm ist bei dieser Krankheit meistens noch schlank, was zu einer Disproportion der betroffenen Körperteile führt. Der Begriff „Lipödem“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „lipos“ und „oidema“ zusammen, die „Fett“ und „Schwellung“ bedeuten. Von Lipödemen sind beinahe ausschließlich Frauen und Mädchen betroffen, bei Männern tritt diese Fettverteilungsstörung nur sehr selten auf, zum Beispiel in Verbindung mit anderen Erkrankungen, die den männlichen Hormonhaushalt beeinträchtigen.
Die Vermehrung des Fettgewebes entsteht, da eine erhöhte Anzahl an Fettzellen in den betroffenen Regionen vorhanden ist, und diese außerdem größer sind als normale Fettzellen. Des Weiteren sind die Gefäße durchlässig und brüchig, wodurch Flüssigkeit in das Fettgewebe gelangt, die die Schwellungen beim Lipödem verursacht und die Neigung zu Blutergüssen erklärt.
Welche Stadien des Lipödems gibt es?
Das Lipödem wird, je nach Schweregrad, in fünf Typen eingeteilt.
Der erste Typ bezeichnet die geringste Ausprägung des Krankheitsbildes. Dabei machen sich Fettgewebevermehrungen im Bereich von Gesäß und Hüften bemerkbar. Beim zweiten Typ reicht das Lipödem bereits bis zu den Knien und es bilden sich Fettlappen im Bereich der Knieinnenseite. Wenn sich das Lipödem von der Hüfte abwärts bis zu den Knöcheln ausbreitet, sprechen Ärzte von Typ drei und wenn zusätzlich zu den Beinen auch noch die Arme betroffen sind und die Schwellungen jeweils bis zu den Handgelenken, beziehungsweise Knöcheln reichen, und somit die gesamten Arme und Beine bis auf Hände und Füße betroffen sind, wird die Ausprägung als Typ vier klassifiziert.
In Typ fünf werden Krankheitsbilder eingeteilt, bei denen zu den Schwellungen in Armen und Beinen eine vermehrte Einlagerung von Flüssigkeit in Hand- und Fußrücken, sowie Zehen und Fingern hinzukommt.
Neben der Einteilung in die fünf Typen differenzieren Ärzte drei Stadien der Hautveränderung: Im ersten Stadium nimmt die Haut eine feinknotige Struktur an, die Hautoberfläche ist dann allerdings größtenteils noch glatt. Umgangssprachlich wird dieses Hautbild als „Orangenhaut“ bezeichnet. Im zweiten Stadium macht sich hingegen bereits eine grobknotige Hautoberfläche bemerkbar, auf der auch größere Dellen auftreten. Das bezeichnen Ärzte als „Matratzenphänomen“. Im dritten Stadium leiden die Betroffenen an großen, deformierenden Hautlappen und -wülsten.
Von welchen Fettverteilungsstörungen ist das Lipödem abzugrenzen?
Das Lipödem ist von anderen Fettverteilungsstörungen abzugrenzen. Es unterscheidet sich beispielsweise von der Lipohypertrophie, bei der die Betroffenen eine Umfangsvermehrung entwickeln, die aus einer Zunahme des Unterhautfettgewebes resultiert. Im Unterschied zum Lipödem verursacht die Lipohypertrophie allerdings keine Schmerzen.
Außerdem ist das Lipödem von der sogenannten Lipomatose abzugrenzen, bei der zwar ebenfalls eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe zu beobachten ist, allerdings tritt dieses vor allem an Hals und Nacken sowie im Bereich der Schultern auf. Des Weiteren kann sich Fettgewebe zwischen oder innerhalb von Organen ansammeln.
Im Volksmund wird das Lipödem zudem oftmals mit dem Lymphödem verwechselt. Allerdings handelt es sich beim Lymphödem nicht wie beim Lipödem um eine Fettverteilungsstörung, sondern um eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe aufgrund einer Abflussstörung der Lymphgefäße. Während sich das Lipödem immer symmetrisch äußert, tritt das Lymphödem hingegen meistens einseitig und asymmetrisch auf. Des Weiteren sind beim Lymphödem in der Regel auch die Hand- und Fußrücken betroffen und die Erkrankung wird, im Gegensatz zum Lipödem, nicht von Schmerzen begleitet.
