Nekrose (Gewebeabsterben)

Der Begriff Nekrose bezeichnet das Absterben von Zellen, bis hin zu ganzen Gewebearealen oder Gliedmaßen, bedingt durch Toxine, Sauerstoffmangel, Erfrierungen, Verbrennungen, Verletzungen oder eine Infektion mit Krankheitskeimen. Kommt es nicht rechtzeitig zu einer Beseitigung der auslösenden Ursache, sammeln sich saure Stoffwechselprodukte im Gewebe an und es kommt zur Zerstörung von Proteinstrukturen, woraufhin der Körper mit einem Entzündungsprozess reagiert. Das Gewebe zeigt sich gerötet, geschwollen und überwärmt. Außerdem treten unverhältnismäßig starke Schmerzen im betroffenen Wundgebiet auf. Abhängig davon welches Gewebe betroffen ist, wird das betroffene Areal vom Körper abgestoßen oder bildet einen inneren Hohlraum. Ein medizinisch operativer Eingriff ist in vielen Fällen unumgänglich, um eine infektiöse Ausbreitung auf benachbarte Gewebestrukturen zu verhindern. Die Behandlung umfasst neben einer chirurgischen Abtragung auch die Gabe von Antibiotika. Wird keine frühzeitige, aggressive Therapie eingeleitet, kann eine Nekrose in einer Blutvergiftung mit Multiorganversagen enden.


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Inhaltsverzeichnis

Nekrose (Gewebeabsterben)

Was versteht die Medizin unter einer Nekrose?

Durch einen ausgedehnten Verschluss feiner, tief liegender Gefäße kommt es zu einer Minderdurchblutung des betroffenen Gewebes. Der Gefäßverschluss verursacht den Zelluntergang der Gewebsschichten und die daraus folgende Hautnekrose, die eine ideale Umgebung für eine Bakterienbesiedlung bietet. Bestimmte Bakterien, die ohne Sauerstoff gut überleben können, fördern die Bildung eines sogenannten Gangräns, auch bekannt als Wundbrand. In weiterer Folge kommt es im tieferliegenden Fettgewebe zur Anreicherung von unlöslichen Gasen und zum Befall benachbarter Strukturen.
 

Welche Formen der Nekrose gibt es?

Im Wundareal wird zwischen einer trockenen und einer feuchten Nekrose unterschieden. Die beiden Formen entstehen häufig aber nicht nur durch die Minderdurchblutung infolge einer arteriellen peripheren Verschlusskrankheit (pAVK), einer Durchblutungsstörung, die vermehrt begleitend bei Diabetes mellitus vorkommt.
 
Zunächst treten im betroffenen Wundbereich Schmerzen auf, unbehandelt, wie beispielsweise durch eine chirurgische Gefäßerweiterung, wird das minder durchblutete Gewebe schließlich gefühllos und fühlt sich taub an. Allmählich kommt es zu einer dunklen, bläulichen Verfärbung und dem Absterben der Zellschichten.
 
Wenn das abgestorbene Gewebe eintrocknet, bezeichnet man diese Form der Nekrose als ein trockenes Gangrän. Infizieren Keime das zerfallene Gewebe, so bleibt dieses eher weich und beginnt unangenehm zu riechen, hier ist die Rede von einem feuchten Gangrän.
 
Abhängig davon, welche Art des Gewebes betroffen ist, lässt sich die Nekrose noch in weitere Formen unterteilen:
 

