Periareolärer Zugang

Ein Eingriff an der Brust ist immer mit der Angst verbunden, unschöne Narben davonzutragen. Der periareoläre Zugang ist eine Art der Schnittführung, die kaum sichtbare Narben hinterlässt. Allerdings ist diese Schnittführung nicht für jede Patientin oder Operation geeignet. Wir verraten Dir in diesem Beitrag, wann eine Brust OP über den periareolären Zugang stattfindet, wie der Eingriff abläuft und was die Vorteile der verschiedenen Techniken sind.


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Periareolärer Zugang

Was versteht die Medizin unter einem periareolären Zugang?

Wörtlich übersetzt heißt Areola kleiner Hof, in der Medizin ist es unter anderem der Name des Brustwarzenhofs. Ein periareolärer Zugang ist also ein Schnitt entlang der Grenze zwischen dem dunkleren pigmentierten Brustwarzenhof und Brusthaut. Der transareoläre Zugang erfolgt durch den Warzenhof.

 

Verwendung findet der periareoläre Zugang oft im Zuge einer Brustvergrößerung mit Implantaten (Mammaaugmentation), aber auch bei einer Brustverkleinerung kann der Arzt diesen Schnitt wählen. Sogar eine kleine Bruststraffungen (Augmentationspexie) hängender Brüste ist bei dieser Schnittführung möglich, in diesem Fall sprechen wir von einer periareolären Straffung. Oft sind die Patientinnen nicht nur mit der Form ihrer Brust, sondern auch ihres Warzenhofs unzufrieden, wenn dieser stark gedehnt wurde oder der Schwerkraft folgend nach unten verrutscht ist. Natürlich bietet sich in einem solchen Fall der periareoläre Schnitt an, um auch den Brustwarzenhof zu korrigieren.

Ärzte verwenden diese Art des Zugangs nicht nur bei Operationen aus ästhetischen Gründen. Immer wieder kommt es zu gutartigen (benignen) oder bösartigen (malignen) Veränderungen in Geweben, die operativ entfernt werden müssen. In einer solchen Situation stellt die Angst vor einer entstellenden Narbe an der Brust eine zusätzliche Belastung dar. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Arzt diese Gewebeveränderungen über einen periareolären Zugang entfernen und so zumindest die Narben klein und unauffällig halten.

Welche Schnittführungen gibt es neben dem periareolären Zugang?

Welchen Schnitt der Arzt wählt, hängt von vielen Faktoren ab. Die individuellen körperlichen Gegebenheiten der Patientin, wie die Größe des Warzenhofs, Dicke der Haut und des Fettgewebes sowie die Beschaffenheit des Brustdrüsengewebes lassen mitunter einige Techniken gar nicht zu.

Andererseits spielen auch die Wünsche der Patientin, die Art der Operation und gegebenenfalls die Größe der Brustimplantate eine entscheidende Rolle.
Dem Arzt stehen bei einer Bruststraffungen viele verschiedene Schnittführungen zur Verfügung, wie zum Beispiel die Lejour-Technik. Dabei verläuft der Schnitt um den Brustwarzenhof und anschließend vertikal nach unten bis zur Unterbrustfalte. Verschiedene Varianten dieser Technik ziehen den Schnitt noch in der Unterbrustfalte weiter, beispielsweise in Form eines „T“s oder „L“s.
 
Bei der Brustvergrößerung mit Implantaten wählt der Arzt neben dem periareolären Zugang in der Regel zwischen den inframammären Zugang oder transaxillären Zugang.
Die inframammäre Schnittführung erfolgt entlang der Unterbrustfalte. Sie ist die am häufigsten verwendete, da sie für den Chirurgen durch die gute Übersicht des Operationsgebietes am einfachsten und sichersten ist. Die entstehende Narbe liegt dort gut versteckt und ist im Stehen nicht sichtbar, in Rückenlage allerdings schon. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Implantat einer Brustvergrößerung bei diesem Schnitt in verschiedene Gewebsschichten wie auch unter dem Brustmuskel platziert werden kann. Sollte eine Folgeoperation nötig sein, eröffnet der Arzt in der Regel die Narbe und es entsteht keine weitere.


Der Schnitt des transaxilläre Zugangs erfolgt in der Achselhöhle. Der große Vorteil an dieser Technik ist, dass die Brust vollkommen unberührt bleibt und auch weniger von Sensibilitätsstörungen betroffen ist – jedoch ist diese Technik nicht für jede Patientin geeignet und muss mit dem Arzt individuell diskutiert und entschieden werden. Die Narbe liegt zwar versteckt in der Achselhöhle, ist jedoch bei erhobenem Arm auch in ärmelloser Kleidung sichtbar, während die anderen Schnittführungen nur auf der entblößten Brust zu sehen sind. Diese Schnittführung erfordert einen sehr erfahrenen Arzt, da er während der Operation auf die Sicht einer eingeführten endoskopischen Kamera angewiesen ist und so wenig Kontrollmöglichkeiten besitzt. Der Minitrichter, der von der Achsel bis zur Brust führt, ist zudem anfälliger für Infektionen und Entzündungen, da sich die Bakterien leichter ansiedeln können. Bei einer Folgeoperation muss der Arzt einen anderen Zugang wählen, der eine weitere Narbe mit sich bringt. Auch eine gleichzeitige Bruststraffung ist bei dieser Technik nicht möglich.


