Pneumothorax

Etwa neun von 100.000 Menschen erleben jährlich folgende Situation: Es kommt zu Atemnot, trockenem Husten und Schmerzen in der Brust. Die Lunge ist nicht mehr in der Lage genügend Sauerstoff aufzunehmen. Bei diesem Zustand handelt es sich um einen Pneumothorax. Ein Pneumothorax bezeichnet eine krankhafte Luftansammlung im Brustkorb, die Luft befindet sich sozusagen neben dem Lungenflügel. Dadruch kann die Lunge sich nicht mehr richtig ausdehnen und keine Luft aufnehmen. Ein Pneumothorax kann ohne größere Probleme wieder vergehen, er kann sich aber auch zu einem medizinischen Notfall entwickeln.


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Pneumothorax

ICD-10-GM-2020 J93 + S27

Was versteht die Medizin unter einem Pneumothorax?

Das Wort Pneumothorax kommt aus dem altgriechischen pneuma „Luft“ und thorax „Brustkorb“ und beschreibt ein Krankheitsbild, das meist akut auftritt und je nach Ausprägung lebensbedrohlich sein kann. Bei Betroffenen gelangt Luft in den sogenannten Pleuraspalt, einer engen Höhle, die sich zwischen der Innenseite des Brustkorbs und der Lunge befindet.
 
Der Brustkorb und die Lunge sind dabei jeweils von zwei dünnen Schichten überzogen, welche gegeneinander verschiebbar sind und sich durch einen vorherrschenden Unterdruck nicht voneinander trennen lassen. Dringt nun Luft in diesen Pleuraspalt, lösen sich beide Schichten voneinander, die Lunge verliert an der betroffenen Stelle ihre Spannung und fällt in sich zusammen. Eine oder beide Lungenflügel stehen nicht mehr in voller Funktion zur Verfügung.
 
Der Pneumothorax kann sowohl spontan als auch bei Lungenerkrankungen oder als Folge einer Verletzung der Brustwand auftreten. Während ein gering ausgeprägter Pneumothorax spontan ausheilen kann, ist ein großer Pneumothorax lebensgefährlich. Besonders, wenn es sich um einen Spannungspneumothorax handelt, der sowohl die Lungenfunktion wie auch die Herz-Kreislauf-Funktion drastisch einschränken kann, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Etwa neun von 100.000 Menschen entwickeln jährlich einen Pneumothorax.

Welche Formen des Pneumothorax gibt es?

Je nachdem, auf welche Art die Luftansammlung im Pleuraspalt entsteht, unterscheidet man zwischen dem primären und dem sekundären Spontanpneumothorax.
 
Der primäre Spontanpneumothorax, auch idiopathischer Pneumothorax genannt, tritt ohne erkennbare Ursache bei gesunden Menschen ohne Anzeichen einer Lungenerkrankung auf. In der Regel verursacht eine kleine Verletzung des Lungengewebes, bei welchem Luft aus der Lunge durch ein Loch im Lungengewebe entweicht, einen Pneumothorax. Die meisten Patienten sind männliche Raucher unter 40 Jahren, schlank und groß gewachsen. Nichtraucher sind seltener davon betroffen. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen kommt es später allerdings zu einem erneuten primären Spontanpneumothorax.
 
Der sekundäre Pneumothorax ist eine seltenere Form und tritt bei Menschen mit Lungenvorerkrankungen auf. Zu diesen Vorerkrankungen zählen beispielsweise COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), Emphysem (chronische Lungenerkrankung), Asthma, Mukoviszidose oder schwere Lungeninfektionen wie Lungenentzündungen oder Tuberkulose. Tabakkonsum erhöht für beide Typen das Erkrankungsrisiko, da Nikotin das Lungengewebe schwächt und so das Risiko eines Luftaustritts erhöht.
 
Da bei dieser Form bereits eine Lungenerkrankung vorliegt, sind die Symptome und der Verlauf im Allgemeinen schlimmer ausgeprägt. Meist sind Menschen im mittleren bis höheren Lebensalter betroffen. Ebenso wie beim primären Spontanpneumothorax kann auch hier ein Rückfall erfolgen. Zusätzlich kann ein Pneumothorax durch eine Verletzung oder einen medizinischen Eingriff entstehen. Man nennt diese Form einen traumatischen oder iatrogenen Pneumothorax. 