Außerdem darf das Lipödem nicht mit Adipositas verwechselt werden. Bei Adipositas, die in der Medizin auch als Fettleibigkeit bezeichnet wird, handelt es sich um eine generalisierte Fettgewebsvermehrung am gesamten Körper, die durch Gewichtsabnahme zuverlässig reduziert werden kann. Bei Lipödemen führt eine Diät, beziehungsweise Gewichtsabnahme, allerdings nicht zwangsläufig zu einer Reduktion des krankhaften Fettgewebes.
Wie unterscheidet sich ein Lipödem von einem Ödem?
Als Ödem wird in der Medizin eine Schwellung an verschiedenen Körperregionen bezeichnet, die aufgrund einer Einlagerung von Flüssigkeit aus den Gefäßen entsteht. Während sich beim Ödem Flüssigkeit ansammelt, die durch verschiedene Therapiemethoden abgeschwemmt werden kann, handelt es sich beim Lipödem um eine Fettverteilungsstörung, bei der sich das Fettgewebe vermehrt, da eine erhöhte Anzahl an Fettzellen in den betroffenen Regionen vorhanden ist. Das Lipödem grenzt sich allerdings nicht nur durch die Ursache vom Ödem ab, sondern auch optisch, denn bei Ödemen sind in der Regel auch Hände und Füße sowie Zehen und Finger betroffen. Bei Lipödemen ist das nicht der Fall.
Wie äußert sich ein Lipödem?
Die Symptome eines Lipödems können sehr individuell sein. Es gibt allerdings typische Symptome, die in den meisten Krankheitsfällen auftreten. Dazu zählen einerseits ungleiche Proportionen vom Rumpf zu den Beinen: Die Betroffenen haben meistens einen schlanken Oberkörper und dicke Beine. Es macht sich häufig eine Disproportionierung bemerkbar, da die Unterschiede zwischen den verschiedenen Körperregionen mehrere Kleidergrößen ausmachen können. Jetzt Lipödem Test machen.
Des Weiteren leiden die Betroffenen an symmetrischen, spontan und oftmals unerklärlich auftretenden Volumenzunahmen an beiden Beinen, die von säulenartigen Veränderungen bis hin zu einer Deformierung der Beine reichen können. Außerdem geht das Lipödem mit Orangenhaut oder welliger Haut mit Knötchenbildung einher, die bei weiterem Verlauf auch von Wulstbildungen an den Oberschenkelinnenseiten begleitet werden kann.
Mögliche Symptome im Überblick
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- Ungleiche Proportionen vom Rumpf zu den Beinen
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- Unerklärlich auftretende Volumenzunahmen an den Beinen
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- Erhöhtes Auftreten von blauen Flecken
- Berührungs- und Druckschmerz sowie Spannungsgefühle der Haut und Berührungsempfindlichkeit
Die Betroffenen leiden zudem an einem erhöhten Auftreten von blauen Flecken. Diese entstehen schnell und leicht und sind auch mit Schmerzen verbunden. Viele Patienten beobachten außerdem einen Berührungs- und Druckschmerz sowie Spannungsgefühle der Haut und Berührungsempfindlichkeit. Zu den Symptomen gehören außerdem in fortgeschrittenen Stadien Störungen im Gangbild, die sich aufgrund der entstandenen Fettlappen ergeben. Durch die schlechte Durchblutung fühlt sich die Haut vieler Betroffener oftmals kühl an.
Woher kommen die Schmerzen bei einem Lipödem?
Bei einem Lipödem leiden die Betroffenen an Schmerzen, die teilweise ein starkes Ausmaß annehmen können. Das liegt einerseits daran, dass die Patienten sehr druckempfindlich sind und aufgrund der schlechten Durchblutung der Haut sehr leicht blaue Flecken bekommen, und andererseits lassen sich in den betroffenen Körperregionen oftmals hohe Entzündungswerte nachweisen. Diese deuten auf entzündete Stellen hin, die ebenso Schmerzen verursachen.
