Schnellender Finger (Tendovaginitis stenosans)

Auf einmal versteift der Finger und viele Bewegungen sind nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich. Dazu kommen oftmals starke Schmerzen. Das sind meist erste Anzeichen für eine Erkrankung, welche als „Schnellender Finger“ oder „Schnappfinger“ bekannt ist. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Erkrankung gut in den Griff zu bekommen, beziehungsweise sie sogar ganz zu heilen.


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Medizinischer Experte

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Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 5. Mai, 2023

Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Bei der Erkrankung handelt es sich um die Schwellung des Ringbandes oder der Sehne einer oder mehrerer Finger, wodurch der Finger keine fließenden Bewegungen mehr durchführen kann


Die Erkrankung tritt meist am Daumen auf, allerdings können alle Finger betroffen sein


Ursachen sind meist falsche Bewegungen oder auch Erkrankungen wie Diabetes oder Rheuma


Mithilfe einer Operation lässt sich die Erkrankung gut und dauerhaft behandeln

Was versteht die Medizin unter dem „Schnellenden Finger“?

Unsere Hände sind dauernd in Bewegung, schließlich brauchen wir sie täglich fast rund um die Uhr. Das kann in seltenen Fällen dazu führen, dass es zu einer Überlastung der Sehnen kommt. An der bindegewebsartigen Sehnenscheide und der Sehne selbst kann es zu Schwellungen im Bereich des Ringbandes kommen, weshalb diese nicht weiter gleiten kann. Da sich diese Sehnenscheide direkt am Grundgelenk der Finger befindet, welches dafür verantwortlich ist, dass Du Deine Finger beugen kannst, entsteht hier die Bewegungseinschränkung und damit der “Schnellende Finger”. Versuchst Du nun gegen den Widerstand Deinen Finger zu bewegen, dann muss die Sehne diese Verengung immer erst passieren. Dabei entsteht das typische schnellende Geräusch.

Wie sehen die Symptome aus?

Zu den Symptomen zählt unter anderem, dass die Streckfähigkeit Deiner Finger eingeschränkt ist. Zudem kannst Du meist die Verdickung der Sehne auf der Handinnenfläche ertasten. Auch das Geräusch, welches beim Versuch die Finger zu strecken erzeugt wird, ist ein typisches Symptom für den “Schnellenden Finger”. Durch die Reibungen der Sehne treten Schwellungen und Reizungen auf, was wiederum zu Schmerzen führt. Häufig machen sich die Symptome morgens bemerkbar, oder wenn Du Deine Hand/ Finger länger nicht mehr bewegt hast. Ist die Erkrankung schon recht weit fortgeschritten, dann wirst Du merken, dass Du Deine Finger so gut wie gar nicht mehr strecken kannst. Auch wenn prinzipielle jeder Finger davon betroffen sein kann, sind es doch Daumen und der Ringfinger, welche am häufigsten erkranken.

Welche Folgen hat die Erkrankung?

Die Betroffenen können nach und nach ihre Finger und die Hand nicht mehr aktiv bewegen, wodurch sich schon einfache, alltägliche Tätigkeiten nur noch schlecht, unter Schmerzen oder sogar gar nicht mehr bewerkstelligen lassen. In einigen Fällen lassen sich die betroffenen Finger nur noch gewaltsam mit der gesunden Hand begradigen, da die Sehne „stecken“ geblieben ist. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, dann kommt es meist zu einer Störung der Nerven und der Gefäßversorgung. Die unangenehmen Folgen der Erkrankung führen meist dazu, dass die Lebensqualität der Betroffenen drastisch sinkt.

Welche Ursachen gibt es für die Erkrankung?

Der schnellende Finger kommt vor allem durch eine Überlastung zustande. Gerade wenn Du viele und häufige Bewegungen machst, welche für Deine Hände eher ungewohnt sind, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung. Dazu kommt ein nicht unerheblicher Größenunterschied zwischen der Beugesehne und der Sehnenscheide, welche diese umhüllt. Allerdings sind auch bereits bestehende chronische Erkrankungen, welche mit Entzündungen einhergehen oftmals Auslöser für den schnellenden Finger. Zu den Erkrankungen gehören beispielsweise Rheuma oder Gicht. Aber auch Krankheiten, wie zum Beispiel Diabetes können eine Ursache darstellen. Durch die Zuckerkrankheit findet an der Sehne in der Hand eine Verdickung statt, welche den “Schnellenden Finger” auslöst.

