Arzneimittelexanthem

Ein Hautausschlag kann auf vielerlei Ursachen zurückzuführen sein. Wenn er jedoch in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme eines neuen Medikaments auftritt, so kann dies ein Anzeichen für ein Arzneimittelexanthem sein. Darunter verstehen wir eine allergische oder pseudoallergische Hautreaktion auf einen bestimmten Wirk- oder Inhaltsstoff eines Medikaments. Wie dieser aussieht, was Du beachten solltest und wie Du einem erneuten Arzneimittelexanthem vorbeugen kannst, erfährst Du im nachstehenden Beitrag.


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Arzneimittelexanthem

Was ist ein Arzneimittelexanthem?

Unter einem Arzneimittelexanthem verstehen wir eine allergische oder pseudoallergische Hautreaktion auf ein bestimmtes Medikament – genauer gesagt auf den Wirkstoff des Medikaments oder einen hinzugefügten Inhaltsstoff. Dabei handelt es sich um einen allergisch oder pseudoallergisch bedingten Hautausschlag, der durch ein innerlich oder äußerlich angewendetes Medikament entstehen kann. Aus diesem Grund bezeichnen wir das Exanthem auch oft als „Medikamentenausschlag“. Das Arzneimittelexanthem zählt zu den häufigsten Arzneimittelnebenwirkungen.
 
Die allergische Reaktion auf den Medikamentenwirkstoff kann entweder gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt (=generalisierte Form) oder auch nur an bestimmten Körperstellen (=lokalisierte Form) auftreten. Den wichtigsten Hinweis darauf, ob es sich tatsächlich um ein Arzneimittelexanthem handelt, stellt der zeitliche Zusammenhang zwischen der Anwendung des Medikaments und dem Auftreten des Hautausschlags dar. In den meisten Fällen bilden sich die Symptome eines Arzneimittelexanthems nach dem Absetzen des Medikaments ohne bleibende Schäden innerhalb weniger Tage wieder zurück. Bei schweren allergischen Reaktionen und solchen, die den ganzen Körper betreffen, ist unbedingt ärztliche Hilfe notwendig.

Wie häufig sind Allergien gegen Medikamente?

Wenn Arzneimittel, die Du entweder zur Prophylaxe (=Vorbeugung) oder zur Therapie und in den üblichen Dosierungen einnimmst, bei Dir zu einer krankmachenden beziehungsweise einer unerwünschten Reaktion führen, sprechen wir von einer Arzneimittelunverträglichkeit. Rund 80 Prozent der Medikamentenallergien sind vorhersehbar und auf die normale pharmakologische Toxizität des Wirkstoffs zurückzuführen. Bei den weiteren 20 Prozent handelt es sich um individuelle Überempfindlichkeiten gegenüber den im Medikament enthaltenen Wirkstoffen, die nur bei besonders allergisch-geprägten Personen auftreten, die demnach auch oft einen schwereren Verlauf haben können. Das Arzneimittelexanthem ist die häufigste Form einer Nebenwirkung auf Medikamente (15 Prozent aller Nebenwirkung sind Hautausschläge).
 
Zur tatsächlichen Häufigkeit von Arzneimittel-Allergien beziehungsweise -Unverträglichkeiten gibt es bislang nur wenige Studien. Forscher vermuten jedoch, dass ungefähr sieben von hundert Menschen in der Bevölkerung auf ein Arzneimittel mit einer allgemeinen allergischen Reaktion reagieren. Außerdem gehen sie davon aus, dass in etwa zehn bis 20 Prozent aller Patienten in Krankenhäusern und ein bis fünf Prozent aller Patienten in allgemeinmedizinischen Praxen nach einer medikamentösen Therapie irgendeine Art von Nebenwirkung aufweisen.
 
Allergien auf Medikamente können sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten, wobei Frauen etwas häufiger von Hautreaktionen, die auf Medikamente zurückzuführen sind, betroffen sind. Außerdem steigt das Risiko, je älter die Patienten sind und je mehr Medikamente sie einnehmen, eine Nebenwirkung oder Wechselwirkung durchzumachen.

