Wirbelsäule

Die Wirbelsäule ist pauschal gesagt, das, was unseren Körper verbindet und stützt. Sie ist die Achse, die das Rückenmark umschließt, welches Informationen an den Körper leitet. Die Wirbelsäule hält den Körper aufrecht und verbindet einzelne Teile des Skeletts miteinander: Arme und Beine, die Schultern, das Becken, den Brustkorb und den Kopf. Sie ist ein zentraler Teil unseres Skeletts, besteht selber aber aus lauter Kleinteilen: insgesamt 33 bis 34 Wirbeln. Diese Wirbel sitzen aufeinander und geben der Wirbelsäule ihre gesunde S-Form, die aufrechtes Gehen, Mobilität und das dynamische Abfedern von Belastungen und Erschütterung gewährleisten.


AUTOR

Medizinische Expertin

CO-AUTOR

Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Wirbelsäule

ICD-10-GM-2020 M40-M50

Was versteht die Medizin unter der Wirbelsäule?

Die Wirbelsäule heißt in der anatomischen Fachsprache Columna vertebralis. Sie liegt, den Rumpf im Querschnitt betrachtet, im hinteren Bereich des Körpers und prägt die Bauweise aller Wirbeltiere. Sie besteht im Wesentlichen aus Wirbelkörpern, stabilisierenden Bändern, die sich über ihre Länge erstrecken, den Bandscheiben und dem Rückenmark. Die Wirbelkörper variieren je nach Lage in Größe und Form, zwischen den freien Wirbeln befinden sich die Bandscheiben.

Wie ist die Wirbelsäule aufgebaut?

Die menschliche Wirbelsäule ist, abhängig von der Körpergröße, etwa 65 cm lang. Bei Männern im Schnitt 5 cm mehr, bei Frauen 5 cm weniger. Sie ist zum einen aus 24 freien Wirbeln aufgebaut, zwischen denen entsprechende 23 Bandscheiben liegen, und zusätzlichen verwachsenen Wirbeln am Kreuzbein und dem kleinen, abschließenden Steißbein. Die Wirbelsäule besteht also aus insgesamt 26 Knochen. In jungen Jahren können es mehr sein, da die Knochen des Steißbeins oft erst im Alter zusammenwachsen.
 
Die freien Wirbel sind von oben nach unten durchnummeriert, und gliedern sich in drei Gruppen: den ersten sieben zervikalen Wirbeln, also jene des Halses, den zwölf Thoraxwirbeln im Bereich des Brustkorbs und Bauchs, und schließlich den größten, den fünf lumbalen Wirbeln im Lendenbereich.

Wie ist ein Wirbel aufgebaut?

Die meisten Wirbel des Rückens lassen sich in einen nach vorne gerichteten Teil und einen zum Rücken gerichteten Teil aufteilen. Den vorderen Teil bezeichnet man als Wirbelkörper, den hinteren Teil als Dornfortsatz. Diesen kannst Du über den Rücken als Rückgrat erfühlen. Das Wort Rückgrat steht streng genommen genau für diesen fühlbaren Bereich, nicht für die gesamte Wirbelsäule!
 
Der Wirbelkörper ist porös und mit einem schwammartigen Netz von Knochenmaterial versehen, das mit Knochenmark gefüllt ist. Selbst Ober- und Unterseite sind porös, nur die Ränder sind aus starken Knochen gebaut. Die Nerven des Körpers werden durch die Nervenwurzeln mit dem im Wirbelloch liegenden Rückenmark verbunden. Die Nerven senden und empfangen, das heißt, sie leiten entsprechend ihrem Bestimmungsort Signale an den Körper und Organe, geben Befehle des Gehirns weiter und leiten umgekehrt das Empfinden der Organe und Extremitäten wieder ins Gehirn zurück.
 
Links und rechts treten aus dem Wirbelkanal sogenannte Vorder- und Hinternervenwurzeln (respektive zuständig für Senden und Empfangen) aus, die sich in der Wirbelsäule verbinden. Sie sind die Stelle, wo sich der Nervenstrang mit dem im Wirbelkanal liegenden Rückenmark verbindet. Das passiert jeweils paarweise über die Länge der ganzen Wirbelsäule. Insgesamt 31 solcher paarweisen „Abzweigungen“ gibt es, das Rückenmark wird nach untenhin laufend schmäler.
 
Der Wirbelbogen verbindet den vorderen mit dem hinteren Teil. Vom Wirbelbogen gehen je zwei nach oben und unten gerichtete Fortsätze aus, die als Gelenke zwischen zwei Wirbeln fungieren, und als Hebel für Muskeln. Im Bereich der Brust setzen an den Wirbelbögen auch die Rippen an.

Welcher Wirbel ist für was zuständig?

Nervenwurzeln treten aus der Wirbelsäule aus und verbinden das Rückenmark mit dem Rest des Körpers, also Armen, Beinen, Organen, Augen und so weiter. Je nach Höhe führen die Nerven zu verschiedenen Bereichen des Körpers. Beim lumbalen Bereich zum Beispiel, also bei denjenigen Nervenwurzeln, die aus den Lücken zweier Wirbeln im Lendenbereich austreten, könnten die Nerven weiter Richtung Beine führen. Für die Arme wiederum wären Nerven zuständig, die vom Rückenmark in Höhe der Halswirbel abzweigen (zervikaler Bereich).
 
