ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung)

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung oder kurz ADHS findet schon im 19. Jahrhundert in Hoffmanns´s bekannten Kinderbuch „Struwwelpeter“ Erwähnung. Der Nervenarzt beschreibt darin die Figur des „Zappel-Philipps“, welcher die für ADHS typischen Verhaltensweisen Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Überaktivität an den Tag legt. Heutzutage gehört die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Sie wirkt sich sowohl im schulischen, privaten wie auch öffentlichen Bereich aus. Etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen haben weltweit Schwierigkeiten, sich lange zu konzentrieren, ruhig zu sitzen und soziale Kontakte zu knüpfen. Die Ursache von ADHS liegt Spezialisten zufolge in den Genen und einem gestörten Haushalt an bestimmter Botenstoffen im Gehirn. Durch Probleme in der Familie und ungünstige Umwelteinflüsse kann der Verlauf der Krankheit zudem negativ beeinflusst werden. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche leiden an ADHS, so kann die Krankheit bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Wir haben die wichtigsten Informationen zu diesem Thema in diesem Beitrag zusammengefasst.


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Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 11. September, 2023

INHALTSVERZEICHNISInhaltsverzeichnis

Medizinisch gesehen zeichnet sich ADHS durch ein durchgehendes Muster an Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität aus. Diese Verhaltensweisen treten in einem dem Entwicklungsstand nicht angemessenen Ausmaß in unterschiedlichen Lebensbereichen des Kindes auf.

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Die Kernsymptome von ADHS sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Überaktivität. Diese Symptome treten bei Kindern oder Jugendlichen in einem übersteigertem Ausmaß auf und entsprechen im Regelfall nicht dem normalen altersgemäßen Entwicklungsstand.

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Um über Ursachen von ADHS zu sprechen, musst Du erst einmal verstehen, was im Körper eigentlich passiert: Betroffene weisen neurochemische und neurobiologische Besonderheiten im Gehirn auf.

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Wenn eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne eine nach außen erkennbare Hyperaktivität auftritt, sprechen Mediziner von ADS. Im Unterschied zu Kindern mit ADHS stören Betroffene nicht und wirken recht ruhig.

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Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung wird in der Medizin grob in drei Schweregrade eingeteilt.

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Experten gehen davon aus, dass Verwandte ersten Grades ein doppelt bis achtfach so hohen Risiko in sich tragen, selbst auch an ADHS zu erkranken. Dies bedeutet, dass ADHS grundsätzlich vererbbar ist, jedoch auch immer andere Faktoren für eine Entstehung eine Rolle spielen.

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Rund fünf Prozent der Kinder leiden an ADHS. Damit gehört die Krankheit zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter.

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Schon im Kleinkindalter haben Betroffene mit massiven Problemen zu kämpfen. So haben sie oft Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme, der Verdauung oder mit dem Schlafen. Sie schreien viel und sind meist gereizt. Dieses ständige störende Verhalten überfordert die meisten Eltern, wodurch die Scheidungsrate von Eltern mit ADHS-betroffenen Kindern deutliche höher ist.

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Häufig werden Betroffene mit Annahmen konfrontiert, die sowohl das Bestehen der Krankheit an sich bestreiten oder davon ausgehen, dass ADHS nur eine Erfindung der Pharmaindustrie ist, da diese Milliarden an den Medikamenten verdient.

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Solltest Du unter den beschriebenen Symptomen leiden oder bereits eine Diagnose ADHS haben, solltest Du einen Psychiater oder eine spezialisierte ADHS-Ambulanz aufsuchen.

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Da sich die Krankheit oft unterschiedlich äußert, ist eine sichere Diagnose meist sehr schwer. Vor allem im Kindesalter lassen sich einige Anzeichen schwer von altersgemäßem Verhalten abgrenzen. So zeigen sich die Symptome bei Kleinkindern in etwa nicht so deutlich wie bei Älteren.

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Grundsätzlich braucht etwa ein Drittel der ADHS-betroffenen Kinder eine vorübergehende Behandlung während der Pubertät, ein weiteres Drittel kommt als Erwachsener ohne therapeutische und medikamentöse Hilfe aus. Bei der Hälfte der Kinder reicht meist eine nichtmedikamentöse Therapie aus.

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In den meisten Fällen treten bei Einnahme der Medikamente keine bis geringe Nebenwirkungen auf. Nach Absetzen des Arzneimittels verschwinden diese im Regelfall jedoch wieder. Zu den häufigsten zählen Schlafstörungen, Appetitminderung und Gewichtsverlust sowie Übelkeit oder Puls- und Blutdrucksteigerungen.

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Unbehandelt kann ADHS schwerwiegende Folgen für Betroffene haben, da sie meist die Schule nicht einmal beenden können und häufig Berufe erlernen, der ihren geistigen Fähigkeiten nicht entspricht.

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Es gibt verschiedene Dinge, die Du auch selbst machen kannst, um Deinen Zustand zu verbessern. Das wichtigste ist, dass Du Dich in Behandlung begibst und gut über die Krankheit informierst. Auch Dein Umfeld sollte Bescheid wissen und über die Auswirkungen von ADHS aufgeklärt werden.

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Die genetische Komponente lässt sich nicht vorbeugen, jedoch kann die werdende Mutter in der Schwangerschaft darauf achten, dass sie ADHS-fördernde Faktoren vermeidet und auf eine gesunde Ernährung und eine optimale Mikronährstoffversorgung, Bewegung und bewusste Entspannungsphasen achtet. Auch Stillen und eine natürliche Geburt senken das ADHS-Risiko.

