Kreislaufprobleme

Unser Blutkreislauf versorgt alle Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Kommt es zu einer Minderversorgung des Gehirns, macht sich dies als Kreislaufprobleme mit Schwindel, Augenflimmern bis hin zur Ohnmacht bemerkbar. Selten sind ernsthafte Erkrankungen die Ursache, meist liegen die Gründe in einem zu niedrigen Blutdruck durch Bewegungsmangel, zu schnelles Aufstehen, eine unzureichende Wasseraufnahme oder körperlichen Veränderung während der Schwangerschaft.


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Kreislaufprobleme

ICD-10-GM-2020 R09
 

Was versteht die Medizin unter Kreislaufproblemen?

Der Körper wird durch das Kreislaufsystem mit Energie versorgt. Dafür ist ein bestimmter Blutdruck in den Blutgefäßen, den Arterien notwendig. Um diesen Blutdruck zu gewährleisten, gibt es verschiedene Regulationsmechanismen des Kreislaufzentrums im Gehirn. So steuert es über den Taktgeber des Herzens (Sinusknoten) den Herzschlag, kann die Weite der Blutgefäße verändern oder auch die Wasserausscheidung der Niere kontrollieren.
 
Versagen oder wirken die Regulationsmechanismen zu langsam, kommt es zu einem niedrigen Blutdruck (Hypotonie) und in weiterer Folge durch die Minderversorgung des Gehirns zu einer Kreislaufschwäche. Eine besondere Form ist die orthostatische Hypotonie, die sich auf die aufrechte Körperhaltung (Orthostase) bezieht. Dabei versagen die Regulationsmechanismen beim schnellen Aufstehen, das Blut sackt in die sich erweiternden Beinvenen.

Was ist das menschliche Kreislaufsystem und was leistet es?

Der menschliche Blutkreislauf (das Kreislaufsystem) besteht aus dem Herzen und einem Netz aus Blutgefäßen (kardiovaskuläre System). Neben der Sauerstoff- und Nährstoffverteilung transportiert der Blutkreislauf Kohlendioxid zu den Lungen, Stoffwechselabbauprodukte zu den Ausscheidungsorganen und Hormone zu den Zielorganen, verteilt die Abwehrzellen des Immunsystems und hält die Körpertemperatur aufrecht (Thermoregulation).
 
In der Diastole ziehen sich die Vorhöfe des Herzens zusammen und pressen das Blut in die Herzkammern. In der Systole ziehen sich die Herzkammern zusammen und pressen das Blut weiter in die Körpergefäße (Auswurf), während sich die Vorhöfe entspannen und das Blut nachfließt.
 
Im Herzkreislauf, dem Hochdrucksystem, fließt das sauerstoffreiche Blut vom linken Vorhof und der linken Herzkammer über die Arterien, die sich in Arteriolen und anschließen Kapillare immer feiner verzweigen, zu den Zellen der Organe, der Muskulatur und den Knochen. Die einzelnen Gewebe entnehmen den Sauerstoff und die Nährstoffe der Verdauung wie Zucker, Fette und Eiweiße, die je nach Gewebe weiterverarbeitet, verbraucht oder gespeichert werden.
 
Anschließend sammelt sich das sauerstoffarme Blut und wird über Venolen und anschließend den Venen zurück zum Herzen transportiert. Im Lungenkreislauf, dem Niedrigdrucksystem, gelangt das sauerstoffarme Blut vom rechten Vorhof und der rechten Herzkammer über die Lungenarterie zu den Lungen, wo es den Sauerstoff aufnimmt. Von dort wird es über die Vene wieder dem Herzen zugeführt.
 

Wie sehen die Symptome von Kreislaufproblemen aus?

Akute Kreislaufprobleme äußern sich vor allem mit Flimmern bis Schwarzwerden vor den Augen, Ohrensausen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheit, Benommenheit bis hin zur Ohnmacht. Auch weiche Knie, Herzrasen, Schweißausbrüche, Blässe, sowie Übelkeit kommen vor. Einige Menschen leiden während den Kreislaufproblemen an einem erhöhten Kälteempfinden, Frösteln und Zittern.
 