Bei Tieren wie auch Menschen sind die Enden der Wirbelsäule am wenigstens wichtig. Dort, wo der Schwanz ist – oder wäre – sind vergleichsweise wenig Nerven im Wirbelkanal, und die Wirbel schwach ausgeprägt.
 
Auch von der Beschaffenheit her unterscheiden sich die Wirbel von unten nach oben: Oben, wo das Rückenmark noch am dicksten ist, aber die Wirbelsäule dünner und weniger Gewicht zu tragen hat, sind die Wirbel kleiner und graziler, und viel beweglicher, als zu den Lenden hin, wo sie immer mehr Gewicht zu tragen haben und die Bandscheiben fast den ganzen Torso stützen. Dort finden sich viel dickere und weniger flexiblere Wirbel.

Wie sind die Bandscheiben aufgebaut?

Die Bandscheiben (auch: Zwischenwirbelscheiben) liegen zwischen den Wirbelkörpern und tragen ebenso viel Gewicht wie die Wirbel. Zudem sind sie sehr flexibel und ermöglichen somit erst die hohe Bewegungsfreiheit unseres Rückens. Der Aufbau der Bandscheiben besteht aus einer knorpeligen Hülle, die einen dickflüssigen Kern umgibt, daher sind sie durch unterschiedlichen Druck sehr formbar, aber auch anfällig.

Wie stabilisieren Bänder die Wirbelsäule?

Bänder aus Bindegewebe spannen, zusammen mit Muskeln, das stabilisierende Netz aus Gewebe, welches die Wirbelsäule aufrecht erhält und sie stabilisiert. Die Bänder reichen vom Inneren des Wirbels, seitlich aus dem Wirbelkanal über die Gelenkfortsätze zum Dornfortsatz, und sind mehr oder weniger längs über die Wirbel ausgeprägt. Entsprechend der größeren Belastung sind die Bänder und Muskeln in der oberen Wirbelsäule dünner.

Welche Funktionen hat die Wirbelsäule?

Die Wirbelsäule vereint verschiedene essenzielle Funktionen des Körpers. Sie ist das zentrale tragende Element des Skeletts und muss fast das gesamte Körpergewicht tragen, welches sie vom Kopf, den Armen über die Rippen und schließlich über das Becken auf die Beine verteilt.
 
Durch die doppelte S-Form federt sie Schläge ab, schützt so das Gehirn und gibt dem Körper Flexibilität sowohl nach vorne und hinten als auch lateral, um den Schwerpunkt immer über den Füßen zu halten. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, welches über die Wirbelsäule mit fast alle Nerven des Körpers verbunden und verschaltet ist und Signale zum Teil sogar direkt verarbeitet. Außerdem ist in den Knochen der Wirbelsäule rotes Knochenmark geschützt gelegen, in dem Blutzellen gebildet werden.

Wie beweglich sind die Wirbelsäule und ihre einzelnen Teile?

Durch die Bandscheiben ist die Wirbelsäule in allen drei Dimensionen beweglich. Bei aufrechten Tätigkeiten werden die Bandscheiben komprimiert, wodurch sie Flüssigkeit verlieren, die sie bei Entlastung wieder auffüllen.
 
Vor allem im zervikalen Bereich sind die Wirbel in alle Richtungen ausgiebig beweglich, wobei diese Flexibilität nach unten hin abnimmt. Bei Tieren, deren Wirbelsäule nicht bei den Lenden aufhört, kehrt sich diese Beziehung wieder um und die Schwanzwirbel werden wieder zunehmend mobil und grazil.

Was ist die natürliche Krümmung der Wirbelsäule?

Grob kann man sagen, dass der Zervikalbereich und Lumbalbereich der Wirbelsäule nach vorne geschwungen sind, während der Thorakalbereich und das Kreuzbein rückwärts gekrümmt sind, sodass sich eine doppelte S-Form ergibt.
 
Die Bandscheiben werden nicht nur im Laufe eines Tages kleiner, sondern leider auch im Laufe des Lebens. Weil sie an Volumen verlieren und sich deshalb auch der Rücken stärker krümmt, werden Menschen im hohen Altern in der Regel kleiner und gekrümmter.

Welche Erkrankungen und Fehlbildungen können die Wirbelsäule betreffen?

Krankheiten der Wirbelsäule treten vor allem im Alter aufgrund von Abnutzungserscheinungen auf. Rückenschmerzen haben oft eine chronische Ursache bei der Wirbelsäule, und können tatsächlich als Volkskrankheit bezeichnet werden.
 
Die Bandscheiben als flexibler Teil sind es auch, die besonders anfällig für Erkrankungen sind. Verformt sich die Bandscheibe durch eine ungünstige Belastung der sie umschließenden Wirbelkörper, kann es zu einem schmerzhaften Bandscheibenvorfall kommen.
 
