Stoßwellentherapie

Bei der Stoßwellentherapie handelt es sich um eine Methode, bei der die Applikation von Druckwellen Beschwerden des Bewegungsapparats oder des Urogenitaltrakts lindern soll. Nachdem die Stoßwellentherapie zunächst vor allem in der Behandlung von Nierensteinen Verwendung fand, ist sie heute auch in der Orthopädie zu einer viel eingesetzten Anwendung bei zahlreichen Krankheitsbildern geworden und stellt insbesondere eine interessante Alternative zu operativen Eingriffen dar. Wie genau die Stoßwellentherapie funktioniert, wie die Behandlung abläuft und was es sonst noch zu beachten gibt, erfährst Du hier!


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Zuletzt aktualisiert: 14. November, 2022



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Die Stoßwellentherapie ist eine Methode, die insbesondere im Bereich der Orthopädie und der Urologie zur Behandlung vielfältiger Beschwerden zum Einsatz kommt. Ihre Wirkung basiert darauf, dass harte Gewebestrukturen durch die Stoßwellen zerstört und das umliegende Gewebe durch die Aktivierung körpereigener Faktoren zur Regeneration angeregt wird.


Besonders häufige Anwendung findet die Stoßwellentherapie im Bereich der Orthopäde zur Behandlung von Fersenschmerz und der Kalkschulter sowohl von verschiedenen Beschwerden im Bereich von Muskeln und Sehnen. In der Urologie therapieren Ärzte damit vor allem Nieren- und Gallensteine.


Mögliche Nebenwirkungen treten insgesamt selten auf und schränken Dich in der Regel, wenn überhaupt nur für kurze Zeit und leicht ein. Im Normalfall kannst Du direkt nach der Behandlung wieder Deinen gewöhnlichen Alltagsaktivitäten nachgehen, Sport unter Umständen ausgenommen.


Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Stoßwellentherapie nur im Falle der Behandlung eines Fersensporns oder von Nierensteinen. In allen anderen Fällen musst Du selbst für die Kosten aufkommen, welche sich auf etwa 60 bis 200 Euro pro Sitzung belaufen.

Was versteht die Medizin unter einer Stoßwellentherapie?

Traditionell zur Behandlung von Nierensteinen eingesetzt, ist die Stoßwellentherapie, genauer als extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) bezeichnet, heute vor allem eine Methode zur Linderung zahlreicher Beschwerden des Bewegungsapparates. Die Stoßwellen durchdringen weiches Körpergewebe und zerstören harte Gewebebestandteile. Dies führt im Idealfall zu einer deutlichen Verbesserung der Schmerzsituation der Betroffenen.

Wie funktionieren Stoßwellen?

Stoßwellen sind Druckimpulse mit hoher Energie und ähneln in mancher Hinsicht Schallwellen. Sie durchdringen Wasser und weiche, elastische Gewebe wie Muskeln, Fett- und Bindegewebe und entladen ihre Energie erst beim Kontakt mit festen Gewebsbestandteilen. Diese Energieentladung führt zur Zerstörung des entsprechenden Gewebes, bei welchem es sich im konkreten Fall zum Beispiel um Nierensteine handeln kann.
 
Der Umstand, dass Stoßwellen wasserhaltige Gewebe einfach durchdringen, wird zur Übertragung in den Körper genutzt, indem ein wassergefülltes Kissen als Medium zwischen Generator und Patienten dient. Eine Schallsonde erzeugt Druckimpulse, welche ein spezieller Schallkopf gebündelt auf die zu behandelnde Körperregion überträgt. Die Stoßwellen passieren weiche Gewebebestandteile, ohne diese zu beschädigen, bis sie auf hartes Gewebe mit einem deutlich geringeren Wasseranteil treffen. Die entstehende Verdichtung der Wellen führt dazu, dass sie den Festkörper zertrümmern. Dieser nimmt die hohe Energie der Stoßwellen auf, was mit der Entstehung starker Kräfte einhergeht. Im Anschluss daran transportiert der Körper die bei der Zerstörung der Gewebestruktur entstandenen Partikel auf, transportiert sie mithilfe verschiedener Helfer- und Fresszellen über das Blut ab und scheidet sie schließlich über die Blase aus. Des Weiteren regen die Stoßwellen verschiedene Wachstumsfaktoren im Körper an und aktivieren diverse Stoffwechselvorgänge im behandelten Gewebe. Dies führt zu einer verbesserten und beschleunigten Regeneration der Gewebe im behandelten Bereich.

