Klitorishypertrophie

Klitorishypertrophie, Megaloklitoris oder Klitoromegalie - all diese kompliziert klingenden Begriffe beschreiben eine Veränderung des weiblichen Genitals – nämlich eine Vergrößerung des Kitzlers. Für betroffene Frauen kann dies mitunter eine starke psychische Belastung darstellen und somit zur Beeinträchtigung der Sexualität führen.


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Inhaltsverzeichnis

Klitorishypertrophie


Was versteht die Medizin unter einer Klitorishypertrophie?

Die Klitorishypertrophie ist als eine abnorme Vergrößerung des Kitzlers definiert, in der medizinischen Fachsprache auch als Klitoris bezeichnet. Die von außen sichtbaren Anteile der Klitoris umfassen eine Eichel und eine sie ganz oder teilweise bedeckende Vorhaut, die zusammen etwa erbsengroß sind. So wie andere Körperteile des Menschen individuell verschieden sein können, variiert auch die Größe der Klitoris von Frau zu Frau. Unterschiedliche Studien geben daher ungleiche Werte für die normale Größe der weiblichen Klitoris an.

In einer Studie aus dem Jahr 2016 haben Brodie und weitere Wissenschaftler die äußeren Genitalien von 58 Patientinnen unterschiedlichen Alters gemessen. Basierend auf diesen Daten diagnostizieren Mediziner die Klitoromegalie, wenn die Breite der Eichel bis zum dritten Lebensjahr eine Breite von fünf Millimetern überschreitet und die Länge der Vorhaut einen Wert von über 12,6 Millimetern annimmt. Im Alter von 13 bis 16 Jahren liegen die Maximalwerte für die Breite der Eichel bei acht Millimeter und für die Länge der Vorhaut bei 27,4 Millimetern.

Was sind die Ursachen?

Eine Vergrößerung der Klitoris entsteht in den meisten Fällen durch eine bestehende Grunderkrankung und einen damit verbundenen Überschuss an männlichen Hormonen, sogenannten Androgenen. Beim adrenogenitalen Syndrom (AGS), das oftmals bereits bei Geburt vorliegt, besteht eine Störung in der Produktion von Steroidhormonen in der Nebennierenrinde. Hierbei bildet sich nur wenig oder gar kein Cortisol, sondern es entstehen stattdessen vermehrt männliche Hormone.

In der Folge kann es bei Mädchen zu einem Pseudohermaphroditismus kommen, das durch eine Vermännlichung des äußeren Erscheinungsbildes gekennzeichnet ist. Betroffene Mädchen können beispielsweise unter einem Bartwuchs oder unter einer Klitorishypertrophie leiden. Das adrenogenitale Syndrom kann jedoch auch erst im Erwachsenenalter auftreten, zum Beispiel durch einen Tumor in der Nebennierenrinde.

Weitere Erkrankungen, die zu einer Klitoromegalie führen können, sind unter anderem das Fraser-Syndrom, Cushing-Syndrom, Turner-Syndrom, polyzystisches Ovarialsyndrom und die Neurofibromatose. Antibiotika führt ebenfalls zu einer Verschiebung des Hormonhaushalts. Von einer Pseudo-Klitorishypertrophie sprechen Mediziner, wenn die Vergrößerung aus wiederholten mechanischen Reizungen resultiert. In manchen Fällen ist eine Klitorishypertrophie hingegen gewünscht, zum Beispiel im Vorfeld einer geschlechtsangleichenden Operation durch eine Testosterontherapie.

Wie sehen die Symptome aus?

Charakteristisches Symptom ist eine starke Vergrößerung der Klitoris, die in einigen Fällen wie ein kleiner Penis aussehen kann. Je nach Grunderkrankung kann es auch zu anderen männlichen Ausprägungen kommen, beispielsweise zu einem Bartwuchs.

Welche Folge kann die Erkrankung haben?

Viele betroffene Frauen empfinden ein Schamgefühl durch die Fehlbildung des Genitals und leiden vor allem psychisch darunter. Somit kann auch das Sexualleben beeinträchtigt sein. Daneben können ebenfalls körperliche Probleme bestehen, zum Beispiel beim Tragen enger Kleidung oder beim Fahrradfahren.

Wann ist eine Operation sinnvoll und wann nicht?

