In der Medizin sind verschiedene Brustfehlbildungen bekannt, die unterschiedlich stark ausgeprägt und Betroffene dementsprechend belasten können – eine davon ist die sogenannte Trichterbrust. Als eine Trichterbrust, im Fachjargon Pectus excavatum, bezeichnen Mediziner eine trichterförmige Eindellung des Brustkorbs in Richtung der Wirbelsäule. Diese Fehlbildung geht mit Knorpelveränderungen der Rippen und des Brustbeins einher. Ungefähr eine von 300 bis 400 Personen lebt mit der knöchernen Veränderung, wobei Jungen ungefähr dreimal häufiger betroffen sind als Mädchen.
Die Trichter- oder Schusterbrust ist in seltenen Fällen bereits nach der Geburt sichtbar. Bei den meisten Kindern entwickelt sich die Fehlbildung jedoch erst in den ersten Lebensjahren. Die Deformität des Brustkorbs verdeutlicht sich in beiden Fällen durch Wachstumsschübe im Kindesalter und der Pubertät.
Grundsätzlich kann sich eine Trichterbrust auch ohne operativen Eingriff bis zu einem gewissen Grad verbessern. Leichten Fehlstellungen kann der Patient zum Beispiel durch Atem- und Muskelübungen entgegenwirken. Zusätzlich kann eine Verbesserung der Haltung zu einer geringeren Eindellung führen. Jedoch ist in diesem Falle Disziplin des meist noch sehr jungen Patienten gefragt und auch nicht bei jedem Schweregrad der Trichterbrust möglich.
Je nach Tiefe der Eindellung kann eine Trichterbrust platzbedingte Probleme des Herzens oder der Lunge mit sich bringen. Auch die Wirbelsäule kann durch die Fehlstellung der Rippen unter der Trichterbrust leiden. Jedoch stellt diese Deformität besonders im Jugendalter keine große Gefahr dar, da die Knorpel elastisch sind und sich die Thoraxorgane dem Platz entsprechend anpassen. Somit gehen mit der Trichterbrust meist kosmetische Probleme und daraus resultierende psychische Belastungen, jedoch nur selten körperliche Symptome einher.
Eine Trichterbrust kann in einigen Fällen ein Symptom einer anderen Erkrankung darstellen, wobei die Grunderkrankungen möglicherweise für eine geringere Lebenserwartung sorgen können. Präsentiert sich der Patient mit einer isolierten Form der Trichterbrust, muss der Arzt die Tiefe des Trichters begutachten. Nimmt er viel Platz ein und verdrängt sogleich Organe im Brustraum, könnte eine Minderfunktion dieser zu einer geringeren Lebenserwartung führen. Bei diesen Betroffenen legt der Arzt eine operative Therapie nahe. Die meisten Patienten haben allerdings keine oder nur eine sehr geringe Einschränkung der Organfunktion und somit keinen Einschnitt in der Lebenserwartung.
Ein eingedellter Brustkorb kann in einigen Fällen auf Grunderkrankungen hinweisen. Durch eine Skoliose, also eine Seitabweichung der Wirbelsäule von der Längsachse meist in Form einer S-Kurve, kann es anatomisch bedingt zum Einsinken des Brustkorbs kommen. Doch auch das Marfan-Syndrom, eine genetisch bedingte Erkrankung, kann zu einer Schusterbrust führen. Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine angeborene Krankheit des Bindegewebes. Neben einer Trichterbrust weisen die Betroffenen auch häufig überproportional lange Gliedmaßen, eine Überdehnbarkeit der Gelenke, Herzklappenfehler und Augenprobleme auf.
Das Poland-Syndrom ist eine Fehlbildung der Brustdrüse und des großen Brustmuskels einer Körperseite. Dadurch ist die betroffene Brust immer kleiner. Weiters kann auch hierbei eine leichte Trichterbrust auftreten.
Zuletzt sei noch das fetale Alkoholsyndrom zu nennen, da es bei Betroffenen häufiger zur Ausbildung einer Trichterbrust kommen kann. Ursächlich für diese Erkrankung ist der mütterliche Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Neben der Brustdeformität zeigen Patienten auch häufig eine mentale Beeinträchtigung, Verhaltensauffälligkeiten und bestimmte Gesichtsmerkmale auf.