Wer ist für eine Stoßwellentherapie geeignet?

Patienten, bei denen keine der im Folgenden aufgeführten Kontraindikationen vorliegen und die ein Krankheitsbild aufweisen, bei dem die extrakorporale Stoßwellentherapie zufriedenstellende Erfolgsaussichten hat, können die Stoßwellentherapie durchführen lassen. Voraussetzung ist eine vorhergehende Beratung durch den die Therapie durchführenden Arzt, um etwaige Fragen zu klären, über die Vor- und Nachbehandlung, die Erfolgsaussichten und den Verlauf der Therapie zu sprechen und sicherzustellen, dass Du als Patient gut über die Behandlung informiert bist.

Wer ist für eine Stoßwellentherapie nicht geeignet?

Es gibt einige Aspekte, die gegen die Durchführung einer Stoßwellentherapie sprechen. Beispiele hierfür sind Blutgerinnungsstörungen, bösartige Tumore im zu behandelnden und somit in Kontakt mit den Stoßwellen tretenden Bereich, das Vorhandensein eines Herzschrittmachers sowie das Vorliegen einer Schwangerschaft. In Bezug auf die Blutgerinnungsstörungen ist zu beachten, dass damit sowohl angeborene Gerinnungsstörungen wie auch die Anwendung gerinnungshemmender Medikamente gemeint sind.
 
Wenn die Stoßwellentherapie im Bereich von Nieren und Harnwegen erfolgt, also ein Urologe sie durchführt, ist es wichtig, im Vorfeld das Vorliegen eines Harnwegsinfekts auszuschließen beziehungsweise diesen vor Durchführung der Therapie zu kurieren.
Starkes Übergewicht und Adipositas sind insofern problematisch, als sie technische Probleme begünstigen und so die Durchführung der Stoßwellentherapie behindern können. Auch Aneurysma (Gefäßaussackungen) oder Knochenverformungen im Therapiegebiet sprechen gegen die Durchführung einer Stoßwellentherapie. Ebenso kontraindiziert ist sie bei akut beschädigter Haut.
 
Bei Kindern sollte der Arzt von einer Anwendung im Bereich der Wachstumsfugen und der Gelenkknorpel absehen. Unabhängig vom Alter der Patienten sollten sich im Behandlungsgebiet keine großen Nerven- oder Gefäßstränge befinden. Zudem darf der Arzt keine Stoßwellen auf bestimmte Organe wie beispielsweise die Lunge, den Darm und das Gehirn, richten.
 
Krankheitsbilder, für deren Behandlung die Stoßwellentherapie nicht geeignet ist, sind degenerative Gelenkserkrankungen sowie Knochenmarksödeme. Die Anwendung der Stoßwellentherapie zur Behandlung einer Schulterverkalkung ist bei einem Riss der Rotatorenmanschette kontraindiziert.
 
In jedem Fall ist ein ausführliches Vorgespräch mit dem verantwortlichen Arzt ratsam, um im Kontext der jeweils vorliegenden Beschwerden, verbunden mit Deinen individuellen Umständen, Vor- und Nachteile der Behandlung sinnvoll und medizinisch korrekt abwägen zu können.

Bei welchen Krankheiten kann eine Stoßwellentherapie sinnvoll sein?

