Varikozele

Das Gefühl eines gespannten oder auch volleren Hodens solltest Du auf keinen Fall unterschätzen. Diese Anzeichen können ein Hinweis auf eine Varikozele (Krampfader am Hoden) sein, die Dich nicht nur in Deiner Fruchtbarkeit beeinträchtigen, sondern auch symptomatisch für ein Geschwür sein kann. Hier erfährst Du alles über die Symptome, mögliche Folgen und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten von Varikozelen.


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Varikozele

ICD-10-GM-2020 I86

Was versteht die Medizin unter einer Varikozele?

Bei einer Varikozele handelt es sich um eine krampfaderartige Erweiterung des Venengeflechts des Hodens. In knapp 90 Prozent aller Fälle befindet sich diese Erweiterung auf der linken Hodenseite. Die zwei Hauptursachen für einen Krampfaderbruch sind Schwächen an den Venenklappen, welche verhindern sollen, dass es zu einem Blutrückstrom oder ein Abflusshindernis kommt. Diese Art einer Varikozele nennen Fachleute primäre Form.
 
Es gibt jedoch auch noch die sekundäre Form, die symptomatische Form genannt wird und auf andere Krankheiten, wie beispielsweise einen Tumor, hinweisen kann. Die sekundäre Varikozele ist immer mit einer anderen in Verbindung zu setzen und aus diesem Grund auch nicht zu vernachlässigen.
 
Die Varikozele entsteht dadurch, dass der Blutfluss in den Hoden gestört ist, wodurch sich das Blut staut, die Gefäße sich erweitern und sich schließlich die Krampfader bildet. Rund 30 Prozent aller Männer leiden an einer Varikozele. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von vierzehn bis vierundzwanzig sind betroffen. In jüngeren Jahren ist die Krankheit eher selten. Wenn eine Varikozele bei älteren Patienten auftritt, ist eine genaue Diagnostik unumgänglich, da es sich in den meisten Fällen um die symptomatische Form handelt. Das bedeutet, dass die Ursache genau geklärt werden muss, damit der Spezialist einen Tumor ausschließen kann.

Wie sehen die Symptome einer Varikozele aus?

Oftmals ist die Varikozele symptomlos und wird nur bei regelmäßigen Untersuchungen entdeckt, häufig nur durch einen Zufall. Manche Betroffenen zeigen aber auch Symptome. Bei dieser Erkrankung sind ein gefühlt schwerer, gespannter und prallerer Hodensack typisch. Erkrankte nehmen die Anzeichen oft im Stehen wesentlich intensiver wahr. Auf dem Hodensack zeichnen sich außerdem wurmartige Schwellungen ab, die bei erhöhtem Blutdruck oder auch beim Pressen sichtbar werden. Bei Kindern kann der Hoden auf der betroffenen Seite durch eine Hemmung des Wachstums kleiner sein, was auf eine gestörte Spermienproduktion hinweist.
 

Wie lässt sich eine Varikozele einteilen?

Spezialisten teilen Varikozele in zwei verschiedene Formen ein. Zum einen die primäre oder auch idiopathische und zum anderen die sekundäre oder symptomatische Form.
 
Die primäre Varikozele ist anlagebedingt und macht die überwiegende Anzahl aller Fälle von Krampfaderbrüchen aus. Wie bereits beschrieben, tritt diese Form meist auf der linken Seite auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die linke Hodenvene rechtwinklig in die linke Nierenvene mündet und anschließend erst in die untere Hohlvene, was den Blutfluss erschwert und einen Rückstau begünstigen kann. Im Gegensatz dazu mündet die rechte Hodenvene direkt und in einem spitzen Winkel in die untere Hohlvene, was günstiger für den Blutfluss ist.
 
Die sekundäre oder symptomatische Varikozele kann beidseitig auftreten. Spezialisten begründen dies damit, dass diese Form der Krankheit meist einen Tumor als Ursache hat. Bei diesem handelt es sich häufig um einem Tumor des Nierenbeckens oder des Harnleiters. Auch ein Thrombus, also ein Blutpfropf, oder ein Riss in den Hodenvenen ist eine mögliche Ursache für symptomatische Varikozele.
 

Was sind die Ursachen für eine Varikozele?

