Gasbrand

Der Gasbrand gilt als eine der gefürchtetsten bakteriellen Wundinfektionskrankheiten, da er sich nicht nur rasch ausbreitet, sondern auch mit sehr schwerwiegenden Krankheitszuständen bis hin zum Organversagen und Tod einhergehen kann. Zum Glück handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die allerdings vor allem in Kriegssituationen in der Vergangenheit zu zahlreichen Toten geführt hat.


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Gasbrand

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Was versteht die Medizin unter einem Gasbrand?

Beim Gasbrand handelt es sich um eine eher seltene Erkrankung, die durch Bakterien aus der Gruppe der Clostridien ausgelöst wird und unbehandelt zum Tod führt. Am häufigsten ist eine Infektion auf das sogenannte Clostridium perfringens zurückzuführen.

Was sind die Ursachen eines Gasbrands?

Clostridien sind toxin- und sporenbildende Bakterien, die anaerob (im sauerstoffarmen Gewebe) leben. Clostridien kommen überall auf der Welt, vor allem aber im Boden und im Wasser, vor. Auch sind sie Bestandteil der menschlichen Haut und des Darms. Während sie im gesunden und normal durchbluteten Gewebe harmlos sind, werden sie bei Änderung des Sauerstoffmilieus pathogen, vermehren sich und bilden Toxine aus, die für die gravierenden Symptome und für die Aufrechterhaltung der Gewebebedinungen verantwortlich sind. Solche Änderungen des Sauerstoffmilieus geschehen bei Verletzungen, Kompressionen und Entzündungen im Gewebe, so zum Beispiel bei Wunden an der Haut oder minderdurchblutungs Erscheinungen im Magen-Darm-Trakt, wobei in diesem Fall die Bakterien über den Darm ins Blut und weiter in die Muskulatur gelangen.

Wie sehen die Symptome bei einem Gasbrand aus?

Erste Symptome treten nach nur sehr kurzer Inkubationszeit von 5 Stunden bis maximal 3 Tagen auf und entwickeln sich dann sehr rasch und fulminant. Bei einem Gasbrand einer Hautwunde kommt es in der Regel zu starken, deutlich zunehmenden Wundschmerzen, Anschwellen des Bereichs um die Wunde und einer ausgeprägten bläulichen Verfärbung. Die Bakterien bilden ein Gas (daher auch der Name), weshalb es zur Blasenbildung der Haut kommt und bei Betasten der Wunde knisternde Geräusche wahrnehmbar sind. Im fortgeschritteneren Stadium sondert die Wunde ein schwarz-bräunliches Sekret ab.

Welche Folgen hat der Gasbrand für die Betroffenen?

Die Folgen für Betroffene sind schwerwiegend, was vor allem an der raschen Ausbreitung der Infektion liegt. Gasbranderreger bilden Toxine, die zum einen CO2 bilden und dadurch das sauerstoffarme Milieu aufrechterhalten, wodurch sie sich nur umso rascher ausbreiten können, und zum anderen weiße und rote Blutkörperchen angreifen und zerstören, was einerseits die natürliche Immunabwehr des Körpers unmöglich macht und zum anderen zu Thromben und Verschlüssen der Blutgefäße führt.

Die Durchblutungsstörungen sorgen dafür, dass betroffenes Gewebe abstirbt und auch innere Organe ihre Funktionen auf Dauer nicht aufrechterhalten können, weshalb eine rasche Intervention nur umso wichtiger ist, bevor es zur Sepsis (Blutvergiftung) und Schocksymptomen (Abfall des Blutdrucks, Steigerung des Puls, Organversagen) kommt.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Gasbrand?

Ein erster Verdacht auf Gasbrand entsteht durch die Kombination aus schwerwiegenden Symptomen und dem Aussehen beziehungsweise der schnellen Ausbreitung der Wunde. In jedem Fall wird bei einem Verdacht sofort mit einer adäquaten Therapie begonnen, während gleichzeitig weitere diagnostische Maßnahmen zur Absicherung durchgeführt werden. Solche sind beispielsweise ein direkter Erregernachweis durch Wundabstrich oder Gewebeentnahme aus der betroffenen Muskulatur. Die Bakterien können unter dem Mikroskop dadurch dargestellt werden.

 

Bei Gasbrand-Infektionen, die nichts an einer äußerlich sichtbaren Wunden entstehen, sondern sich über den Darm ausbreiten, ist für eine schnelle Diagnose zusätzlich ein Röntgen hilfreich, das eine sogenannte “gefiederte”, also von Luft- und Gasarealen durchzogene,  Muskulatur zeigt.

