Hyperhidrose

Ein unangenehmer Schweißfleck, nasse, schweißige Hände und feuchte Fußsohlen sind den meisten wohl in der ein oder anderen Situation bekannt. Im Regelfall ist das Schwitzen eine gute Regulationsfunktion des Körpers und hilft, die Körperkerntemperatur zu stabilisieren. Doch einige Menschen erleben eine besonders starke Schweißproduktion, die nur selten mit der Außentemperatur in Zusammenhang steht. Möchtest Du mehr über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Hausmittel bei krankhaftem Schwitzen (Hyperhidrose) wissen, wirst Du im folgenden Text fündig.


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Hyperhidrose

Was ist eine Hyperhidrose?

Unter Hyperhidrose versteht der Mediziner eine krankhafte Form des Schwitzens. Hierbei ist weniger die Menge des produzierten Schweißes als viel mehr die Situation der übermäßigen Produktion diagnosegebend. Denn die Schweißperlen bei körperlicher Anstrengung, großer Hitze oder Fieber sind nicht nur normal, sondern auch lebensnotwendig. Dadurch kann der Körper seine Temperatur regulieren und vor einer Überwärmung schützen. Bei der Hyperhidrose besteht allerdings keine äußerliche Notwendigkeit für das Schwitzen, die Betroffenen klagen von Schweißausbrüchen unabhängig der Außentemperatur, Emotionslage oder Jahreszeit.
 
Hyperhidrose ist keine seltene Erkrankung, rund drei Prozent der Bevölkerung berichten von einer übermäßigen, unpassenden Schweißsekretion. Zu differenzieren ist die Hyperhidrose allerdings vom sogenannten Nachtschweiß. Denn typischerweise schwitzen die Personen mit Hyperhidrose vermehrt untertags, während Patienten mit Nachtschweiß von nächtlichem Kleidungs- oder Bettlakenwechsel aufgrund der starken Durchfeuchtung berichten.

Welche Formen der Hyperhidrose gibt es?

Grundsätzlich lässt sich eine primäre von einer sekundären Form der Hyperhidrose abgrenzen. Weiters differenzieren Mediziner zwischen einem fokalen und einem generalisierten Muster.

Bei der primären Hyperhidrose handelt es sich um eine übermäßige Schweißproduktion, die ohne eine zugrunde liegende Erkrankung auftritt. Typischerweise leiden die Betroffenen bereits seit dem Kindes- oder Jugendalter an der übermäßigen Schweißproduktion und oftmals zeigt sich eine familiäre Häufung. In den meisten Fällen leiden Patienten mit einer primären Hyperhidrose an einer fokalen Form. Das bedeutet, dass die Betroffenen hauptsächlich an einzelnen Stellen übermäßig schwitzen. Zu den klassischen Lokalisationen zählen die Achselhöhlen, Handflächen, Fußsohlen oder die Stirn.

Im Gegensatz zur primären Form liegt bei der eine Erkrankung vor, die die Schweißanomalie bedingt. Oftmals finden sich hormonelle Störungen, chronische Infekte, Diabetes mellitus, Kreislaufstörungen oder sogar Tumore als Verursacher der Hyperhidrose. Zudem unterscheidet sich die sekundäre Form von der primären häufig durch ein generalisiertes Schwitzmuster. Das bedeutet, dass die gesamte Haut der Patienten vermehrt Schweiß produziert und nicht nur die oben erwähnten Areale.

Wie lässt sich eine Hyperhidrose behandeln?

Da Betroffene oftmals stark unter ihren häufigen Schweißausbrüchen leiden, gibt es mittlerweile eine Vielzahl an möglichen Therapien. Bei sekundärer Hyperhidrose steht die Behandlung der Grunderkrankung an erster Stelle. In der Regel erzielt dies auch sehr gute Erfolge bei der Schweißproblematik.

