Zwischen Kopf und Erektionsstörungen gibt es häufig einen Zusammenhang. Denn das Gehirn fungiert als wichtige „Schaltzentrale der Lust”, übersetzt also die körperlichen Reize in sexuelle Erregung, indem es Impulse an die Geschlechtsorgane weiterleitet. Sobald auch nur ein Schritt des komplexen Vorgangs nicht funktioniert, können Erektionsprobleme auftreten. Dies geschieht unter anderem auch bei Stress, der auf das Gefühlsleben und den geistigen Zustand einwirkt und Nervenimpulse beeinflusst. Daher können starke Gefühle und Empfindungen wie Angst, Trauer oder depressive Verstimmungen eine „Blockade” verursachen, die zu Erektionsproblemen führt.
Der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung besteht darin, offene Gespräche zu führen. Leiden Männer aufgrund ihrer Erektionsstörungen unter Verlassens- oder Versagensängsten, sollten sie mit ihrer Lebensgefährtin über diese Gefühle sprechen. Oftmals nimmt bereits eine aufrichtige Aussprache einen Teil der Angst und bildet die Basis für ein gesundes, gemeinsames Liebesleben.
Um die psychischen Barrieren endgültig abbauen zu können, ist ein Arztbesuch unumgänglich. Denn nur Mediziner*innen können organische Ursachen, die eine Erektionsstörung auslösen können, ausschließen und eine zielgerichtete Therapie einleiten. Deutet der Befund unmissverständlich auf eine psychische Ursache hin und sind körperliche Faktoren ausgeschlossen, kann eine Psycho- oder Sexualtherapie sinnvoll sein. Eine solche Therapie setzt bei den Ursachen, die unmittelbar mit der Sexualität des Mannes zusammenhängen, an. In Gespräch- oder Verhaltenstherapien lernen die Betroffenen, mit etwaigen Versagensängsten und Leidensdruck richtig umzugehen. Mitunter wird auch die Partnerin im Rahmen einer Paartherapie in diesen Prozess einbezogen.
Patienten können ergänzend oder unabhängig von der Paar- oder Sexualtherapie eigenständige Maßnahmen ergreifen, um die Symptome der erektilen Dysfunktion abzumildern. Da sich Körper und Psyche gegenseitig ergänzen, ist es wichtig, ein ganzheitliches Wohlbefinden zu erzeugen. Für Patienten, die mit Vorerkrankungen vorbelastet sind oder einer ungesunden Lebensweise nachgehen, führt deshalb häufig kein Weg an einem Lebenswandel vorbei. Körperliche Bewegung und Sport, aber auch Meditationen sind erste Schritte, um die körperliche und mentale Gesundheit wiederherzustellen. Eine gesunde Ernährung ist ebenso wichtig, um die zurückerlangte Vitalität beibehalten zu können. Ferner sollten betroffene Patienten ihren Alkoholkonsum reduzieren, um belastbarer und agiler agieren zu können.
Es bleibt Betroffenen außerdem überlassen, auf natürlichem Wege gezielt etwas zur Potenzsteigerung beizutragen. Eine Maßnahme ist beispielsweise das Beckenbodentraining, das sich durchblutungsfördernd auswirkt. Daneben sollen einige Hausmittel eine potenzsteigernde Wirkungsweise entfalten, wenngleich wissenschaftliche Belege zu dieser Annahme bisher fehlen:
Mitunter versprechen die natürlichen Potenzmittel mehr, als sie leisten können. Deshalb sollten betroffene Patienten bestimmte Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel keinesfalls überdosieren und es zudem vermeiden, vermeintliche „Wundermittel” aus dem Internet zu bestellen. Solche Produkte sind nicht nur wirkungslos, sie bringen auch unkalkulierbare Risiken für Gesundheitsschäden mit sich. Als besonders gefährlich gelten beispielsweise Mittel wie „Rammbock” oder die „Spanische Fliege”, die teilweise toxische Stoffe enthalten. Auch das Risiko für Wechsel- oder Nebenwirkungen in Zusammenspiel mit anderen Medikamenten ist vorhanden. In erster Linie sollten Betroffene ohnehin an den psychischen Ursachen arbeiten und einen gesunden Lebensstil pflegen. Da viele psychisch verursachte Erektionsstörungen vorübergehender Natur sind, lässt sich die Negativspirale auf diese Weise durchbrechen.
Dass auch gesunde junge Männer gelegentlich an Erektionsstörungen leiden, muss zunächst einmal nichts Ungewöhnliches sein. Behandlungswürdig wird eine Erektionsstörung, die in der medizinischen Fachsprache „erektile Dysfunktion” genannt wird, immer dann, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg besteht. Neben organischen Ursachen können psychische Faktoren für die Probleme verantwortlich sein. Schätzungsweise bei 10 Prozent der Betroffenen lösen sie die Erektionsprobleme aus. Auch Depressionen können sich wechselseitig mit erektilen Dysfunktionen bedingen und diese verstärken.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
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