Können Mediziner eine Klitorishypertrophie bereits unmittelbar nach der Geburt diagnostizieren, sollte aus ethischen Gründen eine eventuell gewünschte Operation erst im Erwachsenenalter erfolgen. Dadurch hat die Betroffene selbst die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, ob sie eine Korrektur vornehmen lassen möchte. Wir empfehlen Dir zudem, Dich nicht von vermeintlichen Schönheitsidealen zu einer Operation verleiten zu lassen, wenn Du Dich selbst durch das Aussehen Deiner Klitoris nicht beeinträchtigt fühlst.

Was passiert vor einer Operation?

Vor einer Operation findet ein Beratungsgespräch mit Deinem behandelnden Mediziner statt, in dem Du Deine Wünsche in Bezug auf die Korrektur Deiner Klitoris äußern kannst. Anschließend vermisst der Arzt in einer körperlichen Untersuchung, wie viel Haut und Gewebe er entfernen muss, um ein optimales Ergebnis erzielen zu können.

Was muss ich vor dem Eingriff beachten?

Mindestens sieben Tage vor dem geplanten medizinischen Eingriff solltest Du auf Medikamente verzichten, die die Blutgerinnung beeinflussen. Dazu zählen unter anderem Aspirin und Marcumar. Wenige Stunden vor der Operation ist die Einnahme eines Schmerzmittels und eines Antibiotikums erforderlich, die Du meist im Vorfeld von Deinem Arzt bekommen hast. Des Weiteren solltest Du beachten, dass Dein Schambereich für die Behandlung vollkommen rasiert sein sollte. Falls die Operation unter Vollnarkose stattfindet, ist es notwendig, am Tag des Eingriffs nüchtern zu sein.

Während welchem Zyklus kann die Operation stattfinden?

Es spielt keine Rolle, in welcher Phase des weiblichen Zyklus Du Dich während der Operation befindest. Wichtig ist jedoch, etwa zwei Wochen nach dem Eingriff kein Tampon, sondern stattdessen eine Binde zu verwenden.

Welche verschiedenen Techniken/ Methoden gibt es?

Bei einer operativen Korrektur der Klitoris können verschiedene Methoden zum Einsatz kommen.

Klitorisverkleinerung

Eine Klitorisverkleinerung führen Mediziner bei einer zu großen Klitoris oder einer zu weit nach vorne ragenden Klitorisspitze durch. Ziel hierbei ist es, einen Teil des Klitorisschafts unter das Hautniveau zu versenken und dadurch die Klitoris zu verkleinern. Die Empfindlichkeit ist nach der Behandlung unverändert, da es zu keiner Beeinträchtigung von Nerven und Gefäßen kommt.

Klitorismantelstraffung

Bei dieser Methode erfolgt eine Verkleinerung der überschüssigen Haut um und oberhalb der Klitoris, nicht jedoch der Klitoris selbst. Durch den Eingriff fügt sich die Klitoris optisch besser in die Schamlippen ein und ist ebenso leichter stimulierbar.

Klitorisrepositionierung

Bei manchen Frauen ist die Klitoris nicht vergrößert, sondern so ungünstig gelegen, dass sie keine ausreichende Stimulation erfährt. Bei der Klitorisrepositionierung kann der Chirurg die Klitoris bis zu zwei Zentimeter in Richtung Scheideneingang verlagern, was zu einer besseren Stimulation führt. Liegt bei Dir ausschließlich eine Klitorishypertrophie vor, solltest Du die beiden erstgenannten Verfahren in Betracht ziehen.

Wie genau verläuft der Eingriff?

Üblicherweise erfolgt eine Korrektur der Klitoris unter Lokalanästhesie. Falls von Dir gewünscht, ist jedoch auch eine Vollnarkose möglich. Die Behandlung findet meist ambulant statt und die Dauer des Eingriffs beträgt etwa 90 Minuten. Bei einer Klitorismantelstraffung desinfiziert der Mediziner zu Beginn der Behandlung den Intimbereich. Danach entfernt er anhand von den zuvor eingezeichneten Schnitten das überschüssige Gewebe des Klitorishäutchens. Hierbei kommt eine Art Laserskalpell, auch als Radiochirurgiegerät bezeichnet, zum Einsatz. Dieses operative Gerät erlaubt eine präzise, blutungsarme und gewebeschonende Operation. Abschließend verschließt er die Schnittränder mit feinen, selbstauflösenden Nähten. Ungefähr ein bis zwei Stunden nach dem Eingriff kannst Du die Klinik in Begleitung verlassen.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Nach der Operation können eine Schwellung und ein leichter Bluterguss auftreten, die allerdings nach wenigen Tagen zu einem Großteil abgeklungen sind. Schmerzen treten selten auf, mitunter besteht jedoch in der ersten Nacht nach der Operation ein leichtes brennendes Gefühl. Weitere mögliche Komplikationen sind Nachblutungen, Gefühlsstörungen, Wundheilungsstörungen, Infektionen und eine auffällige Narbenbildung. Bei fachmännisch korrekt ausgeführter Operation ist die Empfindsamkeit in der Regel nicht beeinträchtigt.