Als schonende Alternative zu operativen Eingriffen kommt die Stoßwellentherapie bei zahlreichen unterschiedlichen Krankheitsbildern in verschiedenen medizinischen Bereichen der Medizin zum Einsatz. Besonders häufig ist die Anwendung in der Orthopädie und der Urologie, wo die Stoßwellentherapie mit der Behandlung von Nierensteinen ihren Ursprung hat. Kardiologen wenden sie jedoch auch zur Behandlung der Angina Pectoris an. Im Allgemeinen ist die Stoßwellentherapie dann hilfreich und indiziert, wenn der Arzt nichtinvasiv Gewebe in der Tiefe des Körpers, wie zum Beispiel Knochen- oder Bindegewebe, heilen und zur Regeneration anregen oder aber bestimmte harte Gewebestrukturen gezielt zerstören will.

Anwendung im Bereich der Orthopädie

Allgemein setzen Orthopäden die Stoßwellentherapie in der Behandlung von Knochen, Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern ein. Je nach genauer Indikation sollen die Stoßwellen hier zum Beispiel Verspannungen lösen oder Kalkablagerungen beseitigen.
 

Fersensporn/Plantarfasziitis

 
Der Grund für Fersenschmerz liegt häufig bei einer sogenannten Plantarfasziitis, einer Reizung der Sehnenplatte an der Fußsohle (Planta). Häufig durch eine verkürzte Wadenmuskulatur bedingt und durch eine Überlastung, wie sie beispielsweise bei sportlichen Aktivitäten auftritt, ausgelöst, treten die Schmerzen bei Belastung auf. Besonders stark bemerkbar machen sie sich demgemäß insbesondere am Morgen und nach längeren Sitz- oder Liegepausen. Sowohl Übergewicht als auch verschiedene Fußfehlstellungen begünstigen die Entstehung eines Fersensporns, welcher sich mit der Zeit durch die chronische Reizung der Sehnenplatte entwickelt. Die Durchführung einer Stoßwellentherapie kann sowohl bei akutem als auch bei chronischen Formen des Fersenschmerzes helfen.
 

Kalkschulter (Tendinosis calcarea)

 
Ein Beispiel für die Behandlung von Sehnen beziehungsweise sehnenassoziiertem Gewebe ist die Stoßwellentherapie der Kalkschulter. Hierbei lagert sich infolge einer Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette (Gruppe von vier Muskeln im Bereich der Schultern) Kalk an den Sehnenansätzen der Schultern ab, was zu starken Schmerzen im betroffenen Bereich führt. Die Stoßwellentherapie kann an dieser Stelle sowohl bei der bereits vorliegenden Ablagerung von Kalk als auch in verschiedenen Stadien davor zu einer Linderung der Beschwerden beitragen, indem sie an den pathologischen Veränderungen der Rotatorenmanschette ansetzt. Beispiele hierfür sind das Einklemmungssyndrom oder auch Impingementsyndrom der Schulter. In diesem Fall kann die Durchführung einer Stoßwellentherapie bereits vor der Entstehung der eigentlichen Kalkschulter zu einer deutlichen Schmerzreduktion führen. Sollte sich bereits vermehrt Kalk abgelagert habe, ist das Ziel der Stoßwellentherapie, ebendiese Kalkdepots zu zertrümmern und so die Beschwerden zu lindern.
 