Doch nicht immer muss der schnellende Finger mit einem „Schnappen“ einhergehen. Oftmals leiden die Betroffenen an starken Schmerzen, wenn sie versuchen den Finger zu strecken, oder die Hand zu einer Faust zu ballen. Meist haben die Patienten sogar das Gefühl, dass die komplette Hand steif ist.

Wie lässt sich die Erkrankung diagnostizieren?

Da die Symptome meist eindeutig sind, kann der Arzt im Normalfall schon bei einer einfachen klinischen Untersuchung die Diagnose stellen.

Schnellender Finger

Wer ist von der Erkrankung betroffen?

Die Erkrankung betrifft sowohl Männer als auch Frauen, wobei das weibliche Geschlecht häufiger davon betroffen ist. Prinzipiell kann die Erkrankung in jedem Lebensalter auftreten, allerdings sind es meist Erwachsene mittleren Alters. In sehr seltenen Fällen tritt die Erkrankung auch schon bei Neugeborenen oder Kleinkindern auf. Dabei handelt es sich dann oftmals um eine angeborene Verdickung der Daumenbeugesehne.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Du hast die Wahl zwischen nicht-operativen und operativen Methoden, wobei die Chancen einer dauerhaften Heilung der Erkrankung durch eine Operation höher sind, als bei einer Therapie mithilfe von speziellen Salben oder Injektionen. Jedoch kommt es auch immer darauf an, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet. Wir gehen etwas genauer auf die unterschiedlichen Methoden ein.

Entzündungshemmende Medikamente

Befindet sich die Erkrankung noch in einem sehr frühen Stadium, dann ist es durchaus möglich, diese mithilfe von entzündungshemmenden Medikamenten vollkommen zu heilen. Dazu verschreibt Dir Dein Arzt meist eine spezielle Salbe, mit welcher Du Deinen Finger regelmäßig behandeln musst. Auch Kortison-Injektionen tragen dazu bei, dass die Entzündung wieder zurückgeht. Zudem solltest Du die betroffene Stelle am besten kühlen, damit die Schwellungen abklingen und auch die Schmerzen nachlassen. Es ist wichtig, dass Du den betroffenen Finger während der Behandlungszeit möglichst ruhig hältst.

Operation

Es ist jedoch nur sehr selten möglich, dass sich die Erkrankung mithilfe von nicht- oder minimal-invasiven Methoden vollständig behandeln lässt. In den meisten Fällen führt der Weg an einer Operation nicht vorbei, vor allem dann, wenn die Erkrankung schon stark vorangeschritten ist. Der Eingriff erfolgt meist unter lokaler Betäubung der Handnerven, zudem dauert er in der Regel nur 10-20 Minuten. Der Arzt setzt einen kleinen Hautschnitt und spaltet anschließend das Ringband in Längsrichtung, da meist in diesem Bereich die Verengung sitzt. Auf diese Weise befreit der Spezialist die Sehne und es ist ihr wieder möglich, ungehindert und mit einer fließenden Bewegung zu gleiten. Nach dem Eingriff verbindet er Deine Hand. Du kannst normalerweise schon nach der Operation Deinen Finger ohne weitere Probleme wieder bewegen. In der Regel erlangst Du durch die Operation komplette Beschwerdefreiheit und eine Ruhigstellung nach der Operation nicht mehr notwendig.

Was muss ich vor dem operativen Eingriff beachten?

Vor dem operativen Eingriff schaut sich der Arzt Deine Hand ganz genau an und untersucht diese vollständig. Anschließend geht er mit Dir den Eingriff Schritt für Schritt durch, sodass Du zum Schluss weißt, wie die Operation verläuft. Falls Du Fragen haben solltest, dann kannst Du diese ruhig stellen. Dein Arzt nimmt sich die Zeit und erklärt Dir alles ganz genau. Da die Operation normalerweise ambulant und mithilfe einer lokalen Betäubung abläuft, brauchst Du kein weiteres Gespräch mit dem Narkosearzt zu führen. Etwa zwei Wochen vor dem Eingriff solltest Du wenn möglich auf blutverdünnende Medikamente, wie Aspirin, ASS, Thrombo ASS, Plavix oder Marcumar verzichten. Dies gilt ebenfalls für Schlafmittel. Besprich am besten das weitere Vorgehen mit Deinem Spezialisten. Ebenfalls solltest Du auf den Konsum von Alkohol und Nikotin verzichten, da sich beide Stoffe negativ auf die Wundheilung auswirken können.

