Lendenwirbel (Lendenwirbelsäule)
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter Lendenwirbeln?
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Wie sehen die Symptome von Schmerzen an der Lendenwirbelsäule aus?
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Woher kommt der Schmerz?
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Was können Schmerzen an der Lendenwirbelsäule für Ursachen haben?
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Was kann dahinterstecken, wenn nur der Lendenwirbelbereich schmerzt?
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Wer ist am häufigsten von Schmerzen an den Lendenwirbeln betroffen?
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Welche negativen Folgen haben Schmerzen an den Lendenwirbeln für die Betroffenen?
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Wie lassen sich die Schmerzen am Lendenwirbel diagnostizieren?
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Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
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Wie lassen sich Schmerzen an den Lendenwirbeln behandeln?
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Wann ist eine Operation notwendig?
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Was muss ich vor einer Operation beachten?
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Wie verläuft eine Operation an der Lendenwirbelsäule?
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Was muss ich nach der Operation beachten?
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Welche Risiken und Komplikationen kann die Operation bergen?
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Wie sind die Heilungsaussichten bei Schmerzen an der Lendenwirbelsäule?
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Wie kann ich Schmerzen an den Lendenwirbeln vorbeugen?
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Was kostet die Behandlung der Schmerzen an der Lendenwirbelsäule?
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Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Die Lendenwirbelsäule besteht aus fünf Lenden und ist vor allem für den aufrechten Gang zuständig. Dabei werden die Wirbel einer massiven Belastung ausgesetzt, da sie das gesamte Gewicht des Rumpfes und Kopfes tragen müssen
Schmerzen an der Lendenwirbelsäule können spezifischer und unspezifischer Art sein. Spezifische Schmerzen betreffen vor allem die harten Bestandteile der Lendenwirbelsäule, unspezifische die weichen
Häufig treten Schmerzen aufgrund von muskulären Disbalancen auf, die aufgrund von ungewohnten Hebe- oder Tragevorgängen oder einseitigen Bewegungsabläufen entstehen
Eine Behandlung von Schmerzen an der Lendenwirbelsäule findet zumeist mit klassischen Methoden wie Osteopathie, Physiotherapie, manueller Therapie, Massage oder Krankengymnastik statt. Sollte keine Besserung eintreten, kann eine Operation notwendig werden
Was versteht die Medizin unter Lendenwirbeln?
Die Lendenwirbelsäule liegt in Höhe der Lende, lateinisch lumbo, weshalb sie bei Ärzten als lumbaler Teil der Wirbelsäule bezeichnet wird. Sie befindet sich im unteren Abschnitt der Wirbelsäule zwischen der Brustwirbelsäule und dem Kreuzbein und besteht aus fünf Lendenwirbel. Diese sind größer und kräftiger als die anderen Wirbel und haben einen bohnenformähnlichen Grundriss.
Ein Lendenwirbel besteht aus einem Wirbelkörper, einem Wirbelbogen, Gelenkfortsätzen, zwei Querfortsätzen, einem Dornfortsatz und dem Wirbelloch. Die Gelenkfortsätze sind kräftiger als in anderen Wirbelsäulenabschnitten, da die Lendenwirbelsäule das gesamte Gewicht des Rumpfes tragen muss und damit massiv belastet wird. Die Dornfortsätze werden im Lendenbereich von der Rückenmuskulatur deutlich überragt und verbinden die Wirbelsäule mit Muskeln und Bänder. Zusammen mit den Querfortsätzen erzeugen sie eine Art Stabilitätspfeiler und unterstützen so die Muskelfunktion.
Vor den Dornfortsätzen befinden sich die Wirbellöcher der einzelnen Wirbel, die übereinandergestapelt den Wirbelkanal bilden. In diesem läuft das Rückenmark, von dem die sogenannten Spinalnerven genannt abgehen. Das Rückenmark geht dann im Bereich des ersten oder zweiten Lendenwirbels in die sogenannte Cauda equina, also den Pferdeschwanz, über – ein Nervenfaserbündel aus vorderen und hinteren Spinalnervenwurzeln für die untere Extremität.