Die häufigste Ursache für den Blutrückstau, der zur primären Varikozele führt, ist ein Defekt der Venenklappen in der Hodenvene. Doch auch eine angeborene Gefäßwandschwäche oder eine venöse Abflussstörung infolge eines erhöhten Gefäßdrucks können diese Erkrankung herbeiführen. Zu einer Druckerhöhung kann es auch kommen, wenn die linke Nierenvene zwischen zwei Arterien eingeklemmt wird, wodurch wiederum ein Blutrückstau einsteht und die Hodenvene in Mitleidenschaft gezogen wird. In diesem Fall spricht man von einem Nussknacker-Phänomen. Die sekundäre Varikozele entsteht im Gegensatz dazu aufgrund einer anderen Erkrankung wie einem Tumor.
 

Welche Folgen kann eine Varikozele haben?

Neben den bereits angeführten Symptomen klagen Betroffene auch häufiger über Schmerzen. Die Erkrankung wird typischerweise in drei Schweregrade eingeteilt. Grad 1 liegt vor, wenn die Krampfader nicht sichtbar, aber unter Druck ertastbar ist. Von einer Grad 2 Varikozele sprechen Experten, wenn die Ader auch unter Ruhebedingungen tastbar ist. Die extremste Ausprägung ist dann Grad 3. In diesem Fall ist die Ader nicht nur tastbar, sondern auch sichtbar. Außerdem kann es sein, dass der Hoden an Volumen abnimmt, vor allem im Vergleich zu dem ohne Varikozele.
 
Sowohl die primäre als auch die sekundäre Form der Varikozele führt zu einem verminderten Blutrückstrom aus dem Hoden, was eine Verlangsamung des Blutes zur Folge hat. Dadurch erwärmt sich der Hoden. Dies wiederum beeinträchtigt die Spermienqualität und auch ihre Produktion. Dadurch kann Infertilität, also Unfruchtbarkeit, entstehen. Es kann auch zu Hormonstörungen kommen wie beispielsweise bei stimulierenden Hormonen. Zusätzlich können durch die Durchblutungsschwierigkeiten Hormone der Nebennieren in den Hoden kommen und dort zu Schäden führen.

Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Generell solltest Du Dich jährlich einmal durchchecken lassen. Vor allem Varikozele werden oftmals nur zufällig bei Untersuchungen entdeckt. Ansonsten solltest Du einen Arzt aufsuchen, wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Hoden schwerer oder auch angespannter ist. Wenn Du Schwellungen, hervorstehende Adern oder sogar Schmerzen in diesem Bereich bemerkst, solltest Du Dich auf jeden Fall an Deinen Arzt wenden.
 
Du solltest Dich auch an einen Spezialisten wenden, falls Du und Deine Partnerin einen Kinderwunsch habt und es einfach nicht klappen will. Dies kann nämlich ein Hinweis auf eine Varikozele sein, auch wenn sie vielleicht symptomlos ist. Es ist jedoch empfehlenswert, dass Ihr euch beide untersuchen und eventuell auch in einer Kinderwunschklinik beraten lässt.
 

Wie diagnostiziert der Arzt eine Varikozele?

Spezialisten diagnostizieren eine Varikozele sowie die Ausprägung der Aussackung durch Abtasten. Darauf basierend entscheiden sie, ob Du eine Behandlung benötigst. Zunächst stellt Dirn der Arzt diverse Fragen zu Deinen Symptomen und Ähnlichem. Anschließend wird er die Schwellung oder Ader in unterschiedlichen Positionen betrachten. Das heißt im Normalfall im Stehen, im Liegen und auch in der Hocke.
 
Um Tumore oder andere Geschwüre auszuschließen, führt der Spezialist auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Durch die Darstellung von Venen mithilfe von Röntgen-Kontrastmitteln können auch die Gefäße des Samenstrangs beurteilt werden. Da eine Minderung der Fruchtbarkeit durch eine Überwärmung der Hoden entstehen kann, sollte der Experte auf jeden Fall auch eine zusätzliche Spermienuntersuchung durchführen.
 

Wie lässt sich eine Varikozele behandeln?

Die Behandlung von Krampfadern im Hoden ist oftmals notwendig. Zum einen aufgrund der unangenehmen Symptome und zum anderen besteht die Gefahr der Unfruchtbarkeit. Gegen eine Varikozele gibt es keine Medikamente. Stattdessen führen Experten im Normalfall einen kleinen operativen Eingriff durch. Zu diesem wird vor allem geraten, wenn es wiederholt zu Schmerzen kommt, es eine Varikozele dritten Grades ist, Dir auffällt, dass sich das Hodenvolumen verkleinert hat oder Du die Varikozele als Behinderung wahrnimmst. Zur Behandlung von primären Varikozelen gibt es verschiedene Methoden.
 