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Bei der primären Hyperhidrose erfolgt die Therapie angepasst an den individuellen Leidensdruck, den Schweregrad und der Häufigkeit von Schweißattacken. Neben topischen Therapien, die Patienten oberflächlich auf ihre Haut tragen, stehen auch Medikamente zum Einnehmen zur Verfügung. Doch auch durch Botox-Injektionen, einer sogenannten Leitungswasser-Elektrophorese oder gar Operationen können Betroffene eine Besserung erfahren. Typischerweise fällt die Hyperhidrose in den Bereich der Dermatologie, weshalb bei Symptomen ein Besuch beim Hautarzt anzuraten ist.
 
Die Leitungswasser-Iontophorese ist besonders bei der Therapie von palmaren und plantaren Hyperhidrosen, also übermäßiger Schweißproduktion an den Handflächen oder Fußsohlen, beliebt. Hierbei tauchen die Patienten ihre Hände oder Füße in Wasserbäder oder halten alternativ feuchte Elektroden. Dadurch können elektrische Impulse durch die Hände oder Füße geschickt werden, die zwar durch ein Kribbeln spürbar, allerdings nicht schmerzhaft sind. Weshalb diese Therapie genau funktioniert, ist großteils ungeklärt, jedoch berichten rund 80 Prozent der Behandelten von einer deutlichen Besserung. Die Patienten müssen anfangs dreimal wöchentlich zu einer Sitzung gehen, nach einer Eingewöhnungsphase schließlich einmal pro Woche.

Wie funktioniert die Behandlung einer Hyperhidrose mit Antitranspiranten?

In der Gruppe der oberflächlich anwendbaren Therapien erfreuen sich Antitranspiranten großer Beliebtheit. Besonders häufig finden hierbei Aluminiumchlorid-haltige Präparate ihren Einsatz. Dies ist auch in Antitranspiranten in Drogerien enthalten, jedoch in einer zu geringen Dosis für die Behandlung einer Hyperhidrose.

In Apotheken erhalten Patienten rezeptpflichtige Salben, Deos oder Pulver, die typischerweise eine Konzentration von 10-20 Prozent aufweisen. Diese können Betroffene auf die schwitzenden Stellen auftragen, damit das Aluminiumchlorid in die Schweißdrüsen eindringen kann.
 
Dort verbindet es sich mit einem körpereigenen Protein und verstopft die Drüsen. Dadurch kann der Körper weniger Schweiß sezernieren und die Patienten erleben eine Besserung der Symptome. Optimalerweise tragen sie das Antitranspirant vor dem zu Bette gehen auf, da dies ein frühzeitiges Abschwitzen der Substanz verhindern soll. Am nächsten Tag wischen die Patienten das Mittel ab und können reguläres Deo verwenden. Nach einer Eingewöhnungsphase von einer Woche, in der eine tägliche Anwendung erforderlich ist, reicht eine ein- bis zweimal wöchentliche Therapie aus. Besonders bei leichten Formen der Hyperhidrose können Antitranspirante eine zufriedenstellende Symptomlinderung erbringen.

Wie lässt sich übermäßiges Schwitzen mit Botulinumtoxin behandeln?

Botulinumtoxin oder besser bekannt als Botox ist ein Gift des Bakteriums Clostridium botulinum. In einer stark verdünnten Lösung ist es besonders in der ästhetischen Medizin für den faltenmindernden Effekt beliebt, doch auch in der Behandlung der Hyperhidrose erzielt das Botulinumtoxin eindrucksvolle Ergebnisse.