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Betroffen sind am häufigsten Personen mit ausgedehnten entzündeten oder gequetschten Weichteilverletzungen, bei denen die beschriebenen Mechanismen zur Keimvermehrung leicht stattfinden können. Infektionen des Darms betreffen vor allem Patienten mit minderdurchblutungs Erscheinungen oder nach großen Darmoperationen.

Gibt es auch nicht-operative Behandlungen?

Wichtigste nicht-operative Maßnahme ist die hochdosierte Antibiotikagabe. Meist werden mehrere Präparate kombiniert, um den Erreger und etwaige Mischinfektionen zu bekämpfen. Eine weitere empfohlene Maßnahme ist – sofern im Krankenhaus vorhanden – eine Sauerstoffüberdruckkammer. In dieser wird ein sauerstoffreiches Milieu geschaffen, indem die Keime wiederum nicht überlebensfähig sind.

Eine solche Therapie scheitert allerdings oft nicht nur aufgrund der nicht vorhandenen Verfügbarkeit, sondern auch aufgrund des sehr schlechten Zustands der Patienten. Die schnelle Ausbreitung der Infektion führt nämlich rasch zum Kreislaufzusammenbruch und zur Schocksymptomatik, weshalb eine intensivmedizinische Betreuung notwendig ist.

Wann muss operiert werden?

Eine operative Entfernung des infizierten Gewebes stellt in vielen Fällen die einzige lebensrettende Maßnahme dar. Je nachdem wie stark sich der Erreger ausbreiten konnte, kann im schlimmsten Falle sogar eine Amputation von Extremitäten notwendig sein.

Wie verläuft der Eingriff bei einem Gasbrand?

Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose, in vielen Fällen befinden sich die Patienten aufgrund ihres Zustands schon in Intensivüberwachung und Sedierung. Die Wunden werden in erster Linie chirurgisch eröffnet, wodurch eine Druckentlastung des Gewebes geschieht und infolge eine höhere Durchblutungsrate begünstigt wird. Es wird ein sogenanntes Wunddébridement durchgeführt, also eine Entfernung des nekrotischen und infizierten Gewebes unter spülenden Maßnahmen. Im Rahmen eines solchen Débridements werden zudem absichtlich kleinere Wunden gesetzt, um die Durchblutung anzuregen und so die Heilung des Gewebes zu fördern. Sind Infektion und Nekrosen sehr ausgeprägt wird der Chirurg im schlimmsten Fall die Entscheidung einer Amputation treffen müssen – Grundsatz ist, dass lebenserhaltende Maßnahmen stets vor kosmetischen Ergebnis stehen.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Das wohl größte Risiko einer Gasbrandinfektion ist zu versterben. Die Letalität (= Sterberate) liegt unbehandelt bei 100% und erreicht sogar trotz Behandlung bis zu 50 %. Grund ist die rasche Ausbreitung und das Übergehen des Erregers ins Blut, was zu einer Sepsis und nachfolgenden Kreislauf- und Organversagen führt. Weitere Komplikationen variieren je nach Ausbreitung der Wunde und notwendigen Eingriff.

Wie kann man den Gasbrand vorbeugen?

Eine Vorbeugung im eigentlichen Sinne ist eher schwierig, da sich die Tatsache, ob der Erreger zu einer Infektion führt oder nicht, wenig bis nicht beeinflussen lässt. Was allerdings durchaus beeinflusst werden kann, ist der Verlauf. Eine frühzeitige Erkennung kann ausgedehnte operative Eingriffe und die Gefahr eines septischen Schocks mit Kreislaufversagen durchaus eindämmen. Größere Wunden nach Unfällen, bei denen die Möglichkeit besteht, dass Gewebe abgedrückt und damit die Sauerstoffzufuhr verringert wird, sollten unbedingt im Krankenhaus behandelt werden. Treten bei einer Wunde verstärkt Schmerzen auf oder beginnt sich die Wunde zu verfärben, ist ebenfalls ein rascher Arztbesuch nötig. Vor allem Diabetiker und Personen mit Wundheilungsstörungen oder bereits stattgefundenen atherosklerotischen Verschlüssen sollten besonders achtsam sein.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Ja! Da es sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung und medizinisch absolut notwendige Maßnahmen handelt, werden medikamentöse und operative Therapie, intensivstationärer Aufenthalt und Nachsorge von der Krankenkasse übernommen.