Sehnenansatzerkrankungen

 
Ebenso kann die Stoßwellentherapie bei der Behandlung diverser Sehnenansatzerkrankungen wie etwa entzündlichen Veränderungen am Ellenbogen, zum Beispiel dem Tennisarm oder dem Golferellenbogen, zum Einsatz kommen. Hierbei strapaziert eine einseitige starke Dauerbelastung die Sehnen der Außen- oder Innenseite des Ellenbogens, was starke Schmerzen nach sich ziehen kann. Analog dazu kann die Stoßwellentherapie auch bei Entzündungen der Kniescheiben- (Patellaspitzensyndrom) oder der Achillessehne zu einer Linderung der Beschwerden führen. Letztere können sich in Form von Schmerzen an der Rückseite der Ferse, welche bei Belastung und beim Anlaufen auftreten, als sogenannte Haglund-Ferse manifestieren. Ein weiteres Krankheitsbild, welches mit degenerativen Veränderungen der Achillessehne einhergeht, ist die Achillodynie, bei welcher es zusätzlich zu Schmerzen im Bereich der Achillessehne in einigen Fällen zu einer Schwellung kommt, welche sich typischerweise in spindelartiger Form im mittleren Sehnendrittel zeigt und sehr empfindlich auf Druck reagiert. Auch hier treten die Schmerzen insbesondere unter Belastung und beim Anlaufen auf.
 

Knochenheilungsstörungen

 
Auch im Rahmen von Knochenheilungsstörungen im Anschluss an Knochenbrüche oder unterschiedliche operative Eingriffe kann die Stoßwellentherapie indiziert sein. Indem sie die Bildung neuer Knochenzellen anregt, fördert sie die Neubildung von Knochengewebe und trägt zu einer beschleunigten Frakturheilung bei. Besonders im Mittel- und Vorfußbereich hat die Stoßwellentherapie hier gute Erfolgsaussichten.
 
Zu guter Letzt kann die Stoßwellentherapie auch bei verschiedenen Beschwerden im Bereich des muskulären Apparats zum Einsatz kommen. Beispiele hierfür sind Verspannungen, Verkürzungen und Zerrungen. Zu beachten ist, dass der Stoßwellentherapie im Normalfall andere nicht-operative Interventionen wie zum Beispiel die Anwendung von Schmerzmitteln oder physiotherapeutische Anwendungen vorausgehen.

Anwendung im Bereich der Urologie

Urologen setzen die Stoßwellentherapie insbesondere zur Behandlung von Harnleiter- und Nierensteinen ein. Nachdem die Stoßwellen den Stein zertrümmert haben, scheidet der Körper seine Überbleibsel schließlich mit dem Urin aus. Dies kann einer Stauung der Harnwege vorbeugen beziehungsweise eine bereits bestehende Stauung beheben. In letzterem Fall muss der Arzt vor der Durchführung der Stoßwellentherapie in der Regel eine Harnableitung gewährleisten, was er mithilfe eines Stents, einer Art Schiene von der Harnblase in die Niere, erreicht.
 
Bei den Steinen, die für die extrakorporale Stoßwellentherapie geeignet sind, unterscheiden Fachleute sogenannte Kalziumoxalatdihydrat-Steine, deren Bildung meist stark mit den Ernährungsgewohnheiten und der Flüssigkeitszufuhr der Betroffenen zusammenhängt, sowie Ammoniumphosphatsteine, welche in der Regel in zeitlichem und inhaltlichem Zusammenhang mit einem Harnwegsinfekt entstehen. In Hinblick auf die Behandlung durch eine Stoßwellentherapie ist zu beachten, dass diese nur bei Steinen bis zu einer Größe von zwei Zentimetern Wirkung zeigt. Bei der Behandlung von Nieren- oder Gallensteinen bedient sich der Arzt ausschließlich niederenergetischer, fokussierter Stoßwellen.
Auch die Erektile Dysfunktion (fehlende oder mangelnde Gliedsteife beim Geschlechtsverkehr) kann der Urologe mithilfe der Stoßwellentherapie behandeln. Das zugrundeliegende Problem ist häufig eine mangelhafte Durchblutung der Schwellkörper des Penis. Dadurch, dass die Stoßwellen die Neubildung von Blutgefäßen anregen, führen sie zu einer stärkeren Durchblutung und somit zu einer verbesserten Erektionsfähigkeit.

Welche Arten der Stoßwellentherapie gibt es?

Fachleute unterscheiden die hochenergetische, die mittelenergetische und die niederenergetische Stoßwellentherapie.
 
