Polyneuropathie

Bei einer Polyneuropathie handelt es sich um eine Schädigung und Funktionseinschränkung des peripheren Nervensystems, zu welchem alle Nerven außerhalb des zentralen Nervensystems, also dem Gehirn und des Rückenmarks, zählen. Die peripheren Nerven unterteilen sich hierbei in ihrer Funktionalität in motorische, sensorische und autonome Formen. Je nachdem welche Art der Nerven geschädigt ist, kommt es zu Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen und Schmerzen in den betroffenen Versorgungsgebieten des Körpers. Eine Polyneuropathie tritt meist als Folge einer anderen Krankheit auf und stellt somit kein eigenständiges Leiden dar. Sie kann angeboren oder erworben sein, wobei bei den erworbenen Formen die Zuckerkrankheit oder medizinisch Diabetes mellitus und Alkoholmissbrauch zu den häufigsten Ursachen zählen. Etwa zwei bis drei Prozent der Allgemeinbevölkerung leidet an einer Polyneuropathie. Die Krankheit beginnt meist schleichend an den Füßen oder Händen und wandert von dort aus strumpf- oder handschuhförmig voran. Im weiteren Verlauf kann die Krankheit Reflexe schwächen oder sogar ganz eliminieren sowie zu Lähmungen, Muskelschwäche und Muskelschwund führen. Auch innere Organe können von einer Polyneuropathie betroffen sein und dort Störungen verursachen.


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Polyneuropathie

ICD-10-GM-2020 G60-64

Was versteht die Medizin unter einer Polyneuropathie?

In der Medizin steht die Bezeichnung der Polyneuropathie als Oberbegriff für bestimmte Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen. Abhängig von der Ursache der Erkrankung werden dabei motorische, sensible oder autonome Nerven geschädigt. Vor allem die längsten und körperfernsten Nerven, welche Hände und Füße versorgen, sind von einer Polyneuropathie betroffen.
 
Eher seltener tritt die Krankheit körpernah auf. Je nach betroffenem Nervenfasertyp und betroffener Körperregion kommt es bei Patienten zu unterschiedlichen Symptomen. Ärzte unterscheiden akute und chronische Verläufe. Zudem differenzieren sie zwischen symmetrischen (fokalen) und asymmetrischen (multifokalen) sowie zwischen angeborenen und erworbenen Formen einer Polyneuropathie. Die häufigsten Formen der symmetrischen Polyneuropathien sind die diabetische Polyneuropathie, ausgelöst durch Diabetes mellitus und die alkoholische Polyneuropathie, welche durch Alkoholmissbrauch verursacht wird.

Welche Formen der Polyneuropathie gibt es?

Da es etwa 600 Polyneuropathie-Arten gibt, brauchen Spezialisten für eine genaue Diagnose ein brauchbares Einteilungssystem.
 
So unterscheiden Ärzte grundlegend einmal, wo die Erkrankung entstanden ist, also distal – körperfern an den Extremitäten oder proximal – körpernah am Rumpf. Für die Diagnose ist außerdem die Frage wichtig, ob eine Polyneuropathie einen akuten – bis zu vier Wochen langen, subakuten – zwischen vier und acht Wochen langen oder chronischen – länger als acht Wochen langen Verlauf nimmt.
 
Auch die Tatsache, ob die Polyneuropathie symmetrisch oder asymmetrisch, also beid- oder einseitig auftritt, hat auf eine genaue Diagnose großen Einfluss. Eine weitere Unterscheidung findet in der Medizin hinsichtlich der Begleitsymptome statt, also ob andere (Vor-)Erkrankungen, wie eine Ataxie oder eine Hirnnervenbeteiligung vorliegen.
 
Die letzte Differenzierung erfolgt anhand einer Elektroneurografie, durch welche Ärzte die Funktion von Nerven untersuchen und damit auch eventuelle Schädigungen einzelner Nerven nachweisen können. So kann eine Polyneuropathie entweder die Isolationsschicht der Nerven, medizinisch Myelin, oder die Nervenfasern, sogenannte Axone, selbst betreffen. Mediziner sprechen dabei entweder von einer demyelinisierenden oder axonalen Polyneuropathie.
 