An welchen Körperstellen kann ein Lipödem auftreten?
Das Lipödem kann an verschiedenen Körperstellen auftreten. Je nach Schweregrad erweitert es sich und breitet sich dann über verschiedene Körperregionen hinweg aus. In der Regel machen sich zunächst Fettgewebsvermehrungen im Bereich des Gesäßes und der Hüften bemerkbar. Aufgrund dieser Verteilung wird das Lipödem im Volksmund oft als „Reiterhose“ bezeichnet. Diese Begriffe werden häufig synonym verwendet, jedoch ist dies aus medizinischer Sicht nicht korrekt. Ein Lipödem ist nämlich ein komplexes Krankheitsbild, was sich auf die gesamten unteren Extremitäten auswirkt. Die Reiterhose hingegen ist lediglich eine isolierte Fettansammlung im Bereich der Hüfte oder der oberen äußeren Oberschenkel, wodurch sich der sogenannte „Birnentyp” ergibt. Das Reiterhosensyndrom kann zudem genetisch bedingt auftreten – unabhängig von einem Lipödem.
Bei weiter fortgeschrittenen Krankheitsbildern treten die Schwellungen nicht mehr ausschließlich an Hüfte und Po auf, sie breiten sich über die Beine aus, gehen auf die Unterschenkel über und erreichen bei besonders starken Ausprägungen die Knöchel. Dann spricht man in der Umgangssprache von „Suavenhosen“, „Türkenhosen“ oder „Pumphosen“, da das Fettgewebe in diesem Stadium auch über das Sprunggelenk überlappen kann.
Wie ist der Krankheitsverlauf bei einem Lipödem?
Zunächst vermehrt sich das Fettgewebe an Hüfte, Gesäß und Oberschenkeln und es zeigen sich leichte Dellen in der Haut. Je weiter die Krankheit voranschreitet, desto weiter breitet sich das Fettgewebe aus und mit der Zeit werden auch die Dellen in der Haut größer und die Hautbeschaffenheit wird körniger.
Bei sehr weit fortgeschrittenen Krankheitsbildern verhärtet zudem das Gewebe, das zu Beginn der Erkrankung eher weich ist. Mit einer gut abgestimmten Therapie kann der Krankheitsverlauf eingedämmt werden, weshalb es wichtig ist, die Symptome rasch nach dem Auftreten zu bekämpfen. Wenn die Erkrankung über einen langen Zeitraum nicht behandelt wird, kann sie zu irreversiblen Schäden am Lymphsystem führen.
Welche Folgen hat ein Lipödem für Betroffene?
Wenn ein Lipödem nicht therapiert wird, kann es das Lymphsystem beeinträchtigen und sich in weiterer Folge zu einem sekundären Lymphödem weiterentwickeln. Außerdem ist das Lipödem für viele Betroffene seelisch sehr belastend. Dementsprechend leiden viele Patienten zudem unter einem verringerten Selbstwertgefühl, das bis zu Depressionen reichen kann. Auch Essstörungen sind bei den Betroffenen nicht selten. Vielen Patienten wird daher zusätzlich zur Behandlung der Symptome eine Psychotherapie empfohlen.
Wie entsteht ein Lipödem?
Welche Ursachen konkret für das Erscheinen der Krankheit verantwortlich sind, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden, jedoch konnten Ärzte und Forscher einige mögliche Entstehungsgründe feststellen. Unter anderem deuten Untersuchungen darauf hin, dass der Zeitpunkt hormoneller Veränderungen mit der Entstehung eines Lipödems zusammenhängen kann. Die Symptome der Erkrankung manifestieren sich bei den Betroffenen häufig in Zeiten von hormonellen Umstellungen, oder werden dann deutlich schlimmer. So zeigen sich Lipödeme in der Regel gegen Ende der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.
Obgleich hormonelle Veränderungen als Entstehungsgrund für die Fettverteilungsstörung in Frage kommen, gibt es auch Hinweise darauf, dass genetische Faktoren bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen. Dementsprechend kann man einem Lipödem nicht vorbeugen und es ist grundsätzlich auch nicht heilbar.
Lipödem Selbsttest: Woran erkenne ich ein Lipödem?