Für die Durchführung einer hochenergetischen Stoßwellentherapie ist im Allgemeinen eine Narkose nötig, da der Einsatz ganz besonders hoher Energien zu starken Schmerzen führt. Die hochenergetische Stoßwellentherapie kommt vor allem bei Knochenheilungsstörungen (Pseudarthrose) zum Einsatz.
 
Mittelenergetische Wellen erfordern in der Regel eine örtliche Betäubung und werden hauptsächlich beim Vorliegen einer Kalkschulter (Tendinosis calcarea) angewendet.
Für die Durchführung einer niederenergetischen Stoßwellentherapie ist keine Narkose nötig, oft empfiehlt der behandelnde Arzt allerdings die Einnahme von Schmerzmitteln vor der Behandlung. Diese findet ambulant statt. Die niederenergetische Stoßwellentherapie kommt vor allem in der Schmerztherapie zum Einsatz.
 
Die beiden Formen der niederenergetischen Stoßwellentherapie unterscheiden sich insbesondere in der Eindringtiefe der Stoßwellen ins Gewebe. Bei der fokussierten Stoßwellentherapie kommen besonders energiereiche Stoßwellen zum Einsatz, welche gebündelt auf die zu behandelnde Körperstelle treffen und harte Gewebebestandteile mit hohem Druck zertrümmern. Das Ziel der fokussierten Stoßwellentherapie ist je nach genauer Indikation zum Beispiel die Zerstörung von Nierensteinen oder Verkalkungen.
 
Bei der radialen Stoßwellentherapie kommen energieärmere Stoßwellen zum Einsatz, welche sich nicht in gebündelter Form, sondern flächig ausbreiten und in etwa vier Zentimeter tief ins Gewebe eindringen. Das Ziel der radialen Stoßwellentherapie ist die Anregung von Durchblutung und Stoffwechsel der behandelten Körperregion und ihrer Gewebe. Das Ergebnis einer erfolgreich durchgeführten radialen Stoßwellentherapie ist ähnlich einer Massage die Lockerung von Verspannungen und eine Reduktion der Schmerzen.

Wie wirkt eine Stoßwellentherapie?

Als energiereiche, mechanisch-akustische Wellen durchdringen Stoßwellen Wasser und wasserhaltige, elastische Gewebe ohne Abschwächung und ohne diese Gewebe zu schädigen. Ihre Wirkung entfalten sie mit voller Energie beim Auftreffen auf feste Gewebebestandteile. Handelt es sich hierbei zum Beispiel um Nierensteine, werden diese durch die Stoßwellen zerstört und im Folgenden durch vielfältige körpereigene Mechanismen nach draußen geleitet.

Die Stoßwelle ist eine guter konservativer Ansatz und kann Patientinnen in vielen Fällen vor einer möglichen operativen Therapie bewahren. Insbesondere bei schmerzhaften degenerativen Sehnenansätzen- und Sehnen sowie bei Sportverletzungen ist die Stoßwellentherapie eine optimale Behandlungsmöglichkeit.“

Dr. Stephan Puchner

Wie läuft eine Stoßwellentherapie ab?

Nach einer eventuellen, der zugrundeliegenden Indikation entsprechenden Vorbehandlung wird die Stoßwellentherapie mit einer niedrigen Frequenz und einer kleinen Energiestufe der Schallwellen begonnen. Dazu wird die Stoßwelle von einer Schallsonde mit einem speziellen Schallkopf, welcher mit einem wassergefüllten Kissen direkt auf der Haut aufliegt, erzeugt und dringt gezielt in das zu behandelnde Gewebe ein. Sowohl die Frequenz als auch die Energiestufe werden im Laufe der Behandlung sukzessive gesteigert. Pro Behandlung werden insgesamt zwischen 1000 und 2000 Stöße verabreicht. Für die Zeit der Nachbehandlung gibt Dir der Arzt im Vorfeld Anweisungen und Tipps, um den bestmöglichen Erfolg der Behandlung zu gewährleisten.

