Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud)

Beim sogenannten Raynaud-Syndrom oder auch Morbus Raynaud treten anfallsartige Durchblutungsstörungen auf, die häufig die Finger und auch Zehen betreffen. Dabei verfärben sich die Finger zunächst blass und werden kalt, außerdem können sie sich taub anfühlen oder schmerzen. Die Schmerzen sind meist harmlos, Du solltest aber trotzdem abklären lassen, weil teilweise auch schwerwiegende Erkrankungen hinter den Symptomen stecken können.


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Inhaltsverzeichnis

Raynaud-Syndrom (Morbus Raynaud)

Was versteht die Medizin unter einem Raynaud-Syndrom?

Das Raynaud-Syndrom ist ein Vasospasmus, der in Teilen der Hand durch Kälte oder emotionalen Stress hervorgerufen wird. Betroffene verspüren Unbehagen und Farbveränderungen in mehreren Fingern, die Symptome verschwinden aber nach einiger Zeit von selbst wieder. Gelegentlich sind auch andere Körperbereiche wie zum Beispiel die Nase oder die Zunge betroffen. Die Erkrankung kann primär (idiopathisch) oder sekundär auftreten. Für den Arzt ist es wichtig, diese beiden Typen eindeutig voneinander abzugrenzen.
 

Was sind die Symptome bei einem Raynaud-Syndrom?

Beim Raynaud-Syndrom färben sich Finger oder die Zehen durch eine verminderte Blutzufuhr plötzlich zunächst blass und im weiteren Verlauf blau. Patienten verspüren Missempfindungen, Taubheitsgefühle und teilweise Schmerzen. Eine solche Attacke dauert normalerweise höchstens eine halbe Stunde, in Ausnahmefällen aber auch länger. Direkt nach einer Attacke ist die Haut häufig durch ein “mehr an Durchblutung” gerötet. Daher bezeichnen Mediziner die Symptome des Raynaud-Syndroms auch als Trikolore-Phänomene (blass – blau – rot).
 
Bei einem primären Raynaud-Syndrom treten die Symptome beidseits an den Händen oder den Füßen auf, bei einem sekundären Raynaud-Syndrom hingegen ist oft auch nur eine Seite betroffen. Wenn die Verkrampfungen, die sogenannten Spasmen, über längere Zeit bestehen bleiben, kommt es auf Dauer zu Gewebeschäden. Gewebe kann in Folge absterben und es bilden sich Nekrosen. In der Regel treten solche Schäden aber nur als Komplikation des sekundären Raynaud-Syndroms auf. Wenn sich das Raynaud-Syndrom in Folge einer Sklerodermie gebildet hat, ist neben den bereits bekannten Symptomen meist auch die Haut an den Händen, Armen oder im Gesicht verdickt und gespannt. Des Weiteren sind häufig die Blutgefäße im betroffenen Bereich verändert.

Welche Ursachen hat ein Raynaud-Syndrom?

Ein Raynaud-Syndrom entsteht aufgrund eines Vasospasmus, also starken und plötzlichen Verengungen der Gefäße, besonders der Finger und der Hände, die sich nach einiger Zeit wieder von selbst lösen. Vor allem niedrige Temperaturen und Stress können die Anfälle aufgrund eines Ungleichgewichts von gefäßerweiternden und gefäßverengenden Faktoren verursachen. Die Gefäßkrämpfe können durch Störungen der Blutgefäße oder durch eine gestörte Nervenaktivität entstehen, auch Störungen im Hormonhaushalt können daran beteiligt sein. Wie die verschiedenen Faktoren miteinander interagieren, ist aber bislang noch nicht bekannt.
 
Die Ursachen des primären Raynaud-Syndroms präsentieren sich ohne bekannte Grunderkrankung, man weiß allerdings, dass es vor allem junge Frauen betrifft und dass die Attacken im Laufe des Lebens meist seltener und schwächer auftreten. Das primäre Raynaud-Syndrom tritt familiär gehäuft auf, Faktoren, wie beispielsweise Rauchen und Alkohol, können die Entwicklung der Erkrankung begünstigen.
 