Welche Formen von Arzneimittelexanthem gibt es?

Im Großen und Ganzen lässt sich die allergische Reaktion auf den Medikamentenwirkstoff in zwei Formen der Erscheinung unterteilen – die generalisierte und die lokalisierte Form. Das Arzneimittelexanthem kann entweder gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt (=generalisierte Form) oder auch nur an bestimmten Körperstellen (=lokalisierte Form) auftreten. Darüber hinaus unterscheiden wir noch zwischen mehreren Sonderformen des medikamentenbedingten Hautausschlags.

Das sogenannte fixe Arzneimittelexanthem entwickelt sich 30 Minuten bis acht Stunden nach der Einnahme eines Medikaments in der Nähe von Gelenken oder auf Schleimhäuten. Dabei bilden sich einzelne oder mehrere münzgroße rötliche Flecken, die jedoch nicht schmerzvoll sind. Nach dem Absetzen des Medikaments, das das Exanthem verursacht, bleiben diese Flecken oft noch für mehrere Monate oder sogar Jahre bestehen, wobei sie sich in vielen Fällen dunkelbraun verfärben. Dieses fixe Arzneimittelexanthem entsteht zum Beispiel durch die Einnahme von Antibiotika vom Typ Tetrazykline oder durch Beruhigungs- und Schlafmittel (=Barbiturate).

Weiter unterscheiden wir das sogenannte toxische Pustoloderm (=akute generalisierte exanthemische Pustulose beziehungsweise AGEP genannt). Dabei tritt ein Hautausschlag auf, der rot verfärbt und mit Pusteln besetzt ist. Er kann vom Aussehen her einer Schuppenflechte ähneln und kann gegebenenfalls brennen oder jucken. Typischerweise entwickeln sich diese Pusteln in den Beugen (zum Beispiel Knie- oder Armbeuge) sowie in den Zwischenfinger- und Zwischenzehenräumen.

Eine weitere Sonderform des Arzneimittelexanthems ist die Erythrodermie, deren Ursache jedoch häufiger verschiedene Hauterkrankungen sind und eher seltener eine Arzneimittelallergie. Bei einer Erythrodermie ist die ganze Haut am Körper gerötet und darüber hinaus können Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellungen und ein schlechtes Allgemeinbefinden auftreten. Da in extremen Fällen sogar Lebensgefahr bestehen kann, ist es unbedingt notwendig, in jedem Fall ärztliche Hilfe hinzuziehen.

Darüber hinaus gibt es eine weitere, eher seltene Arzneimittelreaktion namens DRESS-Syndrom (=Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms), die eine bis acht Wochen nach Anwendung des auslösenden Medikaments auftritt. Dabei bildet sich ein flächiger Hautausschlag, der oft von Entzündungen in den Nieren, der Leber, der Schilddrüse, den Blutzellen oder dem Nervengewebe erscheint. Meist treten auch Symptome wie hohes Fieber und Gesichtsschwellungen auf.

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Was ist ein Erythema exsudativum multiforme?

Das Erythema exsudativum multiforme ist eine Sonderform des Arzneimittelexanthems, bei der es zu einer plötzlich auftretenden, kreisförmigen, nässenden und hellroten Hautreaktion, begleitet von allgemeinem Unwohlsein, kommt. Neben bestimmten Medikamentenwirkstoffen kann das Erythema exsudativum multiforme auch durch diverse Infektionen entstehen. Das Exanthem zeigt sich meist an den Streckseiten der Hände und der Arme, manchmal aber auch an den Schleimhäuten. Die stärksten Ausprägungen des Erythema exsudativum multiforme sind die Toxische Epidermale Nekrolyse (TEN/Lyell-Syndrom, mehr als 30 Prozent der Haut betroffen) und das Steven-Johnson-Syndrom (SJS, unter zehn Prozent der Haut betroffen). Dabei lösen sich unter Umständen große Hautareale ab, die infolgedessen absterben. Die Hautveränderung ähnelt in etwa einer Verbrennung zweiten Grades, wobei auch die Schleimhaut betroffen ist (inklusive der Bindehaut des Auges). Außerdem können auch Symptome an Leber, Darm, Lunge auftreten und Fieber einsetzen. Beide Formen des Erythema exsudativum multiforme treten jedoch selten auf.