Grundsätzlich können Polyneuropathien angeboren oder erworben sein, wobei angeborene Formen wesentlich seltener vorkommen. Ihnen liegt zumeist eine vererbbare Krankheit, wie Enzymdefekte, veränderte Proteine oder eine eingeschränkte Nervenleitgeschwindigkeit, zugrunde. Erworbene Polyneuropathien entwickeln sich hingegen als Folge anderer Erkrankungen oder eines externen Auslösers.

Was sind die bekanntesten Formen der Polyneuropathie?

Zu den häufigsten erworbenen Formen gehören die diabetische und die alkoholische Polyneuropathie:

  • Diabetische Polyneuropathie: Aufgrund einer langen bestehenden und/oder schlecht eingestellten Zuckerkrankheit kann es zu Gefäßschädigungen kommen, was zu einer mangelhaften Nährstoffversorgung der peripheren Nerven führen kann. Dadurch lagern sich Stoffwechselprodukte ab, die einen Funktionsverlust der Nerven und somit ein herabgesetztes Schmerz- und Temperaturgefühl in Zehen und Füßen bewirken können. In manchen Fällen betrifft dies auch das vegetative Nervensystem. Mediziner sprechen dann von einer autonomen Polyneuropathie.
  • Alkoholische Polyneuropathie: Diese Form entsteht aufgrund der neurotoxischen Wirkung eines chronischen Alkoholkonsums, welche zu einer Schädigung der peripheren Nerven führt. Dies verursacht bei Betroffenen ein verstärktes Schmerzempfinden. Die alkoholische Polyneuropathie gehört der Gruppe der toxischen Polyneuropathien an, welche auch durch Medikamente, Blei-, Arsen- oder Thalliumvergiftungen verursacht werden können.

 
Neben diesen beiden am häufigsten auftretenden Formen gibt es noch folgende andere bekannte Polyneuropathie-Arten:

  • Urämische oder nephrogene Polyneuropathie: Diese Form entwickelt sich meist bei Dialysepatienten und Personen mit lang bestehender Niereninsuffizienz. Stoffe, die im Normalfall mit dem Harn ausgeschieden werden sollten, lagern sich dabei in den Nieren ab und schädigen so die Nerven.
  • Infektiös bedingte Polyneuropathie: Diese Form kann als Folge von Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Masern, Herpes, HIV, Diphtherie oder Malaria entstehen.
  • Guillain-Barré-Syndrom: Das Guillain-Barré-Syndrom tritt meist nach einem Magen-Darm- oder Atemwegsinfekt auf und beginnt häufig mit Missempfindungen und Lähmungserscheinungen in den Füßen. Es handelt sich dabei um eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems, aufgrund dessen die peripheren Nerven geschädigt werden.

 

Was ist das periphere Nervensystem und seine Funktion?

Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst alle Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks, also außerhalb des zentralen Nervensystems (ZNS), liegen. Beide Nervensysteme sind jedoch miteinander verbunden. So leitet das PNS Impulse vom ZNS an die zu versorgenden Organe und Gewebe weiter und sorgt damit für deren Funktionalität.

Beide Nervensysteme werden wiederum in ein somatisches, willkürliches Nervensystem für die Planung und Steuerung willkürlicher Bewegungen und für Reflexe und in ein autonomes, vegetatives, unwillkürliches Nervensystem unterteilt. Letzteres steuert lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Stoffwechsel und Verdauung.


 

Was sind Nerven, wo befinden sie sich und was sind ihre Funktionen?

Der Begriff Nerv kommt vom Lateinischen nervus, was zu Deutsch Faden, Sehne oder Schnur bedeutet. Es handelt sich dabei um eine Nervenzelle, fachsprachlich Neuron, mitsamt parallel verlaufenden Nervenfasern, sogenannten Axonen und Dendriten, welche von einer isolierenden Bindegewebshülle, der sogenannten Myelinscheide, ummantelt werden.

