Knieschmerzen

Knieschmerzen können sich unterschiedlich äußern, bei Belastung, Bewegung oder in Ruhe. Manchmal kommen sie ganz plötzlich ohne erkennbaren Auslöser. In anderen Fällen können verschiedenste Erkrankungen oder chronische Prozesse, wie Gelenkverschleiß, die Ursache der Beschwerden sein. Neben den Schmerzen im Knie kommen häufig noch weitere Symptome wie Rötungen, Schwellungen oder Blutergüsse dazu. Die Ursachen für Knieschmerzen, genau wie die Therapien gegen die Beschwerden sind vielfältig. In unserem Beitrag erfährst Du mehr über die möglichen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.


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Knieschmerzen

Was versteht die Medizin unter Knieschmerzen?

Die Medizin bezeichnet Knieschmerzen auch als Gonalgie, die in der Regel auf funktionellen oder morphologischen Veränderungen basiert. Bei der Gonalgie unterscheidet die Medizin verschiedene Formen: Anlaufschmerzen, Nacht- beziehungsweise Ruheschmerzen sowie Belastungsschmerzen. Die Knieschmerzen können entweder akut oder chronisch auftreten.
 

 

Welche Formen von Knieschmerzen gibt es?

Knieschmerzen können entweder akut, wie zum Beispiel nach einem Unfall oder chronisch wie beispielsweise bei Gelenkverschleiß sein. Außerdem kann der Schmerz dumpf oder auch tief liegend sein. Manche Arten von Knieschmerzen lassen bei Bewegung nach, andere werden im Gegenteil dadurch verstärkt. Typisch für das Knie ist übrigens eine häufige Veränderung der Schmerzcharakteristik. Selten sind die Schmerzen immer uniform.

Wo können am Knie Schmerzen auftreten?

Schmerzen am Knie können entweder vorne im Knie, in der Kniekehle, an der Innenseite (medial) oder außen (lateral) auftreten. Knieprobleme können sich jedoch ebenfalls in anderen Körperregionen, wie in der Hüfte, im Sprunggelenk oder in der Leiste, bemerkbar machen. Selten sind sie nur scharf im Knie präsent.

Welche Ursachen können Knieschmerzen haben?

Meistens kommt es infolge von Verletzungen oder infolge von Verschleißerscheinungen zu Knieschmerzen. Bei einer Verletzung können die Seitenbänder, das Kreuzband, die Menisken oder die Kniescheibe verletzt sein, möglich ist auch ein Knochenbruch im Bereich des Knies. Deine Knie können aber auch durch häufiges Stehen, Gehen, Treppensteigen oder Knien belastet werden. Auch bestimmte berufliche Tätigkeiten oder Sportarten beanspruchen die Knie. Das ist zunächst auch ganz normal und nicht weiter schlimm. Mit der Zeit kann all das allerdings zu Verschleißerscheinungen führen, auch die Knorpelmasse nimmt dann ab.
 
Die Stoßdämpferfunktion des Knorpels ist jedoch wichtig für die problemlose Funktionsweise der Knie. Ist nicht mehr genug Knorpelmasse vorhanden, können Steifigkeitsgefühle und Schmerzen auftreten. Weitere Faktoren können eine bakterielle Entzündung des Kniegelenks, Fehlstellungen des Knies, eine Schleimbeutel- oder Sehnenentzündung sowie eine sog. “Bakerzyste” sein. Zudem können rheumatische Erkrankungen oder Medikamentenebenwirkungen eine Ursache für Deine Knieprobleme sein.

Welche Folgen haben Knieschmerzen für den Betroffenen?

Schmerzen sind eigentlich etwas Gutes. So zeigt Dir Dein Körper, dass etwas nicht stimmt, damit Du gegensteuern kannst. Du solltest also besonders bei Schmerzen, die mit weiteren Symptomen einhergehen, so bald wie möglich einen Arzt aufsuchen.
 

 
Hast Du nur leichte Schmerzen, die schnell wieder vergehen, bist Du dadurch kaum eingeschränkt. Handelt es sich allerdings um starke Schmerzen, die nicht von selbst wieder besser werden, kann das den Alltag deutlich einschränken. Vor allem ein instabiles Knie ist gefährlich, da Du in einem solchen Fall ein größeres Risiko für weitere Verletzungen hast. Falls möglich, solltest Du Hilfe in Bezug auf die Bewältigung des Alltags in Anspruch nehmen. Als Faustregel kann gelten: Schmerzen, die innerhalb von 2 Wochen eher schlimmer als besser werden, solltest Du abklären lassen.

Für welche Krankheiten können Knieschmerzen ein Symptom sein?

