Hirsutismus

Starker Haarwuchs bei Frauen kann zum Problem werden – wenn er an Stellen auftritt, die normalerweise nur bei Männern behaart sind. Dieses Krankheitsbild wird als Hirsutismus bezeichnet und beschreibt die verstärkte Behaarung von Frauen entsprechend dem männlichen Behaarungsmuster, die rund fünf Prozent aller Frauen zu schaffen macht. Welche Ursachen diese Erkrankung hervorrufen, welche Symptome sie begleiten, wie sie diagnostiziert wird und was Du dagegen tun kannst, erfährst Du hier!


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Inhaltsverzeichnis

Hirsutismus

ICD-10-GM-2020 L68.1

Was versteht die Medizin unter einem Hirsutismus?

Als Hirsutismus wird in der Medizin Körperbehaarung bei Frauen bezeichnet, die üblicherweise nur bei Männern auftritt. Dazu gehört beispielsweise starker Haarwuchs an Kinn, Oberlippe oder Wangen, aber auch an Oberarmen, Rücken und Bauch.
 
Auslöser können hormonelle Erkrankungen wie das PCO-Syndrom oder Tumore sein. Häufig tritt ein Hirsutismus aber auch dann auf, wenn die Betroffenen eine hormonelle Umstellung mitmachen. Das kann zum Beispiel in der Pubertät oder den Wechseljahren, aber auch im Rahmen einer Schwangerschaft der Fall sein. Die Krankheitswahrscheinlichkeit des Hirsutismus liegt bei rund fünf bis zehn Prozent.
 

Was sind die Symptome bei einem Hirsutismus?

Die Symptome sind übermäßig starker Haarwuchs bei Frauen an typisch männlichen Behaarungsstellen. Im Gesicht, an den Oberarmen, am Rücken, sowie an Brust und Bauch vermehrt sich plötzlich die Körperbehaarung und kann von einem geringen, bis zu einem sehr starken Ausmaß auftreten. Die Behaarung ist meistens sehr dicht, lang und dunkel.
 
Üblicherweise zeigen sich diese Symptome erstmals in der Pubertät, bei manchen Frauen treten sie allerdings erst nach der Menopause auf, oder in Folge von hormonellen Umstellungen, wie beispielsweise nach einer Schwangerschaft.
 
Wenn Betroffene neben dem verstärkten Haarwuchs auch eine gesteigerte Muskelbildung, eine tiefer werdende Stimme, eine stark vergrößerte Klitoris und die Verkleinerung der weiblichen Brust beobachten, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass der Hirsutismus im Rahmen einer Virilisierung auftritt. Dazu haben wir im Verlaufe des Textes nähere Informationen für Dich.

Welche Ursachen hat ein Hirsutismus?

Ein Hirsutismus kann verschiedene Ursachen haben. Als Grund für einen Ausbruch der Erkrankung nennen Ärzte beispielsweise eine gestörte Testosteronproduktion in den Eierstöcken oder in den Nebennieren. Die Eierstöcke und Nebennieren der Frau produzieren täglich eine geringe Menge an männlichen Sexualhormonen, Androgene genannt. Zu den Androgenen gehört das Hormon Testosteron, das nicht nur für den männlichen, sondern auch für den weiblichen Hormonhaushalt sehr wichtig sind. Kommt es allerdings zu einer überhöhten Produktion, die den Bedarf des weiblichen Körpers übersteigt, nimmt der Testosteronspiegel im Blut zu stark zu und das hormonelle Gleichgewicht ist gestört. Da männliche Hormone das Wachstum von dunkler, dichter Körperbehaarung begünstigen, kann durch die hormonelle Störung ein Hirsutismus ausgelöst werden.
 
Ebenso gelten als Ursache gewisse Erkrankungen wie Tumore in den Eierstöcken oder Nebennieren, manche Stoffwechselerkrankungen oder neurologische Krankheiten, aber auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten kann dazu führen, dass Frauen einen Hirsutismus entwickeln. Zu diesen Medikamenten gehören zum Beispiel Anabolika oder Kortison-Präparate.
 
Des Weiteren kann sich ein Hirsutismus als Symptom einer anderen Krankheit manifestieren. So gilt es beispielsweise als Begleitsymptom für Adipositas, Osteoporose oder Morbus Cushing.
 