Ein ähnlich klingendes Phänomen, das Pectus carinatum oder Kielbrust, kann ebenfalls durch Skoliose, das Marfan-Syndrom oder das fetale Alkoholsyndrom bedingt sein. Jedoch bezieht sich die Fehlbildung hierbei auf eine kielförmige Ausbuchtung des Brustkorbs und keine Eindellung, wie dies bei der Trichterbrust der Fall ist. Eine weitere Erkrankung des Bindegewebes, das Ehlers–Danlos–Syndrom, geht häufig mit einer Kielbrust einher.
Viele Kinder und Jugendliche mit einer Trichterbrust zeigen neben dem nach innen gerichteten Brustbein keine weiteren Symptome. In manchen Fällen kann es jedoch aufgrund des Platzmangels zu Beschwerden der Brustorgane kommen. Auch die skelettale Fehlstellung kann Probleme der Wirbelsäule hervorrufen.
Der Verformung des Thorax (Brustkorb) liegt eine Knorpelfehlbildung der Rippen- und Brustbeinknorpel zugrunde. Bei der Trichterbrust kommt es zu einer Einziehung des unteren Pols des Brustbeins, auch Xyphoid genannt. Dieser ragt dann mehr in Richtung der Wirbelsäule. Die erste bis siebte Rippe sind am Brustbein knorpelig befestigt und folgen dem Verlauf des nach innen gekrümmten Knochen. Von außen weisen die Patienten eine Eindellung auf Höhe der Brustwarzen auf. Dieser „Trichter“ kann sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch sein und dementsprechend auf einer Seite tiefer als auf der anderen stehen. Bei Frauen zeigt sich weiters meist eine Asymmetrie des Busens, die psychisch sehr belastend sein kann.
Die meisten Betroffenen berichten über keine Schmerzen im Bereich des Brustkorbs. Jedoch kann die Einziehung im Thorax zu Fehlhaltungen führen, die in weiterer Folge Schmerzen und Verspannungen auslösen. Typischerweise sorgt die Fehlstellung der Rippen für eine Übertragung auf die Wirbelsäule, weshalb viele Patienten eine verstärkte Krümmung in der Brustwirbelsäule zeigen. Dies kann sich durch nach vorne geneigte Schultern und eine buckelig gekrümmte Haltung äußern. Dadurch leiden die Betroffenen gehäuft an Rückenschmerzen, Muskelverspannungen oder -verkürzungen.
In den meisten Fällen bestehen außer Rückenschmerzen keine weiteren körperlichen Probleme. Besonders im Kindes- und Jugendalter passen sich die Thoraxorgane den Umständen an und sind in ihrer Funktion unbeeinträchtigt. Dennoch kommt es bei manchen Patienten zu Beschwerden, die auf einen Platzmangel im Brustkorb zurückzuführen sind.
Einige Betroffene berichten beispielsweise von Leistungseinschränkungen, welche auf eine verringerte Pumpfähigkeit des Herzens zurückzuführen ist. Ein Teil des Herzens liegt nämlich hinter dem Brustbein und kann sich durch den verringerten Schlagraum nicht optimal ausdehnen. Im Ruhezustand verursacht dies selten Beschwerden, jedoch reguliert das Herz einen vermehrten Sauerstoffverbrauch, zum Beispiel beim Sport, indem es eine größere Menge an Blut in den Körper pumpt. Dazu muss es sich adäquat ausdehnen können, was bei Patienten mit einer Trichterbrust nur bedingt möglich ist. So klagen Betroffene bei körperlicher Belastung schneller über Herzrasen oder Atemnot. Auch die Lungenfunktion scheint bei vielen etwas beeinträchtigt zu sein, weshalb Betroffene ein geringeres Lungenvolumen haben. In den meisten Fällen kann der Körper dies aber sehr gut ausgleichen. Sehr selten kann eine Schusterbrust zu wiederkehrenden Lungenentzündungen oder Herzrhythmusstörungen führen.
Die psychische Belastung, die Betroffene durch gesellschaftliche Schönheitsideale, Mobbing und Schamgefühl erleiden, ist für die Patienten meist am schwersten zu ertragen. Vor allem im Jugendalter fühlen sie sich anders als Gleichaltrige und werden für die Form ihres Brustkorbs gehänselt, weshalb sich viele Jugendliche mit einer Trichterbrust zurückziehen. Schwimmbadbesuche, Umziehen in Sportkabinen oder auch erste sexuelle Kontakte stellen für die Betroffenen oft schambehaftete Hürden dar.