Wenn Du vermutest, dass Du an einem Lipödem leidest, kannst Du einen Selbsttest durchführen, um zu überprüfen, ob die Diagnose in Deinem Fall zutreffen könnte.
Für den Selbsttest solltest Du Dir folgende Fragen überlegen:
Sind Deine beiden Arme beziehungsweise Beine gleichermaßen von Veränderungen und Schwellungen betroffen, aber sind Deine Hand- oder Fußrücken trotzdem nicht geschwollen?
Sitzen Fettpolster an Deinen Hüften und an den Innenseiten Deiner Knie?
Kannst Du eine ungleiche Fettverteilung an Deinem Körper feststellen?
Nimmst Du kontinuierlich und vor allem an den Beinen zu, obwohl Du auf Deine Ernährung achtest und Sport betreibst?
Ist es Dir trotz Sport und Diät nicht möglich, Dein Gewicht zu reduzieren?
Ist Dein komplettes Bein bis zum Knöchel betroffen?
Bilden sich schnell blaue Flecken, auch ohne wesentliche Verletzungen oder Besenreiser?
Sind Deine Beine auch nach einer heißen Dusche noch kühl und werden nur dann warm, wenn Du sie mit einer Wärmflasche behandelst?
Schwellen Deine Ober- und Unterschenkel im Laufe des Tages merklich an?
Verspürst Du bereits bei leichtem Druck auf die geschwollenen Stellen Schmerzen?
Wenn Du die meisten oder gar alle Fragen mit „Ja“ beantwortest, kann das ein Hinweis darauf sein, dass Du an einem Lipödem leidest. Beachte allerdings: Nur ein Arzt kann eine sichere Diagnose stellen! Der Selbsttest kann Dir zwar Anhaltspunkte geben, für eine fachliche Diagnose solltest Du Dich aber in jedem Fall an einen Arzt wenden.
Wie diagnostiziert der Arzt ein Lipödem?
Um ein Lipödem zu diagnostizieren, ist eine genaue Begutachtung der betroffenen Körperregionen notwendig. Die Erkrankung macht sich meistens bereits durch unregelmäßige Körperproportionen bemerkbar, denn häufig ist der Oberkörper der Betroffenen sehr schmal und das vermehrte Fettgewebe befindet sich vor allem an den Oberschenkeln und dem Gesäß. Das ist für Ärzte bereits das erste Anzeichen, dass es sich um ein Lipödem handeln könnte.
Bei der körperlichen Untersuchung betrachtet der Mediziner zudem die Hände und Füße des Patienten, denn wenn die Fettpolster an diesen Stellen abrupt enden, ist das ein weiteres Abgrenzungszeichen für ein Lipödem. Außerdem wird bei der Untersuchung die Druckempfindlichkeit an den betroffenen Körperstellen überprüft. Wenn die Stellen besonders empfindlich sind und der Patient bereits auf geringen Druck mit Schmerzen reagiert, deutet das auf ein Lipödem hin. Ein weiteres Anzeichen für ein Lipödem ist, dass beim Druck auf die Hautoberfläche keine Dellen zurückbleiben. Dieses diagnostische Verfahren ermöglicht Ärzten auch eine Abgrenzung vom Lymphödem, bei dem nach einer Druckeinwirkung Dellen in der Haut entstehen.
Um nach der Untersuchung zu überprüfen, wie stark das Unterhautfettgewebe des Betroffenen ausgeprägt ist, führen Ärzte zudem Ultraschalluntersuchungen durch. Wenn das Fettgewebe auf dem Ultraschallbild optisch an ein Schneegestöber erinnert, ist das ein Anzeichen, dass es sich bei der Fettverteilungsstörung um ein Lipödem handelt.
Zusätzlich zur körperlichen Untersuchung ist eine Erhebung der Anamnese sehr wichtig für die Diagnostik eines Lipödems, denn die Vorgeschichte des Patienten muss in jedem Fall berücksichtigt werden. Für den Arzt ist es wichtig zu wissen, ob bereits andere Familienmitglieder mit dem Lipödem diagnostiziert wurden, denn die Erkrankung kann oft aufgrund von genetischen Dispositionen auftreten. Anhand dieser Information kann der Mediziner beurteilen, ob die Krankheit erblich bedingt ist.