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ADHS wächst sich nicht einfach aus, so leiden etwa zwei Drittel der Kinder mit einer hyperkinetischen Störung auch später noch an der Krankheit. Sollte diese im Kindesalter nicht oder unzureichend therapiert worden sein, haben ADHS-Betroffene auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten, ihren Alltag zu strukturieren oder soziale Kontakte aufzubauen.

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Eine Analyse der Krankenversicherungen in Deutschland hat ergeben, dass die medizinische Versorgung von Personen mit ADHS in etwa 1.500 Euro mehr kostet als von einem gesunden Menschen. Vor allem psychiatrische und medikamentöse Behandlungen sowie eine oftmals zusätzlich bestehende psychische Erkrankung, ambulante oder stationäre Therapien führen zu diesen erhöhten Kosten.

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Im Regelfall übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die ärztliche Untersuchung, die klinisch-psychologische Diagnostik und die Behandlung. Eine Behandlung oder Beratung bei einem niedergelassenen klinischen Psychologen hingegen musst Du privat bezahlen.

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Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, verstehen Mediziner eine angeborene neurologische Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn


Die Hauptsymptome sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, bei manchen auch Verträumtheit


Als Ursachen gelten genetische Faktoren wie auch ungünstige Umwelteinflüsse. Die möglichen Folgen für Betroffene sind Lern- oder berufliche Schwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und Probleme mit dem sozialen Umfeld


Ärztliche Untersuchungen und Medikamente übernehmen in der Regel die Krankenkassen. Gewisse Therapien sind in der Regel selbst zu übernehmen

ICD-10-GM-2020 F90.-F98.

Was versteht die Medizin unter ADHS?

Medizinisch gesehen zeichnet sich ADHS durch ein durchgehendes Muster an Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität aus. Diese Verhaltensweisen treten in einem dem Entwicklungsstand nicht angemessenen Ausmaß in unterschiedlichen Lebensbereichen des Kindes auf. Für eine genaue Definition und als Diagnosegrundlage gibt es zwei Klassifikationssysteme:
 
Das Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen der American Psychiatric Association – kurz DSM-V
 
Laut diesem Handbuch müssen Betroffene entweder unaufmerksam oder hyperaktiv-impulsiv sein. Für beide Verhaltensmuster stehen jeweils neun mögliche Symptome zur Abklärung zur Verfügung:
 
Unaufmerksamkeit
 

  • kann keine Details behalten, macht Flüchtigkeitsfehler
  • hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne
  • scheint oft nicht zuzuhören, wenn direkt angesprochen
  • ist schnell ablenkbar
  • ist unorganisiert und unordentliches
  • vermeidet anstrengende Aufgaben und die Mitarbeit
  • verliert oft Gegenstände, die für Aufgaben oder Aktivitäten nötig sind
  • ist leicht überreizt
  • ist oft vergesslich bei täglichen Aktivitäten

Medizinisch gesehen zeichnet sich ADHS durch ein durchgehendes Muster an Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität aus
 
Hyperaktivität-Impulsivität
 

  • hampelt oft mit Händen oder Füßen
  • verlässt oft den Sitzplatz in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird
  • läuft oft herum oder klettert in unpassenden Situationen
  • ist oft nicht in der Lage, ruhig zu spielen oder an Freizeitaktivitäten ruhig teilzunehmen
  • ist oft „auf dem Sprung“ oder handelt „wie getrieben“
  • redet oft übermäßig viel
  • platzt oft mit einer Antwort heraus, bevor die Frage fertiggestellt ist oder beendet die Sätze anderer
  • kann nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist
  • unterbricht oder stört andere häufig

Um eine genaue Diagnose stellen zu können, kommen die Faktoren der Dauer, der Häufigkeit und Intensität der Verhaltensmuster zur Beurteilung noch hinzu.
 
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme – kurz ICD-10
 
Nach der ICD-10 ist ADHS eine hyperkinetische Störung mit der Kennzeichnung F90. Diese Störung geht mit Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität einher und beginnt meist in den ersten fünf Lebensjahren. Weiters zeichnet sich die Krankheit laut dem Regelwerk durch einen Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen und eine Tendenz, von einer Tätigkeit zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende bringen zu können, aus. Häufig zeigen sie auch soziale Probleme. Auch die kognitiven Funktionen sind meist beeinträchtigt, so zeigen ADHS-betroffene Kinder Verzögerungen in ihrer motorischen und sprachlichen Entwicklung. Zudem kommen ein dissoziales Verhalten sowie ein niedriges Selbstwertgefühl hinzu. Auch die in der DSM-V niedergeschriebenen Verhaltensweisen, werden als Symptome der ADHS berücksichtigt.

Wie sehen die Symptome von ADHS aus?

Die Kernsymptome von ADHS sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Überaktivität. Diese Symptome treten bei Kindern oder Jugendlichen in einem übersteigertem Ausmaß auf und entsprechen im Regelfall nicht dem normalen altersgemäßen Entwicklungsstand. Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung gilt zwar als angeborene Störung, jedoch kann sie in allen Altersgruppen auftreten und zeigt sich dabei sehr unterschiedlich in ihren Symptomen:
 
Anzeichen bei Säuglingen
Eine sichere Diagnose im Säuglingsalter ist noch nicht möglich, da sämtliche Symptome, die auf ADHS deuten, auch anderen Krankheiten zugeschrieben werden können. Häufig zeigen Babys jedoch Regulationsstörungen, schreien oft und lang, schlafen eher unruhig und lassen sich sehr schwer füttern. Manche lehnen sogar Körperkontakte ab. Doch nur ein Drittel dieser Säuglinge bekommen später die Diagnose ADHS.
 
