Muskelfaserriss

Reißen eine oder mehrere Fasern in einem Muskel, handelt es sich um einen Muskelfaserriss. Die Ursache für einen Muskelfaserriss ist eine zu starke Belastung des Muskels. Das kann zum Beispiel beim Tennis oder Fußball der Fall sein. Typisch für einen Muskelfaserriss ist ein plötzlicher, stechender Schmerz. Aufgrund der Schmerzen kann der Betroffene den jeweiligen Muskel nicht mehr maximal belasten.


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Muskelfaserriss

ICD-10-GM-2020 T14.6

Was versteht die Medizin unter einem Muskelfaserriss?

Ein Muskelfaserriss beginnt mit einem plötzlichen, stechenden Schmerz. Es kommt zu einem Kraftverlust im Bein und Bewegungseinschränkungen. In manchen Fällen tritt auch ein Bluterguss auf. Die Ursache ist eine extreme Belastung des Muskels. Meist passiert das beim Sport, wenn es zu einem abrupten Abstoppen kommt, wie es bei Sportarten wie Tennis oder Fußball häufiger vorkommt.
 
Kommt es zu einem Muskelfaserriss, solltest Du die Belastung sofort beenden und den betroffenen Körperteil kühlen und hochlagern. Meist heilt ein Muskelfaserriss ohne Folgen aus, in seltenen Fällen ist jedoch eine Operation notwendig.

Wie ist ein Muskel aufgebaut?

Im menschlichen Körper befinden sich mehr als 650 Muskeln. Ohne Muskulatur wäre der Körper völlig bewegungsunfähig. Die kleinste Einheit des Muskels ist die Myofibrille. Myofibrillen bestehen aus Sarkome. Mehrere Myofibrillen bilden eine Muskelfaser. Mehrere Muskelfasern zusammen bilden ein Muskelfaserbündel. Der eigentliche Muskel besteht aus mehreren verbundenen Muskelfaserbündeln. Der Muskel ist umgeben von Bindegewebe, der Faszie, diese geht in die Sehne über, die den Muskel mit dem Knochen verbindet.
 
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Organmuskulatur, Skelettmuskulatur und Herzmuskulatur. Die Skelettmuskulatur wird auch quer gestreifte Muskulatur genannt. Das ist jene Muskulatur, die der willkürlichen Steuerung unterliegt. Mit der Hilfe dieser Muskeln können wir unseren Körper bewusst bewegen. Das Gehirn sendet einen Nervenreiz über das Rückenmark an den Muskel, der zur Anspannung des Muskels führt.
 
Die Organmuskulatur nennen wir auch glatte Muskulatur, denn anders als die Skelettmuskulatur erscheint sie nicht quer gestreift, sondern glatt. Die Organmuskulatur findet sich in Körperbereichen, die nicht der bewussten Kontrolle unterliegen, sondern vom vegetativen Nervensystem gesteuert werden. Organsysteme wie Darm, Magen, Blase oder Blutgefäße bestehen aus Organmuskulatur.

Einen Sonderfall stellt das Herz dar. Das Herz ist ein Organ und unterliegt nicht der bewussten Kontrolle wie die Skelettmuskulatur. Die Muskulatur des Herzens ist dennoch quer gestreift und nicht glatt wie die Muskulatur anderer Organe.

Welche Muskelverletzungen gibt es?

Körperliche Aktivität kann zu Verletzungen wie einer Muskelzerrung, einem Muskelriss oder einem Muskelfaserriss führen. Alle drei Verletzungen haben denselben Auslöser. Die Krafteinwirkung unterscheidet sich aber in der Intensität und somit ist auch das Ausmaß der Verletzung unterschiedlich.
 
Die Muskelzerrung ist die leichteste Form dieser drei Verletzungen. Es kommt zu einer Schädigung in der kleinsten Einheit des Muskels, der Sarkome. Durch die Krafteinwirkung werden die Sarkome über das normale Ausmaß hinaus gedehnt. Das beeinträchtigt diese in ihrer Funktion. Bei einem Muskelfaserriss reißen einzelne oder mehrere Muskelfasern eines Muskels.
 