Besonders nach einer erfolglosen topischen Therapie einer fokalen Schwitzkrankheit, empfiehlt der Experte die Botox-Spritze. Hierbei injiziert ein Arzt das Toxin in die Haut der betroffenen Stelle (Achselhöhle, Handfläche, Fußsohle). Dort sorgt es dafür, dass die Nervenfasern, die den Befehl für die Schweißproduktion geben, ihren Neurotransmitter Acetylcholin nicht mehr ausschütten können. Das bedeutet, dass die signalgebende Nervenzelle das Signal nicht mithilfe ihres Botenstoffes an die Schweißdrüse weitergeben kann. Dementsprechend schwitzen die Patienten deutlich weniger.
Da für eine ausreichende Wirkung in der Achsel ungefähr zehn bis 20 und an der Handfläche sogar 40-50 Einzelinjektionen erforderlich sind, kann die Botox-Therapie mit gewissen Schmerzen verbunden sein. Dies kann eine lokale Betäubung vor der eigentlichen Behandlung notwendig machen. Das Ergebnis hält in der Regel sechs Monate an, weshalb die Betroffenen den Dermatologen ein- bis zweimal pro Jahr zur erneuten Injektion aufsuchen.

Mit welchen Medikamenten wird eine Hyperhidrose behandelt?

Für eine medikamentöse Behandlung der Hyperhidrose kommen vor allem Patienten infrage, die an einer generalisierten primären Schwitzstörung leiden. Wissenschaftlich nicht bestätigt ist die Wirkung von Salbei und salbeihaltigen Präparaten, jedoch helfen diese manchen Betroffenen dennoch.

Klinisch erforscht und bestätigt ist die Wirkung von sogenannten Anticholinergika. Dies sind Medikamente, die einen ähnlichen Effekt ausüben wie die Botulinumtoxin-Injektionen, jedoch im gesamten Körper. Sie hemmen die Freisetzung des Botenstoffes Acetylcholin und können somit die Aktivität aller Schweißdrüsen senken und nicht nur in gewissen Bereichen. Allerdings kommt es durch die systemische Wirkung der Medikamente schnell zu Nebenwirkungen. Dazu zählen beispielsweise verschwommenes Sehen, Mundtrockenheit, Probleme beim Harnlassen oder Herzrasen. Dementsprechend sind sie nicht gut für die dauerhafte Therapie geeignet.
 
Liegt einer Hyperhidrose eine Angststörung oder Nervosität zugrunde, können Psychopharmaka wie Beruhigungsmittel Abhilfe schaffen.

Wie läuft eine Operation bei einer Hyperhidrose ab?

Leiden die Patienten trotz nicht-invasiver Behandlungsmaßnahmen weiterhin stark an ihrer Hyperhidrose, kann der Arzt eine Operation empfehlen.

Bei einem fokalen Schweißproblem der Achselhöhle könnte eine radikale Exzision oder eine subkutane Kürettage zur Symptomlinderung führen. Ersteres führen Spezialisten mittlerweile nur mehr äußerst selten durch, da der Arzt bei der Exzision ein großes Hautareal mitsamt den enthaltenen Schweißdrüsen entfernt und anschließend einen Hautdefekt decken muss. Dadurch entstehen große, sichtbare Narben.
 
Stattdessen empfehlen Experten eine subkutane Kürettage, bei der nur zwei kleine Schnitte das Einführen eines scharfen Löffels oder einer Kürette ermöglichen. Diese Instrumente verwendet der Operateur dafür, dass er das schweißdrüsenenthaltende Gewebe unter der Haut ausschabt. Zusätzlich kann auch eine Absaugung des Gewebes erfolgen. All diese Methoden finden im Regelfall unter Lokalanästhesie statt. Die Betroffenen sind meist sehr zufrieden mit den Ergebnissen, da sich die lokale Schweißproduktion deutlich verringert. Jedoch berichten manche Patienten von verstärktem Schwitzen in anderen Arealen.
 