Ähnlich wie die Halswirbelsäule wölbt sich die Lendenwirbelsäule nach vorne und formt so das „Doppel-s“ der Wirbelsäule. Damit gewährleistet sie sowohl die Aufrichtung und Stabilisierung des Rumpfes, als auch die Beweglichkeit der Wirbelsäule und ermöglicht in etwa ein Vorbeugen des Körpers. Eine Seitwärtsbewegung findet in der Hals- und der Lendenwirbelsäule etwa gleich weit statt.
Zwischen den Lendenwirbeln befinden sich die Bandscheiben, welche Wasser binden und damit Nährstoffe in das Innere transportieren. Tagsüber verlieren die Bandscheiben jedoch an Flüssigkeit, was dazu führt, dass Du abends kleiner bist. Erst in der Nacht füllt der Körper sie wieder auf. Die Bandscheiben sorgen für die Beweglichkeit der Wirbel und federn Druckbelastungen ab. Um einen ungestörten Stoffwechsel zu gewährleisten, sollten die Bandscheiben in Bewegung bleiben, da es ansonsten langfristig zu Verschleißerscheinungen und strukturellen Schädigungen kommen kann.
Wie sehen die Symptome von Schmerzen an der Lendenwirbelsäule aus?
In der Medizin wird grundsätzlich zwischen spezifischen und unspezifischen, funktionellen Schmerzen an der Lendenwirbelsäule unterschieden:
Spezifische Schmerzen
Ärzte sprechen von spezifischen Schmerzen, wenn die harten Bestandteile der Lendenwirbelsäule Probleme verursachen oder bei Erkrankungen, die den Rücken miteinbeziehen. Spezifische Rückenschmerzen gelten deshalb auch als Krankheit und sind als solche im ICD-10, dem Diagnosekatalog der Weltgesundheitsorganisation WHO, verankert. Häufige Gründe für einen chirurgischen Eingriff sind Bandscheibenvorfälle oder Abnutzungserscheinungen, sogenannte Arthrosen.
Unspezifische Schmerzen
Bei vielen Patienten lassen sich die Ursachen für die Rückenschmerzen nicht genau feststellen. Diese liegen in den weichen Anteilen des Rückens, also den Muskeln, Bändern, Sehnen und Faszien und werden zum Beispiel durch eine Überlastung beim Sport oder monotone körperliche Arbeit ausgelöst. Die daraus resultierenden Funktionsstörungen gelten jedoch nicht per se als Krankheit, weshalb je nach Symptom auf unterschiedliche Behandlungsmethoden zurückgegriffen werden muss.
Eine weitere wichtige Unterscheidung machen Ärzte aufgrund des zeitlichen Verlaufs der Krankheit. Dabei differenzieren sie zwischen:
Akuten Rückenschmerzen
Wenn der Schmerz zum ersten Mal oder erneut nach einer mindestens sechs Monate langen Pause auftaucht und höchstens sechs Wochen anhält, sprechen Ärzte von akuten Beschwerden.
Subakute Rückenschmerzen
Sollte der Schmerzzustand länger als sechs aber kürzer als zwölf Wochen andauern, gehen Mediziner von subakuten Rückenbeschwerden aus.
Chronischen Rückenschmerzen
Ab einer Schmerzdauer von mindestens zwölf Wochen kann von einem chronischen Verlauf gesprochen werden.
Neben diesen beiden wichtigen Differenzierungsmerkmalen unterscheiden Spezialisten Schmerzsymptome auch auf Basis ihrer Häufigkeit oder Ausprägung, das heißt, wie stark die Beschwerden sind und dem Ort des Schmerzempfindens, wobei der untere Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule am häufigsten betroffen ist.
