Hodensackverkleinerung und Hodensackstraffung

Während die weibliche Intimchirurgie in den letzten Jahren erheblichen Aufwind erlebte, ist die männliche Intimchirurgie wie die Hodensackverkleinerung noch weitgehend unbekannt. Dabei ist ein zu großer Hodensack nicht nur ein ästhetisches Problem, oft ist er sogar mit Schmerzen verbunden. Eine Hodensackverkleinerung – häufig in Kombination mit einer Hodensackstraffung – stellt eine sehr gute Möglichkeit dar, die Ästhetik des Penis zu verbessern und Beschwerden zu lindern.


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Hodensackverkleinerung und Hodensackstraffung

Was ist eine Hodensackverkleinerung (Hodensackstraffung)?

Der Hodensack (Skrotum) ist eine Hauttasche außerhalb der Körperhülle, in der Hoden, Nebenhoden und Samenleiter liegen. Durch seine Lage besitzt der Hodensack im Vergleich zum restlichen Körper eine geringere Temperatur von 34 bis 35 °C, die für die Bildung und das Überleben der Spermien von Bedeutung ist. Um die Temperatur konstant zu halten, besitzt die Haut des Hodensacks glatte Muskelfasern, zusätzlich gibt es den sogenannten Musculus cremaster, den Hebermuskel. Bei Kälte ziehen sich die Muskeln zusammen, die Oberfläche des Skrotums verkleinert sich, so kann weniger Wärme abgegeben werden. Bei Wärme ist die Muskulatur entspannt und das Skrotum weist eine größere Oberfläche auf, über die mehr Wärme abstrahlen kann.

Manche Männer leiden unter einem sehr großen hängenden Hodensack. Dies ist der Fall, wenn die Muskulatur genetisch bedingt schwach ausgeprägt ist oder sich ihre Aktivität im Laufe des Lebens verändert. Das Skrotum weist dann sowohl bei Wärme als auch Kälte eine große Oberfläche auf. Alternativ kann ein Hautüberschuss vorliegen, teilweise durch Alterungsprozesse bedingt, da die Haut durch die Schwerkraft über die Jahre gedehnt wird und erschlafft. Zudem kann eine vorangegangene Operation, bestimmte Erkrankungen, extensiver Sport oder ein massiver Gewichtsverlust für einen zu großen Hodensack verantwortlich sein.
 
Mitunter kann das Skrotum so große Ausmaße annehmen, dass seine Größe erheblich stört. Betroffene Männer haben in einem solchen Fall die Möglichkeit, sich einer Hodensackverkleinerung, auch als Hodensackstraffung, Hodensackkorrektur oder Skrotum-Lifting bezeichnet, zu unterziehen. Es handelt sich dabei um einen kleinen operativen Eingriff, bei dem überschüssige Haut entfernt wird. Als Alternative kommt in der letzten Zeit auch Botulinumtoxin zur Glättung und Straffung des Hodensacks zum Einsatz. Zu dieser Methode liegen aber wenige Erfahrungen über die Wirksamkeit zur Hodensackverkleinerung vor, da die Anwendung primär aus der Schmerztherapie bei Entzündungen im Genitalbereich, der Behandlung der Samenstränge oder Varikozele kommt.

Aus welchen Gründen lassen sich Männer die Hoden verkleinern?

Sowohl Männer als auch Frauen empfinden einen großen Hodensack oft als unästhetisch, da ein im Vergleich zum Penis unproportional großes Skrotum das harmonische Gesamtbild stört. Viele beschreiben ein solches Genital als alt und schlapp.

Einige Patienten leiden weniger an einem zu großen Hoden als an einem Hodensegel (penile webbing, Palmure), bei dem die Haut des Hodensacks relativ weit am Penis verankert ist. Im erigierten Zustand spannt sich die Haut des Skrotums segelartig auf und verkürzt optisch die Länge des Penis.
Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Genital kann sich mit der Zeit zu starken psychischen Problemen und einer enormen seelische Belastung auswachsen, da das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden stark darunter leiden können. Zudem leidet nicht selten das Sexualleben, da die Männer aufgrund von Schamgefühlen keine intime und partnerschaftliche Beziehung mehr eingehen wollen. Sogar das Tragen von Shorts und Badekleidung stellt für die Betroffenen oftmals ein Problem dar.
 