Anzeichen bei Kleinkindern
In dieser Phase ihres Lebens zeigen Kinder mit ADHS häufig eine geringe Fähigkeit, sich auf eine Sache für längere Zeit zu konzentrieren. Sie wechseln auch schnell von einem Spiel zum anderen und finden durch ihr störendes Verhalten schlecht Anschluss an Gleichaltrige. Hinzu kommt eine ausgeprägte motorische Unruhe und Rastlosigkeit. Auch der Spracherwerb ist bei Kleinkindern mit ADHS entweder auffallend früh oder verzögert. Sie schreien sehr viel und haben wenig Lust zum Spielen. Ihre mangelnde fein- und grobmotorischen Koordination führt zudem häufig zu Unfällen.
 
Auch der Spracherwerb ist bei Kleinkindern mit ADHS entweder auffallend früh oder verzögert. Sie schreien sehr viel und haben wenig Lust zum Spielen
 
Anzeichen bei Kindern
Vor allem in der Grundschule fällt das Verhalten von ADHS-betroffenen Kindern auf, da sie neben einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche Aufgaben nur sehr langsam und unsystematisch lösen können. Sie sind sehr schnell abgelenkt und haben eine geringe Frustrationstoleranz und neigen zu Wutanfällen. Beim Spiel zeigen sie sich ungeschickt und haben häufig Unfälle. Durch ihr störendes Verhalten finden sie kaum Freunde und leiden unter einem geringen Selbstbewusstsein. Mädchen sind oft verträumt, unkonzentriert, vergesslich und langsam.
 
Anzeichen bei Jugendlichen
Die für die Pubertät typische „Null-Bock“-Mentalität ist bei Jugendlichen mit ADHS deutlicher ausgeprägt und führt zu Arbeitsverweigerungen. Viele zeigen ein aggressives Verhalten und suchen den Kontakt zu sozialen Randgruppen, wo auch Drogen und Alkohol eine Rolle spielen. Häufig leiden Betroffene unter einem geringen Selbstbewusstsein, an Ängsten und Depressionen. Bei manchen nimmt die Unruhe und die Impulsivität im Alter ab.
 
Anzeichen bei Erwachsenen
Erwachsene zeigen weniger hyperaktives oder unruhiges Verhalten, sondern sind schusselig und vergesslich sowie unorganisiert. Sei schaffen es meist nicht, Dinge zu Ende zu bringen. Daneben kämpfen einige mit Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Ängsten oder Alkohol- und Drogenproblemen. Dies kann sich auf alle Lebensbereiche auswirken.
 
Neben all diesen krankheitstypischen Anzeichen besteht in etwa 85 Prozent der Fälle eine zusätzliche psychische Erkrankung, bei etwa 60 Prozent der Betroffenen sogar mehr als eine. Die häufigsten Begleiterkrankungen sind Störungen des Selbstwerts, Angststörungen, Depressionen, eine zusätzliche Teilleistungsstörung, diverse Ticks, Zwangsstörungen oder Essstörungen. Doch ADHS hat nicht nur negative Symptome, so sind viele Betroffenen geistig flexibel, kreativ und können sich leicht für Dinge begeistern. Daneben sind sie hoch motiviert und ausgesprochen leistungsfähig. Indem sie voll in einer Aufgabe aufgehen, können sie durchaus erfolgreich sein. Zudem sind Menschen mit ADHS sehr gefühlsbetont, hilfsbereit und haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Welche Ursache hat ADHS?

Um über Ursachen von ADHS zu sprechen, musst Du erst einmal verstehen, was im Körper eigentlich passiert: Betroffene weisen neurochemische und neurobiologische Besonderheiten im Gehirn auf. So stehen gewisse Botenstoffe, nämlich Noradrenalin und Dopamin bei Menschen mit ADHS nicht ausreichend zur Verfügung. Dadurch wird die Übertragung von Signalen im Gehirn gestört. Experten gehen davon aus, dass bei Patienten in den vorderen Hirnabschnitten weniger Blutzucker verbraucht wird und das Gehirn unzureichend durchblutet wird. Dadurch ist die rechte, vordere Hirnregion weniger aktiv. Zudem haben Forscher bei Menschen mit ADHS eine erhöhte Menge des „Dopamin-Transporters“ und eine genetische Veränderung im „Dopamin-Transporter-Gen“ nachgewiesen.
 
Die genaue Ursache für ADHS ist jedoch bis heute ungeklärt, wobei ein Sauerstoffmangel bei der Geburt, ein erhöhter Lakritze-Konsum, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine Frühgeburt von Medizinern diskutiert werden. Neben Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen haben auch genetische Faktoren und andere Umwelteinflüsse einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung der Krankheit. Psychosoziale Einflüsse, wie ein inkonsequenter Erziehungsstil, psychisch kranke Eltern, finanzielle Belastungen, Lärm, Zeitdruck, ein hoher Medienkonsum oder Streitereien in der Familie können das Verhalten von Menschen mit ADHS zusätzlich negativ beeinflussen.
 
Von ADHS Betroffene weisen neurochemische und neurobiologische Besonderheiten im Gehirn auf

Was ist der Unterschied zwischen ADS und ADHS?

Wenn eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne eine nach außen erkennbare Hyperaktivität auftritt, sprechen Mediziner von ADS. Im Unterschied zu Kindern mit ADHS stören Betroffene nicht und wirken recht ruhig. Trotzdem können sie ihre Aufmerksamkeit schwer halten und scheinen immer zu träumen und in ihren Gedanken versunken zu sein. Im Grunde haben Menschen mit ADS jedoch mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Auch sie finden kaum Zugang zu Gleichaltrigen, sind sensibel und schnell gekränkt. Sie lassen sich schnell ablenken, arbeiten langsam und haben so Probleme, mit den anderen Kindern Schritt zu halten.

Wie lässt sich ADHS einteilen?

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung wird in der Medizin grob in drei Schweregrade eingeteilt.
 