  • Die Koagulationsnekrose ist die am häufigsten vorkommende trockene Form der Nekrose und kann in allen Geweben, außer dem Gehirn, vorkommen. Zu einer Gerinnungs- oder Koagulationsnekrose kommt es, wenn die Durchblutung eines Organs oder Gewebes nicht mehr gewährleistet ist. Ein gutes Beispiel dafür stellt der Herzinfarkt dar: Teile des Herzmuskels werden nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt und sterben in weiterer Folge ab. Die Zellbestandteile und bestimmte Eiweiße gehen sofort ins Blut über und dienen als wesentliche Entzündungsparameter im Rahmen der Herzinfarkt-Diagnostik. Gerinnungsnekrosen können aber auch andere Organe wie Leber, Milz oder die Nieren betreffen. Eine Koagulationsnekrose kann ebenso durch Verätzungen der Haut oder Schleimhaut mit einer Säure oder Lauge verursacht werden.
  • Ist das vom Zelltod betroffene Organ vorwiegend aus Fett und nur wenig Eiweiß aufgebaut, handelt es sich um eine Erweichungsnekrose, eine sogenannte feuchte Kolliquationsnekrose. Organe mit einem solchen Aufbau sind das Gehirn und die Bauchspeicheldrüse. So kann beispielsweise ein Schlaganfall oder eine schwerwiegende Entzündung der Bauchspeicheldrüse zu einer Kolliquationsnekrose führen. Das betroffene Gewebe wird weich, verflüssigt sich und die Zellüberreste mit allen flüssigen Bestandteilen sammeln sich in einem Hohlraum.
  • Von einer fibrinoiden Nekrose ist die Rede, wenn elastische Fasern oder Kollagenfasern absterben, wie es beispielweise bei einer Gefäßentzündung an den Gefäßwänden der Fall ist. Zu einer solchen Nekrose kommt es infolge einer Autoimmunreaktion, hierbei greifen Abwehrzellen das Immunsystem an und zerstören körpereigene Zellen.
  • Bei Fettgewebsnekrosen handelt es sich um den Tod von Fettzellen, unter anderem durch Traumata wie Operationen, Prellungen oder Quetschungen. Auch eine fehlerhafte Injektion von Arzneimitteln oder eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann eine Fettgewebsnekrose verursachen.
  • Knochennekrosen entstehen durch den Verschluss eines Blutgefäßes, das für die Versorgung eines bestimmten Knochenabschnittes verantwortlich ist. Infolge der Minderdurchblutung kommt es zum Knochenabbau, der jedoch ohne eine Infektion einhergeht, und eventuell sogar zum Funktionsausfall. Die Schäden können folgenlos ausheilen, aber auch zu bleibenden Beeinträchtigungen der Skelettfunktion führen.

Welche Sonderformen der Koagulationsnekrose gibt es?

Sonderformen einer Koagulationsnekrose sind die verkäsende Nekrose im Zuge einer Tuberkulose-Erkrankung und das sogenannte Gangrän. Das Gangrän, auch bekannt als Wundbrand, ist wahrscheinlich die bekannteste Form der Nekrose. Es entsteht primär bei absoluten Gefäßverschlüssen in den Beinen, wie beispielsweise einem Raucherbein oder dem diabetischen Fuß. Es kann aber auch bei schweren Formen des Dekubitus, dem fortgeschrittenen Wundliegen, zu einem solchen Wundbrand kommen. Zunächst tritt eine Gerinnungsnekrose auf, abhängig davon, ob sich das abgestorbene Gewebe verflüssigt oder abtrocknet, schwarz und lederartig wird, spricht man von einem feuchten oder einem trockenen Gangrän. Charakteristische Merkmale eines Gangräns sind Gewebeschrumpfungen und die schwärzliche Verfärbung.

Was sind die Symptome einer Nekrose?

Das primäre Merkmal einer Nekrose sind starke Schmerzen. Körperareale, die beispielsweise in Folge einer Operation oder durch eine chronische Erkrankung eine Minderdurchblutung oder Nervenstörung aufweisen, schmerzen nur bedingt oder gar nicht. Das betroffene Gewebe ist stark geschwollen, gerötet, überwärmt und neigt zu Verfärbungen der Hautoberfläche. Auch Blasenbildungen, ein Knistern im betroffenen Wundbereich oder die Entstehung von Geschwüren sind keine Seltenheit. Nekrotisiert das tiefgelegene Gewebe, so ist auch das umgebende Gewebe inklusive der angrenzenden Faszien betroffen, die Muskulatur bleibt jedoch ausgespart. Das Krankheitsbild wird von hohem Fieber, Bewusstseinsveränderungen und Herzrasen begleitet.

