Kommt die Verhütungspille für Männer?

Die Antibabypille für Frauen gibt es bereits seit den 1960er Jahren, aber obwohl es zahlreiche Forschungsarbeiten und Studienergebnisse zu einer Verhütungspille für Männer gibt, waren die Ergebnisse bis jetzt eher dürftig.


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Zuletzt aktualisiert: 19. Juni, 2023



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Eine kürzlich veröffentlichte Studie an Mäusen deutet darauf hin, dass es möglich sein könnte, eine Pille für Männer zu entwickeln, die kurz vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden könnte und ein Medikament enthält, das die Bewegung der Spermien vorübergehend stoppen könnte, indem ein kritisches Protein blockiert wird. Sind wir endlich in der Lage, Männern eine größere Auswahl an Verhütungen als Kondom oder Vasektomie anzubieten?
 
Da man davon ausgeht, dass etwa die Hälfte aller Schwangerschaften weltweit ungewollt ist, und Umfragen darauf hindeuten, dass viele Männer eine Antibabypille nehmen würden, wenn es sie gäbe, ist dies definitiv ein relevantes zeitkritisches Thema. Auch wenn es scheint, als stünden wir an der Schwelle zu einer neuen sexuellen Revolution, gibt es doch eine Reihe von Herausforderungen bei der Entwicklung einer solchen Verhütungsmethode.

Verhütung für Männer

Eine der Challenges besteht darin, die Pharmaunternehmen dazu zu bringen, sich diesem Trend anzuschließen. Denn wo sollte der Anreiz für diese Unternehmen liegen, eine männliche Verhütungspille zu entwickeln, wenn es doch schon die weibliche Antibabypille gibt?
 
Die Pharmaindustrie müsste viel Zeit und Geld investieren, um die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen, nur um am Ende etwas zu haben, das möglicherweise den Markt und die Verkaufszahlen halbieren würde. Wenn man dies mit der gesellschaftlichen Auffassung verknüpft, dass die Last der Empfängnisverhütung den Frauen zufällt, weil sie diejenigen sind, die schwanger werden, wird klar, warum die Entwicklung dieser männlichen Pille auf enorme Hindernisse und Herausforderungen stößt.
 
Mit dem rapiden Aufkommen neuer Technologien und der Zunahme des Wissens in bestimmten Bereichen hat die Medizin rasante Entwicklungen und Durchbrüche erlebt. Von der Entdeckung von Therapien für Krankheiten, Fortschritten in der Genomforschung und roboterartigen Exoskeletten für Querschnittsgelähmte bis hin zur Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung verbreiteter Geistes- und Verhaltensstörungen wie Depressionen, Drogenmissbrauch und problematischem Glücksspiel – hat es in den letzten Jahrzehnten viele „medizinische Wunder“ gegeben.
 
Doch trotz all dieses Fortschritts ist die Entwicklung einer männlichen Antibabypille biologisch sehr kompliziert. Bei der weiblichen Pille handelt es sich um eine einzige Eizelle, während die Wissenschaftler bei der männlichen Pille mit einer großen Anzahl von Spermien zu tun haben, die sie zerstören, deren Produktion stoppen oder außer Gefecht setzen müssten. Männer produzieren mehrere Millionen Spermien pro Tag – etwa 1.000 pro Sekunde – und um eine Schwangerschaft zu verhindern, müssten alle diese Spermien daran gehindert werden, eine Eizelle zu erreichen.
 
Zusätzlich besteht auch noch die Gefahr von Nebenwirkungen, die das Medikament hervorrufen kann. Bei weiblichen Verhütungsmitteln wird das Risiko einer Schwangerschaft gegen das Risiko von Nebenwirkungen der Verhütung abgewogen. Bei männlichen Verhütungsmitteln ist dies nicht der Fall, daher ist die Toleranz für Nebenwirkungen sehr gering.
 
Einige haben darauf hingewiesen, dass die Verwendung von Hormonen die Spermienproduktion stoppt, aber es hat sich gezeigt, dass dies den Testosteronspiegel senkt, was wiederum die Libido beeinträchtigt. Dies reduziert natürlich den Zweck der Pille für den Mann. Um dies zu umgehen, haben Wissenschaftler den Verhütungsmitteln Testosteron oder in einigen Fällen eine testosteronähnliche Verbindung zugesetzt, die in Form von Spritzen, Gelen und Pillen erprobt wurde. Obwohl einige dieser Mittel mit unangenehmen Nebenwirkungen zu kämpfen haben, verlaufen andere Versuche durchaus erfolgreich.
 
Ein alternativer Ansatz besteht in einem eher mechanischen Konzept, bei dem die Röhren, die die Spermien aus den Hoden transportieren, blockiert werden. Forscher in Australien haben dies mit Hilfe einer Hydrogel-Injektion erforscht, deren Wirkung zwei Jahre lang anhalten soll. Während dieser Ansatz einer reversiblen Vasektomie ohne Skalpell gleichkäme, gehen einige Wissenschaftler davon aus, dass die Lösung darin liegt, ein Molekül oder einen Rezeptor zu finden, der auf irgendeine Weise den Bewegungsdrang der Spermien deaktiviert.
 
Die jüngste Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, könnte die Antwort auf alle Fragen in diesem Bereich haben. Diese verfolgt den Ansatz, im Wesentlichen die Bewegung der Spermien einzudämmen, dies soll durch das Protein Adenylylzyklase (sAC) erfolgen. Der entscheidende Punkt dabei ist, dass die Wirkung lediglich vorübergehend ist und nur bei Bedarf eingenommen werden müsste.
 
Zwar stehen jetzt noch Versuche am männlichen Probanden aus, aber der Ansatz ist bereits vielversprechend. Einige Experten gehen davon aus, dass dieser Forschungserfolg den Weg für ein Unisex-Verhütungsmittel ebnen könnte. Allerdings ist es noch ein langer Weg, bis Männer Zugang zur Verhütungspille haben, aber es sieht so aus, als ob wir uns in eine Richtung bewegen, in der Männer eines Tages eine noch größere Auswahl an Verhütungsmitteln zur Verfügung haben werden.


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

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