10 Fragen zu Laserbehandlungen bei Pigmentstörungen

Laserbehandlungen sind aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Gerade die Entfernung von Tattoos erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Auf was Du aber unbedingt achten solltest, wenn Du ein Tattoo entfernen lassen möchtest oder eine Pigmentstörung behandeln möchtest, erklärt Dir Prof. Dr. Peter Arne Gerber in diesem Interview!


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Medizinischer Experte

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Online-Redaktion


Zuletzt aktualisiert: 5. Juli, 2023

Welche Laser kommen zur Behandlung von Pigmentstörungen und bei der Tattooentfernung zum Einsatz und wie funktionieren diese?

Hier nutzen wir spezielle Lasersysteme mit Güteschaltung, sogenannte q-switched oder qs-Laser. Qs-Laser emittieren extrem kurze Lichtimpulse im Nanosekunden-, neueste Systeme sogar im Picosekundenbereich. Diese Impulse sind extrem energiereich und werden bevorzugt durch Pigmentpartikel, sei es Tattoofarbe oder köpereigenes Pigment, absorbiert. Die Partikel werden hierdurch extrem schnell und stark erhitzt und außerdem durch den sogenannten „photoakustischen Effekt“ zersprengt. Sind unbehandelte Pigmentpartikel zu groß um durch das Immunsystem abtransportiert zu werden, so gelingt dies mit den Fragmenten der zertrümmerten Pigment recht gut. Der Pigmentfleck oder das Tattoo blassen also ab. Das Elegante beim Prinzip der Laserbehandlung ist, dass die Pigmente praktisch selektiv herausgeschossen werden und das umgebende Gewebe geschont wird. Deshalb ist z.B. eine narbenfreie Entfernung von Tätowierungen nur mit qs-Lasern möglich, die zu Recht unangefochtener Goldstandard für entsprechende Therapien sind.

Was muss ich vor einer Laserbehandlung beachten?

Man sollte nicht gebräunt sein. Grundsätzlich ist das Nebenwirkungsrisiko einer Lasertherapie bei dunklen Hauttypen größer. Pigmentläsionen sind vor einer Laserbehandlung dermatologisch-diagnostisch zu sichern. Man sollte den Arzt über die Einnahme von lichtsensibilisierenden Medikamenten informieren sofern er im Rahmen der Aufklärung nicht danach gefragt hat. Es muss eine mündliche und schriftliche Aufklärung erfolgen. Auch eine Photodokumentation ist sehr sinnvoll.

Was muss ich nach einer Laserbehandlung beachten?

Unmittelbar nach der Behandlung sollte für mindestens 10 Minuten gekühlt werden. Intensive Sonnenexpositionen sind 4 bis 6 Wochen vor und nach einer Lasertherapie zu vermeiden. Im Freien sollte das gelaserte Areal durch Lichtschutzpräparate mit hohem Faktor (LSF 50+) geschützt werden.

Wie lange dauert eine Behandlung und ist diese schmerzhaft??

Je nach Größe der Tätowierung oder Zahl der Pigmentflecken dauert eine Sitzung zwischen zehn und 30 Minuten. Die Behandlung ist schmerzhaft. Patienten geben an, dass die Schmerzen größer sind als beim Stechen der Tätowierung. Als Behandler haben wir aber die Möglichkeit den Behandlungsschmerz durch Oberflächenanästhesie, Kühlung und weitere Maßnahmen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Wie oft muss die Behandlung wiederholt werden?

Für die komplette Entfernung einer Profi-Tätowierung benötigen wir in der Regel zehn oder mehr Sitzungen. Für die neuen Picosekundengeräte werden durchaus weniger Sitzungen beworben. Ob sich das dann aber tatsächlich auch realisieren lässt, ist Gegenstand aktueller Studien. Behandlungen erfolgen alle 4 bis 6 Wochen. Im späteren Verlauf der Behandlung sollten Therapieintervalle dann aber durchaus auf 3 Monate oder länger gestreckt werden.

Kann jedes Tattoo komplett entfernt werden?

Nein. Eine komplette, rückstandslose Entfernung ohne dass Veränderungen der Hautstruktur sichtbar bleiben gelingt nur bei einem Teil der Patienten. Auch alle Farben lassen sich nicht effektiv oder teilweise gar nicht entfernen. Gut funktioniert es bei Schwarz und Dunkelblau. Für viele andere Farben, zum Beispiel Rot, braucht man Laser mit ganz bestimmten Wellenlängen. Gelb oder auch Weiß funktioniert garnicht – entgegen der Versprechungen der Industrie auch nicht mit den neuen Pico-Lasern! Für ältere Tattoos, die von der Sonne über die Jahre schon etwas ausgebleicht sind, benötigt man häufig weniger Sitzungen, als für ein frisches Tattoo.