Daneben leiden Betroffene eines dauerhaften niedrigen Blutdruck oft an kalten Händen und Füßen, Schwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebsschwäche, Ein- und Durchschlafstörungen und besitzen ein höheres Schlafbedürfnis. Daneben zeigen sie eine erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, Appetitlosigkeit und mitunter depressiven Verstimmungen. Wetterfühlige Menschen reagieren auch mit Kopfschmerzen und Migräne.
 

Welche Ursachen haben Kreislaufprobleme?

Oft liegt eine Funktionsstörung der Regulationsmechanismen und ein damit einhergehender niedriger Blutdruck zugrunde, in seltenen Fällen ist dieser genetisch bedingt.
 
Verschiedene Grunderkrankungen können sich aber auch auf den Kreislauf auswirken.  Dazu gehören Herz- oder Gefäßerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Herzschwäche aber auch Venenerkrankungen und Krampfadern. Liegt ein erhöhter Blutdruck vor, kann das Absinken auf einen normalen Wert ebenfalls Kreislaufprobleme mit sich bringen.
 
Erkrankungen des Nervensystems, wie eine Fehlsteuerung des vegetativen Nervensystems, vor allem des zehnten Gehirnnervs (nervus vagus), Multiple Sklerose, Parkinson, aber auch Schlaganfälle, oder Diabetes können Kreislaufprobleme verursachen.
 
Daneben können Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder eine Lungenembolie, Nierenerkrankungen wie Niereninsuffizienz und hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion mit einer Kreislaufschwäche einhergehen.
 
Starkes Erbrechen, Durchfall, Vergiftungen, Verletzungen mit großem Blutverlust, kräftezehrende Erkrankungen und starke Schmerzen sowie Unterkühlung, Unterernährung und Essstörungen verursachen auch oft Kreislaufprobleme. Bestimmte Medikamente wie Betablocker, Diuretika oder Psychopharmaka, können den Blutdruck senken.
 

Welche Risikofaktoren begünstigen Kreislaufprobleme?

Mangelnde Bewegung, Bettlägerigkeit und häufiges Sitzen in angenehm klimatisierten Räumen schwächt und verlangsamt das Kreislaufsystem. Dann können kleine Belastungen wie das Wetter, Luftdruck- und Temperaturschwankungen oder warmer Südwind (Föhn) eine Kreislaufschwäche auslösen.
 
Auch Operationen, rasches Aufstehen oder langes Stehen, vor allen in einer Menschenmenge, erhöhen das Risiko Kreislaufprobleme zu bekommen. Überanstrengungen beim Sport sind jedoch ebenso schlecht für den Kreislauf.
 
Im Sommer weiten sich die Blutgefäße, um Wärme abzutransportieren, zusätzlich geht durch Schweiß Wasser verloren, was sich schlecht auf den Kreislauf auswirkt. Ältere Menschen, die oft weniger Durst verspüren, sind gefährdeter ihr Blut durch zu wenig trinken einzudicken. Eine ungesunde Ernährung, üppiges Essen im Sommer sowie Nikotin und Alkohol belasten das Kreislaufsystem ebenfalls. Auch Stress und psychische Belastungen könne  sich negativ auswirken.
 
In der Schwangerschaft kommt es vor allem während den ersten sechs Monaten zu Veränderungen, die den Kreislauf belasten können. Durch das Hormon Progesteron steigt das Blutvolumen an, dadurch steigt die Herzfrequenz, da das Herz mehr leisten muss. Die Muskulatur entspannt sich und die Blutgefäße weiten sich. All das führt zu einem niedrigeren Blutdruck.
 

Wann sollte ich zum Arzt gehen?