Was sind die Symptome bei einem Pneumothorax?

Die individuellen Beschwerden können sehr unterschiedlich sein. Ist die Luftansammlung im Pleuraspalt gering, kann der Betroffene beschwerdefrei sein. Hingegen kann in sehr schweren Fällen die Lunge zusammenfallen (Lungenkollaps), was durch typische Symptome wie Atemnot oder plötzlich auftretende, stechende, eventuell atemabhängige Schmerzen in der betroffenen Thoraxhälfte begleitet wird. Weitere typische Symptome sind Dyspnoe, Hustenreiz, trockener Husten, Bluthusten und ein „Nachhängen“ der betroffenen Thoraxhälfte bei der Atmung.
 
Die Schmerzen im Thorax können auf Arme, Kopf oder den Rücken ausstrahlen. Manchmal ist ein Hautemphysem zu tasten, das man erkennt, indem man bei leichtem Druck auf die Haut ein Knistern oder Knirschen fühlt, als würde man Schnee zusammendrücken.
 
Bei einem Spannungspneumothorax, welcher sich in circa drei Prozent der Fälle entwickelt, gelangt mit jedem Atemzug mehr Luft in den Pleuraspalt, sodass die Atemnot rasch zunimmt.
 
Kann die Lunge nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen, laufen Haut und Schleimhäute blau an. Der Herzschlag ist flach und stark beschleunigt, man hat akute Atemnot und spürt plötzlich starke Schmerzen in der Brust. Der Schmerz kann in die Schulter oder den Bauch ausstrahlen, sodass man ihn leicht mit einem Herzinfarkt oder mit akuten Bauchschmerzen verwechseln kann. Ein Spannungspneumothorax ist ein medizinischer Notfall und muss umgehend ärztlich behandelt werden.

Welche Ursachen hat ein Pneumothorax?

Die Ursachen dieser Erkrankung sind vielfältig, man kann sie in vier große Gruppen einordnen. Dazu gehören Traumen, ärztliche Interventionen, Lungenerkrankungen und der idiopathische Pneumothorax.
 
Als Trauma bezeichnet man in der Medizin beispielsweise Stich- und Schussverletzungen, eine Rippenfraktur beziehungsweise Rippenserienfraktur, eine Ruptur des Lungengewebes oder ein Barotrauma, das durch Veränderungen des Umgebungsdrucks ausgelöst wird. Das Lungenfell wird hierbei durch eine äußere Einwirkung verletzt, wodurch Luft in den Pleuraspalt eindringen kann.
 
Ein iatrogener Pneumothorax entsteht durch einen ärztlichen Eingriff, wie etwa bei Pleurapunktionen, bei Überdruckbeatmung oder bei Operationen. Lungenvorerkrankungen, die einen Pneumothorax auslösen können, sind beispielsweise Asthma, Lungenemphysem, Tuberkulose, ein Lungenkarzinom, Mukoviszidose, das Marfan-Syndromoder das Ehlers-Danlos-Syndrom.
 
Idiopathisch, das heißt ohne erkennbare Ursache, tritt ein Pneumothorax vorwiegend bei schlanken Männern zwischen 15 und 35 Jahren auf. Der wichtige Risikofaktor ist das Zigarettenrauchen, denn etwa 90 Prozent der Erkrankten sind Raucher. Ebenso können Vererbung und Umweltfaktoren eine Rolle spielen.

Welche Risikofaktoren begünstigen einen Pneumothorax?

Es gibt einige Risikofaktoren, die einen Pneumothorax begünstigen. Ein großer Faktor ist der Tabakkonsum. Je mehr man raucht, desto größer ist das Erkrankungsrisiko. Eine bis zwölf Zigaretten täglich steigern das Risiko für einen Pneumothorax bei Männern um das Siebenfache, über 22 Zigaretten täglich sogar um das 100-Fache.
 
Nichtraucher sind eher selten von einem Pneumothorax betroffen. Ausgeprägte Druckschwankungen, wie etwa beim Tauchsport, Bergsteigen oder Fliegen, begünstigen die Entstehung eines Pneumothorax. Bestimmte Lungenvorerkrankungen können ebenfalls das Risiko für einen Pneumothorax erhöhen.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei einem Pneumothorax?