Leichte Ausprägung
Bei Personen mit einer schwach ausgeprägten ADHS zeigt sich die Symptomatik nicht so stark, dass sie behandelt werden muss, jedoch ist es in diesem Stadium schon wichtig, dass Betroffene psychosoziale Hilfe bekommen, damit ihr Krankheitsverlauf nicht negativ beeinflusst wird. Sie sind sehr kreativ, etwas weniger Impuls-gehemmt und können sich schwerer konzentrieren als andere Menschen, bekommen aber mehr Details mit.
 
Mittelschwere Ausprägung
In diesem Stadium ist eine Behandlung unabwendbar, damit keine Folgeerkrankungen entstehen. Häufig zeigen Betroffene ein gestörtes Sozialverhalten oder andere soziale Auffälligkeiten. Diese Probleme zeigen sich in allen Bereichen ihres Lebens und können dort zu einem Versagen und in weiterer Folge sogar zu Suizidversuchen führen.
 
Schwere Ausprägung
Betroffene dieser Gruppe zeigen ein gestörtes Sozialverhalten und haben ohne Behandlung ein stark erhöhtes Risiko, eine Sucht zu entwickeln oder kriminell zu werden.

Ist ADHS vererbbar?

Experten gehen davon aus, dass Verwandte ersten Grades ein doppelt bis achtfach so hohen Risiko in sich tragen, selbst auch an ADHS zu erkranken. Dies bedeutet, dass ADHS grundsätzlich vererbbar ist, jedoch auch immer andere Faktoren für eine Entstehung eine Rolle spielen.

Wer ist am häufigsten von ADHS betroffen?

Rund fünf Prozent der Kinder leiden an ADHS. Damit gehört die Krankheit zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Jungs erkranken öfter an ADHS als Mädchen. Zudem zeigen sie häufiger ein hyperaktives Verhalten. Bei Mädchen äußert sich die Krankheit eher über Unaufmerksamkeit und Verträumtheit. In etwa 60 Prozent der Fälle bleibt die Störung bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Welche Folgen hat ADHS für die Betroffenen?

Schon im Kleinkindalter haben Betroffene mit massiven Problemen zu kämpfen. So haben sie oft Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme, der Verdauung oder mit dem Schlafen. Sie schreien viel und sind meist gereizt. Dieses ständige störende Verhalten überfordert die meisten Eltern, wodurch die Scheidungsrate von Eltern mit ADHS-betroffenen Kindern deutliche höher ist. Zudem kann es zu großen Problemen mit Geschwisterkindern kommen. Das impulsive Auftreten des Kindes und seine schwach ausgeprägte Anpassungsfähigkeit führen auch dazu, dass es keinen Anschluss an Gleichaltrige findet und ständig zum Außenseiter wird.
 
In der Schule kann sich das Kind durch ADHS schwer konzentrieren und ist mit den an sich gestellten Aufgaben und den Regeln überfordert
 
In der Schule kann sich das Kind schwer konzentrieren und ist mit den an sich gestellten Aufgaben und den Regeln überfordert. Durch eine gering ausgeprägte motorische Fähigkeit, fällt es ihm auch schwer, einfachste Bastelaufträge zu erledigen. Betroffene sind häufig ungeschickt und neigen aufgrund einer schlechten Körperwahrnehmung zu Unfällen. Im Unterricht zeigen sich die Symptome der Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität besonders stark, wodurch eine Beschulung für alle Beteiligten zu einer großen Herausforderung wird. Da die meisten ADHS-betroffenen Kinder häufig eine Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche aufweisen, landen sie in speziellen Schulen, sogenannten Förderschulen.
 
Im Jugendalter nimmt die motorische Unruhe zwar ab, die anderen Symptome bleiben jedoch, wodurch auch schulische wie soziale Probleme bestehen bleiben. Die Ablehnung Gleichaltriger können zu einem mangelnden Selbstwertgefühl, Drogenmissbrauch oder einer Depression führen. Jugendliche mit ADHS neigen auch eher zu einem riskanten Verhalten und nehmen eine Leistungsverweigerung und Abwehrhaltung gegenüber schulischen Anforderungen ein.
 
Bei Erwachsenen zeigt sich die Krankheit dadurch, dass sie schwer abwarten können und anderen ins Wort fallen. Zudem haben sie immer noch massive Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, wodurch sie sowohl im Berufs- als auch im Familienleben stark eingeschränkt sind. Es fällt ihnen schwer, ihren Alltag zu strukturieren, oft vergessen sie Dinge und handeln mitunter ohne Plan.

Mit welchen Vorurteilen werden von ADHS Betroffene oftmals konfrontiert?

Häufig werden Betroffene mit Annahmen konfrontiert, die sowohl das Bestehen der Krankheit an sich bestreiten oder davon ausgehen, dass ADHS nur eine Erfindung der Pharmaindustrie ist, da diese Milliarden an den Medikamenten verdient. Daneben soll ADHS nicht sicher diagnostizierbar sein, was in manchen Bereichen richtig ist, da die Krankheit nicht im Blutbild nachweisbar ist, sondern von speziell geschulten Fachärzten festgestellt werden muss.
 
Auch die Annahme, dass sich ADHS auswächst, ist so nicht richtig, da es sich um eine lebenslange Störung handelt. Manche Menschen meinen, dass die Diagnose leichtfertig gestellt wird und Menschen mit ADHS stigmatisiert werden, doch für viele Betroffene ist es eine Befreiung, endlich zu wissen, was mit ihnen nicht stimmt. Erst dann können sie mit einer Therapie beginnen und ihren Zustand verbessern.
 