Bei Hyperhidrose an den Handflächen oder dem Gesicht kann eine neurochirurgische Maßnahme namens endoskopische thorakale Sympathektomie stattfinden. Dabei verhindert der Operateur durch Veröden oder Abklemmen eine Weiterleitung des „Schwitzsignals“ von einem im Brustkorb befindlichen Nerven zu den jeweiligen Regionen. Somit ist die Verbindung zwischen dem Gehirn und den Schweißdrüsen unterbrochen. Dies ist ein endoskopisches Vorgehen, was bedeutet, dass der Chirurg videoassistiert die Abklemmung des Nervenstrangs durchführt. Dadurch muss er den Patienten nicht offen operieren und es kommt zu einer wesentlich geringeren Wundgröße. Der Eingriff geschieht in Vollnarkose und kann wesentliche Komplikationen wie Verletzungen der Brustorgane oder anderer dort liegender Nerven sowie ein starkes kompensatorisches Schwitzen der nicht betroffenen Körperregionen mit sich bringen. Daher ist diese Operation nur bei sehr starkem Leidensdruck, der sich durch nicht-operative Maßnahmen nicht bessert, indiziert.

Was sind die Symptome einer Hyperhidrose?

Das Hauptsymptom einer Hyperhidrose ist übermäßiges Schwitzen. Jedoch leidet nicht jeder, der stark schwitzt, unter einer Schwitzkrankheit. Denn bei der Hyperhidrose ist die Schweißmenge per se weniger diagnosegebend als die Zeit des Schwitzens.

Normalerweise ist die Schweißproduktion eine Möglichkeit des Körpers, seine Temperatur zu kontrollieren. Erleiden Personen jedoch Schweißausbrüche ohne einen angemessenen Umstand, also ohne Hitze, Fieber, körperliche Aktivität, zu warme Kleidung oder Nervosität, kann dies ein Hinweis auf eine Hyperhidrose sein.
 
Bei sekundären Formen der Schwitzkrankheit beschreiben die Patienten in der Regel noch weitere Symptome, die jedoch von der Grunderkrankung abhängen. Bei der primären Hyperhidrose berichten Patienten von Schweißausbrüchen, die seit der Kindheit oder Pubertät bestehen und mindestens einmal pro Woche auftreten. Bei fokaler Hyperhidrose schwitzen besonders die Achseln, Handflächen, Fußsohlen und/oder die Stirn, während die generalisierte Form den gesamten Körper betrifft. Bei manchen Personen gehen Schweißausbrüche mit einer Rötung der Haut, einem sogenannten Flush, einher. Durch auf der Haut sitzende Bakterien und Pilze kann es außerdem zu einem unangenehmen Geruch kommen, dies nennt der Mediziner Bromhidrose.

Welche Ursachen hat eine Hyperhidrose?

Wie bereits erwähnt, unterteilt der Mediziner die Schwitzkrankheit in eine primäre und eine sekundäre Form. Der Unterschied hierbei liegt in der Ursache der Hyperhidrose. Während bei einer primären Hyperhidrose keine zugrunde liegende Erkrankung vorliegt, ist dies bei der sekundären sehr wohl der Fall.
Bei Patienten mit einer primären Form finden Experten keinen Auslöser für die Schweißproblematik. In mikroskopischen Untersuchungen lässt sich keine Auffälligkeit zu gesunden Schweißdrüsen finden. Denn sowohl die Größe als auch die Zahl ist annähernd gleich. Demnach gehen Mediziner davon aus, dass das Problem eine Überstimulierung der Schweißdrüsen ist. Diese geschieht, wenn spezifische Nervenfaser zu häufig feuern und die Drüsen durch ihren Botenstoff Acetylcholin stimulieren.

Welche Risikofaktoren begünstigen übermäßiges Schwitzen?

Neben Situationen, die auch bei Gesunden eine starke Schweißproduktion auslösen, wie etwa Hitze, Nervosität oder körperliche Aktivität, gibt es bei Patienten mit einer primären Hyperhidrose auch Schweißausbrüche, die durch keinen Umweltfaktor bedingt sind. Dennoch klagen Betroffene auch in diesen Situationen über eine verstärkte Schweißproduktion.
 