Nerven gehören dem peripheren Nervensystem an und dienen dem Empfang und der Weiterleitung von Impulsen. Ärzte unterteilen Nerven anhand ihrer Funktion in:

  • Motorische Nerven: Diese Nerven senden Impulse an Deine Muskulatur und regeln so den Bewegungsablauf.
  • Sensorische Nerven: Mit sensorischen Nerven kannst Du alle Signale von Empfindungen wie Schmerz, Berührung, Druck, Temperatur, etc. sowie Informationen über die Position Deiner Gelenke und Muskeln wahrnehmen.
  • Autonome Nerven: Die autonomen Nerven verlaufen zu Deinen inneren Organen und regulieren Herzfrequenz, Blutdruck, Schweißproduktion sowie Atmung und Verdauung.

 

Was sind die Symptome einer Polyneuropathie?

Die Symptome einer Polyneuropathie hängen von den geschädigten Nerven ab. Mediziner unterscheiden deshalb zwischen motorischen, autonomen und sensiblen Störungen. Daneben differenzieren Ärzte die Symptome anhand der Verteilung am Körper. Da die Beschwerden meist beidseitig auftreten, sprechen Spezialisten von einer symmetrischen Polyneuropathie.
 
Eine einseitige Nervenschädigung gilt in der Fachsprache als asymmetrische Polyneuropathie. Wenn die Krankheit insbesondere Körperregionen, die vom Rumpf weiter entfernt liegen, wie Hände oder Füße, betrifft, sprechen Ärzte von einer distalen, bei einer rumpfnahen Erkrankung von einer proximalen Polyneuropathie.
 
Zu unterschiedlichen Symptomen kommt es auch bei einem akuten und einem chronischen Verlauf. So zeichnet sich eine akute Polyneuropathie, wie in etwa das Guillain-Barré-Syndrom, anfangs durch ein Kribbeln und Missempfindungen in beiden Beinen aus, welche sich rasch bis in die Arme ausbreiten. Auch die Atemmuskulatur kann davon betroffen sein, was in einem Atemversagen enden kann.
 
Häufiger kommt es jedoch zu einem chronischen Verlauf, welcher sich vor allem durch Empfindungsstörungen, wie Taubheit, Prickeln, einem brennenden Schmerz sowie dem Verlust des Vibrationsempfindens und des Lagesinns bemerkbar macht. Dies zeigt sich in einem wackeligen Gang und in weiterer Folge in einem Muskelabbau.
 
Zusammengefasst ergeben sich folgende häufige Symptome:

  • Kribbeln und Taubheitsgefühl in Händen, Fingern, Füßen und Zehen, oft begleitet von Schmerzen oder Krämpfen
  • Beeinträchtigung der Muskelkraft und Muskelfunktion, wie in etwa Fallenlassen von Gegenständen oder unwillkürliche Bewegungsmuster der Beine beim Restless Legs Syndrom

 
Unbehandelt kann es in weiterer Folge zu Muskelschwäche und Muskelabbau sowie einer Gangunsicherheit kommen. Zudem leiden Betroffene oft an einem verminderten Temperatur- oder Schmerzempfinden oder verspüren ein Brennen auf der Haut. Auch Druckschmerzen aufgrund einer Unterversorgung der geschädigten Nerven können im weiteren Verlauf auftreten. Sollte das vegetative Nervensystem ebenfalls betroffen sein, treten häufig Schwindel und Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Verstopfung, Durchfall, Blasenentleerungsstörungen oder sogar Impotenz auf.

Was sind die Symptome einer diabetischen Polyneuropathie?

Die typischen Symptome einer diabetischen Polyneuropathie sind ein Taubheitsgefühl oder ein schmerzhaftes Kribbeln in den Händen und Füßen. Viele Betroffene verspüren einen brennenden Schmerz in den Füßen, was Mediziner als ein Burning-Feet-Syndrom bezeichnen.
 
