Venenentzündung

Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei einer Venenentzündung, auch als Phlebitis bezeichnet, um eine entzündliche Veränderung eines kleinen Abschnittes eines venösen Gefäßes. Die Entzündung entsteht lokal meist in Folge einer chronischen Reizung, Verletzung der Gefäßwand, bereits stattgefundener Vorschädigung oder seltener durch eindringende Keime. Diese schmerzhafte Entzündung kann sich über mehrere Wochen ziehen. Wir haben Dir alle wichtigen Informationen zu Erkrankung, Symptomen, Behandlung und Heilung zusammengestellt.


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Venenentzündung

Was versteht die Medizin unter einer Venenentzündung?

Venenentzündung (Phlebitis) ist ein Überbegriff für mehrere Formen einer Entzündung im Bereich des venösen Blutgefäßsystems. Die Venen zählen zu jenem Teil unseres Blutgefäßsystems, der das sauerstoffarme Blut aus Gewebe, Muskeln und den inneren Organen zurück zur Lunge transportiert. Im Gegensatz zu den Arterien (auch hier gibt es entzündliche Veränderungen, die als Arteriitis zusammengefasst werden können) haben Venen weniger muskulöse und stabile Gefäßwände, besitzen sogenannte Venenklappen, die den Rückfluss des Blutes bei entspannter Muskulatur verhindern, und zeichnen sich insgesamt durch einen niedrigeren Blutdruckaufbau aus.
 
Die entzündliche Veränderung betrifft die Venenwände, die aus mehrere Schichten von Muskeln und Gewebe aufgebaut sind. Da es im Rahmen einer Entzündung stets zur Schwellung durch mehrere Reaktionen zahlreicher Entzündungszellen und zur Anhaftung von Blutgerinnungsfaktoren an den Venenwänden kommt, besteht die Gefahr einer Verengung des Gefäßes und Einschränkung des Blutflusses.
 
Im medizinischen Fachjargon wird die oberflächliche Venenentzündung (Thrombophlebitis) von der tieferliegenden Venenentzündung (Phlebothrombose) unterschieden. Zahlreiche oberflächliche Venen versorgen Haut und Fettgewebe, tieferliegende Venen führen den Hauptanteil des Blutes von Muskulatur und Knochen und können daher bei Funktionseinschränkungen deutliche schwerere Komplikationen nach sich ziehen. Es handelt sich also im Grunde um zwei unterschiedliche Krankheitsbilder mit verschiedenartigen Symptomen, Ausprägungen und Komplikationen.

Was sind die Symptome einer Venenentzündung?

Eine oberflächliche Venenentzündung ist meist an der betroffenen Stelle oberflächlich deutlich als gerötete Gefäßzeichnung erkennbar; Rötung und Überwärmung treten auf, eine leichte Schwellung ist ebenfalls möglich.

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Im Gegensatz zur tiefen Venenentzündung ist diese allerdings nicht auf den gesamten Arm oder das gesamte Bein ausgeprägt, sondern nur auf ein kleines Areal beschränkt. Dies liegt daran, dass bei der oberflächlichen Venenentzündung nur kleine Gefäße betroffen sind, bei der tiefen Venenentzündung hingegen sind Gefäße betroffen, durch die ein Großteil des venösen Blutes fließt, bei Verengung kommt es daher zur Reduktion des Blutstroms, das Blut staut sich zurück, was als Schwellung sichtbar wird.
 
Streicht man über die entzündete Vene, ist meist eine deutliche Verhärtung spürbar, das Areal kann durchaus druckschmerzhaft sein. Die tieferliegende Venenentzündung ist überwiegend Folge einer Thrombose und zeigt sich als großflächige Schwellung (meist der gesamten Extremität). Die Haut ist gerötet und gespannt, subjektiv deutlich wahrnehmbar ist vorwiegend ein starkes Wärme- und Spannungsgefühl, das auch in Schmerzen übergehen kann.

Welche Komplikationen können bei einer Phlebitis auftreten?

Im Verlauf einer oberflächlichen Venenentzündung kann es zur Verklebung und Verkalkung des Gefäßes kommen, weshalb sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) im betroffenen Abschnitt bilden kann, die Erkrankung wird dann als Thrombophlebitis bezeichnet.

Handelt es sich um eine bakteriell bedingte Entzündung, besteht die Gefahr einer Ausbreitung der Infektion entlang der Vene. Die Entzündung kann dabei auf tiefer gelegene Gefäße oder aber auch umliegendes Gewebe übergehen.

Die wohl gefürchtetste Komplikation der tiefen Venenthrombose ist die Entstehung eines Lungeninfarkts (Lungenembolie). Dabei kommt es ähnlich wie auch beim Herzinfarkt zum kompletten Verschluss eines hauptversorgenden Gefäßes, wodurch die Durchblutung nicht mehr gewährleistet ist. Zur Embolie eines Lungengefäßes kann es dadurch kommen, dass sich der Thrombus in den Venen löst und über das venöse System in Richtung Lunge wandert, wo es in den kleineren Gefäßen stecken bleibt. Folge davon können Atemnot, aber auch Herzrhythmusstörungen sein, die unter Umständen auch lebensbedrohlich werden können.