In rund 90 Prozent der Fälle tritt ein Hirsutismus jedoch ohne zugrundeliegende Erkrankung auf. Spezialisten bezeichnen dieses Krankheitsbild als „idiopathischen Hirsutismus“. Ärzte gehen davon aus, dass das Leiden in diesem Zusammenhang aufgrund einer vererbten Übersensibilität der Haarfollikel gegenüber Testosteron entsteht.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Hirsutismus?

Wenn Du an plötzlichem, stärker werdendem Haarwuchs an den oben beschrieben Stellen leidest und eventuell auch noch andere der beschriebenen Symptome bemerkt hast, solltest Du einen Arzt aufsuchen. Zunächst kannst Du Deinen Hausarzt konsultieren.
 
Dein Arzt erstellt vorerst eine Anamnese, also Deine Krankengeschichte aufnehmen, um sich einen Überblick über Deine Symptome und eventuelle Vorerkrankungen zu verschaffen.
 
Darauf folgt eine körperliche Untersuchung, bei der er die Stellen, an denen Du verstärkten Haarwuchs bemerkt hast, genauer betrachtet. Er wird insbesondere das Haarwachstum auf Kinn, Oberlippe und Wangen in Deinem Gesicht, dem Ober- und Unterbauch, dem oberen Rücken, den Oberschenkeln und der Brust untersuchen. Wenn mindestens sechs dieser Areale von vermehrtem Haarwachstum betroffen sind, spricht man von Hirsutismus.
 
Des Weiteren nimmt Dir Dein Arzt Blut ab und sendet dieses zu einer genauen Analyse in ein Labor. Dort messen die Forscher Deinen Hormonstatus. Spezialisten können genau überprüfen, welche Mengen von welchem Hormon in Deinem Blut vorhanden sind, damit Dein Arzt abschätzen kann, ob Dein Körper übermäßige Mengen an männlichen Sexualhormonen produziert, die den Hirsutismus ausgelöst haben. Gegebenenfalls kann er Dich dann an einen Endokrinologen weiterleiten. So nennt man Ärzte, die sich auf hormonell bedingte Krankheiten spezialisiert haben.
 

 
Aus Deinen Blutwerten kann Dein Arzt außerdem ablesen, ob die Möglichkeit besteht, dass sich in Deinem Körper ein Tumor ausgebreitet hat, der den übermäßigen Haarwuchs mit sich bringt.
 
Wenn diese Untersuchungen nicht für eine eindeutige Diagnose durch Deinen Arzt ausreichen, kann dieser weitere diagnostische Verfahren einleiten. Wenn er den Verdacht hat, dass sich Tumore in Deinen Eierstöcken oder Nebennieren ausbreiten, und Deine Blutwerte diese Annahme unterstützen, kann er beispielsweise eine Computertomografie oder eine Ultraschalluntersuchung anordnen.

Wie erfolgt die Behandlung eines Hirsutismus?

Die Behandlung eines Hirsutismus passt der Arzt individuell an die Patientin an, denn im Rahmen der Therapie muss der Spezialist gewisse Faktoren berücksichtigen. Am wichtigsten ist es, dass die Behandlung durch einen Arzt ursachenorientiert erfolgt. Das bedeutet, dass die Maßnahmen im Wesentlichen von der Ursache der Erkrankung abhängen.
 
Wird ein Hirsutismus durch eine Grunderkrankung ausgelöst, erfolgt zunächst deren Behandlung, da sich der verstärkte Haarwuchs so oftmals eindämmen lässt. Entstand der Hirsutismus beispielsweise durch einen Tumor in den Eierstöcken oder den Nebennieren, muss ein Spezialist diesen operativ entfernen. Wenn die Einnahme von Medikamenten das Wachsen der Körperbehaarung zur Folge hat, kann ein Arzt eine alternative Medikation vorschlagen. In Folge auf die Medikamentenumstellung verschwindet der übermäßige Haarwuchs meistens von selbst.
 
Wenn der Hirsutismus allerdings ohne Grunderkrankung auftritt und auch nicht durch Medikamente bedingt ist, kann ein Arzt mit einer medikamentösen Einstellung den Symptomen entgegenwirken. Dazu kann er zum Beispiel Präparate verschreiben, die die Wirkung des Testosterons hemmen und so auch den Haarwuchs an Männer-typischen Stellen vermindern. In weiterer Folge kann der Arzt eine Therapie verschreiben, die die Produktion von männlichen Hormonen verringert, sodass die Symptome nach der Behandlung nicht gleich wieder auftreten.
 