Was sind die Symptome bei einem Arzneimittelexanthem?

Ein Arzneimittelexanthem kann an fast allen Stellen des Körpers auftreten – sogar im Bereich der Schleimhäute. In den meisten Fällen ist jedoch ein Auftreten an den Extremitäten (an den Armen und/oder Beinen) sowie am Körperstamm (Brust, Bauch, Rücken) typisch.

Der Hautausschlag kann sich aber auch vom Rumpf her ausbreiten, beziehungsweise sich in anderen Fällen wiederum von den Extremitäten ausgehend auf den Körperstamm ausdehnen.
 
Das Arzneimittelexanthem kann vom Aussehen her viele Gestalten und Ausprägungen haben. Meistens tritt eine rötliche Erhebung auf, die oft einem Mückenstich ähnelt. Auch sogenannte Quaddeln (=Urtikaria) sind ein häufiges Symptom, das im Falle eines Arzneimittelexanthems eintritt, sowie teilweise große Blasen, die platzen können (bullöse Form). Der Ausschlag ist also oft gerötet, kann jucken und es kann zu Schwellungen und Blasen kommen. Im Prinzip lässt sich das Arzneimittelexanthem mit dem für Masern typischen großfleckigen Ausschlag, mit dem bei Röteln vorkommenden kleinfleckigen Ausschlag oder auch mit den Hautveränderungen bei Scharlach oder Syphilis verwechseln, weshalb große Vorsicht bei der Unterscheidung und Diagnose geboten ist.

An der Art des Ausschlags lässt sich also vorerst nicht sicher erkennen, ob es sich um ein Arzneimittelexanthem handelt oder eben um eine andere Form des Hautausschlags. Darüber hinaus kann der Medikamentenausschlag auch unterschiedlich heftig ausfallen – während er bei einer Person großflächig auftritt, kann er bei einer anderen Person wiederum nur leicht und kleinflächig erscheinen. In ganz schweren, aber auch eher seltenen Fällen kann sich die Haut auch großflächig ablösen und absterben (wie zum Beispiel bei einer toxischen Epidermalen Nekrolyse oder beim Steven-Johnson-Syndrom).
 
Weitere Symptome, die in ernsteren Fällen im Zusammenhang mit dem Arzneimittelexanthem auftreten können, können neben der Überreaktion des Immunsystems so weitreichend sein, dass sich zu den Hautveränderungen auch Symptome gesellen, die ein ganzes Organsystem oder den ganzen Körper betreffen (systemische Symptome). Dazu gehören unter anderem Durchfall, Übelkeit, Erbrechen oder Schleimhautschwellungen im Mund und Rachen sowie Schwellungen der Lymphknoten. Gelegentlich tritt auch Fieber ein sowie ein mehr oder weniger ausgeprägtes Krankheitsgefühl beziehungsweise und Unwohlsein. Bei einer sehr schweren allergischen Reaktion ist auch das Herz-Kreislauf-System betroffen, wobei schwerwiegende Symptome auftreten können oder es zu einem potenziell lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen kann.

Wie lange dauert eine allergische Reaktion auf Medikamente?

Die Hautveränderungen treten nach dem ersten Einnehmen des auslösenden Medikaments meist zwischen dem siebten und zwölften Tag auf. Wenn Du jedoch das auslösende Arzneimittel wiederholt einnimmst, so kann das Arzneimittelexanthem bereits innerhalb von 48 Stunden auftreten. In den meisten Fällen verschwindet das Arzneimittelexanthem nach dem Absetzen des hervorrufenden Medikaments ohne bleibende Schäden innerhalb weniger Tage. Dies kann aber auch Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Im Prinzip ist es abhängig davon, von welcher Art des Arzneimittelexanthems der Patient betroffen ist. Das sogenannte fixe Arzneimittelexanthem kann Jahre bestehen bleiben, während ein allergisch bedingtes Arzneimittelexanthem nach einigen Tagen oder Wochen wieder von selbst zurückgeht. Außerdem beeinflusst die Hypersensitivitätsreaktion die Dauer der Hautausschlagsbeschwerden, denn wenn diese sehr stark ist, kann die Abheilung bis zu sechs Wochen oder noch länger andauern.

