Liegt einer oder mehrere Zähne mehrfach vor, so bezeichnen Mediziner dies als Hyperdontie. Diese Zahnüberzahl kommt vorwiegend im bleibenden Gebiss vor und tritt daher im Milchgebiss eher seltener auf. Am häufigsten tritt der zusätzliche Zahn jedoch zwischen den oberen, mittleren Schneidezähnen auf.
Die Hyperdontie kann sich durch Mehrfachgebilde, Doppelgebilde und Verschmelzungen von Zähnen äußern. Bei der Verschmelzung verwachsen die Zähne miteinander und sehen dann wie ein großer Zahn aus.
Bei einer Hyperdontie unterscheiden Zahnärzte vor allem zwischen vier Formen:
Mesiodentes: Dies ist die häufigste Form der Zahnüberzahl und beschreibt einen fehlgebildeten Schneidezahn. Dabei tritt der Zahn in der Mitte des Oberkiefers auf und ist klein und eher rundlich geformt. Das heißt, er besitzt keine Schneide. In den meisten Fällen ist die Zahnwurzel jedoch vollständig ausgebildet.
Paramolaren: Bei der paramolaren Hyperdontie sind überzählige, einwurzelige Zähne sichtbar, die aber vorwiegend im Oberkiefer auftreten. Oft sind sie auch mit dem Backenzahn verwachsen.
Distomolaren: Dies sind überzählige Zähne, die nur hinter den Weisheitszähnen wachsen. Sie schieben sich genauso wie die Weisheitszähne durch die Mundhöhle. Auch diese Zähne sind meist nur im Oberkiefer zu finden.
Kleidokraniale Dysplasie: Bei dieser Form tritt nicht nur ein Zahn doppelt auf, sondern mehrere überzählige Zahnanlagen. Die kleidokraniale Dysplasie tritt aber nur dann auf, wenn im Allgemeinen ein Defekt der Schlüsselbeine vorliegt, der hauptsächlich an den Schultern sichtbar wird.
Die Ursachen für die Zahnüberzahl sind aus medizinischer Sicht noch nicht ausreichend geklärt. Ärzte vermuten jedoch, dass örtliche Entwicklungsstörungen, eine Zahnkeimspaltung oder eine genetische Veranlagung Grund für eine Hyperdontie sind.
Grundsätzlich tritt eine Zahnüberzahl eher selten auf, jedoch sind Männer etwas häufiger von einer Hyperdontie betroffen als Frauen.
Der Zahnarzt kann eine Hyperdontie grundsätzlich anhand einer Blickdiagnose erkennen. Bei einem Verdacht auf eine Zahnüberzahl kann er auch durch die Röntgenaufnahme des Gebisses die Diagnose sichern. Oft werden, vor allem bei Jugendlichen, die überzähligen Zähne aber nur durch Zufall erkannt, beispielsweise bei einem routinemäßigen Röntgen bei einer Zahnfehlstellung.
Die Behandlung hängt dabei von der Form und Ausprägung der Hyperdontie statt. Zudem spielt der Zahnzustand, die Gebissstellung sowie die Beschaffenheit der Kieferknochen eine entscheidende Rolle.
Damit es nicht zu einer Zahnverwachsung und vor allem bei Kindern zu einer fehlerhaften Gebissentwicklung kommt, werden die überzähligen Zähne vor allem im Kindesalter chirurgisch entfernt. Im Erwachsenenalter hingegen ist eine Operation nicht immer notwendig. Vor allem wenn keine Symptome oder Schmerzen auftreten, raten Zahnärzte von einer Entfernung ab.
Nach einem chirurgischen Eingriff kommt es meist zu einer Schwellung, die jedoch ein bis drei Tage nach der Behandlung wieder vergeht. Zudem kommt es oft zu postoperativen Schmerzen, daher verschreibt der Kieferchirurg meist Schmerzmittel, um Patienten Erleichterung zu verschaffen. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer Infektion, die jedoch mit Antibiotika behandelt werden kann. Weitere mögliche Komplikationen sind Verletzungen von Blutgefäßen, eine gestörte Wundheilung oder eine Nachblutung.
Eine Hyperdontie sollte immer behandelt werden, wenn ein Zahnengstand vorliegt, um gravierende Folgen zu vermeiden.
Zu den Folgen zählen unter anderem Probleme bei der Zahnpflege und Zahnfleischentzündungen. Entzündungen des Zahnfleisches können vor allem durch schief wachsende Zähne entstehen. Im schlimmsten Fall können sie sogar für den Verlust gesunder Zähne verantwortlich sein. Auch die Auswirkungen auf das ästhetische Gesamtbild solltest Du nicht unterschätzen. Gerade bei jungen Erwachsenen kann es sich negativ auf ihr Selbstbewusstsein auswirken.
Betroffenen steht jedoch nicht immer eine Behandlungsmethode zur Verfügung beziehungsweise kann die Hyperdontie nur eingeschränkt behandelt werden, wenn sie erst spät erkannt wird. Daher ist es ratsam, die Zahnüberzahl bei einer frühen Erkennung rechtzeitig zu behandeln und regelmäßige Zahnarztbesuche wahrzunehmen. Je früher der Zahnarzt die überzähligen Zähne entdeckt, desto besser ist auch der weitere Verlauf.
Nur in wenigen Fällen ist keine medizinische Versorgung notwendig. Das heißt, es gibt auch Betroffene, bei denen keine Beschwerden und kein Zahnengstand eintreten, daher können sie mit der Überzahl der vorhandenen Zähne ohne gesundheitliche Einschränkungen leben.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Behandlung nicht in allen Fällen. Es hängt davon ab, ob Dir nur ein Zahn gezogen wird oder ob weitere kieferorthopädische Behandlungen notwendig sind. Das heißt, einerseits spielt das Ausmaß der Hyperdontie eine bedeutende Rolle, aber auch die Notwendigkeit der Behandlung aus medizinischer Sicht.
Informiere Dich am besten bei Deiner jeweiligen Krankenkasse darüber, denn in einigen Fällen ist auch eine Teilkostenübernahme für einzelne Behandlungsschritte möglich.
Eine Hyperdontie ist eine Zahnüberzahl, bei der im bleibenden Gebiss über 32 Zähne vorhanden sind. Im Milchgebiss sind überzählige Zähne eher selten zu finden. Ärzte unterscheiden dabei zwischen verschiedenen Formen von Hyperdontien. Wir haben für Dich alle wichtigen Informationen über die Hyperdontie zusammengefasst.
AUTOR
Dr. med. dent. Florian Lanza
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Inhaltsverzeichnis
Was versteht die Medizin unter einer Hyperdontie?
Welche Formen der Hyperdontie gibt es?
Welche Ursachen hat eine Hyperdontie?
Wer ist am häufigsten davon betroffen?
Wie diagnostiziert der Zahnarzt eine Hyperdontie?
Wie lässt sich eine Hyperdontie behandeln?
Welche Komplikationen können auftreten?
Welche Folgen hat eine Hyperdontie für den Patienten?
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?