Gingivahyperplasie
Das Wichtigste zusammengefasst
Als Gingivahyperplasie bezeichnet man Wucherungen am Zahnfleisch
Ursache ist meist die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa zur Behandlung von Epilepsie. Aber auch erbliche Faktoren haben einen Einfluss auf die Entstehung einer Gingivahyperplasie.
Die Behandlung erfolgt je nach Ursache, entweder in Form durch Absetzen des auslösenden Medikaments oder durch einen operativen Eingriff unter örtlicher Betäubung.
Nicht zuletzt um einen Rückfall zu vermeiden, ist ein guter Mundhygiene-Standard durch regelmäßiges Zähneputzen ein zentrales Element.
Was versteht die Medizin unter einer Gingivahyperplasie?
Gingivahyperplasie, oder Gingivahypertrophie, sind Wucherungen des Zahnfleischs. Sie kann an einzelnen Zähnen lokal begrenzt auftreten oder sich am gesamten Zahnfleisch zeigen. Es kommt entweder zu einer echten Zellvermehrung oder zu einer Volumenzunahme der Zellen. Feststellen kann der Arzt das allerdings nur mithilfe einer pathohistologischen Untersuchung.
Wie häufig ist eine Gingivahyperplasie?
Eine Gingivahyperplasie ist häufig eine Nebenwirkung der Einnahme bestimmter Medikamente. Je nach verabreichtem Präparat schwankt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Gingivahyperplasie zwischen sechs bis 80 Prozent. Männer sind häufiger davon betroffen als Frauen.
Was sind die Symptome einer Gingivahyperplasie?
Die Symptome einer Gingivahyperplasie können sich entweder begrenzt auf einzelne Zähne oder auf dem gesamten Zahnfleisch zeigen. Das Zahnfleisch hat eine rosa bis dunkelrote Farbe. Bei manchen Patienten tritt Zahnfleischbluten auf. Meist sind die Wucherungen am Zahnfleisch nicht schmerzhaft. Wenn es jedoch zu einer bakteriellen Infektion kommt, kann eine schmerzhafte Entzündung die Folge sein. Sind die Wucherungen am Zahnfleisch besonders stark ausgeprägt, kann es zu Einbissverletzungen durch die Zähne des gegenüberliegenden Kiefers kommen. Bei manchen Betroffenen kommt es auch zu Blutungen am Zahnfleisch oder zu Verknöcherungen. Tritt eine Gingivahyperplasie im Rahmen einer Schwangerschaft auf, können zusätzlich Ödeme, Schmerzen und Mundgeruch auftreten.
Welche Ursachen hat eine Gingivahyperplasie?
Es gibt unterschiedliche Ursachen, die für das Entstehen einer Gingivahyperplasie verantwortlich sind. Oft ist die Einnahme bestimmter Medikamente der Auslöser. Dazu zählen etwa Medikamente, die der Arzt zur Behandlung von Epilepsie oder nach Organtransplantationen verabreicht. Die Gingivahyperplasie ist dann eine Nebenwirkung der dauerhaften medikamentösen Behandlung.
In manchen Fällen kann einen Gingivahyperplasie auch erblich bedingt sein. Aber auch Mangelerscheinungen, wie ein Vitamin C Mangel oder eine Hormonumstellung beispielsweise im Zuge einer Schwangerschaft, können eine Gingivahyperplasie auslösen. Begünstigt wird eine Gingivahyperplasie zudem durch nicht ausreichende Zahnhygiene. Zahnbeläge, die Du nicht regelmäßig entfernst, können Entzündungen am Zahnfleisch zusätzlich begünstigen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Eine Gingivahyperplasie ist in der Regel gut behandelbar. Selbst wenn es zu Komplikationen kommt, hat eine Gingivahyperplasie keine Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Das Zahnfleisch kann aufgrund der Wucherungen seine Farbe zu einer dunkelroten oder rosa Schattierung verändern. Zahnfleischbluten und Mundgeruch sind häufige Begleiterscheinungen von Gingivahyperplasie. Die Entzündungen am Zahnfleisch können auch zu Schmerzen führen und somit die Lebensqualität des Patienten stark beeinflussen.
Sind die Wucherungen stärker ausgeprägt, behindert das auch die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. In weiterer Folge kann dies zu Untergewicht oder Dehydrierung führen. Darüber hinaus ist es möglich, dass sich die Entzündung im Mundraum auf andere Körperbereiche ausbreitet. Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen und andere Beschwerden in diesem Bereich können ein Anzeichen dafür sein.
Eine Gingivahyperplasie kann bereits im Kindesalter vorkommen und langsam voranschreiten. Dies kann zu Problemen beim Zahnwechsel führen, wenn die neuen Zähne durchbrechen. Wenn Wucherungen unkontrolliert bleiben, kann es außerdem vorkommen, dass sie die Zahnkrone überwachsen. Negative Auswirkungen auf das ästhetische Empfinden sind ebenso eine Folge einer Gingivahyperplasie wie mögliche Verdrängungserscheinungen im Zahnbereich.
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Veränderungen am Zahnfleisch können in Verbindung mit schwerwiegenden Erkrankungen stehen. Vor allem, wenn es aufgrund der Wucherungen im Mund zu Beschwerden kommt, solltest Du daher unbedingt einen Zahnarzt aufsuchen. Zu solchen Beschwerden zählen Schmerzen im Mund, Blutungen oder andere Auffälligkeiten am Zahnfleisch. Ebenso solltest Du den Zahnarzt aufsuchen, wenn Du aufgrund einer Gingivahyperplasie beim Sprechen beeinträchtigt wirst.
