Ganglion

Bei einem Ganglion handelt es sich um eine zystische, stielförmige Schwellung, die von einem Gelenk oder einer Sehne ausgeht und sich aus ihrer Kapsel herausstülpt. In den meisten Fällen wird diese flüssigkeitsgefüllte, kugelige Ausschüttung an die Hautoberfläche gedrückt und ist damit von außen deutlich sichtbar und tastbar, in seltenen Fällen erfolgt die Ausstülpung ins Gewebe und ist damit von außen nicht sichtbar. Auch wenn das Ganglion selbst völlig ungefährlich ist, sollte es dennoch ärztlich abgeklärt werden, um andere möglicherweise gefährlichere Ursachen auszuschließen. Verlauf und Prognose bei einem Ganglion können sich sehr unterschiedlich gestalten, denn es kann entweder völlig asymptomatisch bleiben, von selbst völlig verschwinden oder eine notwendige Therapie nach sich ziehen.


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Ganglion

Was versteht die Medizin unter einem Ganglion?

Ein Ganglion, umgangssprachlich auch „Überbein“ genannt, ist eine gutartige, rundliche und mit Flüssigkeit gefüllte Schwellung, die unter der Haut als Knoten tastbar und sichtbar wird. Das Wort „Überbein“ ist jedoch etwas irreführend, denn es suggeriert, dass das Ganglion etwas mit den Beinen oder zumindest allgemein mit Knochen zu tun hat, was allerdings nicht der Fall ist.
 
Ein Ganglion geht vielmehr von Gelenken oder Sehnenscheiden aus, die von einer dünnen Gelenks- oder Sehnenhülle schützend umgeben sind. Innerhalb dieser Hülle befindet sich Gelenkflüssigkeit, die sich gegen die Hülle drückt und dadurch zu einer stielförmigen Ausstülpung führt. Es entsteht also eine Zyste, die über die Gewebehülle mit dem Gelenk in Verbindung steht. Die entstehende Zyste kann entweder deutlich sichtbar werden, indem sie sich in der Haut nach außen hin bewegt oder sie bleibt im Gewebe verborgen, was auch die Diagnostik etwas komplizierter macht.

Das Ganglion ist eine an Größe zunehmende Schwellung, also definitionsgemäß im weitesten Sinne ein Tumor, der allerdings nicht wie bei Tumoren im Rahmen von Krebserkrankungen eine bösartige Gewebeentartung ist, da bei einem Ganglion keine unkontrollierte Zellvermehrung Ursache ist, sondern vielmehr eine Bindegewebsschwäche, die die Ausstülpungen begünstigt.
 
Besonders häufig betroffen sind junge Menschen vor dem 50. Lebensjahr und hier tendenziell eher Frauen als Männer. Erklärt wird dies mit der Tatsache, dass Frauen ein etwas elastischeres und schwächeres Bindegewebe besitzen, als dies bei Männern der Fall ist. Personen, die zur Ausbildung eines Ganglions neigen, können diese Problematik auch an mehreren Gelenken gleichzeitig beziehungsweise immer wieder im zeitlichen Verlauf entwickeln.

Was sind die Symptome bei einem Ganglion?

Nicht selten bereitet ein Ganglion überhaupt keine Probleme und stellt in erster Linie ein kosmetisches Problem dar, da diese Ausstülpungen häufig auch mehrere Zentimeter groß werden können und somit deutlich sichtbar sind. Wird das Ganglion allerdings sehr groß, kommt es zu einer immer stärkeren Dehnung der Gelenkkapsel- oder Sehnenhaut, die als schmerzhaft empfunden werden kann.

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Tatsächliche Probleme bereitet das Ganglion meist allerdings erst, wenn es zur Kompression anderer Strukturen (Gelenk, Sehnen, Bänder, Nerven) kommt. Bei der Kompression des Gelenks oder etwa nahe gelegener anderer Gelenke (wie zum Beispiel im Bereich der Handwurzelknochen, die eng aneinander liegen und durch mehrere Gelenke miteinander verbunden sind) kann das Ganglion zu einer deutlichen Bewegungseinschränkung führen.
 