Was sind die Ursachen für ein Arzneimittelexanthem?

In den meisten Fällen handelt es sich bei einem Arzneimittelexanthem um eine allergische Reaktion auf ein Medikament, demnach ist es also allergisch bedingt. In selteneren Fällen liegt die Ursache in einer sogenannten Pseudoallergie.
 
Beim allergisch bedingten Arzneimittelexanthem betrachtet das Immunsystem ein Medikament als einen gefährlichen Fremdstoff und reagiert deshalb allergisch auf die Einnahme des Arzneimittels. Meist handelt es sich hierbei um eine allergische Reaktion vom verzögerten Typ beziehungsweise Spättyp (Typ IV). Diese Reaktion vermittelt der Körper mithilfe von T-Lymphozyten, die Allergiesymptome setzen somit erst verzögert ein. Beim ersten Kontakt mit einem neuen Medikament dauert dies meist mehrere Stunden, manchmal sogar Tage, bis sich das Arzneimittelexanthem entwickelt. In manchen Fällen tritt der Ausschlag erst nach Wochen auf oder erst nach dem Absetzen des Medikaments. Verwendet der Betroffene das Arzneimittel irgendwann erneut, so treten die Hautreaktionen in der Regel früher ein, meist schon nach sechs bis 48 Stunden, und können gegebenenfalls einen schweren Verlauf einnehmen.
 
Allerdings ist zu beachten, dass nicht immer bereits der erste Kontakt mit dem Medikament eine Sensibilisierung, also die Entwicklung einer Abwehrreaktion des Immunsystems, auslöst. Es kann auch passieren, dass der Patient das Medikament erst einige Male problemlos anwenden kann, bis das Immunsystem plötzlich anfängt, auf den Wirkstoff allergisch zu reagieren. In dieser Hinsicht gibt es einige Risikofaktoren, die allergische Reaktionen auf Medikamente, etwa in Form eines allergisch bedingten Arzneimittelexanthems, begünstigen. Dazu gehören das weibliche Geschlecht, das Alter (häufiger zwischen 20 und 49 Jahren), eine unregelmäßige Einnahme des Medikaments, eine plötzliche Steigerung der Medikamentendosis, ein gleichzeitiges Auftreten eines Virusinfekts (wie zum Beispiel Herpes), diverse Störungen des Immunsystems (zum Beispiel eine Autoimmunerkrankung) sowie Krebs-Erkrankungen.
 


 
Beim pseudoallergisch bedingten Arzneimittelexanthem kann sich das Arzneimittelexanthem auch ohne allergische Reaktion des Immunsystems entwickeln. Zum Beispiel können Kortison-Präparate einen Akne-ähnlichen Ausschlag hervorrufen, den wir dann als pseudoallergisch einstufen. Das Gleiche gilt für Medikamente mit Lithium, die bei bestimmten psychischen Erkrankungen zum Einsatz kommen (zum Beispiel Medikamente bei der Therapie von manisch-depressiven Phasen). Manche Medikamente, wie zum Beispiel bestimmte Mittel gegen Psychosen (=Neuroleptika) sowie einige Antibiotika (wie Tetrazykline) machen die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlen. Aus diesem Grund kann die Haut während der Behandlung unter der Einwirkung von Sonnenlicht oder im Solarium schmerzhaft erröten (=phototoxische Reaktion) oder sogar allergisch reagieren (=photoallergische Reaktion).

Welche Medikamente können eine Allergie auslösen?

Die häufigste Ursache für das Arzneimittelexanthem ist die Einnahme von Antibiotika, vor allem von Penicillinen. Beispielsweise kann sich unter der Behandlung mit Ampicillin ein pseudoallergischer Ausschlag entwickeln, den wir dem Namen nach als Ampicillinexanthem bezeichnen.