Obwohl Kreislaufprobleme oft harmlos sind, können schwere Erkrankungen zugrunde liegen. Daher ist eine Arztkontrolle sinnvoll, vor allem wenn Du häufiger von Kreislaufschwäche betroffen bist. Besonders bei regelmäßigen und sehr schweren Kreislaufproblemen mit plötzlicher Ohnmacht solltest Du einen Arzt aufsuchen.
 
Besteht dauerhaft ein niedriger Blutdruck von unter 100 mmHg, sollte dieser abgeklärt werden, da eine unzureichende Durchblutung dem Herzen, Gehirn oder anderen Organe dauerhafte schaden kann.
 

Wie diagnostiziert der Arzt Kreislaufprobleme und deren Ursache?

Anfangs wird der Arzt in einem Gespräch Fragen über die Beschwerden, eventuelle Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen stellen. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, in der der Arzt den Blutdruck und den Puls misst. Diese hat als einmalige Messung aber nur bedingte Aussagekraft.
 
Bei Verdacht auf eine orthostatische Regulationsstörungen kommt der Schellong-Test zur Anwendung. Hierbei misst der Arzt den Blutdruck und die Herzfrequenz alle 30 bis 60 Sekunden im Liegen, sofort nach dem Aufstehen und schließlich nach orthostatischer Belastung wie Kniebeugen. Alternativ dazu erfolgt beim Kipptisch-Test die Messung im Liegen auf einem schwenkbaren Tisch. Oft schließt der Arzt Herzkrankheiten mittels EKG (Elektrokardiografie)aus.
 
Je nach Verdacht kann der Arzt noch weitreichendere Untersuchungen anordnen, wie eine Langzeitblutdruckmessung über mindestens 24 Stunden, Blutuntersuchung, Nierenanalyse, Echokardiografie, Herzkatheter-Untersuchung, Ultraschalluntersuchung des Herzens oder ein Belastungs-EKG. Mittels Pulsoximetrie lässt sich die Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes untersuchen, ein EEG (Elektroenzephalografie) untersucht die elektrische Aktivität des Gehirns.

Wie behandelt der Arzt Kreislaufprobleme?

Kreislaufprobleme an sich sind nicht behandlungsbedürftig und können mit einigen Verhaltensänderungen erheblich verbessert werden. Liegen Erkrankungen zugrunde, bessert sich eine Kreislaufschwäche mit der Behandlung der Grunderkrankung.
 
Schränken die Kreislaufprobleme erheblich den Alltag oder die Lebensqualität ein, oder besteht die Gefahr von ernsthaften Verletzungen aufgrund von Stürzen, kann der Arzt blutdrucksteigernde Medikamente (Antihypotonika) verschreiben.
 

Was kann ich selbst bei Kreislaufproblemen tun?

Bei einer akuten Kreislaufschwäche hilft es, sich hinzulegen, eventuell zuzudecken und die Beine hochzulagern. So fließt das Blut in die Körpermitte. Auch wenn der Schwindel nachgelassen hat, solltest Du zuerst sitzen und langsam aufstehen.
 
Zudem hilft viel trinken, am besten Wasser, verdünnte Säfte oder Kräutertees. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee haben nur einen kurzfristigen Effekt. Auch Menthol, Weißdorn oder Kampfer können, als Tropfen auf einem Stück Würfelzucker, schnelle Linderung verschaffen. Alternativ kann eine Salzbrezel, Tasse Boullion oder auch eine Handvoll Walnüsse helfen. Ein kalter Waschlappen am Hals verengt die Gefäße und steigert so den Blutdruck.
 

Wie kann ich Kreislaufproblemen vorbeugen?

Das wichtigste ist Bewegung, nur ein kontinuierliches Training hält den Kreislauf reaktionsschnell. Dazu gehört Sport, wie Radfahren, Schwimmen, Joggen aber auch Yoga. Allerdings solltest Du Dich nicht überanstrengend und langsam stoppen (Auslaufen, cool down). Eine halbe Stunde Bewegung an der frischen Luft unabhängig vom Wetter kann zudem die Wetterfühligkeit reduzieren.
 