Überhaupt spielt die Menge an Tattoopigmenten, die durch den Tätowierer eingebracht wurden eine große Rolle. Farbintensive Tattoos mit viel Pigment brauchen bis zu einer kompletten Entfernung häufig viel länger als blasse Tattoos mit wenig Pigment. Permanent MakeUp ist im Übrigen auch eine besondere Art der Tätowierung. Hier gilt es zu beachten, dass entsprechende Pigment unter der Lasertherapie häufig einen Farbumschlag zeigen, also etwa von Rot nach Schwarz oder auch Schwarz nach Grün. Hier sollte im Vorfeld immer eine Probelaserung durchgeführt werden.

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Können Pigmentflecken komplett entfernt werden?

Die Behandlung von Pigmentflecken erfordert zunächst dringend eine dermatologische, bestenfalls eine histopathologische Sicherung. Melanozytäre Läsionen, als zum Beispiel klassische Muttermale, dürfen auf keinen Fall mit dem Laser behandelt werden, da hier das Risiko einer Diagnoseverschleppung oder sogar der Induktion einer malignen Transformation in einen schwarzen Hautkrebs, das maligne Melanom, besteht. Diagnostisch gesicherte Alters- oder Sonnenflecken, sogenannte Lentigines, können aber effektiv und sicher schon mit einer einzigen Sitzung entfernt werden. Hier ist der gütegeschaltete Laser meiner Ansicht nach Goldstandard.

Können Pigmentstörungen nach der Behandlung wieder auftreten?

Alters- und Sonnenflecken sind nach der Laserung entfernt. Die grundsätzliche Veranlagung entsprechende Flecken zu entwickeln können wir aber natürlich nicht beseitigt, sodass es sehr wahrscheinlich ist, dass in der Zeit nach der Laserung irgendwann wieder neue Flecken auftreten. Wenn der Patient hier entsprechend aufgeklärt wird, ist das aber meiner Erfahrung nach kein Problem. Schwierig ist die Lasertherapie des Melasma oder Chloasma.

Hier sind auch viele junge Frauen betroffen, da die Pigmentierung etwa unter Schwangerschaft oder durch andere hormonelle Trigger auftreten können. Bei der Therapie des Melasma sollte der Laser eher nicht als eine der ersten Therapieoptionen gewählt werden. Beim Pigmentlaser liegen die Chancen etwa bei 1:1:1 für Besserung, keinen Effekt oder Verschlechterung und selbst wenn es gelingt die Läsion zu entfernen, kommt das Melasma bei Sonnenexposition häufig schnell wieder zurück. Eine Behandlung mit einem Gefäßlaser kann aber unter Umständen sinnvoll mit andern Maßnahmen, wie zum Beispiel Bleichcremes, kombiniert werden.

Gibt es Nebenwirkungen bei der Laserbehandlung?

In ärztlicher Hand sind Laserbehandlungen sehr sicher! Wer das Risiko für Nebenwirkungen minimieren will, sucht am besten einen Arzt auf, der sich auf Laserbehandlungen spezialisiert hat und dessen Expertise überprüft wurde. Dies sind zum Beispiel Mitglieder der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft e.V. (DDL) oder Ärzte die ein Studium zum Diploma in Aesthetic Lasermedicine, DALM, absolviert haben.

Gerade bei Behandlungen durch medizinische Laien, also etwa Kosmetikerinnen oder Tätowierer, sehen wir regelmäßig Verbrennungen mit Pigmentverschiebungen oder Vernarbungen, über Verschleppungen von Hautumoren, bis hin zu Augenverletzungen durch mangelhafte Schutzmaßnahmen. Hier ist unserer Ansicht nach auch der Gesetzgeber gefordert und müsste den „Lasermarkt“ im Sinne der Patientensicherheit besser kontrollieren.

Können Narben durch die Behandlung entstehen?

Bei zu aggressiven oder falschen Behandlungen ist die Entstehung von Narben auf jeden Fall möglich! Eine besondere Situation besteht bei sehr dicht gestochenen Tattoos. Diese kann man schon vor der Laserbehandlung als über das Hautniveau erhaben tasten. Hier hat der Tätowierer schon durch den Vorgang des Stechens eine Vernarbung der Haut herbeigeführt. Entferne ich nun das Pigment mit dem Laser, wird die Narbe für den Patienten „sichtbar“. Habe ich hier vor der Behandlung nicht entsprechend aufgeklärt, könnte der Patient die Narbe fälschlich auf die Lasertherapie zurückführen.

Expertentipp - Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber

Dr. Hero Schnitzler ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Zürich Enge. Dort gründete er das „derma competence center“ und führt die von Dr. Thiessen-Wenger gegründete Praxis unter neuem Namen und Konzept weiter. Die Lasermedizin zählt zu seinen Spezialgebieten. Obwohl er als Dermatologe meist mit Lichtenergie, also mit Lasern arbeitet, ist die Plasmaenergie für ihn eine tolle Ergänzung in seiner Hautarztpraxis, denn bei bestimmten Bereichen und Indikationen hat der Laser auch seine Grenzen und man kann nicht die gewünschten Erfolge erzielen.

Expertentipp – Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber


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