Da ungefähr 30-65 Prozent der Personen mit einer primären Hyperhidrose auch ein Familienmitglied haben, das unter den gleichen Symptomen leidet, gilt auch eine positive Familienanamnese als Risikofaktor für die Schwitzkrankheit.
 
Ein ungesunder Lebensstil, der mit Übergewicht, Stress oder vermehrtem Alkoholkonsum einhergeht, ist ein weiterer Faktor, der die Entstehung einer Hyperhidrose fördert. Ebenso können hormonelle Umschwünge, wie etwa eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre, ein vermehrtes Schwitzen bedingen.

Auf welche Krankheiten kann starkes Schwitzen hinweisen?

Die sekundäre Hyperhidrose kann durch eine Vielzahl an Erkrankungen entstehen. Dies kann von hormonellen Störungen bis zu bösartigen Tumoren reichen, weshalb eine Abklärung durch den Arzt unabdingbar ist.

Besonders relevant ist hierbei eine Schilddrüsenüberfunktion. Die Schilddrüsenhormone regen nämlich die Wärmebildung des Körpers an, was im Normalfall zu einem Aufrechterhalten und Kompensieren der Körpertemperatur führt. Herrscht ein Überschuss dieser Hormone, produziert der Körper auch ohne Grund mehr Wärme, was sich durch vermehrtes Schwitzen zeigt. Bei zuckerkranken Personen kann eine erhöhte Schweißproduktion einerseits Ausdruck von geschädigten Nerven oder andererseits ein Zeichen einer Unterzuckerung sein.
 
Zudem sind mehrere Erkrankungen des Herzens und Kreislaufs bei Hyperhidrose Patienten in Betracht zu ziehen. Bei einem raschen Blutdruckabfall kann es zu einer Ohnmacht kommen, die häufig von Schweißausbrüchen, Schwindel und Angst begleitet ist. Herzrhythmusstörungen können ebenfalls das sympathische Nervensystem zu vermehrtem Schwitzen anregen. Gleiches gilt bei einem Lungen- oder Herzinfarkt, hierbei klagen die Betroffenen jedoch von heftigsten Schmerzen oder einer Atemnot, weshalb der Schweißausbruch nur ein Nebenbefund und nicht der Vorstellungsgrund ist.
 
Vermehrtes Schwitzen in der Nacht kann in seltenen Fällen auf eine bösartige Erkrankung hinweisen. So gilt die sogenannte B-Symptomatik, bestehend aus Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust, als eine klassische Symptomkombination bei Leukämie, Lymphdrüsenkrebs oder hormonproduzierenden Tumoren. Doch auch Patienten mit einer Tuberkulose-Infektion leiden an der B-Symptomatik.
 
Als psychische Ursachen für eine sekundäre Hyperhidrose können Angststörungen, Panikattacken oder Depressionen infrage kommen. Auch Essstörungen wie die Magersucht können zu einer vermehrten Schweißsekretion führen. Neben diesen Faktoren können noch viele weitere Krankheiten eine Ausbildung einer Hyperhidrose bedingen, weshalb ein ausführliches Patientengespräch und eine genaue Untersuchung unabdingbar bei der Diagnose einer Hyperhidrose sind.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Hyperhidrose?

Leiden Patienten unter unverhältnismäßig starkem und häufigem Schwitzen, könnten sie an einer Hyperhidrose leiden. Da in manchen Fällen Erkrankungen ursächlich sind, lohnt sich der Besuch beim Arzt, wenn die Betroffenen häufige und temperaturunabhängige Schweißausbrüche erleben.