ADHS ist auch kein reines Erziehungsproblem, sondern hat genetische Gründe, kann aber durch soziale Umweltfaktoren und einem unkontrollierten Medienkonsum verstärkt werden. Der Mythos, dass ADHS durch einen erhöhten Zuckerkonsum ausgelöst wird, ist bis heute wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Bewegung kann den Krankheitsverlauf zwar durchaus positiv beeinflussen, jedoch lassen sich Betroffene damit nicht heilen.
 
Der Einsatz von Medikamenten wird im Zusammenhang mit ADHS immer noch sehr unterschiedlich diskutiert. So meinen einige, dass Medikamente Betroffene nur ruhig stellen sollen, gefährliche Drogen sind und eigentlich bei ADHS gar nichts bringen. Doch eine gute Erziehung oder eine Psychotherapie reichen bei einigen Betroffenen nicht aus, da die Erkrankung laut Wissenschaftler organisch bedingt ist.

Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Solltest Du unter den beschriebenen Symptomen leiden oder bereits eine Diagnose ADHS haben, solltest Du einen Psychiater oder eine spezialisierte ADHS-Ambulanz aufsuchen.

Wie diagnostiziert der Arzt ADHS?

Da sich die Krankheit oft unterschiedlich äußert, ist eine sichere Diagnose meist sehr schwer. Vor allem im Kindesalter lassen sich einige Anzeichen schwer von altersgemäßem Verhalten abgrenzen. So zeigen sich die Symptome bei Kleinkindern in etwa nicht so deutlich wie bei Älteren. Auffallend kann sein, dass sich ADHS-betroffene Kinder übermäßig trotziger zeigen und Schwierigkeiten haben, ein „Nein“ zu akzeptieren. Zudem können sie Gefahren schwerer einschätzen und haben häufiger Unfälle.
 
Für eine sichere Diagnose muss zudem ein hohes Maß an Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität für zumindest sechs Monate vorhanden sein und sich nicht auf eine altersgemäße Entwicklungsphase zurückzuführen lassen. Kinder mit ADHS werden deswegen meist schon ab ihrem siebten Lebensjahr in unterschiedlichen Umfeldern beobachtet.
 
Bei Verdacht auf ADHS untersucht der Arzt die motorische Koordinationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Gestik, Mimik, Sprache und Lautäußerungen des Kindes. Sollte zudem der Verdacht auf Epilepsie bestehen, ordnet der Spezialist auch eine Messung der Hirnströme im EEG an
 
Für eine sichere Diagnose müssen Betroffene spezielle Fragebögen ausfüllen, die ADHS-typische Verhaltensweisen erfassen und sich einer psychiatrischen und psychologischen Untersuchung unterziehen. Daneben wird die Familiensituation, Besonderheiten in der Schwangerschaft, der Geburt und in der Entwicklung sowie Vorerkrankungen und derzeitige sonstige Beschwerden erörtert. Erwachsene werden zudem zu Nikotin-, Alkohol-, Drogenkonsum und psychiatrischen Erkrankungen befragt. Bei Kindern befragt der Spezialist neben Eltern auch andere Bezugspersonen, wie Lehrer, da diese wertvolle Auskunft über dessen intellektuelle Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeitspanne geben kann. Auch die Heftführung, Ordnung, Schrift und Einteilung kann Hinweise über eine mögliche Erkrankung geben.
 
Bei Verdacht auf ADHS untersucht der Arzt die motorische Koordinationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Gestik, Mimik, Sprache und Lautäußerungen des Kindes. Sollte zudem der Verdacht auf Epilepsie bestehen, ordnet der Spezialist auch eine Messung der Hirnströme im EEG an. Da vor allem die Hyperaktivität auch andere Ursachen haben kann, erfolgt auch eine Abklärung dieser. Neben Stoffwechsel- und Tickstörungen kann auch das Tourette-Syndrom oder ein krankhafter Juckreiz, Seh- oder Hörproblemen zu ähnlichen Beschwerden führen. Daneben ist es wichtig, andere psychische Probleme wie eine verringerte Intelligenz oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, in der Fachsprache Legasthenie genannt, auszuschließen.
 
Laut Experten wird bei Kindern oft vorschnell ADHS diagnostiziert. Das kommt daher, dass viele sehr lebhafte Kinder nicht genug Bewegung und Anreize aus ihrem Umfeld bekommen oder aufgrund fehlender Rückzugsmöglichkeiten überreizt sind. Auch hochbegabte Kinder, die sich oft langweilen und deshalb im Unterricht stören, bekommen mitunter fälschlicherweise die Diagnose ADHS. Bei diesen Kindern reicht oft schon eine Änderung im Lebensstil, um die Symptome verschwinden zu lassen. Deshalb solltest Du auf alle Fälle einen erfahrenen Spezialisten aufsuchen, welcher anhand der Kriterien der geltenden Klassifikationssysteme DSM-V und ICD-10 eine Diagnose stellen kann.

Wie lässt sich ADHS behandeln?

Grundsätzlich braucht etwa ein Drittel der ADHS-betroffenen Kinder eine vorübergehende Behandlung während der Pubertät, ein weiteres Drittel kommt als Erwachsener ohne therapeutische und medikamentöse Hilfe aus. Bei der Hälfte der Kinder reicht meist eine nichtmedikamentöse Therapie aus. Das letzte Drittel der betroffenen Kinder und Jugendlichen müssen jedoch bis ins Erwachsenenalter auf medikamentöse oder nichtmedikamentöse Therapien zurückgreifen. Frühzeitig erkannt und therapiert, können Kinder und Jugendliche eine weitgehend normale soziale und schulische Entwicklung durchlaufen. Je nach Erscheinungsbild und Schweregrad der Krankheit sowie der Art der Begleitstörung werden dabei mehrere Therapiekonzepte miteinander kombiniert.
 
