Kieferzyste

Zysten treten häufig und an vielen verschiedenen Stellen und Organen im Körper auf. Meist bemerkst Du sie lange Zeit gar nicht und eine Diagnose wird als reiner Zufallsbefund gestellt, versetzt Deinen Arzt allerdings nicht in größere Besorgnis. Nicht so bei Zysten in der Kieferregion - hier wird ein baldiges Handeln empfohlen. Was zu beachten ist und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfährst Du in diesem Beitrag!


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Zuletzt aktualisiert: 5. Mai, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Kieferzysten sind abgekapselte, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die sich im Kieferknochen und angrenzenden Weichteilen ausbilden


Zwar sind Kieferzysten in der Regel gutartig, dennoch ist eine frühestmögliche Behandlung notwendig, da sie kontinuierlich wachsen und in der Folge umliegende Strukturen (Zähne, Knochen, Blutgefäße, Nerven) abdrücken und verdrängen


Die Zyste selbst verursacht keine Schmerzen oder sonstige Symptome, bleibt daher lange unbemerkt. Die Diagnose wird daher entweder als radiologischer Zufallsbefund oder in sehr fortgeschrittenem Stadium, bei Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Zahnlockerungen gestellt


Die Behandlung erfolgt rein operativ, wobei zwei Methoden zur Verfügung stehen. Die Zystektomie umfasst eine vollständige Zystenentfernung, während bei der Zystostomie die Zyste eröffnet und die Flüssigkeit über mehrere Wochen hinweg langsam abgelassen wird. Eine mehrtägige Schonung und Vermeidung mechanischer oder chemischer Reize ist in beiden Fällen unbedingt nötig

Was versteht die Medizin unter einer Kieferzyste?

Die Medizin versteht unter einer Zyste einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum, der von seiner Umgebung durch ein Häutchen abgekapselt ist. Zysten können generell sehr unterschiedlich groß werden und in vielen verschiedenen Organen auftreten. Sie haben sowohl genetische als auch entzündliche Ursachen und sind in der Regel nicht bösartig.

Kieferzyste

Wie sehen die Symptome der Kieferzyste aus?

Kieferzysten können sehr lange unbemerkt bleiben, da sie abgekapselt sind, keine Entzündungsreaktion hervorrufen und daher keinen Schmerzreiz setzen. Im Anfangsstadium, also bei eher kleineren Zysten, handelt es sich daher meist um einen Zufallsbefund, der im Rahmen der jährlichen Zahnarztkontrolle in der Röntgenuntersuchung auffällt. Erste Probleme beziehungsweise Symptome sind erst dann zu vernehmen, wenn die Zyste mehr Flüssigkeit einlagert und an Größe zunimmt. Dadurch können nicht nur Aufreibungen und Schwellungen der Kieferschleimhaut sichtbar werden – wobei beim Betasten der Schwellung oftmals ein knisterndes Geräusch zu vernehmen ist – sondern auch erstmals Schmerzen auftreten.

Es handelt sich meist um dumpfe, recht unspezifische Schmerzen, die sich auf den gesamten Kiefer und Gesichtsbereich ausbreiten können und durch Druck auf umliegendes Gewebe zustande kommen. Bei Nicht-Behandlung und weiterem Wachstum können Kieferzysten Nerven abdrücken, was zu Sensibilitätsstörungen und Kribbelgefühl führt, und umliegende Strukturen, beispielsweise Zähne und Knochen, verdrängen, was zu Zahnfehlstellungen, Lockerungen, Zahnausfall und Ausdünnung der Knochensubstanz führt.

Welche Ursache hat die Kieferzyste?

Je nach Zystenart kann man unterschiedliche Entstehungsursachen differenzieren. Meist gehen Zysten auf entzündliche oder mechanische Reize, die entweder durch Entzündungen des Zahnfleisches beziehungsweise der Zahnwurzel oder durch operative Eingriffe und Zähneziehen hervorgerufen werden. In vielen Fällen ist die Neigung zu Zysten allerdings genetisch bedingt oder entsteht durch bestimmte Reize während der Embryonalphase und Organentwicklung.

Welche Arten von Kieferzysten gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet der Zahnarzt zwischen odontogenen (von den Zähnen ausgehende) und nicht-odontogenen Zysten.

Bei den odontogenen Zysten unterscheidet man wiederum je nach Lokalisation folgende Arten:
Radikuläre Zysten entstehen an der Zahnwurzelspitze bei kariös zerstörten, absterbenden Zähnen. Sie sind die häufigste Zystenart und werden durch die Entzündung der Wurzel hervorgerufen. 
Follikuläre Zysten treten vor allem bei retinierten Weisheitszähnen auf, wobei sich die Zyste um die Zahnkrone bildet. Als Ursache kommen entzündliche und mechanische Reize aber auch eine genetische Disposition in Frage.