Neben den psychischen Auswirkungen geht ein zu großer hängender Hodensack oft mit körperlichen Beschwerden einher. Zu enge Hosen und Unterhosen reiben mitunter an den Genitalien, Rötungen, Juckreiz im Schritt und an den Oberschenkelinnenseiten bis hin zu Schmerzen beim Sex und Sport sowie Entzündungen können die Folge sein. Das erschwert die alltäglichen Bewegungen, die betroffenen Männer benötigen meist einige Handgriffe an der Hose, bis ein beschwerdefreies Sitzen möglich ist. Beim Sport und anderen Arten von speziellen Bewegungen läuft die überschüssige Haut zudem Gefahr, eingeklemmt zu werden.

Für wen ist eine Hodensackverkleinerung geeignet und für wen nicht?

Jeder Mann, der unter Beschwerden im Genitalbereich aufgrund eines zu großen Hodensacks leidet, der aufgrund der Größe des Skrotums unzufrieden mit den Proportionen zwischen Penis und Hodensack ist oder aufgrund seiner anatomischen Gegebenheiten Probleme in einer partnerschaftlichen Beziehung hat, sollte den Weg zu einem Arzt suchen. Primär steht eine psychosomatische Behandlung im Vordergrund, bei deren Versagen bietet die Hodensackverkleinerung eine gute Möglichkeit, wieder an Lebensqualität zu gewinnen. Voraussetzung ist, dass der Patient eine gute Allgemeinverfassung besitzt und weder an Durchblutungsstörungen, psychische Störungen, akuten oder chronischen Erkrankungen noch an akuten Infektionen oder Entzündungen im Genitalbereich leidet. Für Männer, die bereits am Hoden operiert wurden, entscheidet die individuelle Situation, ob sie noch dafür geeignet sind.

Es gibt einige Erkrankungen, die den Hodensack vergrößern können, dazu zählen ein Leistenbruch (Leistenhernie, Inguinalhernie), Krampfadern am Hodensack (Varikozele) oder ein Wasserbruch (Hydrozele), eine übermäßige Wasseransammlung im Skrotum. Diese bedürfen einer medizinischen Behandlung, aber keiner Hodensackverkleinerung. Erst wenn ihre erfolgreiche Behandlung ein zu großes hängendes Skrotum hinterlässt, bietet sich die Hodensackstraffung zur Behandlung an.

Was muss ich vor einer Hodensackverkleinerung (Hodensackstraffung) beachten?

Kläre mögliche Erkrankungen bei einem Beratungsgespräch bei Deinem Urologen ab

Setze vor einer OP bestimmte Medikamente wie Blutverdünner oder Entzündungshemmer ab

Verzichte etwa sechs Wochen vor der OP auf Nikotin und Alkohol

Achte auf eine gute Genitalhygiene und trage drei Tage vor der OP eine antibiotische Salbe im Genitalbereich auf

Vor einer Hodensackverkleinerung ist eine Untersuchung bei einem Urologen Pflicht, damit bestimmte Erkrankungen, wie beispielsweise eine Hodenatrophie, die Verkleinerung der Hoden, ausgeschlossen werden. Zu Beginn bietet der durchführende Arzt vor der Hodensackverkleinerung ein Beratungsgespräch an. Während dieses Gesprächs wird er nach akuten und chronischen Erkrankungen und einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme fragen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stehen die Wünsche und Vorstellungen des Patienten, die der Arzt durch eine Untersuchung und Dokumentation der anatomischen Gegebenheiten bewertet und die zu erwartenden ästhetischen und funktionellen Resultate sowie die verwendete Technik erklärt. Du solltest Dir genügend Zeit nehmen, bevor Du der Behandlung mit einer Unterschrift der Einwilligungserklärung zustimmst. Anschließend wird der Arzt eine Urin- und Blutuntersuchung durchführen, um Erkrankungen auszuschließen und die Blutgerinnung zu überprüfen.
 
Vor der Operation müssen bestimmte Medikamente wie Blutverdünner, Entzündungshemmer oder pflanzliche Arzneien und Nahrungsergänzungsmittel abgesetzt werden. Dies sollte natürlich nur in Absprache mit dem behandelten Arzt geschehen, damit dieser die Medikation gegebenenfalls ersetzen kann. Patienten, die an Bluthochdruck oder Diabetes leiden, sollten vor der Operation zudem gut medikamentös eingestellt sein.
Nikotin und Alkohol beeinträchtigen die Wundheilung; optimal wäre, wenn Du sechs Wochen vor und nach der Operation auf das Rauchen verzichtest und stattdessen auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achtest. Eine gute Genitalhygiene verhindert das Auftreten von Komplikationen, dafür verschreiben einige Ärzte vor der Operation eine antibiotische Salbe, die drei Tage im Genitalbereich angewendet werden soll. Fieber oder eine akute Herpesinfektion am Operationstag machen den Eingriff unmöglich, in diesem Fall muss der Termin verschoben werden.

