Nekrotisierende Fasziitis

Eine nekrotisierende Fasziitis ist eine Infektion der Haut, der Unterhaut sowie der Muskulatur, welche durch Bakterien ausgelöst wird. Daher zählt sie auch zu den bakteriellen Weichteilinfektionen. Die Infektion führt dazu, dass die betroffenen Zellen absterben. Sofern es zu einer Infektion mit „fleischfressenden“ Bakterien kommt, ist eine rasche Diagnose oft lebensrettend. Eine nekrotisierende Fasziitis verursacht große Schäden am betroffenen Gewebe. Unbehandelt können sich die Bakterien ungehindert ausbreiten und auch in die Blutbahn gelangen; dies kann zu einer tödlichen Blutvergiftung führen. Menschen mit Durchblutungsstörungen, einem schwachen Immunsystem oder Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an einer nekrotisierenden Fasziitis zu erkranken.


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Nekrotisierende Fasziitis

Was ist eine nekrotisierende Fasziitis?

Bei einer nekrotisierenden Fasziitis handelt es sich um eine besonders schwere, mitunter lebensbedrohliche Entzündung. Sie tritt meist an den Armen oder den Beinen auf. Die Entzündung erstreckt sich über die Haut und die Unterhaut bis in die Bindegewebshüllen und die Faszien und kann auch die Muskulatur betreffen. Auslöser sind Bakterien wie mit dem Namen Streptokokken, Staphylokokken oder Clostridien.
 
Mediziner unterscheiden je nach Erreger zwei Typen der nekrotisierenden Fasziitis, die unterschiedliche Verläufe aufweisen. Die Bakterien produzieren ein Gift, das zur Entstehung kleiner Blutgerinnsel führt. Diese verstopfen anschließend die feinen Blutgefäße im Gewebe, sodass die betroffenen Regionen nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden können. Das hat zur Folge, dass das Gewebe abstirbt. Eine nekrotisierende Fasziitis geht mit Fieber und starken Schmerzen einher.
 
Bei Typ 1 der nekrotisierenden Fasziitis handelt es sich um eine Mischinfektion von aeroben und anaeroben Bakterien. Sie tritt vorwiegend nach einem chirurgischen Eingriff auf. Bei einer Typ 2 nekrotisierenden Fasziitis sind Streptokokken der Auslöser. Sie kommt wesentlich häufiger vor als Typ 1.

Im deutschsprachigen Raum erkranken daran weniger als eine von 100.000 Personen. Bei einer intakten Haut ist eine nekrotisierende Fasziitis in der Regel nicht ansteckend. Um absolut sicherzugehen, ist die Einhaltung von Hygienemaßnahmen sinnvoll. Dazu zählt etwa die Verwendung von Handschuhen sowie Hände waschen und desinfizieren nach dem Kontakt mit einer infizierten Person.
 
Eine nekrotisierende Fasziitis entsteht oft blitzartig und verläuft sehr schnell und aggressiv. Eine medikamentöse Therapie mittels Antibiotika reicht nur im Frühstadium der Erkrankung, entzündungshemmende Medikamente sind kaum wirksam.

Was sind die Symptome einer nekrotisierenden Fasziitis?

Zu Beginn sind die Symptome einer nekrotisierenden Fasziitis eher unspezifisch. Häufig sind starke Schmerzen im Bereich der betroffenen Körperstelle und hohes Fieber.

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Bei einigen Betroffenen kommt es darüber hinaus zu Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und ähnlichen Symptomen. Einige Tage nach der Infektion schwillt die infizierte Stelle immer mehr an. Der Grund dafür sind entzündliche Prozesse unter der Hautoberfläche. Bei den meisten Patienten zeigt sich nun eine bläulich-rote Verfärbung der Haut, die im weiteren Verlauf eine bläulich-graue Färbung annimmt. Die betroffene Hautstelle erwärmt sich und es kommt zur Bildung von Blasen. Diese sind mit einer hell- bis dunkelroten Flüssigkeit gefüllt.

Schreitet die Erkrankung weiter voran, stirbt das betroffene Gewebe ab. Mediziner sprechen dabei von Nekrosen. Diese betreffen nicht nur das Weichgewebe, sondern können auch Nerven und Muskeln betreffen. Da die Nerven nach und nach absterben, ist die Erkrankung in diesem Stadium nicht mehr schmerzhaft. Dennoch steigt bei den meisten Betroffenen das Fieber weiter an.

