Morbus Ledderhose

Falls Du einen harten Knochen in der Fußsohle spürst, kann es sein, dass es sich dabei um die seltene Krankheit Morbus Ledderhose handelt. Wohl genetisch bedingt entsteht hierbei ein an sich harmloser Strang unter der Haut, der je nach Größe und Lage durchaus im Schuh drücken kann und beim Gehen Schmerzen auslöst. Alles, was Du über diese Erkrankung des Fußes wissen solltest, gibt es hier.


AUTOR

Medizinische Expertin

CO-AUTOR

Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Morbus Ledderhose

Was versteht die Medizin unter Morbus Ledderhose?

Bei Morbus Ledderhose, benannt nach dem deutschen Chirurgen Georg Ledderhose, handelt es sich um eine chronische, gutartige Erkrankung an der Fußsohle. Dabei wuchert das Bindegewebe an der Fußsohlensehne (Plantarfaszie), welche daraufhin verhärtet und knotige oder strangartige Veränderungen erzeugt.
 
Die Gewebswucherung kann sich in manchen Fällen auch besonders aggressiv ausbreiten und mit der Haut verwachsen oder tiefer in die Muskeln reichen, dann spricht man von einer Fibromatose. Treten die gleichen Symptome an der Hand auf, spricht man von Dupuytren-Krankheit oder -Kontraktur. Auslöser für diese Verformungen sind gutartige Tumore im Bindegewebe.

Was sind die Symptome bei Morbus Ledderhose?

Die Krankheit macht sich zunächst durch eine oder mehrere kleine Verhärtungen an der Fußsohle bemerkbar. Diese entstehen fast immer auf der Innenseite des Fußes und entwickeln sich zu einigen Zentimeter großen, verhärteten Knoten oder Strängen, die sich als Erhebung von der Fußsohle absetzen.

Betroffene verspüren häufig Schmerzen beim Gehen und ein unangenehmes Schwellungsgefühl an der Fußsohle. Ansonsten sind die Knoten, die durch die Ledderhosen-Krankheit hervorgerufen werden, allerdings harmlos.

Welche Grade von Morbus Ledderhose gibt es?

Die Krankheit ist chronisch und verläuft schubartig. Die Ausbildung eines Knotens erstreckt sich über einige Monate. Ist ein Knoten erst einmal ausgebildet, entwickelt er sich allerdings in der folgenden Zeit oft gar nicht mehr, oder nur geringfügig. Daher kann es nach einer ersten Diagnose sinnvoll sein, vorerst abzuwarten, da invasive Eingriffe mit vielen Einschränkungen und nicht selten nur geringem Erfolg verbunden sind.

 

Wird eine Operation notwendig, ist es wichtig, zunächst den Grad der Ausprägung des Morbus Ledderhose bei Dir festzustellen. Diesen kann der Chirurg häufig von außen diagnostizieren:

 

 

Grad 1: Fokale Erkrankung. Der leichteste Fall, bei dem der Knoten nur wenig Raum im Fuß einnimmt, und weder mit der Haut noch mit den Muskeln verhaftet ist.

Grad 2: Multifokale Erkrankung. Ähnlich zu Grad 1, allerdings hier mit mehr als nur einem Knoten oder Strang. Die verschiedenen Verhärtungen können um einen Herd herum ausgeprägt sein oder unabhängig voneinander auftreten.

Grad 3: Multifokale Erkrankung mit Verhaftung. Wie Grad 2, allerdings kommt hier erschwerend hinzu, dass der gutartige Tumor entweder mit der Haut verwachsen ist oder in die Muskeln des Fußes eingedrungen ist.

Grad 4: Multifokale Erkrankung mit Verhaftung. Der schwerste Grad, bei dem die Stränge sowohl mit der Haut, als auch mit den Muskeln verwachsen sind.

Welche Ursachen hat Morbus Ledderhose?

Obwohl die Ursachen der Krankheit noch nicht eindeutig bestimmt und bis heute nicht vollständig von der Wissenschaft verstanden sind, herrscht überwiegend Einigkeit darin, dass der Ausbruch zu großen Teilen genetisch bedingt ist. Ähnlich wie bei einer Krebserkrankung wird die Krankheit von wuchernden Zellen ausgelöst.
 
Zudem geht man davon aus, dass die Belastung des Fußes eine Rolle spielt und die Entstehung von Wucherungen insbesondere durch Verletzungen oder Vernarbungen im Fußgewebe ausgelöst oder angeregt wird.
 
