Hammerzehe / Krallenzehe

Für viele Frauen sind High Heels mit Modebewusstsein und Weiblichkeit verbunden. Doch immer wieder heißt es auch, dass das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen zu Fußproblemen führen kann. Häufige Fehlstellungen des Fußes sind die Hammer- und die Krallenzehe. Ob dabei ein Zusammenhang mit High Heels besteht und wie Du eine Hammer- oder Krallenzehe behandeln lassen oder vorbeugen kannst, erfährst Du in diesem Beitrag.


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Inhaltsverzeichnis

Hammerzehe / Krallenzehe

Was versteht die Medizin unter einer Hammerzehe und einer Krallenzehe?

Bei einer Hammerzehe und einer Krallenzehe handelt es sich jeweils um eine Zehenfehlstellung. Anhand der Art der Fehlstellung können Mediziner beide voneinander unterscheiden. 
Von einer Hammerzehe sprechen Mediziner dann, wenn das Zehenmittelglied nach oben gebeugt ist und das Zehenendglied nach unten zeigt. Fallweise tritt jedoch auch eine Variante auf, bei der nur das Endglied von einer starken Beugung betroffen ist. Eine Krallenzehe zeichnet sich hingegen durch ein stark gebeugtes Mittel- und Endglied des Zehs auf, wobei das Zehengrundgelenk überstreckt oder aus dem Gelenk ausgekugelt ist. Oftmals besteht bei einer Krallenzehe kein Kontakt mehr zum Boden.

Wie sehen die Symptome der Hammer- und der Krallenzehe aus?

Optisch fällt eine hammerartige beziehungsweise krallenförmige Verformung der betroffenen Zehen auf, was gleichzeitig namensgebend für die jeweilige Erkrankung ist. Ob diese Fehlstellung Schmerzen verursacht, ist individuell verschieden. In einigen Fällen berichten Betroffene von keinerlei Schmerzen, wohingegen andere durch bestehende Schmerzen kaum noch gehen können. Beschwerden hängen jedoch nicht vom Grad der Fehlstellung ab. Schon ein gering ausgeprägter Hammerzeh kann zu starken Schmerzen führen, während andere Menschen mit stark ausgeprägtem Hammerzeh keine Symptome wahrnehmen.

Was sind die Ursachen für eine Krallenzehe und eine Hammerzehe?

In seltenen Fällen können Hammer- und Krallenzehen angeboren sein. Meist entwickeln sie sich allerdings im Laufe des Lebens. Die häufigste Ursache ist dabei das Tragen von unzweckmäßigem Schuhwerk. Durch hohe Absätze rutscht der Fuß im Schuh nach vorne, was zu einer Überlastung des Vorderfußes führen kann. Wenn die Schuhe dann zusätzlich noch zu eng oder zu klein sind, werden die Zehenspitzen zurückgedrängt und diese verkrümmen sich. High Heels können also tatsächlich zu Hammer- und Krallenzehen führen!
 Doch solche Zehenfehlstellungen sind nicht allein auf ungeeignete Schuhe zurückzuführen. Ebenso können andere Fehlstellungen des Fußes wie Hallux valgus sowie Platt-, Spreiz- oder Knickfüße zu Hammer-/ Krallenzehen führen. Als weitere Ursachen sind bestimmte Grunderkrankungen wie neuromuskuläre Erkrankungen und rheumatoide Arthritis sowie Unfallverletzungen zu nennen.

Wie verlaufen die beiden Erkrankungen?

Beide Erkrankungen zeigen in den meisten Fällen einen langsamen, aber fortschreitenden Verlauf – insbesondere, wenn die einer Hammer- oder Krallenzehe zugrunde liegenden Ursachen weiterhin bestehen bleiben. Im fortgeschrittenen Stadium sind die betroffenen Zehen oft versteift, sodass sie kaum mehr beweglich sind. Weiterhin können sie zwischen den anderen Zehen eingeklemmt sein und mitunter aus dem normalen Gelenk herausrutschen, wodurch Beschwerden sich verstärken können.

Was sind die Folgen für die Betroffenen?

Bleiben eine Hammer- und Krallenzehe unbehandelt, kann die Verformung fortschreiten und für Leidtragende neben einer kosmetischen Problematik vor allem eine erhebliche Einschränkung im alltäglichen Leben bedeuten. Mitunter bestehen starke Schmerzen und es kommt zur Bildung von unangenehmen Druckstellen und Hornhautschwielen. Des Weiteren ist es für Betroffene oft schwierig, überhaupt ein passendes Schuhwerk zu finden.

Wer ist davon betroffen?