Bei der Therapie eines Hirsutismus muss ein Arzt nicht nur die Ursache betrachten, die den vermehrten Haarwuchs hervorgerufen hat, es ist auch wichtig, dass er die Behandlung daran orientiert, wie stark die Körperbehaarung ausgeprägt ist und an welchen Körperstellen sie sich bemerkbar macht. Auch das Alter der Patientin, Vorerkrankungen, Kinderwunsch oder etwaige Medikamentenunverträglichkeiten spielen bei der Wahl der Behandlungsmethode eine wichtige Rolle.

Was kann ich selbst bei einem Hirsutismus tun?

Wenn Du an einem Hirsutismus leidest, solltest Du in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, um die Ursache Deiner Erkrankung zu klären. Wenn Dein Arzt die Erkrankung diagnostiziert hat, kann er mithilfe von geeigneten Therapiemethoden den Haarwuchs stoppen. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit zur Selbstbehandlung, um die Körperbehaarung zu beseitigen.
 
Um den vermehrten Haarwuchs einzudämmen, kannst Du beispielsweise auf Rasierer oder Epiliergeräte zurückgreifen. Zudem bietet sich eine chemische Haarentfernung an, die schnelle Ergebnisse verspricht. Bevor Du Dich für diese Methode entscheidest, solltest Du Dich allerdings über die Nebenwirkungen informieren, denn es kann sein, dass Deine Haut mit Reizungen auf diese Haarentfernungstherapie reagiert.
 
Auch die Verödung der Haarwurzeln kann verhindern, dass sich übermäßiger Haarwuchs bildet. Einige Dermatologen bieten außerdem dauerhafte Haarentfernung mittels Laser an und auch diese Möglichkeit stellt eine Alternative bei der Behandlung eines Hirsutismus dar. In jedem Fall der dauerhaften Haarentfernung ist es wichtig, dass Du diese bei einem Spezialisten durchführen lässt.
 

 
Bei der Therapie kannst Du ergänzend zu den Maßnahmen, die Dir Dein Arzt verschreibt, auf Mittel aus der Naturheilkunde zurückgreifen. Diese ersetzen keinesfalls die Behandlung durch einen Facharzt, können aber unterstützend wirken. Zum Beispiel Präparate, die Extrakte der Heilpflanze Mönchspfeffer beinhalten, denn dieser wird eine heilende Wirkung bei Hirsutismus nachgesagt. Damit kannst Du die medizinische Behandlung ergänzen.

Welche Rolle spielt die Virilisierung bei einem Hirsutismus?

Als Virilisierung versteht man in der Medizin die sogenannte Vermännlichung, die auftritt, wenn der weibliche Körper eine zu hohe Menge an männlichen Sexualhormonen produziert. Betroffene Frauen können dabei an einer immer tiefer werdenden Stimme, Ausfallen der Kopfbehaarung bis hin zur Glatze und Zyklusstörungen oder auch vergrößerten Klitoris leiden. Ebenso zählt eine erhöhte Libido zu den Symptomen. Des Weiteren verringert sich die weibliche Brust und es bilden sich vermehrt Muskeln. Ein Hirsutismus tritt oft als Begleitsymptom bei einer Virilisierung auf.

Welche Folgen hat ein Hirsutismus für Betroffene?

Frauen, die mit einem Hirsutismus diagnostiziert werden, leiden meistens seelisch unter dem Erscheinungsbild der Krankheit. Die psychische Belastung, die mit der Störung einhergeht, ist nicht zu unterschätzen und kann sogar Angststörungen oder Depressionen auslösen. Daher ist die rasche Behandlung nach einer Diagnose sehr wichtig.
 
Meistens sind die Ursachen eines Hirsutismus ungefährlich und die Entfernung des Haarwuchses durch einen Kosmetiker oder Hautarzt ist als Behandlung der Symptome ausreichend. Wenn die Störung allerdings einer anderen Erkrankung zugrunde liegt, muss diese behandelt werden, damit es nicht zu Folgeschäden kommt. Ist die Ursache eines Hirsutismus beispielsweise eine übermäßige Testosteron-Produktion ist, muss der Arzt den Hormonspiegel durch die medikamentöse Einstellung durch einen Arzt regulieren. Synthetisiert der weibliche Körper über einen langen Zeitraum zu viele männliche Hormone, kann das zu schwerwiegenden Folgen führen, die bis zur Unfruchtbarkeit reichen.

