Der Begriff „Follikel“ lässt sich vom lateinischen Wort „folliculus“ ableiten und bedeutet Bläschen. Haarfollikel bzw. Haarbälge sind Strukturen, die die einzelnen Haarwurzeln in Form von Bläschen umhüllen. Ihre Aufgabe ist die Verankerung und Förderung des Haarwachstums. Hierbei variiert allerdings die Geschwindigkeit und auch die Länge der Wachstumsphasen. Bei Wimpern und Augenbrauen beispielsweise beträgt die Wachstumsphase etwa vier bis maximal sechs Monate. Daher können Kopfhaare auch viel länger werden. Sobald die Wachstumsphase abgeschlossen ist, folgt eine kurze Ruhephase und das Haar fällt anschließend aus. Danach beginnt wieder ein neues Haar zu wachsen.
Fast überall am menschlichen Körper befinden sich diese Haarbälge, jedoch wächst nicht aus jedem Follikel ein Haar, obwohl sie in der Haut eingebettet sind. Die Haarfollikel umfassen eine innere und eine äußere Wurzelscheide. Die innere umhüllt die Haarwurzel und verankert sie im Balg, die äußere Wurzelscheide hingegen verbindet die innere mit dem Bindegewebe.
Als Follikulitis, Haarbalgentzündung, bezeichnen Mediziner somit eine Infektion eines Haarfollikels. Jedoch können auch mehrere Haarfollikel von der Entzündung betroffen sein. Diese Entzündung kann oberflächlich oder auch tiefgehend sein. Durch die eingedrungenen Bakterien entstehen kleine Bläschen in der Haut, die meistens mit Eiter gefüllt sind.
Mediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Formen der Haarbalgentzündung. Zu den speziellen Typen zählen vor allem zwei verschiedene Arten der Infektion.
Follikulitis capitis: Ist eine seltene Erkrankung und tritt vor allem bei Männern auf. Dabei betrifft sie fast ausschließlich die Kopfhaut des Betroffenen.
Follikulitis declavans: Dieser Typ kommt zwar ebenso selten vor, jedoch geht diese Form mit einem chronischen Verlauf einher. Diese Erkrankung der Kopfhaut ist durch eine sehr intensive Entzündung und Zerstörung der Haarbälge gekennzeichnet, die einen irreversiblen Haarverlust hinterlässt.
Bei einer Follikulitis handelt es sich um eine oberflächliche Entzündung des Haarbalgs, die oft bakteriell bedingt ist. Diese Haarbalgentzündungen können sich jedoch ebenso zu abgekapselten Eiteransammlungen, sogenannten Furunkel, entwickeln. Wenn mehrere Furunkel miteinander verschmelzen, bilden sich in der Regel große Knoten. Diese werden wiederum als Karbunkel bezeichnet.
Eine Haarbalgentzündung ist vor allem an einer deutlichen Rötung zu erkennen. Meistens bildet sich auch ein Furunkel, der sich leicht mit Eiter füllen kann. Durch die Entzündung können nicht nur zunehmende Schmerzen auftreten, sondern auch ein unangenehmes Druckgefühl spürbar sein. In den meisten Fällen ist eine Haarbalgentzündung harmlos und bildet sich nach wenigen Tagen von selbst wieder zurück.
Nur bei einem schweren Verlauf ist eine Blutvergiftung möglich, die jedoch umgehend behandelt werden muss. Bemerkbar macht sich diese vor allem durch ein akutes Krankheitsgefühl. Bei einigen Betroffenen wirkt sich auch ein starkes Krankheitsgefühl oder ein starker Juckreiz auf das Wohlbefinden aus. Letzterer kann im Verlauf der Erkrankung zunehmend stärker werden. Für viele Patienten ist dies so störend, dass sie den Furunkel aufkratzen, wodurch eine Infektion entstehen kann. Durch das äußere Erscheinungsbild kann vor allem bei einer chronischen Erkrankung eine Depression entstehen.
In den häufigsten Fällen sind Beine, Intimbereich, Gesicht, Gesäß, Kopfhaut und bei Männern die Barthaare betroffen. Dabei erstreckt sich eine Follikulitis oft auf mehrere Follikel und breitet sich somit großflächig aus.
Vor allem feuchte Haut, etwa aufgrund von Schweiß in den Hautfalten, bietet Bakterien den idealen Nährboden, um sich zu vermehren. Dadurch begünstigen sie die Entstehung einer Follikulitis. Viele Enthaarungsmethoden, die zum Beispiel für glatte Haut in den Achselhöhlen sorgen, führen oftmals zu Haarbalgentzündungen. Denn sie reizen die Haut und können somit kleine Wunden und Infektionen hinterlassen.
Wenn Du viele fettige Hautpflegeprodukte verwendest, können die Hautporen verstopfen. Dann können die Abbauprodukte nicht mehr nach außen abgegeben werden und somit eine Entzündung begünstigen. Darüber hinaus führt meist ein ungesunder Lebensstil zu Haarwurzelentzündungen.
Als Risikofaktoren außerdem gelten Diabetes mellitus, Mangelernährung, starke Talgabsonderung und Krankheiten, die eine Immunschwäche verursachen, da sie die Entstehung begünstigen. Auch wenn Du an Hautproblemen wie Akne oder Neurodermitis leidest, hast Du häufiger mit einer Follikulitis zu kämpfen. Die Bakterien sind dabei auch durch direkten Kontakt mit infizierten Personen und kontaminierten Oberflächen übertragbar.
