Addison-Krankheit (Morbus Addison)

Die Nebennierenrinden-Insuffizienz oder Addison-Krankheit ist in der Bevölkerung weitgehend unbekannt. Auch mit der Nebenniere selbst können wohl nur die wenigsten etwas anfangen. Dabei bildet der Körper hier wichtige Hormone, die Antrieb und Leistungsfähigkeit sichern. Was passiert, wenn die Nebenniere versagt, erfährst Du in diesem Artikel.


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Addison-Krankheit (Morbus Addison)

Hinweis: Dieser Beitrag dient zur Information über die Addison-Krankheit. Es ist jedoch möglich, dass einzelne der hier aufgeführten Leistungen noch nicht von unseren Ärzten angeboten werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Dir bald für weitere Behandlungsfelder einen Spezialisten bieten zu können. Bei Fragen zu unserem Leistungsspektrum kannst Du Dich gerne jederzeit bei uns melden!

Was versteht die Medizin unter der Addison-Krankheit?

Die Medizin versteht unter dem Begriff Morbus Addison eine Erkrankung, die auf eine Unterfunktion der Nebennierenrinde zurückgeht. Um aber zu verstehen, was das für den Körper bedeutet, muss man sich zunächst über die Funktion des Organs im Klaren werden. Die Nebenniere, die am oberen Pol der Niere liegt, produziert verschiedene Hormone. In ihrer Rinde stellt der Körper eines der prominentesten her: Kortisol, das Stresshormon. In Übermaßen tut Kortisol dem Körper nicht gut. Eine gewisse Menge dieses Hormons benötigt er aber, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und lebenswichtige Funktionen zu erfüllen. Unter anderem hemmt Cortison Entzündungen, hebt den Blutdruck an und setzt Energie in Form von Zucker frei. Außerdem bildet der Körper in der Nebennierenrinde auch Aldosteron, ein Hormon mit wichtigem Einfluss auf die Regulation des Wasserhaushalts im Körper. Ist die Nebennierenrinde geschwächt, so produziert sie weniger dieser lebenswichtigen Hormone. Die Folgen dessen zeigen sich durch komplexe Vorgänge im ganzen Körper.

Welche Ursachen gibt es für die Addison-Krankheit?

Die Ursachen des Morbus Addison sind vielfältig. In achtzig bis neunzig Prozent der Fälle löst jedoch ein autoimmunologischer Prozess die Erkrankung aus. Als Autoimmunerkrankungen bezeichnen Mediziner Krankheiten, im Laufe derer das eigene Immunsystem Organe angreift und Zellen zerstört. Warum manche Menschen zu Autoimmunerkrankungen neigen, konnten Wissenschaftler noch nicht vollständig klären. Die Genetik spielt allerdings eine entscheidende Rolle.

Durch Angriff des eigenen Immunsystems auf die Nebennierenrinde stirbt im Fall des Morbus Addison wichtiges Gewebe ab. Betroffene sind dann nicht mehr in der Lage ausreichend Kortisol und Aldosteron zu produzieren. Die Addison-Krankheit kann in seltenen Fällen auch durch andere Erkrankungen verursacht werden. Unter anderem lösen Infektionen wie Tuberkulose durch einen Befall der Nebennierenrinde einen Hormonmangel aus. Und auch Tumore der Nebennierenrinde oder Metastasen können die hormonproduzierenden Zellen der Nebennierenrinde verdrängen und so Morbus Addison verursachen. Sehr selten führen zudem sogenannte Amyloidosen, bei denen sich schädliche Eiweiße in vielen Geweben des Körpers einlagern, zu der Erkrankung.

Leiden Kinder unter Morbus Addison, so liegt dem zumeist eine genetische Störung zugrunde. Die häufigste dieser Störungen ist die sogenannte kongenitale Nebennierenhyperplasie, bei der die Nebennierenrinde nur Vorstufen von Kortisol, Aldosteron oder beiden Hormonen produzieren kann.

Welche Symptome treten bei der Erkrankung auf?

Da die in der Nebennierenrinde produzierten Hormone Einfluss auf den ganzen Körper nehmen, treten bei Morbus Addison unterschiedlichste Symptome auf. Zu Beginn macht sich bei Betroffenen vor allem der Mangel des Stresshormons Kortisol bemerkbar. Zunächst geben Patienten daher häufig Schwäche, Müdigkeit und Einbußen in der Leistungsfähigkeit an. Auch Schwindel und andere Symptome niedrigen Blutdrucks wie Kopfschmerzen und das sogenannte ‚Umkippen‘ zählen zu den frühen Symptomen.

Nach und nach wird zudem die Haut von Patienten gebräunter. Dies geschieht durch einen Prozess im Gehirn: Dort schüttet der Körper bei Kortisol-Mangel ein Hormon aus, das die Kortisol-Produktion steigern soll. Bei seiner Bildung nimmt aber auch das Melanin im Körper zu, der Stoff, der sich in der Haut bei vermehrter Sonneinstrahlung ablagert und diese bräunt. Aus diesem Grund ist die Addison-Krankheit auch als ‚Bronzekrankheit‘ bekannt. Patienten leiden außerdem häufig an Untergewicht, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie schließlich Austrocknung durch das Hormonungleichgewicht. Außerdem berichten Betroffene häufig von verstärktem Kälteempfinden.