Zudem können zum Beispiel entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der Nicht-Steroidalen-Antirheumatika (NSAR wie Acetylsalicylsäure ASS, Ibuprofen oder Diclofenac) sowie Epilepsie- und Gichtmedikamente eine allergische Reaktion hervorrufen.
In den meisten Fällen ist es der Medikamentenwirkstoff selbst, der für ein Arzneimittelexanthem verantwortlich ist, seltener sind es Inhalts- und Hilfsstoffe, die dem Medikament beigefügt werden. Dabei können unterschiedliche Konservierungsmittel, Geschmacks-, Farb- oder Füllstoffe der Auslöser des Hautausschlags sein.

Wie wird ein Arzneimittelexanthem diagnostiziert?

Wenn sich bei Dir ein unklarer Hautausschlag entwickelt, und das vor allem kurz nach der Einnahme eines neuen Medikaments, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen. In so einem Fall sollte Dein Hausarzt die erste Anlaufstelle sein, gegebenenfalls aber auch der Arzt, der Dir das betreffende Medikament verschrieben hat. Aber auch ein Facharzt für Hauterkrankungen, also ein Dermatologe, ist ein geeigneter Ansprechpartner, der Dir auf jeden Fall weiterhelfen kann.

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Als Erstes kommt es zu einem ausführlichen Gespräch, während dem der Arzt wichtige Hintergrundinformationen zu Deiner Krankengeschichte (=Anamnese) erfragt. Dabei erkundigt er sich danach, welche rezeptpflichtigen und rezeptfreien Medikamente Du gerade einnimmst oder vor Kurzem eingenommen hast, ob es sich dabei um ein neues Präparat handelt, welche Hautreaktion sich entwickelt hat, ob weitere Symptome wie Juckreiz oder Allgemeinbeschwerden aufgetreten sind, beziehungsweise, ob Du jemals oder jemand aus Deiner Familie bereits unerwünschte Reaktionen auf ein Medikament hatte. Diese Fragen sind für den Arzt unabdingbar, da er nur so feststellen und klären kann, ob der Ausschlag tatsächlich im Zusammenhang mit einer Medikamenteneinnahme erschienen ist oder es sich um eine Vielzahl von anderen Hauterkrankungen handelt. In diesem Sinne muss sich der behandelnde Arzt den Hautausschlag auch genauer anschauen und ihn begutachten.
 
Meist reichen bereits die Informationen aus dem Anamnesegespräch und der Blick auf den Ausschlag aus, um feststellen zu können, dass es sich um ein Arzneimittelexanthem handelt. Wenn Dir der Arzt empfiehlt, das vermutete Medikament abzusetzen und sich der Ausschlag daraufhin tatsächlich verbessert, so erhärtet dies den Verdacht auf ein Arzneimittelexanthem umso mehr.

Sollte sich der behandelnde Arzt dennoch nicht sicher sein, so stehen ihm genaue Hauttests zur Verfügung, die er zum Nachweis des Auslösers durchführen kann. Hierbei sprechen wir von sogenannten Epikutantests. Dabei bringt der Arzt eine kleine Menge jener Substanz auf die Haut des Patienten auf, hinter der er die Ursache des Arzneimittelexanthems vermutet. Eine resultierende Überempfindlichkeitsreaktion der Haut an der betroffenen Stelle bestätigt zumeist den Verdacht eines allergisch bedingten Arzneimittelexanthems.
 
Außerdem kann der Arzt auch einen sogenannten Lymphozytentransformationstest (LTT) machen. Diese Art des Allergietests findet in vitro, also im Reagenzglas, statt. Dabei sucht der Mediziner in einer Blutprobe des Patienten nach spezifischen Immunzellen, den T-Lymphozyten, die sich gegen den vermuteten Auslöser des Ausschlags gebildet haben.
 
In unklaren Fällen kann in manchen Fällen auch ein Provokationstest sinnvoll sein. Im Rahmen diesen Tests verabreicht der Arzt dem Patienten gezielt das im Verdacht stehende Medikament, um zu schauen, wie er darauf reagiert. Da dies aber unter Umständen sehr gefährlich sein kann, da der Patient eine schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktion entwickeln kann, darf der Provokationstest nur unter ärztlicher Aufsicht und Überwachung stattfinden

Wie lässt sich ein Arzneimittelexanthem behandeln?