Der Krankheitsverlauf eines Pneumothorax kann sehr unterschiedlich sein und hängt von seiner Ursache, sowie Form und Ausmaß der verursachenden Verletzung ab.
 
Bei einem primären Spontanpneumothorax ohne äußere Einwirkungen stehen die Chancen gut, dass der Körper nach einiger Zeit die Luftmengen im Pleuraspalt absorbieren kann und der Pneumothorax sich somit von selbst zurückbildet. Ebenso heilen kleinere Schädigungen durch eine Punktion meist von allein aus. Beim verletzungsbedingten, traumatischen Pneumothorax hängt der Krankheitsverlauf von der Schwere der ursächlichen Verletzung ab.
 
Außerdem hängt der Verlauf einerseits von der Luftmenge im Pleuraspalt, andererseits von der Größe des zusammengefallenen Lungenteils und der Lungenfunktion der Patienten vor dem Pneumothorax ab. Meistens treten plötzlich stechende Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und gelegentlich trockener Husten auf. Die Schmerzen können in die Schulter, in den Nacken und in den Bauch ausstrahlen.
 
Außer bei einem sehr schweren Pneumothorax oder einem Spannungspneumothorax lassen die Beschwerden normalerweise nach, sobald sich der Körper dem Zustand angepasst hat und die Luft aus dem Pleuraspalt absorbiert wird, damit sich die zusammengefallene Lunge wieder langsam entfalten kann. Je nach Ausprägung kann die Heilung wenige Tage bis mehrere Wochen dauern.
 
Grundsätzlich kann jedoch gesagt werden, dass alle Formen des Pneumothorax einen schweren Verlauf nehmen und zu akuter Lebensgefahr führen können. Kommt es zu einem Spannungspneumothorax, muss dieser sofort behandelt werden, da ein schwerer Verlauf wahrscheinlich ist.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Pneumothorax?

Der behandelnde Arzt führt eine Anamnese durch, das heißt, er erstellt die Krankengeschichte des Patienten. Hierbei fragt Dich der Arzt nach früheren Pneumothoraxen und bestehenden Lungenerkrankungen. Auch geben bestimmte ärztliche Eingriffe oder Verletzungen des Brustkorbs gemeinsam mit den typischen Symptomen einen wichtigen Hinweis darauf, ob es sich um einen Pneumothorax handelt.
 
Danach wird Brustkorb und Lunge des Patienten untersucht, indem der Arzt mit einem Stethoskop Herz und Lunge abhört, da das Atemgeräusch im betroffenen Lungenteil meist deutlich abgeschwächt ist und den Brustkorb abklopft. Außerdem kann die Haut über dem betroffenen Areal aufgebläht erscheinen.
 
Besteht der Verdacht eines Pneumothorax, muss so schnell wie möglich ein Röntgenbild des Brustkorbs erstellt werden. Meistens werden hier einige charakteristische Merkmale sichtbar, da man neben der Luftansammlung auch den zusammengefallenen Lungenflügel ausmachen kann. Ist die Röntgenuntersuchung ohne eindeutigen Befund, können weitere Untersuchungen notwendig werden, wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, eine Computertomografie (CT) oder eine Punktion des betroffenen Bereichs.

Wie behandelt der Arzt einen Pneumothorax?

Handelt es sich um einen kleinen Pneumothorax, kann er durch mehrtägige Schonung unter ärztlicher Beobachtung und Röntgenkontrolle ausheilen, da der Körper geringe Luftmengen von selbst abbaut. Bettruhe in flacher Lagerung und eine Sauerstofftherapie per Nasensonde wirken hierbei unterstützend. Außerdem empfiehlt der Arzt rauchenden Patienten, ihren Zigarettenkonsum einzustellen. Eine Unterstützung zur Suchtentwöhnung findet ebenfalls durch den Arzt statt.
 
Bei einem Pneumothorax, welcher auf dem Röntgenbild größer als drei Zentimeter ist, ist in der Regel eine Pleuradrainage indiziert. Der behandelnde Arzt führt, unter Lokalanästhesie, einen schmalen Schlauch (Drainage) gezielt von außen durch den Brustkorb in den Pleuraspalt ein, um die Luft abzusaugen und somit den physiologischen Unterdruck der Lunge wiederherzustellen. Je nachdem, an welcher Stelle der Arzt die Drainage einführt, bezeichnet man sie als Bülau-, Monaldi- oder Pleuradrainage.
 