 

Durch den schnellen Verlauf kann es zu schwerwiegenden Nebeneffekten kommen. Das können schwere Nekrosen oder auch ein toxischer Schock sein. Letzterer kann sogar tödlich enden. Umso früher die Diagnose erfolgt, umso günstiger ist die Prognose. Der Verlauf einer nekrotisierenden Fasziitis ist oft sehr schnell, weshalb auch die Mortalität hoch ist. Vor allem, wenn die Rumpfgegend betroffen ist, ist die Prognose ungünstig.

Welche Ursachen hat eine nekrotisierende Fasziitis?

Meist ist der Auslöser für eine nekrotisierende Fasziitis eine bakterielle Infektion in Folge einer Hautverletzung oder eines Abszesses. Aber auch intramuskuläre Injektionen können die Eintrittspforte für Bakterien sein, denn über die offene Stelle erlangen Bakterien Zugang zur Unterhaut. Am häufigsten handelt es sich beim Auslöser um eine Infektion mit Streptokokken, in manchen Fällen sind aber auch Staphylokokken oder Clostridien der Auslöser. Die Bakterien breiten sich weiter aus und können auch in die Blutbahn gelangen. Vor allem bei immungeschwächten Patienten besteht das Risiko einer Blutvergiftung (Sepsis).
 
Risikofaktoren für eine nekrotisierende Fasziitis sind in erster Linie Durchblutungsstörungen der peripheren Gefäße. Störungen des Lymphabflusses und Immundefizite begünstigen die Entstehung ebenfalls. Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben Personen mit einer Stoffwechselerkrankung wie etwa Diabetes.

Wie diagnostiziert der Arzt eine nekrotisierende Fasziitis?

Bei Veränderungen an der Hautoberfläche und Symptomen wie Schüttelfrost, Fieber und Abgeschlagenheit ist es jedenfalls Zeit für einen Besuch beim Arzt. Dies trifft vorrangig auf Personen zu, die einer Risikogruppe für nekrotisierende Fasziitis angehören.

Das sind Menschen mit Durchblutungsstörungen, Immundefiziten, einer Störung des Lymphflusses oder Diabetes. Auch bei Abszessen, Hautverletzungen und bakteriellen Infektionen solltest Du so rasch wie möglich einen Arzt aufsuchen, um die Symptome abklären zu lassen.
 
Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf eine nekrotisierende Fasziitis ist der Hausarzt oder ein Dermatologe (Hautarzt). Gegebenenfalls überweist er Dich ins Krankenhaus. Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, muss die Behandlung stationär erfolgen. Die Diagnose einer nekrotisierenden Fasziitis beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Dabei stellt der Arzt Fragen zu darüber, wie lange die Symptome schon bestehen und welcher Art sie sind.
 
Danach begutachtet er die betroffene Stelle. Dabei achtet er auf Verletzungen, Risse und Wunden. Mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung kann der Arzt feststellen, wie tief die Entzündung geht. Mit einer Computertomographie (CT) macht er Lufteinschlüsse in den Muskelfaszien sichtbar. Erhärtet sich der Verdacht auf das Vorliegen einer nekrotisierenden Fasziitis, veranlasst der Arzt eine mikrobiologische Diagnostik, wofür die Blasen punktiert werden müssen. Alternativ führt er eine Biopsie, also die Entnahme von Gewebe, durch.
 
Auch andere bakterielle Entzündungen der Haut zeigen vor allem im Anfangsstadium ähnliche Symptome wie eine nekrotisierende Fasziitis. Dazu zählen etwa Phlegmone, die Wundrose oder Abszesse. Für die bestmögliche Behandlung ist es wichtig, dass der Arzt die richtige Diagnose stellt. Eine Phlegmone ist eine bakterielle Entzündung, bei der Bakterien über eine Verletzung der Haut in den Körper vordringen. Das betroffene Gewebe stirbt ab, wodurch es zu Rötungen, Schwellungen und Schmerzen kommt. Im weiteren Verlauf kommt es bei vielen Patienten auch zu Fieber.