 

Eine weitere Komplikation der Thrombose, vor allem aber mehrerer Thrombosen, kann eine chronische Veneninsuffizienz sein, die Folge einer Schädigung der Venenklappen durch das Blutgerinnsel ist. Ohne die Funktion der Venenklappen, die einen geregelten Blutfluss unterstützen, kommt es zum Blutstau, der die Gefäße chronisch schädigt. Insuffiziente und chronisch geschädigte Gefäße sind wiederum eine Ursache der Phlebitis und Thrombenbildung, es handelt sich also um einen Teufelskreis.

Welche Ursachen hat eine Venenentzündung?

Eine Venenentzündung kann auf verschiedene Auslöser zurückzuführen sein. Zu den Ursachen der beiden Formen einer Phlebitis zählen:

Besenreiser und Krampfadern

Unter Besenreisern und Krampfadern (Varikosis) werden erweiterte, sich schlängelnde Venen bezeichnet. Sie können sowohl bei oberflächlichen als auch tiefen Gefäßen auftreten. Sind oberflächliche, feine Venen der Haut betroffen, wird die Bezeichnung „Besenreiser“ verwendet. Oberflächliche Krampfadern sind häufig deutlich sichtbar. Sie treten in erster Linie an der unteren Extremität auf und können sowohl genetisch bedingt als auch erworben sein. Risikofaktoren für die Entstehung von Krampfadern sind Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie hoher Blutdruck oder Herzinsuffizienz sowie Übergewicht, häufige stehende Tätigkeit, Schwangerschaft und mangelnde Bewegung. Krampfadern zeichnen sich durch erweiterte, ausgebeulte Wände aus. Der Blutfluss ist aus diesem Grund meist deutlich verlangsamt, was Thrombosen begünstigt.


Blutgerinnung und Blutzusammensetzung

Sind zusätzlich auch noch Erkrankungen der Blutgerinnung vorliegend oder gibt es Risikofaktoren für eine Veränderung der Gefäßwände oder der Blutzusammensetzung (Diabetes, Nikotinkonsum, fettreiche Ernährung, mangelnde Flüssigkeitsaufnahme), ist die Gefahr einer Thrombose noch größer.


Venenpunktionen oder Venenverweilkanülen

Vor allem in Krankenhäusern sind oberflächliche Venenentzündungen häufig, da viele Patienten Venenzugänge haben, über die Blut abgenommen oder Medikamente verabreicht werden können. Diese Zugänge sind allerdings auch Quelle für das Eindringen von Keimen.


Mechanische Ursachen

Gerade für die oberflächliche Venenentzündung können auch mechanische Ursachen verantwortlich sein. Dazu zählen enge Hosen und Stiefel oder eine die Waden einengende Haltung wie Beine überschlagen oder Schneidersitz über längere Zeit.

Wie wird eine Venenentzündung diagnostiziert?

Sowohl oberflächliche als auch tiefe Venenentzündungen sind vom behandelnden Arzt häufig allein durch ihre Symptomatik erkennbar. Zur Absicherung und auch zum Ausschluss anderer in Frage kommender Diagnosen wird meist zusätzlich ein Ultraschall durchgeführt, durch den das Gefäß und ein mögliches Gerinnsel genauer dargestellt werden können.

Mithilfe einer sogenannten Doppler-Sonografie kann auf schonende und nicht invasive Art und Weise zudem auch der Blutfluss farblich veranschaulicht werden. Der behandelnde Arzt kann dadurch nicht nur Strömungshindernisse identifizieren, sondern auch feststellen, ob der Blutfluss verlangsamt, die falsche Richtung gerichtet oder unterbrochen ist.

Wie lässt sich eine Venenentzündung behandeln?

Kühlung durch kalte und feuchte Umschläge

Oberflächlich anwendbare entzündungshemmende Salben

Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac

Antibiotische Therapie, Stichinzision oder Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente

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Die Therapie der Phlebitis hängt zum einen von der Art, aber auch von der Ausprägung und den Ursachen ab. Die oberflächliche Phlebitis ohne Thrombose klingt in der Regel nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Besonders gut spricht die Entzündung auf Kühlung durch kalte und feuchte Umschläge an, zusätzlich können oberflächlich anwendbare entzündungshemmende Salben angewendet werden, die den Heilungsprozess fördern. Gegen die Schmerzen können herkömmliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden.
 
Ist eine Venenverweilkanüle ursächlich für die Entzündung, ist diese sofort zu entfernen und die Stelle reichlich zu desinfizieren und sauber zu halten. Steht eine Infektion durch ein Bakterium im Raum, muss eventuell auch eine antibiotische Therapie eingeleitet werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Hat sich bereits ein Blutgerinnsel gebildet, kann dieses durch den behandelnden Arzt entweder durch einen kleinen Schnitt entfernt (Stichinzision) oder mithilfe von blutgerinnungshemmenden Medikamenten behandelt werden.