Welche Körperstellen sind besonders gefährdet für eine Nekrose?

Vor allem Körperstellen, wo ein starker Druck auf die Haut einwirkt, sind gefährdet für die Entwicklung einer Nekrose. Die beiden Formen der Nekrose entstehen oftmals durch eine Minderdurchblutung im Rahmen einer peripher arteriellen Verschlusskrankheit, die vermehrt als Folgeerkrankung bei langjährigem Diabetes mellitus Patienten auftritt und vor allem die Füße betrifft. Aber auch das Steißbein ist bei Immobilität eine besonders anfällige Stelle für die Ausbildung eines Wundliegegeschwürs und in weiterer Folge von Nekrosen.

Welche Ursachen hat eine Nekrose?

Ursächlich für einen solchen Zelltod sind beispielsweise ein Sauerstoffmangel als Folge von Durchblutungsstörungen, Verätzungen, Verbrennungen, Erfrierungen, Verletzungen oder Infektionen. Bewegungsbehinderungen im Zuge von chirurgischen Eingriffen, Bettlägerigkeit, starkes Übergewicht oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die eine übermäßige Immunantwort des Immunsystems unterdrücken. Der Vorgang eines Zelluntergangs mit der damit verbundenen Gewebezerstörung ist nicht umkehrbar.
 

Wie ist der Krankheitsverlauf einer Nekrose?

Die Letalität bei einer schwerwiegenden Nekrose liegt bei etwa 30%. Ein hohes Alter, verzögerte Diagnose und Behandlung, sowie eine unzureichende chirurgische Therapie verschlechtern die Prognose.

Wann sollte ich mit einer Nekrose zum Arzt gehen?

Wenn Du bei Dir selbst oder Angehörigen und Bekannten eine Wunde feststellst, die einfach nicht abheilen möchte oder sich komisch verfärbt, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei regelrechter Wundheilung sollte bereits nach wenigen Tagen ein Erneuerungsprozess der Haut einsetzen. Auch bei Bettlägerigkeit oder bei Diabetes mellitus ist es ratsam offene Verletzungen von einem Arzt anschauen zu lassen, um eine einsetzende Nekrose rechtzeitig zu erkennen. Dasselbe gilt auch für Menschen, die zur Risikogruppe für Nekrosen oder Wundheilungsstörungen gehören. Schmerzen im Bauchraum oder im Bereich der Knochen, die mehrere Tage andauern, solltest Du ebenfalls dringend abklären lassen. Wenn Du Dich krank fühlst und Dich Fieber oder Schüttelfrost plagen, ist es ebenso ratsam der Ursache auf den Grund zu gehen.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Nekrose?

Dein Arzt kann die Nekrose im Rahmen einer klinischen Untersuchung, sowie anhand einer Blut- und Wundkultur feststellen. Außerdem zeigen sich durch den Entzündungsvorgang im Röntgenbild Gasansammlungen im Weichgewebe. Nur in äußerst seltenen Fällen ist die Muskulatur mitbetroffen.

Wie lässt sich eine Nekrose behandeln?

An oberster Stelle steht die Beseitigung der auslösenden Ursache. Im Falle einer peripher arteriellen Durchblutungsstörung sollte diese gebessert oder sogar wiederhergestellt werden.
 
Die Behandlung sollte möglichst früh und in erster Linie durch chirurgische Abtragung erfolgen. In welchem Ausmaß der Arzt operieren muss und wie viel Gewebe er dabei entfernt, ist immer von der Nekrose und dem betroffenen Gebiet abhängig. Unterstützend wird Dein Arzt eine intravenöse Antibiose anordnen, um eine Infektion zu verhindern. Hier kommt es meist zu einer Kombination von zumindest zwei Präparaten, um das gesamte Bakterienkollektiv abzudecken. Blasenbildung, kleinflächige Schleimhautblutungen oder eine Infektionsausbreitung über die Blutbahn erfordern eine sofortige chirurgische Eröffnung und Abtragung.
 