Dies kann bis zu einer Kontaktarmut und Isolierung führen, die in weiterer Folge Depressionen oder andere psychische Erkrankungen auslösen können. Aus diesem Grund stellt der psychische Leidensdruck eine ausreichende Indikation für eine Operation dar.
Um ein Pectus excavatum zu korrigieren, gibt es verschiedene Methoden. Die individuell optimale Therapie kann sowohl operativ als auch nicht operativ geschehen, dies hängt von dem Schweregrad der Eindellung ab. Bei manchen Betroffenen helfen Atem- und Muskelübungen, während andere ohne Operation keine Verbesserung erzielen können.
Gezielte Übungen können in jedem Alter, besonders aber während Wachstumsschüben in der Pubertät, zu einer Verbesserung der Haltung und der Trichterbrust führen. Eine neue nicht-invasive Therapiemöglichkeit bietet die Saugglocke. Diese erzielt vor allem bei noch sehr elastischen Brustkörben gute Ergebnisse. Demnach bietet sich ein Alter zwischen acht und zehn Jahren besonders gut an. Auch zu einem späteren Zeitpunkt kann die Saugglocke zu einer optischen Verbesserung führen, vor dem achten Lebensjahr ist sie allerdings nicht zu empfehlen. Ab einem Mindestalter von neun Jahren kommen operative Korrekturen in Frage, wobei die besten Ergebnisse bei einer Operation um das zwölfte Lebensjahr erreichbar sind. Doch auch im Erwachsenenalter ist eine operative Trichterbrustkorrektur möglich.
Durch eine Silikonsaugglocke, die der Patient über der Eindellung am Thorax anbringt, kann ein Vakuum entstehen, das bei kontinuierlicher Verwendung über zwei bis drei Jahre die Tiefe des Trichters verringern kann. Die Betroffenen müssen die Glocke täglich für ungefähr eine bis drei Stunden anwenden, was ein hohes Maß an Disziplin erfordert. Da diese Korrekturmethode erst kürzlich auf dem Markt erschienen ist, gibt es noch keine Langzeitberichte. Experten gehen jedoch davon aus, dass vor allem leichte Fehlstellungen dadurch auch ohne Operation langfristig korrigiert werden können.
Ob eine komplette Korrektur einer Trichterbrust durch Krankengymnastik möglich ist, hängt stark von der individuellen Ausprägung ab. Dennoch sind gewisse Übungen zu empfehlen, die auch in Kombination mit einer Saugglockentherapie oder einer Operation eine optische Verbesserung erbringen können. Auch den Rückenschmerzen wirken diese Übungen entgegen. Dazu zählen gezielte Rücken- und Brustmuskelübungen sowie tiefes Atmen, das die Rippen weitet. Eine grundsätzliche Verbesserung der Haltung, zum Beispiel durch ein Standpult statt eines Schreibtisches, trägt ebenfalls zur Verbesserung der Eindellung bei. Grundsätzlich sind sportliche Aktivitäten wie Joggen oder Schwimmen zu empfehlen, da dadurch neben der Brustdeformität auch die Lungen- und Herzgesundheit verbessert wird.
Neben den Übungen und der Saugglocke steht dem Patienten weiters eine Orthese, also eine Art Schiene, als nicht-operative Behandlung zur Verfügung. Besonders bei Fehlstellungen der Wirbelsäule kann diese ihren Einsatz finden. Die Wirksamkeit der Methode ist jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen.
Kein Alkohol oder Nikotin 2 Wochen vor der OP
Gegebenfalls gewisse Medikamente absetzen
Medikamentenveränderungen unbedingt mit dem behandelnden Arzt absprechen
Neben den bereits erwähnten Untersuchungen, die für die OP-Planung notwendig sind, muss der Patient einige Anweisungen des Arztes beachten. So sollte er etwa zwei Wochen vor der Operation keinen Alkohol oder Nikotin zu sich nehmen und auch auf gewisse Medikamente, wenn möglich, verzichten. Dazu zählen unter anderem Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen, wie Aspirin, Thrombo-ASS oder Marcoumar. Beruhigungs- und Schlafmittel können mit der Narkose interagieren, weshalb der Patient diese ebenfalls absetzen sollte.
Alle Medikamentenveränderungen muss jedoch der behandelnde Arzt anordnen, ein eigenständiges Absetzen einer Therapie kann fatale Folgen haben.