Der erste Schritt in der Behandlung eines Arzneimittelexanthems sollte das umgehende Absetzen des vermutlich auslösenden Medikaments sein. Dies sollte allerdings nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen, da der Arzt gegebenenfalls auch sagen kann, dass er kein Absetzen empfiehlt, wenn das Arzneimittelexanthem zum Beispiel nur sehr leicht ausgeprägt ist.

Meistens verordnet der behandelnde Arzt aber ein Ersatzmedikament, wobei er mögliche Kreuzreaktionen beachten muss (vor allem bei Antibiotika), da der Patient auf ein Ersatzpräparat, das dem ersten Medikament chemisch ähnlich ist, ebenfalls empfindlich reagieren kann.
 
Wenn das Arzneimittelexanthem lokal begrenzt ist und juckt, kann oft bereits eine Salbe mit einem Antihistaminikum oder Kortison ausreichende Abhilfe schaffen. In schwereren Fällen kommen Kortison oder Antihistaminika auch als Tablette oder als Infusion zum Einsatz. In besonders schweren Fällen kann der Arzt eine Infusion von Immunglobulinen erwägen.
 
Wenn ein Verdacht besteht, dass sich die durch das Arzneimittelexanthem vorgeschädigte Haut mit Bakterien infiziert hat, sollte der Arzt dem Patienten unbedingt Antibiotika verschreiben. Sollten sich die Bakterien nämlich bis ins Gewebe ausbreiten, können sie in schweren Fällen bis ins Blut gelangen, wodurch die Gefahr einer Blutvergiftung, also einer Sepsis, besteht. Darüber hinaus gibt es Sonderformen des Arzneimittelexanthems, die eine intensivmedizinische Behandlung und Überwachung notwendig machen. Dazu gehören die toxisch epidermale Nekrolyse und das Steven-Johnson-Syndrom. Bei beiden Varianten des Arzneimittelexanthems handelt es sich um lebensbedrohliche Verläufe, die der Arzt unbedingt medikamentös behandeln muss und der Patient unter Überwachung stehen muss.

In seltenen Fällen kann der Arzt im Rahmen einer Therapie eine sogenannte Hyposensibilisierung durchführen. Dabei verabreicht er dem Patienten kleine Mengen des vermuteten Auslösers, um das Immunsystem an das Allergen zu gewöhnen. Bei der klassischen Methode spritzt der Arzt dem Betroffenen monatlich einen Allergenextrakt in das Fettgewebe am Oberarm. Danach muss der Patient noch eine gewisse Zeit lang in der Praxis bleiben, damit ihn der Arzt beziehungsweise das medizinische Personal überwachen kann und im Falle einer schweren allergischen Reaktion eingreifen kann. Mit jeder weiteren Sitzung erhöht der Arzt die Allergendosis, sodass sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnt und die übertriebenen Reaktionen nach dem Kontakt mit dem Allergen nachlassen.

Was kann ich selbst bei einem Arzneimittelexanthem tun?

Wenn Du bereits einmal unter einem Arzneimittelexanthem gelitten hast, solltest Du Dir unbedingt den Namen des auslösenden Medikaments notieren und zum Beispiel in der Brieftasche mitführen, um Ärzte im Falle einer erneuten Behandlung auf das Arzneimittel sofort aufmerksam machen zu können.

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So weiß der Arzt sofort, dass er ein anderes Medikament verschreiben soll. Denn bei einer erneuten Gabe des auslösenden Arzneimittels kann die allergische Reaktion sogar heftiger als beim ersten Mal verlaufen. Was Du selbst also tun kannst, ist vor allem das auslösende Medikament zu meiden. Falls dies der Arzt nicht ohnehin schon selbst vorschlägt, solltest Du ihn bitten, Dir einen Allergiepass auszustellen, in dem er das auslösende Medikament angibt und Dich über den Auslöser und mögliche Kreuzreaktionen aufzuklären.