Wie lange dauert eine Stoßwellentherapie?

Die Dauer der Stoßwellenbehandlung ist abhängig von der Art und Schwere der zugrundeliegenden Beschwerden. Im Allgemeinen beträgt die Länge einer Sitzung zwischen fünf und 15 Minuten. Zu beachten ist, dass die Behandlung einer Knochenheilungsstörung (Pseudarthrose) individuell sehr unterschiedlich ablaufen kann und daher unter Umständen eine Ausnahme in der Dauer der Behandlung darstellen kann.

Worauf ist vor und nach einer Stoßwellentherapie zu achten?

 

Vor der Behandlung

 
Je nach Art der angewendeten Stoßwellentherapie führt der behandelnde Arzt entweder eine Narkose durch oder empfiehlt Dir die Einnahme von Schmerzmitteln. Beispiele hierfür sind Voltaren oder Seractil. Die Schmerzmittel sollen nicht nur dem offensichtlichen Zweck der Schmerzreduktion während der Behandlung dienen, sondern auch sicherstellen, dass Du Dich währenddessen nicht bewegst. Dies ist entscheidend für die korrekte und möglichst genaue Applikation der Stoßwellen.
 
Bei der Behandlung von Nieren- oder Harnleitersteinen wird der Arzt vor der ersten Sitzung mithilfe von Röntgen- oder Ultraschalldiagnostik die genaue Lage des Steins dokumentieren. Um die Abflussverhältnisse der Harnwege möglichst genau abzubilden, eignet sich zum Beispiel eine Computertomografie oder eine Ausscheidungsurografie.
 
Bei der Behandlung orthopädischer Leiden ist im Normalfall keine vorausgehende bildgebende Diagnostik nötig. Stattdessen ertastet der Orthopäde die zu behandelnde Stelle und appliziert die Stoßwellen dort, wo Dir das Tasten die meisten Schmerzen bereitet. Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, müssen diese rechtzeitig und in Absprache mit ihrem Arzt vor der Stoßwellentherapie vorübergehend absetzen.
 

Nach der Behandlung

 
Nach der Behandlung kann es zu einer vorübergehenden Rötung, Überwärmung oder in sehr seltenen Fällen einer Schwellung im behandelten Bereich kommen. Falls die Schmerzen nach der Therapie kurzzeitig zunehmen, kannst Du nochmals ein schmerzstillendes beziehungsweise entzündungshemmendes Medikament einnehmen. Je nach Art der genauen Behandlung, so zum Beispiel nach der Therapie einer Kalkschulter, kann eine kurzzeitige Schonung angeraten sein, abgesehen davon kannst Du jedoch im Regelfall direkt nach der Behandlung wieder Deinen normalen Alltagsaktivitäten nachgehen. Beim Beispiel der Kalkschulter solltest Du es zudem vermeiden, für längere Zeit die Hände über dem Kopf zu halten. Insbesondere nach Behandlungen von Pseudoarthrosen ist es wichtig, den behandelten Körperteil zunächst ruhigzustellen und zu entlasten, damit die nun angeregte Knochenheilung möglichst gut und komplikationslos ablaufen kann.
 
Nach Behandlung der Achillessehne solltest Du für einige Wochen auf Tätigkeiten im Bereich des Lauf- und Sprungsports verzichten, da es ansonsten in dieser Zeit verstärkt zu Sehnenrissen oder -teilrissen kommen kann. Um eine ein- bis zweitägige Ruhephase zu gewährleisten, ist es sinnvoll, bei Möglichkeit den Behandlungstermin einer Stoßwellentherapie auf einen Freitag zu legen.
 