Keratozysten entstehen unabhängig von Zahnstrukturen mitten im Kieferknochen und zeichnen sich durch ein sehr rasche und aggressives Wachstum sowie einer hohen Rezidivrate nach OP aus. 
Residualzysten entstehen durch Ziehen eines Zahns mit radikulärer Zyste, wenn dies unvollständig passiert.

Kieferzyste

Nicht-odontogene Zysten entwickeln sich hingegen nicht von den Zähnen ausgehend. Man unterscheidet Schleimhautretentionszysten, die in Drüsen durch Abflussstörungen gebildet werden und Weichteilzysten wie beispielsweise die nasopalatinale Zyste, die als Folge eines Entwicklungsdefektes auftreten können.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Kieferzyste?

Eine Diagnose kann, wie bereits erwähnt, häufig durch ein Übersichtsröntgenbild von Ober- und Unterkiefer gestellt werden. Die Zyste stellt sich darauf als rundliche, scharf begrenzte Struktur dar. Bei entzündeten Zysten kann diese klare Begrenzung durch umliegende Flüssigkeitsansammlung verschwinden, weshalb zur besseren Darstellung auf ein CT oder einen Ultraschall ausgewichen wird. Um differenzialdiagnostisch einen möglicherweise bösartigen Tumor auszuschließen, wird in unklaren Fällen zusätzlich eine Gewebeprobe entnommen und eine histologische Abklärung durchgeführt.

Welche Folgen hat die Kieferzyste für die Patienten?

Für das Gros der Patienten zieht die Kieferzyste keine schwerwiegenden Folgen nach sich, da sie im Rahmen von Routinekontrollen entdeckt und dann behandelt wird. Durch eine fortschreitende Größenzunahme und Verdrängung umliegender Strukturen, kann die Kieferzyste allerdings auch zu einem ernst zu nehmenden Problem werden. Das Abdrücken von Nerven kann zu Sensibilitätsstörungen und Taubheitsgefühl führen, die ohne frühzeitige Entlastung bestehen bleiben. Bei Druck auf Blutgefäße können Minderdurchblutung bis hin zu Nekrosen die Folge sein. Auch ein Verdrängen oder eine Lockerung von Zähnen ist auf Dauer möglich, und auch die Knochensubstanz wird geschädigt und kann mit Verformungen, kleinen Einrissen oder Brüchen reagieren.

Welche nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Keine. Zwar kann man bei sehr kleinen, nicht an Größe gewinnenden Zysten abwarten und durch regelmäßige Beobachtung und Kontrolle die Zyste im Auge behalten, eine konkrete Behandlung, die in der Entfernung der Zyste besteht, ist allerdings nur mittels operativem Eingriff durchzuführen und früher oder später unausweichlich.

Kann eine Kieferzyste von allein verschwinden?

Im Normalfall bilden sich Zysten nicht von alleine zurück. Es gibt allerdings einige eher seltene Zystenarten (Schleimretentionszysten), die diese Eigenschaft haben.

Was passiert, wenn die Kieferzyste platzt?

Ein Platzen ist bei Kieferzysten eher untypisch, da sie vom Kieferknochen umgeben und damit recht sicher umschlossen sind. Dass eine Zyste von selbst aufgeht, ist eher bei Schleimhautzysten möglich, diese bilden sich nach dem Aufplatzen von selbst zurück.

Kieferzyste

Wann muss eine Kieferzyste operiert werden?

Grundsätzlich gilt, dass jede Kieferzyste behandelt, also operiert wird, da die meisten Kieferzystenarten dazu neigen, kontinuierlich an Größe zuzunehmen.

Wie verläuft die Operation bei einer Kieferzyste?

Der Zahnspezialist unterscheidet zwei Methoden, um Kieferzysten operativ zu behandeln:

Zystektomie

Hierbei handelt es sich um eine vollständige chirurgische Entfernung der Zyste. Die verbleibende Höhle im Kieferknochen füllt sich mit Blut und verknöchert üblicherweise in den nachfolgenden Monaten. Handelt es sich um eine radikuläre Zyste, muss der betroffenen Zahn im Rahmen des Eingriffs gezogen werden. Die Behandlung kann in der Regel ambulant und unter Lokalanästhesie durchgeführt werden, die Patienten werden also noch am selben Tag nach Hause entlassen.