Wie wird eine tiefe Phlebitis behandelt?

Bei Vorliegen einer tiefen Venenentzündung und Thrombose sollte unbedingt schnell eine adäquate Therapie eingeleitet werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Therapeutisch infrage kommt entweder eine Rekanalisierungstherapie, bei der über einen Katheter ein den Thrombus auflösendes Medikament gespritzt oder der Thrombus mit speziellen Utensilien entfernt wird. Häufiger kommt eine blutgerinnungshemmende Therapie zum Einsatz, die bei erstmaliger Thrombose über mehrere Monate, bei wiederholten Ereignissen auch lebenslang fortgeführt werden muss.
 
Bei beiden Formen der Venenentzündung und Thrombose sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden, die gleichmäßigen Druck auf die Unterschenkelmuskulatur und Blutgefäße ausüben und so den Blutfluss fördern.

Was kann ich selbst bei einer Phlebitis tun?

Bei der Behandlung von Krampfadern kommen Kompressionsverbände, Stützstrümpfe sowie unterschiedliche medikamentöse Ansätze zur Anwendung. Reichen all diese Maßnahmen nicht aus, können interventionelle und operative Verfahren zum Einsatz kommen. Dabei gibt es endoluminale (mittels Katheter in der Vene durchgeführte) sowie offene chirurgische Verfahren. Zu den endoluminalen Methoden zählen die Verödung, die Lasertherapie und die Radiofrequenztherapie, bei den chirurgischen Verfahren ist das Venenstripping die häufigste Therapieform.
 
Sportliche Aktivitäten fördern die Durchblutung und aktivieren die Muskulatur, wodurch ein Rückstau im venösen System verhindert wird. Außerdem solltest Du langes Sitzen vermeiden, denn je länger inaktive Phasen andauern, desto höher das Risiko, dass der Blutfluss verlangsamt wird und sich Krampfadern oder Thromben bilden. Bei Personen mit erhöhtem Risiko wird empfohlen, vor langen Flug- oder Zugreisen beziehungsweise Phasen von Inaktivität (ein stationärer Krankenhausaufenthalt, nach Operationen, Gipsträger) Thromboseprophylaxe-Spritzen zu verwenden.

Wie ist die Prognose bei einer Venenentzündung?

Die Prognose ist bei frühzeitigem Erkennen und dem raschen in die Wege leiten einer Behandlung eine gute. Wichtig ist es, die Symptomatik ernst zu nehmen und möglichst rasch einen Arzt aufzusuchen, um ein Fortschreiten der Entzündung oder das Entstehen möglicher Komplikationen zu verhindern. Alle Warnzeichen einer tiefen Venenentzündung und Thrombose sollten sehr ernst genommen werden, um eine Lungenembolie zu verhindern. Vor allem eine einseitige, eher innerhalb kurzer Zeit aufgetretene Schwellung und Überwärmung eines Unterschenkels beziehungsweise Beins sowie ein Spannungsgefühl und Bewegungseinschränkungen können erste Anzeichen der Thrombose sein.

Wie kann ich einer Venenentzündung vorbeugen?

Eine Vorbeugung im herkömmlichen Sinne gibt es nicht, jedoch ist es sinnvoll, mögliche Risikofaktoren für die Entstehung einer Venenentzündung und Thrombose zu vermeiden und bei ersten Anzeichen frühzeitig zu handeln. Häufigste Risikofaktoren für die Entstehung einer tiefen Venenentzündung und Thrombose sind Krampfadern, Blutgerinnungsstörungen sowie Lebensstilfaktoren, die ungünstige Auswirkungen auf die Blutgerinnung und die Beschaffenheit der Gefäßwände haben. Dazu zählen Nikotinkonsum, ungesunde, fettreiche Ernährung, Diabetes, Bluthochdruck, längerfristige Immobilisation sowie bei Frauen die Einnahme von Hormonen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei einer Venenentzündung?

Ja, alle Kosten für Diagnostik und Behandlung der Venenentzündung sowie ihrer Komplikationen werden durch die Krankenkassen übernommen. In bestimmten Fällen – beispielsweise bei Entstehung von Komplikationen wie eine Lungenembolie oder einer sich ausbreitenden bakteriellen Infektion – kann auch ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden, auch dieser wird von den Krankenkassen gezahlt, meist bleibt allerdings ein kleiner Selbstbehalt übrig.

 

Oberflächliche Venenentzündung – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (letzter Zugriff: 3.01.2022)

Aktuelle Standards der Diagnostik und Therapie der oberflächlichen Venenentzündung – vasomed (letzter Zugriff: 3.01.2022)

Plewig, G. et al.: Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012

Kaufmann R. et al.: Dermatologische Operationen. Thieme Verlag. 4. Auflage 2011

Baenkler H.W. et al.: Innere Medizin. Thieme Verlag. 3. Auflage 2012

Thrombophlebitis – Alles andere als harmlos! – ÄrzteZeitung (letzter Zugriff: 3.01.2022)