Weil vor allem die anfänglichen Symptome des Morbus Addison sehr unspezifisch sind, diagnostizieren Ärzte bei Betroffenen nicht selten zunächst eine psychiatrische Erkrankung.

Wie wird die Addison-Krankheit diagnostiziert?

Die Diagnose stellen Mediziner anhand von spezifischen Blutergebnissen. Zielführend sind hierbei zunächst die Elektrolyte Natrium und Kalium, die durch den Mangel am Hormon Aldosteron ins Ungleichgewicht geraten. Außerdem lassen sich im Blut auch die Werte des Hormons Kortisol selbst bestimmen. Ist dies bei gleichzeitiger Erhöhung des kortison-stimulierenden Hormons ACTH vermindert, deutet alles auf einen Morbus Addison hin. Um die Ursache der Addison-Krankheit festzustellen, können Ärzte das Blut auf Nebennierenrinden-Antikörper untersuchen. Diese sind Bestandteile des Immunsystems und deuten auf eine Autoimmunerkrankung hin.

Wer ist am häufigsten von der Addison-Krankheit betroffen?

Als es noch keine angemessene Therapie gegen Tuberkulose gab, litten vor allem Männer unter Morbus Addison. Die Tuberkulose befiel in vielen Fällen auch die Nebennieren. Durch die guten Therapiemöglichkeiten tritt die Tuberkulose heute – zumindest in westlichen Ländern – nur noch selten auf. Daher betrifft die Erkrankung heutzutage mehr Frauen als Männer, da sie häufiger unter Autoimmunerkrankungen leiden.

Wie verläuft Morbus Addison?

Der Morbus-Addison äußert sich zunächst lediglich durch die Anfangssymptome wie Schwäche und Leistungseinbußen, die häufig nicht als Symptome erkannt werden. Anderweitig gesunde Patienten können den Hormon-Mangel über lange Zeit gut ausgleichen. Kommen allerdings viel Stress oder Infekte hinzu, erleiden Betroffene eine sogenannte adrenerge Krise, die auch als Addison Krise bekannt ist.

Was ist eine Addison-Krise?

Der gesteigerte Bedarf an in der Nebennierenrinde produzierten Hormonen, beispielsweise im Rahmen von anderen Erkrankungen, kann zu einer Addison-Krise führen. Hierbei kann der Körper nicht länger den Mangel an Kortisol und Aldosteron ausgleichen, was zu einer lebensbedrohlichen Situation führt. Eine Addison-Krise zeichnet sich durch rapiden Blutdruckabfall ab, wodurch unter Umständen wichtige Organe wie Herz und Niere nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Patienten können zudem schläfrig und nur schwer erweckbar sein. Auch starkes Erbrechen und Durchfall treten in dieser Phase, zusammen mit Blutzuckerabfall und starken Bauchschmerzen auf. Weil Patienten im Rahmen der Addison-Krise kreislaufinstabil sind, müssen Ärzte sie dann auf einer Intensivstation versorgen. Dies gewährleistet, dass sie lebensgefährliche Blutdruck- und Blutzuckerabfälle rechtzeitig erkennen und behandeln können.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung der Addison-Krankheit erfolgt durch die ergänzende Gabe der fehlenden Hormone als Tabletten. Kortisol kann man medikamentös durch Hydrokortison oder Prednison ersetzen. Die Einnahme sollten Betroffene hierbei über den Tag verteilen. Denn natürlicherweise folgt die Kortisol-Ausschüttung im Körper einer sogenannten zirkadianen Rhythmik, sie passt sich also unserem Schlaf-Wach-Rhythmus an. Im Regelfall nehmen Patienten die Hälfte der Kortisol-Dosis am Morgen und verteilen die restliche Dosis über den Tag. Bei Schlafproblemen oder Leistungsschwäche sollte man die Einnahme allerdings individuell anpassen. Aldosteron kann man durch das Medikament Fludrokortison ersetzen. Die Blutwerte der Hormone sollte der behandelnde Arzt unter der Therapie regelmäßig überprüfen, um mögliche Über- oder Unterdosierungen zu vermeiden. Patienten können außerdem auch regelmäßig ihren Blutdruck messen. Ist dieser zu niedrig, so deutet dies auf eine Unterdosierung der Medikamente hin, ist er zu hoch, sollte man im Zweifel die Menge des Fludrokortison reduzieren.

Bei einer Addison-Krise müssen Patienten sofort Hydrokortison als Infusion sowie Flüssigkeit erhalten. Zudem sollte man sie schnellstmöglich auf die Intensivstation verlegen, um bei lebensbedrohlichen Zuständen reagieren zu können.

Kann ich Morbus Addison vorbeugen?

Eine Vorbeugung von Morbus Addison ist aufgrund der Entstehung dieser Erkrankung nicht möglich.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen in der Regel alle Kosten, die im Rahmen der Therapie des Morbus Addison entstehen. Bei alternativ-medizinischen Methoden sollten Betroffene allerdings in jedem Fall vorher mit der Krankenkasse klären, was diese übernimmt.