In Verbindung damit, aber auch etwa durch eine Entzündung, können die Nervenwurzeln bei einer sogenannten Radikulopathie zu weitverbreiteten Rückenschmerzen fühlen. Interessant ist hier, dass eine Erkrankung, die die Nerven des Rückenmarks betrifft, oft am Rücken nicht klar spürbar ist, oder im Gegenteil eher zu einem Taubheitsgefühl führen. Stattdessen sind in diesen Fällen die Symptome dort lokalisiert, wohin die Nerven des Rückenmarks führen.
 
Neben chronischen Erkrankungen gibt es auch Traumata, insbesondere des Rückenmarks, die gefährlich sind. Vor allem durch Unfälle kann das Rückenmark teilweise oder gänzlich verletzt werden.
 
Durch solche Unfälle, aber auch durch degenerative Gelenk- und Knochenerkrankungen oder chronisch asymmetrischen Belastungen können auch die knöchernen Wirbelkörper angegriffen werden. Vor allem im hohen Alter oder bei besonders schweren Verletzungen werden die Wirbelkörper schwerwiegend beschädigt. Ansonsten liegt das Hauptrisiko einer Verletzung immer bei indirekt induzierten Schäden am Rückenmark.
 
Die Wirbelsäule kann auch von angeborenen Fehlstellungen betroffen sein, wie zum Beispiel fehlende oder falsch gewachsene Wirbel. Als Skoliose bezeichnen Mediziner eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule.  

Wie diagnostiziert der Arzt eine Erkrankung der Wirbelsäule?

Verletzungen an der Wirbelsäule sind oft schwer erkennbar, und müssen bei verschiedensten Fällen in Betracht gezogen werden, gerade bei älteren Patienten. Eine Diagnose kann in erster Line durch Betrachten der Nervenfunktion durchgeführt werden: Inwiefern spürt der Patient Berührungen, wie sind die Reflexe ausgeprägt, wie steht es um die Motorik?
 
Diese Untersuchung wird am gesamten Körper durchgeführt, und daraufhin erst lokalisiert, wo sich die entsprechenden Nerven in der Wirbelsäule befinden. Daneben können verschiedenste bildgebende Verfahren eingesetzt werden, wie zunächst Röntgen, und weiter auch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).
 
Je nach Anamnese und Krankheitsbild kommen zahlreiche Diagnosemethoden in Frage, insbesondere klinische wie neurologische Verfahren, Biopsien und Blutwerte.

Wie können Erkrankungen der Wirbelsäule behandelt werden?

In der Behandlung muss man zwischen akuten und chronischen Fällen unterscheiden. Wegen der wichtigen Stellung der Wirbelsäule für den Körper und des empfindlichen Rückenmarks, wird eine Operation eher vermieden, ist aber eine Option.
 
Bei einem Bandscheibenvorfall geht es zum Beispiel im Groben darum, den Nerv zu entlasten und Schmerzen des Betroffenen zu lindern. Dies kannst Du zunächst durch eine Physiotherapie erreichen. Im Zuge einer Physiotherapie lernst Du fast alle typischen Verfahren kennen, welche die Muskulatur dehnen und stärken.
 
Dies bringt erwiesenermaßen schon kurzfristig Schmerzlinderung und Verbesserung der Bewegungsfähigkeit. Ist ein chirurgischer Eingriff nötig, braucht es oft auch danach noch Physiotherapie für die betroffenen, durch die geschädigten Nerven unterversorgten, Bereiche des Körpers.

Wie kann ich meine Wirbelsäule und meinen Rücken stärken?

Um beispielsweise einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen, ist es wichtig, seine Bandscheiben zu schonen. Dazu gehört auch, richtig zu heben, das heißt nicht aus dem Rücken, sondern aus der Hocke. Außerdem ist es wichtig, insgesamt eine gute Haltung einzunehmen, sodass die empfindlichen Gallertkerne der Bandscheiben nicht fehlbelastet werden. Das bedeutet, gerade zu sitzen und keine asymmetrischen Belastungen auszuführen.
 
Um den Rücken zu schonen, solltest Du schon lange bevor die Wirbelsäule Abnutzungserscheinungen aufweist Risikofaktoren wie Übergewicht, Belastung am Arbeitsplatz und Fitness positiv beeinflussen. Wie zuvor beschrieben, trägt die Wirbelsäule den Körper, stabilisiert wird sie aber vor allem durch Bänder und Muskeln, auf die Du mit Sport positiv wirken kannst!

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Behandlungen rund um die Wirbelsäule?

Der anfängliche Arztbesuch beim Hausarzt zur Diagnose sowie die Therapie werden normalerweise von der Krankenversicherung gezahlt. Einige Leistungen wie Ergotherapie, oder Anpassungen in der Wohnung, um die selbstständige Mobilität zu ermöglichen, können unter Umständen beantragt werden. Für die einzelnen Leistungen und Bestimmungen solltest Du Dich bei Deiner Versicherung und dem behandelnden Arzt informieren.