Wie läuft die Brustvergrößerung mit dem periareolären Zugang ab?

Der Arzt entscheidet zusammen mit der Patientin im Laufe des Vorgesprächs über die Machbarkeit des periareolären Zugangs. Zudem klärt der Arzt die Patientin im Zuge des Beratungsgespräch über die Alternativen, den Ablauf der Behandlung sowie die möglichen Nebenwirkungen und Risiken auf.

 

Der Eingriff findet in der Regel in Vollnarkose, seltener im Dämmerschlaf statt. Der Arzt eröffnet die Brust durch einen halbmondförmigen oder kreisrunden Schnitt um den Brustwarzenhof. Wie er das Brustimplantat anschließend einbringt, ist von Patientin zu Patientin unterschiedlich und muss ebenfalls individuell mit dem behandelnden Chirurg geklärt werden. Grundsätzlich kann über den periareolären Zugang alles operiert werden: Das Implantat kann also über dem Muskel, unter dem Muskel oder in Doppellage eingebracht werden. Anschließend vernäht der Chirurg die Wunde sorgfältig. In der Regel dauert ein solcher Eingriff 60 bis 90 Minuten und kann sowohl ambulant als auch stationär stattfinden.

Welche Komplikationen können beim periareolären Zugang auftreten?

Die Milchdrüsen und Milchkanäle liegen direkt hinter der Brustwarze, die Gefahr dass der Arzt sie bei dem Schnitt verletzt, ist jedoch nicht hoch. Doch selbst wenn einige Milchdrüsen dabei irreparabel verletzt werden, bleibt die Stillfähigkeit in den allermeisten Fällen erhalten.

Allerdings ist auch das Risiko von Empfindungsstörungen der Brustwarze beim periareolären Zugang im Gegensatz zu den anderen Schnittführungen höher, welches das Stillen zusätzlich erschweren kann. Ein Gefühlsverlust im Operationsgebiet tritt generell häufiger auf, ist aber normalerweise vorübergehend, selten bleibt er dauerhaft bestehen. Besonders Frauen mit einem Kinderwunsch sollten sich dieser Risiken bewusst sein und die Entscheidung gut abwägen.
 
Bei jeder Operation sind Wundheilungsstörungen, Krustenbildungen oder eine überschießende Narbenbildung möglich. Zudem besteht für Patientinnen mit einem periareolären Zugang wahrscheinlich ein geringfügig höheres Infektionsrisiko, da sowohl das Implantat als auch das Brustgewebe den Keimen der Brustwarze ausgesetzt sind.
 
Ein Implantat ist ein Fremdkörper, der Körper reagiert darauf mit der Bildung einer bindegewebsartigen Kapsel. In der Regel bemerken die Patientinnen diese Kapsel nicht, da sie mit einer Dicke von nicht einmal einem Millimeter sehr zart und auch dehnbar ist. Verdickt sich diese Kapsel auf mehrere Millimeter, zieht sich zusammen und verhärtet sich, dann spricht der Mediziner von einer Kapselfibrose. Die Folge sind sichtbare Verformungen der Brust und auch Schmerzen. Während eine Kapselfibrose nach jeder Brustvergrößerung auftreten kann, scheint das Risiko bei einem periareolären Zugang etwas größer zu sein.

Was sind die Vorteile der periareolären Schnittführung?

Der große Vorteil des periareolären Schnitts ist die kaum sichtbare Narbe am Brustwarzenhof, da diese durch den Pigmentunterschied zwischen Warzenhof und heller Brusthaut kaschiert wird. Gleichzeitig ermöglicht diese Schnittführung eine Formung des Brustgewebes, was beispielsweise bei der Behandlung einer tubulären Brust zum Tragen kommt.

Ein limitierender Faktor ist die Größe des Implantats, nur kleinere Implantate oder Implantate, die erst nachträglich befüllt werden, können durch den periareolären Zugang eingesetzt werden. Oft wählt der Arzt die periareoläre Schnittführung, wenn die Brüste klein sind oder keinen Überhang als natürliche Unterbrustfalte bilden. In einem solchen Fall wäre die Narbe des inframammären Schnitts auch im Stehen sichtbar, was natürlich unerwünscht ist. Bei großen Gewichtsschwankungen besteht ebenfalls das Risiko, dass die Narben eines inframammären Zugangs anschließend sichtbar wird.
 

Schnittführungen bei Brustoperationen – Universitätsklinikum Heidelberg (letzter Zugriff: 31.05.2021)

Ästhetik trifft Rekonstruktion: Subjektive Unzufriedenheit oder doch ein Technikfehler? – face&body – interdisziplinäres Fachmagazin für Ästhetik (letzter Zugriff: 31.05.2021)