Das Schmerzempfinden reicht dabei von ziehenden oder drückenden bis bewegungsabhängigen stechenden Schmerzen. Patienten berichten oft von einem instabilen „Durchbrechgefühl“ und einem Unvermögen, sich aus einer gebückten Haltung schnell aufzurichten. Teilweise strahlen die Schmerzen bis ins Gesäß, in die Hüfte, ins Becken oder in die Beine aus, was auf eine Reizung des Ischias-Nervs hindeuten kann. Meist verstärkt sich der Schmerz beim Niesen und Husten. Auch kann das Gefühl einer Blockade oder einer permanenten Verspannung der Rückenmuskulatur und eine eingeschränkte Beweglichkeit auftreten. Betroffene spüren den Schmerz vor allem bei stärkerer Belastung wie in etwa beim Heben und Vorbeugen sowie beim Sport. In schweren Fällen kann es auch zu Gefühlsstörungen, einem Taubheitsgefühl, Kribbeln oder sogar Lähmungen der Beinmuskeln kommen.
Der Arzt kann ein mögliches Krankheitsbild je nach Schmerzsituation erkennen. So deuten Schmerzen beim Vorbeugen hauptsächlich auf einen Bandscheibenvorfall oder eine Entzündung beziehungsweise Reizung des Iliosakralgelenks sowie auf ein Facettengelenksyndrom hin. Für Schmerzen beim Zurücklehnen können Probleme im Iliosakralgelenk oder eine Nervenkompression verantwortlich sein. Schmerzen beim Sitzen weisen ebenfalls auf einen Bandscheibenvorfall oder ein Facettengelenksyndrom hin, wobei ebenso Wirbelgelenkblockaden oder ein Bandscheibenverschleiß vorliegen können.
Neben den allgemeinen den Rücken betreffenden Symptomen können auch andere Beschwerden hilfreich für eine Diagnose sein. Darunter fallen Fieber, Gewichtsverlust, ein Verlust der Muskelkraft in bestimmten Muskelgruppen, eine ausgeprägte Morgensteifheit, Verletzungen oder bekannte Krebserkrankungen, die Verwendung von Steroiden, die Einnahme von Immunsuppressiva, Alkohol- oder Drogenmissbrauch sowie eine hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Woher kommt der Schmerz?
In allen Bewegungssegmenten der Lendenwirbelsäule gibt es sogenannte Nozizeptoren. Das sind Nervenendigungen, welche Reize an das Rückenmark weiterleiten, wenn Bänder überlastet, Muskeln verhärtet und verkürzt, Sehnenansätze und Gelenkkapseln gereizt oder entzündet sind. Unterwegs treffen diese Reize jedoch auch an das vegetative, „sympathische“ Nervensystem, welches Schmerzvorgänge beeinflussen kann. Dieses System wird in Falle eines Schadens durch die ständigen Reize überbelastet und bildet einen Reflexkreis, welcher zu Dauerschmerzen führen kann. Die Schmerzsignale erreichen schlussendlich das Gehirn, welches diese verarbeitet und den Schmerz bewusst macht.
Was können Schmerzen an der Lendenwirbelsäule für Ursachen haben?
Laut diagnostischen Einschätzungen von Ärzten handelt es sich bei 80 bis 90 Prozent der Fälle um unspezifische Schmerzen der Lendenwirbelsäule. Meist sind muskuläre Disbalancen aufgrund von Überbelastung oder Bewegungsmangel Grund dafür. Etwa fünf bis zehn Prozent liegen eine Nervenwurzel-Reizung oder- verletzung sowie Probleme mit dem Ischiasnerv zugrunde. Doch auch ein starkes Übergewicht, Rauchen oder ein erhöhter Alkoholkonsum kann sich auf die Lendenwirbelsäule auswirken. Daneben können verschiedene Risikofaktoren, wie ergonomische Probleme am Arbeitsplatz oder psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. Meistens gehen die Schmerzen selbstständig innerhalb einiger Wochen wieder weg.
Doch der Krankheit können auch spezifische Ursachen zugrunde liegen:
Arthrose und allgemeine Verschleißerscheinungen
Facettensyndrom oder Spondylarthrose
Hierbei handelt es sich um eine krankhafte Veränderung der Wirbelgelenke, aufgrund derer es zu einer Quetschung oder Reizung der Nervenwurzeln kommt. Das Facettensyndrom tritt oft gemeinsam mit Wirbelgleiten und anderen Bandscheibenveränderungen auf.
