Mikrohaarpigmentierung

Eine Mikrohaarpigmentierung ist eine Kopfhautpigmentierung. Dabei bringt der Arzt Pigmente in kleinere oder größere kahle Stellen auf der Kopfhaut ein, um kahle Stellen zu überdecken. Das Verfahren ähnelt dem Stechen von Tattoos. Die Methode stellt eine nicht-invasive Alternative zur herkömmlichen Haartransplantation dar. Da eine Mikrohaarpigmentierung ohne chirurgischen Eingriff auskommt, ist sie mit einem wesentlich geringeren Risiko verbunden und es kommt auch nicht zur Bildung von Narben. Das Ergebnis einer Mikrohaarpigmentierung ist nicht dauerhaft und muss im Normalfall spätestens nach drei bis fünf Jahren aufgefrischt werden.


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Mikrohaarpigmentierung

Was versteht die Medizin unter einer Mikrohaarpigmentierung?

Mit einer Mikrohaarpigmentierung kann ein Arzt kleinere Unebenheiten auf der Kopfhaut, die auf Haarausfall oder Narbenbildung zurückzuführen sind, ausgleichen. Ähnlich wie beim Tätowieren bringt der Arzt Pigmente unter die Haut ein und es kommt zu einer optischen Verdichtung der Haare. So kann eine Haartransplantation, die nur im Zuge eines chirurgischen Eingriffs möglich ist und auch mit entsprechenden Risiken verbunden ist, umgangen werden. Eine Haarpigmentierung ist in jeder Stufe der Kahlheit und unabhängig von der Haarfarbe möglich.

Wie ist das menschliche Haar aufgebaut?

Haare bestehen hauptsächlich aus Keratin. Der Haarfollikel ist für die Bildung neuer Haare verantwortlich und durchläuft Phasen von Wachstum und Ruhe. Die erste Phase ist die Wachstums- oder Anagenphase. Sie dauert zwei bis sechs Jahre. In dieser Zeit wächst das Haar etwa im Ausmaß von einem Zentimeter pro Monat. Die maximale Länge, die Haare erreichen, ist von der Dauer dieser Phase abhängig.
 
Im Anschluss daran kommt es zu einer kurzen Übergangsphase (Katagen), die etwa zwei bis drei Wochen dauert. Etwa drei Prozent aller Haare befinden sich in diesem Stadium, in dem das Wachstum stoppt. In dieser Phase bildet sich das Kolbenhaar – der äußere Teil der Wurzelscheide schrumpft und verbindet sich mit der Haarwurzel.
 
Abschließend folgt eine Ruhephase (Telogen) von zwei bis vier Monaten bevor das Haar ausfällt. Etwa zehn bis 15 Prozent der Haare befinden sich in dieser Phase.

Was sind die Gründe für Haarausfall?

In der Medizin unterscheidet man zwischen verstärktem Haarausfall, Effluvium, und sichtbarer Haarlosigkeit (Alopezie). Im Normalfall wachsen etwa 80.000 bis 120.000 Haare auf dem Kopf. Sie wachsen völlig unabhängig voneinander und befinden sich in verschiedenen Wachstumsphasen. Es ist vollkommen normal, dass etwa 100 Haare täglich ausfallen.
 
Es kann jedoch dazu kommen, dass innere oder äußere Einflussfaktoren, wie Hormone, Medikamente oder Jahreszeiten, den Übergang von der Wachstumsphase (Anagen) zur Ruhephase (Telogen) stimulieren. Somit kommt es dann nach zwei bis vier Monaten zu einem verstärkten Haarausfall.

Die androgenetische Alopezie ist die häufigste Form von Haarausfall. In mehr als zwei Drittel aller Fälle sind Männer davon betroffen. Es kommt zu einer fortschreitenden Verkleinerung der Haarfollikel, eine Verkürzung der Wachstumsphase oder einer Verringerung der Haarschaftsdicke. Diese Form des Haarausfalls ist häufig genetisch bedingt und äußert sich in Form typischer Erscheinungsbilder, wie Geheimratsecken oder kreisrundem Haarausfall.

Ein Haarausfall kann beispielsweise auf einen Eisenmangel zurückzuführen sein oder ein Symptom einer anderen zugrunde liegenden Krankheit, wie einer Schilddrüsenfehlfunktion oder Syphilis sein.
 
Hormonelle Faktoren können etwa das An- oder Absetzen hormoneller Verhütungsmittel sein, oder im Zusammenhang mit einer Geburt oder dem Wechsel stehen. Als Medikamente, die Haarausfall begünstigen können, sind vor allem Heparin-Spritzen zu erwähnen.
 
Auch extrem toxische Einflüsse wie eine Chemotherapie können zu Haarausfall führen. In solchen Fällen wachsen die Haare allerdings wieder vollständig nach – oft sogar dichter als zuvor. In manchen Fällen kommt es beim Nachwachsen der Haare auch zu einer Strukturveränderung, sodass glatte Haare beispielsweise lockig nachwachsen, oder umgekehrt.