Leidet man bereits an Morbus Dupuytren, also an ähnlichen Symptomen in der Hand, ist es wahrscheinlicher von Morbus Ledderhose betroffen zu sein. Männer haben ein doppelt so hohes Risiko der Erkrankung wie Frauen.

Welche Komplikationen können auftreten?

In seltenen Fällen können der Fuß oder einzelne Zehen durch die Verhärtung der betroffenen Sehne unangenehm gekrümmt werden. Außerdem sind große Verformungen anfällig dafür, sich zu entzünden. Der Morbus Ledderhose ist hartnäckig und Behandlungen sind, da wo sie notwendig sind, oft nicht erfolgreich.

 

Häufig kommt ein bereits erfolgreich therapierter Morbus Ledderhose in ähnlicher Größe wieder oder vergrößert sich sogar. Deshalb setzt man eher auf eine Behandlung der äußeren Symptome, indem man versucht, die Schmerzen zu lindern, oder orthopädische Schuhe verschreibt.

Wann sollte ich zum Arzt gehen?

Wenn Du einen Knoten im Fuß bemerkst oder Schmerzen beim Gehen hast, ist es ratsam, Deinen Hausarzt zu aufzusuchen. Ein Arztbesuch ist schon deshalb empfehlenswert, um die Möglichkeit anderer, schlimmerer Erkrankungen (wie bösartige Geschwüre und Wucherungen) auszuschließen.
 
Der Arzt kann Dir gegebenenfalls auch ein Rezept für orthopädische Einlagen oder Schuhe ausstellen oder Dich zum Orthopäden weiterverweisen. Schmerzmittel oder andere Hausmittel sollten immer erst nach Einholen eines ärztlichen Rats verwendet werden.

Wie diagnostiziert der Arzt Morbus Ledderhose?

Die seltene Krankheit zu erkennen ist oft nicht leicht, da es eine Reihe möglicher Ursachen für die augenscheinliche Verhärtung am Fuß gibt. Der Arzt wird immer zunächst Deine Krankheitsgeschichte abfragen, um ein Bild von Deinen möglichen Vorerkrankungen und den genauen Symptomen zu erhalten. Für viele niedergelassene Ärzte ist es möglich, den Fuß direkt mittels Ultraschall zu untersuchen, um Lokalisation und Größe der Verdickung genauer bestimmen zu können.

 

Der Hausarzt wird Dich anschließend wahrscheinlich an einen Orthopäden verweisen, wenn er einen Verdacht auf Morbus Ledderhose hat. Dieser kann weitere bildgebenden Verfahren, wie das MRT anwenden oder zuletzt auch eine Gewebeprobe entnehmen, um mehr Informationen zu erhalten.

Wie wird ein Morbus Ledderhose behandelt?

Wenn Du mit Morbus Ledderhose diagnostiziert wurdest, musst Du Dich damit abfinden, dass Wucherung nicht von allein verschwinden wird, und dass die Medizin noch kein Patentrezept gegen Morbus Ledderhose gefunden hat.
 
Zwar hilft in einem von drei Fällen eine Strahlentherapie, zum Beispiel mit Röntgenstrahlen, um die Knoten unter der Haut zu verkleinern. Um die Knoten komplett zu entfernen, ist jedoch ein chirurgischer Eingriff erforderlich, bei dem entweder die Verhärtung aus der Sohle herausgeschnitten wird oder sogar die ganze Sehnenplatte entfernt wird.
 
Dieser Eingriff ist in der Regel das letzte Mittel, da eine Operation am Fuß selbst langfristige Nebenwirkungen haben kann (dauerhaftes Unwohlsein im Fuß und Beschwerden bei Belastung des Fußes), und der Patienten anschließend oft wochenlang nicht gehen kann.
 
Die Druckmassage ist eine nicht etablierte Therapie, bei der die verhärteten Stränge leicht massiert werden und dadurch von selbst aufweichen sollen. Nach ärztlicher Absprache und Anweisung kann man die sanfte Massage sogar selbst zu Hause durchführen.
 
Um etwaige Schmerzen zu lindern, gibt es zum einen eine Reihe an Hausmitteln, die aber nicht immer und bei jedem Patienten anschlagen und rezeptfreie Schmerzmedikamente, wie Aspirin, Ibuprofen, etc. Letztendlich ist auch eine Physiotherapie für viele Betroffene eine Möglichkeit, besser mit der Erkrankung klarzukommen und die Schmerzen erträglicher zu machen.

Was kann ich selbst tun?