Am häufigsten sind Frauen von einer Hammer- oder Krallenzehe betroffen. Das liegt zum einen am Tragen falschen Schuhwerkes, zum anderen aber auch daran, dass das Bindegewebe von Frauen schwächer ausgeprägt ist als das von Männern. Ein erhöhtes Risiko haben weiterhin Personen, die unter Grunderkrankungen leiden, die mit einer Fehlstellung der Zehen assoziiert sind.

Hammer- und Krallenzehe

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei einer Hammerzehe oder Krallenzehe sind zunächst nicht-operative Maßnahmen empfehlenswert. Insbesondere wenn sich die Zehen noch mit der Hand gerade biegen lassen, bietet sich eine konservative Behandlung an, die in Form einer Zehengymnastik und Fußpflege, die Schwielen und Hühneraugen beseitigt, erfolgen kann. Weiterhin solltest Du ein bequemes Schuhwerk mit weichem Leder oder einer Polsterung durch Filzringe oder Gummipolster tragen, sodass Druckstellen entlastet werden. Auch Hilfsmittel wie Spreizfußeinlagen oder Nachtschienen, die die ursächliche Formänderung beeinflussen, sind häufig Teil einer nicht-operativen Therapie. 
Bei schwerer Ausprägung der Fehlstellung oder erfolgloser konservativer Behandlung ist jedoch ein operativer Eingriff angezeigt.

Was passiert vor der Operation und was muss ich beachten?

Zur Planung einer Operation erfolgt im Vorfeld meist eine Röntgenaufnahme Deines Fußes. Wenn der Eingriff unter Vollnarkose stattfinden soll, untersucht ein Anästhesist vorher Deine Narkosefähigkeit. Falls eine Narkose ein zu großes Risiko darstellen sollte, kann entweder ein anderes Betäubungsverfahren zur Anwendung kommen oder ein operativer Eingriff ist grundsätzlich nicht empfehlenswert. Letzteres kann beispielsweise bei Durchblutungsstörungen in den Beinen der Fall sein. Weiterhin findet ein Aufklärungsgespräch mit Deinem Operateur statt, in dem dieser Dir den Behandlungsablauf schildert und Dich über mögliche Risiken und Komplikationen des Eingriffs aufklärt.

Blutverdünnende Medikamente solltest Du einige Tage vor der Operation nicht mehr einnehmen. Wenn Du auf die Einnahme bestimmter Arzneimittel angewiesen bist, solltest Du vorab mit Deinem Operateur klären, ob Du diese vor dem Eingriff zu Dir nehmen darfst. Weiterhin solltest Du einige Stunden vorher auf Essen und Trinken verzichten. Gleiches gilt für den Konsum von Zigaretten und das Kauen von Kaugummi.

Wie verläuft die Operation?

Die Operation einer Hammer-/ Krallenzehe erfolgt entweder unter Vollnarkose oder mithilfe einer Spinalanästhesie, bei der es zu einer Betäubung von Nerven des Fußes über den Rücken kommt. Über einen Hautschnitt kann der Chirurg das betroffene Gelenk darstellen und einen entlastenden Eingriff am Knochen und/oder den Sehnen vornehmen. Das genaue Vorgehen unterscheidet sich dabei je nach eingesetzter Operationsmethode. Wenn Du Dich in einer guten und stabilen Allgemeinverfassung befindest, ist in der Regel kein stationärer Aufenthalt notwendig, sodass Du nach einer gewissen Beobachtungszeit nach dem Eingriff die Klinik verlassen kannst.

Welche Operationsmethoden gibt es?

Zur operativen Behandlung einer Hammerzehe setzen Mediziner je nach Befund die Operationsmethode nach Hohmann oder nach Weil ein. Das Operationsverfahren nach Girdlestone kommt bei Krallenzehen zur Anwendung. Operation nach Hohmann

Das Operationsverfahren nach Hohmann basiert auf einer Verkürzung des Knochens im Zeh. Dabei setzt der Chirurg einen geraden Schnitt am Zeh, sodass das betroffene Gelenk sichtbar erscheint. Im nächsten Schritt dehnt er die Beugesehne auf und entnimmt einen Teil des Knochens – das Mittelgliedköpfchen. Wenn eine sehr straffe Fehlstellung vorliegt, erfolgt eine Sicherung mit einem Draht durch die Haut für zwei bis drei Wochen. Der Draht wird anschließend wieder entfernt. 
Durch die Entfernung des Knochenteils verkürzt sich die Knochenstrecke, was zu einer Entspannung der Weichteilstrecke führt.