Eine Kompression von Sehnen bereitet durch den Druck nicht nur Schmerzen, sondern kann durch die ständige Reibung auch eine Entzündung der Sehnenscheide begünstigen. Diese wiederum zieht Bewegungs- aber auch Ruheschmerzen nach sich und führt wiederum zu Einschränkungen der Funktionalität. Die Kompression eines Nervs wird mehrheitlich als besonders unangenehm empfunden, da dies nicht nur Schmerzen bereitet, sondern auch mit einem Taubheitsgefühl, Missempfindungen (Kribbeln) und selten mit einer Muskelschwäche (beispielsweise einzelner Finger) einhergehen kann.

Wo am Körper kann sich ein Überbein bilden?

Grundsätzlich kann es in jedem Gelenk des Körpers zur Ausbildung eines Ganglions kommen. Besonders betroffen sind allerdings kleine Gelenke und Sehen, die unter häufiger und starker Belastung stehen, wie beispielsweise im Bereich der Hände und Füße; seltener sind Fußgelenke, Kniegelenke, Schultern oder Ellenbogen betroffen.

Was kann ich selbst bei einem Ganglion tun?

Achte darauf, die umliegenden Muskeln und Sehen zu schonen und vermeide eine Überbeanspruchung

Empfohlen werden kalte Umschläge, Massagen oder die Behandlung mit Heilerde, die kühlend und abschwellend wirken soll

Obwohl viele Betroffene dazu neigen, an der durch das Ganglion entstandenen Schwellung herumzuspielen beziehungsweise die Stelle zu manipulieren und zu versuchen, es durch Druck zu verschieben oder zu verkleinern, solltest Du eine eigenhändige Manipulation so weit es geht vermeiden und das betroffene Gelenk beziehungsweise die umliegenden Muskeln und Sehnen primär schonen. In manchen Fällen kann das Ganglion dadurch an Größe verlieren oder sich sogar von selbst vollständig zurückbilden, auch wenn dieser Effekt häufig nicht von Dauer ist. Empfohlen werden vielmehr auch kalte Umschläge, Massagen oder die Behandlung mit Heilerde, die kühlend und abschwellend wirken soll.
 
Zwar können diese Methoden und Heilmittel zu einer temporären Verbesserung der Symptomatik führen, die eigentliche Ursache des Ganglions wird damit allerdings nicht bekämpft, weswegen eine Symptombesserung meist nur von kurzer Dauer ist. Vielmehr empfiehlt es sich, das betroffene Gelenk so weit es geht in Ruhe zu lassen und eine Überbeanspruchung zu vermeiden. Auf keinen Fall solltest Du versuchen, das Ganglion wie eine Blase aufzuplatzen – hier besteht eine erhöhte Gefahr der Infektion, die dann auf das gesamte Gelenk übergreifen kann!

Wie lässt sich ein Ganglion entfernen?

Bereitet ein Ganglion keine Schmerzen und auch sonst keine Probleme, muss es nicht zwangsläufig therapiert werden. Häufig kann es auch zu einer spontanen Rückbildung (aber leider auch zu Rezidiven) kommen. Meist suchen Betroffene erst bei einer tatsächlichen Symptomatik oder wenn das Ganglion als besonders störend oder als ästhetischer Makel empfunden wird, einen Arzt auf und wünschen eine Therapie.
 
Bei der Behandlung eines Ganglions wird in der Regel zuallererst eine konservative, also nicht-operative Herangehensweise bevorzugt, zu einer Operation wird häufig erst bei einem Rezidiv oder Versagen der konservativen Methoden geraten.

Ruhigstellung und Entlastung sind die ersten Schritte der Therapie, gefolgt von gezielten Belastungs- und Bewegungsübungen im Rahmen einer Physiotherapie. Kommt es hierbei zu keiner Rückbildung der flüssigkeitsgefüllten Ausstülpung, kann noch ein Punktionsversuch gestartet werden.

Dabei wird das Ganglion durch den behandelnden Arzt mit einer feinen Nadel angestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Dadurch bildet sich die Vorwölbung zurück. Da die Haut der Gelenkkapsel jedoch weiterhin übermäßig elastisch bleibt und auch die Ursache der erhöhten Synovia-Produktion nicht behoben ist, kann es leicht zu Rezidiven kommen.
 