Wie lässt sich der Hoden verkleinern?

Um den Hodensack zu verkleinern, wird die überschüssige Haut weggeschnitten und zusätzlich gestrafft, das bringt sowohl eine optische als auch praktische Veränderung mit sich. Zu Beginn wird der Arzt die Größe der zu entfernenden Haut berechnen und vor der Operation anzeichnen.

Der Eingriff erfolgt in der Regel ambulant, entweder mit einer Lokalanästhesie, im Dämmerschlaf (Sedierung) oder unter Vollnarkose. Bei Bedarf ist auch ein eintägiger stationärer Aufenthalt möglich. Der Arzt setzt einen kleinen Schnitt, der entweder halbmondförmig zwischen Hodensack und Penis erfolgt oder bei der V-Y-Plastik die Form eines Y aufweist. Anschließend schneidet der Arzt überschüssige Haut weg und strafft sie anschließend, ehe die Wunde in einem sanften Übergang zwischen Penis und Skrotum mit selbstauflösenden Fäden verschlossen wird. Eventuell kürzt der Arzt die unter der Haut liegenden Muskeln und achtet selbstverständlich darauf, die durchziehenden Blutgefäße und Nerven zu schonen. Zudem wird der Arzt auf ein harmonisches Gesamtbild von Penis und Hodensack achten. In einige Fällen wird der Arzt das Skrotum zusätzlich mit einer Naht weiter oben fixieren, um einer erneuten Erschlaffung vorzubeugen.
 
Besitzt der Patient ein Hodensegel (Palmure), wird diese penoskrotale Hautfalte entfernt; die Narbe verläuft dann in der natürlichen Mittellinie des Hodensacks, der Raphe scroti. Schon allein die Entfernung des Hodensegels zeigt einen großen optischen Effekt, der oft keiner weiteren Hodensackverkleinerung mehr bedarf. Aber natürlich ist auch eine zusätzliche Hodenstraffung bei der Entfernung des Hodensegels möglich. Erhält der Patient für die Hodensackverkleinerung eine Vollnarkose, können zudem weitere Eingriffe wie eine Penisvergrößerung, Penisverlängerung oder Beschneidung während der Operation durchgeführt werden. Nach dem Eingriff erholt sich der Patient noch einige Zeit in der Klinik, ehe er wieder nach Hause gehen kann.
 
Die Operation dauert je nach individuellen Gegebenheiten zwischen einer und zwei Stunden, deutlich kürzer wäre eine Hodensackstraffung mit Botulinumtoxin. Dabei betäubt der Arzt die Haut mit einer Betäubungscreme, ehe er das Botulinumtoxin in bestimmte Stellen injiziert. Anschließend kann der Patient die Klinik verlassen.

Welche Komplikationen können bei einer Hodensackverkleinerung auftreten?

In der Regel handelt es sich bei einer Hodensackverkleinerung um einen risikoarmen Eingriff – sowohl die Form und Gestalt des Hodensacks als auch seine Funktion der Temperaturregelung bleiben erhalten.

Auch die Hoden, die Libido und Zeugungsfähigkeit bleiben davon unbeeinträchtigt. Dennoch kann es bei jeder Operation zu unangenehmen Effekten kommen. Primär besteht immer die Möglichkeit von Allergien und Unverträglichkeiten gegen Medikamente, Anästhetika und Verbandsmaterialien, die während der Hodensackstraffung verwendet werden.
 
Der Hodensack ist gut durchblutet und von Nerven durchzogen, daher kann es im Zuge des Eingriffs zu Blutungen, Nachblutungen und einer Beeinträchtigung der Blutversorgung im Nahtbereich kommen. In seltenen Fällen kann sich die Wunde in der Heilungsphase auf bis zu drei Millimeter öffnen, dies erfordert zwar eine Behandlung, verlängert aber die Heilungsdauer nicht wesentlich. Bei jeder Operation besteht zudem die Gefahr von Infektionen, Blutergüssen, Wundheilungsstörungen und störender Narbenbildung. Nicht ganz ausgeschlossen, wenngleich kaum vorkommend, ist eine Verletzung der Samengebilde oder ein anschließend asymmetrisches Skrotum.
 
Auch eine Botulinumtoxin-Behandlung birgt gewisse Risiken, doch sind diese bei der Anwendung im Genitalbereich noch nicht so gut erforscht wie jene bei Gesichtsanwendungen. Dazu gehören Taubheitsgefühle, Schwellungen, Spannungsgefühle, blaue Flecken, Schwierigkeiten bei der Kontrolle der Blase und eventuell eine reduzierte Spermienzahl.