Unverbindliche Preisanfrage

Das wichtigste Instrument des Arztes in der Diagnose der Hyperhidrose ist ein detailliertes Patientengespräch. Hierbei sollte er besonders auf die Umstände vor beziehungsweise während eines Schweißausbruches achten und gezielt nachfragen. Auch die Information über eine familiäre Häufung eines Schweißproblems und dessen Beginn kann in der Diagnose weiterhelfen. Außerdem sollte der behandelnde Arzt Vorerkrankungen, Medikamente und andere Symptome im Sinne einer sekundären Hyperhidrose in Betracht ziehen.
 
Um eine Differenzierung zwischen primärer und sekundärer Form durchführen zu können, müssen etwaige Grunderkrankungen ausgeschlossen werden. Dafür untersucht der Arzt den Patienten unter anderem mithilfe eines Stethoskops, Ultraschalls und Blutdruckmessgeräts. Zusätzlich nimmt er womöglich Blut ab, um relevante Hormonspiegel zu kontrollieren.
 
Möchte der Mediziner die Schweißareale genauer beurteilen, kann er einen Jod-Stärke-Test durchführen. Dazu trägt er eine Jodlösung auf die betroffene Stelle auf und lässt diese eintrocknen. Anschließend streut er Maisstärke auf das Areal, um durch eine Dunkelfärbung die Stärke des Schweißproblems erkennen zu können. Diesen Test verwenden Ärzte gerne vor der Behandlung mit Botox, um die Einspritzstellen festzulegen.

Was kann ich selbst bei einer Hyperhidrose tun?

Achte bei Deiner Kleidung auf atmungsaktive und luftdurchlässige Naturfasern

Achte auf einen gesunden Lebensstil und treibe regelmäßig Sport

Vermeide beim Essen übermäßigen Salz- oder Fleischkonsum sowie Alkohol

Sorge für ausreichend körperliche und psychische Entspannung

Um dem übermäßigen Schwitzen vorzubeugen, gibt es verschiedenste Tipps und Tricks. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Auswahl der Kleidung zu legen. Atmungsaktive Stoffe und luftdurchlässige Naturfasern sind Polyester-Kleidung vorzuziehen. Auch regelmäßiger Sport und ein normales Körpergewicht helfen dabei, das Schweißproblem zu minimieren. Bei der Ernährung sollten Betroffene auf viel Obst und Gemüse achten, während übermäßiger Salz- oder Fleischkonsum sowie scharfe Speisen und Alkohol zu vermeiden sind. Auch körperliche und psychische Entspannung, die beispielsweise durch Yoga gefördert wird, verringert den Leidensdruck.

Welche Hausmittel helfen bei einer Hyperhidrose?

Das typische Hausmittel gegen übermäßiges Schwitzen ist Salbei. Sowohl ein Konsum von Salbeitee als auch salbeihaltige Präparate aus der Apotheke sollen bei der Hyperhidrose positive Auswirkungen zeigen.

Auch andere Pflanzenprodukte, beispielsweise Baldrian, Passionsblume oder Melisse, sollen besonders bei nervositätsbedingtem Schwitzen Abhilfe schaffen. Zur Symptomlinderung während der Wechseljahre können Traubensilberkerze, Lavendel und Johanniskraut dienen. Auch kaltes Abbrausen, Kalt-warm-Duschen, Kneipp-Güsse oder Moor-Bäder helfen manchen Betroffenen.

Warum schwitzen wir eigentlich?

Die Schweißproduktion des Körpers ist eine natürliche und lebensnotwendige Funktion, die im Normalfall der Temperaturregulation dient. Ein Hauptakteur hierbei ist ein Teil des Gehirns, der Hypothalamus. Er funktioniert im Grunde wie ein Thermostat und nimmt Schwankungen der Körperkerntemperatur wahr. Übersteigt die Temperatur, beispielsweise durch Sonnenstrahlung, körperliche Anstrengung oder zu warme Kleidung, den Sollwert von circa 37 Grad Celsius, sendet der Hypothalamus ein Signal aus, das der Schweißsekretion dient. Dies wandert über sogenannte sympathische Nervenfasern zu den Schweißdrüsen.