In manchen Fällen kann eine sogenannte Hylase Abhilfe verschaffen. Dabei wird das Enzym Hyaluronidase in das Ganglion gespritzt, welches die Hyaluronsäure, die den Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit bildet, zersetzt. Der Rest kann anschließend mittels Punktion abgesaugt werden.

Wann ist bei einem Überbein eine OP sinnvoll?

Zu einer Operation wird Dir Dein Arzt dann raten, wenn Ruhigstellung, Schonung und Punktion gescheitert sind. Bei einer Operation wird das Ganglion abgetragen und die Bindegewebekapsel wieder vernäht.

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Der Eingriff kann je nach betroffener Stelle sowohl in lokaler Anästhesie (Plexusanästhesie) als auch in Dämmerschlaf oder Vollnarkose durchgeführt werden. In der Regel ist maximal eine Nacht im Krankenhaus zu verbringen, zahlreiche Arztpraxen bieten aber auch tagesklinische oder ambulante Behandlungen an.
 
Die Operation kann grundsätzlich offen oder arthroskopisch erfolgen. Bei der offenen Operation wird über einen kleinen Hautschnitt das Ganglion freigelegt und abgetragen, bei dem arthroskopischen Zugang werden über zwei kleine Stellen für das Operationsbesteck notwendige Zugänge zum Gelenk geschaffen, das Gelenk aber nicht vollständig eröffnet. Auch der operative Zugang schützt nicht vollständig vor einem Wiederauftreten des Ganglions an derselben Stelle, die Rate ist jedoch weit geringer als bei konservativen Methoden.

Welche Komplikationen können bei einer Ganglion OP auftreten?

Wie bei jeder Operation gibt es bestimmte Risiken, über die Dich Dein behandelnder Chirurg aufklären muss und die Du kennen musst, bevor eine Einwilligung erfolgt.

Zu den häufigsten Komplikationen einer Operation gehören das Risiko einer Infektion, allergische Reaktionen auf Medikamente, starke Blutungen beziehungsweise Nachblutungen sowie die Verletzung umliegender Strukturen wie Gefäßen oder Nerven.
 
Gerade bei Operationen im Bereich eines Gelenks ist es wichtig, nach dem Eingriff das richtige Maß an Schonung und Belastung zu finden, sodass die Wunde zwar heilen kann, aber keine Verklebungen oder Vernarbungen entstehen, die die Funktionalität des Gelenks beeinträchtigen.
 
Nach dem Eingriff wird das betroffene Gelenk mittels Verband und eventuell auch einer Schiene ruhiggestellt. So rasch wie möglich sollte mit funktionellen Übungen des Gelenks und der umliegenden Muskulatur begonnen werden. Eine tatsächliche mechanische Belastung (schweres Heben, Druck) sollte für vier bis sechs Wochen möglichst vermieden werden.

Welche Ursachen hat ein Ganglion?

Eine tatsächliche Ursache, warum es zur Ausbildung eines Ganglions kommt, ist bislang nicht geklärt. Angenommen wird, dass es sich um eine Kombination aus einer Bindegewebsschwäche und einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit handelt. Die Gelenke und Sehnen des Körpers sind umgeben von einer dünnen Schutzhülle, die aus Bindegewebe besteht. Innerhalb dieser Schutzhülle befindet sich ein zähflüssiges Sekret, das aus Proteinen und Fetten besteht und dazu beiträgt, dass die Gelenkflächen und Sehnen ohne Reibung aneinander gleiten können. Diese Gelenkflüssigkeit dient also als Schmiermittel und ist essenziell für die einwandfreie Funktion von Gelenken und Muskeln.

Verschiedene Faktoren wie beispielsweise stattgefundene Verletzungen oder Entzündungen (Arthritis) begünstigen sowohl, dass die bindegewebige Schutzschicht deutlich an Stabilität verliert als auch, dass vermehrt Gelenkflüssigkeit produziert wird. In Folge presst sich die übermäßig vorhandene Gelenkflüssigkeit gegen die bindegewebige Wand der Gelenkkapsel, die immer mehr nachgibt und schließlich eine deutliche Aussackung formt. Diese ist dann in Folge als Ganglion sichtbar und tastbar.