Ab sechs Stunden vor der Operation darf der Patient nichts mehr essen, klare Flüssigkeiten bis maximal zwei Stunden vor OP-Beginn zu sich nehmen. Weitere Besonderheiten, auf die zu achten sind, bespricht der zuständige Arzt mit dem Betroffenen.
Die Operationsmethoden der Trichterbrustkorrektur lassen sich grob in minimal-invasive, offene Eingriffe und dem Einsetzen von Silikonimplantaten einteilen. Besonders bei jungen Patienten mit einem symmetrischen Trichter bevorzugt der Chirurg minimal-invasive Methoden, da diese mit weniger Narben und Komplikationen einhergehen. Die offene Methode findet besonders bei stark asymmetrischen Deformitäten ihren Einsatz. Klagt der Patient über keinerlei körperliche Einschränkungen, kann ein Chirurg ein Brustimplantat über dem Trichter einbringen. Dies hat jedoch nur optische Effekte, die eigentliche Verformung des Thorax bleibt bestehen.
Eine Trichterbrust-OP dauert ungefähr eine bis zwei Stunden. Durch Komplikationen oder komplexere Deformitäten kann die OP-Dauer jedoch variieren. Jeder operative Eingriff zur Korrektur einer Trichterbrust findet in Vollnarkose statt, weshalb der Patient keine Schmerzen während der Operation verspürt.
Bei der minimal-invasiven Operationsmethode nach Nuss macht der Operateur zwei kleine Schnitte an der seitlichen Brustwand. Durch eine weitere kleine Öffnung bringt er eine Kamera (Thorakoskop) und durch die seitlichen Inzisionen einen bereits vorab an den jeweiligen Brustkorb angepassten Metallbügel ein. Diesen Stahl- oder Titanbügel fixiert der Chirurg unter Kamerasicht seitlich an den Rippen, wodurch das Brustbein von innen nach außen gedrückt wird. Bei kräftigeren Patienten oder komplexeren Deformitäten können ein bis zwei weitere Bügel zum Einsatz kommen. Sofort nach dem Eingriff ist eine normale Thoraxform sichtbar und aufgrund der kleinen Inzisionen kommt es nur zu einer geringen Narbenbildung. Nach ungefähr zwei bis drei Jahren entfernt ein Chirurg den Metallbügel, da sich der Brustkorb nach dieser Zeit an die neue Form angepasst hat.
Die Methode nach Rokitansky ist der nach Nuss sehr ähnlich, jedoch ist sie besser geeignet für ältere Jugendliche, Erwachsene und sehr asymmetrische Trichter. Um der Asymmetrie des Brustbeins entgegenzuwirken, kerbt der Operateur dieses ein. Dies erleichtert eine Rotation des unteren Brustbeinabschnitts. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass der Chirurg starke oder verknöcherte Rippenknorpel unter thorakoskopischer Sicht schlitzt, um eine bessere Beweglichkeit des Brustkorbs zu erlangen. Auch das Implantat unterscheidet sich leicht zu dem der Nuss-Methode. Dieses besteht nach Rokitansky nur aus einem Stück und soll einen geringeren Metallabrieb verursachen. Wie bei der OP nach Nuss entfernt der Chirurg den Bügel auch hierbei nach zwei bis drei Jahren.
Die Erlanger Trichterbrustoperation beschreibt einen offenen chirurgischen Eingriff, der bei besonders komplexen Deformitäten indiziert ist. Früher lösten die Chirurgen bei offenen Trichterbrustkorrekturen einige Rippen vom Brustbein ab und fixierten sie in der richtigen Position. Heutzutage kerbt der Operateur die Rippen nur mehr ein und durchtrennt die Verbindung zum Brustbein nicht komplett. Durch mehrere Metallimplantate kann die neue Thoraxstellung fixiert werden. Diese kann der Chirurg bereits nach einem Jahr entfernen. Nachdem der Zugang zum Brustbein durch einen mehrere Zentimeter langen Schnitt entsteht, verbleibt eine große Narbe.
Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Trichterbrustkorrektur einige Risiken, die der Arzt vorab mit dem Patienten besprechen muss. Dazu gehören unter anderem Wundheilungsstörungen und Infektionen. Ist eine Nickelallergie bekannt, sollte ein Titan-Bügel zum Einsatz kommen, da es sonst zu allergischen Reaktionen kommen kann. In äußerst seltenen Fällen können Organverletzungen des Herzens oder der Lunge resultieren. Bei nur einem Prozent der Patienten bildet sich eine erneute Trichterbrust aus.