Zystostomie

Diese Methode wird bei sehr großen, voluminösen Zysten gewählt, da sie auf dem Prinzip einer primären Druckentlastung beruht. Die Zyste wird eröffnet, sodass die Flüssigkeit kontinuierlich abrinnen kann und der Druck auf umliegendes Gewebe und Knochen langsam kleiner wird. Die Methode benötigt keinen komplizierten Eingriff und gilt als sehr schonend für druckbelastete Strukturen um die Zyste herum, allerdings ist die Nachbehandlung sehr aufwendig, da der Schnitt offen gehalten und regelmäßig tamponiert und kontrolliert werden muss. Das verbleibende Zystenhäutchen wird entweder in Schleimhaut umgewandelt oder nachträglich entfernt.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Obwohl es sich um einen kurzen und eher unkomplizierten Eingriff handelt, ist es wichtig, eine korrekte Nachsorge einzuhalten, um Entzündungen und Komplikationen zu vermeiden. Die Tage nach der OP können mit Schmerzen verbunden sein, der Arzt sollte daher auch ausreichend Schmerzmittel verschreiben. Körperliche Schonung, Verzicht auf Sport, Alkohol und Kaffee und ein Ausweichen auf eher weiche Nahrung sind zu empfehlen. Die richtige Hygiene ist außerdem unerlässlich, da sich die Wunden im Kiefer und Zahnfleisch sonst leicht entzünden können und Wundheilungsstörungen nach sich ziehen. Vor allem bei der Zystostomie, bei der eine Tamponade für die Offenhaltung der Zyste und kontinuierlichen Abfluss sorgt, sind regelmäßige Spülungen und schonendes Putzen Gewährleistung für einen regelrechten Verlauf.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Komplikationen können vor allem bei sehr großen und ausgedehnten Zysten auftreten, da bei der Entfernung Nerven oder Zahnwurzeln verletzt beziehungsweise durch eine zu rasche Druckentlastung Strukturen geschädigt werden können. Darüber hinaus besteht wie bei jedem operativen Eingriff die Gefahr von Nachblutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen und Problemen bei der Narbenbildung. Eine umfassende Aufklärung und Beschreibung aller möglichen Komplikationen wird Dein Arzt auf jeden Fall vornehmen, bevor die Entscheidung für eine OP fällt.

Kann ich die Kieferzyste vorbeugen?

Nur bedingt. Gerade bei der radikulären Zyste kann eine adäquate Mundhygiene, regelmäßiges Zähneputzen, Verwenden von Mundspülungen und eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie das Vermeiden von stark zuckerhaltigen Softdrinks vorbeugend wirken, da dadurch die auslösenden kariösen Veränderungen unterbunden werden. Die meisten anderen Zystenarten entstehen jedoch ohne wahrnehmbaren Reiz, durch chirurgische Eingriffe oder sind genetisch bedingt.

Kieferzyste

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Behandlung und Entfernung der Zyste übernimmt in der Regel die Krankenkasse, sofern sie bei einem Arzt mit Kassenvertrag durchgeführt wird. Folgebehandlungen wie beispielsweise das Einsetzen eines Implantats nach Zahnentfernung bei radikulärer Zyste müssen vom Patienten selbst getragen werden.


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Über den Autor: Dr. Florian Lanza

Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien


Dr. Florian Lanza ist als Assistenzarzt auf der Universitätszahnklink in Wien tätig und unterstützt MOOCI seit August 2019 als medizinischer Experte für den Bereich der Zahnmedizin.

Neben der konservierenden und ästhetischen Zahnheilkunde bildet er mit Begeisterung die nächste Generation an Zahnärzten aus.

Sein Anliegen ist es, dass mit der Aufklärungs- und Informationsarbeit bei MOOCI dazu beigetragen wird den Patienten absolute Transparenz zu bieten.

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Zwar sind Kieferzysten in der Regel gutartig, dennoch ist eine frühestmögliche Behandlung notwendig, da sie kontinuierlich wachsen und in der Folge umliegende Strukturen (Zähne, Knochen, Blutgefäße, Nerven) abdrücken und verdrängen


Die Zyste selbst verursacht keine Schmerzen oder sonstige Symptome, bleibt daher lange unbemerkt. Die Diagnose wird daher entweder als radiologischer Zufallsbefund oder in sehr fortgeschrittenem Stadium, bei Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Zahnlockerungen gestellt


Die Behandlung erfolgt rein operativ, wobei zwei Methoden zur Verfügung stehen. Die Zystektomie umfasst eine vollständige Zystenentfernung, während bei der Zystostomie die Zyste eröffnet und die Flüssigkeit über mehrere Wochen hinweg langsam abgelassen wird. Eine mehrtägige Schonung und Vermeidung mechanischer oder chemischer Reize ist in beiden Fällen unbedingt nötig

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