Wichtig ist es zudem, wann sich die ersten Zeichen der Fettvermehrung bemerkbar gemacht haben. Wenn Du also einen Arzt aufsuchst, weil Du die Vermutung hast, an einem Lipödem erkrankt zu sein, solltest Du vor dem Termin genau überlegen, wann sich die ersten Symptome gezeigt haben. Das ist wichtig, denn Lipödeme treten oft in Zeiten von hormonellen Änderungen auf, also beispielsweise in der Pubertät oder der Schwangerschaft auf.
Welcher Arzt ist für die Diagnose und Behandlung eines Lipödems zuständig?
Wenn Du den Verdacht hast, an einem Lipödem zu leiden, solltest Du für eine fachliche Diagnose einen Arzt aufsuchen. Spezialisten, die für diese Art von Erkrankung zuständig sind, sind Gefäßspezialisten, Lymphologen oder Phlebologen, also Venenärzte. Je nachdem, für welche Therapie Du Dich entscheidest, musst Du einen anderen Facharzt aufsuchen. Möchtest Du beispielsweise eine Fettabsaugung (Liposuktion) durchführen lassen, kannst Du einen plastischen und ästhetischen Chirurgen aufsuchen.
Wie wird ein Lipödem behandelt?
Da es sich beim Lipödem um eine chronische Krankheit handelt, ist es grundsätzlich nicht heilbar. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und zu therapieren, sodass die Betroffenen weniger durch die Krankheit eingeschränkt werden.
Einerseits bieten sich zur Behandlung eines Lipödems konservative Methoden an. Dabei handelt es sich um Verfahren, die mit Hilfe von Medikamenten oder physikalischen Methoden erfolgen und keine chirurgische Behandlung mittels Operation implizieren. Zu den konservativen Methoden, die Ärzte zur Behandlung von Lipödemen einsetzen, zählen zum Beispiel manuelle Lymphdrainagen, die mit Bewegung kombiniert werden, oder Atemphysiotherapien, die ebenfalls mit Bewegung ergänzt werden.
Außerdem führen Mediziner zur Behandlung Kompressionstherapien an. Diese erfolgen durch konsequentes Tragen von Kompressionsstrümpfen und werden durch körperliche Aktivität unterstützt. In der Therapie von Lipödemen findet körperliche Aktivität insgesamt viel Anwendung; ob Schwimmen, Wassergymnastik, schnelles Gehen oder Radfahren: Bewegung hilft bei der Bekämpfung der Symptome und sollte in jedem Fall in die Therapie integriert werden. Des Weiteren empfehlen Ärzte übergewichtigen Patienten eine Gewichtsabnahme zur Linderung der Beschwerden. Um diese zu erleichtern, muss der Patient gegebenenfalls seine Ernährung umstellen sowie regelmäßige körperlicher Aktivität in seinen Alltag integrieren.
Wenn durch konservative Therapiemaßnahmen nicht die erwünschten Effekte erzielt werden können, kann eine Fettabsaugung (Liposuktion) durchgeführt werden. Dabei werden dem Patienten unter Vollnarkose Fettzellen unter der Haut abgesaugt. Dieser chirurgische Eingriff verhilft vielen Betroffenen zu einer Beschwerdelinderung. Wenn Du mehr über den Ablauf und die Möglichkeiten einer Liposuktion wissen möchtest, haben wir in unserem Beitrag zur Fettabsaugung alle wichtigen Informationen für Dich zusammengefasst.
Was passiert bei der komplexen physikalischen Entstauungstherapie?