 
Die Sanierung des Wundbettes sollte mittels chirurgischer Abtragung alle ein bis zwei Tage wiederholt erfolgen, um ein regelrechtes Wundmilieu zur Förderung der Heilung herzustellen. Dieses chirurgische Verfahren zur Wundreinigung bezeichnet man als Débridement. Ziel ist es auch, das abgestorbene Gewebe in den Zustand einer frischen Wunde zu bringen, um eine mögliche Infektionsausbreitung zu verhindern. In besonders schweren Fällen kann sogar die Amputation einer Extremität notwendig sein.

Welche Komplikationen können bei einer Nekrose auftreten?

Abhängig von der Ursache, dem Gesundheitszustand und der betroffenen Region können verschiedene Komplikationen und Beschwerden auftreten. Bei gesunden Menschen mit einem sonst intakten Immunsystem und einer zeitgerechten Therapie kommt es in den meisten Fällen zu keinerlei Komplikationen.
 
Sind jedoch die inneren Organe von dem Sauerstoffmangel betroffen, können dauerhafte Schäden zurückbleiben. Auch die Lebensqualität ist krankheitsbedingt deutlich vermindert. Durch oberflächliche Nekrosen können störende Narben entstehen, die das ästhetische Erscheinungsbild negativ beeinflussen können.

Welche Folgen hat eine Nekrose für Betroffene?

Eine Nekrose kann zu einer Blutvergiftung oder gar einem Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom führen. In besonders schwerwiegenden Fällen ist auch eine Amputation der betroffenen Gliedmaße notwendig.

Kann ich einer Nekrose vorbeugen?

In erster Linie solltest Du auf einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichenden körperlichen Bewegung achten. Übergewicht, Alkohol und Nikotin fördern das Auftreten von Gefäßerkrankungen und begünstigen damit Gewebsnekrosen. Außerdem haben Alkohol und Nikotin auch eine direkte negative Wirkung auf das Immunsystem und die Wundheilung. Selbst zwei Stunden nach der letzten Zigarette ist die Durchblutung im betroffenen Wundgebiet deutlich reduziert, daher solltest Du nach Operationen auf einen strikten Nikotinverzicht achten.
 
Nach chirurgischen Eingriffen oder im Rahmen einer chronischen Erkrankung ist der Nährstoffbedarf deutlich höher als sonst. Baue für eine optimale Wundheilung ausreichend Proteine und Vitamine (vor allem Vitamin C, E und A) in Deinen Speiseplan ein. Der Ernährungszustand hat einen immensen Einfluss auf die Wundheilung, daher sollte auf keinen Fall eine Mangelernährung bestehen.
 
Um ein Diabetisches Fußsyndrom, eine Komplikation des Diabetes mellitus, zu vermeiden, solltest Du bei einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel auf eine optimale Blutzuckereinstellung achten. Auch ein adäquates Schuhwerk und eine regelmäßige Inspektion der Füße sind in diesem Zusammenhang zu beachten, denn ein solches Diabetisches Fußsyndrom kann sehr schnell zu offenen Geschwüren und weiters zu gangränösen Nekrosen führen.
 

Was ist der Unterschied zwischen einer Nekrose und einer Apoptose?

Bei der Nekrose handelt es sich im Gegensatz zu einer Apoptose um einen abnormalen Gewebsuntergang. Der programmierte Zelltod, im Rahmen einer Apoptose, bezeichnet das „normale“, kontrollierte Absterben einzelner Zellen und betrifft den gesamten Organismus. Dieser Vorgang ist unter anderem ein unerlässlicher Prozess für die Zellerneuerung.

Wie viel kostet die Behandlung einer Nekrose?

Bei Standardverfahren und medizinisch indizierten Therapien musst Du in der Regel mit keinen Kosten rechnen.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Behandlung einer Nekrose?

In Österreich übernehmen die Krankenversicherungsträger alle notwendigen und zwecksmäßigen Therapien. Prinzipiell rechnet Dein behandelnder Arzt/Ärztin oder das zuständige Krankenhaus direkt mit der Krankenkasse ab, bei einzelnen Sozialversicherungsträgern kann jedoch ein Selbstbehalt für Dich anfallen.