Worauf muss ich nach einer Hodensackverkleinerung (Hodensackstraffung) achten?

Typische Reaktionen nach dem Eingriff sind Schwellungen, Rötungen und ein auftretendes Spannungsgefühl sowie leichte Schmerzen. Bei stärkeren Schmerzen können Schmerzmittel eingesetzt werden.

Zusätzlich verschreibt der Arzt ein Antibiotikum für die ersten zehn Tage nach der Operation, um das Infektionsrisiko zu senken. Um die Heilung zu beschleunigen, hilft es, die behandelten Stellen zu kühlen und nicht zu belasten, sondern sich zu schonen. In den ersten zehn Tagen postoperativ schützt ein Verband die Genitalien, dieser sollte täglich gewechselt werden. Statt Boxershorts sind gut sitzende Unterhosen in dieser Zeit besser geeignet.
 
Bis zur vollständigen Heilung können bis zu drei Monate vergehen, viele Tätigkeiten sind aber schon wesentlich früher möglich. Nach ein bis zwei Wochen können die Patienten wieder arbeiten gehen, schwere physische Arbeit sollte aber bis zu vier Wochen nach der Operation vermieden werden. Sex und Masturbation erzeugt eine Reibung, die Reizungen und Entzündungen mit sich bringen kann, daher sollten Patienten für mindestens vier bis sechs Wochen enthaltsam leben. Auch Vollbäder, Saunagänge und Sport sollten vier bis sechs oder gar zwölf Wochen lang pausiert werden. Duschen hingegen ist sofort nach dem Eingriff wieder erlaubt. Auch auf Sonnenbäder sollten die Patienten acht Wochen lang verzichten. Bei Kontaktsportarten ist eine Pause von bis zu zwölf Wochen ratsam.
 
Der Operationsschnitt verblasst mit der Zeit, schon sechs Monate nach der Operation ist dieser kaum mehr zu sehen, wobei der Verbindungspunkt zwischen Penis und Hodensack meist eine längere Heilungsdauer besitzt. Die Narbe einer V-Y-Plastik bleibt deutlicher sichtbar. Weiterhin sollten die Betroffenen den Genuss von Alkohol und Nikotin während der Heilungsphase vermeiden und dafür ausreichend Wasser trinken. Die Verwendung von Botulinumtoxin ist weniger aufwendig, hier müssten die Patienten nur wenige Stunden auf Sex und schwere körperliche Arbeiten verzichten.

Wann ist das Ergebnis der Hodensackverkleinerung sichtbar?

Sofort nach der Operation zeigt sich der Hodensack kleiner uns straffer, das endgültige Ergebnis zeigt sich jedoch erst nach dem Abklingen von auftretenden Schwellungen nach bis zu zwei Wochen. Das Ergebnis ist dauerhafter Natur. Der Effekt nach einer Botulinumtoxin-Behandlung zeigt sich hingegen erst nach ein paar Tagen, da das Botulinumtoxin einige Zeit braucht, bis es seine volle Wirkung erzielt. Das Ergebnis ist bei dieser Methode außerdem nicht von Dauer, da der Körper das Botulinumtoxin mit der Zeit abbaut. Nach drei bis vier Monaten müsste die Behandlung erneuert werden.

Was kostet eine Hodensackverkleinerung und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die Kosten einer Hodensackverkleinerung können je nach Technik und individueller Situation sowie den Wünschen des Patienten variieren. Der Arzt klärt den Patienten im Zuge des Beratungsgesprächs genauer über die anfallenden Kosten auf, in der Regel musst Du mit Kosten ab 2.000 Euro aufwärts rechnen.

Da es sich um eine ästhetische Operation handelt, zahlt die Krankenkasse die Behandlung nicht, sie muss privat gezahlt werden. Eine Ausnahme wäre die Behandlung aufgrund starker Schmerzen, die mit anderen Behandlungsmethoden nicht gelindert werden können. Botulinumtoxin ist günstiger, die Behandlung kostet meist um die 300 Euro, muss jedoch öfters wiederholt werden. Hier würde die Krankenkasse die Behandlung nur übernehmen, wenn es der Schmerzreduktion dient, nicht aber aus ästhetischen Gründen.

 

Scrotal Rejuvenation – Cureus Journal of Medical Science (letzter Zugriff: 08.10.2021)

Reduction Scrotoplasty in 100 kg Scrotums – Indian Journal of Surgery (letzter Zugriff: 08.10.2021)

Aesthetic Scrotoplasty: Systematic Review and a Proposed Treatment Algorithm for the Management of Bothersome Scrotum in Adults – Aesthetic Plastic Surgery (letzter Zugriff: 08.10.2021)