Gleitwirbel/Wirbelgleiten
Grund für Wirbelgleiten ist meist eine überhöhte Spannung der Muskeln und Faszien. Durch zu langes Sitzen zum Beispiel verkürzt der Hüftbeuger zunehmend und zieht so am vierten oder fünften Lendenwirbel. Wird dieser Zug zu stark, können die Wirbel in Richtung Bauchraum abgleiten.
Bandscheibenvorfall
Jeder unserer Bandscheiben besteht aus einem sogenannten Gallertkern, welcher wie eine Art Gelkissen wirkt, und einem harten Faserring, welcher den Gallertkern umgibt und die Bandscheibe in ihrer Position fixiert. Im Laufe der Zeit verliert die Bandscheibe an Elastizität, da der Wassergehalt im Körper sinkt. Dadurch kann der Faserring Risse bekommen, wodurch sich der Gallertkern nach außen wölbt. Diesen Vorgang nennen Ärzte Protrusion. Bei einem Bandscheibenvorfall, oder medizinisch Prolaps, handelt es sich um einen Durchbruch des Gallertkerns durch ihren Faserring. Dadurch kommt es zu einem Druck auf die Nerven, was Schmerzen auslösen kann.
Hexenschuss oder Lumbago
Unter einem Hexenschuss oder Lumbago verstehen Ärzte einen plötzlich auftretenden, stechenden und anhaltenden Schmerz im Lendenwirbelbereich. Dieser entsteht meist durch eine ruckartige oder ungeschickte Bewegung oder einer übermäßigen Belastung. Er kann aber auch Folge von Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule sein. Der Hexenschuss führt zu einer Versteifung des Lendenwirbelbereichs, wobei Betroffene oft eine Schonhaltung einnehmen, welche in weiterer Folge zu weiteren Verspannungen führen kann.
Ischias-Syndrom oder Ischialgie
Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine Reizung des Ischais-Nervs. Diese macht sich durch akute, drückende oder ziehende Rückenschmerzen bemerkbar, welche meist einseitig bis ins Bein ausstrahlen. Der Ischias-Nerv ist für die Weiterleitung aller Befehle und Empfindungen aus den Beinen an das Gehirn zuständig und verläuft in Form von mehreren Nervenwurzeln zwischen Lendenwirbelsäule und den Zehen. Aufgrund von zu wenig Bewegung, Übergewicht, Diabetes oder einer ständigen gekrümmten, sitzenden Position kann es zu einer Verspannung, Verhärtung oder Verkürzung der Rückenmuskulatur kommen, was zu einer Reizung der Nervenwurzeln führen kann.
Kauda-Syndrom
Ein Kauda-Syndrom ist ein sogenanntes Querschnittssyndrom, welches in Höhe der Cauda-Equina, einem Nervenbündel im Bereich der Lendenwirbelsäule, auftritt. Ärzte sprechen auch von einer speziellen Variante des Ischias-Syndroms. Unter anderem verspüren Betroffene Schmerzen im Lendenwirbelbereich, welche ausstrahlen und zu einer motorischen Schwächung der Beine führen können. Daneben können Empfindungsstörungen im Bereich der Enddarmöffnung, der Geschlechtsorgane oder der inneren Oberschenkel auftreten. Sollte es zu Lähmungserscheinungen kommen, muss ein Kauda-Syndrom sofort operiert werden. Nur so können bleibende Schäden verhindert werden.
Morbus Bechterew oder Spondylitis ankylosans
Morbus Bechterew Krankheit betrifft vorwiegend das Wirbelsäulenskelett, kann aber auch an Gelenken oder Organen vorkommen. Typische Symptome sind eine steife Lendenwirbelsäule, zunehmende Schmerzen im gesamten Rücken und im Becken und eine Morgensteifheit. Durch körperliche Bewegung kann sich der Zustand verbessern.
Krümmung der Wirbelsäule oder Skoliose
Unter einer Skoliose verstehen Mediziner eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule, die im Normalfall in der Pubertät auftritt und rund drei Prozent der Bevölkerung betrifft. Meist treten kaum Schmerzen auf, jedoch kann es schneller zu Ermüdungserscheinungen kommen.