Bist Du von der Krankheit betroffen, solltest Du gut auf Deine Füße achten. Das heißt, sie nicht zu stark und vor allem zu lange zu belasten, und nicht zu enge Schuhe zu tragen. Das Tragen von gutem und bequemem Schuhwerk und Einlagen, vor allem, wenn man länger auf den Beinen ist oder Sport macht, kann viel beitragen.

 

Unterstützende Einlagen oder orthopädische Schuhe belasten die Füße nämlich gleichermaßen, wodurch der Druck von den schmerzenden Knochen genommen wird. Du kannst Dir für den Alltag spezielle Einlagen oder Schuhe anfertigen lassen, die eigens auf Deine Füße abgestimmt worden sind.

Mit diesen zusätzlichen Tricks lassen sich zudem die Symptome bekämpfen:

 

  • Wenn man die Fußsohlen mit ungewohnten, gleichmäßigen Reizen „überrascht“, zum Beispiel barfuß über Gras geht, hilft dies vielen gegen Schmerzen.

  •  

  • Um den Strang an der Fußsohle herum massieren. Wichtig ist es, die betroffene Stelle selbst nicht zu reizen!

  •  

  • Ein kaltes Fußbad nehmen oder den Knoten selbst mit einem kalten Tuch und Eis etwa eine Viertelstunde lang kühlen.

  •  

  • Auch regelmäßiges Dehnen des Fußes ist empfehlenswert.

Welche Folgen hat eine Erkrankung für Betroffene?

Im besten Fall fällt der Knoten nicht auf, und selbst im schlimmsten Fall kann man den Symptomen gut entgegenwirken. Nur in besonders schweren Fällen wird der Alltag stark eingeschränkt, oder eine komplizierte Operation der Fußsohle nötig, die Dich lange ans Bett und an Krücken fesseln kann. Das chronische Leiden kann Dich allerdings ein Leben lang einschränken. Das fängt damit an, sich bei Arbeit oder Sport zurücknehmen zu müssen, und geht hin zur Wahl des an die Erkrankung angepassten Schuhwerks.

Kann ich Morbus Ledderhose vorbeugen?

Da die Ursachenforschung hier noch zu keinen konkreten Ergebnissen gelangt ist, weiß man auch nicht, wie man dem Auftreten der Krankheit entgegenwirken kann. Die Indizien sprechen allerdings dafür, dass die Ledderhosen-Krankheit erblich bedingt ist.
 
Wann und wie stark die Krankheit auftritt, scheint allerdings durchaus damit zusammenzuhängen, inwieweit die Füße belastet werden: Starke, ungleichmäßige Belastung, insbesondere durch zu kleine oder unbequeme Schuhe sollten deshalb vermieden werden!

Wie ist die Prognose bei Morbus Ledderhose?

Während eine komplette Heilung bei Morbus Ledderhose nicht möglich ist, können doch auf verschiedenen Wegen die Beschwerden gelindert werden. Auch durch Strahlentherapien kann versucht werden, der Krankheit beizukommen. Die Wucherung kann chirurgisch aus dem Fuß geschnitten werden, allerdings ist eine endgültige Entfernung der Verhärtungen oft nicht erfolgreich, und mit nicht rechtfertigbaren Unannehmlichkeiten verbunden.
 
Da der Tumor aber gutartig ist, und sich auf eine bestimmte Größe beschränkt, gibt es Möglichkeiten, sich mit der Verhärtung zu arrangieren, und die Beschwerden in Absprache mit dem Arzt zu lindern.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Der Arztbesuch zur Diagnose sowie die Therapie werden normalerweise von der Krankenversicherung gezahlt, auch für Leistungen wie die Anpassung von Einlagen kann der Arzt Rezepte ausstellen. Für einige Leistungen der Physiotherapie kann man einen Antrag auf Kostenzuschuss stellen. Für die einzelnen Leistungen und Bestimmungen solltest Du Dich bei Deiner Versicherung informieren.

 
 

Wo bei Morbus Ledderhose der Schuh drückt. Knoten an der Fußsohle, teilweise belastungsabhängige Schmerzen und Probleme mit den Konfektionsschuhen – das kann ein Morbus Ledderhose sein. ÄrzteZeitung (letzter Zugriff: 22.01.2021)

Gutartige Erkrankungen. Universitätsklinikum Leipzig (letzter Zugriff: 22.01.2021)

Dupuytrensche Kontrakturund Ledderhose-Krankheit. Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützung. Deutsche Dupuytren Gesellschaft (letzter Zugriff: 22.01.2021)