Knieschmerzen können das Ergebnis vielerlei Ursachen sein. Diese lassen sich anhand des Schmerzortes einteilen. Leidest Du an Schmerzen vorne im Knie, kann eine Patelladysplasie, also eine Verformung der Kniescheibe, Gelenkverschleiß (retropatellare Arthrose), das Patellaspitzensyndrom, eine Patellaluxation oder Morbus Osgood-Schlatter die Ursache Deiner Beschwerden sein.
 
Hast Du Knieschmerzen in der Kniekehle, kommen als Ursache ein Riss im Hinterhorn des Meniskus, eine Bakerzyste nach Verletzung des Innenmeniskus oder Kniearthrose infrage. Sind die Schmerzen an der Innenseite des Knies besonders stark, könnte es sich um eine Innenbandverletzung, einen Schaden am Meniskus, Kniearthrose, O-Beine (Varusfehlstellung), falsches Schuhwerk oder eine Überlastung des Knies durch einen Knick-Senkfuß handeln.
 
Treten die Schmerzen dagegen außen auf, könnte eine Außenbandverletzung, eine Verletzung des Außenmeniskus, eine laterale Kniearthrose, falsches Schuhwerk, X-Beine (Valgusfehlstellung), ein Hohlfuß, ein Läuferknie oder eine Hüftarthrose mit ins Knie ausstrahlenden Schmerzen ursächlich sein.
 
Außerdem lassen sich die Knieschmerzen anhand der Situation beurteilen. Treten sie zum Beispiel beim Treppensteigen auf, kann dies an einer Patella-Fehlstellung, einer Ruptur des hinteren Kreuzbandes oder an einer retropatellaren Kniearthrose liegen. Bemerkst Du hingegen beim Beugen und Anwinkeln Schmerzen im Knie, könnten dies Hinweise auf einen Meniskusriss, einen Knorpelschaden zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen oder eine Schleimbeutelentzündung im Bereich der Kniescheibe sein.
 
Wenn die Schmerzen nach dem Joggen auftreten, könnte dies an untrainiertem Bindegewebe und Knorpel, an einer Schleimbeutelentzündung, einer Patelladysplasie, Übergewicht, falschem Schuhwerk, Knorpelschäden, Osteochondrosis dissecans oder selten an Morbus Ahlbäck liegen. Auch nachts können Knieschmerzen auftreten. Wenn das bei Dir der Fall sein sollte, könnte das an einer Nervenwurzelreizung im Wirbelkanal, Morbus Ahlbäck, Rheuma beziehungsweise rheumatoider Arthritis oder einer entzündlich aktivierten Kniearthrose liegen. In vielen Fällen kommen die Schmerzen jedoch von einer einfachen Überbelastung oder es liegt ein funktionelles Problem zugrunde.
 

 

Wie erfolgt die Diagnose?

Zunächst befragt Dich der Arzt zu Deiner Krankengeschichte, also seit wann die Schmerzen bestehen und ob es eventuell einen Auslöser für die Knieschmerzen, wie etwa einen Unfall oder besondere sportliche Belastungen, gab. Weitere wichtige Informationen, die bedeutsam für die Diagnostik sind, sind Informationen zur Lage der Knieschmerzen, ihr Verlauf und eventuelle Grunderkrankungen. Des Weiteren erfragt Dein Arzt, ob Du bereits Versuche unternommen hast, die Beschwerden zu lindern und ob sie gewirkt haben. Dazu zählen zum Beispiel Verbände, Kühlung oder die Verwendung von Schmerzsalben.
 
Im Anschluss an das Anamnesegespräch folgt die körperliche Untersuchung. Dabei testet der Arzt, wie weit Du das Kniegelenk aus eigener Kraft beugen kannst oder wie weit es sich von anderen beugen lässt, ohne Schmerzen zu verursachen. Außerdem tastet er die Sehnen und Bänder im betroffenen Bereich ab und versucht, Auffälligkeiten wie tastbare Veränderungen oder Druckschmerzhaftigkeit zu erkennen. Liegt der Verdacht nahe, dass Deine Probleme vom Kreuzband kommen, führt der Arzt den Schubladen-Test durch.
 
Dieser Funktionstest prüft, ob sich der Kopf des Schienbeins im Verhältnis zum Oberschenkelknochen nach vorne ziehen lässt. Ist das der Fall, ist das vordere Kreuzband instabil und wahrscheinlich gerissen. Lässt sich der Schienbeinkopf im Verhältnis zum Oberschenkel nach hinten bewegen, ist das hintere Kreuzband beschädigt. Dein Arzt kann Dich auch bitten, einige Schritte auf und ab zu gehen, damit er sieht, ob Dein Gangbild beeinträchtigt ist, ob Du in bestimmten Bewegungen eingeschränkt bist oder in eine Schonhaltung gehst. Oftmals sind bei der Abklärung von Knieschmerzen auch bildgebende Untersuchungen notwendig.
 