Was sind die Unterschiede zwischen einer Haartransplantation und einer Mikrohaarpigmentierung?

Anders als bei einer klassischen Haartransplantation, die mit allen Risiken einer Operation einhergeht, ist eine Mikrohaarpigmentierung eine Methode, die mit einem geringen Risiko verbunden ist und ohne Narben auskommt.

Bei einer Haartransplantation ist das Ziel an den betroffenen Stellen neue Haare nachwachsen zu lassen. Eine Mikrohaarpigmentierung hingegen setzt optische Effekte gekonnt ein. Bei der Behandlung bringt der Arzt Farbpigmente in die Kopfhaut ein. Das Haar wirkt dadurch voller. Mit bloßem Auge ist der Haarausfall dann nicht mehr zu erkennen.
 
Für eine Haartransplantation ist ein chirurgischer Eingriff nötig, eine Mikrohaarpigmentierung hingegen kommt ohne Operation aus. Anders als bei einer Haartransplantation erzielt eine Mikrohaarpigmentierung allerdings nur ästhetische Ergebnisse. Die Regenerationsphase ist dadurch aber auch deutlich geringer und die Ausfallzeit beschränkt sich auf ein Minimum.

Eine Mikrohaarpigmentierung eignet sich auch für Patienten, die zu jung für eine Eigenhaartransplantation sind, oder wenn der für die Entnahme typische Bereich auch von Haarausfall betroffen ist. Für Menschen, die sich vor einem chirurgischen Eingriff scheuen, stellt eine Mikrohaarpigmentierung ebenfalls eine gute Alternative dar. Eine Mikrohaarpigmentierung eignet sich sowohl bei einem Kurzhaarschnitt als auch zum Kaschieren kahler Stellen bei längeren Haaren.

Oft kommt eine Kombination aus Haartransplantation und Mikrohaarpigmentierung zum Einsatz, um ein perfektes Ergebnis sicher zu stellen.
 
Neben dem geringeren Risiko einer Mikrohaarpigmentierung und den im mit einer Haartransplantation verbundenen Schmerzen, ist dieses Verfahren auch günstiger. Während eine Mikrohaarpigmentierung einer Vollglatze bis zu 5000 Euro kosten kann, muss bei einer Haartransplantation in einem kleineren Bereich wie zum Beispiel einer Korrektur von Geheimratsecken mit demselben Betrag gerechnet werden.

Wann wird eine Mikrohaarpigmentierung angewandt?

Volles Haar ist ein Zeichen von Schönheit und Attraktivität. Oft wirken sich dünnes Haar oder Haarausfall daher negativ auf das Erscheinungsbild einer Person aus. Viele Betroffene leiden unter einem verringerten Selbstwertgefühl und haben das Bedürfnis, etwas am äußeren Erscheinungsbild zu verändern.
 
Die Mikrohaarpigmentierung kommt bei genetisch oder hormonell bedingtem Haarausfall zum Einsatz, wenn eine Haartransplantation nicht gewünscht oder nicht möglich ist. Mögliche Anwendungsbereiche sind etwa Vollglatzen oder Vollglatzen mit rasiertem Haarkranz. Bei lichter oder dünner werdendem Haar lässt sich mit einer Mikrohaarpigmentierung eine optische Erhöhung der Haardichte erzielen und das Haar wirkt wieder voluminöser.
 

Die Mikrohaarpigmentierung eignet sich, um Narbengewebe auf der Kopfhaut zu überdecken. Darüber hinaus eignet sich eine Mikrohaarpigmentierung für Personen, die zu jung für eine Haartransplantation sind, oder bei denen aus anderen Gründen eine Transplantation nicht möglich ist. Und zu guter Letzt ist eine Mikrohaarpigmentierung auf ideal für Personen, die ein schnelles Ergebnis wollen, da das Ergebnis sofort sichtbar ist.

Welche Methoden der Mikrohaarpigmentierung gibt es?

Dem Arzt stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, um eine Mikrohaarpigmentierung durchzuführen:

Bei der Visual Hair Densification Methode bringt der Arzt feine Farbpigmente in die Kopfhaut ein und erzielt so ein Ergebnis, das aussieht wie echtes Haar. Das Ergebnis hält vier bis sechs Jahre.

Bei einer Scalp Micro Pigmentation setzt der Arzt die Pigmente so ein, dass er einen shaved look erzielt. Besonders bei komplett kahlen Stellen lassen sich mit dieser Methode gute Ergebnisse erzielen.

Die Point-Touch-Methode ist mit Permanent Make-Up vergleichbar. Diese Methode trägt dazu bei, das Haar voller erscheinen zu lassen.

Bei der High-Precision-Pigmentierung bringt der Arzt die Pigmente so in die Haut ein, dass sie einen Haarfollikel simulieren und der Eindruck von kurz rasiertem Haar entsteht.

Wenn Du Dich nicht auf eine dauerhafte Form der Mikrohaarpigmentierung festlegen möchtest, ist die Tricopigmentierung die Methode der Wahl. Die Pigmente haben eine deutlich kürzere Haltbarkeit und Du musst sie etwa einmal pro Jahr auffrischen lassen.