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie ist eine Methode zur Behandlung von Lipödemen, die sich aus vier Therapiemaßnahmen zusammensetzt. Die erste Maßnahme ist die manuelle Lymphdrainage. Dabei wird das Gewebe durch spezielle physiotherapeutische Griffe manuell entstaut und der Lymphabfluss wird aktiviert. Zweitens wird bei der komplexen physikalischen Entstauungstherapie eine Kompressionstherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen angewendet. Den Patienten wird dabei empfohlen, täglich Kompressionsstrümpfe zu tragen. Die genaue Beschaffenheit der Strümpfe variiert je nach Ausprägung der Krankheit. Bei diesen Kompressionsmaßnahmen handelt es sich um die Basistherapie, auf die Ärzte bei der Behandlung eines Lipödems zurückgreifen. Die dritte Maßnahme der komplexen physikalischen Entstauungstherapie ist die Umstellung der Ernährung und das Einhalten eines regelmäßigen Trainingsplans. Der vierten Säule dieser Therapieform gehören die Hautpflege und das Selbstmanagement an. Eine gründliche körperliche Hygiene ist bei Lipödem-Patienten besonders wichtig, weshalb Du Deine Haut also regelmäßig sanft reinigen und eincremen solltest.
Umfasst folgende vier Therapiemaßnahmen:
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- Manuelle Lymphdrainage
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- Kompressionstherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen
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- Umstellung der Ernährung und Trainingsplan
- Hautpflege
Wie funktioniert die Kompressionstherapie zur Behandlung eines Lipödems?
Bei der Kompressionstherapie wird mit verschiedenen Kompressionsstrümpfen Druck auf die Beinvenen ausgeübt, wodurch ein Rückstau des venösen Bluts in die Beine verhindert wird und die Wasseransammlungen im Fettgewebe zurückgehen. Dadurch verringert sich der Umfang der Beine und diese werden schlanker.
Die medizinischen Kompressionsstrümpfe sind in verschiedenen Stärken erhältlich, je nachdem, wie stark das Lipödem ausgeprägt ist und wie intensiv der Druck ausgeübt werden soll. Die Stützstrümpfe sollten stets getragen werden, sowohl im Alltag als auch bei sportlichen Aktivitäten.
Welche Folgen hat eine Nichtbehandlung eines Lipödems?
Beim Lipödem sammelt der Körper zusätzliches Fettgewebe an, viele Patienten leiden zusätzlich zu der Fettverteilungsstörung an Adipositas. Das führt dazu, dass das Lymphsystem und die Gefäßwände belastet werden, wodurch ihre Transportkapazität sinkt. Wenn die Erkrankung lange andauert und nicht behandelt wird, kann es daher zu irreversiblen Schäden am lymphatischen System kommen. Außerdem kann sich das Lipödem dann in ein sekundäres Lymphödem weiterentwickeln. Durch das Übergewicht kommt es außerdem zu einer Schädigung der Gelenke und in weiterer Folge zu einer Einschränkung der Beweglichkeit.
Des Weiteren können sich zwischen den Beinen wunde Stellen und Ekzeme bilden, die auf die Reibung der Oberschenkel aneinander zurückzuführen sind.
Deshalb empfiehlt es sich, nicht allzu lange mit der Behandlung des Lipödems zu warten und die Linderung der Symptome zügig nach Auftreten der Beschwerden in Angriff zu nehmen.
Welche Rolle spielt die Hautpflege bei der Therapie eines Lipödems?
Wenn Du an einem Lipödem leidest, ist die medizinische Therapie der Erkrankung wichtig, um die Symptome zu lindern. Allerdings kannst Du auch selbst dazu beitragen, dass Dein Lebensstil aufgrund Deiner Erkrankung nicht allzu stark eingeschränkt ist. Ein sehr wichtiger Faktor ist dabei die körperliche Hygiene. Du solltest Deine Haut mit pH-neutralen Pflegemitteln reinigen und sie regelmäßig eincremen, um die unangenehmen Beschwerden der Erkrankung zu lindern.
Wie ernähre ich mich bei einem Lipödem?
Wenn Du an einem Lipödem leidest, solltest Du versuchen, Dein Gewicht zu reduzieren und dann zu halten, denn mit gesunder Ernährung kannst Du Deine Lipödem-Therapie unterstützen. Bewusste, ausgewogene Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr ist der Schlüssel zum Erfolg und mit einer langfristigen Ernährungsumstellung kannst Du Deine Beschwerden und Schmerzen lindern. Obst und Gemüse sind dabei essenziell für Deinen Ernährungsplan, genauso wie gesunde Fette. Wichtig ist es außerdem, dass Du versuchst, salzarme Mahlzeiten zu Dir zu nehmen, denn Salz bindet Wasser im Gewebe und kann daher die Ausprägung des Lipödems begünstigen. Um Deinen Krankheitsverlauf weiterhin positiv zu beeinflussen, solltest Du zwischen den Mahlzeiten Pausen vergehen lassen und stets darauf achten, genug zu trinken.