Zu den nichtmedikamentöse Maßnahmen zählen:
 
Psychoedukation
Bei der Psychoedukation erfolgt die Aufklärung und Beratung der Betroffenen jedes Schweregrads, dem Alter entsprechend, über ADHS. Je nach Alter bezieht der Therapeut auch die Eltern und das nähere soziale Umfeld, also Lehrkräfte, Kindergärtner, etc. mit ein und informiert diese umfassend über das Thema ADHS. Die Eltern bekommen pädagogische Empfehlungen, wie sie am besten mit konkreten Problemen umgehen und diese bewältigen können. Dabei ist es wichtig, immer die individuelle Familiensituation zu berücksichtigen. Ältere Kinder wiederum werden zur Selbstbeobachtung und Selbststeuerung angeleitet.
 
Psychotherapie
Vor allem verhaltenstherapeutische Konzepte haben sich in der Behandlung von ADHS bewährt. Die Therapiesitzungen können dabei entweder in einer Gruppe oder einzeln stattfinden. Durch die Therapie können ADHS-betroffene Kinder diverse Lernstrategien entwickeln und lernen, sich besser zu konzentrieren und nicht ablenken zu lassen sowie besser mit ihrer Impulsivität und Hyperaktivität umzugehen. Daneben werden Strategien erarbeitet, Aufgaben strukturierter lösen zu können und aufmerksamer zu sein. In der Gruppe können Kinder anhand praxisnaher Modellsituationen ausprobieren, wie sie sich am besten verhalten. Durch Anerkennung werden diese Verhaltensmuster dann leichter in das Repertoire der Kinder aufgenommen. Die Psychotherapie setzt als Behandlungskonzept meist schon vor oder während einer medikamentösen Behandlung ein.
 
Bei ältere ADHS-betroffenen Kindern und Jugendlichen greifen Therapeuten auf das sogenannte Selbstinstruktionstraining zurück, welches einzeln stattfindet. Dabei führen Therapeuten die Betroffenen langsam an eine strukturierte Aufgabenlösung heran, um ihre Hausaufgaben in Zukunft mit einem dem Alter angemessenen Arbeitstempo durchführen zu können. Parallel sollten jedoch immer Interventionen in der Familie beziehungsweise in der Schule stattfinden, da bei diesem Training die Situation im Alltag nicht nachzustellen ist.
 
Ergotherapie oder Motopädagogik
Mithilfe ergotherapeutischer Maßnahmen – gegebenenfalls auch ergotherapeutisches Reiten oder Klettern –  lassen sich Handlungsplanung, Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen des hyperkinetischen Kindes fördern. Durch die Motopädagogik und Spielen in der Gruppe findet eine Besserung der motorischen, sensorischen und sozialen Fähigkeiten des Kindes statt und was wiederum sein Selbstbewusstsein stärken kann.
 

Elterntraining
Bei diesem Training lernen Eltern, wie sie ihre Kinder am besten unterstützen können. Dafür ist ein konsequenter aber liebevoller Erziehungsstil notwendig, bei dem Eltern ihren Kindern klare Strukturen vorgeben und sich unmissverständlich ausdrücken. Dabei sollten sie das eigene Verhalten der Situation anpassen. Weiters sollten Eltern für eine ablenkungsfreie Umgebung sorgen, damit das Kind seine Aufgaben leichter lösen kann. Positives Verhalten sollte deutlich erkennbar zeitnahe gelobt, Negatives angesprochen werden. Viele Eltern haben ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle, weshalb sie Hilfe bei Elterninitiativen suchen. Durch den Rückhalt der Gruppe fällt es den meisten leichter, ihr hyperaktives Kind so zu akzeptieren, wie es ist.
 
Soziales Kompetenztraining
Dieses Training zielt auf eine Verbesserung des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und der Minderung von aggressivem Verhalten ab.
 
Übungsbehandlungen zur Verminderung von möglichen Entwicklungsstörungen
Teilleistungsschwächen wie Rechen- oder Lese- und Rechtschreibschwäche
 
Neurofeedback
Diese computergestützte Methode hilft Betroffenen, dass sie ihre Hirnaktivitäten auf einem bestimmten Level halten und sich damit besser konzentrieren können. Um die Hirnaktivitäten sichtbar zu machen, werden den Patienten Elektroden auf den Kopf geklebt, welche die Gehirnströme auf einen Monitor übertragen. In der Fachsprache wird diese Messung Elektroenzephalografie, kurz EEG, genannt. Führen Ärzte das Training über einen längeren Zeitraum durch, lassen sich die erlernten Fähigkeiten auch im Alltag einsetzen.
 
Homöopathie
Diese alternative Behandlungsmethode gilt als Ergänzung der Schulmedizin. Laut Berichten von Eltern und Patienten lassen sich die Symptome damit verbessern. Je nach Ausprägung kommen Globuli auf Basis von Kalium phosphoricum oder Sulfur zum Einsatz. Diese sollen die Konzentrationsfähigkeit verbessern und die Impulsivität drosseln.
 
Da es bei ADHS zu einer Störung des Neurotransmitter-Haushaltes im Gehirn kommt, können auch Medikamente zu einer Verbesserung der Symptome führen. Deren Einsatz ist bei Kindern aber erst ab dem sechsten Lebensjahr möglich. Bei der medikamentösen Therapie kommen die beiden Medikamentengruppen Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien, sogenannte Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer zum Einsatz. Diese sorgen für eine bessere Regulation von Neurotransmittern.
 
Doch sollten Medikamente immer nur in Kombination mit nicht-medikamentösen Maßnahmen und zurückhaltend verschrieben werden, da sie zu vielen Nebenwirkungen führen können. Darüber hinaus sollte die Einnahme von Medikamenten regelmäßig von einem Arzt überprüft werden, um gegebenenfalls die Dosis und den Wirkstoff anzupassen.
 