Eine Wundrose (Erysipel) entsteht im Umkreis kleiner offener Stellen. Die betroffenen Stellen sind scharf begrenzt und haben zungenförmige Ausläufer. Meist sind sie hellrot und glänzend. Häufig sind auch die Lymphgefäße entzündet. Fieber und Schüttelfrost treten ebenfalls auf. Bei einem Abszess hingegen handelt es sich um einen abgekapselten, mit Eiter gefüllten Hohlraum in den tieferen Hautschichten. Die obere Hautschicht ist meist intakt.

Wie lässt sich eine nekrotisierende Fasziitis behandeln?

Für die Behandlung einer nekrotisierenden Fasziitis ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Es ist notwendig, die betroffenen Stellen so rasch wie möglich zu entfernen. Es dürfen keinerlei Erreger im Körper bleiben, denn diese sind äußerst aggressiv. Entfernt der Arzt nicht das gesamte betroffene Gewebe, breitet sich die nekrotisierende Fasziitis rasch aus. In weiterer Folge kommt es zu großen Gewebeverlusten und sogar zum Tod.


Zusätzlich zum chirurgischen Eingriff erfolgt eine medikamentöse Therapie in Form von Antibiotika. Meist kommt dabei das Mittel Clindamycin zum Einsatz, häufig in Kombination mit Penicillin. Eine Behandlung mit ausschließlich medikamentöser Therapie ist meist nicht zielführend, da die Erreger sehr aggressiv und häufig resistent gegen Antibiotika sind. Stellt sich trotz chirurgischer und medikamentöser Therapie keine Besserung der Symptome ein, muss der Arzt die betroffenen Gliedmaßen amputieren, um das Leben des Patienten zu retten. Dies ist jedoch nur bei schweren Verläufen oder einer zu späten Behandlung notwendig.

Welche Komplikationen können bei einer nekrotisierenden Fasziitis auftreten?

Bei einer nekrotisierenden Fasziitis entfernt der Arzt im Zuge einer Operation meist das gesamte betroffene Gewebe. Dadurch kann er Komplikationen im Normalfall vermeiden. Hohes Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind übliche Symptome bei dieser Erkrankung.

Die Lebensqualität Betroffener verringert sich auch durch Glieder- und Kopfschmerzen. Schwellungen und eine bräunliche Färbung des betroffenen Gewebes sind ebenfalls normal.
 
Bleibt eine nekrotisierende Fasziitis unbehandelt, sterben die Nerven in den betroffenen Regionen ab. Das kann zu einer Störung der Sensibilität und zu Lähmungen führen. Wenn die Nerven abgestorben sind, können sie nicht wiederhergestellt werden. Diese Empfindungsstörungen sind somit dauerhaft.
 
Auch eine Blutvergiftung (Sepsis) ist eine mögliche Komplikation bei schwerwiegenden Fällen, welche bis zum Tod führen kann. In den meisten Fällen lässt sich das Übertreten der Bakterien in die Blutbahn jedoch durch die Gabe von Antibiotika vermeiden, sofern die Behandlung rechtzeitig erfolgt. Sofern die Diagnose frühzeitig erfolgt, ist der Verlauf einer nekrotisierenden Fasziitis durchaus positiv und die Lebenserwartung des Betroffenen verringert sich dadurch nicht.

Wie ist die Prognose bei einer nekrotisierenden Fasziitis?

Sofern die Diagnose rechtzeitig gestellt und die Behandlung frühzeitig begonnen wird, ist eine nekrotisierende Fasziitis gut heilbar. Umso früher die Diagnose einer nekrotisierenden Fasziitis erfolgt, umso besser ist auch die Prognose. Ein hohes Alter und andere Erkrankungen wie Diabetes wirken sich negativ auf die Prognose aus. Auch Frauen neigen tendenziell zu schwereren Verläufen. Zudem spielt es eine Rolle, welche Körperregion betroffen ist. Die Todesrate bei einer nekrotisierenden Fasziitis beträgt etwa 30 Prozent.