Diese Nerven sind Teile des Sympathikus, was im Grunde ein Anteil des Nervensystems ist, das sogenannte „Fight-or-Flight“-Aufgaben enthält. Das bedeutet, dass bei Furcht, Aggression oder Nervosität der Sympathikus aktiviert wird und den Körper auf die jeweilige Ausnahmesituation vorbereitet. Dadurch kommt es auch zu stärkerem Schwitzen in emotional aufregenden Situationen, was Mediziner emotionales Schwitzen nennen.

 

Erreicht das Signal des Hypothalamus über den sympathischen Nerven die Schweißdrüse, schüttet das Nervenende seinen Botenstoff Acetylcholin aus. Dadurch sind die Drüsen stimuliert und steigern die Schweißproduktion und -sekretion. Die Hautoberfläche ist befeuchtet, was in weiterer Folge eine bessere Wärmeabgabe und eine Abkühlung durch Verdunstung des Schweißes bedeutet. Diese Schwitzform nennt der Experte thermoregulatorisches Schwitzen. Gustatorisches Schwitzen ist die Reaktion des Körpers auf scharfe oder saure Speisen, ebenso auf Alkohol. Das Ausmaß aller Schwitzarten ist äußerst individuell, weshalb der Übergang von gesundem in übermäßiges Schwitzen fließend ist.

Gibt es andere Formen von krankhaftem Schwitzen?

Neben dem verstärkten Schwitzen gibt es auch Erkrankungen, bei denen Betroffene nur sehr wenig (Hypohidrose) oder gar nicht (Anhidrose) schwitzen können. Was anfangs möglicherweise wie etwas Wünschenswertes klingt, ist jedoch eine äußerst unangenehme Erkrankung. Denn die Betroffenen leiden stark unter der verminderten Temperaturregulation und sind sehr hitzeempfindlich. Um Abkühlung zu finden, können sie Feuchtigkeitssprays auf die Haut sprühen, da dadurch ein ähnlicher Effekt wie durch das Schwitzen entsteht.
 
Bei stark riechendem Schweiß spricht der Mediziner von einer Bromhidrose. Diese entsteht durch eine Zersetzung der Flüssigkeit durch Bakterien und Pilze.

Was kostet die Behandlung einer Hyperhidrose?

Die Kosten einer Hyperhidrose-Behandlung variieren stark nach der jeweiligen Methode. Während Antitranspiranten oder Medikamente mit geringen Kosten verbunden sind, können Botox-Behandlungen ungefähr 600 Euro ausmachen.

Operationen, bei denen ein Chirurg Schweißdrüsen entfernt, belaufen sich meist zwischen 1.200 und 2.000 Euro. Die endoskopische transthorakale Sympathektomie ist die teuerste Behandlung mit einem Preis von circa 3.000 Euro.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung einer Hyperhidrose?

Da die Behandlung einer primären Hyperhidrose keine medizinische Notwendigkeit vorweist, kommen die meisten Krankenkassen nicht für die Kosten auf. Dennoch unterstützen manche Privatversicherungen einige wenige Therapien finanziell. Dementsprechend sollten sich Patienten vorab an ihre Versicherungsanstalt wenden, um weitere Informationen zu erhalten.

 

Hyperhidrose – Ursachen und Therapie von übermäßigem Schwitzen – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 26.01.2021)

Hyperhidrose – Österreichische Gesellschaft für Dermatochirurgie (ÖGDC) (letzter Zugriff: 26.01.2021)

Schweißhände, Schweißachseln (Hyperhidrose) – Universitätsklinikum Freiburg (letzter Zugriff: 26.01.2021)

Hyperhidrose – LMU – Klinikum der Universität München (letzter Zugriff: 26.01.2021)

Hyperhidrose – MSD Manual – Ausgabe für medizinische Fachkreise (letzter Zugriff: 26.01.2021)