Welche Risikofaktoren begünstigen ein Überbein?

Zusätzlich zu einer möglichen angeborenen Bindegewebsschwäche und daher einem grundsätzlich erhöhten Risiko, ein Ganglion zu entwickeln, gibt es einige Risikofaktoren, die die Entstehung begünstigen:

  • Stattgefundene kleinste Verletzungen des Gelenks oder des umliegenden Bandapparats.
  • Erhöhte Beanspruchung durch sich wiederholenden oder besonders belastende Tätigkeiten. Studien zeigen, dass beispielsweise bestimmte Berufsgruppen, die besonders beanspruchenden manuellen Tätigkeiten ausgesetzt sind, prozentual häufiger zur Entwicklung eines Ganglions im Bereich des Handgelenks oder der Finger neigen.
  • Gelenkentzündungen (Arthritis), wie sie vorrangig im Rahmen von Autoimmunerkrankungen auftreten – beispielsweise Psoriasis-Arthritis und rheumatoide Arthritis.

Wie wird ein Ganglion diagnostiziert?

Die Diagnostik erfolgt in der Regel durch einen Orthopäden oder einen spezialisierten Chirurgen. Dieser wird sich die Schwellung genauer ansehen und einige Funktionstests machen, um zu prüfen, ob die Beweglichkeit beeinträchtigt ist beziehungsweise ob Gefühlsstörungen vorliegen.

Je nachdem, wo die Schwellung auftritt, wie schnell sie an Größe gewinnt, wie genau sie und das umliegende Gewebe aussehen und welche konkreten Symptome sie bereitet, kann der behandelnde Arzt andere mögliche Diagnosen ausschließen.
 
Eine Durchleuchtungsuntersuchung (Transillumination) hilft dabei festzustellen, aus welchem Inhalt (Flüssigkeit oder Gewebe) die Schwellung besteht und damit die Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Bei Verdacht auf ein tiefer liegendes Ganglion, das nicht eindeutig an der Hautoberfläche sichtbar ist, kann eine Ultraschalluntersuchung oder falls notwendig ein MRT helfen, um hier auf eine Diagnose zu kommen.

Wie ist die Prognose bei einem Ganglion?

Das Ganglion ist eine gutartige Schwellung, die in der Mehrzahl der Fälle keine Probleme bereitet. Es besteht dementsprechend keine Gefahr einer Entartung oder unkontrollierten Ausbreitung, häufig bildet es sich sogar von selbst zurück. Die Prognose ist also grundsätzlich eine gute. Bei manchen Betroffenen wird ein Ganglion durch immer weitere Ausstülpungen jedoch so groß, dass eine Behandlung notwendig wird. Die Problematik der Behandlung besteht darin, dass egal, ob konservativ oder operativ durchgeführt, ein Restrisiko eines Rezidives besteht. Dieses ist bei der Operation jedoch deutlich geringer und liegt zwischen zehn und 20 Prozent.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei einem Ganglion?

Grundsätzlich werden alle notwendigen Behandlungsschritte im Rahmen der Therapie eines Ganglions durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ein Selbstbehalt für Physiotherapie, stationären Aufenthalt oder Operation kann je nach Versicherungsträger jedoch anfallen. Am besten Du erkundigst Dich hier direkt bei Deiner Versicherung, welche Leistungen eingereicht werden können und welche selbst zu bezahlen sind.

 

Ganglion – Universitätsspital Zürich (letzter Zugriff: 03.03.2022)

Ganglion (Überbein) – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (letzter Zugriff: 03.03.2022)

Ganglion – Österreichische Gesellschaft für Handchirurgie (letzter Zugriff: 03.03.2022)

Ganglion intraatriale – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff. 03.03.2022)

Ganglien – MSD Manual – Ausgabe für medizinische Fachkreise (letzter Zugriff: 03.03.2022)

Ganglion – Altmeyers Enzyklopädie (letzter Zugriff: 03.03.2022)

Grifka J, Kuster M: Orthopädie und Unfallchirurgie. Für Praxis, Klinik und Facharztprüfung. Springer Verlag 2011