Wenn durch die Krafteinwirkung ein ganzes Muskelbündel reißt, handelt es sich um einen Muskelriss. Das ist die schwerwiegendste dieser drei Verletzungen. Ein Muskelfaserriss geht mit einem plötzlich auftretenden, stechenden Schmerz einher, oft ist kurz nach der Verletzung eine Delle an der betroffenen Stelle spürbar, jedoch kommt es rasch zu einer deutlichen Schwellung. Die Bewegungsfähigkeit der jeweiligen Körperstelle ist stark eingeschränkt.
 
Bei einer Muskelzerrung hingegen nehmen die Schmerzen an Intensität zu, die Bewegungsfähigkeit ist jedoch nicht eingeschränkt und der Muskel kann auch belastet werden. Typisch für eine Muskelzerrung ist, dass sich der Muskel härter anfühlt und das Anspannen des Muskels unangenehm ist, während eine Dehnung wohltuend ist.

Welche Körperregionen sind besonders häufig von einem Muskelfaserriss betroffen?

Von einem Muskelfaserriss sind häufig größere Muskelgruppen betroffen. Am häufigsten passiert ein Muskelfaserriss in den Extremitäten und vor allem im Oberschenkel oder in der Wade, da diese Körperteile bei sportlicher Betätigung oft besonders große Belastungen aushalten müssen.
 
In seltenen Fällen kann es auch am Rücken, in den Oberarmen, der Schulter oder am Bauch zu einem Muskelfaserriss kommen. Hier besteht vor allem dann das Risiko eines Muskelfaserrisses, wenn die jeweilige Region nicht ausreichend trainiert ist, es aber zu einer plötzlichen Belastung in diesem Bereich kommt. Das kann passieren, wenn beispielsweise ein wenig trainierter Mensch spontan schwere Gegenstände hebt. Viele Menschen erleiden Muskelfaserrisse in diesen Bereichen beispielsweise beim Umziehen oder beim Renovieren eines Hauses.

Was sind die Symptome bei einem Muskelfaserriss?

Typisch für einen Muskelfaserriss ist ein plötzlicher, stechender Schmerz. Ein Muskelfaserriss schränkt den betroffenen Muskel in seiner Funktion ein, eine maximale Belastung ist somit nicht mehr möglich und die Aktivität, die zur Verletzung geführt hat, ist nicht fortsetzbar. Patienten gehen häufig in eine Entlastungshaltung. Versucht der Betroffene den verletzten Muskel anzuspannen, kommt es erneut zu starken Schmerzen. Die betroffene Stelle ist zudem druck- und dehnungsempfindlich.
 
Typisch für einen Muskelfaserriss ist, dass es direkt nach der Verletzung eine sicht- und tastbare Delle an der betroffenen Stelle gibt. Sind nicht nur Muskelfasern, sondern der ganze Muskel gerissen ist diese Delle besonders groß. Es kommt zu einer Schwellung der betroffenen Stelle, diese ist aber schon kurz nach der Verletzung nicht mehr erkennbar. Bei manchen Patienten bildet sich an der betroffenen Körperstelle auch ein Bluterguss. Je schwerwiegender die Verletzung ist, umso stärker sind auch die Symptome.

Welche Ursachen hat ein Muskelfaserriss?

Wenn die kleinsten strukturellen Einheiten des Muskels reißen, handelt es sich um einen Muskelfaserriss. Je nach Beanspruchung können die Muskelfasern eine Länge von bis zu 30 Zentimetern erreichen. Sie sind zwischen zehn und 100 Mikrometer dick. Ein Muskelfaserbündel besteht aus zehn bis 20 Muskelfasern und ist mit Bindegewebe umhüllt. Ein Muskel besteht aus mehreren Muskelfaserbündeln.
 