Vor allem nachts oder in Ruhe empfinden Patienten die Schmerzen als besonders schlimm. Diese können sich zudem durch Berührung oder Temperaturschwankungen sogar noch verstärken. Oft haben Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie nur ein abgeschwächtes Schmerzempfinden, sodass kleine Wunden häufig unbemerkt bleiben und es öfter zu Verletzungen vor allem der Gelenke kommt.
 
Sollte es in einem weiteren Verlauf zu einer zusätzlichen Schädigung von autonomen Nerven kommen, können Beschwerden, wie Störungen der Darmfunktion und Blasenkontrolle, Schluckstörungen sowie Potenzstörungen bei Männern, auftreten.

Was sind die Symptome einer alkoholischen Polyneuropathie?

Die alkoholische Polyneuropathie schreitet im Normalfall langsam voran und zeigt sich in Form von beidseitigen Schmerzen, Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen, Muskelabbau und einer schweren Muskelerschlaffung. Häufig können Betroffene nicht mehr richtig stehen. In schwereren Fällen kann es auch zu einer Pupillenstörung oder Augenmuskellähmung kommen.

Welche Ursachen hat eine Polyneuropathie?

Derzeit sind der Medizin mehr als 200 Auslöser der Krankheit bekannt, wobei Ärzte nicht immer eine konkrete Ursache feststellen können. Am häufigsten wird eine Polyneuropathie jedoch durch die Zuckerkrankheit oder durch Alkoholmissbrauch verursacht. Eher seltener kommt die Krankheit aufgrund von hormonellen, verletzungsbedingten, infektiösen oder inneren Erkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen zustande, welche eine Schädigung der Nerven bewirken. Weitere Ursachen können giftige Substanzen, Medikamente oder ein Nährstoffmangel sowie Tumorerkrankungen sein.

Welche Risikofaktoren begünstigen das Entstehen einer Polyneuropathie?

Vor allem Diabetes und ein übermäßiger Alkoholkonsum können früher oder später zu einer Polyneuropathie führen. Erste Anzeichen, wie Schmerzen und Kribbeln in Armen und Beinen, sollten deswegen ernst genommen werden. Auch eine einseitige Ernährung oder eine Magenoperation können im schlimmsten Fall einen Krankheitsausbruch bewirken.
 
Personen mit einer Nierenerkrankung, einer Lebererkrankung oder einer Schilddrüsenunterfunktion haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, eine Polyneuropathie zu bekommen, da dadurch die peripheren Nerven geschädigt werden können. Vor allem Medikamente, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, können eine Polyneuropathie hervorrufen. Dies gilt auch für Gifte, wie Arsen oder Thallium. Manche Menschen sind erblich vorbelastet, weshalb sie ebenfalls ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben.

Welcher Teil der Nervenzellen wird bei einer Polyneuropathie geschädigt?

Eine Nervenzelle besteht aus einem Zellkörper und einem langen Nervenfortsatz, dem sogenannten Axon. Sollte die Erkrankung das Axon selbst betreffen und dieses beschädigt werden, sprechen Mediziner von einer axonalen Polyneuropathie. Sollte jedoch die Isolierschicht, medizinisch Myelinschicht, welche das Axon umgibt und die Weiterleitung der elektrischen Nervensignale beschleunigt, geschädigt sein, sprechen Ärzte von einer demyelinisierenden Polyneuropathie.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Polyneuropathie und dessen Ursachen?

Falls Symptome bei Dir auftreten, solltest Du Dich an einen Neurologen oder eine neurologische Ambulanz wenden. In einem anfänglichen Anamnesegespräch versucht der Arzt herauszufinden, welche Symptome Du hast und seit wann diese Beschwerden bestehen.
 