Welcher Sport ist bei einem Lipödem hilfreich?
Sport ist zur Bekämpfung der Symptome bei einem Lipödem sehr wichtig und wird in jede Therapie integriert. Es ist wichtig, dass Du Dich möglichst viel bewegst. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung in diesem Fall sinnvoll, aber es gibt Sportarten, die in diesem Krankheitsfall besonders effektiv sind. Dazu zählen schnelles Gehen, Radfahren und Wassersport. Dieser ist besonders günstig, denn im Wasser werden nicht nur die Gelenke geschont, sondern das Wasser bietet gleichzeitig eine Kompressionstherapie, da der Wasserdruck mit der Tiefe steigt.
In jedem Fall solltest Du beim Sport langsam beginnen und auf Deinen Körper hören, denn wenn Dir das Training Spaß macht, ist es für Dich einfacher, einen konstanten Trainingsplan einzuhalten.
Was kann ich sonst noch bei einem Lipödem tun?
Der wichtigste Schritt zur Verbesserung Deiner Beschwerden bei einem Lipödem ist ein ausgeglichener Lebensstil mit ausreichend Bewegung, gesunder Ernährung und einer hohen Flüssigkeitszufuhr. Es ist sehr wichtig, dass Du Deine Therapie konsequent durchführst und allgemein auf Deine Gesundheit achtest, denn nur wenn Du Deinen Behandlungsplan regelmäßig verfolgst, kannst Du mit einer Verbesserung der Beschwerden rechnen. Wenn Du die Therapie abbrichst, kommen Deine Symptome mit großer Wahrscheinlichkeit zurück.
Zusätzlich zu Deiner Therapie kannst Du auch auf Hausmittel zurückgreifen, um Deine Beschwerden zu lindern. Viele Betroffene berichten von der unterstützenden Wirkung von Kurkuma, das die Entzündungsprozesse im Körper hemmt und den Stoffwechsel anregt. Du kannst etwa fünf Gramm des gelben Gewürzes mit zwei Stößen Pfeffer und etwas Öl in einem Glas Orangensaft anrühren. Bei regelmäßigem Genuss kann dies unterstützend zu Deiner Therapie wirken.
Was kostet die Behandlung eines Lipödems?
Die Kosten für die Behandlung eines Lipödems sind, je nach Aufwand, unterschiedlich. Medizinische Kompressionsstrümpfe sind bereits für rund 40€ erhältlich, die Kosten für eine komplexen physikalischen Entstauungstherapie variieren je nach Anbieter. Wenn für die Behandlung eine Fettabsaugung notwendig ist, können Kosten bis zu 5.000€ pro Eingriff anfallen.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung eines Lipödems?
Ob die Kosten für die Behandlung eines Lipödems von der Krankenkasse übernommen werden, hängt von der individuellen Therapie ab. In seltenen Fällen übernimmt die Versicherung die Kosten für eine Fettabsaugung, die Kosten für Lymphdrainagen und Kompressionsmaßnahmen werden hingegen meistens gedeckt.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Viele Frauen schämen sich, wenn sie unter voluminösen Beinen leiden. Das Tragen von kurzen Röcken oder Hosen ist für Betroffene dann meist unvorstellbar. Wenn endlose Diäten und Sport zu keiner Besserung geführt haben und die Beine dazu noch aus unerklärlichen Gründen schmerzen, können diese Faktoren auf ein Lipödem hinweisen, was jedoch nicht mit Übergewicht gleichzusetzen ist, da es auch bei schlanken Frauen auftreten kann. Woran Du noch erkennen kannst, ob Du unter einem Lipödem leidest und welche Behandlungsmöglichkeiten Dir zur Verfügung stehen, erklären wir Dir im folgenden Beitrag.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 7. Oktober, 2024