Direkt nach der Stoßwellenbehandlung wird Dir der Arzt unter Umständen Medikamente verschreiben, die den Abgang der zertrümmerten Strukturen erleichtern sollen. Dies führt einerseits zu einem geringeren Schmerzausmaß nach der Behandlung, andererseits wird ein höherer Anteil der Steine aus dem Körper heraustransportiert als es ohne entsprechende Medikation der Fall wäre. Die Einnahme von Antibiotika ist nur in besonderen und seltenen Fällen indiziert. Beispiele hierfür sind Nieren- oder Gallensteine, die sich infolge eines Infekts gebildet haben, oder das Vorhandensein eines Katheters.
 
Da die Stoßwellentherapie sehr langanhaltend wirkt, ist es wichtig, die finale Beurteilung des Behandlungserfolgs nicht direkt nach Beendigung der Behandlung, sondern erst drei Monate nach der letzten Sitzung durchzuführen, um zu einem wahrheitsgemäßen Ergebnis zu kommen. Hierbei wird der Arzt in der Regel durch eine erneute bildgebende Untersuchung die Gewebsveränderungen betrachten und den Behandlungserfolg mit Dir besprechen.

Wie oft muss eine Stoßwellentherapie wiederholt werden?

In der Regel absolvieren Patienten eine bis drei Sitzungen im Abstand von sieben Tagen bis vier Wochen. Dabei sind bei der fokussierten Stoßwellentherapie in der Regel weniger Anwendungen nötig als bei der radiären Stoßwellentherapie. Bei Ersterer beläuft sich die Anwendungshäufigkeit oft auf nur zwei, bei Letzterer meist auf drei bis fünf Termine.

Wer kann eine Stoßwellentherapie durchführen?

Je nach zugrundeliegender Indikation wird entweder ein Facharzt für Orthopädie, für Orthopädie und Unfallchirurgie, für Physikalische und Rehabilitative Medizin, für Urologie oder für Kardiologe die Stoßwellentherapie durchführen.

Wie wirksam ist eine Stoßwellentherapie?

Die Wirksamkeit der Stoßwellentherapie ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung. Für die Behandlung von Fersenschmerz und Nierensteinen ist die Wirksamkeit anhand zahlreicher Studien gut belegt, weswegen die Stoßwellentherapie hier auch den Stellenwert einer standardmäßig durchgeführten Methode einnimmt. In Bezug auf die Behandlung der Kalkschulter gibt es Hinweise, dass die Durchführung der hochenergetischen Stoßwellentherapie (fokussiert wie auch radial) zu einer Linderung der Beschwerden beitragen kann. Bei diversen anderen Beschwerden fehlen bis dato entweder belastbare Studienergebnisse oder aber es gibt Hinweise, dass die Stoßwellentherapie tendenziell eher zu einer Verschlechterung der Symptomatik führt. Dies ist etwa bei degenerativen Vorgängen am Ellenbogen mit dem Beispiel Tennisarm der Fall.

Mit welchen Schmerzen ist eine Stoßwellentherapie verbunden?

Je nachdem, welche Art der Stoßwellentherapie zur Anwendung kommt, ist sie mit mehr oder weniger starken Schmerzen verbunden. Daher findet die hochenergetische Stoßwellentherapie stets unter Narkose und die mittel- und niederenergetische Stoßwellentherapie in der Regel nach lokaler Betäubung oder der Gabe von Schmerzmitteln statt. Nach der Behandlung kann es in einigen Fällen zu ein bis zwei Tage anhaltenden Schmerzen, ähnlich einem Muskelkater kommen, diese klingen jedoch im Normalfall nach kurzer Zeit wieder ab.

Welche Risiken gibt es bei einer Stoßwellentherapie?

Je nach zugrundeliegendem Krankheitsbild kann es zu unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen, welche jedoch insgesamt nur selten und in schwacher Ausprägung vorkommen.
 
Bei der Behandlung von Beschwerden im Urogenitaltrakt sind in der Folgezeit Koliken der Harnwege möglich, welche durch die Ausscheidung der Bruchstücke des Steins bedingt sind. Ebenso ist eine erneute Störung des Harnabflusses möglich, welche der Arzt mit einer Harnleiterschiene (Doppel-J-Katheter) entgegenwirken würde. In weniger als einem Prozent der Fälle kommt es zu Einblutungen in oder um die Niere.
 