Das Ziel aller Verfahren ist jedoch, die erweiterte Hodenvene zu verschließen. Die gesunden Venen, die rund um die betroffene liegen, übernehmen dann den Blutfluss. Man kann jedoch nicht garantieren, dass sich die Spermienwerte dadurch verbessern und das Hodenvolumen wieder wächst. Außerdem bemerkt man diese Änderungen oftmals erst Monate später. Bei einer sekundären Varikozele ist die Therapieform an die zugrunde liegende Krankheit anzupassen.
 
Eine nicht-operative Behandlungsmethode ist die sogenannte Varikozelensklerosierung. Hier spritzen Spezialisten eine Substanz in Deine Gefäße, die die betroffene Vene veröden. Das Blut kann dann gut über Deine anderen Venen fließen. Diese Verödungsmethode kann über einen Katheter durchgeführt werden, wobei du nur eine lokale Betäubung bekommst. Über Deine Leisten- und Nierenvenen wird der Katheter eingeführt und bis zur erkrankten Vene geschoben. Der Katheter kann vom behandelnden Arzt auch über einen kleinen Schnitt auf Höhe der Peniswurzel eingeführt werden, der Rest des Verfahrens bleibt aber gleich. Diese Behandlung ist allerdings in rund 30 Prozent aller Fälle nicht erfolgreich.
 
Eine weitere Möglichkeit zur Therapie ist eine Embolisation. Hier verschließt der Spezialist das erkrankte Gefäß künstlich. Dazu bringt er entweder einen Gewebekleber in Deine Gefäße ein oder setzt eine kleine Spirale ein.
 

Wann ist eine Operation bei einer Varikozele notwendig?

Ob ein chirurgischer Eingriff notwendig ist, entscheidet der Arzt nach der genauen Diagnose. Dabei sind vor allem der Schweregrad der Varikozele, die Symptome und auch die Beeinträchtigung auf Dein Leben und Deine Familienplanung ausschlaggebend.
 

Was muss ich vor der Operation beachten?

Generell gilt immer: Du musst vor einer Operation nüchtern bleiben. Das bedeutet, dass Du sechs Stunden vor dem Eingriff weder Flüssigkeiten noch Nahrung zu Dir nehmen darfst. Dies bezieht sich auch auf trübe Flüssigkeiten wie beispielsweise Milch. Wasser und Tee darfst Du im Normalfall bis etwa zwei Stunden vor der Operation konsumieren. Auch von Kaugummis und Zuckerl solltest Du lieber die Finger lassen! Wenn Du etwas zu Dir genommen hast, ist es unerlässlich, dass Du dies auch Deinem Arzt oder dem Pflegepersonal mitteilst. Ansonsten kann es zu Komplikationen kommen.
 
Raucher werden generell eher als Risikopatienten eingestuft als Nichtraucher. Dies ist auf die Wundheilungsstörungen, die Sauerstoffversorgung und auch auf die erhöhte Gefahr von Infektionen zurückzuführen. Vor allem in den Tagen direkt vor dem Eingriff solltest Du auf Zigaretten verzichten und falls notwendig, auf Tabakentwöhnungsmaßnahmen wie Nikotinpflaster oder Mentholkaugummi setzen. Falls Du regelmäßig Medikamente einnimmst, musst Du dies ebenfalls Deinem Arzt mitteilen. Es ist wichtig, dass Du Dich vor Deiner Operation genau erkundigst, was Dir erlaubt ist und was Du unterlassen sollst, um das Risiko auf Komplikationen während des Eingriffs so gering wie möglich zu halten.

Wie verläuft die Operation?

Es gibt verschiedene Operationsmöglichkeiten bei einer Varikozele. Spezialisten können entweder direkt am Hoden operieren, den Eingriff vom Bauch her beginnen oder auch die Leiste freilegen. Generell führen Spezialisten diese Operationen unter Vollnarkose durch.
 
Die klassische Operationstechnik ist eine Unterbindung der Venen oberhalb des Leistenkanals, also in der Leiste. In den meisten Fällen setzt der Arzt seitlich einen kleinen Bauchschnitt. Hier wird die Vene im Bereich des mittleren Harnleiters unterbunden.
 
Eine weitere neue Behandlungsform ist die sogenannte laparoskopische Varikozelektomie. Das bedeutet, dass die Vene mithilfe eines Laparoskops verödet wird. Ein Laparoskop ist ein schlauchähnliches Gerät, welches durch kleine Schnitte eingeführt wird. Dies ist ein minimalinvasiver Eingriff, was bedeutet, dass kaum Narben zurückbleiben werden und auch die Gefahr für Entzündungen oder eine schlechte Wundheilung ist deutlich geringer.
 