Operation nach Weil

Beim Operationsverfahren nach Weil nehmen Mediziner eine Umstellung im Bereich des Mittelfußknochens vor, was zu einer Verkürzung und einer Stellungskorrektur führt. Nach einem Hautschnitt und einer Darstellung des erkrankten Gelenks zwischen Mittelfußknochen und Zehenbasis, eröffnet der Operateur die Gelenkkapsel und führt eine Knochendurchtrennung im oberen Abschnitt des Mittelfußknochens vor. Somit kann er den Knochen in die gewünschte Position verschieben. Eingesetzte Minischrauben stabilisieren die Umstellung des Knochens, die im Normalfall im Körper belassen werden können.

Operation nach Girdlestone

Die Operationsmethode nach Girdlestone beruht auf einer Sehnenverlagerung. Dabei löst der Mediziner die Gelenkkapsel im Grundgelenk des Zehs und führt daraufhin einen Schnitt an der Fußsohle durch, um die lange Beugesehne des Zehs zu lösen. Diese Sehne legt der Arzt im Anschluss an der Grundgliedbasis auf der Fußrückseite wieder an. Durch die Verlagerung der Sehne kommt es bei Aktivierung der Muskeln am Fuß zu einer Geradestellung des Zehengrundglieds.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Nach dem operativen Eingriff solltest Du nicht selbst Auto fahren und Dich auch nicht allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause bewegen. Wir empfehlen Dir, eine Abholung von Freunden oder Familienangehörigen zu organisieren oder Dich mit einem Taxi nach Hause fahren zu lassen. Falls Schmerzen bestehen sollten, kann die Einnahme eines Schmerzmittels erforderlich sein. Ratsam ist weiterhin, das betroffene Bein hochzulagern und den Fuß mit Eis zu kühlen. Ebenfalls solltest Du beachten, dass Du etwa zwei bis vier Wochen nach der Operation einen speziellen Schuh tragen musst. Anfangs solltest Du das Gehen auf ein Minimum beschränken. Nach einigen Tagen kannst Du jedoch versuchen, die Gehstrecken allmählich auszuweiten. Krankengymnastische Übungen können dabei helfen, Deine volle Mobilität schnell wieder zu erlangen. Besonders wichtig nach dem Eingriff ist es, in Zukunft passendes Schuhwerk zu wählen.

Welche Komplikationen können auftreten?

In der Regel handelt es sich bei der Operation einer Hammer-/ Krallenzehe um einen risikoarmen Eingriff. Dennoch können Komplikationen, wie auch bei anderen Operationen, nicht ausgeschlossen werden. Darunter zählen Knochen- und Gelenkinfektionen sowie Nerven- und Gefäßverletzungen. Da nach dem medizinischen Eingriff eine Ruhigstellung des betroffenen Fußes erfolgen sollte, besteht weiterhin ein erhöhtes Thromboserisiko, wobei Dein behandelnder Arzt diesem durch eine entsprechende Medikation vorbeugen kann. In seltenen Fällen kann es erneut zu einer Fehlstellung der Zehen kommen, wodurch gegebenenfalls eine weitere Operation erforderlich ist.

Ist das Ergebnis dauerhaft?

In den meisten Fällen lassen sich die durch eine Krallen- und Hammerzehe hervorgerufene Fehlstellung und Versteifung mithilfe einer korrekt ausgeführten Operation dauerhaft beseitigen, sodass Du in Deinem Alltagsleben nicht mehr beeinträchtigt bist. Auch bei sportlichen Aktivitäten sind meist keine Einschränkungen zu erwarten.

Kann ich eine Hammerzehe/ Krallenzehe vorbeugen?

Um Zehenfehlstellungen wie einer Hammer- oder Krallenzehe wirksam vorzubeugen, solltest Du auf richtiges Schuhwerk achten. Empfehlenswert sind flache Schuhe, die Deinen Füßen ausreichend Platz bieten und den jeweiligen Vorderfuß nicht übermäßig strapazieren. Nicht ratsam sind hingegen zu enge Schuhe, hohe Absätze und Schuhe, die hinten offen sind. Um den Fuß insgesamt zu stabilisieren, helfen Barfußlaufen und eine regelmäßige Gymnastik der Zehen. Weiterhin solltest Du beim Gehen darauf achten, Deine Füße ohne Einkrallen der Zehen abzurollen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen üblicherweise die Kosten für eine Hammerzehen- oder Krallenzehen-Operation. Du solltest trotzdem nachfragen, welche Operationsmethoden von Deinem Versicherungsträger übernommen werden. Dies kann Dir entweder Deine Krankenkasse selbst sagen oder Du fragst einfach unsere Spezialisten!