Im Anschluss folgen eine körperliche Untersuchung, bei der der Mediziner die Reflexe kontrolliert sowie auf mögliche Fehlbildungen des Skeletts achtet und spezielle Tests, die Hinweise auf das Vorliegen einer Polyneuropathie geben können:

  • Elektromyografie: Dabei wird die elektrische Muskelaktivität gemessen. Der Arzt kann aufgrund der Ergebnisse erkennen, ob motorische Störungen im Muskel selbst oder bei den ihn versorgenden Nerven entstehen.
  • Elektroneurografie: Bei dieser Untersuchung wird die Nervenleitgeschwindigkeit von bestimmten peripheren Nerven gemessen. Solltest Du erkrankt sein, ist diese Leitfähigkeit häufig herabgesetzt.
  • Lumbalpunktion: Der Arzt entnimmt Flüssigkeit aus dem Rückenmark und untersucht diese auf Antikörper, Tumorzellen und Entzündungen.
  • Biopsie peripherer Nerven: Über einen kleinen Hautschnitt entnimmt der Spezialist eine kleine Probe des Nervengewebes und betrachtet es dann unter dem Mikroskop.
  • Blutuntersuchungen: Aufgrund der Werte kann der Arzt feststellen, ob ein Mangel an den Vitaminen B12 und B1, B3, B6, Folsäure und Vitamin E herrscht oder Entzündungen, Leber- oder Nierenerkrankungen vorliegen.

Sollte der Verdacht einer Schädigung autonomer Nerven bestehen, kann der Arzt auch eine Elektrokardiografie veranlassen, die ihm Auskunft darüber gibt, ob die Nervenfasern des Herzens betroffen sind. Zudem kann eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase zeigen, ob nach dem Wasserlassen noch Restharn in der Blase zurückbleibt.

Welche Therapieverfahren kommen bei der Polyneuropathie zum Einsatz?

Die Therapie einer Polyneuropathie richtet sich nach der festgestellten Ursache sowie dem Beschwerdebild. Folgende Therapiemaßnahmen kommen dabei zum Einsatz:
 
Schmerztherapie
 
Da eine Polyneuropathie häufig Schmerzen verursacht, empfehlen Ärzte Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol. Bei starken Schmerzen verschreiben Ärzte häufig sogenannte Opioide. Diese können jedoch in ihrer Wirkung nachlassen und abhängig machen.
 
Weiters setzen Mediziner krampflösende Mittel, sogenannte Antiepileptika, oder stimmungsaufhellende Medikamente, also Antidepressiva, ein, welche für ein herabgesetztes Schmerzempfinden sorgen. Zusätzlich zu den Medikamenten greifen einige Betroffene auf die transkutane elektrische Nervenstimulation, kurz TENS, zurück. Dabei dämpfen elektrische Impulse, welche über Elektroden in die Haut abgegeben werden, die Schmerzen.
 
Physikalische Therapie
 
Insbesondere bei sensiblen und motorischen Störungen hat sich die Anwendung physikalischer Therapien, wie Krankengymnastik, Wechselbäder oder Elektrobehandlungen, bewährt. Durch diese Verfahren tritt eine Verbesserung der Durchblutung sowie eine Kräftigung der Muskulatur ein. Dadurch bleibt die Beweglichkeit und Mobilität der Patienten erhalten.
 
Weitere Maßnahmen
 
Als weitere Maßnahmen kann zum Beispiel die Gabe von Antibiotika bei Infektionen oder die Zufuhr von Vitaminen bei einem Nährstoffmangel notwendig sein. Bei Schwierigkeiten beim Gehen können orthopädische Hilfsmitteln Abhilfe schaffen.

Was kann ich selbst gegen eine Polyneuropathie unternehmen?

Du solltest auf eine ausgewogene Ernährung achten und regelmäßig Sport treiben sowie physiotherapeutische Übungen durchführen, damit es zu keinen Bewegungseinschränkungen kommt.

Wie ist der Krankheitsverlauf einer Polyneuropathie?

Je nach Länge der Krankheit unterscheiden Ärzte zwischen einem akuten – etwa vier Wochen – subakuten – vier bis acht Wochen – und chronischen Verlauf – länger als acht Wochen. Grundsätzlich gilt, dass sich der Krankheitsverlauf durch den frühzeitigen Einsatz der richtigen Therapie positiv beeinflussen lässt.
 