Was muss ich nach der Operation beachten?

Im Anschluss an eine Operation im Bereich der Hoden kann es sein, dass Du im Krankenhaus bleiben musst, damit die Ärzte Deinen Zustand überprüfen können. Es kommt hier jedoch auf die Größe des Eingriffs an. Das minimalinvasive Verfahren beispielsweise verläuft im Normalfall ohne lange Aufenthalte im Krankenhaus. Am Abend nach dem Eingriff kannst Du grundsätzlich auch wieder normal essen und trinken. Etwa eine Woche nach dem Eingriff entfernen Spezialisten dann die Nähte. Dies kann auch ambulant durchgeführt werden.
 
Generell solltest Du Dich einige Tage schonen. Vor allem das Gehen ist zu Beginn oft schmerzhaft, weswegen Du viel Ruhe brauchen wirst. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit ist von Patient zu Patient verschieden, beläuft sich im Normalfall allerdings auf etwa zwei bis drei Wochen, in denen Dich Dein Arzt krankschreibt.
 

Welche Risiken und Komplikationen birgt die Operation einer Varikozele?

Im Normalfall treten bei diesen Eingriffen kaum Komplikationen auf, wobei der Erfolg der Operation natürlich vom behandelnden Arzt abhängt. Blutergüsse, Verletzungen am Samenleiter oder Nebenhodenentzündungen kommen zwar teilweise vor, sind aber auch eher selten. Es kann jedoch zu Hydrozelen kommen. Dies sind Wasseransammlungen im Hoden, die zwar schmerzlos sind, aber Schwellungen hervorrufen. Sollte sich diese Hydrozele nicht von selbst zurückbilden, kann es sein, dass Du einen weiteren Eingriff benötigst.
 
Auch eine sogenannte Hodenatrophie kann auftreten. Das bedeutet, dass der betroffene Hoden stark verkleinert ist und damit auch in seiner Spermienproduktions- oder Hormonproduktionsfunktion beeinträchtigt ist.
 

Wie ist die Prognose bei einer Varikozele?

Die Prognosen bei einer Varikozele sind in der Regel gut, wenn die Behandlung erfolgreich ist. Du musst zwar weiterhin achtsam sein, aber im Normalfall besteht bei frühzeitigem Erkennen und Agieren keine Gefahr von Unfruchtbarkeit. Varikozele können jedoch auch erneut entstehen. Wenn die Varikozele unbehandelt bleibt, kann es zu schweren Schäden der Spermienproduktion, zu einem reduzierten Hodenvolumen und einer verminderten Funktion der Hodenzellen kommen. Bei symptomlosen Varikozelen, die keine Auswirkungen auf die Qualität der Spermien haben, müssen diese Folgen jedoch nicht eintreten.
 
Wenn bereits schwere Spermienschäden vorhanden sind, müssen auch chirurgische Eingriffe nicht erfolgreich sein. Stattdessen solltest Du Dich in diesem Fall von Deinem Arzt über alternative Fertilisationstechniken aufklären lassen. Die richtige und rechtzeitige Behandlung von Varikozelen ist bei rund 80 Prozent der Betroffenen erfolgreich, führt zu Schmerzfreiheit und auch das Hodenvolumen nimmt meist wieder zu. Darüber, ob sich auch die Spermienqualität wieder verbessert, gibt es keine genauen Erkenntnisse, es kann jedoch durchaus vorkommen.

Was kann ich selbst bei einer Varikozele machen und wie kann ich ihr vorbeugen?

Leider gibt es keine Möglichkeit einer Varikozele vorzubeugen oder selbst etwas aktiv dagegen zu machen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Du regelmäßig Untersuchungen von Deinem Arzt durchführen lässt. Außerdem solltest Du schnell reagieren, falls Dir etwas Ungewöhnliches auffällt, und Schmerzen im Intimbereich nicht auf die leichte Schulter nehmen.
 

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung einer Varikozele?

Wenn Du eine Krankenversicherung hast, stehen Dir generell stationäre oder ambulante Versorgungen, Arzneimittel und diverse andere Leistungen zu. Diese Kosten werden gänzlich von der Versicherung getragen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass Zuzahlungen entstehen, die Du selbst tragen musst. Die Behandlung von Varikozele deckt Deine Krankenversicherung also im Normalfall gänzlich ab.