Hodenhochstand

Bei einem Hodenhochstand handelt es sich um eine Fehlbildung des Geschlechtsapparats. Dabei liegt mindestens ein Hoden nicht im Hodensack vor. Wenn dies unbehandelt bleibt, kann es bei Erwachsenen auch zu einer Zeugungsunfähigkeit führen oder im schlimmsten Fall auch die Ursache eines im Jugend- oder Erwachsenenalters auftretenden bösartigen Hodentumors sein. Daher wird ein Hodenhochstand meist schon im ersten Lebensjahr behandelt.


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Zuletzt aktualisiert: 15. September, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Bei einem Hodenhochstand handelt es sich um eine Fehlbildung des Geschlechtsapparats, bei der sich entweder ein oder beide Hoden nicht im Hodensack befinden


Eine Hodenretention ist nicht schmerzhaft und zeigt somit auch keine Symptome


Von einem Hodenhochstand sind vor allem häufig Frühgeborene betroffen


Um die Lageanomalie des Hodens zu behandeln, steht entweder eine medikamentöse oder operative Behandlungsmethode zur Verfügung

Was versteht die Medizin unter einem Hodenhochstand?

Ein Hodenhochstand wird in der medizinischen Fachsprache auch Hodenretention oder Maldescensus testis genannt und kann bei neugeborenen männlichen Babys entstehen. Dabei befinden sich entweder ein oder beide Hoden nicht im Hodensack (Skrotum). Daher sprechen Ärzte in solch einem Fall von einer Lageanomalie der Keimdrüsen.
 
Der Hodenhochstand ist eine Erkrankung, welche bei neugeborenen männlichen Babys vorkommen kann
 
In der Regel entstehen bei einem männlichen Embryo die Hoden im Bauchraum. Während der Entwicklung im Mutterbauch wandern die Hoden über den Leistenkanal in den Hodensack hinein. Vom Bauchfell aus erreichen sie im Normalfall im siebten Schwangerschaftsmonat den Leistenkanal. Anschließend sollten sie vom Leistenkanal in den Hodensack wandern und dort bei einer termingemäßen Geburt zu tasten sein.
 
Wandert der Hoden in den ersten Monaten nach der Geburt nicht in die natürliche Position in den Hodensack zurück, dann ist eine Behandlung mittels Hormontherapie oder eine OP notwendig.

Welche Formen von Hodenhochstand lassen sich unterscheiden?

Bei einem Hochstand unterscheiden Mediziner zwischen verschiedenen Formen:
 

  • Bauchhoden (Kryptorchismus): Hierbei ist der Hoden in der Bauchhöhle verblieben und ist nicht Richtung Hodensack gewandert. Daher lässt er sich auch nicht von außen ertasten  und ist somit nur schwer lokalisierbar.
  • Leistenhoden: Ein Leistenhoden wird auch Kanalhoden genannt, da der Hoden hierbei im Leistenkanal feststeckt. Der Leistenkanal verbindet Bauchraum und Hodensack miteinander. Dadurch ist die Keimdrüse als Schwellung im Leistenbereich tastbar.
  • Gleithoden: Bei einem Gleithoden liegt der Hoden nicht direkt im Hodensack, sondern befindet sich in der Eingangspforte. Der Arzt kann ihn somit zwar ertasten und in das Skrotum hinunterziehen, jedoch gleitet er sofort wieder in seine Position zurück. Oft liegt dies daran, dass der Samenstrang nicht lang genug ist.
  • Pendelhoden: Der Pendelhoden ist im Vergleich zu den anderen Arten nicht immer behandlungsbedürftig. Denn bei einem Pendelhoden liegen die Hoden zwar im Hodensack, aber sie werden beispielsweise bei äußeren Reizen in den Leistenkanal gezogen. So kann er von allein auch wieder in den Hodensack wandern. Das heißt, der Hoden pendelt zwischen Hodensack und Leiste hin und her.
  • Hodenektopie: Bei dieser Form gerät der Hoden auf Abwege. Somit liegt er an einer Stelle abseits des üblichen Wegs und ist an sehr ungewöhnlichen Stellen zu finden. Diese Art von Hodenhochstand tritt jedoch nur sehr selten auf.

Wie sehen die Symptome bei einem Hodenhochstand aus?

Bei den neugeborenen Jungen ist ein Hodenhochstand nicht schmerzhaft und zeigt somit auch keine Symptome. Nur ein Arzt kann die Lageanomalie des Hodens daran erkennen, dass sich ein oder auch beide Hoden nicht in der natürlichen Position befinden. Das heißt, sie sind nicht im Hodensack ertastbar.
 
Ein Hodenhochstand muss nicht immer schmerzhaft verlaufen
 

Welche Ursachen hat ein Hodenhochstand?

Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein, wobei oft auch mehrere verursachende Faktoren zusammenspielen. Mögliche Ursachen für die Entwicklung eines Hodenhochstands kann eine anatomische Fehlbildung, wie beispielsweise ein enger Leistenkanal, sein. Dadurch kann der Hoden nicht in seine natürliche Position im Hodensack abgleiten und verbleibt so in der Leiste.
 
Auch eine hormonelle Störung, sowohl seitens der Mutter als auch des Ungeborenen, kann für einen Hodenhochstand verantwortlich sein. Denn es kann während der Schwangerschaft zu einer unzureichenden Ausschüttung des Wachstumshormons Gonadotropin kommen. In der Regel löst dieses Hormon das Abwandern der Hoden in den Hodensack aus. Bei einem Mangel an dem Hormon kann der Vorgang somit ausbleiben. Auch ein Mangel an Testosteron bei dem Jungen im Mutterbauch kann einen Hodenhochstand begünstigen.
 
Eine genetische Veranlagung für die Entwicklungsstörung kann ebenso Grund für die Lageanomalie sein. Denn wenn in einer Familie mehrere Fälle von Hodenhochstand bekannt sind, wächst auch das Risiko für die Erkrankung.

Welche Folgen hat der Hodenhochstand für die Patienten?

Vor allem im Erwachsenenalter kann der Hodenhochstand ein erhöhtes Risiko für einen Hodentumor darstellen und somit die Fruchtbarkeit des Mannes beeinträchtigen. Unbehandelt besteht ein bis zu 32-mal höheres Risiko, einen bösartigen Hodentumor zu entwickeln.
 
Zudem kann es zu einer Hodentorsion, Zeugungsunfähigkeit und einem Leistenbruch kommen, wobei einige Babys bereits mit einem Leistenbruch geboren werden. Bei der Hodentorsion dreht sich ein Hoden mit dem Samenstrang um die eigene Achse, dadurch werden die Blutgefäße in dem Bereich abgeschnürt und es kann zu einer Durchblutungsstörung kommen. Zudem ist dies meist besonders schmerzhaft, daher wird eine Hodentorsion sofort behandelt.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Hodenhochstand?

In der Regel kann der Arzt einen Hodenhochstand ertasten. In den meisten Fällen diagnostiziert der Spezialist den Hodenhochstand schon bei der Erstuntersuchung des Säuglings. Wenn der Arzt bei der ersten Untersuchung des Neugeborenen nicht beide Hoden im Hodensack ertasten kann, liegt meist ein Hodenhochstand vor.
 
In einigen Fällen kann der Arzt die Fehllage aber nicht allein durch das Abtasten erkennen. Dies ist vor allem bei bestimmten Formen, wie beispielsweise beim Pendelhoden, der Fall, da sich ein Pendelhoden bei Reizen von allein in die Leiste zurückzieht. So ist in einigen Fällen auch ein Ultraschall des Bauchraums und der Leistengegend sinnvoll, wobei auch weiterführende bildgebende Verfahren nötig sein können.
 
Der Hodenhochstand fällt meist schon bei der Erstuntersuchung des Neugeborenen auf
 

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Bei reifen männlichen Neugeborenen liegt die Häufigkeit eines Maldescensus bei 3 bis 6 Prozent. Von einer Hodenretention sind also meistens Frühgeborene betroffen. Denn dabei hat der Hoden oft noch nicht den Hodensack erreicht. Abhängig vom Geburtsgewicht und Geburtsalter liegt hier die Rate zwischen 30 bis nahezu 100 Prozent bei Frühgeburten mit einem Gewicht unter 900 Gramm.
 
Dies kann sich jedoch noch bis zum errechneten Geburtstermin ändern. Denn bei einigen neugeborenen Jungen wandern die Hoden erst kurz nach der Geburt in den Hodensack. Aber auch in den ersten sechs Lebensmonaten des Babys besteht die Möglichkeit, dass der Hoden vom Leistenkanal noch selbstständig weiter wandert.

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Bei der Behandlung einer Hodenretention ist das oberste Ziel, durch eine Hodenverlagerung in die natürliche Position, Spätschäden am Hoden zu verhindern. Ärzte warten meist ab, bis das Baby ein halbes Jahr alt ist und beginnen erst dann mit einer Behandlung, da in einigen Fällen die Möglichkeit besteht, dass der Hoden in den ersten sechs Monaten nach der Geburt von allein in den Hodensack wandert. Ein Hodenhochstand lässt sich mit Medikamenten oder einer Operation behandeln.

Wie funktioniert eine medikamentöse Behandlung?

Bei der medikamentösen Behandlung handelt es sich um eine Hormontherapie. Dabei soll der Hoden zum Abwandern angeregt werden, damit keine Operation erforderlich ist. Außerdem soll so die Reifung der Keimzellen stimuliert werden, um eine spätere Unfruchtbarkeit zu verhindern.
 