Schnellender Finger

Was muss ich nach dem Eingriff beachten?

Zwar handelt es sich nur um einen relativ kleinen und kurzen Eingriff, trotzdem solltest Du Dir auch hier anschließend die nötige Ruhe gönnen. Allerdings ist es wichtig, dass Du direkt nach der Operation mit kontrollierten Bewegungen beginnst, damit es zu keinen Verwachsungen an der Sehnenscheide kommt, zudem helfen sie dabei, die Schwellung in Grenzen zu halten. Welche Übungen Du am besten machen sollst, wie lange und wie oft, sagt Dir Dein Arzt. Ebenfalls könnte eine Ergotherapie sinnvoll sein. Zusätzlich ist es wichtig, dass Du die entstandene Wunde sorgsam pflegst. Nach etwa zehn Tagen entfernt Dir der Spezialist die Fäden. Nun kannst Du mit der Narbenpflege beginnen, damit diese gut abheilt und geschmeidig bleibt. Vermeide bitte für die ersten zwei Wochen Tätigkeiten, bei welchen Du Deine Hand schwer belasten musst. Es wird empfohlen, die Hand in den ersten Tagen nach der Operation hoch zu lagern. Auch hier gilt: verzichte bitte für die ersten zwei Wochen auf Alkohol und Nikotin.

Welche Risiken bringt die Operation mit sich?

Die Operation gilt als risikoarm, trotzdem können gewisse Komplikationen auftreten. Nahe der Ringbänder verlaufen Nervenbahnen, welche bei dem Eingriff versehentlich beschädigt werden könnten. Dadurch stellt sich ein Taubheitsgefühl ein und es kommt oftmals zu Schmerzen. Wurde die Krankheit erst sehr spät behandelt, dann kann es durchaus vorkommen, dass sich der betroffenen Finger auch nach der Operation nicht mehr vollständig strecken lässt. Weitere mögliche Komplikationen sind Gelenkentzündungen und schmerzhafte Narben. Auch Infektionen oder Wundheilungsstörungen lassen sich nie ganz ausschließen.

Der “Schnellende Finger” bei Kleinkindern

Ist ein Kind davon betroffen, dann merken Eltern dies meist daran, dass ihr Kind den Daumen nicht mehr ausstrecken kann. Hier ist ebenfalls eine Operation notwendig. Zwar gibt es Methoden, welche die Erkrankung ohne einen größeren Eingriff heilen sollen, allerdings sind diese Verfahren bei Kleinkindern meist langwierig und das Endergebnis vollkommen ungewiss. Die Operation findet unter einer Narkose statt, sodass das Kind nichts davon mitbekommt.

Kann ich die Erkrankung vorbeugen?

Der “Schnellende Finger” lässt sich nur bedingt vorbeugen. Oftmals ist eine Grunderkrankung die Ursache für die weitere Erkrankung. Das bedeutet, dass der mögliche Auslöser am besten so rasch wie möglich behandelt werden sollte, damit es nicht zu der steifen Hand und den schmerzenden Finger kommt. Du solltest ebenfalls einseitige Bewegungen, Fehlbelastungen und eine zu starke Beanspruchung vermeiden. Regelmäßig durchgeführte Fingerübungen können dabei helfen, den “Schnellenden Finger” vorzubeugen, beziehungsweise die Erkrankung herauszuzögern.

Schnellender Finger

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Der “Schnellende Finger” führt dazu, dass die Betroffenen schon kleine Dinge im Alltag nicht mehr richtig erledigen können. Zudem kommen oftmals starke Schmerzen hinzu. Im Normalfall übernehmen die Krankenkassen die anfallenden Kosten, da die Patienten auf die Behandlung der Erkrankung angewiesen sind. Frage am besten bei Deinem Arzt und Deiner Krankenkasse genau nach, welche Leistungen sie abdeckt.


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

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