Um den Kreislauf zu trainieren, eignen sich auch Wechselduschen, warmes und kaltes Wasser abwechselnd und mit kaltem Wasser beenden. Alternativ bieten sich auch einmal bis zweimal pro Woche Saunagänge mit anschließendem Kaltwasserbecken an. Warme Bäder belasten den Kreislauf, diese sollten nicht über 37 Grad warm sein und nicht  länger als zehn bis 15 Minuten dauern. Bürstenmassagen von den Füßen beginnend in Richtung des Herzens fördern die Durchblutung und stärken den Kreislauf.
 
Kneipp-Anwendungen, homöopathische Mittel oder Akupressur, bei der durch klopfen, drücken oder massieren bestimmte Akupressurpunkte aktiviert werden, können ebenfalls Kreislaufprobleme reduzieren. Diese sollten aber in Absprache mit Deinem Arzt stattfinden.
 
Viel Wasser trinken und eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Vitamin- und Mineralienzufuhr sind auch für den Kreislauf wichtig. Besonders bei Erbrechen, Durchfall oder gefährdeten Personen, wie älteren Menschen oder Kindern, sollte auf eine ausreichende Wasserzufuhr geachtet werden.
 
Auf Alkohol und Nikotin solltest Du verzichten. Bei gesunden Personen kann die Erhöhung der Salzmenge die Blutmenge erhöhen, doch sollte dies nach Rücksprache mit dem Arzt geschehen. Einige Tees oder andere Getränke wirken sich ebenfalls positiv aus, unter anderem Salbei- oder Rosmarintee, grüner Tee oder Tees aus Mistel, Weißdorn oder Mate. Auch Pfefferminze in aromatisierter Milch kann eine Kreislaufschwäche vorbeugen.
 
Situationen, die den Kreislauf belasten, wie langes Stehen oder ein langer Aufenthalt in einer größeren Menschenmenge, solltest Du so gut wie möglich umgehen. Ein längerer Aufenthalt in der prallen Sonne kann zu Hitzschlag oder Sonnenstich führen, die sich in Kreislaufproblemen äußern. In der Übergangszeit hilft das Zwiebelprinzip, bei welcher Du mehrere Schichten von Kleidung übereinander anziehst. Je nach Temperatur kannst Du so die einzelnen Schichten leichter ausziehen und Du bist nicht zu warm angezogen.
 
Langsames Aufstehen und davor Sitzen hilft, eine orthostatische Kreislaufschwäche zu verhindern. Davor können Übungen wie die Muskelpumpe, bei der Du Deine Faust öffnest und wieder schließt und die Waden abwechselnd anspannst und wieder entspannst, den Kreislauf anregen. Kompressionsstrümpfe können verhindern, dass zu viel Blut in die Beinvenen fließt, was sich ebenfalls positiv auswirken kann.
 
Ausreichende Erholung und Schlaf fördern die Gesundheit. Erfolgt der Schlaf mit erhöhtem Oberkörper, vermindert sich die Wasserausscheidung der Niere und verhindert so ein Eindicken des Blutes.

Was kostet die Behandlung von Kreislaufproblemen?

Die Kosten richten sich nach Art der Behandlung und sind individuell verschieden. Normalerweise ist keine Behandlung notwendig. Liegt allerdings eine Grunderkrankung vor, welche die Kreislaufprobleme verursacht, dann kann es sein, dass bei dieser Behandlung Kosten anfallen.
 

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von Kreislaufproblemen?

Vom Arzt verschriebene Medikamente werden von der Krankenkasse übernommen, doch bleibt meist ein Selbstbehalt, den Du leisten musst. Akupressur kann unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse zum Teil refundiert werden. Notwendig dafür ist eine Verordnung eines Arztes. Homöopathie wird von der Krankenkasse nicht bezahlt.