Scheuermann-Krankheit
Meist tritt diese Krankheit eher in der Brustwirbelsäule auf, kann aber auch die obere Lendenwirbelsäule betreffen. Es handelt sich dabei um eine Verknöcherungsstörung, welche vorwiegend in der Wachstumsphase der Pubertät auftaucht und zu einem ungleichmäßigen Wachstum beziehungsweise zu Verformungen der Wirbelkörper führen kann. Die Wirbelsäule kann sich aufgrund dessen übermäßig nach hinten krümmen, was Schmerzen zur Folge haben kann.
Kompressionsbruch
Unter einem Kompressionsbruch verstehen Ärzte einen Bruch der Wirbelkörper, der aufgrund von zu viel Druck oder im Zusammenhang mit einer Osteoporose entstehen kann. Es kommt bei Betroffenen zu einem akuten, anhaltenden Schmerz im Rücken und bei Bewegungen.
Enger Rückenmarkskanal oder Spinalstenose
Eine Spinalstenose entsteht oft infolge von Alterungsprozessen. Dabei kommt es zu Abnutzungserscheinungen, durch welche das Rückenmark oder die Nervenwurzeln eingeengt werden können. Dadurch kann es zu Rückenschmerzen und Morgensteifigkeit, ausstrahlenden Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Kribbeln sowie einer Muskelschwäche kommen.
Blockade des Iliosakralgelenks
Das Iliosakralgelenk verbindet das Becken mit der Wirbelsäule und sorgt für die Kraftübertragung von Ober- und Unterkörper. Die Stellung des Gelenks kann durch verspannte Muskeln oder überbelastete Faszien verschoben werden, was eine Blockade verursachen kann. Es kommt zu diffusen Schmerzen im Lendenbereich, einem Gefühl der Instabilität des Beckens und des unteren Rückens sowie zu Sitzbeschwerden.
Doch auch Verletzungen durch Unfälle können Probleme im Lendenbereich verursachen. Dabei kann es zu deutlichen strukturellen Schädigungen des Gewebes, der Muskeln oder der Knochen kommen.
Was kann dahinterstecken, wenn nur der Lendenwirbelbereich schmerzt?
In manchen Fällen verspüren Betroffene einen Schmerz im Lendenwirbelbereich, ohne dass die Wirbelsäule selbst betroffen ist. Gerade Frauen leiden während ihrer Menstruation häufig an Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Doch auch Stress kann derartige Symptome hervorrufen. Eine weitere Möglichkeit für Schmerzen im Lendenbereich kann eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader sein. Auch bei einem Alkohol-, Medikamenten- oder Opiatentzug kann es zu derartigen Beschwerden kommen.
Wer ist am häufigsten von Schmerzen an den Lendenwirbeln betroffen?
Häufig leiden Menschen zwischen 30 und 50 Jahren an unspezifischen Rückenschmerzen, wobei beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind. Doch in den letzten Jahren häufen sich diese immer mehr bei Schülern zwischen zehn und sechzehn Jahren. Vor allem bei Personen, die zu Bewegungsmangel, Fehlhaltungen oder Überbelastungen aufgrund von schweren körperlichen Tätigkeiten neigen oder übergewichtig sind, treten Beschwerden vermehrt auf.
Welche negativen Folgen haben Schmerzen an den Lendenwirbeln für die Betroffenen?
Aufgrund der Schmerzen versuchen viele Betroffene eine Schonhaltung einzunehmen. Dies führt aber zu keiner Erleichterung, sondern zu einer vermehrten Verspannung der Muskeln und in weiterer Folge zu mehr Schmerzen. Viele können sich nicht mehr schmerzfrei bewegen und werden dadurch arbeitsunfähig.
Wie lassen sich die Schmerzen am Lendenwirbel diagnostizieren?
Im akuten Stadium nimmt der Arzt ein Röntgen oder eine Computertomografie vor, bei dem er die Schiefhaltung der Lendenwirbelsäule dokumentiert. Falls es zu einem ausstrahlenden Schmerz kommt, kann der Spezialist eine Magnetresonanztomografie anordnen, um eventuelle Bandscheibenvorfälle zu erkennen. Darüber hinaus führt er ein umfangreiches Anamnesegespräch mit Dir durch und untersucht Deinen Körper sorgfältig. Dabei testet er verkürzte Muskelgruppen aus. Falls die Schmerzen wiederholt auftreten, kann auch eine Blutuntersuchung notwendig werden, die Aufschluss über mögliche andere Erkrankungen geben kann.