Besteht die Gefahr eines wiederkehrenden Pneumothorax, wie etwa bei Tauchern oder Piloten, führen die behandelnden Ärzte manchmal eine spezielle Operation durch. Diese spezielle Operation bezeichnen Mediziner als Pleurodese. Mithilfe einer Spiegelung der Brusthöhle (Thorakoskopie) werden hierbei Lungen- und Brustfell miteinander verklebt, sodass die Lunge nicht erneut zusammenfallen kann.
 
Kommt ein Patient aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands nicht für den chirurgischen Eingriff infrage, kann der Pleuraspalt durch die Verabreichung einer Talkmischung oder eines bestimmten Medikaments durch die angelegte Drainage verklebt werden. Die Wirkungsaussichten sind hierbei jedoch wesentlich schlechter. Während bei dieser Methode etwa 25 Prozent der Betroffenen einen Rückfall erleiden, sind es mithilfe der Operation nur etwa fünf Prozent.
 
In akuten Notfällen, wie bei einem Spannungspneumothorax nach einem Unfall, kann der Notarzt den Pleuraspalt mit einer Hohlnadel punktieren und die Lunge folglich entlasten. Anschließend legt der Arzt eine Drainage an, die über mehrere Tage liegen bleibt. Besteht zusätzlich eine bakterielle Infektion der Lungen, verordnet der Arzt Antibiotika zur Abtötung der Keime.

Wie ist die Prognose bei einem Pneumothorax?

Im Allgemeinen ist die Prognose sehr gut. Meist tritt die Heilung von selbst oder mittels einer geeigneten Therapie ein. Patienten, bei welchen keine Drainage gelegt wurde, können das Krankenhaus meist nach zwei bis drei Tagen wieder verlassen. Wurde eine Drainage gelegt, kann der Aufenthalt etwas länger sein. Bei chirurgischen Eingriffen sind die Prognosen ebenfalls gut.
 
Bei einem traumatischen Pneumothorax ist die Prognose von der jeweiligen Verletzung des Lungen- und/oder Brustfells abhängig. Kleinere Schädigungen durch eine Punktion heilen häufig von selbst aus, während bei großen Verletzungen nach einem Unfall Lebensgefahr bestehen kann.

Wie kann ich einen (erneuten) Pneumothorax vorbeugen?

Normalerweise erholen sich die Betroffenen gut. Dennoch kommt es bei einem Drittel der Erkrankten zu einem erneuten Vorfall (meist ein Rezidiv). Man sollte deshalb grundsätzlich Situationen vermeiden, die eine neue Episode auslösen könnten.
 
Primär sollten Raucher den Zigarettenkonsum einstellen, da dies erheblich das Risiko einer neuen Erkrankung erhöht. Außerdem soll der Aufenthalt in großer Höhe oder Tiefe vermieden werden, wie beim Fliegen im Flugzeug oder beim Tauchsport. Wegen der aufzubringenden Druckspitzen sollte man in den ersten Monat nach dem Auftreten eines ersten Pneumothorax nicht Oboe oder Trompete spielen, da dies das Auftreten eines erneuten Pneumothorax begünstigt.

Bei welchen Warnzeichen sollte ich den Notarzt rufen?

Tritt ein Spannungspneumothorax auf, muss dieser grundsätzlich umgehend behandelt werden, da er, im Falle eines schweren Verlaufs, lebensgefährlich ist. Wichtige Symptome, die darauf hindeuten, sind Atemnot, ein plötzlicher einseitiger Schmerz im Brustbereich oder Hustenreiz. Kommt akute Atemnot, Herzrasen, Kaltschweiß, Angst oder Blutdruckabfall hinzu oder verschlechtert sich der Zustand des Betroffenen, solltest Du umgehend einen Notarzt rufen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung eines Pneumothorax?

Im Regelfall übernimmt die Krankenkasse des Patienten die Kosten für Diagnose und Behandlung eines Pneumothorax. Prinzipiell rechnet der Arzt direkt mit dem jeweiligen Krankenversicherungsträger ab. Bei einigen Krankenversicherungsträgern kann allerdings eine Selbstbeteiligung anfallen. Die einzelnen Bestimmungen hängen vom jeweiligen Versicherungsträger ab.