Wie ist die Prognose bei einem Arzneimittelexanthem?

In den meisten Fällen bildet sich das Arzneimittelexanthem nach dem Absetzen des auslösenden Medikaments innerhalb weniger Tage wieder zurück und hinterlässt keine bleibenden Schäden. Eine Ausnahme stellt das fixe Arzneimittelexanthem dar, bei dem es meist zu einer Verfärbung der Haut kommt, die jahrelang andauern kann, sowie schwere Verläufe eines Arzneimittelexanthems, bei denen es auch zu Schleimhautverklebungen kommen kann.
 
In seltenen Fällen, wie zum Beispiel beim Steven-Johnson-Syndrom oder bei der toxisch epidermalen Nekrolyse, kann der Verlauf sogar tödlich enden. Ursache dafür ist meist eine Infektion, die sich über die geschädigte Haut in die Blutbahn ausbreitet und eine Blutvergiftung verursacht (Sepsis).

Kann ich einem Arzneimittelexanthem vorbeugen?

Wirklich vorbeugen lässt sich einem Arzneimittelexanthem leider nicht, da der Körper im Prinzip gegen sämtliche Stoffe, die Du ihm verabreichst, eine Allergie entwickeln kann. Solltest Du jedoch bereits bekannte Allergien auf bestimmte Medikamente oder Inhaltsstoffe haben, so solltest Du Dir von Deinem Arzt einen Allergiepass ausstellen lassen. Außerdem solltest Du stets den Namen des auslösenden Medikaments kennen beziehungsweise zum Beispiel in Deiner Brieftasche mittragen, damit Du im Falle einer erneuten Behandlung dem Arzt das Arzneimittel, das bei Dir eine allergische Reaktion hervorruft, nennen kannst. So kannst Du einer erneuten Gabe vorbeugen, bei der die Reaktion meist viel heftiger verlaufen kann als beim ersten Mal. Informiere Deinen Arzt also stets über Deine Allergien gegen einen konkreten Wirkstoff, wenn er Dir ein neues Medikament verschreibt. Solltest Du mehrere Medikamente zugleich einnehmen, kannst Du Deinen Arzt bitten, Dir einen Medikationsplan zu erstellen, der Dir die Übersicht über Deine Einnahmen und vor allem die Einnahmezeiten erleichtert. Auf diese Weise kannst Du ungewünschten Neben- und Wechselwirkungen etwas entgegenwirken.
 
Manchmal ist das vermutlich auslösende Medikament jedoch für die Behandlung der bestehenden Erkrankung unverzichtbar, weshalb der Patient dieses nicht absetzen kann, auch wenn es ein ausgeprägtes allergisches Arzneimittelexanthem hervorruft. Sollte dies der Fall sein, so kann der Arzt dem Patienten vor der Einnahme des vermuteten auslösenden Medikaments zur Vorbeugung Kortison oder Antihistaminika verabreichen, um die allergische Reaktion abzuschwächen.

Was kostet die Behandlung von einem Arzneimittelexanthem und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

In der Regel übernimmt alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen Deine zuständige Sozialversicherung. Jedoch kann es passieren, dass bei bestimmten Leistungen ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfällt. Deshalb solltest Du am besten individuell bei Deiner Krankenversicherung nachfragen und Dich beraten lassen.

 

Arzneimittelüberempfindlichkeit – Diagnostik, Genetik und Vermeidung – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 07.06.2021)

Arzneimittelexantheme und -reaktionen – MSD Manual – Ausgabe für medizinische Fachkreise (letzter Zugriff: 07.06.2021)

Allergische Erkrankungen – AMBOSS (letzter Zugriff: 07.06.2021)

Diagnostik bei Verdacht auf eine Betalaktamantibiotika-berempfindlichkeit – AWMF online (letzter Zugriff: 07.06.2021)

Arzneimittel-Unverträglichkeit – Österreichische Ärztezeitung (letzter Zugriff: 07.06.2021)

Außergewöhnliches Arzneimittelexanthem nach Amoxicillin-Gabe – ZM online (letzter Zugriff: 07.06.2021)