Patienten mit einem Tennisarm berichten häufig von Schmerzen nach der Behandlung. Diese können sich sowohl im Sinne einer Erstverschlimmerung kurzfristig und vorübergehend verstärken als auch langfristig ansteigen.
 
Insbesondere bei Anwendung der hochenergetischen Stoßwellentherapie kann es zu Blutergüssen (Hämatomen), Schwellungen, Brennen, sehr kleinen Hauteinblutungen (Petechien) und oberflächlichen Hautblutungen kommen. Auf eine fehlerhafte Durchführung oder eine inkorrekte Anwendung durch den Arzt können Schäden an unterschiedlichen Körperstrukturen wie Knochen, Sehnen, Blutgefäßen, und Nerven folgen. Des Weiteren sind unter anderem Fälle von Übelkeit, Schwindel, Haarverlust, Krämpfen und Schlafstörungen bekannt. Ob ein kausaler Zusammenhang zur Stoßwellentherapie besteht, kann allerdings nicht immer mit Sicherheit gesagt werden.

Wieviel kostet eine Stoßwellentherapie?

Da die Wirkung der Stoßwellentherapie nicht für alle behandelten Krankheitsbilder belegt ist, gilt sie in den meisten Fällen als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Als solche trägst Du als Patient ihre Kosten, welche sich pro Sitzung in etwa auf 60 bis 200 Euro belaufen. Ausnahmen hiervon stellen Nierensteine und Fersenschmerz dar. In diesen beiden Fällen kommt die Krankenkasse für die Kosten der Behandlung auf.


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Über den Autor: Dr. med. Stephan Puchner

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie


Priv. Doz. Dr. Stephan Puchner, MSc, ist Teamleiter und habilitierter Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am AKH in Wien. Zudem leitet er die Spezialambulanz für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie.

Dr. Puchner hat jahrelange Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Pathologien im Bereich des Fußes sowie des Sprunggelenks. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Gelenksabnützungen insbesondere im Bereich der Hüfte, des Knies und des Sprunggelenks. Hierbei wird das gesamte Spektrum der konservativen und falls notwendig chirurgischen Therapie angeboten. Ein dritter Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen, wobei Dr. Puchner hier auf langjährige interdisziplinäre Zusammenarbeit mit hochspezialisierten Rheumatologen zurückblicken kann.


Zur Website von Dr. med. Stephan Puchner

Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.

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Die Stoßwellentherapie ist eine Methode, die insbesondere im Bereich der Orthopädie und der Urologie zur Behandlung vielfältiger Beschwerden zum Einsatz kommt. Ihre Wirkung basiert darauf, dass harte Gewebestrukturen durch die Stoßwellen zerstört und das umliegende Gewebe durch die Aktivierung körpereigener Faktoren zur Regeneration angeregt wird.


Besonders häufige Anwendung findet die Stoßwellentherapie im Bereich der Orthopäde zur Behandlung von Fersenschmerz und der Kalkschulter sowohl von verschiedenen Beschwerden im Bereich von Muskeln und Sehnen. In der Urologie therapieren Ärzte damit vor allem Nieren- und Gallensteine.


Mögliche Nebenwirkungen treten insgesamt selten auf und schränken Dich in der Regel, wenn überhaupt nur für kurze Zeit und leicht ein. Im Normalfall kannst Du direkt nach der Behandlung wieder Deinen gewöhnlichen Alltagsaktivitäten nachgehen, Sport unter Umständen ausgenommen.


Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Stoßwellentherapie nur im Falle der Behandlung eines Fersensporns oder von Nierensteinen. In allen anderen Fällen musst Du selbst für die Kosten aufkommen, welche sich auf etwa 60 bis 200 Euro pro Sitzung belaufen.

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