Je nach Verdacht kommen Ultraschalluntersuchungen, Röntgenuntersuchungen, Computer- (CT) oder Kernspintomografien (MRT) sowie Szintigrafien zum Einsatz. Bei Bedarf ordnet Dein Arzt noch weitere Untersuchungen an. Dazu zählt die Gelenkspiegelung, eine Röntgenuntersuchung der Blutgefäße, eine Blutuntersuchung, Urin- oder Stuhluntersuchungen, eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit, ein Rachenabstrich, Untersuchungen der Haut sowie eine Biopsie. Selten notwendig ist eine Kniespiegelung, die wirklich nur bei Behandlungsmöglichkeit durchgeführt werden sollte.
 

 

Welche Behandlungs- und Therapieformen gibt es?

Knieprobleme sind oft mit einer Operation verbunden – soweit die landläufige Meinung. Das ist allerdings nicht immer so! Die meisten Arten von Knieschmerzen lassen sich auch ohne operativen Eingriff beheben. Die physikalische Therapie bietet viele Verfahren an, wie Elektrotherapie, Kälte und Wärme, Balneotherapie, Thalassotherapie und Bewegungsbäder. Orthesen, Stützbandagen sowie Schuhzurichtungen oder Einlagen sind ebenfalls wirksame Mittel bei einer Vielzahl an Kniebeschwerden.
 
In anderen Fällen wiederum ordnet der Arzt Medikamente an, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Diese Wirkstoffe kann der Arzt als Salbe, Gel, Pflaster, Spray oder aber auch als Injektion verabreichen. Natürlich gibt es auch Knieschmerzen, bei denen eine Operation die sinnvollste Methode ist. Der Chirurg wählt dabei zwischen der Schlüssellochchirurgie oder der klassischen Methode. Auch eine Arthroskopie ist möglich. Wie in Deinem Fall verfahren werden sollte, ist abhängig von der Erkrankung beziehungsweise Verletzung, allerdings geht er natürlich auch auf Deine Wünsche ein.

Was kann ich selbst tun?

Handelt es sich um eine akute Verletzung des Kniegelenks, solltest Du das Gelenk entlasten, Schmerzen lindern und einer Schwellung entgegenwirken. Hilfreich hierbei ist die sogenannte PECH-Regel: Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße weiter zusammen, wodurch verhindert wird, dass der Bluterguss weiter wächst. Das Hochlagern verringert ebenfalls den Blutfluss zum verletzten Gebiet. Der straffe Kompressionsverband sorgt für Stabilität.
 
Leidest Du aufgrund einer Reizung oder Entzündung des Gewebes oder einer Prellung an Knieschmerzen, können Sportsalben oder die Einnahme von Enzymtabletten die Beschwerden lindern. Sind rheumatische Beschwerden die Ursache Deiner Schmerzen, empfindest Du möglicherweise Wärme (statt Kälte) als angenehmer. Bei sehr starken Schmerzen, die sich nicht durch bereits genannte Maßnahmen lindern lassen, kannst Du Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac einnehmen. Sie wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend.

Wie kann ich Knieschmerzen vorbeugen?

Du kannst durch geeignetes Schuhwerk, spezielle Knieschoner und – falls Du bereits des Öfteren an Knieproblemen gelitten hast – Kniebandagen das Risiko, Dich am Knie zu verletzen, minimieren. Die Kniebandagen solltest Du aber nur einsetzen, wenn sie unbedingt erforderlich sind, wie zum Beispiel beim Training. Ein regelmäßiges und ausgewogenes Training der gesamten Kniegelenkmuskulatur ist essenziell für die Vorbeugung von Knieverletzungen, da die Muskeln das Kniegelenk stabilisieren. Dies wird leider viel zu häufig nicht beachtet, sollte aber immer (!) die Hauptsäule bei Knieproblemen sein.
 

 

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Sowohl gesetzliche als auch private Krankenkassen können die Kosten für eventuell anfallende Therapien einschließlich Operationen übernehmen. Dies sollte jedoch immer im Einzelfall geklärt werden. Arbeitet Dein Arzt oder Therapeut mit neuen Methoden, solltest Du Dich im Voraus erkundigen, ob diese erstattet werden. Die Kosten für eine postoperative Reha werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, falls Du privat versichert bist, kann es sein, dass Deine Versicherung die Kosten zumindest teilweise übernimmt. Erkundige Dich zur Sicherheit aber noch bei Deinem Versicherungsträger. Du kannst auch jederzeit gerne unsere Spezialisten anfragen.