Bei welchen Krankheiten tritt Hirsutismus als Symptom auf?

Hirsutismus kann zwar harmlose Gründe zur Ursache haben, es kann aber auch sein, dass die Haarwuchsstörung als Begleitsymptom einer anderen Krankheit auftritt.
 
Zum Beispiel kann das sogenannte Adrenogenitale Syndrom das vermehrte Haarwachstum auslösen. Diese Bezeichnung fasst eine Gruppe von Hormonbildungsstörungen in den Nebennieren zusammen, die zu einer Veränderung der Bildung von Geschlechtshormonen führen. Es handelt sich dabei um eine vererbbare Krankheit, die in verschiedenen Ausprägungen existiert. Bei besonders starken Krankheitsbildern erfolgt die Diagnose der Störung meistens schon im Kindesalter statt, da sie sich durch die „Vermännlichung“ von kleinen Mädchen manifestiert.
 
Eine weitere Krankheit, die das Auftreten eines Hirsutismus mit sich bringt, ist der sogenannte „21-Hydroxylase-Defekt“. Die Symptome sind Akne, Zyklusunregelmäßigkeiten, Ausfall des Kopfhaares, vermindertes Brustwachstum und eben der vermehrte Haarwuchs gemäß dem männlichen Behaarungsschema.
 
Eine weitere Krankheit, die zur Ausbildung eines Hirsutismus führen kann, ist das Syndrom der polyzystischen Ovarien, kurz „PCO-Syndrom“. Dabei kommt es zu einer übermäßigen Produktion männlicher Sexualhormone in den Eierstöcken. Über die Ursachen dieser Störung sind sich Spezialisten nicht einig, es besteht jedoch der Verdacht, dass Probleme beim Regelzyklus der Frau zu einer anhaltenden Bildung der männlichen Hormone in den Eierstöcken führen könnten. Das PCO-Syndrom geht oft mit Zyklusstörungen und auch häufig mit einer Vorerkrankung an Diabetes einher.

Was ist der Unterschied zwischen einem Hirsutismus und einer Hypertrichose?

Ärzte unterscheiden zwischen Hirsutismus und Hypertrichose. Bei einem Hirsutismus vermehrt sich die Körperbehaarung an besonderen Stellen, die bei Männern typischerweise behaart sind, bei Frauen allerdings nicht. Bei einer Hypertrichose verdichtet sich allerdings die normale Körperbehaarung der Frauen. Das kann am ganzen Körper oder nur an einzelnen Stellen der Fall sein, aber in der Regel tritt der Haarwuchs nicht vorzugsweise an Stellen auf, die bei Männern typischerweise behaart sind.
 
Der entscheidende Unterschied ist, dass die Behaarung bei einem Hirsutismus von männlichen Sexualhormonen wie beispielsweise Testosteron gesteuert wird und daher hauptsächlich lokalisiert an bestimmten Stellen auftritt. Bei einer Hypertrichose hingegen spielt Testosteron keine Rolle und die Behaarung kann sich somit am gesamten Körper ausbreiten.
 

Wie viel kostet die Behandlung eines Hirsutismus?

Die Kosten für die Behandlung eines Hirsutismus können unterschiedlich ausfallen und richten sich insbesondere nach dem Ursprung und der Ausprägung der Störung. Du kannst mit Deinem Arzt besprechen, welche Therapiemaßnahmen in Deinem individuellen Fall notwendig sind und ihn vorab um eine Einschätzung der anfallenden Kosten bitten.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung eines Hirsutismus?

Ob Deine Krankenkasse die Kosten für die Behandlung eines Hirsutismus übernimmt, hängt davon ab, welche Therapiemethode in Deinem Fall notwendig ist. Die Kosten für den Besuch bei Deinem Hausarzt, welcher Deine Symptome diagnostiziert, übernimmt normalerweise die Krankenkasse, sofern Du einen Kassenarzt wählst.
 
Wenn Dein Arzt Dir Medikamente gegen die Störung verschreibt, deckt Deine Krankenkasse diese größtenteils und Du musst in der Regel nur eine Rezeptgebühr entrichten. Therapieformen, wie dauerhafte Haarentfernung mittels Laser, übernehmen die Versicherungsträger meistens nicht. Du solltest Dich allerdings informieren, ob in Deinem individuellen Fall ein Kostenzuschuss durch die Krankenkasse gewährt ist.