Hierbei werden die fehlenden Hormone den Babys als Nasenspray verabreicht. Die Ärzte beginnen diese Hormontherapie jedoch erst ab dem dritten Lebensmonat. Dabei beträgt die Behandlungsdauer durchschnittlich vier bis sieben Wochen.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

In erster Linie versuchen die Ärzte einen Hodenhochstand mit einer Hormongabe zu behandeln. Wenn dieses Therapieverfahren jedoch nicht zum Erfolg führt und der Hoden in den ersten sechs Lebensmonaten nicht von allein in seine angestammte Position wandert, dann bringt der Kinderchirurg den Hoden durch einen operativen Eingriff in die richtige Position in den Hodensack und fixiert ihn dort. Das nennt man auch Orchidopexie.
 
Der Hodehochstand lässt sich operativ behandeln. Doe Eltern werden zuvor umfassend aufgeklärt
 
Damit Schäden wie Hodenkrebs oder Unfruchtbarkeit verhindert werden können, muss die Behandlung bis zum ersten Lebensjahr erfolgreich abgeschlossen sein, denn das Hodengewebe kann bei unnatürlicher Lage beschädigt werden.

Was ist vor einer Operation zu beachten?

Vor einer Operation sollten die Eltern darauf achten, dass das Kind sechs Stunden vor dem Eingriff nüchtern ist. Das heißt, es darf weder essen noch trinken.

Wie verläuft die Operation bei einem Hodenhochstand?

Der Chirurg kann die Operation entweder minimalinvasiv oder mit einem kleinen Schnitt vornehmen. Dies hängt in erster Linie von der Ausgangslage, von der Art des Hodenhochstands und dem Alter des Kindes ab. Grundsätzlich öffnet der Arzt den Leistenkanal über einen kleinen Hautschnitt. Danach befreit der Chirurg Hoden und Samenstrang von dem restlichen Bindegewebe, damit sie sich im Leistenkanal frei bewegen können.
 
Anschließend kann der Hoden in den Hodensack verlagert werden und der Operateur durchtrennt Fasern des Hodenhebermuskels, damit der Hoden nicht wieder nach oben wandert. Im letzten Schritt wird der Hodensack im Hoden befestigt, indem er in der gewünschten Position mit einer kleinen Naht fixiert wird.

Was ist nach der Operation zu beachten?

Da der Eingriff in Vollnarkose erfolgt, bleibt das Kind auch nach dem Eingriff noch für einige Zeit unter Beobachtung, wobei die Narkose schnell nachlässt und die Kinder schnell wieder fit werden.
 
Jedoch sollte auch 24 Stunden nach dem Eingriff eine Aufsichtsperson bei dem Kind anwesend sein. Die Kinder können zwar schon am Tag des Eingriffs aufstehen, jedoch ist es besser, wenn sie in den ersten Tagen eher liegen.
 
Nach einer erfolgreichen Behandlung des Hodenhochstandes ist es auch wichtig, dass der Arzt die Hoden regelmäßig kontrolliert. Denn mit Wachstum des Jungen kann ein kurzer Samenstrang den Hoden wieder zurück in den Leistenkanal ziehen.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Die Operation des Maldescensus testis gilt zwar als risikoarm, jedoch können Komplikationen nicht immer vollkommen ausgeschlossen werden. Nur in seltenen Fällen kann es zu einer Verletzung der Gefäße oder der Samenleiter kommen. Jedoch erfolgt vor der Operation vom Arzt eine umfassende Aufklärung der Eltern was die möglichen Komplikationen angeht.

Lässt sich der Hodenhochstand vorgebeugen?

Eine Mutter kann einem Hodenhochstand kaum vorbeugen. Durch eine gesunde Lebensweise kann die werdende Mutter aber das ungeborene Kind teilweise vor Risikofaktoren bewahren. Wenn die Lageanomalie jedoch genetisch bedingt ist, so ist sie kaum zu verhindern. Ist ein Hodenhochstand in der Familie aber bereits vorgekommen, sollten die Eltern den Kinderarzt unbedingt darauf aufmerksam machen.
 
Kosten für einen Hodenhochstand werden übernommen

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Ja, die Kosten der Diagnose- und Therapieverfahren übernimmt die Krankenversicherung in der Regel. Vor allem, weil bei der Entwicklungsstörung die medizinische Notwendigkeit zur Behandlung besteht, um weitere Spätfolgen zu verhindern.


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Über die Autorin: Dr. Simone Hermanns

Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe


Dr. med. Simone Hermanns ist als Fachärztin am Universitätsspital Zürich tätig und unterstützt MOOCI seit Februar 2020 als medizinische Expertin für den Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe.

Seit nunmehr 7 Jahren arbeitet sie voller Energie und Lebenslust als Ärztin in verschiedenen klinischen Fachbereichen in Deutschland und der Schweiz. Die Liebe zur Medizin entdeckte Sie besonders im operativen Bereich,da die Vielfältigkeit dieses Bereichs immer wieder aufs Neue fasziniert.

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Dr. med. Aref Elseweifi

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