Die intensive Nachkontrolle nach dem Eingriff ist besonders wichtig. Der Arzt entnimmt regelmäßig Gewebeproben, um zu untersuchen, ob Bakterien zurückgeblieben sind. Zusätzlich muss der Patient Antibiotika einnehmen. Da die auslösenden Bakterien aber häufig gegen Antibiotika resistent sind, können sich neue Wunden bilden, die sich in weiterer Folge rasch vergrößern. Daher verabreicht der Arzt in den ersten Tagen nach dem Eingriff meist einen Mix aus verschiedenen Antibiotika. Sobald er zweifelsfrei festgestellt hat, welches Medikament gegen die Bakterien wirksam ist, erfolgt eine Therapie mit diesem über mehrere Wochen hinweg. Dadurch minimiert sich das Risiko eines Wiederaufflammens der Erkrankung.

 

Vor allem Betroffene, die zusätzlich an Diabetes mellitus erkrankt sind, bedürfen einer intensiven Nachsorge. Bei ihnen ist das Risiko eines erneuten Auftretens von Wunden deutlich höher.

 

Halte Dich möglichst genau an die Empfehlungen Deines Arztes. Beende die Einnahme der Antibiotika auf keinen Fall frühzeitig. Versuche, die betroffenen Körperstellen möglichst ruhigzustellen und hoch zu lagern. Auch Maßnahmen zur Kühlung verschaffen Linderung. Wenn Du den Verband selbstständig wechselst, wasche Deine Hände davor und danach gründlich.

Wie kann ich einer nekrotisierenden Fasziitis vorbeugen?

Eine schlechte Durchblutung und Immunschwäche zählen zu den Risikofaktoren bei einer nekrotisierenden Fasziitis. Immunstärkende und durchblutungsfördernde Maßnahmen zählen daher gewissermaßen als vorbeugende Maßnahmen.

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Versuche keinesfalls eine nekrotisierende Fasziitis selbst zu behandeln. Die Erkrankung ist lebensgefährlich. Das wichtigste, was Du daher selbst tun kannst, ist bei Verdacht auf eine nekrotisierende Fasziitis möglichst rasch einen Arzt aufzusuchen.
 
Besonders, wenn Du einer Risikogruppe, in erster Linie Diabetiker und Menschen mit schwachem Immunsystem, angehörst, ist es empfehlenswert, auch kleine Alltagsverletzungen genau im Auge zu behalten und bei Verdacht auf eine nekrotisierende Fasziitis möglichst rasch zum Arzt zu gehen. Kleinere Verletzungen kannst Du nicht immer vermeiden. Was Du aber tun kannst, ist, die Eintrittswahrscheinlichkeit von Erregern zu minimieren, beispielsweise indem Du Schutzhandschuhe trägst. Wenn es trotzdem zu einer Verletzung kommt, reinige und desinfiziere diese möglichst rasch. So verringerst Du das Risiko für die Entstehung einer nekrotisierenden Fasziitis wesentlich.
 
Wenn Du Diabetiker bist, solltest Du auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten sowie regelmäßig Sport treiben. All das trägt dazu bei, das Immunsystem zu stärken und verbessert die Durchblutung. Dadurch reduzierst Du auch das Risiko, an einer nekrotisierenden Fasziitis zu erkranken.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung einer nekrotisierenden Fasziitis?

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Diagnose und Therapie einer nekrotisierenden Fasziitis. Je nach Versicherungsträger kann ein Selbstbehalt anfallen. Genauere Informationen dazu erhältst Du direkt von Deiner Krankenkasse oder von Deinem behandelnden Arzt.

 

Nekrotisierende Weichteilinfektionen – MSD Manual – Ausgabe für medizinische Fachkreise (letzter Zugriff: 13.09.2021)

Die nekrotisierende Fasziitis und schwere Weichteilinfektionen durch Gruppe-A-Streptokokken: Diagnose, Therapie und Prognose – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 13.09.2021)

Nekrotisierende Fasziitis – Plastische Chirurgie (letzter Zugriff: 13.09.2021)

Gruppe-A-Streptokokken und die nekrotisierende Fasziitis – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 13.09.2021)

Nekrotisierende Fasziitis nach dentogenem Infekt – ZM online (letzter Zugriff: 13.09.2021)

Nektrotisierende Fasziitis – Altmeyers Enzyklopädie (letzter Zugriff: 13.09.2021)