Wie kann ich mich auf eine Mikrohaarpigmentierung vorbereiten?

Vor einer Mikrohaarpigmentierung solltest Du Deine Haare in die gewünschte Länge bringen. So kann der behandelnde Arzt die Haarpigmentierung an den Haarschnitt anpassen und erreicht ein optimales Ergebnis. Am besten erledigst Du das am Tag vor der Behandlung.
 
Vor dem Eingriff müssen alle Irritationen und Verletzungen der Kopfhaut vollständig verheilt sein. Dazu zählen Hautinfektionen, Hauterkrankungen, Schnitte und andere Hautprobleme im Bereich der Kopfhaut. Unter Umständen ist dafür eine eigene Behandlung notwendig.

Wie verläuft eine Mikrohaarpigmentierung?

Eine Mikrohaarpigmentierung erfolgt normalerweise ohne Narkose. Bei besonders schmerzempfindlichen Patienten kann der Arzt eine betäubende Salbe auftragen. Die Behandlung erfolgt ambulant und dauert nur wenige Stunden.
 
Bevor der Arzt mit der eigentlichen Behandlung beginnt, führt er einen Farbtest durch, um sicherzustellen, dass die Pigmente perfekt zur Farbe der Haare passen. Im Anschluss werden die Pigmente quasi auf den Kopf tätowiert. Eine besondere Technik, bei der verschiedene Strichrichtungen zum Einsatz kommen, sorgt für ein möglichst natürliches Ergebnis.
 
Ob mehrere Sitzungen nötig werden, hängt vor allem von der Fläche der zu behandelnden Region ab. Im Abstand von drei bis sechs Wochen erfolgen bis zu vier Sitzungen. Bereits nach der ersten Sitzung ist in den allermeisten Fällen bereits eine deutliche Verbesserung sichtbar.
 
Anders als bei herkömmlichen Tätowierungen werden bei einer Mikrohaarpigmentierung keine dauerhaften Pigmente eingesetzt. Diese würden sich im Laufe der Zeit bläulich verfärben. Die Pigmente sind außerdem biologisch abbaubar und gut verträglich.

Ist eine Mikrohaarpigmentierung schmerzhaft?

Eine Mikrohaarpigmentierung verursacht nur geringe Schmerzen, oft ist für die Behandlung nicht einmal eine betäubende Salbe notwendig. Dies ist vor allem für Patienten, die sich vor einem chirurgischen Eingriff im Zuge einer Haartransplantation scheuen, von Interesse.

 

Im Allgemeinen handelt es sich um eine relativ unbedenkliche Methode. Allergische Reaktionen auf die verwendeten Pigmente sind nur sehr selten.

Wie gestaltet sich die Nachsorge bei einer Mikrohaarpigmentierung?

In den ersten Tagen nach einer Mikrohaarpigmentierung solltest Du es möglichst vermeiden Kappen, Mützen oder andere Hüte zu tragen. Ebenso solltest Du auf Saunabesuche oder starke und direkte Sonneneinstrahlung verzichten. Die Dusche kannst Du ohne Bedenken benutzen, aber vor dem nächsten Sprung ins Schwimmbad oder im Meer solltest Du einige Tage warten. Versuche, schwere körperliche Arbeit für die nächsten Tage so gut wie möglich zu vermeiden, und meide schmutzige und verstaubte Orte.

Wie lange hält das Ergebnis einer Mikrohaarpigmentierung?

Wie lange das Ergebnis einer Mikrohaarpigmentierung anhält, ist in erster Linie von der Wahl des Pigments abhängig. Kurzfristig wirkende Pigmente, die zum Beispiel bei einer Tricopigmentierung) zum Einsatz kommen, verblassen etwa nach sechs bis zwölf Monaten. Nach spätestens einem Jahr muss die Behandlung wiederholt werden.
 

Langfristige Pigmente hingegen verblassen erst nach drei bis fünf Jahren. Bei starker Sonneneinstrahlung verblassen die Pigmente schneller, trage daher Sonnencreme auf die Kopfhaut auf oder verwende eine Kopfbedeckung.

Wie viel kostet eine Mikrohaarpigmentierung?

Die Kosten richten sich nach der Fläche der zu behandelnden Stelle. Für kleinere Flächen solltest Du etwa 500 bis 650 Euro einplanen. Die Pigmentierung einer Vollglatze hingegen kostet bis zu 5000 Euro.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Mikrohaarpigmentierung?

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine Mikrohaarpigmentierung nicht, da es sich bei diesem Eingriff nicht um eine medizinisch notwendige Behandlung hält.

 
 

DGÄPC

Pfeifer, G. (Hrsg.): Die Ästhetik von Form und Funktion in der Plastischen und Wiederherstellungschirurgie. Springer Verlag. 1984

Schwenzer, N./ Ehrenfeld, M.: Zahn-Mund-Kiefer-Heilkunde. Mind-Kiefer-Gesichtschirurgie. Thieme. 2002