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Falls Du starke Rückenschmerzen bekommst und diese bis unter die Knie ausstrahlen beziehungsweise, wenn die Beschwerden trotz erster Therapiemaßnahmen nicht abklingen, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Wie lassen sich Schmerzen an den Lendenwirbeln behandeln?
Je nach Symptomen und Ursache der Beschwerden lassen sich zunächst allgemeine Therapiemethoden einsetzen. Dazu zählen die medikamentöse Schmerztherapie mit entzündungshemmenden Arzneimitteln, Ergotherapie, Physiotherapie und Osteopathie, Massagen und Krankengymnastik, Yoga oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Wärme- oder Kältebehandlungen, Stromanwendungen sowie traditionelle Schmerztherapien, wie Akupunktur und Akupressur. Sollten diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen, wird der Arzt Dir spezielle Schmerztherapien in einer Schmerzklinik oder eine Operation empfehlen.
Wann ist eine Operation notwendig?
Wenn es sich bei den Schmerzen um spezifische Ursachen wie in etwa krankhafte Veränderungen der Knochenstruktur, Fehlbildungen des Skeletts oder einen Bandscheibenvorfall handelt und es im Zuge dessen zu Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen kommt, kann meist nur noch eine Operation helfen. In den meisten Fällen kommt es zudem aufgrund von Fehlstellungen der Wirbelsäule zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit, welche in weiterer Folge auch Auswirkungen auf innere Organe haben kann.
Was muss ich vor einer Operation beachten?
Am Tag der Wirbelsäulen-Operation solltest Du nüchtern bleiben. Das bedeutet, dass Du im Schnitt sechs Stunden vor der Operation nichts mehr essen oder trinken darfst. Aufgrund bestimmter Risikofaktoren solltest Du ab dann auch nicht mehr rauchen. Auf keinen Fall solltest Du Alkohol konsumieren. Da der Eingriff unter Vollnarkose stattfindet, musst Du möglicherweise bestimmte Medikamente, wie in etwa Blutverdünner, vor dem Eingriff absetzen. Frage am besten bei Deinem behandelnden Arzt deswegen nach.
Wie verläuft eine Operation an der Lendenwirbelsäule?
Eine Operation an der Lendenwirbelsäule findet meist unter Vollnarkose statt, wobei modernste Techniken auch einen Eingriff unter Lokalanästhesie möglich machen. Sie wird meist stationär durchgeführt, wobei Mediziner dabei zwischen invasiven und minimal-invasive Verfahren unterscheiden:
Invasive Wirbelsäulen-Operation
Dieses Verfahren kommt vor allem bei Skoliose-Operationen oder einer Versteifung der Wirbelsäule bei Wirbelgleiten zur Anwendung. Sie findet unter Vollnarkose statt und ermöglicht eine Korrektur von schweren Haltungsschäden. Damit lassen sich Schmerzen verbessern oder beseitigen und eine Verbesserung der Lebensqualität herstellen. Doch auch bei Bandscheibenvorfällen lässt sich diese Methode einsetzen. Dafür bieten sich zwei Verfahren an:
Der Einsatz einer künstlichen Bandscheibe oder die Versteifung des operierten Wirbelsäulenabschnitts, bei der die Wirbelkörper mittels Schrauben- und Scheibensystemen verbunden werden. Damit ist die Beweglichkeit jedoch massiv eingeschränkt.