Wenn es zu einer plötzlichen Überbelastung des Muskels kommt, können die Muskelfasern reißen. Bei einer Überbelastung wirkt auf den Muskel eine Kraft ein, die größer ist, als jene des Muskels selbst. Der Muskel kann dieser Kraft nicht standhalten und reißt deshalb.
 
Der Muskelfaserriss zählt zu den häufigsten Sportverletzungen, vor allem bei Sportarten, die schnelle und plötzliche Stopps und Beschleunigungen brauchen. Dazu zählen beispielsweise Fußball, Handball, Tennis, Squash oder Sprints. Meist entsteht ein Muskelfaserriss ohne direkte Gewalteinwirkung, dennoch kann auch ein direktes Trauma, wie beispielsweise ein Tritt gegen die Wade, einen Muskelfaserriss verursachen.

Welche Risikofaktoren begünstigen einen Muskelfaserriss?

Es gibt einige Faktoren, die Muskelverletzungen, wie einen Muskelfaserriss, begünstigen. Dazu zählen eine ermüdete, nicht ausreichend dehnbare oder eine nicht genügend aufgewärmte Muskulatur. Eine gestörte Bewegungskoordination oder ein muskuläres Ungleichgewicht in der Wirbelsäule oder den Extremitäten erhöhen das Risiko genauso wie nicht vollständig ausgeheilte Verletzungen, ein mangelnder Trainingszustand oder eine Infektion wie Pfeiffersches Drüsenfieber.
 
Auch äußere Einflussfaktoren können das Risiko eines Muskelfaserrisses erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren zählen kaltes Wetter, falsche Schuhe oder ungewohnte Bodenverhältnisse. Ebenso können der Mangel an Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien oder Flüssigkeit das Risiko erhöhen. Auch die Einnahme von Anabolika, das sind Medikamente, die zum schnelleren Muskelaufbau beitragen, erhöhen das Risiko eines Muskelfaserrisses.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Muskelfaserriss?

Hast Du den Verdacht, dass ein Muskelfaserriss besteht, solltest Du zum Hausarzt oder einem Sportmediziner gehen. Zu Beginn der Untersuchung steht eine Anamnese, also ein Gespräch mit dem Arzt. In diesem Gespräch stellt er Fragen zum Verletzungshergang, wann die Verletzung passiert ist und zur genauen Art der Beschwerden.
 
Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei untersucht der Arzt die betroffene Stelle und prüft, ob eine Delle oder eine Schwellung vorhanden sind. Ebenso überprüft er, ob es zu Schmerzen kommt, wenn der Muskel gedehnt oder belastet wird und ob der Muskel an Kraft verloren hat.
 
Mithilfe von bildgebenden Verfahren, wie einer Ultraschalluntersuchung oder einer Magnetresonanztomografie (MRT), kann ein Muskelfaserriss zweifelsfrei diagnostiziert werden. In einer solchen Untersuchung kann der Arzt auch Einblutungen ins Gewebe finden, falls welche vorliegen. Mit einer Röntgenuntersuchung kann der Arzt überprüfen, ob auch ein Knochen beschädigt ist.

Wie behandelt der Arzt einen Muskelfaserriss?

Bei einem Muskelfaserriss kann der Arzt eine Schmerztherapie mit nichtsteroidalen, entzündungshemmenden Schmerzmitteln (NSAR), wie Ibuprofen oder Diclofenac, verschreiben. Die Wiederherstellung des Muskels kann mit physikalischer Therapie, wie einer Lymphdrainage oder Kältetherapie, gefördert werden.
 
Sobald die Beschwerden abnehmen, sollte in einigen Fällen mit Krankengymnastik begonnen werden. Mit speziellen Funktionsübungen erfolgt die zunehmende Belastung des geschädigten Muskels. Übungen sollten jedoch niemals Schmerzen bereiten. Ein spezieller Tapeverband an der verletzten Stelle ist ebenfalls hilfreich.
 