Jeder operative Eingriff geht mit einer gewissen postoperativen Pflege einher. Durch die neuen, minimal-invasiven Eingriffe ist diese minimiert. Dennoch findet in jedem Falle eine prophylaktische Antibiotikagabe sowie eine Schmerztherapie statt. Durch die richtige Narbenpflege kannst Du den Heilungsverlauf der entstandenen Narben unterstützen.
Im Falle einer minimal-invasiven Operation (Nuss, Rokitansky) ohne weitere Komplikationen muss der Patient ungefähr sechs Tage nach der Korrektur im Krankenhaus verbringen. Im Falle eines offenen Eingriffs kann dies bis zu zwei Wochen betragen.
Um die korrekte Lage des Metallbügels zu kontrollieren, macht der Arzt am vierten postoperativen Tag ein Röntgenbild. Auch Wundinspektionen, bei der der Arzt besonders auf Rötungen und Eiter, also Zeichen einer Infektion, achtet, gehören zu der Nachsorge. Bereits ab dem ersten Tag nach dem Eingriff findet eine physiotherapeutische Mobilisierung statt. Diese beinhaltet Aufsitzen, langsames Aufstehen und Gehen.
Ab der zweiten postoperativen Woche sollte der Operierte Krankengymnastik und leichtes Ausdauertraining wie schnelleres Spazierengehen oder leichtes Joggen durchführen. Nach sechs Wochen sind sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Fahrradfahren oder Joggen wieder erlaubt, jedoch sollte der Patient keine schweren Lasten tragen. Starke Rotationsbewegungen und eine Vollbelastung sind nach acht bis zwölf Wochen wieder möglich.
Im Laufe der Geschichte gab es mehrere Entstehungstheorien einer Trichterbrust. So nahmen Wissenschaftler eine Zeit lang an, dass eine Fehllage im Uterus eine Missbildung des fetalen Brustkorbs auslöst. Auch erworbene Ursachen, wie beispielsweise ein Vitamin-D-Mangel oder chronische Infekte der oberen Atemwege, wie es bei Schustern oftmals der Fall war – daher der Name Schusterbrust, betrachteten Mediziner für plausibel. Mittlerweile erfreut sich die Theorie von genetisch bedingten Bindegewebsstörungen großen Anklangs, da in jüngsten Studien die Knorpelbeschaffenheit von Trichterbrust-Patienten Hinweise auf eine Störung der Kollagensynthese gibt. Dies würde auch den Zusammenhang mit dem Marfan-Syndrom erklären, da dieses ebenfalls eine Bindegewebserkrankung darstellt.
Da in bis zu 35 Prozent der Fälle eine familiäre Häufung der Trichterbrust beschrieben ist, gehen Mediziner davon aus, dass eine bestimmte Prädisposition, also eine gewisse Anfälligkeit, für die Entwicklung einer Trichterbrust vererbbar ist. Nachdem die Krankheitsentstehung jedoch noch nicht vollständig geklärt ist, lässt sich auch noch keine Prognose über die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung stellen.
Die Diagnose einer Trichterbrust erfolgt mittels sogenannter Blickdiagnose, da die besondere Form des Brustkorbs deutlich zu erkennen ist. Dennoch muss ein Arzt die Ausprägung der Deformität und weitere körperliche Faktoren in Betracht ziehen, um die optimale Therapie vorschlagen zu können.
Wenn Eltern bei ihren Kindern einen auffällig geformten Brustkorb entdecken, sollten sie dies beim Arzt ansprechen. Dadurch kann dieser mögliche Grunderkrankungen diagnostizieren und die Eltern über die weitere Vorgehensweise informieren. Möchten die Eltern und das Kind eine Korrektur der Trichterbrust vornehmen lassen, sollten sie kurz vor der Pubertät erneut vorstellig werden, da sich dieser Zeitpunkt optimal zur etwaigen Operationsplanung eignet. Entscheiden sich die Betroffenen gegen einen Eingriff, kann es im Erwachsenenalter vermehrt zu Beschwerden kommen. Auch in diesem Falle ist ein Arztbesuch angeraten.