Minimal-invasive Wirbelsäulen-Operation
Vor allem Spinalkanalstenosen oder Bandscheibenvorfälle können mit dieser Methode behandelt werden. Nebenwirkungen sind bei diesem Verfahren gering und die Heilungschancen sehr gut. Viele Patienten berichten bereits am Tag nach dem Eingriff von einer fast vollständigen Schmerzfreiheit. Die Art des Eingriffs ist dabei von der Diagnose abhängig. Eine Spinalkanalstenose in etwa kann sogar unter örtlicher Betäubung stattfinden. Der Chirurg führt über einen oder mehrere kleine Schnitte ein Endoskop mit einer Kamera und einer Lichtquelle in den zu behandelnden Bereich ein. Durch kleine Kanäle im Endoskop kann er weitere Instrumente hinzufügen und so krankhafte Schäden beseitigen. In manchen Fällen nimmt der Chirurg auch ein Mikroskop hinzu, wodurch er besonders feiner Strukturen besser erkennen kann. Diese Methode wird in der Medizin mikrochirurgische minimal-invasive Wirbelsäulen-Operation genannt.
Nach einer Operation musst Du meist mit drei bis fünf weiteren Tagen im Krankenhaus rechnen. Danach bist Du je nach Deinen persönlichen Verhältnissen und Arbeitsanforderungen länger oder kürzer arbeitsunfähig. Bei leichten Arbeiten musst Du mit etwa zwei bis sechs Wochen Krankenstand rechnen, bei körperlich belastender Arbeit um die zwei bis drei Monate. Falls Du einen größeren Eingriff hinter Dir hast, kann der Arzt Dich bis zu drei bis sechs Monate krankschreiben.
Was muss ich nach der Operation beachten?
Nach der Operation solltest Du Bück- und Drehbewegungen vermeiden. Setze Dich gerade auf die Stuhlkante und bade erst nach Verheilen der Wunden. Solltest Du ein spezielles Dusch-Pflaster tragen, kannst Du im Normalfall duschen. Am besten lässt Du Dir von einem Physiotherapeuten zeigen, wie Du am besten sitzt und Dich bewegst. Du solltest Dich nicht anlehnen und auch nicht Auto fahren. Schmerzen im operierten Bereich sind anfangs normal, können aber durch einen häufigen Positionswechsel oder leichte Bewegung gelindert werden. Gegen eventuelle Muskelverspannungen kannst Du muskelentspannende Medikamente einnehmen, frage dazu am besten Deinen Arzt. Nach etwa sechs bis acht Wochen bekommst Du Deinen Termin zur Nachkontrolle. Im Regelfall entfällt die Fadenentfernung, da die meisten Verfahren mit selbst auflösenden Fäden durchgeführt werden.
Welche Risiken und Komplikationen kann die Operation bergen?
Jeder chirurgische Eingriff birgt Risiken. So kann es auch nach einer Wirbelsäulen-Operation zu Komplikationen wie Gefühlsstörungen, Muskelschwäche, starken Schmerzen, Fieber, Blutungen, Rötungen oder einer Blasen- und Mastdarmstörung kommen. Auch Unverträglichkeiten der Narkose können auftreten. Daneben kann es in manchen Fällen zu Wundheilungsstörungen, einer Narbenbildung oder Wundinfektion kommen. Bei einer invasiven Wirbelsäulenoperation können zudem Nerven verletzt werden oder ein Kollaps zwischen den Wirbelkörpern auftreten. Wird die Aorta dabei eingeklemmt, kann dies zu einem Zusammenbruch des Herz-Kreislauf-Systems des Patienten oder sogar zum Tod führen. Diese Komplikationen sind aber natürlich nur sehr selten und neueste Techniken bieten einen hohen Standard an Sicherheit.
Wie sind die Heilungsaussichten bei Schmerzen an der Lendenwirbelsäule?
Vor allem im Rahmen einer minimal-invasiven Wirbelsäulen-Operation lassen sich Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenose häufig vollständig beheben. Nach kurzer Zeit schon kannst Du wieder Sport betreiben. Doch auch die invasive Operationsmethode zeigt gute Aussichten auf Erfolg. Zwar brauchst Du nach der Vollnarkose mehr Zeit für die Erholung, jedoch bietet das Verfahren oft die einzige Möglichkeit, schmerzfrei zu leben.
Wie kann ich Schmerzen an den Lendenwirbeln vorbeugen?