Die Ursachen des sekundären Raynaud-Syndroms können deutlich klarer benannt werden, da sich zumeist eine Grunderkrankung findet. Rheumatische Erkrankungen, Erkrankungen der Nerven (z.B. Multiple Sklerose), Gefäßerkrankungen (z.B. Arteriosklerose) oder Krebserkrankungen, im Besonderen die, die das blutbildende System betreffen, können ein sekundäres Raynaud-Syndrom auslösen. Zudem kann das sekundäre Raynaud als Begleiterkrankung verschiedenster Traumata sein und bei regelmäßiger Arbeit mit Fingern oder vibrierenden Werkzeugen auftreten.
 

 
Wenn Du bereits unter einem Karpaltunnelsyndrom leidest, kann bei Dir begleitend auch ein Raynaud-Syndrom auftreten. Auch aus einer Sklerodermie kann sich das Raynaud-Syndrom entwickeln. Bei manchen Autoimmunerkrankungen können Ärzte sogenannte Kälte-Agglutinine nachweisen. Das sind Antikörper, die bei Kälte verklumpen. Darauf reagiert der Körper der Betroffenen mit Entzündungsreaktionen, die ihrerseits Gefäßverengungen fördern und so ein Raynaud-Syndrom begünstigen.
 
Manche Medikamente wie Empfängnisverhütungsmittel, Zytostatika, Interferon, Betablocker, Ergotaminpräparate und dopaminerge Substanzen oder Drogen wie Kokain oder Designerdrogen können ebenfalls ein Raynaud-Syndrom verursachen. Menschen, die durch ihren Beruf mit Chemikalien wie zum Beispiel Polyvinylchlorid in Kontakt kommen oder längere Zeit mit vibrierenden Maschinen wie Presslufthammer oder Motorsäge arbeiten, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, ein Raynaud-Syndrom zu entwickeln.

Welche Risikofaktoren begünstigen das Raynaud-Syndrom?

Risikofaktoren, die das primäre Raynaud-Syndrom begünstigen, sind weibliches Geschlecht, Rauchen und eine familiäre Häufung der Erkrankung. Die Betroffenen sind meist noch jung, der Gipfel liegt zwischen 20 und 40 Jahren. Da das sekundäre Raynaud-Syndrom durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst wird, stellt eine solche auch einen Risikofaktor für die Entstehung eines sekundären Raynaud-Syndroms dar. Auch bestimmte Medikamente, Drogen oder Chemikalien wie Polyvinylchlorid können ein Raynaud-Syndrom verursachen. Personen, die zum Beispiel in ihrem Beruf mit vibrierenden Maschinen wie Presslufthammern oder Motorsägen arbeiten, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko.

Welche Folgen hat das Raynaud-Syndrom für Betroffene?

Die Dauer einer Raynaud-Attacke kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein und hängt auch davon ab, ob es sich um das primäre oder sekundäre Syndrom handelt. Die Attacke kann wenige Minuten bis zu einer Stunde andauern und geht meist von selbst wieder vorbei. Falls sich die Gefäßverengung einmal nicht löst, helfen oft Bettruhe und Wärme. Sofern auch auch diese Maßnahmen nicht helfen, kann Dein Arzt eine gerinnungshemmende Therapie, beispielsweise mit Heparin oder in Kombination mit weiteren Medikamenten verordnen. Besonders Patienten mit sekundärem Rynod-Syndrom leiden oft an Schmerzen, die mit der Erkrankung verbunden sind. Das kann das alltägliche Leben stark einschränken und auch Frustration, Wut oder Resignation hervorrufen.

Wie diagnostiziert der Arzt ein Raynaud-Syndrom?

Der Arzt kann die Diagnose des Raynaud-Syndroms eigentlich recht schnell stellen, wenn sich sein Verdacht bestätigt. Nachdem Du ihm Deine Symptome geschildert hast, führt er eine körperliche Untersuchung bei Dir durch.
 