Meist beginnt die Krankheit beidseitig an den Füßen und macht sich durch Missempfindungen oder fehlende Kälte-, Hitze- und Schmerzempfindungen bemerkbar. Von dort breitet sie sich strumpfförmig nach oben aus. Danach kann es zu einer Schwächung der Reflexe oder deren Auslöschung kommen. Erst in einem späteren Verlauf können Lähmungen, Muskelschwäche und Muskelschwund auftreten.
 
Auch kann die Krankheit auf innere Organe übergehen und dort Störungen der Blasenentleerung oder Verdauung sowie Erektionsstörungen und Herzrhythmusstörungen hervorrufen. In seltenen Fällen kommt es zu einer sehr schnell verlaufenden Form der Polyneuropathie, dem sogenannten Guillain-Barré-Syndrom, bei dem in schweren Fällen eine engmaschige stationäre Überwachung der Patienten erforderliche sein kann, um einen Herzstillstand abzuwenden.

Wie ist die Prognose einer Polyneuropathie?

Eine Heilung ist meist bei einer langsam verlaufenden Polyneuropathie nicht möglich. Dennoch halten sich die Funktionseinschränkungen im Alltag in Grenzen. Grundsätzlich gilt jedoch: Die Prognose ist umso besser, je früher die Nervenschädigung erkannt und behandelt wird.
 
Leider verläuft die Krankheit oft unbemerkt, weswegen sie zum Zeitpunkt der Diagnose oft schon fortgeschritten ist. In den meisten Fällen kann die Nervenschädigung dann nicht mehr rückgängig gemacht werden und eine vollständige Heilung ist nicht mehr möglich. Dennoch verhindern die richtigen Maßnahmen weitere Nervenschäden und lindern bestehende Beschwerden.

Wie kann ich einer Polyneuropathie vorbeugen?

Im Grunde gilt, dass Du bei ersten Anzeichen von Schmerzen oder Missempfindungen einen Arzt zurate ziehen solltest. Vor allem nach Infektionen, wie Masern oder Herpes, solltest Du besonders aufmerksam auf mögliche Hinweise achten.
 
Solltest Du an Diabetes erkrankt sein, hilft eine gute Selbstkontrolle des Blutzuckers, eine ausführliche Ernährungsberatung sowie viel Bewegung. Auch solltest Du regelmäßig Deine Blutwerte überprüfen lassen und auf Deine Füße achten, da Du Verletzungen bei einer Polyneuropathie nicht so gut spüren kannst. Bei einem übermäßigen Alkoholkonsum solltest Du Dich an eine Selbsthilfegruppe wenden oder Dich in Therapie begeben, um so leichter trocken zu werden.

Wie viel kostet die Behandlung einer Polyneuropathie?

Je nach Methode und eingesetzter Medikamente können die Kosten für die Behandlung unterschiedlich ausfallen. Solltest Du eine Rehabilitation brauchen, können dafür Kosten zwischen 300 und 400 Euro pro Tag anfallen. Für Medikamente ist eine Rezeptgebühr zu entrichten. Am besten erkundigst Du Dich vorab bei Deinem behandelnden Arzt.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Polyneuropathie?

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für jegliche zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen, die für die Diagnose und Behandlung einer Polyneuropathie notwendig sind.
 
Bei bestimmten Untersuchungen kann jedoch eine Bewilligung des zuständigen Krankenversicherungsträgers, dem medizinischen Dienst oder dem Chefarzt, notwendig sein. Darüber hinaus übernehmen die Versicherungsträger die Kosten für eine Rehabilitation, jedoch kann auch ein Selbstbehalt anfallen.
 
Solltest Du privat versichert sein, informierst Du Dich am besten vorab bei Deinem Versicherungsträger, welche Kosten übernommen werden und welche nicht. Eine Untersuchung bei einem Wahlarzt kann zu höheren Kosten führen, jedoch werden diese nach Einreichung bei Deinem Versicherungsträger zumindest teilweise rückerstattet.