Zur Vorbeugung von Schmerzen an der Lendenwirbelsäule eignen sich regelmäßige Dehnungsübungen vor allem der zur Verkürzung neigenden Muskelgruppen, wie dem Gesäß, den Hüftbeugemuskeln und den Bauchmuskeln. Auch solltest Du Deine Rumpfmuskulatur stärken und einseitiges Training vermeiden, da es dabei zu mehr Schäden kommen kann. Insbesondere Radfahren und Spazierengehen eignen sich gut bei Rückenschmerzen. Solltest Du übergewichtig sein, empfiehlt es sich, an Gewicht abzunehmen. Dazu kannst Du eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung und mehr Bewegung in Deinen Alltag einbauen.
Am besten lässt Du Dir von einem Spezialisten ein Übungsprogramm erstellen. Viele Übungen kannst Du auch zu Hause machen. Mögliche Übungen wären:
Grundspannungsübung
Lege Dich auf den Boden und stelle Deine Füße so an die Wand, dass sie einen rechten Winkel bilden. Nun drücke leicht mit den Füßen gegen die Wand und presse Deine Wirbelsäule gegen den Boden. Du kannst hierbei erfühlen, wie sich die Spannung in Deinem Körper ausbreitet. Danach baust Du die Spannung wieder langsam ab.
Plank – Muskeltraining für den ganzen Körper
Lege Dich in Bauchlage auf den Boden. Nun stütze Dich wie beim Liegestütz mit beiden Händen ab und drücke Deinen Körper nach oben. Halte diese Position etwa 30 Sekunden.
Kräftigung der Rumpfmuskulatur
Lege Dich mit dem Rücken auf den Boden, winkle die Beine leicht an und stelle die Füße etwa schulterbreit auf den Boden. Nun hebe langsam Deine Hüfte Wirbel für Wirbel an und spanne Deine Gesäß- und Bauchmuskulatur, bis der Rumpf eine Linie ergibt.
Bauchmuskeltraining
Du liegst auf dem Boden, Deine Beine hast Du angewinkelt. Nun berühre mit der linken Hand das Knie und hebe Deinen Kopf und beide Schultern dabei leicht vom Boden weg. Halte für fünf bis zehn Sekunden die Spannung und wechsle dann die Seiten.
Achte bei den Übungen auf ein gutes Aufwärmen und eine genaue Ausführung. Falls Schmerzen auftreten, höre auf und bespreche dies mit Deinem Arzt. Doch auch seelische Faktoren solltest Du nicht außer Acht lassen, denn häufig können Rückenschmerzen im Zusammenhang mit Depressionen auftreten.
Was kostet die Behandlung der Schmerzen an der Lendenwirbelsäule?
Je nach Behandlungsmethode kommt im Falle von klassischen Therapiemaßnahmen wie Osteopathie oder Physiotherapie etwa 80 bis 120 Euro als Kosten auf Dich zu. Solltest Du ein MRT brauchen und privat bezahlen, belaufen sich die Kosten auf etwa 200 bis 300 Euro. Eine Operation kann zwischen 6.000 und 10.000 Euro kosten. Informationen dazu bekommst Du bei Deinem behandelnden Arzt.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Die Kosten für die notwendigen Voruntersuchungen und die Operation selbst wird sowohl von den privaten als auch von den gesetzlichen Krankenkassen zur Gänze übernommen. Alternative Behandlungsmethoden musst Du in manchen Fällen selbst bezahlen. Frage dazu bei Deinem Versicherungsträger nach.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Schmerzen an der Lendenwirbelsäule sind sehr häufig und betreffen etwa 80 Prozent der Bevölkerung ein- bis mehrmals im Leben. Meist gehen diesen Schmerzen ungewohnte Hebe- oder Tragebelastungen sowie einseitige Bewegungsabläufe voraus. Aufgrund einer muskulären Disbalance sowie schwachen Bauchmuskeln kann die Muskulatur im Bereich der Lendenwirbelsäule überlastet werden, wodurch es zu Rückenschmerzen kommen kann. Je nach Ursache kommen entweder konservative Therapiemaßnahmen wie Bewegungstherapie, Massage und Rückenschule oder operative Methoden zum Einsatz.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 2. Juni, 2023