Um die Durchblutung bei Gefäßerkrankungen wie dem Raynaud-Syndrom zu beurteilen, kann der Arzt auch die sogenannte akrale Oszillografie durchführen. Lichtsonden werden an den betroffenen Stellen angebracht und erfassen Werte Deiner Durchblutung, die Dein Arzt anschließend auswertet. Zudem kann Dein Arzt einen Provokationstest durchführen, bei dem Du abwechselnd die Hände oder Füße in ein warmes und kaltes Wasserbad legen musst, um Symptome von Raynaud auszulösen. Mithilfe der Oszillografie kann der Arzt Raynaud feststellen. Sollte der Verdacht eines sekundären Raynaud-Syndroms bestehen, können Blutuntersuchungen veranlasst und die Abklärung weiterer Grunderkrankungen notwendig werden.
 

Wie wird das Raynaud-Syndrom behandelt?

Zunächst ist es für Betroffene wichtig, auslösende Faktoren wie Kälte und Stress zu vermeiden. Raucher sollten versuchen, den Konsum einzuschränken oder im besten Fall ganz zu unterlassen, da Nikotin die Blutgefäße verengt und somit Raynaud-Attacken fördert. In manchen Fällen kann der Arzt Medikamente gegen die Symptome verordnen. Wenn Du nur an einer leichten Form des Syndroms leidest, kannst Du Dich mit einer Bedeckung von Kopf, Rumpf, Armen und Beinen vor Kälte schützen. Der Arzt kann ein primäres Raynaud-Syndrom mit Kalziumkanalblockern wie zum Beispiel Nifedipin, Amlodipin oder Prazosin behandeln.
 
Leidest Du an einem sekundären Raynaud-Syndrom, steht die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung im Vordergrund. Wenn Deine Lebensqualität zunehmend beeinträchtigt ist und andere Behandlungen wirkungslos bleiben, kann Dein Arzt erwägen, eine Sympathektomie durchzuführen. Das ist eine Operation, bei der bestimmte sympathische Nerven durch das Spritzen bestimmter Medikamente wie Lidocain vorübergehend blockiert oder gar herausgeschnitten werden, um die Symptome zu lindern.
 
Das Ergebnis und somit auch die Dauer der Wirkung hängen von der individuellen Art der Therapie ab. Das Verfahren eignet sich für beide Formen des Raynaud-Syndroms. Patienten, die an der primären Form der Erkrankung leiden, profitieren meist mehr von der Behandlung.

Was kann ich selbst tun? (z.B. bei Raynaud-Attacke)

Wenn Du merkst, dass sich eine Raynaud-Attacke anbahnt, solltest Du die Hände mit warmem Wasser waschen, sie bewegen und massieren, sodass sich die Gefäße schnell wieder weiten. Auch kann es helfen, sich die Hände unter die Achsel zu stecken.

Wie ist die Prognose bei einem Raynaud-Syndrom?

Das primäre Raynaud-Syndrom verläuft in der Regel harmlos und schränkt die Lebensqualität meist nur wenig ein. Die Beschwerden bessern sich normalerweise im Laufe der Zeit. Das sekundäre Raynaud-Syndrom hingegen kann einen deutlich höheren Leidensdruck verursachen und sich im Laufe der Zeit verstärken. Aufgrund der verschiedenen Ursachen ist der Krankheitsverlauf von Fall zu Fall unterschiedlich. Bei manchen Patienten können Komplikationen wie schlecht heilende Wunden oder andere Gewebeschäden auftreten. Die Behandlung dieser Komplikationen kann mitunter kompliziert und langwierig sein. In besonders schweren Fällen können auch Nekrosen entstehen, eine Amputation der betroffenen Bereiche ist aber nur extrem selten notwendig.
 

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Für die Diagnose und eine ärztlich indizierte Behandlung einer Erkrankung kommen die Krankenkassen in aller Regel auf. Falls Du Fragen zur Kostenübernahme bestimmter Untersuchungen oder Therapien hast, frage am besten direkt bei Deinem Versicherungsträger nach. Ein solcher Sonderfall sind beheizbare Handschuhe, die bei vielen Patienten eine enorme Erleichterung im Alltag darstellen, aber nicht immer von den Krankenkassen bezahlt werden. Auch unsere Spezialisten stehen Dir bei allen Fragen beratend zur Seite.
 
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