Handelt es sich um einen besonders schwerwiegenden Muskelfaserriss, um einen Muskelbündelriss oder gar um einen Muskelriss, kann es sein, dass eine Operation notwendig ist, um die geschädigten Muskelpartien miteinander zu vernähen. Dabei verwendet der Arzt einen speziellen Faden, der sich nach einiger Zeit von selbst auflöst und vom Körper aufgenommen wird.

Was kann ich selbst bei einem Muskelfaserriss tun?

Als Erste-Hilfe-Maßnahme nach einem Muskelfaserriss oder anderen Muskelverletzungen solltest Du Dich an die PECH-Regel halten:

  • P steht für Pause und bedeutet, dass Du die (sportliche) Aktivität beenden und den verletzten Körperteil ruhig stellen solltest.
  • E steht für Eis und bedeutet, dass Du die betroffene Stelle mit etwas Eis oder einem kalten Umschlag kühlen solltest.
  • C steht für Compression und bedeutet, dass Du einen Druckverband anlegen solltest.
  • H steht für Hochlagerung und bedeutet, dass Du den betroffenen Körperteil, meist handelt es sich um Oberarm, Oberschenkel oder Wade, hochlagern solltest. So gelangt weniger Blut in das verletzte Gewebe. Dadurch trägst Du dazu bei Schwellung und Schmerzen gering zu halten und verhinderst weitere Schäden. Achte darauf, die betroffene Stelle nicht zu erwärmen oder zu massieren, dadurch verstärkst Du die Einblutung im geschädigten Gewebe.

Wie ist die Prognose bei einem Muskelfaserriss?

Komplikationen treten bei einem Muskelfaserriss normalerweise nicht auf und die Verletzung heilt folgenlos aus. Doch die Heilung nimmt einige Zeit in Anspruch. Je nachdem wie schwer die Verletzung ist, solltest Du für zwei bis sechs Wochen komplett auf Sport verzichten. Handelt es sich um einen kompletten Muskelriss, solltest Du sämtliche sportliche Aktivitäten bis zu acht Wochen pausieren. Erfolgt eine neuerliche Belastung, bevor der Muskelfaserriss verheilt ist, besteht die Gefahr einer neuerlichen Verletzung, einer Retraumatisierung.

Wie kann ich einem Muskelfaserriss vorbeugen?

Die wichtigste Säule bei der Vorbeugung eines Muskelfaserrisses ist das ausgiebige Aufwärmen zu Beginn einer sportlichen Aktivität. Ebenso solltest Du regelmäßige Übungen machen, um eine ausgeglichene Statik und Muskulatur zu fördern. Durch das vorbeugende Anbringen einer Bandage oder eines Tapeverbandes kannst Du gefährdete Muskeln schützen und gegebenenfalls einen Muskelfaserriss verhindern.

Wie viel kostet die Behandlung eines Muskelfaserrisses?

Die Kosten der Behandlung eines Muskelfaserrisses sind im Normalfall gering und beschränken sich auf vom Arzt verschriebene Schmerzmittel. Sind weitere Therapiemaßnahmen nötigl, erhöhen sich auch die Kosten. Die Kosten einer Lymphdrainage beispielsweise liegen bei etwa 60 bis 70 Euro bei einer einstündigen Sitzung.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung eines Muskelfaserrisses?

Die Krankenkasse übernimmt zumindest einen Teil der Kosten für die Diagnose und Therapie eines Muskelfaserrisses. Manche Krankenkassen verrechnen einen Selbstbehalt. Auch für bestimmte vom Arzt verordnete Therapiemaßnahmen, wie eine Lymphdrainage, kann ein Selbstbehalt anfallen. Genauere Informationen darüber erhältst Du direkt bei Deinem behandelnden Arzt oder bei Deinem zuständigen Versicherungsträger.