In den allermeisten Fällen reicht eine Blickdiagnose für den Arzt aus, um eine Haarfollikelentzündung zu diagnostizieren. Schon anhand der kleinen entzündeten Hautstellen und eventuell sichtbarem Eiter kann der Arzt die Entzündung des Haarfollikels erkennen.
Tritt die Follikulitis immer wieder auf, dann müssen im Regelfall Systemerkrankungen wie etwa Diabetes mellitus als Ursache einer Haarbalgentzündung ausgeschlossen werden. Allerdings ist die Diagnosestellung nicht immer einfach, da sich die Entzündung nicht unbedingt mit den typischen Symptomen zeigt. In manchen Fällen kann daher eine Probebiopsie der betroffenen Stelle notwendig sein. Das heißt, der Mediziner entnimmt einen kleinen Hautbereich und untersucht diesen anschließend histologisch.
Grundsätzlich sollte eine Haarbalgentzündung immer von einem Arzt untersucht werden, da sie sich auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten kann. Vor allem, wenn es an den Haaren zur Bildung von Pusteln gekommen bist, ist ein Arztbesuch notwendig. Denn unbehandelt kann die Infektion sogar zu einem Haarausfall führen. Oftmals deutet auch Juckreiz an der Kopfhaut auf eine Follikulitis hin, die sich auch schnell in den Bart ausbreiten kann. Im Normalfall kann eine Haarbalgentzündung immer von einem Dermatologen oder Deinem Hausarzt, einem Allgemeinarzt, behandelt werden.
Die Behandlung der Haarbalgentzündung unterscheidet sich je nach Art und Ursache. Meistens erfolgt eine medikamentöse Therapie in Form von Tabletten. Jedoch können ebenso lokale Antibiotika, als Lotion oder Gel, die direkt auf die betroffene Hautstelle aufgetragen werden, die Entzündung lindern. Alternativ kann für einige Tage beim Duschen eine antibakterielle Waschlösung angewendet werden. Wenn die Infektion allerdings schon fortgeschritten ist und die Bildung eines Abszesses nicht zu verhindern ist, so verschreibt der medizinische Experte eine Zugsalbe zur Behandlung. Bei Furunkeln oder Karbunkeln sind vor allem Antibiotika hilfreich. Manchmal entleert der Hautarzt diese zuerst mithilfe einer Nadel.
Eine Haarbalgentzündung muss nicht in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Insbesondere bei einem frischen Furunkel kannst Du den Austritt des Eiters fördern, indem Du feuchte Umschläge auf die betroffene Stelle auflegst und eine Zugsalbe verwendest. Natürliche Hausmittel sind unter anderem auch Schwarzteebeutel oder Kamillenwickel.
Diese legst Du am besten auf die betroffene Hautstelle, sodass die Entzündung abklingen kann. Allerdings besteht dabei dennoch das Risiko, dass sich die Bakterien ausbreiten und somit weitere Furunkel entstehen. Daher solltest Du die umliegende Haut sorgfältig desinfizieren. Dennoch empfiehlt sich vor allem bei einer schweren Haarbalgentzündung ein Arztbesuch.
Einer Haarbalgentzündung kannst Du nur eingeschränkt vorbeugen. Achte jedoch insbesondere darauf, dass bei einer Wunde keine Keime eindringen. Beispielsweise ist bei der Haarentfernung durch das Nassrasieren, das Risiko nur gering, dass die Haut verletzt wird.
Im Grunde lassen sich Haarwurzelentzündungen aber durch einige Vorbeugemaßnahmen verhindern.
Hierzu zählen:
Verwendung geeigneter Utensilien beim Rasieren und anschließende konsequente Hygiene
Umstieg von Rasur auf andere Haarentfernungsmethoden bei immer wiederkehrenden Haarbalgentzündungen
eine Stärkung des Immunsystems
ein gesunder Lebensstil durch ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung
Ja, in der Regel übernehmen auch hier die gesetzlichen Krankenkassen all die Kosten der notwendigen Diagnoseverfahren und Behandlungen. Selbstverständlich musst Du jedoch für die Rezeptgebühren selbst aufkommen, wenn Dir der Mediziner beispielsweise ein Antibiotikum oder eine medizinische Salbe verschreibt.
Follikulitis – MSD Manual – Ausgabe für medizinische Fachkreise (letzter Zugriff: 13.07.2021)
Pyodermien – Ein interdisziplinäres Problem – Deutsches Ärzteblatt (letzter Zugriff: 13.07.2021)
Bei einer Follikulitis liegt eine Entzündung der Haarfollikel vor. Diese kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen. In den allermeisten Fällen wird diese durch Infektionen mit Bakterien oder Pilzen ausgelöst. Jedoch können auch weitere Faktoren, wie etwa bestehende Systemerkrankungen, zu der Entstehung beitragen. Dadurch entsteht meist nicht nur ein unangenehmer Juckreiz, sondern auch ein störendes Erscheinungsbild. Im folgenden Beitrag erfährst Du, wie diese Infektion behandelt wird und findest Antworten zu weiteren wichtigen Fragen.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Inhaltsverzeichnis
Was versteht die Medizin unter einer Follikulitis?
Was sind die Symptome einer Follikulitis?
Welche Ursachen hat eine Follikulitis?
Wie wird eine Follikulitis diagnostiziert?
Welche Therapie eignet sich bei einer Follikulitis?
Was kann ich selbst bei einer Follikulitis tun?
Wie kann ich einer Follikulitis vorbeugen?
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Behandlung einer Follikulitis?