Wenn es dazu kommt, dass sich Zähne lockern oder verschieben solltest Du dringend den Zahnarzt aufsuchen, um weitere Komplikationen zu vermeiden.
Wie diagnostiziert der Arzt eine Gingivahyperplasie?
Ein erfahrener Zahnarzt erkennt eine Gingivahyperplasie meist schon auf den ersten Blick. Um die Ursache abzuklären, führt der Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Der Zahnarzt beurteilt das Ausmaß der Wucherungen, zusätzlich kann er eine Gewebeuntersuchung mithilfe eines Mikroskops durchführen.
Wie lässt sich eine Gingivahyperplasie behandeln?
Wenn eine Gingivahyperplasie durch die Einnahme bestimmter Medikamente hervorgerufen wird, verschwinden die Symptome üblicherweise, sobald das Medikament abgesetzt wird. Dies darf aber nur in Rücksprache mit Deinem behandelnden Arzt erfolgen. Bei anderen Ursachen ist eine zahnärztliche Therapie nötig. Die Behandlung ist allerdings schwierig, da es häufig zu Rückfällen kommt. Es stehen ein konservativer und ein chirurgischer Behandlungsansatz zur Verfügung.
Bei der konservativen Therapie ist die Mitarbeit des Patienten für den Behandlungserfolg ausschlaggebend. Eine gute Mundhygiene, sowohl durch die Zahnpflege durch den Patienten selbst, als auch durch professionelle Zahnreinigung durch den Zahnarzt, verringert das Risiko einer Gingivahyperplasie erheblich.
Wenn es nicht möglich ist die Symptome verursachenden Medikamente abzusetzen oder wenn ein besonders schwerer Fall von Gingivahyperplasie vorliegt, erfolgt die Behandlung in Form eines operativen Eingriffs. Dabei trägt der Zahnarzt die Wucherungen mit einem Skalpell ab. In den allermeisten Fällen erfolgt dieser Eingriff unter örtlicher Betäubung. Diesen Eingriff bezeichnet die Zahnmedizin als Gingivektomie.
Wie ist die Prognose bei einer Gingivahyperplasie?
Grundsätzlich ist die Prognose bei einer Gingivahyperplasie positiv. Steht die Erkrankung mit der Einnahme bestimmter Medikamente in Verbindung, verschwinden die Symptome meist rasch, sobald die Medikamente abgesetzt werden. Das darf aber nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen.
In manchen Fällen ist ein operativer Eingriff nötig. Dabei handelt es sich um einen Routine-Eingriff. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen kommt es dabei zu Komplikationen. Bei einem erfolgreichen Eingriff ist der Patient nach der Operation beschwerdefrei. Es ist jedoch jederzeit möglich, dass es zu einem Wiederauftreten der Symptome kommt. Dennoch ist die Prognose gut, wenn eine entsprechende Behandlung erfolgt.
Wie kann ich einer Gingivahyperplasie vorbeugen?
Eine gute Mundhygiene ist der entscheidende Faktor bei der Vorbeugung einer Gingivahyperplasie. Dies betrifft vor allem Patienten, die bereits einmal an einer Gingivahyperplasie erkrankt waren. Häufig kommt es nämlich zu Rückfällen.
Die richtige Mundhygiene umfasst regelmäßiges Zähneputzen mit Zahnpasta. Putze Deine Zähne mindestens zweimal täglich für mindestens zwei Minuten. Am besten putzt Du Deine Zähne nach der Nahrungsaufnahme – nicht direkt danach, sondern etwa 15-20 Minuten nach dem Essen. Achte darauf, nicht nur die Zähne zu putzen, sondern dabei auch das Zahnfleisch zu massieren. Um ein ideales Reinigungsergebnis zu erreichen, ist es ratsam nach dem Zähneputzen Zahnseide zu benutzen und den Mund mit Mundwasser auszuspülen. Die zweite Säule ist der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt, der einmal im Jahr auch um eine professionelle Zahn- und Zahnfleischreinigung ergänzt werden sollte.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Diagnose und Therapie der Gingivahyperplasie. Je nach Versicherungsträger kann es sein, dass ein Selbstbehalt anfällt. Nähere Informationen dazu bekommst Du direkt bei Deinem behandelnden Zahnarzt oder bei Deiner Krankenkasse.
Bei Fragen zu diesem oder einem anderen medizinischen Thema steht Dir unser Forum zur Verfügung. Hier kannst Du Dich mit anderen Mitgliedern austauschen und unsere Ärzte kontaktieren!
Über den Autor: Dr. Florian Lanza
Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien
Dr. Florian Lanza ist als Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien tätig und unterstützt MOOCI seit August 2019 als medizinischer Experte für den Bereich der Zahnmedizin.
Neben der konservierenden und ästhetischen Zahnheilkunde bildet er mit Begeisterung die nächste Generation an Zahnärzten aus.
Sein Anliegen ist es, dass mit der Aufklärungs- und Informationsarbeit bei MOOCI dazu beigetragen wird den Patienten absolute Transparenz zu bieten.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Wucherungen des Zahnfleischs bezeichnet die Medizin als Gingivahyperplasie. Es handelt sich um eine Zahnbett-Erkrankung. Davon betroffen sind entweder einzelne Zähne oder das gesamte Zahnfleisch. Häufig ist die Einnahme bestimmter Medikamente für eine Gingivahyperplasie verantwortlich. Als Therapie reicht es daher meistens aus, das Medikament zu wechseln. Ist dies nicht möglich, oder sind die Wucherungen besonders stark ausgeprägt, kann die Therapie auch in Form eines operativen Eingriffs unter lokaler Betäubung erfolgen.
AUTOR
Dr. med. dent. Florian Lanza
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 26. Mai, 2023