Stimulanzien
Diese Substanzen wirken auf das zentrale Nervensystem anregend und hemmen die Wiederaufnahme der Botenstoffe Noradrenalin und Adrenalin im Gehirn, wodurch die Informationsweitergabe zwischen den einzelnen Nervenzellen verbessert wird. Gleichzeitig wird die Konzentration des Botenstoffs Dopamin erhöht, welcher bei der Steuerung von Bewegungen sowie für den psychischen Antrieb und die Konzentrationsfähigkeit eine wichtige Rolle spielt.
 
Methylphenidat
Das am häufigsten eingesetzte, aus der Gruppe der Amphetaminen stammende Wirkstoff dieser Gruppe ist Methylphenidat. Dieses im Handel unter dem Namen „Ritalin“ bekannte Medikament zeigt eine gute Wirksamkeit und wird von etwa 80 Prozent der Betroffenen gut vertragen. Die Symptome minimieren sich deutlich und die Patienten fühlen sich ausgeglichener und können Umwelteinflüsse leichter verarbeiten. Dadurch können sie ihren Alltag leichter meistern.
 
Dieses im Handel unter dem Namen „Ritalin“ bekannte Medikament zeigt eine gute Wirksamkeit bei ADHS und wird von etwa 80 Prozent der Betroffenen gut vertragen
 
Der Wirkstoff selbst gilt als sicher und ungefährlich, da er zu keinen Abhängigkeiten führt. Zudem wirkt es schnell, sodass Patienten schon nach einer Stunde eine deutliche Besserung ihrer Symptome spüren. Das Medikament selbst gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen und Wirkungsdauern.
 
Da Methylphenidat unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, dürfen nur Ärzte dieses Medikament und nur für einen begrenzten Zeitraum verschreiben. Dazu ist ein spezielles Rezeptformular notwendig. Anfangs bekommen Kinder nur eine niedrige Dosis, welche mit der Zeit gesteigert wird und bis zu drei Tabletten am Tag umfassen kann.
 
Atomoxetin
Ein weiteres Medikament der Gruppe der Stimulanzien ist Atomoxetin, ein etwas neuerer Wirkstoff zur Behandlung von ADHS. Dieser aus der  Antidepressiva-Forschung stammende Wirkstoff verlangsamt den Abbau von Noradrenalin im Gehirn und steigert so die Konzentration. Dadurch lassen sich Signale im Gehirn leichter übertragen. Da der Wirkstoff nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt, kann der Arzt es bereits Kindern ab einem Alter von sechs Jahren verschreiben.
 
Weitere Medikamente
Sollten Methylphenidat und Atomoxetin nicht ausreichend wirken, kann der Arzt verschiedene Neuroleptika, Antidepressiva, Beruhigungsmittel und weitere Amphetamine sowie Fenetyllin und Pemolin verschreiben.
 
Nicht-Stimulanzien – Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
Diese Substanzen kommen erst dann in der Therapie von ADHS-Betroffenen zum Einsatz, wenn sie nicht oder nur unzureichend auf Stimulanzien ansprechen beziehungsweise diese nicht vertragen. Im Gegensatz zu Stimulanzien setzt die Wirkung erst nach einigen Wochen ein. Vor allem der Wirkstoff Guanfacin und Atomoxetin kommt dabei zum Einsatz. Atomoxetin wirkt zusätzlich angstlösend und kann Depressionen verringern, weshalb der Wirkstoff bei einem zusätzlich zu ADHS bestehenden Substanzmissbrauch, bei Ticks oder einer Angststörung verschrieben wird.
 
Bei Erwachsenen besteht die Behandlung vor allem aus der Aufklärung über die Erkrankung, Psychotherapie und gegebenenfalls auch psychosozialen Interventionen. Das Verständnis für die Störung soll damit erhöht und der Alltag erleichtert werden. Vor allem Übungen zur Konzentrationsförderung, zum Selbstmanagement der Gefühle sowie ein spezielles Verhaltens-Coaching und soziales Kompetenztraining sollen Betroffenen den Umgang mit ADHS erleichtern. Sollten nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht ausreichen, lassen sich ebenfalls Medikamente einsetzen, wobei in Österreich in bisher nur Atomoxetin zur Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter zugelassen ist.

Welche Nebenwirkungen kann die Behandlung von ADHS mit sich bringen?

In den meisten Fällen treten bei Einnahme der Medikamente keine bis geringe Nebenwirkungen auf. Nach Absetzen des Arzneimittels verschwinden diese im Regelfall jedoch wieder. Zu den häufigsten zählen Schlafstörungen, Appetitminderung und Gewichtsverlust sowie Übelkeit oder Puls- und Blutdrucksteigerungen. Atomoxetin kann zudem Blähungen, Schwindel, Kopfschmerzen oder Mundtrockenheit auslösen. Selten treten Blutdruckveränderungen, Ohnmacht, Pulsveränderungen, Depression, psychotische Symptome, suizidale Verhaltensweisen oder Stimmungsschwankungen auf. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt können ernsthafte Nebenwirkungen vermeiden.

Was passiert, wenn ADHS unbehandelt bleibt?

Unbehandelt kann ADHS schwerwiegende Folgen für Betroffene haben, da sie meist die Schule nicht einmal beenden können und häufig Berufe erlernen, der ihren geistigen Fähigkeiten nicht entspricht. Auch zwischenmenschlich treten immer wieder Probleme auf, da sie Beziehungen schwer aufbauen und selten halten können. Damit droht die soziale Isolation. Zudem ist das Risiko, dass AHDS-Betroffene straffällig oder suchtkrank werden, weitaus höher. Auch erleiden sie häufiger Unfälle, da sie oft eine gestörte Körperwahrnehmung haben, sehr lebhaft sind und zu gefährlichen Aktionen neigen. Zudem haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, an weiteren psychischen Störungen zu erkranken.
 