Häufig ist der Kinderarzt der erste Ansprechpartner der Eltern, wenn ihnen die eingesunkene Thoraxform des Kindes auffällt. Dieser überweist die Betroffenen bei Behandlungswunsch in der Regel an eine kinderchirurgische Station eines Krankenhauses. Dort findet optimalerweise eine interdisziplinäre Fallbesprechung statt. Das bedeutet, dass Spezialisten aus verschiedenen Bereichen, beispielsweise Thoraxchirurgen, Kardiologen, Pulmologen und plastische Chirurgen gemeinsam den individuell angepassten Behandlungsplan erstellen.
Um eine Trichterbrust genauer zu beschreiben, was besonders für die OP-Planung sinnvoll ist, führt der behandelnde Arzt zuerst eine körperliche Untersuchung mit genauer Vermessung der Eindellung durch. Weiters veranlasst er ein Röntgen des Brustkorbs, das vor allem für eine Verlaufskontrolle nach einer Behandlung essenziell ist. Damit der Chirurg die richtige Operationstechnik und den besten Zugang herausfinden kann, benötigt er eine genauere Bildgebung. Dafür eignet sich die Computertomografie, die eine 3D-Rekonstruktion des Brustkorbs ermöglicht. Um Kinder vor einem Strahlenüberschuss zu schützen, findet auch die Magnetresonanztomografie hierbei ihren Einsatz.
Da mitunter die Lungen- und Herzfunktion unter dem Platzmangel durch die Trichterbrust leiden können, empfehlen sich Untersuchungen, die die Funktion der Thoraxorgane wiedergeben. Dazu zählen eine Spirometrie (Atemfunktionstest) in Ruhe, eine Spiroergometrie, also eine Untersuchung der Lungen- und Herzfunktion während der Patient auf einem Standfahrrad körperliche Leistung erbringt, und eine Echokardiografie, um das Aktivität des Herzens und dessen Klappen im Ultraschall zu beobachten. Auch ein EKG kann Auffälligkeiten des Herzens aufzeigen.
Der Haller-Index ist besonders für die Chirurgie relevant, da er das Verhältnis der Breite zur Tiefe des Brustkorbs angibt. Der Arzt misst diesen mithilfe der CT- oder MRT-Bilder und dividiert den weitesten Abstand zwischen rechten und linken Rippen durch den Abstand zwischen dem Xiphoid des Brustbeins und der Wirbelsäule. Im Normalfall liegt dieser Index bei ungefähr 2,5, während Werte von 3,5 und mehr für eine Trichterbrust sprechen und eine Behandlungsindikation darstellen.
Die Kosten der Trichterbrustkorrektur richten sich nach der jeweiligen Behandlungsmethode und dem Umfang der Operation. Eine Saugglocke kostet circa 650 Euro, während sich eine Operation zwischen 5.000 Euro und 10.000 Euro beläuft. Um genauere Preisinformationen zu erhalten, sollte der Patient bei dem behandelnden Arzt nachfragen.
Die diagnostischen Maßnahmen einer Trichterbrust zahlt in der Regel die Krankenkasse. Bei der Therapie ist der Zuschuss abhängig von der Ausprägung der Schusterbrust. Leidet der Betroffene unter körperlichen Einschränkungen, übernimmt die Versicherung mehr Kosten als bei einer rein kosmetischen Operation. In jedem Falle sollte der Patient den Selbstbehalt vorab mit der jeweiligen Krankenkasse besprechen und sich nähere Informationen einholen.
Eine Trichterbrust ist eine Veränderung des Brustkorbs, bei der der untere Brustbeinanteil eingesunken ist. Diese Einsenkung ist trichterförmig und betrifft das Brustbein, aber auch die Knorpelverbindungen zwischen Brustbein und Rippen. Diese Thoraxdeformität entwickelt sich bereits im frühen Kindesalter und verdeutlicht sich durch Wachstumsschübe in der Pubertät. Eine leicht ausgeprägte Trichterbrust kann sich unter Umständen wegtrainieren lassen, ansonsten gibt es verschiedene operative Methoden, um eine Trichterbrust zu behandeln.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Trichterbrust?
Was sind die Symptome einer Trichterbrust?
Wie wird eine Trichterbrust behandelt?
Was muss ich nach einer Trichterbrustkorrektur beachten?
Welche Ursachen hat eine Trichterbrust?
Wie diagnostiziert der Arzt eine Trichterbrust?
Wie viel kostet die Behandlung einer Trichterbrust?