Was muss ich nach der Behandlung beachten?

Unmittelbar nach der Operation solltest Du auf eine Kühlung der Genitalregion und eine allgemeine Schonung achten. Daher ist es ratsam, danach nicht selbst mit dem Auto zu fahren. Am nächsten Tag finden oftmals bereits eine Nachkontrolle und ein Verbandswechsel statt. Sitzbäder sind in einigen Fällen wohltuend und schmerzlindernd. Das Antibiotikum solltest Du wie auf dem Beipackzettel beschrieben bis zum Ende einnehmen, das Schmerzmittel mindestens bis zum zweiten postoperativen Tag.

Duschen kannst Du wieder ab dem vierten Tag. Ratsam ist es allerdings, vorerst nur handwarmes Wasser und ganz milde Seife zu verwenden. Durch Verwendung selbstauflösender Fäden ist kein Fadenzug notwendig. Sportliche Aktivitäten, die den Intimbereich reizen könnten, wie zum Beispiel Radfahren, Reiten oder Joggen, solltest Du in den ersten sechs Wochen vermeiden. Auch Sauna-Besuche sind in diesem Zeitrahmen nicht empfehlenswert.

Kann es zu Gefühlseinschränkungen kommen?

In der Regel bestehen keine Gefühlseinschränkungen, da eine Leitung der Klitoris versorgenden Nerven nicht oberflächlich unter der Haut, sondern tiefer liegend über das Schambein erfolgt. Patientinnen beschreiben teilweise ein wenig ausgeprägtes pelziges Gefühl, das sich jedoch im weiteren Verlauf zurückbildet.

Wann kann ich das endgültige Ergebnis sehen?

Ein Großteil der Schwellung – etwa 80 Prozent – ist nach ungefähr sechs Wochen abgeklungen. Restschwellungen können bis zu einem halben Jahr bestehen, sind meistens aber kaum sichtbar.

Wann kann ich nach der Operation wieder Geschlechtsverkehr haben?

Nach etwa sechs Wochen kannst Du wieder Geschlechtsverkehr haben. Zwar tritt der Wundverschluss bereits eher ein, jedoch können die Wunden in diesem Zeitraum durch mechanische Belastung wieder aufreißen, da sie noch nicht sehr stabil sind.

Ist immer eine Operation notwendig?

Besteht eine Grunderkrankung, die für eine Klitorishypertrophie ursächlich ist, sollte eine Behandlung dieser als erste medizinische Maßnahme erfolgen. Beim adrenogenitalen Syndrom kann Dir der Mediziner Tabletten verschreiben, die die Hormone enthalten, welche die Nebennierenrinde nicht selbst herstellen kann. Ziel hierbei ist es, wieder ein Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Hormonen zu erreichen.

Beim polyzystischen Ovarialsyndrom besteht die Möglichkeit, eine kombinierte Anitbaby-Pille einzunehmen, was ebenfalls zu einer Wiederherstellung des Hormongleichgewichts führt. Des Weiteren kann hierbei eine Behandlung begünstigender Faktoren, zum Beispiel Diabetes mellitus und Übergewicht, erfolgen. Im weiteren zeitlichen Verlauf kann ein Mediziner beurteilen, wie stark sich die Klitorishypertrophie zurückgebildet hat. Konnte die hormonelle Therapie keine optischen Veränderungen erzielen, ist eine operative Verkleinerung der Klitoris ratsam.

Mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Die genauen Kosten lassen sich nicht nennen, da es immer darauf ankommt, Operationstechnik Du Dich entscheidest. In den Kosten inbegriffen sind unter anderem ebenfalls das Vor- und Nachsorgegespräch, der Krankenhausaufenthalt, Medikamente und Materialien, welche während des Eingriffs Anwendung finden und auch die Kosten für den Operationssaal.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die anfallenden Kosten für eine Klitoriskorrektur nicht, da es sich hierbei um keinen medizinisch notwendigen Eingriff handelt.