Unbehandelt kann ADHS schwerwiegende Folgen für Betroffene haben, da sie meist die Schule nicht einmal beenden können und häufig Berufe erlernen, der ihren geistigen Fähigkeiten nicht entspricht

Was kann ich selbst bei ADHS unternehmen?

Es gibt verschiedene Dinge, die Du auch selbst machen kannst, um Deinen Zustand zu verbessern. Das wichtigste ist, dass Du Dich in Behandlung begibst und gut über die Krankheit informierst. Auch Dein Umfeld sollte Bescheid wissen und über die Auswirkungen von ADHS aufgeklärt werden. Damit können alle Dein Verhalten besser verstehen und leichter darauf reagieren. Bei der Ernährung solltest Du auf viel Gemüse und Obst, wenig Zucker und weniger Kohlenhydrate achten und viel trinken.
 
Mithilfe eines Ernährungsberaters kannst Du herausfinden, ob Du eine Lebensmittelunverträglichkeit hast und somit allergene Nahrung meiden. Zudem solltest Du auf eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen achten. Zu den wichtigsten zählen Zink, Eisen, Magnesium, Vitamin D, B1, B6, B12, und A sowie Omega-3-Fettsäuren und L-Carnitin. Körperliche Bewegung hilft Dir Deine Hyperaktivität besser unter Kontrolle zu behalten.
 
Ein strukturierter, immer gleich ablaufender Tagesablauf und feste Regeln können Dir helfen, Deinen Alltag besser zu bewältigen. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder Tai-Chi bringen die nötige Auszeit. Jegliche körperliche Aktivität stärkt zudem Dein Immunsystem, aktiviert das vegetative Nervensystem und Du baust Druck und Stress leichter ab.

Lässt sich ADHS vorbeugen?

Die genetische Komponente lässt sich nicht vorbeugen, jedoch kann die werdende Mutter in der Schwangerschaft darauf achten, dass sie ADHS-fördernde Faktoren vermeidet und auf eine gesunde Ernährung und eine optimale Mikronährstoffversorgung, Bewegung und bewusste Entspannungsphasen achtet. Auch Stillen und eine natürliche Geburt senken das ADHS-Risiko.

Wie ist die Prognose bei ADHS?

ADHS wächst sich nicht einfach aus, so leiden etwa zwei Drittel der Kinder mit einer hyperkinetischen Störung auch später noch an der Krankheit. Sollte diese im Kindesalter nicht oder unzureichend therapiert worden sein, haben ADHS-Betroffene auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten, ihren Alltag zu strukturieren oder soziale Kontakte aufzubauen. Hinzu kommt das erhöhte Risiko für Alkohol- oder Drogenmissbrauch sowie Selbstmord.
 
Die Symptome der Impulsivität und Hyperaktivität schwächen sich im Alter zwar ab, andere wiederum bleiben. So haben viele ein geringes Selbstwertgefühl, sind ängstlich, depressiv und können sich sozialen Verhaltensweisen schwer anpassen. Ein fehlender sozialer Halt kann die Symptomatik dabei negativ beeinflussen. Mithilfe einer Psychotherapie lernen viele Erwachsene, ihren Lebensstil an ihre Unachtsamkeit anzupassen. Viele nehmen weiterhin Medikamente.

Was kostet die Behandlung von ADHS?

Eine Analyse der Krankenversicherungen in Deutschland hat ergeben, dass die medizinische Versorgung von Personen mit ADHS in etwa 1.500 Euro mehr kostet als von einem gesunden Menschen. Vor allem psychiatrische und medikamentöse Behandlungen sowie eine oftmals zusätzlich bestehende psychische Erkrankung, ambulante oder stationäre Therapien führen zu diesen erhöhten Kosten. In einem späteren Verlauf können auch Süchte und starkes Übergewicht hinzukommen, was Mehrkosten von etwa 1.500 bis 2.700 Euro pro Person verursacht. Berufstätige ADHS-Betroffene gehen im Vergleich deutlich öfter in Krankenstand.
 
Eine Analyse der Krankenversicherungen in Deutschland hat ergeben, dass die medizinische Versorgung von Personen mit ADHS in etwa 1.500 Euro mehr kostet als von einem gesunden Menschen

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten der ADHS Behandlung?

Im Regelfall übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die ärztliche Untersuchung, die klinisch-psychologische Diagnostik und die Behandlung. Eine Behandlung oder Beratung bei einem niedergelassenen klinischen Psychologen hingegen musst Du privat bezahlen. Für psychotherapeutische Sitzungen kannst Du bei Deinem Krankenversicherungsträger einen Antrag auf einen Kostenzuschuss stellen. Damit bekommst Du einen Teil des Honorars wieder zurückerstattet. Auch gibt es die Möglichkeit, einen vollfinanzierten Kassenplatz zu bekommen. Erkundige Dich deswegen bei Deinem Versicherungsträger. Zusätzliche Therapien wie Ergotherapie oder Motopädagogik ist meist privat zu bezahlen.

 


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Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, verstehen Mediziner eine angeborene neurologische Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn


Die Hauptsymptome sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, bei manchen auch Verträumtheit


Als Ursachen gelten genetische Faktoren wie auch ungünstige Umwelteinflüsse. Die möglichen Folgen für Betroffene sind Lern- oder berufliche Schwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und Probleme mit dem sozialen Umfeld


Ärztliche Untersuchungen und Medikamente übernehmen in der Regel die Krankenkassen. Gewisse Therapien sind in der Regel selbst zu übernehmen

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